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Zur Frage nach der Lokalisation der Hautempfindungen

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{"created":"2022-01-31T15:10:32.971602+00:00","id":"lit35983","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Kiesow, F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 56: 322-325","fulltext":[{"file":"p0322.txt","language":"de","ocr_de":"322\n[Aus dem Institut f\u00fcr experimentelle Psychologie (Fondation E. E. Pellegrini) der Universit\u00e4t Turin.]\nZur Frage nach der Lokalisation der Haut-\nempfindungen.\nVon\nF. Kiesow.\nIn den Jahren von 1909 bis 1913 ist aus dem mir unterstellten Institut von Dr. M. Ponzo unter Ber\u00fccksichtigung der einschl\u00e4gigen Literatur eine Reihe von Abhandlungen ver\u00f6ffentlicht worden, welche die Lokalisationserscheinungen der Hautempfindungen zum Gegenstand haben.1 Im 56. Bande dieser Zeitschrift haben E. von Skramlik2 und B. Mayer3 einige der PoNzoschen Pr\u00fcfungsergebnisse in R\u00fccksicht gezogen, leider aber nicht nach seinen ausf\u00fchrlichen Darstellungen, sondern nach den kurzen Zusammenfassungen, die in den Archives italiennes de Biologie erschienen sind. Da Dr. Ponzos Untersuchungen auf meine Veranlassung und unter meiner best\u00e4ndigen Mitarbeit durchgef\u00fchrt wurden, so mag mir gestattet sein, einige Angaben zu berichtigen, die sich in den Mitteilungen der genannten Autoren finden, sowie, soweit der Raum gestattet, kurz auf die Verschiedenheit einzugehen, wTelche in den Ergebnissen Frl. Mayers, die unter von Skramliks Leitung arbeitete, und denjenigen Dr. Ponzos hervortritt.\n1\tM. Ponzo, Memorie della R. Accadem. della Scienze di Torino. Serie II, t. LX, pp. 41\u2014106; 1909. \u2014 Ibid. t. LXI, pp. 15\u201454; 1910. Arch. ital. de Biologie, t. LV, fase. I; t. LVI, fase. II; t. LVIII, fase. II; t. LX, fase. II. \u2014 Archiv f\u00fcr die ges. Psychologie, XXII, S. 105; 1911. \u2014 Rivista di Psicologia, Anno VIII, X. 5; 1912. \u2014 Ibid., Anno IX, N. 5; 1913.\n2\tE. v. Skramlik, Zeitschr. f. Sinnesphysiologie 56, S. 69; 1925.\n3\t\u00df. Mayer, Ebenda, S. 141.","page":322},{"file":"p0323.txt","language":"de","ocr_de":"823\nZur Frage nach der Lokalisation der Hautempfindungen.\nBei der Behandlung der LokalisationsVorg\u00e4nge im Bereiche der Temperaturempfindungen liest man bei v. Skkamlik, dafs bei Ponzos Versuchen \u201edie \u00d6rtlichkeit eines Kalt- und Warmreizes bei geschlossenen Augen mittels eines Fingers oder eines St\u00e4bchens gezeigt\u201c ward.1 Die Angabe ist falsch. Wie der \\ erf. aus der \u00fcberaus klaren Darstellung in dem von ihm bebenutzten Resume, dem aufserdem Zeichnungen der von uns benutzten Instrumente beigegeben sind, eine solche Angabe herauslesen konnte, bleibt unverst\u00e4ndlich. \u2014 Dieselbe Angabe wiederholt sich bei der Besprechung der Lokalisation von Schmerzempfindungen. Zwar ward beim Aufsuchen des Reizortes bei den Schmerzempfindungen ein St\u00e4bchen benutzt, aber dieses war kein St\u00e4bchen gew\u00f6hnlicher Art, wie man nach v. Skramliks Darstellung vermuten mufs, sondern stellt einen kleinen Hilfs-apparat dar, auf dessen Anfertigung grofse Sorgfalt verwandt ward. Wenn v. Skramlik meint, dafs Ponzos Versuche noch keinen Aufschlufs \u00fcber die Gr\u00f6fse der Raumschwellen geben, so ist darauf zu erwidern, dafs die Lokalisation von Empfindungen und die Bestimmung von Raumschwellen zwei verschiedene seelische Funktionen sind, und dafs Ponzos n\u00e4chste Aufgabe darin bestand, die erstere zu untersuchen. \u2014 Was endlich den Mangel betrifft, unter dem nach v. Skramlik Ponzos Versuche leiden sollen, insofern nicht recht klar werde, \u201ewie bei den Schmerzempfindungen die Ber\u00fchrung ausgeschaltet war\u201c 3, so h\u00e4tte der Verf. seine Meinung vielleicht ge\u00e4ndert, wenn er die ausf\u00fchrliche Darstellung Ponzos zu Rate gezogen und aufserdem den einen oder den anderen der dort beschriebenen Versuche selbst nachgepr\u00fcft h\u00e4tte. \u2014 Aus v. Skramliks Mitteilung geht nicht hervor, was er unter \u201eBer\u00fchrung\u201c und \u201eBer\u00fchrungsempfindung\u201c versteht. Meint er damit im Sinne v. Freys 4, auf dessen Ausf\u00fchrungen er sich bezieht, einen sehr leisen und fl\u00fcchtigen (nach meinen Beobachtungen immer diffusen) taktilen Eindruck, wie man ihn bei Reizung eines Tastpunktes vermittels eines Reizhaares zu erzeugen vermag, dessen Spannungswert sehr nahe der Schwelle liegt, oder wie man ihn auch beobachten kann, wenn man einen Hautpunkt reizt, der in der unmittelbaren N\u00e4he eines wirklichen\n1\tE. v. Skbamlik, a. a. O., 8. 125 (von mir gesperrt).\n2\tEbenda, S. 136.\n3\tEbenda.\n4\tM. von Fbey, Zeitschr. f. Biologie 76, S. 4f., 1922.","page":323},{"file":"p0324.txt","language":"de","ocr_de":"324\nF. Kiesow.\nTastpanktes gelegen ist, so kann ich ihn versichern, dafs eine solche Empfindung bei Ponzos Versuchen gar nicht in Frage kommt. Sollte er aber der Ansicht sein, dafs wir nicht gen\u00fcgend auf die Ausschaltung von charakteristischen Druck- oder (besser) Tastempfindungen bedacht gewesen seien, so mufs ich ihn auf Ponzos ausf\u00fchrliche Darstellung verweisen, wo er \u00fcber diese Frage hinreichende Aufkl\u00e4rung erhalten wird. Wer unsere Beobachtungen gewissenhaft nachpr\u00fcft, wird sich von der Richtigkeit von Ponzos Angaben \u00fcberzeugen. Dabei ist nicht aus dem Auge zu verlieren, dafs alle unsere Pr\u00fcfungen bei maximaler Einstellung der Aufmerksamkeit auf den zu erwartenden schmerzhaften Eindruck ausgef\u00fchrt wurden. Nur solche Eindr\u00fccke sind lokalisiert worden.\nWas die Ausf\u00fchrungen von Frl. Mayer1 betrifft, so erlaube ich mir zun\u00e4chst nochmals die Bemerkung, dafs Dr. Ponzo nie und nirgends von \u201eBer\u00fchrungsempfindungen\u201c spricht. \u2014 Wie es nach der Verf. m\u00f6glich sein soll, dafs durch ein seelisches Verschmelzungsprodukt, in welchem die Schmerzempfindung derart dominiert, dafs die \u201eDruckempfindung\u201c von der letzteren gewissermafsen \u00fcberschluckt wird, ein Lokalisationseffekt erzielt werden kann, f\u00fcr den die nicht zum Bewufstsein kommende Komponente das entscheidende Moment abgibt, ist nicht gut zu begreifen. \u2014 In bezug auf die Entscheidung, welche die Verf. f\u00fcr die Beantwortung der Frage nach der verschiedenartigen Lokalisation der Tast- und Schmerzempfindungen f\u00fcr sich in Anspruch nimmt, hege ich einen starken Zweifel dar\u00fcber, ob diese Entscheidung wirklich als eine absolute angesehen werden darf. Nach meinem Daf\u00fcrhalten ist sie vielmehr von sehr relativer Art, insofern sie nur f\u00fcr die Bedingungen Geltung haben kann, unter denen die Verf. arbeitete, und die von denjenigen, unter denen Dr. Ponzo seine Versuche anstellte, g\u00e4nzlich verschieden sind. Dazu kommt, dafs v. Freys neue Methode mit der Stachelborste auf Grund der von ihm selbst gemachten Bestimmungen in ihrer Anwendbarkeit eine derartige Einschr\u00e4nkung erf\u00e4hrt, dafs sie sich, so hoch ihr Wert sonst eingesch\u00e4tzt werden mufs, f\u00fcr die L\u00f6sung der Frage, welche Dr. Ponzo gestellt war, nicht geeignet h\u00e4tte, auch wenn sie zu der Zeit, als er seine Versuche ausf\u00fchrte, bereits bekannt gewesen w\u00e4re. Ent-\n1 B. Mayer, a. a. O., S. 143.","page":324},{"file":"p0325.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Lokalisation der Hautempfindungen.\n325\nsprechend dieser Einschr\u00e4nkung arbeitete die Verf. an zwei Hautstellen, der Beugeseite des Oberarms und der Schl\u00fcsselbein* gegend, w\u00e4hrend Ponzo 25 Hautgegenden zu untersuchen hatte. Es waren dieselben, f\u00fcr welche er schon die Lokalisationsverh\u00e4ltnisse der Tastempfindungen bestimmt hatte. \u2014 Nach den Angaben der Yerf. sind die von ihr untersuchten Hautstellen \u201ewenig oder gar nicht behaart\u201c (?)1 Da sie weder Tast- noch Schmerzpunkte auf der Haut vorher genau markierte, so dr\u00e4ngt sich auf Grund der ganzen Versuchsanordnung, die sie befolgte, der Zweifel auf, ob, was sie als Tast- und Ber\u00fchrungsempfindung bezeichnet, wirklich in allen F\u00e4llen der Bedeutung entspricht, die man diesen Ausdr\u00fccken beizulegen pflegt. Es ist bekannt, dafs diffuse Tasteindr\u00fccke nicht immer leicht von den sehr schwachen Anfangsstadien der Schmerzempfindung unterschieden werden.\nUm zusammenzufassen: Die Ergebnisse der Verf. und diejenigen Ponzos sind wegen der Verschiedenheit der Bedingungen, unter denen sie gefunden wurden, \u00fcberhaupt nicht gut vergleichbar. Wir halten unsere Ergebnisse, nach denen die schmerzhafte Stichempfindung im allgemeinen etwas besser lokalisiert wird als die Tastempfindung, nach wie vor aufrecht. Man mag die Ergebnisse unter gleichen Bedingungen nachpr\u00fcfen und danach das Urteil f\u00e4llen. Nur ein solches Urteil kann f\u00fcr uns Wert haben.\nSchlie\u00dflich sei mir noch gestattet, den Wunsch auszusprechen, dafs auch innerhalb der physiologischen Forschung die psychologisch l\u00e4ngst \u00fcberwundene Lehre von den \u201eSeelenverm\u00f6gen\u201c endlich verschwinden m\u00f6ge. Was man unter einem \u201eLokalisationsverm\u00f6gen\u201c, oder einem \u201eabsoluten Erkennungs- und einem Unterscheidungsverm\u00f6gen\u201c bei einem \u201eSinneswerkzeug\u201c 2 zu verstehen hat, ist schlechterdings nicht einzusehen.\n1\tEbenda, S. 143.\n2\tE. v. Skr Amlik, a. a. O., S. 69 f.","page":325}],"identifier":"lit35983","issued":"1925","language":"de","pages":"322-325","startpages":"322","title":"Zur Frage nach der Lokalisation der Hautempfindungen","type":"Journal Article","volume":"56"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:10:32.971608+00:00"}

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