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{"created":"2022-01-31T16:44:16.467897+00:00","id":"lit35991","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Eichler, Walter","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 61: 154-193","fulltext":[{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154\n(Aus dem physiologischen Institut der Universit\u00e4t Jena)\nDer rhythmische Wechsel in der Auffassung r\u00e4umlich-zweideutiger geometrischer Figuren\n(Zugleich ein Beitrag zur Frage nach der physischen Grundlage\neines Erlebnisses)\nVon\nWalter Eichler (Jena)\nMit 4 Abbildungen im Text\nI. Einleitung\nBei zuf\u00e4lligem Anstarren1 \u2014 also unter Ausschaltung einer bewu\u00dften Fixation \u2014 der bekannten, ohne perspektivische Verk\u00fcrzung gezeichneten W\u00fcrfelfigur (Abb. 1), bemerkte ich pl\u00f6tzlich, da\u00df ich eigentlich nur wenig und jeweils nur ganz kurze Zeit deutlich etwas von der gerade in mir herrschenden Auffassung (z. B. linkes Quadrat vorn oder hinten liegend) wu\u00dfte, da\u00df ich dagegen den Umschlag von Auffassung zu Auffassung sehr lebhaft empfand, offenbar deshalb, weil in regelm\u00e4\u00dfigen kurzen, zeitlichen Abst\u00e4nden Umschlag auf Umschlag erfolgte. Was ich also so lebhaft empfand, war die Rhythmik des Umschlages. Es gelang mir sofort, diese Beobachtung zu wiederholen, und ich konnte feststellen, da\u00df tats\u00e4chlich auch meine r\u00e4umliche Anschauung der Figur rhythmisch wechselte, da\u00df mir aber das, was\n1 Unter Anstarren der Zeichnung verstehe ich eine dauernde binokulare (foveale) Einstellung auf einen festen Punkt der Zeichenebene, so da\u00df der Punkt einfach, nicht doppelt gesehen wird, aber doch derart, da\u00df der Punkt trotz fovealer Einstellung nicht bewu\u00dft gesehen wird; man blickt hin und sieht ihn nicht. Unter Fixation verstehe ich dagegen ein bewu\u00dftes Sehen des Punktes. Nicht verstehe ich unter Anstarren ein Blicken in die Ferne, d. h. hinter die Zeichnung. Der angestarrte Punkt liegt zweckm\u00e4\u00dfig nicht auf einer der Linien der Figur. Auf den Unterschied von Anstarren und Fixieren komme ich sp\u00e4ter zur\u00fcck.","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythm. Wechsel in der Auffassung r\u00e4umlich-zweideutig er geom. Figuren 155\nich zu sehen glaubte, nur kurz nach dem Umschlag mit wachsender und dann sinkender Deutlichkeit bewu\u00dft war, da\u00df dann aber eine erlebnisarme Zeitspanne verging, bis zum n\u00e4chsten Umschlag, der mir eine kurz dauernde, aber deutlich bewu\u00dfte gegenteilige Auffassung mit entsprechend zu- und abnehmender Deutlichkeit vermittelte, usf. Hatte ich dagegen die Absicht eine der beiden Auffassungen festzuhalten, so gelang mir das Festhalten eine Zeitlang, bis pl\u00f6tzlich und ganz unerwartet doch die gegenteilige Auffassung hervortrat. Diese Beobachtung ist bekannt \\ die Rhythmik des Umschlages aber, wie ich annehme, nicht. Es lag nahe, die Dauer von Umschlag zu Umschlag zu messen und festzustellen, ob eine wirkliche Rhythmik vorhanden ist und welche Regelm\u00e4\u00dfigkeit sie besitzt.\nAbb. 1\nAbb. 2\nAbb. 3\nII. Versuchsergebnisse\nDie zur Messung der Zeiten erforderliche Versuchsanordnung besteht aus einem Hippschen Chronoskop, das Viooo Sek. abzulesen gestattet, einem Taster und zwei Akkumulatoren. Dr\u00fcckt man im Augenblick eines Umschlags die Taste und l\u00e4\u00dft man sie beim n\u00e4chsten Umschlag wieder los, so flie\u00dft w\u00e4hrend der Dauer des Niederdr\u00fcckens ein Strom durch die Uhr. Da diese die Dauer des Stromflusses abzulesen gestattet, hat man also die M\u00f6glichkeit, das zwischen zwei Umschl\u00e4gen liegende Intervall (einschlie\u00dflich Reaktionszeiten) zu messen. Ich ging so vor, da\u00df ich ein oder zwei Umschl\u00e4ge beobachtete, pl\u00f6tzlich das folgende Intervall messend herausgriff und dann die Zeigerstellung notierte. Das wiederholte ich mehrmals, wozu ich bemerke, da\u00df mir nach jeder\n1 Die \u00fcber den Gegenstand vorliegende Literatur ber\u00fccksichtige ich, um Wiederholungen zu vermeiden, sp\u00e4ter bei der Besprechung der gesamten Ergebnisse.","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156\nWalter Eichler\nMessung die gemessene Zeit nicht genau bekannt war, sondern nur die Zeigerstellung, da\u00df ich erst am Schlu\u00df der Versuchsreihe aus den Differenzen der Zeigerstellungen die gemessenen Intervalle berechnete. Durch das Ablesen und Niederschreiben der Zeigerstellung entstand also jedesmal eine ablenkende Pause, so da\u00df die m\u00f6gliche Gefahr eines mechanisch gleichm\u00e4\u00dfigen Dr\u00fcckens der Taste einigerma\u00dfen vermieden wurde. Tats\u00e4chlich ist diese Gefahr nicht vorhanden, denn man reagiert so lebhaft auf den tats\u00e4chlichen Umschlag, nicht fr\u00fcher und nicht sp\u00e4ter, da\u00df ein anderes Intervall als das vom Umschlag geforderte, gar nicht getastet werden kann. 1 Aus mir heute nicht mehr bekannten Gr\u00fcnden nahm ich die ersten JVfessungen nicht an dem zuerst beobachteten W\u00fcrfel, sondern an einer Becherfigur vor, wie\nsie in Abb. 3 dargestellt ist. Die ersten gemessenen Zeiten waren (siehe Tab. 1):\nTabelle 1\nVersuch am 6. 11. 1929\nBecher:\t\t\tW\u00fcrfel:\t\n[Becher]\t[Becher]\t[Kopf]\t[Kopf]\t\t\n742\t911\t923\t1971\t2004\t1119\n1092\t949\t651\t1014\t2329\t1292\n1204\t969\t1572\t870\t2722\t1664\n808 sp\u00e4ter: 905 sp\u00e4ter: 853\t\t1221\t2181 sp\u00e4ter:\t1656\n892\t823\t560\t677\t1947\t1603\n1001\t923\t1266\t1157\t1062\t1165\n769\t896\t1103\t496\t1572\t744\nMw: 930(7\t909 (7\tMittel :\t1024 6\tkein Mw.\tMw: 1320(7\n[Becher] ist die Dauer, w\u00e4hrend der ich das Infeld als Figur sah, also das Erlebnis \u201eBecher\u201c hatte, [Kopf] die Dauer, w\u00e4hrend der ich das Umfeld als Figur sah, d. h. als zwei sich anblickende K\u00f6pfe. Erst im Anschlu\u00df hieran ma\u00df ich die Intervalle \u00bbf\u00fcr die W\u00fcrfelfigur und zwar nur f\u00fcr eine Auffassungsweise. W\u00e4hrend sich also f\u00fcr die Becherfigur eine mehr oder weniger gro\u00dfe Regelm\u00e4\u00dfigkeit der gemessenen Zeiten ergab, besonders f\u00fcr die Mittelwerte, zeigten die Werte f\u00fcr den W\u00fcrfel zun\u00e4chst gro\u00dfe Schwankungen, um aber nach einer Pause regelm\u00e4\u00dfiger und auch kleiner zu werden j die mit Tinte fl\u00fcchtig skizzierte, kleine und wenig plastische\nEine gute Aufmerksamkeit vorausgesetzt.","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythm. Wechsel in der Auffassung r\u00e4umlich-zweideutig er geom. Figuren 157\nFigur wird diese Schwankungen veranla\u00dft haben, denn sp\u00e4ter zeigte es sich, da\u00df gut gezeichnete geometrische Figuren wie der NECKERsche W\u00fcrfel und die ScHR\u00d6DERsche Treppe, subjektiv viel weniger anstrengend zu beobachten sind, als gerade die Becherfigur, deren Zweideutigkeit ganz andere und viel komplexere Grundlagen hat. Die gro\u00dfen Werte der ersten Reihe (W\u00fcrfel) sind offenbar darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren, da\u00df ich doch fixierte und nicht passiv den Umschlag erwartete, ein Umstand, auf den ich sp\u00e4ter zur\u00fcckkomme. Auffallend ist die gute \u00dcbereinstimmung der Mittelwerte selbst f\u00fcr die beiden ganz verschiedenen Figuren wie Becher und W\u00fcrfel. Um festzustellen, ob auch die ScHR\u00d6DERsche Treppe, die ich in der in Abb. 2 dargestellten Weise zeichnete (also ohne die vordere und hintere Wandbegrenzung, d. h. als reine Stufenfolge), \u00e4hnliche Zeiten herauskommen, ma\u00df ich die Intervalle am folgenden\nTage und\tzwar morgens das Intervall [A] und [B] ([A] = Dauer\t\nder Auffassung: \u201eBlick auf die Treppe\u201c,\t\t[B] = Dauer der Auf-\nfassung: \u201e\tBlick unter die Treppe\u201c), siehe\tTab. 2.\n\tTabelle 2\t\n\tTreppe 7. 11. 29\t\n\tmorgens\tabends\n[A]\t[B]\t[Ca]\n1139\t973\t(6513)\n977\t1458\t(2940)\n1222\t1190\t(5009)\n1053\t856\t(4809)\n(1475) !\tzn lang\t921\t2191\n1139\t958\t2708\n1006\t915\t2479\n894\t932\t2027\n1097\t1146\t2012\n946\t1307\t2229\n927\t699\t2274 a\n1060 o\t792\t\n\t1010 a\t\nAuch hier ergibt sich eine recht gute Regelm\u00e4\u00dfigkeit; die Mittelwerte von [A] und [B] sind fast gleich, d. h. man sieht, wenn man die Reaktionszeiten zun\u00e4chst nicht in Rechnung zieht, die Treppe ebenso lang von oben [A] wie von unten [B]. Der eine in der Tabelle eingeklammerte Wert wurde vor der Ablesung der Uhr bereits als zu lang empfunden, und zwar infolge ver-","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158\nWalter Eichler\nsp\u00e4teten Loslassens der Taste (alle eingeklammerten Werte werden nicht in das Mittel einbezogen). In der Annahme, da\u00df die beiden Werte [A] und [B] zusammen ebenso lang sein m\u00fc\u00dften, wie das Intervall [CA], w\u00e4hrend dessen ich die Treppe von oben und von unten sehe, habe ich letzteres Intervall abends gemessen und fand tats\u00e4chlich etwa den doppelten Wbrt von durchschnittlich 2274 a (s. Tab. 2). Diese Messung stellte sich als erheblich schwieriger heraus als die erste von [A] und [B], so da\u00df zuerst (durch Fixieren?) 4 sehr hohe Werte erschienen, dann aber pl\u00f6tzlich und fortlaufend kleine dicht um das Mittel spielende Werte. Da es unm\u00f6glich ist, alle Protokolle hier anzuf\u00fchren, bringe ich jetzt nur noch eines (Tab. 3), das am folgenden Tage morgens aufgenommen wurde, in der dargestellten Reihenfolge, und etwa 40 Minuten in Anspach nahm. Die Werte [CB] entsprechen jenen von [CA] und stellen die Gesamtdauer des Anblicks von unten und oben dar. Um die Bezeichnungen also noch einmal kurz zusammenzufassen: [A] = \u201eoben\u201c, [Bl = unten\u201c [CA] = \u201eo\u201c und \u201eu\u201c, [C\u00df] = \u201eu\u201c und \u201eo\u201c.\nWie die Zahlen der Tab. 3 zeigen, ist die Regelm\u00e4\u00dfigkeit der gemessenen Zeiten eine \u00fcber Erwarten gute und doch nicht so gro\u00df, da\u00df der Verdacht eines mechanischen Tastens aufkommen k\u00f6nnte. ^ Die Regelm\u00e4\u00dfigkeit ist darum so gro\u00df, weil es mir erst durch \u00dcbung sicher m\u00f6glich wurde, ohne Fixierung das Bild zu betrachten, eine herrschende Auffassung nicht festhalten zu woben, vielmehr passiv starrend den Umschlag abzuwarten, ferner, weil die Reaktion auf den Umschlag auch \u00dcbung erfordert.\nTabelle 3\n\tTreppe 8. 11.\t29, vorm.\t\n[A]\t[Ca]\t[B]\t[Cb]\n957\t(3801)\t1100\t1798\n938\t2376\t907\t1869\n1062\t1907\t1009\t2112\n837\t1864\t859\t2691\n1049\t1940\t844\t2530\n952\t1976\t952\t1850\n974\t1931\t946\t1804\n872\t2210\t1101\t1949\n1122\t2282\t955\t2119\nMittel: 974 o\t2023 a\t964 a\t2430\n2135 a","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"Bhythm. Wechsel in der Auffassung r\u00e4umlich-zweideutiger geom. Figuren 159\nDie aus s\u00e4mtlichen an mir vorgenommenen einleiten den Versuchen errechneten Mittelwerte sind chronologisch in Tab 4 zusammengefa\u00dft (die Bedeutung der Spalte Tiber ergibt sich aus der weiteren Besprechung). Vergleicht man die 4 Tabellen, so ist auffallend, da\u00df die einfachen Zeiten [A] und [B] f\u00fcr die 3 z. T. sehr verschiedenen Zeichnungen sich doch dicht um 1000 a, d. h. eine Sekunde bewegen, da\u00df die Zeiten [CA] und [CB] bei etwa 2200 a hegen. Dies ist um so bemerkenswerter, da die Untersuchungen sich \u00fcber 18 Tage erstrecken. Da\u00df dieses auch weiterhin der Fall blieb (mit Ausnahme der 3 letzten Versuche vom 8. 11., wo bis zu 50 \u00b0/o h\u00f6here Werte herauskamen (s. Tab. 4), beweisen die ersten 4 Spalten der Tab. 6 (Vp. II). F\u00fcr 4 weitere Vpn., Vp. I, III, IV, V, gilt das gleiche (s. Tab. 6). F\u00fcr Vp. IV hegen au\u00dferdem noch folgende Mittelwerte vor (Treppe)-\n7. 11. 29: [B] = 1470 a, 8. 11. 29: [B] = 1529 a, [CB] = 3432 a, gewonnen aus den einleitenden Versuchen an Vp. IV.\nMeinen Vpn.. cand. med. Joachim Cremer (Vp. I), stud. med. Hans Frieder (Vp. Ill), stud. med. Helmut Gutmann (Vp. IV) und Dr. med. Gerd Sommer (Vp. V), m\u00f6chte ich auch an dieser Stelle f\u00fcr ihre durchaus nicht leichte Mitarbeit an den Versuchen meinen Dank aussprechen. An diesen Vpn. habe ich die Versuche ausschlie\u00dflich mit der Treppe vorgenommen.\nDiejenigen Vpn., die die Treppe noch nicht kannten, sahen sie, wie immer, zuerst nur von oben. War aber erst einmal der Umschlag da und forderte man sie auf einen beliebigen, aber festen Punkt anzustarren (siebe Fu\u00dfnote S. 154), nicht aber eine gewisse Auffassung fixieren zu wollen, so gelang ihnen ohne weiteres der dauernde Wechsel. Von einem strengen rhythmischen Wechsel sagte ich vorerst nichts, vielmehr beschr\u00e4nkte ich mich auf die Best\u00e4tigung, da\u00df tats\u00e4chlich ein dauernder Wechsel stattfindet, und auf die Mitteilung meiner Absicht, die Dauer der Intervalle [A], [B], [Ca] und [Cb] messen zu wollen, um zu sehen, was herauskommt. Von der Gr\u00f6\u00dfenordnung der Zeiten sagte ich gar nichts. Es zeigte sich, da\u00df die Vpn. ganz von selbst zu charakteristischen Zeiten kamen, nachdem sie einmal gelernt hatten, eine bestimmte Auffassung nicht fixieren und auch nicht aufgeben zu wollen (!), vielmehr ganz passiv zu bleiben und abzuwarten. Bemerkenswert ist, da\u00df die Vpn. \u00f6fters spontan gewisse Reaktionen als sehr gut bezeichneten, wobei sich sp\u00e4ter herausstellte, da\u00df diese Zeiten meist dicht am errechneten Mittelwert lagen. Andererseits kam es oft vor,\nda\u00df die Vp. angaben, zu sp\u00e4t reagiert zu haben, der Umschlag sei bereits fr\u00fcher erfolgt.\nEine Vp. \u2014 ihre Ergebnisse sind nicht genannt \u2014 stellte sich nach einer Sitzung als nicht geeignet heraus, denn es wollte ihr nicht gelingen, passiv zu bleiben, vielmehr hielt sie eine einmal angenommene Auffassung","page":159},{"file":"p0160.txt","language":"de","ocr_de":"160\nWalter Eichler\n\u00fcber 10 ja 15 Sek. fest, um dann pl\u00f6tzlich aber selten einen Umschlag bereits nach 1\u20143 Sek. zu. erleben. Wohl gelang ihr der Wechsel leichter, schneller und auch regelm\u00e4\u00dfiger, wenn sie nicht \u201ereagieren\u201c mu\u00dfte, also ohne Taster.\nDie urspr\u00fcngliche Annahme, da\u00df [A] -f- [B] = [CA] = [CB] sei, stellte sich in sp\u00e4teren Versuchen als unzutreffend heraus, denn ah diese Werte stellen nicht die wahre Dauer einer oder beider Auffassungen dar, vielmehr enthalten sie je noch 2 Reaktionszeiten f\u00fcr Niederdr\u00fccken und Loslassen der Taste. Auf Grund theoretischer \u00dcberlegungen, die ich unten auseinandersetze, gelangte ich zu dem Ergebnis, da\u00df die wahre Dauer einer Periode, also die wahre Zeit, die beide Auffassungsm\u00f6glichkeiten zusammen in Anspruch nehmen, sich berechnen lasse, zu : T1^ \u2014 [CA + Cb] \u2014 [A -)~ B]. Um dies zu pr\u00fcfen, ma\u00df ich die wahre Periode experimentell derart, da\u00df ich die Vp. veranla\u00dfte, dauernd, d. h. ohne Pause den Taster im Rhythmus des Umschlages zu dr\u00fccken und loszulassen. Auf diese Weise m\u00fcssen nat\u00fcrlich f\u00fcr die ganze Periode die Reaktionszeiten herausfallen. Diese Messungen lassen sich nicht mit dem Chronoskop vornehmen, m\u00fcssen vielmehr auf der beru\u00dften Trommel eines Kymographions mittels eines elektromagnetisch bet\u00e4tigten Schreibhebels aufgezeichnet werden. Auf diese Weise gelangt man zu Kurven, die die Gestalt einer Meander-linie haben. (S\u00e4mtliche Versuche an Vp. I\u2014V, in den einheitlich alle 5 Werte [A], [B], [CA], [CB], [Texp] gemessen wurden, sind ausnahmslos in Tab. 6 zusammengestellt, au\u00dferdem ist angegeben der berechnete Wert T1^ und andere Werte, die im folgenden Abschnitt besprochen werden.)\nIn Tab. 5 habe ich 3 Beispiele solcher Kurven mitgeteilt. F\u00fcr Vp. V sind 4 Reihen angegeben, von denen die beiden ersten w\u00e4hrend der Einzelmessungen (Chronoskop), die letzten am Schlu\u00df des ganzen Versuches gemessen wurden. Wie man erkennt, sind die Werte nicht absolut regelm\u00e4\u00dfig, vielmehr wechseln kurze mit langen Werten ab. Diese Art von Registrierung ist f\u00fcr die Vpn. au\u00dferordentlich anstrengend und l\u00e4\u00dft sich nur kurze Zeit fortsetzen. Daher habe ich nicht immer die ganze Kurve ber\u00fccksichtigt, vielmehr ihr Ende oft gestrichen und zwar soweit, wie Vp. als schlecht angab (z. B. \u201edie letzten 3 oder 4 Werte waren schlecht\u201c). Nach mehr als 7\u20148 Perioden wurde regelm\u00e4\u00dfig alles unklar, Vp. tastete dann entweder mechanisch oder aber sie h\u00f6rte ganz auf zu tasten. Die Mittelwerte ergaben jedoch sehr gute Resultate, auch bei Wiederholung nach weiteren Chronoskopmessungen (z. B. Vp. V in Tab. 5). Allerdings sah man gelegentlich auch Ver\u00e4nderungen der Frequenz, die in einem Falle ganz au\u00dferordentlich stark waren (Versuch 15, Vp. V, Tab. 6). Vp. V war in diesem Falle sehr erm\u00fcdet. Andererseits zeigte gerade Vp. V am 10.12. 29","page":160},{"file":"p0161.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythm. Wechsel in der Auffassung r\u00e4umlich-zweideutiger geom. Figuren 161\n(Versuch 13) und am 13. 12. 29 (Versuch 14) genau dieselbe Frequenz (3040\u00ab) d. h. in einem Abstand von 3 Tagen. Auch Vp. I zeigt eine erstaunliche Konstanz \u00fcber einen Zeitraum von 18 Tagen. \u00dcbung spielt hier keine Rolle, denn mehr Versuche als mitgeteilt, wurden an keiner Vp. vorgenommen, an Vp. I, III und V also je nur 3 Versuche. Die Gr\u00f6\u00dfenordnung von [Texp] ist f\u00fcr jede Vp. individuell, jedoch sind selbstverst\u00e4ndlich Schwankungen m\u00f6glich, auch w\u00e4hrend eines Versuches. Ich beabsichtige aber auch nicht, wie ich im folgenden Abschnitt zeigen werde, den Beweis f\u00fcr die Existenz des Rhythmus auf Grund dieser sehr anstrengenden fortlaufenden Registrierung allein zu erbringen, vielmehr durch die Gesamtheit der Versuche. Die Regelm\u00e4\u00dfigkeit in der fortlaufenden Registrierung erscheint mir weniger bedeutungsvoll als gerade die Gesetzm\u00e4\u00dfigkeiten, die in allen Me\u00dfwerten zusammen enthalten sind.\nEs stellte sich heraus, da\u00df auch das nach obigen Angaben aus den Chronoskopwerten [A], [B], [CA] und [CB] berechnete T^ber nieist nicht identisch ist mit dem wahren experimentell ermittelten Werte [Tesp] der ganzen Periode. Aber es zeigte sich, da\u00df doch drei rechnerisch voneinander unabh\u00e4ngige gesetz-m\u00e4\u00dfigeBeziehungen zwischen allen experimentell bestimmten Werten bestehen, da\u00df also die Werte nicht zuf\u00e4llige sind, sondern alle durch einen ganz bestimmten inneren Zusammenhang verbunden sind. Diese Gesetzm\u00e4\u00dfigkeiten best\u00e4rkten mich in der Anschauung, da\u00df die Umschl\u00e4ge, die die Dauer einer Auffassungs-m\u00f6glichkeit zeitlich begrenzen, nicht von zuf\u00e4lligen Faktoren, wie etwa Lidschlag oder Augenbewegungen abh\u00e4ngig sind, sondern auf einen urspr\u00fcnglich gegebenen Rhythmus zentraler Prozesse in der Gro\u00dfhirnrinde zur\u00fcckgef\u00fchrt werden m\u00fcssen. Dieser konstante Rhythmus diktiert den Augenblick des Umschlages, nicht aber zuf\u00e4llige Augenbewegungen oder zuf\u00e4lliger Lidschlag,' Faktoren, die h\u00e4ufig als einzige Ursache f\u00fcr den charakteristischen Umschlag der Auffassung in der Literatur angegeben werden.\nEs ist eigenartig, da\u00df ich selbst, sowie ein Teil der Vpn., manchmal auch die Empfindung hatten, als ob der Umschlag durch Lid- oder Augenbewegungen hervorgerufen sei. Aber durch unauff\u00e4lliges Beobachten meiner Vpn. kam ich zu der \u00dcberzeugung, da\u00df dies nicht der Fall ist, denn es zeigte sich, da\u00df meist gar kein Lidschlag zu sehen war, da\u00df das Auge selbst starr und vollkommen ruhig blieb (soweit sich dieses \u00fcberhaupt feststellen l\u00e4\u00dft), da\u00df der Lidschlag aber zuweilen zwischen zwei Umschl\u00e4gen erfolgte, oder auch manchmal synchron mit dem Tasten. In letzterem Falle ist selbstverst\u00e4ndlich der Umschlag dem Lidschlag vorausgegangen. Es liegt die Annahme","page":161},{"file":"p0162.txt","language":"de","ocr_de":"162\nWalter Eichler\nnahe, da\u00df alle Bewegungen eine Schreckreaktion auf den Umschlag darstellen, da letzterer die deutliche Empfindung einer Bewegung in der Zeichnung hervorruft. Ebenso sind nach dem Umschlag Augenbewegungen nicht ausgeschlossen, da man gewisserma\u00dfen das pl\u00f6tzlich verschwundene Bild sucht, oder sich auch optisch auf das innerlich neu entstandene Bild einzustellen versucht. Ich neige also zur Auffassung, da\u00df Lid- und Augenbewegungen \u2014 wenn \u00fcberhaupt \u2014 sekund\u00e4r erfolgen, da\u00df aber der Umschlag prim\u00e4r erfolgt (Einzelheiten und Literatur sp\u00e4ter). Der rhythmische Wechsel zweier sich ausschlie\u00dfender Auffassungen eines unver\u00e4nderlichen optisch dargebotenen Objektes (Zeichnung) ist prim\u00e4r gegeben, seine Frequenz ist konstant, kann sich allerdings unter gewissen Umst\u00e4nden (Erm\u00fcdung usw.) \u00e4ndern. Welche Faktoren f\u00fcr die Frequenz des Umschlages ma\u00dfgebend sind, habe ich nicht untersucht; es sind auch hier interessante Zusammenh\u00e4nge zu erwarten. Diesem Rhythmus verdanken die gemessenen und im Hinblick auf die Methode voneinander unabh\u00e4ngigen 5 Werte [A], [B], [CA], [CB], [Texp] ihre Existenz und die zwischen diesen Werten nachweisbaren Gesetzm\u00e4\u00dfigkeiten. Schlie\u00dflich spricht f\u00fcr die Existenz des Rhythmus die \u00fcber 1\u20143 Wochen hin anhaltende Konstanz der gemessenen Werte. Einen relativ schnellen Wechsel zeigt Vp. II: [Texp] = 2110 o, Vpn. I, III, V : [Texp] = 3000\u20143500 a, einen relativ langsamen Wechsel Vp. IV: [Texp] = 4230 o.\nIII. Beweis f\u00fcr die Existenz eines prim\u00e4ren Rhythmus\nDa\u00df die soeben mitgeteilten und in 5 verschiedenen Messungsreihen gewonnenen Zahlen nicht Zufallsergebnisse sind, da\u00df ihr Verh\u00e4ltnis zueinander nicht durch Voreingenommenheit oder \u00dcbung der Vpn. so beschaffen ist, wie es ist, da\u00df vielmehr alle Werte, auch wenn sie in voneinander unabh\u00e4ngigen Versuchsreihen ermittelt wurden, doch ein und dasselbe rhythmische Prinzip zum Ausdruck bringen, dies kann nicht anders bewiesen werden, als durch den Nachweis von Gesetzm\u00e4\u00dfigkeiten zwischen den einzelnen Zahlengruppen, also durch rechnerische Auswertung der gemessenen Zeiten; und zwar gibt es zwei Wege: Man kann voraussetzungslos die Werte zueinander in Beziehung setzen und Gesetzm\u00e4\u00dfigkeiten suchen. Man kann aber auch eine Hypothese zugrunde legen und wenn nicht \u00dcbereinstimmung, so doch vielleicht gesetzm\u00e4\u00dfige Differenzen finden. Da ich auf diese Weise","page":162},{"file":"p0163.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythm. Wechsel in der Auffassung r\u00e4umlich-zweideutiger geom. Figuren l\u00df3\ngelbst zuerst Gesetzlichkeiten zwischen den Zahlenwerten fand und die Hypothese f\u00fcr weitere methodische Fragestellungen zu dem Problem einen gewissen heuristischen Wert besitzt, skizziere ich sie hier kurz, obwohl, wie ich ausdr\u00fccklich betone, und wie sich herausstellen wird, die Gesetzm\u00e4\u00dfigkeiten auch ohne jede Hypothese unver\u00e4ndert nachweisbar sind.\nIm vorigen Abschnitt erw\u00e4hnte ich meine urspr\u00fcngliche Annahme, da\u00df Hber = [Texp] sein m\u00fcsse. T1^ berechnete ich zu TXber \u2014 [Ca -j- Cb] \u2014 [A -j- B]. Dieser Gleichung lagen folgende Annahmen zugrunde:\nEs ist eine fast hypothesenfreie Behauptung und beinahe selbstverst\u00e4ndlich, da\u00df die gemessene Dauer [A] des Erlebnisses \u201eA\u201c gleich ist der wahr en Dauer TA des Erlebnisses, verk\u00fcrzt, um die Reaktionszeit Rx vom Augenblick des Eintretens des Erlebnisses \u201eA\u201c bis zum erfolgten Kontaktschlu\u00df durch Niederdr\u00fccken der Taste, verl\u00e4ngert um die Reaktionszeit r2 vom Augenblick des Eintretens des Erlebnisses \u201eB\u201c bis zur Kontakt\u00f6ffnung durch Loslassen der Taste, also [A] = TA\u2014Rx -f- r2. Bezeichnen wir also mit [A], [B], [CA], [CB] und [Texp] die gemessenen Zeiten, mit TA und TB bzw. (TA + TB) die hypothetischen Zeiten, mit R die Reaktionszeiten der Reaktion auf Eintritt des Erlebnisses \u201eA\u201c, mit r die der Reaktion auf Eintritt des Erlebnisses \u201eB\u201c, mit dem Index 1 das Niederdr\u00fccken, mit dem Index 2 das Loslassen der Taste, so sind folgende Werte zu ber\u00fccksichtigen :\n[A]\t= gemessene Dauer des Er-\nlebnis. \u201eA\u201c\n[B]\t=\t\u201e\tDauer des Er-\nlebnis. \u201eB\u201c\n[CA] =\t\u201e\tDauer des Er-\nlebnis. \u201eAu. B\u201c\n[0B] =\t\u201e\tDauer des Er-\nlebnis. \u201eB u. A\u201c\n[T exp] \u2014\t\u201e\tDauer der\nwahren ganzen Periode\nAlle gemessenen Werte sind in eckige Klammern gesetzt!\nTA = wahre Dauer d. Erlebn. \u201eAw\nTb =\nV)\nVI\t\u00bb\tV\nu\nRi bzw. n = Reaktionszeit zwischen Eintreffen d. Erlebn. A bzw. B u. Kontaktschlu\u00df\nR2 bzw. r2 = Reaktionszeit zwischen Eintreffen d. Erlebn. A bzw. B u. Kont.-\u00d6ffnung\nR'2 bzw. r'2 = entsprechend R2 bzw.r2, aber nach Beobachtung einer ganzen Periode CA bzw. Cb.\nEntsprechend obiger Ableitung kann man also s\u00e4mtliche gemessenen Werte als folgenderma\u00dfen zusammengesetzt betrachten :","page":163},{"file":"p0164.txt","language":"de","ocr_de":"164\nWalter Eiehler\n[A]\t=\tTa\t\u2014\tRx\t-f-\tr2\tm\n[B]\t=\tTb\tTj\t-j-\tR2\n[C'a]\t=\tTa\t-f-\tTb\t\u2014\tRi\t4~\tR'2\n[Cb]\t=\tTa\t+\tTb\t\u2014\trx\t+\tr/2\n[TeXp] = (Ta -f- Tb) = konst.\nAddiert und subtrahiert man die gemessenen Werte in folgender Weise:\n[A] + [B] = (Ta +\tTb)\t+ (R2\t-f- r2) \u2014 (Ri + rj\n[Ca] + [Cb] = 2 (Ta -f-\tTb)\t-j- (R'a\t-f r'2) \u2014 (Rt -f- rj\nalso [CA -f- CB] \u2014 [A -f-\tB]\t= (TA\t+ TB)+(R/2+r/2) \u2014(R2-fr2)\nund nimmt man an, da\u00df\tR'2 = R2\tund r'2 = r2 sei,\tda\u00df\talso\ndie Reaktionszeit beim Loslassen der Taste unabh\u00e4ngig davon sei, ob man eine halbe [A] bzw. [B] oder eine ganze Periode [CA] bzw. [CB] gemessen hat, so wird (R'2 -f- r'2) \u2014 (R2 -j- r2) = 0,\nalso :\t[Ca + Cb] \u2014 [A + B] = \u201e(TA + TB)\u201c = TL\nTreffen diese Annahmen zu, so mu\u00df sein TVr = [Texp], d. h. der aus den Chronoskopwerten [A], [B], [CA], [CB] berechnete Wert TTbor soll identisch sein mit dem an der beru\u00dften Trommel bestimmten Wert [Te\u00efp]. Wie die Tab. 6 zeigt, ist das manchmal, aber nicht immer der Fall, meist ist der berechnete Wert zu gro\u00df oder zu klein. Da diese beiden Werte T1^,. und [Texp] zwei ganz verschiedenen Versuchsreihen entstammen (Chronoskop und Trommel), k\u00f6nnte die gelegentliche \u00dcbereinstimmung eine ganz zuf\u00e4llige sein, zumal da meist keine \u00dcbereinstimmung vorhanden ist. Es zeigt sich jedoch, da\u00df in allen F\u00e4llen von T:ber \u00a3 [Texp] doch eine ganz bestimmte Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit (Gr. I) des Fehlers vorhanden ist:\nTyp a) : wenn Tiber > [Texp], dann ist Ti\u201eer > j j^\u00fcj j > [Texp]\nTyp b) : wenn Ti\u201eer < [Texp], dann ist T1,\u00ab < j ) < [Texp]\nTyp c): wenn T1^ ~ [Texp], dann liegen beide zwischen [CA] und [CB].\nDiese Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit (G. I) best\u00e4tigt sich ausnahmslos. Nur in einem Falle (Versuch 15 Tab. 6) fehlt sie; aber hier blieb die wahre Periode [Texp] nicht konstant, sondern wuchs wegen Erm\u00fcdung (?!) ganz betr\u00e4chtlich w\u00e4hr end des Versuches, so da\u00df eine Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit nicht erwartet werden kann, da mit kon*","page":164},{"file":"p0165.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythm. Wechsel in der Auffassung r\u00e4umlich-zweideutiger geom. Figuren 165\ns tant en Gr\u00f6\u00dfen gerechnet wird. Die erste feststellbare Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit (G. I) erscheint also in dreierlei Form: a, b, c. Mit dieser Bezeichnung sind die Typen in die Spalte G. I der Tab. 6 auf genommen, mit der Bemerkung, ob G. I erf\u00fcllt ist (ja) oder nicht (nein). Meist ist also T1^ 4= [Texp], also Typ a) bzw. b), selten T1^ ~ [Texp], d. b. Typ c). Die Identifizierung von T:ber und [Texp] ist also allgemein nicht statthaft. Da sie sich aber auf die offenbar nicht zutreffende vereinfachende Annahme, da\u00df R'2 = R2 und r*2 = r2 sei (s. o.), st\u00fctzt, ist die meist vorhandene Nicht\u00fcbereinstimmung verst\u00e4ndlich, aber die Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit des Fehlers (G. I) ist ein erster Beweis f\u00fcr die Berechtigung einer rechnerischen Behandlung des Problems und vor allem f\u00fcr einen inneren Zusammenhang zwischen zwei voneinander unabh\u00e4ngigen Versuchsreihen (Chronoskop und Trommel), d. h. allgemein f\u00fcr die Existenz eines wahren Rhythmus.\nBei weiterer Durchsicht der Tab. 6 ergab sich empirisch eine weitere Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit (Spalte G. II in Tab. 6). Es ist n\u00e4mlich der Quotient:\nQ __ [C'A + CB] [A -f- B] + [Texp] -,\n[CI + Cb]\t~1\nBildet man diesen Quotienten, so ergeben sich Werte, die zum gr\u00f6\u00dften Teil (11 Versuche) zwischen 0,91 und 1,09 schwanken, also in den Grenzen 1 i 0,09, der Rest (3 Versuche) liegt h\u00f6her: 1,1 (Vp. III) und 1,112 bzw. 1,39 (Vp. I). Die Tatsache, da\u00df Q nahe um den Wert 1,0 schwankt, l\u00e4\u00dft also vermuten, da\u00df in Wahrheit Q = 1 ist. Das Mittel aus allen 14 Werten f\u00fcr Q ergibt 1,037 (unter Vernachl\u00e4ssigung des einzigen sehr hohen Wertes von 1,39 \u2014 Versuch 1 Tab. 6 \u2014 jedoch 1,01, also nur um 1 % gr\u00f6\u00dfer als 1,0). Ist aber Q tats\u00e4chlich gleich 1, so mu\u00df laut der f\u00fcr Q oben aufgestellten Gleichung sein: [A] -f- [B] \u2014 [Texp]. Die Summe der beiden mit dem Chronoskop bestimmten Werte [A] und [B] mu\u00df also gleich dem mit der Trommel gemessenen Werte [Texp] sein. Aus [A] und [B] kann man demnach die wahre Periode berechnen zu Tnber = [A] -f [B]. Da\u00df dieses Tnber dem wahren Werte [Texp] tats\u00e4chlich in 13 F\u00e4llen besser und nur in einem Falle schlechter (Versuch 5) entspricht, als T1^, zeigt die bez\u00fcgliche Spalte der Tab. 6. In 4 F\u00e4llen ist die \u00dcbereinstimmung sogar eine au\u00dferordentlich gute (Versuch 7, 9, 11, 13).\nEs fragt sich, was die mehr oder weniger erf\u00fcllte Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit Q = 1 und entsprechend [A] -f- [B] \u2014 [TexP] besagt. Laut","page":165},{"file":"p0166.txt","language":"de","ocr_de":"166\nWalter Eichler\nDefinition ist : [A] + [B] = (TA + TB) + (R2 + r2) \u2014 (R, + rj. Da [Texp] identisch ist mit der wahren Dauer einer Periode, und da (Ta + Tb) die wahre Dauer repr\u00e4sentieren soll, mu\u00df also, obiger Gleichung und der Bedingung Q = 1 entsprechend, sein :\n(R2+r2)-(R1+r1)=0\nDie wahrscheinlichste Annahme ist, da\u00df Rx = R2 und rx = r2 ist, das hei\u00dft, die Reaktionszeit f\u00fcr die Reaktion \u201eNiederdr\u00fccken der Taste\u201c (Index 1) ist ebenso gro\u00df wie die Reaktionszeit f\u00fcr die Reaktion \u201eDoslassen der Taste\u201c (Index 2). Die Reaktionszeit auf den Umschlag in die Auffassung \u201e A\u201c ist also : R, mithin unabh\u00e4ngig davon, ob die Reaktion in einem Niederdr\u00fccken oder Loslassen der Taste besteht. Entsprechend hat die Reaktionszeit auf den Umschlag in die Auffassung \u201eB\u201c den Wert: r, sowohl f\u00fcr Dr\u00fccken wie Loslassen der Taste.\nMan kann das so deuten: Das Intervall zwischen dem Umschlag des Erlebnisses und dem Entschl\u00fcsse zu reagieren ist viel l\u00e4nger als das von der rein motorischen Handlung (zentral und peripher) erf\u00fcllte Intervall, zeitliche Unterschiede infolge der Art der motorischen Handlung spielen also keine Rolle, zumal da es sich ja nicht um eine Wahlreaktion handelt, sondern um eine \u201eReaktion\u201c schlechthin, denn die Bereitschaft loszulassen oder zu dr\u00fccken ist ja vor dem Umschlag schon eindeutig vorhanden. Unterschiede f\u00fcr die gesamte Reaktionszeit ergeben sich also nur f\u00fcr das Intervall zwischen Erlebnis des Umschlages und Entschlu\u00df zu reagieren (gleichg\u00fcltig wie). Die Reaktionszeit wdrd um so k\u00fcrzer sein, je lebhafter der Umschlag empfunden wurde, um so l\u00e4nger, je undeutlicher der Umschlag war. Tats\u00e4chlich empfinden die Vpn. (auch ich) den Umschlag z. B. \u201eA\u201c (Treppe oben) in \u201eB\u201c (Treppe unten) manchmal weniger lebhaft als den umgekehrten. An anderen Tagen kehrt sich das auch um. H\u00e4ufig gaben die Vpn. an, zu sp\u00e4t reagiert zu haben, der Umschlag sei bereits vorher erfolgt. Wahrscheinlich war das Erlebnis nicht deutlich gewesen. Leider habe ich hier nicht systematisch nachgefragt, da ich erst sp\u00e4ter bei der Durchsicht der Ergebnisse auf diese Verh\u00e4ltnisse aufmerksam wurde. Eine rechnerische Auswertung von [A], [B] und der Trommelkurven m\u00fc\u00dfte weitere Aufkl\u00e4rung bringen; ich habe dieses aber noch nicht durchgef\u00fchrt, zumal da es im Rahmen der Abhandlung unwesentlich ist.","page":166},{"file":"p0167.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythm. Wechsel in der Auffassung r\u00e4umlich-zweideutig er geom. Figuren 167\nEs zeigte sich noch eine dritte Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit (G. Ill), nnd zwar zwischen dem Typ der Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit G. I und dem Werte Q:\nwenn vorliegt:\tTyp\ta),\tdann\tist\tQ\tkleiner als 1\n\u00bb\t\u00bb\tTyP\tb),\t\u00bb\t\u201e\tQ\tgr\u00f6\u00dfer als 1\n\u201d\t\u00bb\tTyp\tc),\t\u201e\t\u201e\tQ\tgleich od. fast gleich\t1.\nIm einzelnen :\nTyp a) 0,974 0,954 0,995 0,910 Q = 0,958\nTyp b)\tTyp c)\n0,995 *\t1,012*\n0,934 *\t1,000\n1,030\tQ = 1,006\n1,390\t\n1,112\t\n1,090\t\n1,011\t\n1,100\t\nQ = 1,083\nIn Spalte G. III der Tab. 6 ist durch \u201eja\u201c oder \u201enein\u201c angegeben, ob diese dritte Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit erf\u00fcllt ist oder nicht. Tats\u00e4chlich ist sie in 11 F\u00e4llen erf\u00fcllt, in 3 F\u00e4llen jedoch nicht. Es liegt der Verdacht nahe, da\u00df die Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit G. III notwendig rechnerisch aus G. I und G. II hervorgehe, also einen Zirkelschlu\u00df darstelle. Da\u00df dieses nicht der Fall ist, geht einerseits aus den drei Ausnahmen hervor (die in der zusammenfassenden Tabelle f\u00fcr Q mit * bezeichneten Werte, s. o.) In diesen 3 F\u00e4llen ist G. I erf\u00fcllt und Q liegt dicht bei 1,0 (G. II), dennoch ist G. III nicht erf\u00fcllt. Da\u00df \u00fcberhaupt geringe Schwankungen der mittleren gemessenen Werte gen\u00fcgen w\u00fcrden, um eine oder alle Gesetzm\u00e4\u00dfigkeiten aufzuheben, kann man durch Zusammenstellung willk\u00fcrlich gew\u00e4hlter Werte zeigen.\nDie aufgefundenen Gesetzm\u00e4\u00dfigkeiten zwischen den g e -messenen Werten beruhen nicht auf einem Zirkelschlu\u00df der Eechnung, sie w\u00fcrden niemals praktisch ausnahmslos, sondern nur zuf\u00e4llig nachweisbar sein, wenn zwischen den Messungen der verschiedenen Versuchsreihen an Chronoskop und Trommel kein innerer Zusammenhang vorhanden w\u00e4re, wenn ein strenger regelm\u00e4\u00dfiger Rhythmus nicht wirksam w\u00e4re. Umgekehrt: Die fast ausnahmslos nachweisbaren, rechnerisch voneinander unabh\u00e4ngigen Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit en zwischen den einzelnen methodisch voneinander unabh\u00e4ngig\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 61\t12","page":167},{"file":"p0168.txt","language":"de","ocr_de":"168\nWalter Eichler\nermittelten Me\u00dfwerten beweisen die Existenz eines strengen regelm\u00e4\u00dfigen Rhythmus in der Auff assung, optisch dargebotener zweideutiger Figuren. Diesen Beweis zu erbringen \u2014 nichts anderes \u2014 war Zweck und Sinn der angestellten Berechnung.\nIV. Einw\u00e4nde und Literatur\nBetrachtet man eine r\u00e4umlich - zweideutige geometrische Zeichnung, so pflegt die gesehene Abbildung entweder in der einen oder in der anderen der beiden m\u00f6glichen r\u00e4umlichen Auffassungen wahrgenommen zu werden. Niemals sieht man die Zeichnung in beiden Auffassungen gleichzeitig, wenn diese Auffassungen sich ihrer Natur entsprechend ausschlie\u00dfen. Wohl sieht man bei gro\u00dfer Erm\u00fcdung die Zeichnung als solche, wie sie ist, d. h. als konturierte Fl\u00e4che, ohne jede r\u00e4umliche Vorstellung, d. h. ohne die eine oder die andere subjektive Raumt\u00f6nung. Diese Wahrnehmung ist fast inhaltlos und gleicht einer Empfindung; ich schlie\u00dfe sie (und damit die Erm\u00fcdung) vorl\u00e4ufig von der Betrachtung aus.\nMi\u00dft man die Dauer, w\u00e4hrend der man die Zeichnung in der einen oder anderen Auffassungsm\u00f6glichkeit wahrnimmt, so ergibt die Rechnung, da\u00df die gemessenen Zeiten nicht beziehungslos zueinander stehen, ih\u00efe Gr\u00f6\u00dfe also nicht von Zuf\u00e4lligkeiten verschiedener Art abh\u00e4ngt, sondern man findet drei strenge gesetzm\u00e4\u00dfige Beziehungen zwischen den Werten, die die Annahme eines \u00fcbergeordneten rhythmischen Prinzips fordern, dem die verschiedenen Zeiten ihre Existenz verdanken. Nicht Zuf\u00e4lligkeiten, sondern \u00fcbergeordnete rhythmische Prozesse (zentral) f\u00fchren eine Auffassung herbei und dr\u00e4ngen sie nach Ablauf einer gewissen Zeit wieder zur\u00fcck, um die andere Auffassung hervortreten zu lassen. Dieser sich aus der Durchrechnung der Ergebnisse notwendig ergebende Schlu\u00df steht teilweise im Gegensatz zu den bisherigen Theorien, die man zur Erkl\u00e4rung der Inversion d. h. des Umschlags von einer in die andere Auffassung auf gestellt hatte.\nDie den Umschlag hervorgerufenen Faktoren sieht ein Teil der Autoren in rein physiologischen Vorg\u00e4ngen (Augenbewegungen, Akkommodationsbewegungen), gleichg\u00fcltig ob der Umschlag willk\u00fcrlich herbeigef\u00fchrt werde oder unwillk\u00fcrlich erfolgt, w\u00e4hrend andere Autoren psychologische Momente wie Wille und Aufmerksamkeitsrichtung in den Vordergrund stellen. Eine physio-","page":168},{"file":"p0169.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythm. Wechsel in der Auffassung r\u00e4umlich-zweideutiger geom. Figuren 169\nlogische Erkl\u00e4rung brachte Necker1; er war der erste, der \u00fcberhaupt eine Erkl\u00e4rung des Ph\u00e4nomens versuchte und zwar nahm er an, da\u00df der fixierte Punkt als der n\u00e4here erscheine, da\u00df also von der Lage des fixierten Punktes die subjektive Raum-deutung der Zeichnung abh\u00e4nge. Klar formuliert hat erst Wundt2 die Bedeutung der Blickbewegung und Augenstellung f\u00fcr die r\u00e4umliche Auffassung der Zeichnung. Im Hinblick auf die Augenstellung, d. h. f\u00fcr das ruhende Auge, sagt er (wie Necker): \u201eDie Grenzpunkte des Objektes, die der Blick fixiert, erscheinen n\u00e4her als solche Punkte, die sich im indirekten Sehen befinden, sofern die letzteren nicht etwa nach Beschaffenheit der Zeichnung in gleicher Entfernung mit dem Fixierpunkt liegen.\u201c F\u00fcr das bewegte Auge stellt Wundt den Satz auf: \u201eDie Teile des Bildes, von denen die Blickbewegung ausgeht, erscheinen dem Beschauer n\u00e4her, als jene, nach denen hin die Blickbewegung erfolgt.\u201c Wundt glaubt durch diese oder jene Einstellung bzw. Bewegung des Auges die entsprechende r\u00e4umliche Vorstellung von der gesehenen Figur herbeif\u00fchren zu k\u00f6nnen. Gegen die Allgemeing\u00fcltigkeit dieser von Wundt auf gestellt en Kriterien erhoben sich bald und fast allgemein Bedenken, und zwar von seiten der Autoren, die auch oder vorwiegend psychische Faktoren als Inversionsbedingung annehmen. Eine ausf\u00fchrliche W\u00fcrdigung dieser Bedenken bringt Becher3. Er kommt auf Grund eigener Untersuchungen zu dem eindeutigen Ergebnis, da\u00df die von Wundt beschriebenen Faktoren nicht allein ma\u00dfgebend sind, da\u00df vielmehr Aufmerksamkeitsrichtung und -Verteilung von gro\u00dfem Einflu\u00df auf das Hervortreten dieser oder jener r\u00e4umlichen Auffassungsweise seien. Nicht nur die \u201e\u00e4u\u00dfere Reizlage\u201c (Augenbewegung und -Stellung) bestimme die \u201eResidualkomponente\u201c, die in die Wahrnehmung eingeht, sondern auch die \u201eBereitschaft der reproduktiven Elemente\u201c. Wenn Becher also die im Subjekt verankerte Erfahrungsmasse in den Kreis der Betrachtung zieht, so unterscheidet er sich hierin nicht von den fr\u00fcheren Autoren, wohl aber dadurch, da\u00df er die Bereitschaft der in der Erfahrungsmasse enthaltenen \u201ereproduktiven Elemente\u201c als entscheidend anspricht f\u00fcr das Be-\n1\tNecker: Roggendorfs Annalen 27, S. 502, 1833.\n2\tWundt, W. : Physiol. Psychologie, Leipzig 1910, 2, S. 575 f.\nDerselbe, Philos. Stud. 14, 1898.\n3\tBecher E. : \u201e\u00dcber umkehrbare Zeichnungen\u201c. Arch. f. Psychol. 16,\nS. 397, 1910.\n12*","page":169},{"file":"p0170.txt","language":"de","ocr_de":"170\nWalter Eichler\nstehen dieser oder jener r\u00e4umlichen Auffassung, und nicht vorwiegend oder gar allein die \u201e\u00e4u\u00dfere Reizlage\u201c im Sinne Wundt\u2019s. Wie weitgehend die WuNDT\u2019sche Regel versagen kann, geht daraus hervor, da\u00df Becher1, L. BuRMESTER2und v. Aster3 4 die ScHR\u00d6DER\u2019sche Treppe (und andere Zeichnungen) bei gegebener Augenstellung und -bewegung auch so sehen k\u00f6nnen, wie es der WuNDT\u2019schen Regel widerspricht, was ich durchaus best\u00e4tigen kann. Eine wie geringe Bedeutung die zentrale Fixation hat, teilt Burmester2 mit, der auch bei peripherer Fixation der Treppe, d. h. bei einer Blickrichtung auf einen au\u00dferhalb der Figur gelegenen Punkt deutlich den Umschlag von einer in die andere Auffassung sah. Immerhin gesteht doch auch Becher den Augenbewegungen eine gewisse Bedeutung zu. Bem\u00fcht er sich unter Ausschaltung der Augenbewegungen einen Punkt fest zu fixieren, so verharrt die bestehende Auffassung sehr lange, bis sie pl\u00f6tzlich mit einer minimalen Bewegung umschl\u00e4gt. Schlie\u00dflich gelang es aber auch Becher einen Wechsel zu beobachten, ohne eine Spur von Augenbewegungen feststellen zu k\u00f6nnen, allerdings seien diese Beobachtungen sehr schwierig. Gerade diese Angabe, da\u00df bei strenger Fixation eines Punktes der Wechsel der Auffassung nur schwer zu erzielen sei, findet man h\u00e4ufiger.\nEs fragt sich, ob man mit Sicherheit feststellen kann, da\u00df Augenbewegungen nicht stattgefunden haben. Da, wie ich bereits mitteilte, meine Vpn. und ich selbst oft den Eindruck hatten, als ob im Augenblick des Umschlags auch Augenbewegungen und Lidschlag aufgetreten seien, beobachtete ich unauff\u00e4llig meine Vpn. und konnte nur selten Augenbewegungen und Lidschlag feststellen, wenn \u00fcberhaupt, so in den weitaus meisten F\u00e4llen gleichzeitig mit dem Tasten oder etwas sp\u00e4ter, also immer nach dem Umschlag. Diese Beobachtung veranla\u00dfte mich zur Annahme, da\u00df die Bewegungen sekund\u00e4r, infolge des Umschlags eintreten, sei es als Schreckreaktion auf die unerwartete scheinbare Bewegung (Umschlag) im Gesichtsfeld, sei es als eine optische Neueinstellung auf die in die Zeichnung hinausprojizierte neue Raumstruktur. Diese Auffassung finde ich durch Zimmer 4 be-\n1\ts. Anm. S. 169.\n2\tBurmester, L.: \u201eTheor. d. geom.-opt. Gestaltt\u00e4uschungen\u201c. Z. Sinnes-physiol. 41, 321, 1907.\n8 v. Aster, E. : zit. bei Becher, 1. c.\n4 Zimmer, A.: Z. Sinnesphysiol. 47, S. 106, 1913.","page":170},{"file":"p0171.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythm. Wechsel in der Auffassung r\u00e4umlich-zweideutig er geom. Figuren 171\nst\u00e4tigt. Zimmer hat Inversionen und Augenbewegungen zeitlich registriert und festgestellt, da\u00df die Augenbewegungen nach der Inversion erfolgen, und da\u00df das Ausma\u00df dieser Bewegungen kleiner ist als es die WuxDT\u2019sche Regel erfordert. Zimmer fa\u00dft die Augenbewegungen auch als Kompensationsbewegungen infolge der ver\u00e4nderten Raumvorstellung auf. Er untersucht weiterhin auf Vorschlag von Bethe die Inversion einer im Nachbild gesehenen Zeichnung, also unter weitgehender Ausschaltung \u00e4u\u00dferer Faktoren. Auch hier treten Inversionen auf, spontan oder willk\u00fcrlich (Aufmerksamkeitsrichtung, Vorstellung). Zimmer sucht eindeutig die Ursache der Inversion auf psychischem Gebiete und nimmt an, da\u00df Wille und Aufmerksamkeitsrichtung neben einigen unbekannten unwillk\u00fcrlichen Motiven, also ein ganzer Komplex verschiedener T\u00e4tigkeiten den Umschlag einer Auffassung in die andere herbeif\u00fchre. \u201eWenn die Aufmerksamkeit eine entscheidende Rolle spielt\u201c, \u2014 sagt Zimmer1 \u2014 \u201eso mu\u00df man erwarten, da\u00df sich die spontanen Schwankungen derselben wie beim Fluktuieren der Empfindungen in einem bestimmten Rhythmus der Inversion kundtun,..........bei einigen Versuchen waren aller-\ndings Andeutungen eines Rhythmus zu erkennen, in anderen F\u00e4llen fehlte er ganz.\u201c Damit ist Zimmer der einzige, der etwas vom rhythmischen Wechsel der Auffassung gesehen hat. Mit \u201eAufmerksamkeit\u201c hat m. F. das ganze Ph\u00e4nomen allerdings recht wenig zu tun ; Aufmerksamkeit ist ein \u00fcbergeordneter, aber unspezifischer Begriff.\nEs fragt sich, warum Zimmer nur sehr selten, andere Autoren \u00fcberhaupt nicht die streng rhythmischen Schwankungen der Auffassung feststellen konnten, obwohl es mir und meinen Vpn. verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig leicht fiel, den beschriebenen Rhythmus zu beobachten. Es ist dies auf die Art der Fixation zur\u00fcckzuf\u00fchren: Bewu\u00dftes strenges Fixieren eines Punktes, vor allem eines ausgezeichneten Punktes der Zeichnung (Konturenschnittpunkt), erschwert den Umschlag, Anstarren (siehe Fu\u00dfnote S. 154), d. h. Fixieren eines Punktes, der nicht in, sondern zwischen den Linien der Zeichnung liegt, und zwar Fixieren, ohne diesen Punkt bewu\u00dft zu sehen, das ist eine der Voraussetzungen f\u00fcr die Erzielung des rhythmischen Umschlags. Die zweite Voraussetzung, die zu erf\u00fcllen ich meine Vpn. stets aufforderte, ist das passive Er-\n1 Zimmer, A. : a. a. O. S. 155.","page":171},{"file":"p0172.txt","language":"de","ocr_de":"172\nWalter Eichler\nwarten des Umschlags. Der Wille, die bestehende Auffassung festzuhalten, oder die entgegengesetzte zu erzwingen, f\u00fchrt zur Durchbrechung des Rhythmus derart, da\u00df auch dann sehr gro\u00dfe Unregelm\u00e4\u00dfigkeiten eintreten, wenn Vp. ihren Willen rhythmisch wechseln l\u00e4\u00dft. Der Umschlag erfolgt nicht, wenn man will, sondern sp\u00e4ter und dann unerwartet, oder dann, wenn man ihn nicht will. Gerade das Anstarren eines nicht den Konturen angeh\u00f6renden Punktes, vielmehr eines Korns im Papier (Vp. I fand spontan diese M\u00f6glichkeit) erschwert eine Einflu\u00dfnahme des Willens auf die Art der Auffassung.\nVollst\u00e4ndig passive Einstellung und Anstarren schlie\u00dft, soweit ich beurteilen kann, die Augenbewegungen leichter aus als bewu\u00dftes Fixieren eines Punktes (mit entsprechender sonstiger psychischer Einstellung), denn gerade das bewu\u00dfte Fixieren eines Punktes erfordert Blickbewegungen, man sieht den Punkt nicht, wenn man nicht ihn und seine Umgebung mit wanderndem Blick sukzessiv abtastet. Den Punkt bewu\u00dft sehen (fixieren), hei\u00dft also, ihn und seine Umgebung sukzessiv sehen. Den Punkt anstarren, hei\u00dft: nur ihn sehen, d. h. ihn nicht erkennen, nicht bewu\u00dft sehen. Nicht aber ist Anstarren ein leerer Blick hinter die Zeichenebene.\nDar\u00fcber, da\u00df Augenbewegungen nicht, bzw. nicht allein ma\u00dfgebend f\u00fcr den Umschlag sind, ist man sich heute einig. \u00dcber die Rhythmik des Umschlages und deren Ursache liegen keine Angaben vor (au\u00dfer der kurzen Notiz von Zimmee (1. c.)).\nDa es denkbar ist, da\u00df ein Zusammenhang zwischen Rhythmik des Umschlags und dem Herz puls vorhanden ist, habe ich von einigen Vpn. gelegentlich Pulskurven registriert, aber niemals ein rationales Verh\u00e4ltnis zwischen Puls- und Umschlagsfrequenz fest-steilen k\u00f6nnen (siehe Tab. 6, Spalte: Puls).\nAuch zu den rhythmischen Blutdruckschwankungen im Gehirn, die Berger 1 nachgewiesen hat, kann die von mir beobachtete Rhythmik keine Beziehung haben. Einerseits, weil die Dauer der von Berger festgestellten Blutdruckschwankungen betr\u00e4chtlich gr\u00f6\u00dfer ist als die Dauer der ganzen Periode eines Auffassungszyklus (6\u201412 Sek. gegen 2\u20144 Sek.), ferner darum, weil es schwer vorzustellen ist, wie eine im Gehirn (wenn auch r\u00e4umlich sukzessiv) rhythmisch wechselnde Blutversorgung eine qualitativ wechselnde Auffassung hervorrufen soll, es sei denn, da\u00df man die Auffassung \u201eTreppe oben an eine andere Stelle im Gehirn lokalisieren will\n1 Berger, H. : \u00dcber die k\u00f6rp. \u00c4u\u00dferungen psych. Zust\u00e4nde. Jena, G. Fischer. I. Teil 1904, II. Teil 1907.","page":172},{"file":"p0173.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythm. Wechsel in der Auffassung r\u00e4umlich-zweideutiger geom. Figuren 173\nals die Auffassung \u201eTreppe unten\u201c. Von einer rhythmischen Blutdruck\u00e4nderung kann man nur eine dem Grade nach wechselnde Deutlichkeit des gesamten Vorstellungsinhaltes und der Aufmerksamkeit schlechthin erwarten, wie Berger es auch meint. \u2014 Ebenso stehen die neuerdings von Berger 1 nachgewiesenen rhythmischen Aktionsstr\u00f6me des Gehirns nicht in Beziehung zu dem hier besprochenen Gegenstand, da es sich um die sehr kurzen Perioden von 0,1 und 0,03 Sek. handelt. Zwar ist auch hier ein Einflu\u00df der Aufmerksamkeit zu erkennen, indem durch gespannte Aufmerksamkeit die langen Perioden von 0,1 Sek. gegen\u00fcber den kurzen von 0,03 Sek. zur\u00fcckgedr\u00e4ngt werden. Aber es handelt sich um eine ganz unspezifische Aufmerksamkeit und vor allem um sehr viel k\u00fcrzere Perioden als die hier zur Diskussion stehenden.\nIn der Meinung, da\u00df die Vpn. vielleicht ganz mechanisch und mit einem jeder Vp. eigent\u00fcmlichen motorischen Rhythmus die Reaktionstaste dr\u00fccken, da\u00df also ein gegebener motorischer Rhythmus der Tastbewegung die Ursache f\u00fcr die dann nat\u00fcrlich nur scheinbare Rhythmik des Umschlags sei, habe ich (ohne Zeichnung) den Taster rhythmisch in einem solchen Tempo gedr\u00fcckt, wie es mir angemessen und nat\u00fcrlich erschien. Nach etwa 10 Schl\u00e4gen war dieses Tempo gefunden. Diese Frequenz steht in keinem rationalen Verh\u00e4ltnis zu den sonst in den Versuchen gemessenen Werten, auch nicht zur Pulsfrequenz (s. Tab. 6, Spalte: motorischer Rhythmus). Gleiche Messungen nahm ich an Vp. III vor, die ich auch veranla\u00dfte absichtlich langsamer zu dr\u00fccken als es ihr angemessen war. Aber auch hier zeigte sich keine Parallelit\u00e4t zwischen motorischer Frequenz und der Frequenz des Umschlags, angedeutet ist eine solche allerdings, wahrscheinlich zuf\u00e4llig, in Versuch 10. Leider liegen nur sehr wenige Messungen vor. Gegen eine derartige Parallelit\u00e4t spricht jedoch am deutlichsten die eintretende Verwirrung, wenn man versucht, den Taster langsamer oder schneller zu dr\u00fccken, als es die Umschl\u00e4ge verlangen. Manchmal gaben die Vpn. an, mechanisch getastet zu haben und zwar nach l\u00e4ngeren Tasten (Erm\u00fcdung), bemerkten dann aber nichts mehr erkannt zu haben, alles sei verschwommen (konfus) gewesen!\nAlle bisher genannten Faktoren kommen als Ursache f\u00fcr die Rhythmik des Umschlags nicht in Betracht. Da\u00df allerdings ein individueller Rhythmus der Motorik unserer Extremit\u00e4ten vor-\n1 Berger, H. : Das Elektrenkephalogramm des Menschen. Arch. f. Psychiatr. 87, S 527, 1929.","page":173},{"file":"p0174.txt","language":"de","ocr_de":"174\nWalter Bidder\nhanden ist, d\u00fcrfte erwiesen sein (Lorenz 1 2 3). Neben den von Pfahl untersuchten rein elastischen Momenten \u2014 sie sind durchaus nicht unwesentlich \u2014 spielen antagonistische Innervationsprozesse eine Rolle, deren rhythmische Entstehung prinzipiell vielleicht gar nicht verschieden ist von derjenigen der Auffassungsschwankungen.\nHiermit betreten wir das Gebiet der Erregung und Hemmung, zweier Begriffe, die in der Theorie der reziproken Innervation, des Wettstreites der Sehfelder und anderer Erscheinungen grundlegend sind. Da\u00df diesen Erscheinungen sowie der Umkehrbarkeit gewisser Zeichnungen (Treppe, W\u00fcrfel usw.) prinzipiell wahrscheinlich die gleichen zentralen Vorg\u00e4nge zugrunde liegen m\u00fcssen, hebt Ebbecke 8 eindeutig hervor. Auch Sherrington 4, Br\u00fccke und Wastl 5 weisen auf derartige Parallelen hin. Da\u00df der Wettstreit der Sehfelder auf alternierende zentrale Hemmung und Erregung zur\u00fcckzuf\u00fchren ist, hat Gellhorn8 m einer Reihe von Arbeiten experimentell nachzuweisen versucht. In gleiche Richtung und verallgemeinernd weist eine Arbeit von Allen.7 Ferner stehen in Beziehung hierzu Untersuchungen von Achelis und Merkulow.8 Eine mehr oder weniger ausgepr\u00e4gte Rhythmik dieser \u201eHemmungs\u201cerscheinungen kommt zum Ausdruck sowohl im Wettstreit der Sehfelder, wie im KoHNSTAMMschen Ph\u00e4nomen9, in ganz ausgesprochenem Ma\u00dfe ferner in der koordinierten Bewegung. Bez\u00fcglich der letzteren, einer besonders interessanten \u00c4u\u00dferung des rhythmischen Prinzips, weise ich auf die kurze aber treffende Darstellung von Matthaei 18\n1\tLokenz, G. F.: Untersuchungen \u00fcber willk\u00fcrliche rhythmische Bewegungen. Z. Sinnesphysiol. 56, S. 1, 1925.\n2\tPfahl, J.: Z. Biol. 81, S. 211, 1924, 82, S. 378, 1925.\n3\tEbbecke, U.: Pfl\u00fcgers Arch. 186, S. 200, 1921.\nSherington, C. S. : Sch\u00e4fer\u2019s textbook of Physiol. 2, S. 840.\n5 Br\u00fccke, E. Th. und Waste, H.: Z. Biol. 70, 395. 1919.\nT ht fp\u201cN\u2019\t^UanWt- \u00fcnters- \u00fcb- d- Wettstreit der Sehfelder:\niTm\u2019Jfrmt \u2019 S *' 194~249\u2019 1921 ~ Iv und v> sos,\n3fio_o7tL\u2122,9flAN?: The \u201ceural ose\u00fclatory effect. Quart. J. exper. Physiol. 19, 362 375. 1929; referiert in: Ber. Physiol. 52, S. 458.\n-^CHELIS> 4- D* und Merkulow, J. : Z. Sinnesphysiol. 60, S. 95, 1929.\nS 88 \u00cfTT* f' o\u00abP\u00e4beWegUng beim Menschen- Pfl\u00fcgers Arch. 202, b. 88. 1924; ebenda 204, 587. 1924.\nAllen, Frank: a. a. O.\nUan\u00e2h ^ATTHAEI\u2019 R \u2022' \u00bbTopographische Physiologie des R\u00fcckenmarks\u201c. Mandb. d. norm. u. path. Physiol. 10, S. 163.","page":174},{"file":"p0175.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythm. Wechsel in der Auffassung r\u00e4umlich-zweideutiger geom. Figuren 175\nhin, vor allem auf die hier durchgef\u00fchrte Trennung von reflexbedingter und system bedingter Koordination. Die Existenz der letzteren wird bewiesen durch Versuche von Graham Brown1, Bickel 2, Trendelenburg 8 und neuerdings von Wachholder. 4 Bei dieser systembedingten Koordination, die Matthaei5 mit Recht als die f\u00fchrende ansprechen zu d\u00fcrfen glaubt, handelt es sich um eine rhythmisch wechselnde Innervation antagonistischer Muskelgruppen, eine Innervation, deren Rhythmik auch ohne die nur der Regulation dienende reflektorische Kontrolle durch die Peripherie (proprioceptive Reflexe) existenzf\u00e4hig ist, d. h. auch nach Durchschneidung der hinteren Wurzel, also um eine gegenseitige rythmisch-alternierende \u201eHemmung und Erregung\u201c zentraler Systeme. Graham Brown (1. c.) spricht von zwei \u201eHalbzentren\u201c, die zusammen eine \u201efunktionelle Einheit\u201c darstellen. Die T\u00e4tigkeit des einen Halbzentrum hemmt zugleich die des anderen. Die Rhythmik der T\u00e4tigkeit f\u00fchrt Graham Brown\nauf Faktoren wie \u201eErm\u00fcdung\u201c und \u201ezentraler R\u00fcckschlag\u201c zur\u00fcck.6\nY. Theoretisches\nIm folgenden will ich versuchen, eine Theorie des rhythmischen Auffassungswechsels, den ich experimentell nachwies, zu entwickeln. Da mir die Theorie auch auf das Problem des Wettstreites der Sehfelder, der koordinierten Bewegung und allgemein auf das Problem der sogenannten Hemmung anwendbar zu sein scheint, gestalte ich die Ausf\u00fchrungen etwas breiter als es f\u00fcr die experimentell untersuchte Frage allein erforderlich w\u00e4re. Der Gegenstand zwingt mich im Sinne der Gestalttheorie vorzugehen, die heute dank der Arbeiten von v. Ehreneels, v. Hornborstel, K\u00f6hler 7, Koeeka, Matthaei 8, Sander und Wertheimer gesichert\n1\tBrown, Gr.: Ergehn, d. Physiol. 18, S. 279. 1913; 15, S. 480, 1916.\n2\tBickel, A.: Pfl\u00fcgers Arch. 67, S. 299, 1897.\nDerselbe: Unters, \u00fcb. d. Mechanismus der nerv\u00f6sen Bewegungsregulation. Stuttgart 1903.\n3\tTrendelenburg, W. : Ergehn, d. Physiol. 10, S. 454. 1910.\nWachholder, K. : \u00dcber rhythmisch-alternierende Reflexbewegungen.\nZ. allg. Physiol. 20, S. 161, 1923.\n5\tMatthaei, R. : Handb. a. a. O.\n6\tWenn ich bisher h\u00e4ufiger von \u201eHemmung\u201c sprach, so handelte es sich immer um \u201eZitate\u201c.\nK\u00f6hler, W. : Die physischen Gestalten in Ruhe und im station\u00e4ren. Zustande. Erlangen 1924.\nMatthaei, R. : Das Gestaltproblem, M\u00fcnchen 1929 (mit ausf\u00fchrlichem Literaturverzeichnis), dasselbe in Ergeh, d. Physiol. 29, S. 1\u201482. 1929.","page":175},{"file":"p0176.txt","language":"de","ocr_de":"176\nWalter Eichler\ndasteht und daher bei der Deutung sinnesphysiologiseher und allgemeinphysiologischer Vorg\u00e4nge nicht unber\u00fccksichtigt bleiben darf, zumal da sie allein den Zugang zu gewissen Problemen gew\u00e4hrt.\nEine Ann\u00e4herung an die Gedankeng\u00e4nge der Gestalttheorie stellt bereits die Anschauung yon Geaham Beown (a. a. 0.) dar, der als Voraussetzung f\u00fcr die systembedingte Koordination die Anwesenheit von zwei antagonistisch wirkenden Halbzentren annimmt, die zusammen eine rhythmisch t\u00e4tige funktionelle Einheit darstellen. In dem Begriffe der \u201efunktionellen Einheit\u201c liegt das Wesentliche. Da\u00df die Annahme zweier, r\u00e4umlich dis-parat gedachter Halbzentren in allen F\u00e4llen notwendig ist, ist unwahrscheinlich. Die \u00dcbernahme dieser Hypothese zweier r\u00e4umlich getrennter Zentren in die Theorie zweier rhythmisch alternierender sich gegenseitig ausschlie\u00dfender Auffassungsweisen einer dargebotenen Zeichnung ist jedenfalls nicht m\u00f6glich. Wie sollte z. B. die Auffassung, die die ScHB\u00d6DEEsche Treppe \u201evon oben\u201c sieht, \u00f6rtlich an ein anderes Zentrum gebunden sein als die entgegengesetzte Auffassung, die die Treppe \u201evon unten\u201c sieht. Beide sich ausschlie\u00dfenden Auffassungsweisen haben doch das Wesentliche gemein : das R\u00e4umliche1; ihr Gegensatz beruht nur auf zwei sich ausschlie\u00dfenden Erscheinungsweisen dieses \u201eR\u00e4umlichen.\u201c Mithin darf man nicht sagen, da\u00df die Auffassung A, solange sie besteht, die Auffassung B hemme, denn angenommen, diese Hemmung versagte pl\u00f6tzlich, so w\u00fcrden beide Auffassungsweisen gleichzeitig bestehen k\u00f6nnen, obwohl sie sich doch ausschlie\u00dfen, eine Schlu\u00dffolgerung, die zu absurden Konsequenzen f\u00fchrt.\nGewi\u00df, es gibt F\u00e4lle, wo man z. B. am W\u00fcrfel beide Auffassungen gleichzeitig hat, aber doch niemals so, da\u00df man den ganzen W\u00fcrfel gleichzeitig in beiden Auffassungsm\u00f6glichkeiten wahrnimmt, vielmehr so, da\u00df man zwei ineinander geschachtelte W\u00fcrfelbruchst\u00fccke wahrnimmt. Sollte normalerweise von zwei Ecken, die eine Raumdiagonale begrenzen, die eine vorn, die andere hinten liegen, so kann es geschehen, da\u00df beide Ecken vorn liegen. Dann aber geh\u00f6ren beide Ecken nicht mehr einem W\u00fcrfel an, sondern zwei verschiedenen, schr\u00e4g ineinander verschr\u00e4nkten W\u00fcrfelbruchst\u00fccken. Diese M\u00f6glichkeit beschreibt zu-\n1 Siehe Fu\u00dfnote 1 Seite 178.","page":176},{"file":"p0177.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythm. Wechsel in der Auffassung r\u00e4umlich-zweideutig er geom. Figuren 177\nerst Zimmeb.1 Diese Auffassungsweise ist eine ganz anders geartete, komplexere. Ebenso ist die bei Erm\u00fcdung auftretende nicht r\u00e4umliche Auffassung einer Figur (z. B. Treppe) nicht zur\u00fcckzuf\u00fchren auf ein gleichzeitiges Bestehen beider r\u00e4umlicher Auffassungsweisen, vielmehr auf ein g\u00e4nzliches Fehlen der r\u00e4umlichen \u201eKomponente\u201c, das \u201eR\u00e4umliche\u201c tritt \u00fcberhaupt nicht in Erscheinung.\nMan mu\u00df vielmehr sagen, da\u00df, solange die Auffassung A als Erscheinungsweise A des \u201eR\u00e4umlichen\u201c besteht, die Auffassung B (und alle ihre Voraussetzungen) \u00fcberhaupt nicht existiert, also auch nicht gehemmt wird oder werden mu\u00df, denn wenn das \u201eR\u00e4umliche\u201c in der Erscheinungsweise A auftritt, kann es nicht gleichzeitig in der Erscheinungsweise B oder C usw. auftreten, mithin fehlen w\u00e4hrenddessen s\u00e4mtliche Existenzbedingungen f\u00fcr jede Auffassungsweise, die nicht A ist, also auch f\u00fcr B, d. h. nur die Auffassung A existiert, eine Hemmung nicht existierender Auffassungen ist \u00fcberfl\u00fcssig.\nDie Erlebnisse, mit denen wir es zu tun haben, sind Wahrnehmungsgestalten. Uns wird geboten eine aus schwarzen Strichen auf wei\u00dfem Grunde \u201est\u00fcckhaft\u201c zusammengesetzte Treppenfigur (z. B.), die als solche, \u201eauf dem Papier\u201c keinerlei Gestalteigenschaften besitzt. Solange wir sie nicht r\u00e4umlich wahrnehmen, bleibt auch das Erlebnis ein praktisch ungestaltetes2, das man mit wenigen pr\u00e4gnanten Worten gar nicht beschreiben kann, das man nicht deuten kann, da ihm jeder Sinn fehlt. Diesem Erlebnis fehlen s\u00e4mtliche Qualit\u00e4ten des \u201egestalteten\u201c Erlebnisses (Pr\u00e4gnanz, Eindeutigkeit, Sinnhaftigkeit u. a. m.). Das Erlebnis hat weniger den Charakter der Wahrnehmung, als den der leeren Empfindung.\nSowie sich aber in diesem leeren Erlebnis Ver\u00e4nderungen vollziehen, die raum ge st alt end in das an Gestaltqualit\u00e4ten arme Fl\u00e4chenerlebnis der Treppenzeichnung eingreifen, die also zur streng gestalteten Vorstellung der \u201er\u00e4umlichen Treppe\u201c f\u00fchren, erleben wir die Zeichnung als \u201eTreppe\u201c, und zwar entweder als von oben oder als von unten gesehen, je nachdem in welcher\n1\tZimmer, A. : Z. Sinnesphysiol. 47, S. 108, 1913.\n2\t\u201eNicht jedes beliebige geometrische Gebilde kann auch ph\u00e4nomenal realisiert werden\u201c (Kofeka, siehe Matthaei a. a. O., Satz 10). Selbstverst\u00e4nd lieh ist f\u00fcr \u00fcbersichtlichere Figuren (Kreis, Dreieck, Hakenkreuz) die Raumwahrnehmung nicht Voraussetzung f\u00fcr ein gestaltetes Erlebnis.","page":177},{"file":"p0178.txt","language":"de","ocr_de":"178\nWalter Eichler\nGestalt die \u201er\u00e4umliche Treppe\u201c erscheint. Diese Gestalt (\u201edas R\u00e4umliche\u201c)1, die durch die Figur (meist sofort) zum Anklingen gebracht wird, f\u00fchrt ein Eigenleben2, d. h. sie kann aus sich heraus rhythmisch wechselnd in zweifacher Gestalt erscheinen, und zwar bei konstanter \u201e\u00e4u\u00dferer Reizlage\u201c. Das einer Erscheinungsweise dieser Gestalt (das \u201eR\u00e4umliche\u201c) entsprechende Erlebnis ist nunmehr pr\u00e4gnant, eindeutig, sinnvoll und mit wenigen Worten zu beschreiben (z. B. \u201eTreppe von oben gesehen\u201c).\nSoviel zur ph\u00e4nomenalen Beschreibung des Erlebnisses selbst. Fragt man nach dem physischen Substrate, das diesem rhythmisch alternierenden Erlebnis zugrunde hegt, so gedenken wir zun\u00e4chst einmal der \u00c4hnlichkeiten, die zwischen diesem Ph\u00e4nomen und dem Wettstreit der Sehfelder einerseits, der reziproken Innervation und zwar im besonderen der systembedingten Koordination ohne periphere Regulation (s. o.) andererseits vorhanden zu sein scheinen, \u00c4hnlichkeiten, auf die bereits andere Autoren (s. o.) aufmerksam machten. Fa\u00dft man weiterhin diese gesamten Erscheinungen unter dem Begriffe \u201eWettstreit\u201c zusammen, so ist doch zun\u00e4chst der folgende scheinbare Unterschied festzustellen: Im ersten F\u00e4he (Rhythmus der Auffassung und Wettstreit der Sehfelder) haben wir es mit einem Wettstreit zu tun, von dessen Existenz wir nur durch das Erlebnis, nicht aber durch objektiv feststellbare \u00c4u\u00dferungen eines physischen Substrates Kenntnis erhalten k\u00f6nnen. Im anderen F\u00e4he (systembedingte Koordination) haben wir den Wettstreit in einem zentralen physischen Systeme vor uns, von dessen Existenz uns die objektiv nachweisbaren rhythmisch alternierenden Bewegungen der Extremit\u00e4ten berichten. Wenn wir aber nicht z\u00f6gern, dem \u201eErlebnis\u201c ebenso bereitwillig eine objektive Existenz zuzusprechen, wie wir sie der rhythmischen Bewegung der Extremit\u00e4ten zuerkennen, wenn wir weiterhin bedenken, da\u00df streng genommen A11 e s, d. h. auch die objektiv nachweisbare Bewegung der Extremit\u00e4ten nur durch das \u201eErlebnis\u201c zu unserer Kenntnis kommt (auf Umwegen), dann ist folgende Behauptung (abgesehen von der Unm\u00f6glichkeit, den Begriff \u201eAusdruck\u201c zu definieren) zutreffend, vielleicht schon banal: das, was man als psychische Gegebenheit (Erlebnis)\n1\t\u201eDas R\u00e4umliche\u201c als kurze Ausdrucks weise ! Nicht ist gemeint \u201edas R\u00e4umliche in abstracto\u201c, sondern \u201edas R\u00e4umliche\u201c des konkreten Objektes (Treppe, W\u00fcrfel usw.). Dieser Abk\u00fcrzung bediene ich mich fortlaufend.\n2\tMatthaei, R. : Gestaltproblem a. a. 0. Satz 9.","page":178},{"file":"p0179.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythm Wechsel in der Auffassung r\u00e4umlich-zweideutig er geom. Figuren 179\nbezeichnet, ist ein Ausdruck dessen, was man als physische Gegebenheit bezeichnet.\nDaraus folgt: 1. Das streng gestaltete Daumerlebnis der Treppe ist Ausdruck des Zustandes eines streng gestalteten somatischen Feldes, eines fest gestalteten physischen Systems. Zwei rhythmisch alternierende, streng gestaltete und sich ausschlie\u00dfende Erlebnisse sind je ein Ausdruck zweier rhythmisch alternierender Zustandsphasen eines somatischen Feldes, d. h. eines fest gestalteten Systems; die beiden Zustandsphasen schlie\u00dfen sich notwendig aus, denn e i n System kann nicht gleichzeitig zwei Zust\u00e4nde besitzen. 2. Ein schwach gestaltetes Erlebnis (z. B. die fl\u00e4chenhaft gesehene Treppe) ist Ausdruck des Zustandes eines schwach gestalteten somatischen Feldes, eines schwach gestalteten physischen Systems. 3. Ausdruck des Zustandes eines vollkommen ungestalteten physischen Systems (\u201eUndverbindung\u201c) w\u00e4re demnach ein vollkommen ungestaltetes Erlebnis. Ich behaupte, da\u00df ein derartiges \u201eErlebnis\u201c nicht erlebt wird, d. h. nicht existiert. \u2014 Also : jedes gestaltete physische System hat sein Erlebnis, das Gestalthafte an dem System ist geradezu sein Erlebnis.1\nEine \u201eUndverbindung\u201c 2 ist ein System dessen St\u00fccke aneinander und an alles, was au\u00dferhalb der Undverbindung liegt, in keiner Weise funktionell gebunden sind, m\u00f6gen diese St\u00fccke an sich gestaltet sein oder auch nur Undverbindungen sein (K\u00f6hler). Mithin stellen auch zwei streng gestaltete Systeme, die zueinander keinerlei funktionelle Beziehungen haben, zusammen eine \u201eUndverbindung\u201c dar, jedes hat sein Erlebnis, aber sie haben kein gemeinsames Erlebnis ; Ausdruck des Zustandes einer \u201eUndverbindung\u201c ist\n1\tDiese allgemeine Formulierung bedarf noch einer Einschr\u00e4nkung, auf die ich sp\u00e4ter zur\u00fcckkomme. Das Gestalthafte an dem physischen System ist sein Erlebnis nur dann, wenn der Zustand des gestalteten Systems ein dynamischer ist. Mithin hat auch das gestaltete physische System kein Erlebnis, wenn sein Zustand station\u00e4r ist. Die Frage ob der Ausdruck des quasistation\u00e4ren Zustandes eines streng gestalteten somatischen Feldes ein stark oder schwach gestaltetes Erlebnis ist, m\u00f6chte ich zugunsten der letzteren beantworten, so da\u00df also f\u00fcr den zweiten obiger drei S\u00e4tze (schwach gestaltetes Erlebnis) auch noch eine zweite Fassung m\u00f6glich ist; dies besonders im Hinblick auf das schwach gestaltete F1 \u00e4 c h e n erlebnis der Treppe (z. B.); s. u.\n2\tIch wende fortlaufend Begriffe von K\u00f6hler an, zitiere aber nicht, um die notwendigerweise knappe Darstellung nicht st\u00f6rend zu unterbrechen. \u2014 Die Bezeichnungsweise stark und schwach gestaltet bezieht sich nur auf den Grad der Gestaltung und soll nicht, wie bei K\u00f6hler, ein qualitativ spezifisches Gef\u00fcge der Gestalt charakterisieren.","page":179},{"file":"p0180.txt","language":"de","ocr_de":"180\nWalter Eichler\ndas Mchterlebnis. Treten die St\u00fccke einer Undverbindung in funktionelle Abh\u00e4ngigkeit zu einem gestalteten System, so h\u00f6ren sie auf St\u00fccke einer Undverbindung zu sein, sie werden vielmehr Glieder eines neugestalteten physischen Systems. So stellt z. B. die Treppenzeichnung als solche praktisch eine reine Undverbindung von Strichen auf Papier dar. Dadurch, da\u00df diese St\u00fccke in Beziehung zum gestalteten System, zum wahrnehmenden Subjekte treten, h\u00f6ren sie auf St\u00fccke zu sein, sie werden Glieder des neuen gestalteten Systems (bestehend aus den Gliedern: Subjekt und Objekt), dessen Zustand Ausdruck findet in dem Erlebnis der Treppe. Die Gliederung in Subjekt und Objekt ist zwar bei dieser Betrachtungsweise strenggenommen nicht zul\u00e4ssig, wenn man, wie \u00fcblich, unter Subjekt das erlebende und unter Objekt das erlebte Glied versteht, denn das Erlebnis ist ja das der gesamten Gestalt bestehend aus diesen beiden Gliedern. Jedoch ist die Gestaltverkettung recht einseitig ge-> richtet, derart, da\u00df der Zustand des Gliedes Subjekt funktionell viel strenger von dem des Gliedes Objekt abh\u00e4ngig ist als umgekehrt, ohne da\u00df jenes jedoch sein Eigenleben g\u00e4nzlich aufgibt; daher ist scheinbar \u2014 vom Standpunkte eines au\u00dfenstehenden Dritten \u2014 die Gleichbedeutung beider Glieder nicht vorhanden und eine Gliederung im obigen Sinne zul\u00e4ssig. \u2014 Diese Verh\u00e4ltnisse bed\u00fcrfen ebenfalls einer eingehenderen Betrachtung, als es an dieser Stelle m\u00f6glich ist.\nEine Konsequenz dieser ganz einheitlichen Betrachtungsweise ist folgende : die Ladungsstruktur auf einem Leiter als starke Gestalt befindet sich notwendig in einem gestalteten Zustande. Ausdruck dieses Zustandes (wenn er dynamisch ist) ist ein Erlebnis, d. h. die Ladungsstruktur hat ihr Erlebnis. Dies kann man zwar nicht beweisen, aber auch nicht widerlegen. Wollten wir den Beweis versuchen, so m\u00fc\u00dften wir die Ladungsstruktur zu uns in Beziehung setzen, wir m\u00fc\u00dften mit der Ladungsstruktur ein gemeinsames neues gestaltetes System eingehen. Das resultierende Erlebnis ist aber Ausdruck des Zustandes des neuen Systems, nicht der Ladungsstruktur als solcher, es ist nicht \u201eihr\u201c Erlebnis. Und dennoch : als Beweis f\u00fcr die Existenzm\u00f6glichkeit eines Erlebnisses innerhalb eines gestalteten, beliebigen physischen Systems, z. B. in der Ladungsstruktur oder besser und nat\u00fcrlicher im Atom (!), k\u00f6nnte man die \u201esinnhafte Reaktionsweise\u201c gegen\u00fcber \u00e4n\u00dferen Eingriffen heranziehen, die ihren allgemeinsten und primitivsten Ausdruck findet im Prinzip von Le Chateliee. Eben diese sinnhafte Reaktionsweise ist es, die uns im reagierenden Objekte, dessen Sprache wir nicht verstehen, ein Erlebnis vermuten l\u00e4\u00dft; auch das vom lebenden Objekte (nicht etwa vom Grammophon) gesprochene Wort ist strenggenommen nichts anderes als eine sinnhafte Reaktionsweise.","page":180},{"file":"p0181.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythm. Wechsel in der Auffassung r\u00e4umlich-zweideutig er geom. Figuren 181\nDas gestaltete somatische Feld ist nicht scharf begrenzt oder lokalisiert (K\u00f6hlee), vielmehr rechne ich zu diesem Felde alle physischen Substrate, die funktionell irgendwie an dem Zustandekommen des Erlebnisses beteiligt sind, ein Glied des Feldes ist damit auch die Au\u00dfenwelt, zu der das Subjekt sich in Beziehung setzt, d. h. also im vorliegenden Fall, die Figur. Alles dieses zusammen stellt ein physisches System, das somatische Feld, dar. Ebenso ist das Feld nicht als geometrische Abbildung oder Projektion der betrachteten Zeichnung aufzufassen, das Feld hat keine geometrische Struktur, es hat \u201e\u00fcbergeometrische Eigenschaften\u201c (K\u00f6hlee)1, obwohl seine energetische und dynamische Struktur durch die geometrischen Eigenschaften der Zeichnung mitbestimmt ist.\nDas somatische Feld ist gestaltet, d. h. es zeichnet sich durch dieselben Qualit\u00e4ten oder auch Gesetzlichkeiten aus wie ein gestaltetes System der anorganischen Natur, wie die physische Gestalt, die z. B. eine Ladungsstruktur auf einem beliebig geformten Leiter darstellt (K\u00f6hlee).\nJedes stark gestaltete System ist so beschaffen, da\u00df sein Zustand, wenn einmal irgendwie aus der Gleichgewichtslage herausgehoben, zur Buhelage zur\u00fcckstrebend, sich fortlaufend \u00e4ndert; d. h. der Zustand ist ein dynamischer, die Momentanzust\u00e4nde wechseln kontinuierlich. Bei der R\u00fcckkehr in die Ruhelage \u00fcber das Ziel hinausschie\u00dfend wird der Zustand periodisch und jeder der Momentanzust\u00e4nde kehrt nach einer gewissen Zeit wieder. Der Zustand wechselt periodisch, im Rahmen einer gro\u00dfen Zeitspanne ist er mithin periodisch-station\u00e4r, momentan aber ein dynamischer. Grad der D\u00e4mpfung und Entropie bestimmen die Dauer des periodischen Zustandes. Bei sehr starker D\u00e4mpfung wird die innere Schwingf\u00e4higkeit des Systems reduziert auf eine aperiodische aber doch dynamische oder quasistation\u00e4re R\u00fcckkehr des Zustandes in den Ruhezustand; war die D\u00e4mpfung etwas schw\u00e4cher, so schwingt der Zustand noch einmal nach der anderen Seite \u00fcber den Ruhezustand hinaus, um dann erst endg\u00fcltig zur\u00fcckzukehren (Hemmungsr\u00fcckschlag : Sherrington).\nVoraussetzungen f\u00fcr den periodisch-station\u00e4ren Zustand sind in anorganisch physischen Gestalten meist Tr \u00e4gh eit oder Selbstinduktion. Es lassen sich aber auch zahllose Reaktionen denken, die ohne nennenswerte Tr\u00e4gheit der bewegten Massen und ohne Selbsinduktion periodisch-\n1 K\u00f6hler, W. : a. a. O. Satz 173.","page":181},{"file":"p0182.txt","language":"de","ocr_de":"182\nWalter Eichler\nstation\u00e4r verlaufen. Man denke an die rhythmische Katalyse von Wasserstoffsuperoxyd. 1 Weiche Reaktionen und welche Strukturen der inhomogenen Phasen im somatischen Felde des Organismus den Rhythmus garantieren und damit die Gestalteigenschaften des Feldes fundieren, ist nicht aufgekl\u00e4rt. Die Rhythmik zahlloser physiologischer Prozesse steht jedenfalls fest (F. W. Fr\u00f6hlich).2 Es ist auch f\u00fcr das Prinzipielle des Gegenstandes gleichg\u00fcltig, welche physiko-chemischen Prozesse das gestaltete somatische Feld fundieren. Die Kenntnis der Einzelheiten ist von sekund\u00e4rer Be-deutung, wenn das \u00fcber diesen Einzelheiten schwebende Gesetz, das Gestaltgesetz als g\u00fcltig erkannt ist. K\u00f6hler sagt hierzu : \u201eBildlich gesprochen ist unser Vorgehen dem eines Physikers einigerma\u00dfen verwandt, der gegen\u00fcber einer neuen Erscheinung von nicht ganz bekannter Materialstruktur jedenfalls das Gesetz von der Erhaltung der Energie und etwa den zweiten Hauptsatz als g\u00fcltig voraussetzt, oder der theoretische Chemie auf thermodynamischer Grundlage treibt, obwohl er in keinem Fall die Natur der chemischen Elementarkr\u00e4fte kennt\u201c.\nNach diesen notwendigerweise etwas ausf\u00fchrlichen aber durchaus nicht ersch\u00f6pfenden Darlegungen fasse ich alles dahin zusammen: das rhythmisch alternierende Erlebnis3 * ist der Ausdruck des rhythmisch sich \u00e4ndernden \u2014 zwischen zwei durch die optischen Gegebenheiten eindeutig bestimmten Grenzzust\u00e4nden \u2014 hin und her schwingenden Zustandes eines streng gestalteten somatischen Feldes. Dieses Erlebnis hat ein Eigenie b en, denn auch das somatische Feld hat ein Eigenleben, da es seinen Zustand infolge eigener Gesetzlichkeit \u00e4ndert, und zwar periodisch \u00e4ndert. Das System nimmt sukzessive w\u00e4hrend einer ganzen Periode unendlich viele Zust\u00e4nde an, die sich nach Ablauf einer vollen Periode wiederholen. Entsprechend verh\u00e4lt sich das Erlebnis, es ist in jedem Augenblick ein anderes, wiederholt sich erst nach einer vollen Periode. Aber: das Erlebnis bleibt sich w\u00e4hrend einer Halbperiode, d. h. von Umschlag zu Umschlag, qualitativ \u00e4hnlich, die T\u00f6nung bleibt die gleiche (z. B. Treppe \u201eoben ), was sich fortlaufend \u00e4ndert, ist die Deutlichkeit des Erlebnisses; diese w\u00e4chst nach dem Umschlag bis zu einem Maximum, sinkt dann wieder ab und ist fast Null kurz\n1\tBrehig, G. und Weinmayr: Z. physik. Chem. 42, 602, 1903.\nBredig, G. und Wilke: Verh. d. naturhist. med. Vereins zu Heideiber a N. F. 8, 165, 1904.\t9\n2\tFr\u00f6hlich, F. W.: Z. allgem. Physiol. 13, S. 1, 1911.\n3\tBei Betrachtung einer zweideutigen geometrischen Figur z. B. Treppe\noder W\u00fcrfel.","page":182},{"file":"p0183.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythm. Wechsel in der Auffassung r\u00e4umlich-zweideutig er geom. Figuren 183\nvor dem n\u00e4chsten Umschlag. Graphisch dargestellt sind die Verh\u00e4ltnisse in Abb. 2. Ich habe nicht alle Vpn. gefragt, welcher Art der Verlauf des Erlebnisses sei, vielmehr nur Vp. 2 und Vp. 3. Beide beschrieben mir aber, ohne da\u00df ich es ihnen vorher gesagt h\u00e4tte, den \\ erlauf so, wie ihn Abb. 2 darstellt, und wie auch ich ihn empfinde. Wahrscheinlich ist das Erlebnis im zeitlichen Bereiche des Umschlags identisch mit dem bei starker Erm\u00fcdung auftretenden F1 \u00e4 c h e n erlebnis (z. B. der Treppe).\nDie Eigent\u00fcmlichkeit des Erlebnisses, seine T\u00f6nung sprunghaft zu \u00e4ndern (Umschlag), ist ph\u00e4nomenologisch verst\u00e4ndlich. Die beiden alternierenden Erlebnisse schlie\u00dfen sich ja aus, k\u00f6nnen also nicht kontinuierlich ineinander \u00fcbergehen. Aber dieser sprunghafte Wechsel der Erlebnisse scheint sich mit dem Schwingungszustand des somatischen Feldes nicht vereinbaren zu lassen. Man sollte entsprechend der kontinuierlichen Zustands\u00e4nderung des Systems ein kontinuierlich sich \u00e4nderndes Erlebnis erwarten, da es doch Ausdruck des Systemzustandes ist. Tats\u00e4chlich \u00e4ndert sich ja die Deutlichkeit des Erlebnisses kontinuierlich aber nicht die T\u00f6nung. \u2014 Ein in sich schwingendes System \u00e4ndert seinen Zustand rhythmisch. Aus der kontinuierlichen Folge der Momentanzust\u00e4nde lassen sich drei ausgezeichnete Momentanzust\u00e4nde herausgreifen : Der Ruhezustand, der mit maximaler kinetischer Energie (bildlich) passiert wird, und die beiden Grenzzust\u00e4nde, in denen die potentielle Energie maximal ist. A on der Ruhelage ausgehend haben alle Momentanzust\u00e4nde zwischen ihr und dem einen Grenzzustande \u00c4hnlichkeit mit letzterem ; alle Zwischenzust\u00e4nde diesseits der Ruhelage haben die T\u00f6nung des diesseitigen Grenzzustandes, alle Zwischenstufen jenseits der Ruhelage die T\u00f6nung des jenseitigen Grenzzustandes. Beim Passieren der Ruhelage tritt also ein Wechsel der T\u00f6nung ein1. Ein Grenzzustand bestimmt die T\u00f6nung des Erlebnisses so\n1 Ob das Passieren der Ruhelage als dritter ausgezeichneter Momentanzustand das Fl \u00e4chenerlebnis der Treppe fundiert, ob also diesem Zustande die T\u00f6nung \u201efl\u00e4chenhafte Treppe\u201d entspricht, die bei jedem Umschlag passiert w\u00fcrde, bleibe dahingestellt; wahrscheinlich ist das so. Wenn man bedenkt, da\u00df der Zustand des Systems im zeitlichen Bereiche des Umschlags viel weniger dynamisch als quasistation\u00e4r ist, mu\u00df man ein Erlebnis erwarten, das diesem Zustande entsprechend schwach gestaltet ist (wenig pr\u00e4gnant), und derartig beschaffen ist ja gerade das Fl\u00e4ch en-erlebnis der Treppe (z. B.); vgl. auch Fu\u00dfnote 1 Seite 179.\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 61\n13","page":183},{"file":"p0184.txt","language":"de","ocr_de":"184\nWalter Eichler\nlange, als der Zustand des Systems sich zwischen diesem Grenzzustande und der Ruhelage bewegt. Geht das System auf die andere Seite des Ruhezustandes, so bestimmt der andere Grenzzustand die T\u00f6nung des Erlebnisses. Aber: man ist geneigt anzunehmen, da\u00df die beiden Grenzzust\u00e4nde eines im Raume hin und her schwingenden oder aber in sich selbst schwingenden Systems spiegelbildlich gleich seien, d. h. da\u00df allen Zust\u00e4nden zwischen Ruhezustand und dem einen Grenzzustand identische Zust\u00e4nde zwischen Ruhezustand und dem anderen Grenzznstand zugeordnet seien, da\u00df die beiden Halbperioden (jede gerechnet von der Ruhelage!), abgesehen vom Vorzeichen, also gleich sind. Man m\u00fc\u00dfte daraus schlie\u00dfen, da\u00df sich die T\u00f6nung des Erlebnisses ebenso wie die Deutlichkeit kontinuierlich \u00e4ndert, oder aber gar nicht, auch nicht sprungweise, es sei denn, da\u00df ein Wechsel im Vorzeichen des Zustandes bereits einen Wechsel des Erlebnisses herbeif\u00fchren k\u00f6nne. Hiergegen ist einzuwenden, da\u00df ein schwingungsf\u00e4higes physisches System durchaus nicht so beschaffen sein mu\u00df, da\u00df die Zustandsfolge w\u00e4hrend einer Halbperiode das Spiegelbild derjenigen der anderen Halbperiode ist.\nIch greife zum physikalischen Modell : man denke sich einen einseitig verschlossenen Zylinder, der mit Gas gef\u00fcllt ist. Im Zylinder ist beweglich ein dicht schlie\u00dfender Kolben, den eine Spiralfeder von au\u00dfen gegen den Druck des Gases in den Zylinder hinein zu schieben sucht. Nehmen wir an, der Kolben besitze eine gro\u00dfe Tr\u00e4gheit. \u00dcberlassen wir dieses physische System sich selbst, so wird schlie\u00dflich der Kolben eine derartige Lage einnehmen, da\u00df der Gasdruck ebenso sehr von der einen Seite dr\u00fcckt wie die Spiralfeder von der anderen; das ist die Ruhelage. Zieht man den Kolben gegen den Federdruck heraus und l\u00e4\u00dft man ihn dann los, so wird er hin und her schwingen, um seine Ruhelage und sich dabei abwechselnd der einen und der anderen Grenzlage n\u00e4hern. Entsprechend wird der Zustand des Gesamtsystems schwingen zwischen zwei Grenzzust\u00e4nden, die nicht spiegelbildlich gleich sind. Bewegt sich der Kolben in den Zylinder hinein, so wird das Gas komprimiert, die potentielle Energie des Gases w\u00e4chst, bewegt sich der Kolben nach der anderen Seite, so wird die Feder in einen erh\u00f6hten Spannungszustand versetzt, ihre potentielle Energie w\u00e4chst, die des Gases nimmt ab. In beiden Grenzzust\u00e4nden ist also die potentielle Energie des Gesamtsystems nicht gleichm\u00e4\u00dfig verteilt, sondern einseitig entweder in das Gas oder in das elastische Material der Feder verschoben, sie erscheint entweder als Spannkraft des Gases oder als Spannkraft der Feder; die beiden Grenzzust\u00e4nde und damit die beiden Zustandsphasen (Halbperioden) des Systems sind also durchaus nicht spiegelbildlich gleich. Da\u00df die Entropie des Gesamtsystems dabei allm\u00e4hlich infolge von D\u00e4mpfung w\u00e4chst, ist in diesem Zusammenhang unwesentlich.","page":184},{"file":"p0185.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythm. 1\u00cf echsel in der Auffassung r\u00e4umlich-zweideutig er geom. Figuren ^$5\nDie Verschiedenheit der beiden Grenzzust\u00e4nde eines somatischen Feldes kann noch viel durchgreifender sein, der \u00dcbergang von einer Phase in die andere noch viel schroffer als im beschriebenen Modell, eine spiegelbildliche Gleichheit der beiden Zustandsphasen ist also keinesfalls Voraussetzung f\u00fcr ein schwingf\u00e4higes System. Hier spielt der Begriff der Schwelle eine Polle, ein Begriff, den auch die Physik kennt, sei es im Zusammenhang mit der Passivit\u00e4t (H202-Katalyse) oder als Minimalfrequenz im photochemischen und photoelektrischen Effekt. Im organischen System ist ferner die Struktur, sowohl die mikroskopische wie die Ultrastruktur von ausschlaggebender Bedeutung.\nAbb. 4\nDamit ist die endg\u00fcltige Beschreibung desjenigen somatischen Feldes gegeben, dessen periodisch-station\u00e4rer Zustand das rhythmisch alternierende Erlebnis fundieren kann, und zwar derart, da\u00df die T\u00f6nung des Erlebnisses sprunghaft sich \u00e4ndert (Umschlag), die Deutlichkeit dagegen kontinuierlich. Der T\u00f6nungs-v echsel erfolgt in dem Augenblicke, indem das Svstem seine Ruhelage in der einen oder anderen Richtung \u00fcberschreitet und sich dem einen oder anderen nicht spiegelbildlich gleichen Grenzzustande n\u00e4hert. Bis zur R\u00fcckkehr wird die T\u00f6nung bestehen bleiben, um beim Passieren der Ruhelage in der anderen Richtung umzuschlagen usf. Da ferner die Deutlichkeit des Erlebnisses nicht maximal ist im Augenblick des Umschlags, sondern sp\u00e4ter (s. Abb. 4), ist offenbar nicht die absolute Geschwindigkeit des Prozesses \u2014 sie w\u00e4re maximal im Augenblick des Umschlags (im mechanischen Modell) \u2014 sondern die Beschleunigung ma\u00dfgebend f\u00fcr den Grad der Deutlichkeit des Erlebnisses; die\n13*","page":185},{"file":"p0186.txt","language":"de","ocr_de":"186\nWalter Eichler\nBeschleunigung aber ist maximal in dem einen oder dem anderen Grenzzustand. So wie in einem physischen System der Augenblick der maximalen Beschleunigung (im Grenzzustand) um eine Viertel-Periode gegen den Augenblick des kassierens der Buhelage verschoben ist (Sinusschwingung), ist auch das Maximum der Deutlichkeit des Erlebnisses zeitlich verschoben gegen den Augenblick des T\u00f6nungswechsels. Wenn das Maximum der Deutlichkeit so wie meine Vpn. und ich es wahrnehmen, etwas fr\u00fcher als eine Viertelperiode nach dem Umschlag erscheint (Abb. 4), so steht das nicht im Widerspruch zu den zu erwartenden physischen Verh\u00e4ltnissen, vielmehr beweist das geradezu die Nichtspiegelgleichheit der Halbperioden im somatischen Feld. Wenn die beiden Grenzzust\u00e4nde und damit die Halbperioden nicht spiegelgleich sind, dann kann auch die Dauer eines Hinganges von der Ruhelage in einen Grenzzustand verschieden sein von derjenigen des R\u00fcckgangs von diesem Grenzzustand zur Ruhelage, und gerade diese Ungleichheit der zeitlichen und 3\tsc e ~\\ e altmsse ist in physikalisch-chemischen Re-\naktionen die Regel, d. h. in solchen Systemen, in denen Tr\u00e4gheit oder Selbstinduktion nicht wirksam ist! Derartige Reaktionen haben wir im somatischen Felde zu erwarten.\nDieser, sich aus dem nachweisbaren Verlauf des rhvthmisch alternierenden Erlebnisses einerseits, aus den dynamischen Eigenschaften eines schwingungsf\u00e4higen physischen Systems (wie wir es im Organismus zu erwarten haben) andererseits ergebende Schlu\u00df, da\u00df das Maximum der Deutlichkeit des Erlebnisses zeitlich zusammenf\u00e4llt mit dem Maximum der Beschleunigung, d. h. mit dem Maximum der Kr\u00e4fte, die das System in den Ruhezustand zur\u00fcckzuf\u00fchren streben, dieser Schlu\u00df steht durchaus in Einklang mit reizpkysiologiscken Tatsachen. Ein Reiz ist eine Zustands\u00e4nderung innerhalb des gestalteten Systems bestehend aus den Gliedern Subjekt und Umwelt. Bleibt die \u201e\u00e4u\u00dfere\u201c Reizlage station\u00e4r, so bleibt auch der Gesamtzustand des definierten gestalteten Systems auf die Dauer station\u00e4r, das Erlebnis verbla\u00dft, gleichg\u00fcltig welche Intensit\u00e4t der als \u201e\u00e4u\u00dfere Reizlage\u201c bezeichnete Proze\u00df besitzt. Ein anhaltender Ton wird schlie\u00dflich nicht mehr geh\u00f6rt, ja er kann jedes Erlebnis ausl\u00f6schen und Schlaf erzeugen. Das definierte gestaltete System kann sich eine Zeitlang dagegen sch\u00fctzen, da es ein Eigenleben hat; sein Zustand wird im Augenblick des Anklingens des Tones gest\u00f6rt","page":186},{"file":"p0187.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythm. Wechsel in der Auffassung r\u00e4umlich-zweideutiger geom. JEiguren 187\nund einseitig aus der Ruhelage herausgedr\u00fcckt (dauernd !), es wird dabei aber um eine exzentrische, d. h. get\u00f6nte Lage schwingen. Es kommt zur Transformation des kontinuierlichen \u201eReizes\u201c in ein rhythmisches Geschehen, man h\u00f6rt den Ton abwechselnd laut und leise bzw. gar nicht (sog. Aufmerksamkeitsschwankungen). Schlie\u00dflich aber erlischt das Erlebnis ganz (evtl. Schlaf); soll es fortbestehen, so mu\u00df sich eine Zustands\u00e4nderung im somatischen Felde vollziehen. Geschieht das nicht mehr freiwillig (Erm\u00fcdung), so mu\u00df die \u00e4u\u00dfere Reizlage als Glied des somatischen Feldes sich \u00e4ndern, d. h. der Zustand des somatischen Feldes mu\u00df ein \u201edynamischer\u201c sein, wenn ein Erlebnis resultieren soll. Diese Bedingung wird erf\u00fcllt entweder durch Ver\u00e4nderung der \u201e\u00e4u\u00dferen\u201c Reizlage, oder bei konstanter \u00e4u\u00dferer Reizlage durch das Eigenleben des gestalteten Systems, d. h. durch rhythmische Transformation, letzteres aber nur so lange bis Erm\u00fcdung eintritt und das Erlebnis erlischt.\nDas soeben beschriebene Erlebnis eines kontinuierlichen Tones ist so beschaffen, da\u00df seine Deutlichkeit kontinuierlich zu- und abnimmt, w\u00e4hrend die Qualit\u00e4t erhalten bleibt, d. h. man h\u00f6rt fortlaufend einen Ton von konstanter Tonh\u00f6he. \u00c4hnliche Verh\u00e4ltnisse liegen vor, wenn eine eindeutig gezeichnete Treppe (Schattierung, perspektiv. Verk\u00fcrzung, Beiwerk usw.) dargeboten wird. Eine derartige Treppe sieht man nur von oben (z. B.), ein sprunghafter Wechsel der Auffassungsweise findet nicht statt, sondern nur ein kontinuierlicher Wechsel der Deutlichkeit des Erlebnisses. Wie bei Darbietung der mehrdeutigen Treppe wird das gleiche somatische Feld in prinzipiell gleicher Weise erregt, jedoch mit einigen spezifischen Ab\u00e4nderungen, bedingt durch Schattierung und Perspektive der Zeichnung. Das Feld wird aus seiner Ruhelage herausgeworfen, aber infolge eines durch die Reizlage gegebenen dauernden einseitigen Druckes (bildlich) an der R\u00fcckkehr in die Ruhelage verhindert. Sein Eigenleben wird sich jetzt darin \u00e4u\u00dfern, da\u00df das Feld in sich nicht mehr um die unget\u00f6nte Ruhelage schwingt, sondern um eine dem einen Grenzzustand angen\u00e4herte spezifisch get\u00f6nte neue Mittellage, und zwar von gleicher T\u00f6nung wie der Grenzzustand. Der zwischen Ruhelage und einem Grenzzustande (nicht zwischen zwei Grenzzust\u00e4nden) schwingende Zustand bleibt dauernd gleich get\u00f6nt, ein Umschlag des Erlebnisses findet nicht","page":187},{"file":"p0188.txt","language":"de","ocr_de":"188\nWalter EicMer\nstatt, sondern nur ein der Beschleunigung entsprechendes An-und Abschwellen der Deutlichkeit. Wahrscheinlich wird sich auch die Frequenz des Wechsels dabei \u00e4ndern. \u2014 Man k\u00f6nnte erwarten, da\u00df nach Beseitigung der \u00e4u\u00dferen Reizlage (Zeichnung) das Erlebnis umschlage, d. h. da\u00df die dauernd von oben gesehene Ireppe nunmehr von unten gesehen wird.\tTats\u00e4chlich erlebt\nman aber gar nichts, denn es h\u00f6rt mit der Beseitigung der Zeichnung ja nicht nur der \u201eeinseitige Druck\u201c auf das somatische leid auf \u2014 m diesem Falle k\u00f6nnte das System in die Ruhelage zur\u00fcckstrebend auf die andere Seite hin\u00fcberschwingen \u2014 vielmehr bricht die ganze innere Gestalt des Systems in sich zusammen. W\u00fcrde man eine derartige Treppe (scharf beleuchtet) im Nachbild sehen, so w\u00fcrde -wahrscheinlich nur die Farbe oder Helligkeit von Figur und Grund Umschlagen, nicht aber die spezifische T\u00f6nung, d. h. wurde die eindeutig gezeichnete Ireppe dauernd von oben gesehen, so wird sie wahrscheinlich auch im Nachbild nur von oben gesehen, denn die geometrische Gestalt der Netzhauterregung und damit die \u201e\u00fcbergeometrische\u201c Gestalt des ganzen somatischen Feldes bleibt die gleiche, es \u00e4ndert sich nur die Farbe oder Helligkeit von Kontur und Grund.\nDer Inhalt der Theorie ist folgender (zusammenfassend):\n1.\tDas, was man als Erlebnis (psychische Gegebenheit) bezeichnet, ist Ausdruck dessen, was man als dynamischen Zustand eines gestalteten somatischen Feldes (physische Gegebenheit) bezeichnet.\n2.\tDas somatische Feld ist ein gegen die Umwelt relativ abgegrenztes gestaltetes System, bestehend aus den Gliedern: \u201eSubjekt\u201c und \u201eObjekt\u201c. Das Objekt ist nicht immer Voraussetzung f\u00fcr ein Erlebnis.\n3.\tDas Gestalthafte an diesem System ist geradezu sein Erlebnis aber nur dann, wenn das System sich im dynamischen Zustand befindet\u2019 Ein station\u00e4res oder ruhendes gestaltetes System ist ohne Erlebnis, ebenso em ungestaltetes System, d. h. eine \u201eUndverbindung\u201c.\n4.\tDer Zustand des erregten Feldes ist periodisch-station\u00e4r, d h momentan dynamisch. Das erregte Feld besitzt ein Eigenleben; es \u00e4ndert seinen Zustand nach eigener Gesetzlichkeit fortlaufend und zwar wahrscheinlich immer periodisch. Beg\u00fcnstigt wird die Felddynamik durch Ver\u00e4nderungen, die sich (in ihrer Entstehung) unabh\u00e4ngig vom Gliede \u201eSub-jekt\u2018 im Gliede \u201eObjekt\u201c vollziehen.\n5 Die dynamische Struktur des ganzen Feldes ist als Raum-Zeit-Gestalt ma ge end fur den Charakter seiner Leistung (sei diese ein Erlebnis oder eine koordinierte Innervation). Nicht ist die Feldleistung gebunden an die iso 1er e rregung und Hemmung geometrisch lokalisierter Feld teile ( entren). Das Feld ist kein Mosaik sondern eine Einheit. Die Mannigfaltigkeit seiner Leistungen wird erm\u00f6glicht durch die Mannigfaltigkeit der m\u00f6glichen dynamischen Strukturen.","page":188},{"file":"p0189.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythm. Wechsel in der Auffassung r\u00e4umlich-zweideutiger geom. Figuren 189\n6.\tDer periodisch-station\u00e4re Zustand des Feldes setzt sich aus drei Hauptphasen zusammen : aus der Bewegung1 durch die Gleichgewichtslage (Beschleunigung = 0) und aus der Bewegung durch die beiden Grenzzust\u00e4nde (Beschleunigung = maximal). Diesseits der Gleichgewichtslage \u00e4hnelt jeder Momentanzustand dem diesseitigen Grenzzustande, jenseits der Gleichgewichtslage dem jenseitigen Grenzzustande. Beide Grenzzust\u00e4nde sind nicht spiegelbildlich gleich, um so weniger, da die im Felde zu erwartenden physikalisch chemischen .Reaktionen ihre Rhythmik nicht den Faktoren Tr\u00e4gheit und Selbstinduktion verdanken.\n7.\tDie Zustandsphase des Feldes bestimmt die Qualit\u00e4t (T\u00f6nung) des Erlebnisses, die Beschleunigung des Geschehens die Intensit\u00e4t (Deutlichkeit) des Erlebnisses. Der LTmschlag der T\u00f6nung erfolgt im Augenblick des Phasenwechsels (Passieren der Ruhelage). Das Maximum der Deutlichkeit des Erlebnisses besteht wie das Maximum der Beschleunigung im Augenblick des Passierens des einen oder anderen Grenzzustandes.\n8.\tZwei in der Qualit\u00e4t (T\u00f6nung) rhythmisch alternierende und sich ausschlie\u00dfende Erlebnisse als Ausdruck zweier dynamischer Zustandsphasen des periodisch-station\u00e4ren somatischen Feldes hemmen sich also nicht gegenseitig, vielmehr existiert das eine Erlebnis (einschlie\u00dflich seiner Voraussetzungen) nicht, wenn das andere existiert, denn das somatische Feld hat zur gegebenen Zeit nur eine Zustandsphase. Eine Hemmung ist \u00fcberfl\u00fcssig.\nSatz 8 der Zusammenfassung ergab sich mir als notwendige Schlu\u00dffolgerung bei der Beurteilung der mitgeteilten experimentellen Ergebnisse, und dieser Satz war der Ausgangspunkt der ganzen weiteren Theorie. Ich entwickelte diese Theorie unter der F\u00fchrung der Gestalttheorie und ich habe mich im Hinblick auf die physische Seite des Problems derjenigen Begriffe bedient, die mir wohldefiniert und unzweideutig Vorlagen; d. h. ich st\u00fctzte mich in dieser Hinsicht auf die bereits \u00d6fters zitierte Untersuchung von K\u00f6hler.1 Da\u00df ich in einigen Punkten (dynamische Grundlage des Erlebnisses) eine andere Auffassung als K\u00f6hler habe, ist in diesem Zusammenhang unwesentlich. Wesentlich ist die Existenz echter physischer Gestalten und eines gestalteten somatischen Feldes; hierin berufe ich mich auf K\u00f6hler, so da\u00df ich bez\u00fcglich aller Einzelheiten auf seine zitierte grundlegende Monographie verweisen mu\u00df. Trotz der ausgezeichneten und im wesentlichen unanfechtbaren Klarstellung, die das Problem physischer Gestalten durch K\u00f6hler erfahren hat, findet man nicht nur auf seiten der Psychologen, sondern auch unter den Physiologen sehr viele Skeptiker, die eine gewisse formale \u00dcbereinstimmung zwischen\n1 K\u00f6hler, W. : Die physischen Gestalten in Ruhe und im station\u00e4ren Zustande, Erlangen 1924.","page":189},{"file":"p0190.txt","language":"de","ocr_de":"190\nWalter Eicliler\nphysischen und psychischen Gestalten zugeben \u2014 manche tun aber auch das nicht \u2014, die aber die eigentlichen Gestalteigenschaften doch nur den psychischen Gestalten zukommen lassen wollen.\nDies ist einerseits darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren, da\u00df K\u00f6hler seine physischen Gestalten eigentlich nur im ruhenden und station\u00e4ren bzw. quasistation\u00e4ren Zustande zu V orte kommen l\u00e4\u00dft, obwohl gerade ihr dynamischer Zustand f\u00fcr physiologische und psychologische Fragestellungen von gr\u00f6\u00dftem Interesse ist. Die physischen Gestalten beweisen ihr Eigenleben erst dann, wenn sie, aus der Ruhelage herausgehoben, geradezu einen Gestaltdruck aus\u00fcben, in die Ruhelage zur\u00fcckstreben und dabei \u00fcber das Ziel hinausschie\u00dfend schwingen, d. h. periodisch-station\u00e4r werden. \u2014 Zwei weitere Faktoren, die die Anerkennung physischer Gestalten verhindern, sind der Mangel an Ein-fuhlfahigkeit und der Reichtum an Vorurteilen, mit denen man an mathematische und physikalische Probleme heranzutreten pflegt. Hier verweise ich nur eindringlich auf einen Vortrag von Max Wertheimer: \u201e\u00dcber das Gestaltproblem\u201c.1 Als vierter, die Anerkennung physischer Gestalten vereitelnder Faktor kommt hinzu, da\u00df man keinerlei Kameradschaft zwischen physischen und psychischen Gegebenheiten dulden will, oder da\u00df man eine der beiden einfach leugnet. Das dahinter verborgene, gut bekannte, aus falscher Fragestellung hervorgegangene Problem sollte doch endlich abgenutzt und gegenstandslos sein. Weil es unsinnig ist, k\u00f6nnen wir es nicht l\u00f6sen, v eil wir es nicht l\u00f6sen k\u00f6nnen, ist es unsinnig. \u2014 Ein f\u00fcnfter Faktor ist der, da\u00df man glaubt, \u00fcberhaupt ohne gestalttheoretische Betrachtungsweise auskommen zu k\u00f6nnen, da\u00df man ihr nur formale Bedeutung zuspricht. Und wenn das der Fall w\u00e4re! War nicht auch die \u201eformale\u201c statistische Methode der Physik, obwohl bek\u00e4mpft, allein imstande, den scheinbar unl\u00f6slichen Widerspruch zwischen der klassischen Mechanik und der modernen Quantenmechanik in hervorragender Weise einer kommenden L\u00f6sung zug\u00e4nglich zu machen. Es ist nicht Zufall, da\u00df einer ihrer konsequentesten Vertreter, Schr\u00f6dinger sich auf die Begriffe der Gestalttheorie beruft ! In der Tat, hier handelt es sich um mehr als um rein formale Parallelen. Dem von v. Mises2 ausgesprochenen Satze: \u201eDen \u00dcbergang von der Physik des einzelnen Elementark\u00f6rpers, des Atoms, des Protons, des ektr0nf usw- zur makroskopischen Erscheinung vermittelt eben nur die Statistik\u201c m\u00f6chte ich gegen\u00fcberstellen den in anderer Form schon oft ausgesprochenen Satz: Den \u00dcbergang von der Physiologie der Zelle des Aeurons, des Zentrums usw. zum gestalteten Organismus, zum erlebenden x \u00eeec seiner Mitwelt vermittelt eben nur die Gestalttheorie. \u2014 Dennoch keine der beiden Methoden, Statistik bzw. Gestalttheorie will und kann der\nanalytischen Methode entsagen (siehe auch Matthaei: \u00dcber die Methode der Biologie).3\n\u201e\t\"^bthhmee M. : \u00dcber das Gestaltproblem, Sonderdruck des Symposion,\nHeft 1, Erlangen 1925.\n2 v. Mises, R. : Naturwiss. 18. Jahrg. 1930, S. 148.\nit ft 7 AU\u2019T1\u2019 U Ver die Methode der Biologie. Natur und Museum, Hett i, 1929. Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft, Frankfurt a.M.","page":190},{"file":"p0191.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythm. Wechsel in der Auffassung r\u00e4umlich-zweideutiger geom. Figuren 191\nZusammenfassung\nBetrachtet man eine r\u00e4umlich zweideutige geometrische Figur (z. B. NECKEE\u2019scher W\u00fcrfel oder ScHR\u00d6DER\u2019sche Treppe), so l\u00e4\u00dft sich bei einer bestimmten psychischen Einstellung (passives Erwarten des Umschlags) ein streng rhythmischer Wechsel der Auffassungsweise beobachten.\nTabelle 4\nZusammenfassung- der Vorversuche an Vp. II\nDatum :\tZeit :\tFigur:\t[A]\t[B]\t[Ca]\t[Cb]\t[Tiber]\n6. 11. 29\tabends\tBecher\t920\t1024\t\t\t\n6. 11. 29\tabends\tW\u00fcrfel\t1320\t\u2014\t\t_\t\n7. 11. 29\tGO Qt\tTreppe\t1060\t1010\t\t\t\t\t\n7. 11. 29\t1800\tTreppe\t\u2014\t-\u2014\t2274\t\u2014\t\t\n8. 11. 29\t835\tTreppe\t974\t964\t2030\t2135\t2227\n8. 11. 29\t1040\tW\u00fcrfel\t1126\t1380\tschlecht\t2117\t\u2014\n8. 11. 29\t1415\tW\u00fcrfel\t1518\t1574\t2400\t2595\t1903\n8. 11. 29\t1715 I\tTreppe\t1302 I\t\u2014\t2254\t\u2014\t\t\n9. 11. 29\t830\t|\tTreppe\t1143\t1146\t2000\t1961\t1672\n23. 11. 29\t?\tBecher |\t1046\t1074\t2040\t|\t2278\t2198\nTabelle 5\n3 Beispiele f\u00fcr [Texp] (Kurvenausmessung)\nYp. 15. 11\tII . 29\tVp. III 12. 2. 30\t\t\tVp. V 13. 12. 29\n2060\t2000\t4110\t2730\t3100\t2950\t2910\n2250\t2040\t3620\t3140\t3130\t2860\t3020\n1880\t2580\t4040\t2770\t2800\t3220\t2820\n2180\t2100\t4130\t3170\t2700\t3180\t2870\n2600\t2500\t3930\t3540\t3420\t3500\t3360\n2480\t2410\t4420\tMittel :\t3050\t\"\t2840\t2820\n2470\t\t4240\t(10 Werte)\t\t3100\nMittel :\t2273 a\t4310\t\t\tMittel : 3035 g\n\t\tM: 4100 a\t\t\t(13 Werte)\n\t\t\tMittel aus\t\t23 Werten : 3041 a\nDie Dauer, w\u00e4hrend der man (z. B.) die Treppe 1. von oben, 2. von unten, 3. von oben und unten, 4. von unten und oben, sieht, wurde gemessen (ohne Elimination der Reaktionszeiten).","page":191},{"file":"p0192.txt","language":"de","ocr_de":"192\nWalter Eichler\nzc\nCD\n<D\nCj\n\n\\\n\nMotorischer Rhythmus\t\t\tCO CO 05 CO rH\t\tG\tG iO CO CO t-H H H i-H t-H \u00a3 N rO G G H o IK o rH\t\t\t\t\t5\nPuls\t\t\t(o GO lO CO\t\tG\tG 4-0\t05 05 iO GO O t-H\t\tG G O CO vO O* iO O\u201c\t\tV3\tG O o CO t-H O CM rH rH\t\nBester berechneter Wert\tKH\tK-<\tKK kh\tkh\tm H\tH\tH\tH\tHH\tHH\tHK KH\tI\u2014H\tHH\tHh H\tH\tH\tH\tKK KH r\tHH\th-f\tHH (-H\tH-i\tH^ H\tH\tH\tKH r ? kh KH Eh\tKH\tKH KH\tKH H H\t! KH KH H\tKK\tKH\tI KH\tKH\t1 H\tH\t1\tKH H\nG. III\tc3\tp\tc3\tS .^5 \u20195?\t:: \u00d6\tc3 \u2022r-s>\tc3\t-\t- \u2022r\u2014\u00bb\t\u2022-p\tnein ja\tc3 O t-H O \u00bbN r-H\tja nein\tl\nQ (Gr. II)\t1,390 1,112 1,090\too \u00a3 rs rH\t0,974 1,012 0,954 1,000\t0,986\t0,910 1,011 1,100\t0,989\t0,995 1,030\t\t0,995 0,934\t9960\nG. I Typ\trO\t\u00ab\tK o3 \u2022r-5\t-\t\u2014\trO o3 \u2022r-a\t03 O c3 O c\u20ac \u2022r-s\t\u2022-\tc3 c3 \u2022i\u2014s\t& D2 r^O <3\tj; \u2022r\u20145\to \u2022r\u2014s\t-O C3\tr- \u2022r\u2014s\tc3 \u2022 r\u2014g\tja a \u00bb b nein \u2014\tnein \u2014\n1\u2014i O H\t2631 3470 3765\t3290\t2193 2109 2127 2270\tiO t-H <M\t4262 4011 2606\tCO CM CO CO\t3234 2664\t2949\t3080 3422 2780\t3251 i\nO r H\t1524 2919 1665\t2036\t2567 2176 2172 2252\t2292\t4682 3366 2299\t3449\t3000 2317\t2659\t3684 2340 3353\t3012\nR O r C *\t4250 4190 4247\t4230\t2070 2181 1920 2273\tt-H \u25a0\u00bb\"H t-H 03\t3447 4100 3062\t3536\t3204 2820\t3012\t3040 3041 3300 3715 4025\to H O CO\npA o\t2005 2955 2694\t2551\t2502 2068 2150 2227\tr- co CM (M\t4368 3377 2521\t(M CM -H CO\t3045 2435\to H CM\tO CO o 00 CM 'H CO OO t-H CQ (M CO\tt-H o h; CO\u00ef\n(\tI \u00fc\t2155 3434 2736\tQL LZ 1\t2258 2217 2149 2295 \t1\t08SS\t4576 4000 2384\tCO O CO CO\t3189 2546\tGO CO GO CM\t3384 2939 2993\t\u25a0\u2022-H K0 t-H CO\ns\t1333 2050 1914\tCO CO 1>* rH\t1062 1049 1057 1120\t1072\t2040 1914 1111\t1688\t1411 1317\t1364\t1569 1891 1449\tO' CO o- t-H\n\t1303 1420 1851\tlO CM iC t-H\t1131 1060 1070 1150\t1103\t2222 2097 1495\t1938\t1823 1347\tiO GO iO rH\t1511 1531 1331\tt-H CM iO t-H\nZeit\tO\tO T*\tCv.\tOJ iO\tt-H t-H\trH\tMittel :\tH O\tO\t\u00ae\t\u00a9 O\tH\t-h\to l>-\t-rfl\t:c5\tiO t\u2014H tH\tOi rH m\tMittel :\t>C\tic\tlO O\tO\tO rH\trH\tt-H\tMittel :\tlC\tiO K\tr# [> o- tH t-H\tMittel :\t1800 1215 vorm.\t\u00bb0 T\u2014 \u2022\u2022 G '\u00a9 5 \u2022H s. H 0 \u2022H <1 C P c >\nDatum\t14. 1. 30 22. 1. 30 1. 2. 30\t\t9. 11. 29 11. 11. 29 11. 11. 29 15. 11. 29\t\t5. 2. 30 12. 2. 30 14. 2. 30\t\t9. 11. 29 18. 11. 29\t\t10. 12. 29 13.\t12. 29 14.\t12. 29\t\nft >\tHH HH HH\tHH\t^H ^H 1\u2014I >\u20141 ^H 1\u2014! I\u2014|\t1\u2014|\thH HH\t^H HH HH HH HH HH HH HH HH\tIII\tAI AI\t> HH\tA A A\t\nft\tT-t Cd CO\t\tH vO CO [>\u2022\t\tGO 05 O rH\t\trH CM t-H t-H\t\tCO\tH vO t-H\tt-H t-H\ti\t","page":192},{"file":"p0193.txt","language":"de","ocr_de":"Rhythm. Wechsel in cler Auffassung r\u00e4umlich-zweideutig er geom. Figuren 193\nWeiterhin wurde auf eine im Text beschriebene einfache Weise\ndie requenz des Rhythmus (also unabh\u00e4ngig von den Reaktionszeiten) gemessen.\nDie rechnerische Auswertung dieser 5 Me\u00dfwerte ergab; da\u00df die Werte nicht zuf\u00e4llig sind, vielmehr durch 3 ganz bestimmte, ^ oneinander unabh\u00e4ngige Gesetzm\u00e4\u00dfigkeiten innerlich miteinander veibunden sind, da\u00df sie alle Ausdruck eines gegebenen prim\u00e4ren Rhythmus der Auffassungsweise sind, da\u00df also der Umschlag der Auffassung nicht auf zuf\u00e4llige Augenbewegungen zur\u00fcckzuf\u00fchren ist. Die Bedeutung der letzteren ward er\u00f6rtert und andere Faktoren,\nA thmik in Frage kommen, werden ausgeschlossen.\nEr stellt sich als notwendige Folgerung heraus, da\u00df die Rhythmik des Erlebnisses nicht auf \u201eHemmungsprozesse\u201c zur\u00fcckgef\u00fchrt werden kann.\nDie Rhythmik des Erlebnisses wird als Ausdruck des periodisch-station\u00e4ren Zustandes eines gestalteten physischen Systems (des somatischen Feldes) angesehen. Allgemein wird jedes Erlebnis als Ausdruck des dynamischen Zustandes eines gestalteten physischen Systems definiert. Die Theorie arbeitet mit den Begriffen der Gestalttheorie.\nDie Verallgemeinerung der Theorie auf das Problem des Wettstreites der Sehfelder sowie der Rhythmik zentraler anta-\ni/\ngonistischer Innervation halte ich f\u00fcr m\u00f6glich, und zwar in folgendem Sinne: Das somatische Feld ist kein Mosaik (Zentren) sondern eine Einheit. Die Mannigfaltigkeit der Feldleistungen (Erlebnisse, koordinierte Innervation) wird erm\u00f6glicht durch die Mannigfaltigkeit der m\u00f6glichen dynamischen Strukturen des ganzen Feldes.","page":193}],"identifier":"lit35991","issued":"1930-31","language":"de","pages":"154-193","startpages":"154","title":"Der rhythmische Wechsel in der Auffassung r\u00e4umlich-zweideutiger geometrischer Figuren (Zugleich ein Beitrag zur Frage nach der physischen Grundlage eines Erlebnisses)","type":"Journal Article","volume":"61"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:44:16.467903+00:00"}