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{"created":"2022-01-31T15:08:26.087447+00:00","id":"lit35992","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"El-Tarouti, Mustafa","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 61: 194-207","fulltext":[{"file":"p0194.txt","language":"de","ocr_de":"194\n(Ans dem Physiologischen Institut [Hallerianum] der Universit\u00e4t Bern)\nUntersuchungen \u00fcber das Zustandekommen der r\u00e4umlichen Wahrnehmungen\nVon\nMustafa El-Tarouti (Facous [\u00c4gypten])\nMit 16 Abbildungen im Text\nEinleitung\nDas Zustandekommen unserer r\u00e4umlichen Wahrnehmungen mit Hilfe des Gesichtssinnes geschieht teilweise durch die physiologischen Einrichtungen unseres Auges, teilweise durch Momente, welche man zutreffenderweise zusammenfassend mit dem Ausdruck \u201epsychologische\u201c bezeichnet. Der wesentlichste Unterschied hinsichtlich der Bedeutung dieser beiden Faktoren hegt in den verschiedenen Abgrenzungen derselben, je nach der Richtung des Forschers. Es besteht wohl kein Zweifel dar\u00fcber, da\u00df das monekulare Sehen bei Ausschlu\u00df aller Frfahrungsmomente \u2014 dieser Ausschlu\u00df wird selbstverst\u00e4ndlich immer vorausgesetzt \u2014 ausschlie\u00dflich beherrscht wird von den Einrichtungen auf unserer Netzhaut, welche die H\u00f6he und Breite in denen die Sehdinge gesehen werden, bestimmen. Die Verschiedenheit der Auffassung kommt erst da zur Geltung, wenn es sich um das binokulare Sehen handelt. Wiederum besteht wohl die \u00dcbereinstimmung in der Auffassung, da\u00df der binokulare Sehakt grundlegend f\u00fcr die r\u00e4umliche Wahrnehmung sei. Aber auf dem Boden dieser Auffassung sind noch die zwei verschiedenen Ansichten m\u00f6glich, von denen die eine lautet, da\u00df die Raum werte, die von beiden Augen gem\u00e4\u00df ihrer physiologischen Konstitution unter genau definierten Bedingungen geliefert werden, das r\u00e4umliche Aussehen","page":194},{"file":"p0195.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das Zustandekommen der r\u00e4uml. Wahrnehmungen 195\nder Sehdinge festlegen. Demgegen\u00fcber steht die Ansicht, da\u00df die Raumwerte, d. h. die Tiefenwerte der Netzhaut nicht stabil sind, vielmehr das binokulare Sehen nur gewisse nicht festgelegte Umrisse gibt, deren bestimmte Deutung erst durch psychologische Momente im weitesten Sinne des Wortes geschieht,\nHering und seine Sch\u00fcler haben in zahlreichen Versuchen die physiologische Auffassung vertreten, da\u00df die Eigenschaften der Netzhaut die Grundlage der gesamten Raumwahrnehmung, also auch der Tiefenwahrnehmung geben. Au\u00dfer Herings klassischen Arbeiten sind die grundlegendsten Untersuchungen diejenigen von Hillebrand 1 2, in denen er die Stabilit\u00e4t der Raumwerte auf der Netzhaut mit originellen Methoden untersucht hat. Die gegenteilige Ansicht wird von zwei Kries - Sch\u00fclern vertreten, n\u00e4mlich von Liebermann 2 und von Lau.3 Die neuere Literatur \u00fcber den Gegenstand findet sich in der Monographie von Hoemann.4 5 In neuester Zeit ist Hillebrand 5 in einem nachgelassenen Werk auf die prinzipiellen Fragen erneut eingegangen.\nDie vorliegende Arbeit befa\u00dft sich speziell mit zwei Problemen aus dem Gebiete der Raumwahrnehmung des Auges, Probleme, die ich auf Anregung von Prof. Asher mit den zu beschreibenden Methoden untersucht habe. Das erste Problem befa\u00dft sich mit der schon genannten Stabilit\u00e4t der Raumwerte auf der Netzhaut, das soll hei\u00dfen mit der Frage, ob Tiefenwerte, welche die Augen unter bestimmten Bedingungen besitzen, auch noch vorhanden sind, wenn die Bedingungen innerhalb des Zul\u00e4ssigen variiert werden. Das zweite Problem schlie\u00dft sich an Untersuchungen an, welche fr\u00fcher Kipeer 6, im Berner Physiol. Institut angestellt hat. Derselbe konnte zeigen, da\u00df der Kontrast, welcher nachweislich ein physiologisches Geschehen darstellt, die Raumwahrnehmung beeinflu\u00dft.\n1\tHillebrand, F., Z. Psychol. 5, S. 1, 1893.\n2\tLiebermann, P., Z. Sinnesphysiol. 64, S. 428, 1910.\n3\tLad, E., Z. Sinnesphysiol. 53, S. 1, 1922.\n4\tHoemann, Fr. Br., Die Lehre vom Kaumsinn des Auges. 2. Teil. Berlin, Julius Springer, 1925.\n5\tHillebrand, F., Die Lehre von der Gesichtsemplindung. Leipzig, Julius Springer, 1929.\n15 Kipfer, R., Z. Biol. 68, 163, 1927.","page":195},{"file":"p0196.txt","language":"de","ocr_de":"196\nMustafa El-Tarouti\nI.\tUntersuchungen \u00fcber die Stabilit\u00e4t der Raumwerte der\nNetzhaut\nMeine Untersuchungen \u00fcber die Frage nach der Stabilit\u00e4t der Raumwerte in der Netzhaut sind prinzipiell so angeordnet, wie diejenigen der fr\u00fcheren Autoren. Im wesentlichen handelt es sich darum, da\u00df den beiden Augen Sehdinge in zwei verschiedenen Entfernungen geboten werden und dann aus der geometrischen Lagerung der Sehdinge unter Ber\u00fccksichtigung der Abbildungsweise auf der Netzhaut erschlossen wird, ob die Sehdinge r\u00e4umlich so gesehen werden, da\u00df man die Raumwerte der Netzhaut als stabil oder als nicht stabil anzusehen hat. Ich habe mir innerhalb des Rahmens der prinzipiellen Anordnung die nachfolgende Methode geschaffen.\nAbb. 1. Gesamtanordnung von der Seite.\nM e th o dik\nDie wesentlichsten Bestandteile meiner Anordnung bestehen aus :\n1.\tder gro\u00dfen \u00dcEKixoschen Dunkelr\u00f6hre, um die Erfahrungsmomente in bekannter Weise auszuschlie\u00dfen,\n2.\taus einer Einrichtung, um den beiden Augen gebotene F\u00e4den in bestimmter Entfernung von einem Mittellot verschiebbar nach vorne und hinten darzubieten.\n3.\tIn einer Einrichtung um die Sehwinkel, unter denen die einzelnen F\u00e4den beobachtet wurden, w\u00e4hrend des Versuches zeichnerisch zu fixieren.","page":196},{"file":"p0197.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das Zustandekommen der r\u00e4umt. Wahrnehmungen 197\n4. In einer Einrichtung um die Entfernung der F\u00e4den vom Auge ohne sonstige Ver\u00e4nderung der \u00fcbrigen Bedingungen zu variieren.\nDas wesentliche meiner Anordnung zeigen die Abbildungen 1, 2, 3 und 4.\nAbbildungen 3 und 4 bezeichnen die Darstellung der Berechnung der Sehwinkel.\nWie aus Abb. 1 ersichtlich, wird vor die HEKixGsche Dunkelr\u00f6hre ein Bei\u00dfbrett angebracht, in welches sich der Beobachter hineinbei\u00dft, um seine Kopfhaltung zu fixieren. Hinter dem\nAbb. 2. Gesamtanordnung von vorn und oben.\nanderen Ende der HEBiNGschen Dunkelr\u00f6hre werden drei, bzw. f\u00fcnf F\u00e4den angebracht. Der mittlere Faden dient als Fixations faden. In hinreichender Entfernung hinter den F\u00e4den wird ein gleichm\u00e4\u00dfig beleuchteter Hintergrund angebracht, Die Entfernung wurde so gro\u00df gew\u00e4hlt, da\u00df sie keine Motive zur Tief en Wahrnehmung enthielt. Der Beobachter hatte die Aufgabe, die drei, bzw. f\u00fcnf F\u00e4den so einzustellen, da\u00df sie ihm als in einer Ebene, die nat\u00fcrlich durch den fixierten Faden gegeben war, zu liegen schienen. Es handelt sich also um Beobachtungen, die man auch als Feststellung des Horopters bezeichnen kann. Um nun den","page":197},{"file":"p0198.txt","language":"de","ocr_de":"198\nMustafa El-Tarouti\nseitlichen F\u00e4den die zur Erf\u00fcllung dieses Zweckes gegebene Lage zu geben, habe ich eine Einrichtung getroffen, um vom Sitzplatz des Beobachters aus den F\u00e4den die gew\u00fcnschte Entfernung zu geben. Wie man aus Abb. 1 und 2 sieht, dienen dazu Bingschrauben,\nAbb. 3\nAbb. 4\ndie in ein Holzgestell eingeschraubt wurden. Die F\u00e4den gingen vorn am Sitzplatz des Beobachters und hinten, wo sie sich nach dem hinteren Ende der Dunkelr\u00f6hre senkten, durch die Rin ff e hindurch und konnten leicht hin und her geschoben werden. Die","page":198},{"file":"p0199.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das Zustandekommen der r\u00e4uml. Wahrnehmungen 199\nrichtige Spannung wurde ihnen durch leichte Gewichte erteilt, Die F\u00e4den gingen, wie aus Abb. 2 ersichtlich, \u00fcber ein sehr gro\u00dfes, \u00fcber der Dunkelr\u00f6hre gelagertes Rei\u00dfbrett hinweg. Das Rei\u00dfbrett war mit Zeichenpapier bedeckt und es konnte w\u00e4hrend des Versuches die jeweilige Lage der F\u00e4den zeichnerisch auf das Rei\u00dfbrett projiziert werden. Diese Projektion auf das Rei\u00dfbrett diente, wie aus Abb. 3 und 4 hervorgeht, zur Berechnung der Sehwinkel, unter denen die gesehenen F\u00e4den beobachtet wurden. Aus der zeichnerischen Darstellung der genannten Abbildungen ergibt sich ohne weiteres die Art und Weise wie ich in jedem einzelnen Fall die Winkel berechnet habe:\nEin Beispiel der Berechnung gebe ich nachfolgend:\nUm Winkel M Al Fl zu berechnen, bestimmen wir die zwei zu diesem Winkel angrenzenden und zwar Winkel MA1B und Winkel Fl Al f (siehe Abb. 4). Die Summe dieser 3 Winkel betr\u00e4gt 180 \u00b0. Aus dem rechtwinkligen Dreieck Fl Al f folgt :\nTang\u2022 Winkel FlAlf = ^ = 12\u00b0!\u2019\u2019y2- = 60,03125.\nTang. Winkel Fl Al f = Log. 60,03125 = 1,7783.\nNach dieser Zahl der Log.-Tafel berechnen wir die Winkel Fl Al f = 89\u00b0 2' 44\u201c.\nIn analoger Weise werden also die anderen Winkel be-rechnet.\nDie variable Entfernung erzielte ich als eine scheinbare optische mit Hilfe eines Prismen-Teleaterglases mit dreifacher Vergr\u00f6\u00dferung.\nAuf Grund dieser Methodik verliefen meine Versuche folgenderma\u00dfen. Zuerst wurde ohne Teleaterglas eine Beobachtung angestellt und entweder drei oder f\u00fcnf F\u00e4den so eingestellt, da\u00df sie in einer und derselben Ebene zu liegen schienen. Im speziellen verlief das Verfahren allerdings so, da\u00df bei Anordnung von f\u00fcnf F\u00e4den drei F\u00e4den von vornherein richtig in einer Ebene aufgestellt wurden und nur die beiden links und rechts vom Mittelfaden liegenden F\u00e4den in der richtigen Weise angeordnet wurden. Diese letztere Anordnung geschah deshalb, weil ich bei den Versuchen mit Besichtigung von nur drei F\u00e4den zwei verschiedene Entfernungen vom Mittellot gew\u00e4hlt habe, n\u00e4mlich 15 und 50 mm. Nachdem die Beobachtung mit blo\u00dfem Auge fertig war, wurde das Teleaterglas ohne jede Ver\u00e4nderung\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 61\t14","page":199},{"file":"p0200.txt","language":"de","ocr_de":"200\nMustafa El-Tarouti\ndes Kopfes vorgeschaltet. Durch den Teleater erschienen die F\u00e4den subjektiv dem Beobachter dreifach n\u00e4her als vorher. Von neuem ergab sich die Aufgabe die F\u00e4den so einzustellen, da\u00df sie wie in der Vorbeobachtung in einer Ebene angeordnet erschienen.\nDie Entfernung von dem Mittelpunkte zwischen beiden Augen bis zu dem fixierten Faden betrug 1200 mm. Demnach war die scheinbare Entfernung bei der Beobachtung mit Hilfe des Tele-aters 400 mm.\nDie Resultate der Versuche dieser Abteilung bringe ich in\nden Protokollen 1, 2 und 3. In Protokoll 4 bringe ich die mittleren\n\u2022 \u2022\nDurchschnittswerte. Uber die Anordnung der Protokolle brauche ich nichts zu sagen, da die jeweiligen \u00dcberschriften das N\u00f6tige besagen.\nIn dem ersten Protokoll finden sich auf der linken Seite einige Anfangsversuche, welche bei der Gewinnung der Mittelwerte nicht mit einbezogen wurden.\nDie Winkelzahlen der Durchschnittstabelle ist nach dem Verfahren ausgerechnet worden, welches ich in dem obigen Beispiele als Schilderung zur Methodik gegeben habe. Es ergibt sich aus dieser Tabelle, da\u00df die Winkel unter denen die seitlichen F\u00e4den bei der richtigen Anordnung relativ zum Auge lagen, sowohl bei der Beobachtung mit, wie ohne Opernglas praktisch die gleichen waren. Daraus geht hervor, da\u00df die auf optischem Wege erzielte Entfernung der Sehdinge vom Auge an den Raumwerten der beiden Augen keinen wesentlichen Unterschied herbeif\u00fchrt. Demnach ergibt diese Reihe, da\u00df unter den Bedingungen meiner Versuche die Raum werte als stabil betrachtet werden k\u00f6nnen, und es geben meine Versuche einen neuen Beitrag zur St\u00fctze der Lehre von der Stabilit\u00e4t der Raumwerte.\nII. Untersuchungen \u00fcber das Zustandekommen der Raumwahrnehmungen unter r\u00e4umlicher Beeinflussung\nEinleitung\nMeine zweite Versuchsreihe schlo\u00df sich, wie schon oben erw\u00e4hnt, an die Arbeit von Kipeer an. Kipeer konnte zeigen, da\u00df die Aufh\u00e4ngung von vier F\u00e4den in einer fronto-parallelen Ebene und Verschiebung des zweiten Fadens etwas nach vorn oder hinten, dazu f\u00fchrt, da\u00df man eine Abweichung des dritten aus","page":200},{"file":"p0201.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das Zustandekommen der r\u00e4uml. Wahrnehmungen 201\nProtokoll Nr. 1 3 F\u00e4den-Versuche. 25 mm.\nVer-\tBeispiel der Anfangsversuche\t\t\tEndg\u00fcltige Versuchsreihe Ohne Opernglas\t||\tMit Opernglas\t\t\t\nsuch\tFaden links\tFaden rechts\tLinke\t\tRechte\tLinke\tRechte\n\tmm\tmm\tF\u00e4den mm\t\tF\u00e4den mm\tF\u00e4den mm\tF\u00e4den mm\n1\t+ 16\t+ 1t\t+ 4,0\t\t-4,0\t+ 2,0\t0\n2\t+ 34\t+ 39\t+ 6,0\t\t\u2014 0,5\t+ 2,0\t+ 4,0\n3\t+ 28\t+ 32\t\t0\t+ 4,0\t+ 1,0\t+ 0,5\n4\t+16\t+15\t+ 3,0\t\t+ 3,0\t+ 3,0\t+ 4,0\n5\t+ 28\t+ 30\t+ 4,0\t\t+ 3,0\t-1,0\t+ 4,0\n6\t\u2014 8\t+ 24\t\t0\t\u2014 0,5\t-1,0\t+ 2,5\n7\t+ 17\t+ 24\t+ 1,0\t\t+ 2,0\t+ 2,5\t+ 3,0\n8 A\t+ 16\t+- 20\t\t0\t\u2014 0,5\t+ 1,0\t+ 2,5\n9\t\u201415\t\u2014 1\t\t-2,5\t+ 0,5\t+ 3,8\t+ 4,0\n10\t+ 5\t+ 7\t+ 2,0\t\t+ 3,0\t+ 1,5\t+ 3,5\n11\t+ 14\t\u2014j- 21\t\t-3,0\t\u2014 3,0\t+ 3,0\t+ 2,0\n12\t+14\t+18\t\t-2,0\t+ 3,5\t+ 3,0\t+ 1,0\n13\t\u2014j- 28\t\u2014{\u2014 20\t\t-1,0\t+ 1,0\t+ 3,0\t+ 1,5\n14\t+ 29\t+ 16\t\t-1,5\t-2,5\t\u2014 3,0\t\u2014 0,5\n15\t0\t\u2014 2\t+ 4,0\t\t+ 3,0\t+ 2,0\t+ 3,0\n16\t\u2014|\u2014 26\t+ 16\t+1,0\t\t+ 1,0\t+ 2,0\t+ 2,0\n17\t-j\u2014 21\t+ 34\t+ 2,0\t\t+ 0,5\t+ 1,0\t+ 1,0\n18\t\t+ 8\t+ 2,0\t\t0\t+ 3,o\t+ 1,5\n19\t+ 20\t+ 10\t\t-0,5\t+ 2,0\t+ 2,0\t+ 3,0\n20\t+ 23\t-j\u2014 12\t\t-1,0\t-2,0\t+ 0,5\t+ 1,0\n\t\t\tDurchschnittsstellung + 1,125 mm | + 0,675 mm || + 1,625 mm + 2,175 mm\t\t\t\t\nProtokoll Nr. 2 3 F\u00e4den-Versuche. 50 mm.\nNo.\n1\n2\n3\n4\n5\n6\n7\n8 9\n10\n11\n12\n13\n14\n15\n16\n17\n18\n19\n20\nOhne Opernglas\nMit Opernglas\nLinke F\u00e4den mm\nRechte F\u00e4den mm\nLinke F\u00e4den mm\n+1,0 + 3,0 -2,0 + 2,5 0\n-1,0\n0\n+ 2,0\n\u2014\t0,5 -1,5\n0\n+ 1,5 + 1,5 0 0\n\u2014\t0,5\n\u2014\t3,0 + 6,0 -1,5\n\u2014\t0,5\nRechte F\u00e4den mm\n-1,0\n\u2014\t3,0 + 2,5 -2,5 + 6,0 + 3,0 + 0,5\n\u2014\t0,5 + 0,5 -1,0\n\u2014\t3,0\n\u2014\t3,0 -2,0 + 2,0 + 2,0 + 2,5\n\u2014\t5,0 0\n-2,0\n-1,0\nDurchschnittseinstellung\n+ 0,625 mm | \u20140,225 mm || +0,375 mm | +0,300 mm\n14*","page":201},{"file":"p0202.txt","language":"de","ocr_de":"202\nMustafa El-Tarouti\nProtokoll Nr. 3\n5 F\u00e4den-Versuche\nNo.\tOhne Opernglas\t\tMit Opernglas\t\n\tLinke F\u00e4den mm\tRechte F\u00e4den mm\tLinke F\u00e4den mm\tRechte F\u00e4den mm\n1\t+ 1,0\t+ 4,0\t0\t+ 1,0\n2\t-j- 2,0\t\u2014 5,0\t+ 1,0\t+ 1,5\n3\t+ 1,5\t- 4,0\t-2,5\t\u2014 0,5\n4\t0\t- 2,5\t-2,0\t+1)5\n5\t+ 4,0\t- 2,5\t\u2014 3,5\t+ 3,0\n6\t-2,0\t\u2014 3,0\t0\t\u2014 0,5\n7\t+ 0,5\t+ 2,0\t-4,0\t-2,5\n8\t-1,0\t0\t-4,0\t+ 1,5\n9\t-2,0\t+ 0,5\t+ 1,5\t\u2014 0,5\n10\t\u2014 3,0\t- 2,0\t-1,0\t+ 2,0\n11\t-2,5\t0\t+ 0,5\t+ 5,0\n12\t-2,0\t+ 7,0\t+ 5,0\t-4,0\n13\t+ 0,5\t+ 3,0\t+ 1,5\t+ 1,0\n14\t-2,5\t\u2014 21,5\t+ 3,5\t+ 2,0\n15\t+ 2,5\t+ 5,0\t+ 1,0\t-1,0\n16\t+ 3,0\t\u2014 3,0\t+ 0,5\t-1,0\n17\t+ 0,5\t+ 3,0\t+ 1,5\t+ 3,5\n18\t+ 2,0\t+ 2,0\t-2,0\t-1,0\n19\t+ 2,5\t\u2014 5,0\t+1)0\t\u2014 4,0\n20\t+ 0,5\t+ 4,0\t+ 0,5\t+ 1,0\n\t\tDurchschnittseinstellung\t\t\n\t+ 0,575 mm\t+ 0,1 mm |\t\u2014 0,1 mm\t+ 0,4 mm\nProtokoll Nr. 4 Mittlere Durchschnittswerte\n(5 F\u00e4den-Versuche)\t\tLinke F\u00e4den\tRechte F\u00e4den\nLinkes Auge\tOhne Opernglas\t2\u00b0 23' 21\"\t2\u00b0 22 \u2018 55\u201c\n\tMit Opernglas\t20 231 13\"\t2\u00b0 22' 51\"\nRechtes Auge\tOhne Opernglas Mit Opernglas\t2\u00b0 22' 48\" 2\u00b0 23' 22\"\t2\u00b0 23' 12\" 2\u00b0 23' 11\"\n(3 F\u00e4den-Versuche bei 25 mm Entfernung)\nLinkes Auge\tOhne Opernglas\t1\u00b0 11' 38\"\t1\u00b0 11' 27\"\n\tMit Opernglas\t1\u00b0 11' 36\u201c\t1\u00b0 11' 55\"\nRechtes Autre\tOhne Opernglas\t1\u00b0 16' 15\"\t1\u00b0 11' 36\"\n\tMit Opernglas\t1\u00b0 11' 19\"\t10 11' 36\"\nbei 50 mm Entfernung\nLinkes Auge\tOhne Opernglas\t2\u00b0\t23'\t11\"\t2\u00b0\t23'\t30\"\n\tMit Opernglas\t2\u00b0\t23'\t11\"\t2\u00b0\t22'\t51\"\nRechtes Auge\tOhne Opernglas\t2\u00b0\t22'\t49\"\t2\u00b0\t23'\t52\"\n\tMit Opernglas\t2\u00b0\t22'\t51\"\t2\u00b0\t23'\t12\"","page":202},{"file":"p0203.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das Zustandekommen der r\u00e4umt. Wahrnehmungen 203\nder Ebene der beiden Endf\u00e4den nach der entgegengesetzten Seite viel feiner erkennt als fr\u00fcher, w\u00e4hrend kleine Abweichungen nach derselben Seite dadurch unterdr\u00fcckt werden. Kipper bezeichnete diese Erscheinung als eine Wirkung des Kontrastes. Das Wesentliche daran ist, da\u00df eine bestehende R\u00e4umlichkeit die R\u00e4umlichkeit eines anderen Sehdinges mit beeinflu\u00dft. Diese KiPEEEschen Beobachtungen veranla\u00dften mich eine andere Methode auszuarbeiten, um den Einflu\u00df einer gegebenen R\u00e4umlichkeit auf die Raumwahrnehmung zu untersuchen.\nMethodik\nIch habe ein anderes Verfahren benutzt um den Einflu\u00df einer gegebenen R\u00e4umlichkeit auf andere im Gesichtsfeld m\u00f6glichen r\u00e4umlichen Wahrnehmungen zu untersuchen. Der Gedankengang meiner Untersuchung baut sich auf ein Verfahren r\u00e4umlicher Wahrnehmung auf, welches mit dem \u00dcEEiNGschen Haplo-skop erzeugt wird. Bekanntlich kann man auf dem HEEixoschen Haploskop auf den beiden Rahmen desselben dem rechten und linken Auge getrennt Linienanzeichnungen darbieten, Zeichnungen, in denen die Linien so angeordnet sind, da\u00df sie entweder in einer durch die Fixationslinie gegebenen Kernfl\u00e4che liegen, oder, da\u00df sie vor oder hinter jener Ebene zu hegen scheinen. Die Aufsuchung der Anordnung der Linien, da\u00df sie alle in einer Ebene gesehen werden, kann auch als eine Methode der Bestimmung des empirischen Horopteres bezeichnet werden. Nun liegen die Linien bei dieser Art der haploskopischen Beobachtung auf einer ebenen Fl\u00e4che. Es ist demnach daran zu denken, da\u00df ein psychologisches Moment hierin gegeben ist, welches mitbestimmend bei der Wahrnehmung ist. Um nun bei der haploskopischen Beobachtung das psychologische und unserer Auffassung nach auch physiologische Moment eines gegebenen Raumes mit Tiefe zu erzeugen, habe ich mich des Kunstgriffes bedient, auf die beiden Pappscheiben, die sich in dem Rahmen des Haplo-skopes befinden, W\u00fcrfelzeichnungen anzubringen, welche haplo-skopisch beobachtet lebhaft r\u00e4umlich als r\u00e4umliche W\u00fcrfel erscheinen. In diese W\u00fcrfelzeichnungen hinein habe ich dieselben Linien hineingezeichnet, die ich in einer ersten Reihe einfach auf der ebenen Pappscheibe bezeichnet habe.\nDie zu l\u00f6sende Aufgabe bestand nun darin, da\u00df ich in einer ersten Versuchsreihe dem einen Auge drei Linien darbot, welche","page":203},{"file":"p0204.txt","language":"de","ocr_de":"204\nMustafa El-Tarouti\neine festgehaltene Entfernung voneinander hatten. Die mittlere ? Linie wurde fixiert. Die Entfernung der Linien auf der anderen Scheibe variierte ich so lange, indem ich verschiedene Zeichnungen nahm, bis die links- und recht\u00e4ugigen Eindr\u00fccke so verschmolzen, da\u00df ich drei Linien in einer Ebene sah. Die Beobachtungen wurden in zwei verschiedenen Entfernungen angestellt,\n25 und 50 cm vom Auge entfernt.\nAbb. 7. Linienzeichnung innerhalb des Abb. 8. W\u00fcrfelzeichnung, dem rechten W\u00fcrfels, dem linken Auge invariabel Auge mit variablen Linien geboten\ngeboten\nNach Erledigung dieser ersten Reihe wurden die Beobachtungen gemacht an je drei Linien, welche in die W\u00fcrfel hinein-\nAbb. 6. Linienzeichnung f\u00fcr das rechte Auge, die variert wurde\nAbb. 5. Linienzeichnung f\u00fcr das linke Auge invariabel gehalten","page":204},{"file":"p0205.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das Zustandekommen der r\u00e4umt. Wahrnehmungen 205\ngelegt worden waren. Wiederum war die Entfernung der drei Linien, die dem einen Auge geboten wurden, eine fixe, w\u00e4hrend die Entfernung der drei anderen Linien auf der anderen Platte solange variiert wurde, bis beim binokularen Sehen drei Linien in einer Ebene beobachtet wurden.\nEhe ich zur Besprechung meiner Ergebnisse \u00fcbergehe, bringe ich die Zeichnungen Abb. 5\u20148, welche auf die Rahmen des HEEmGschen Haploskopes gebracht wurden und die ich in den an diesem Apparat befindlichen Spiegeln beobachtete.\nDie Ergebnisse stelle ich in den nachfolgenden zwei ausgew\u00e4hlten Versuchsbeispielen dar.\nEntfernung 50 cm\na) Drei Linien gezeichnet auf einer Ebene\nDie Linien erscheinen mir in einer Ebene am besten, wenn der linke Rahmen der Abb. 5 und der rechte Rahmen der Abb. 6 entspricht. Das Spiegelbild im Haploskop zeigt sich ungef\u00e4hr so :\nmm\tmm\n10<- ->10 8,5<- ->9\nlinker Rahmen\trechter Rahmen\nAbb. 9\tAbb. 10\nb) Die drei Linien innerhalb einer W\u00fcrfelzeichnung\nSie erscheinen mir in einer Ebene, wenn der linke Rahmen der Abb. 7, und der rechte Rahmen der Abb. 8 entspricht. Das Spiegelbild im Haploskop zeigt:\nmm\tmm\n10<- ->10\t9<- ->9\nlinker Rahmen\trechter Rahmen\nAbb. 11\tAbb. 12\nEntfernung 24 cm\na) Drei Linien gezeichnet auf einer Ebene\nSie erscheinen mir in einer Ebene, wenn der linke Rahmen Abb. 5 und der rechte Rahmen Abb. 6 entspricht.","page":205},{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"206\nMustafa El-Tarouti\nSpiegelbild schematisch gezeichnet: mm\n10<- _>10\nmm\n9,5<\u2014>10\nAbb. 13\nAbb. 14\nb) Die drei Linien innerhalb einer W\u00fcrfelzeichnnng\nSie erscheinen mir genau in einer Ebene, wenn der linke Rahmen Abb. 7 und der rechte Rahmen Abb. 8 entspricht. Das Spiegelbild im Haploskop zeigt:\nmm\tmm\n10\u00ab- _>10\t10<\u2014>10\nlinker Rahmen Abb. 15\nrechter Rahmen Abb. 16\nAns diesen Protokollen ergibt sich, da\u00df, wenn in 50 cm Entfernung dem linken Auge drei Linien geboten wurden, von denen die beiden \u00e4u\u00dferen 10 mm von der Fixationslinie entfernt lagen, dann die dem rechten Auge gebotenen \u00e4u\u00dferen Linien 8,5 bzw. 9 mm von der Fixationslinie liegen durften, um schon in einer Ebene gesehen zu werden. Bei dieser Beobachtung wurde offenbar von mir ein wesentlicher Fehler in der Feststellung der R\u00e4umlichkeit gegeben. Ein schon merklicher Grad von objektiver Disparation wurde nicht r\u00e4umlich wahrgenommen. Eine wesentliche Korrektur dieses Fehlers tritt nun ein, wie sie auch das Protokoll mit Zeichnungen ergibt, wenn die Linien in einer Zeichnung lagern die als Raumgebilde erscheint. Die dem rechten Auge gebotenen \u00e4u\u00dferen Linien hegen jetzt beide 9mm von der Mittellinie entfernt. Es ist f\u00fcr das Erscheinen innerhalb eines Raumes gewisserma\u00dfen eine Korrektur des Fehlers eingetreten, wenn die Linien auf einer Ebene liegen, oder anders ausgedr\u00fcckt, die Raum werte des Auges erscheinen jetzt feiner als vorher. Genau das gleiche ergibt sich, wenn die drei Linien nur 25 cm von den Augen entfernt sind. Bei Betrachtung von je drei Linien kann der Fehler auf der einen Seite noch ein merklicher sein, n\u00e4mlich anstatt 10 und 10 mm, 9,5 und 10 mm. Sowie aber die","page":206},{"file":"p0207.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das Zustandekommen der r\u00e4umt. Wahrnehmungen 207\ndrei Linien in der W\u00fcrfelzeichnung liegen, m\u00fcssen auch die dem rechten Auge gebotenen Linien genau 10 mm von der Mittellinie entfernt sein.\nAus diesen beiden Versuchsreihen geht hervor, da\u00df r\u00e4umliche Wahrnehmungen beim binokularen Sehakt gehoben werden, wenn sie sich innerhalb des Hintergrundes eines gegebenen Raumes befinden und es ist dabei gleichg\u00fcltig, ob der Raum ein objektiv wirklicher ist oder ein durch die Eigenschaften des Auges durch binokulare stereoskopische Beobachtung erzeugte R\u00e4umlichkeit ist. Wir gelangen so zum Schlu\u00df zu dem Satze: R\u00e4umlichkeit hebt R\u00e4umlichkeit. Wir h\u00e4tten es also mit einem Fall zu tun, den die HEBiNosche Schule als simultane Induktion bezeichnet.\nZusammengefa\u00dft ist der wesentliche Inhalt meiner Arbeit der folgende :\n1.\tEs wurde mit einer neuen Anordnung die sogenannte Stabilit\u00e4t der Raumwerte untersucht Mit Hilfe dieser Anordnung ergab sich, da\u00df eine solche Stabilit\u00e4t der Raumwerte nachweisbar ist.\n2.\tEs wurde mit Hilfe einer neuen Anordnung untersucht, ob r\u00e4umliche Wahrnehmung dadurch beeinflu\u00dft werde, da\u00df sie entweder auf dem Hintergr\u00fcnde einer Ebene oder auf dem Hintergr\u00fcnde oder innerhalb der Umgebung eines Raumes erscheinen. Es ergab sich, da\u00df im letzteren Falle die Raum Wahrnehmung genauer ist.\n3.\tEs ist gleichg\u00fcltig, ob der als Hintergrund dienende Raum ein objektiver oder ein subjektiv mit Hilfe des Haploskop erzeugter ist.","page":207},{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n","page":208}],"identifier":"lit35992","issued":"1930-31","language":"de","pages":"194-207","startpages":"194","title":"Untersuchungen \u00fcber das Zustandekommen der r\u00e4umlichen Wahrnehmungen","type":"Journal Article","volume":"61"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:08:26.087453+00:00"}