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Untersuchungen zur optischen Raumwahrnehmung

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{"created":"2022-01-31T15:39:20.932983+00:00","id":"lit35994","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Matsuda, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 61: 225-246","fulltext":[{"file":"p0225.txt","language":"de","ocr_de":"225\n(Ans dem Physiologischen Institut der Universit\u00e4t Berlin)\nUntersuchungen zur optischen Baumwahrnehmung\nVon\nDr. A Matsud a (Tokio)\nMit 4 Abbildungen im Text\nI. \u00dcber binokulare Tiefenwahrnehmung und Doppelbildwahrnehmung im D\u00e4mmerungssehen\n1. Fragestellung\nBinokulare Tiefenwahrnehmung und Doppelbildwahrnehmung beruhen bekanntlich beide auf der Querdisparation der Netzhautbilder. Ist die parallaktische Verschiedenheit der Netzhautbilder gro\u00df, so ist sowohl Tiefen Wahrnehmung wie Doppelbildwahrnehmung m\u00f6glich ; ist j ene dagegen klein, so ist meist wohl die Tiefenwahrnehmung noch vorhanden, die Doppelbildwahrnehmung aber nicht. Da\u00df kleine Parallaxen nicht stets auch zur Doppelbildwahrnehmung f\u00fchren, h\u00e4ngt mit verschiedenen, die Doppelbildwahrnehmung erschwerenden Faktoren zusammen, welche W. Tben-delenbueg und K. Deescheb 1 in ihren Untersuchungen \u00fcber die Grenze der Tiefenwahrnehmung und Doppelbildwahrnehmung n\u00e4her angeben. Die geringen Blickschwankungen, die ja beim Fixieren im Auge stets vorhanden sind, der Wettstreit der Einzelaugen, die Gr\u00f6\u00dfe und Form der Objekte u. a sind es, die eine Wahrnehmung der Doppelbilder erschweren.\nDie genannten Autoren zeigten aber auch, da\u00df die Grenze der Parallaxe f\u00fcr Doppelbild Wahrnehmung und Tiefenwahrnehmung im g\u00fcnstigsten Falle gleich ist.\nMan betrachtet einen horizontal ausgespannten Faden ein -wenig von oben, indem man einen Punkt desselben fixiert; dann sieht man zwei F\u00e4den,\n1 W. Trendelenburg u. K. Drescher, Z. Biol. 84, 427 (1925).\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 61\t16","page":225},{"file":"p0226.txt","language":"de","ocr_de":"226\nA. Matsuda\ndie sich im Fixierpunkt schneiden. Diese Anordnung, bei der kontinuierlich von Null bis zu immer gr\u00f6\u00dferen Werten ansteigende Parallaxen gleichzeitig dargeboten werden, bietet eine f\u00fcr das Doppelbildsehen g\u00fcnstige Sachlage, bei welcher die Grenze der Doppelbildwahrnehmung an diejenige der Tiefenwahrnehmung so heranr\u00fcckt, da\u00df beide zusammenfallen. Es bedarf aber nur einer ganz geringf\u00fcgigen \u00c4nderung in der Anordnung, um die Doppelbildwahrnehmung bei erhaltener Tiefenwahrnehmung weitgehend zu unterdr\u00fccken. Wird an Stelle des Fixierpunktes eine Nadel senkrecht von unten gegen den Faden gef\u00fchrt und eine zweite Nadel senkrecht von oben in einigem Abstand von ersterer gegen den horizontalen Faden angebracht, so erscheint die Strecke zwischen den Nadeln einfach. Die Grenzen der Tiefenunterscheidung und der Doppelbildwahrnehmung fallen jetzt also auseinander.\nDie bisher vorliegenden Untersuchungen \u00fcber die Frage, wieweit kleine Parallaxen, welche noch Tiefenwahrnehmung erm\u00f6glichen, auch noch zur Doppelbildwahmehmung f\u00fchren, beziehen sich auf den Zustand der Helladaptation, bei welchem nach der Duplizit\u00e4tstheorie nur die Zapfen beansprucht sind.\nHerr Prof. W. Teendelenbueg schlug mir vor, entsprechende Untersuchungen im dunkel adaptierten Zustand bei Lichtst\u00e4rken auszuf\u00fchren, welche unter der fovealen Schwelle liegen, so da\u00df der Theorie nach nur die St\u00e4bchen beteiligt sind.\n2. Eigene Versuche\na) Grenze der Doppelbildwahrnehmung im Stabversuch\nbeim D\u00e4mmerungssehen\nDie Grenze der Doppelbild Wahrnehmung ist, wie eben ausgef\u00fchrt, je nach der Sachlage verschieden: sie ist bei Beobachtung eines ausgespannten Fadens eine andere als bei Beobachtung zweier sagittal angeordneter Punkte. Ich habe beide F\u00e4lle untersucht. Der letztere l\u00e4\u00dft sich dadurch am einfachsten hersteilen, da\u00df man die Enden zweier Nadeln bzw. d\u00fcnner St\u00e4be beobachtet. Im D\u00e4mmerungssehen lassen sich naturgem\u00e4\u00df nicht derart feine Objekte verwenden, wie sie W. Teendelenbueg und K. DeescheeMt ihre Untersuchungen im Tagessehen benutzt haben (feinste Insektennadeln und Pferdehaare), sondern nur Objekte von etwas gr\u00f6\u00dferer Breite. F\u00fcr meine Untersuchungen sind St\u00e4be von 1 mm St\u00e4rke und 75 mm L\u00e4nge bei einem Beobachtungsabstand von 50 cm verwendet worden. Ihre Aufstellung erfolgte in derselben Anordnung, wie sie bei dem weiter unten geschilderten Fadenversuch benutzt ist (siehe Abb. 1).","page":226},{"file":"p0227.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen zur optischen Raumwakrnehmung\n227\nEs sind zwei senkrecht \u00fcbereinander stehende, mattwei\u00df lackierte St\u00e4be vor einem dunklen Hintergr\u00fcnde aufgestellt; der obere ist 50 cm vom Beobachter entfernt und steht fest, der untere ist sagittal gegen den Beobachter auf einer Schiene verschiebbar. Das Beobachtungsfeld ist gegen den Beobachter durch einen Schirm mit querer Schlitz\u00f6ffnung abgedeckt, so da\u00df nur etwa je 6\u20147 cm der Stabl\u00e4nge zu sehen sind. Die Ablesung erfolgt an einer l\u00e4ngs der Schiene angebrachten Millimeterskala. Die Beobachtungen wurden in gut dunkeladaptiertem Zustand gemacht (Dauer der Adaptation 45 Min.) bei einer Helligkeit, die gerade unterhalb der fovealen Schwelle lag. Die Beleuchtung und sonstigen Bedingungen bei der Versuchsausf\u00fchrung sind dieselben wie beim Fadenversuch und dort beschrieben.\nTabelle 1\nGrenze der Doppelbildwahrnehmung\nBeobachter\tA.\tM.\tM.\tK.\tMi. S.\t\tH.\tH.\tP.\tN.\nRefraktion\tkurzsichtig \u2014 1,5 D, voll korrigiert\t\tnormal\t\tnormal\t\tnormal\t\tnormal\t\nPupillendistanz\t64\tmm\t62,5\tmm\t64\tmm\t62\tmm\t64\tmm\nEinzelwert\t34\tmm\t35\tmm\t31\tmm\t23\tmm\t22\tmm\n\t32\t55\t32\t55\t27\t55\t20\t55\t24\t55\n\t45\t55\t30\t55\t36\t55\t29\t55\t19\t55\n\t34\t55\t;\t32\t55\t27\t55\t27\t55\t22\t55\n\t32\t55\t33\t55\t30\t55\t31\t55\t22\t55\n\t31\tr> ,\t32\t55\t29\t55\t23\t55\t20\t55\n\t37\t55\t32\t55\t20\t55\t31\t55\t18\t55\n\t34\t55\t31\t55\t25\t55\t23\t55\t19\t55\n\u25a0 \u25a0 i,\t40\t\u00bb\t31\t55\t24\t55\t28\t55\t21\t55\n\t32\t55\t32\t55\t33\t55\t35\t55\t21\t55 \u2018\n\t28\t55\t33\t55\t33\t55\t24\t55\t24\t55\n\t32\t55\t30\t55\t30\t55\t26\t55\t19\t55\n\t34\t55\t30\t55\t30\t55\t23\t55\t18\t55\n\t29\t55\t30\t55\t27\t55\t29\t55\t22\t55\n\t25\t55\t29\t55\t32\t55\t20\t55\t20\t55\n\t23\t55\t29\t55\t37\t55\t33\t55\t22\t55\n\t41\t55\t28\t55\t30\t55\t36\t55\t21\t55\n\t21\t55\t30\t55\t36\t55\t28\t55\t22\t55\n\t17\t\t30\t55\t32\t55\t36\t55\t21\t55\n\t23\t55\t30\t55\t33\t55\t35\t55\t19\t5t\nMittelwerte\t31 mm\t\t31 mm\t\t30 mm\t\t28 mm\t\t20,8\tmm\nQuer- disparation\t27' 17\"\t\t26'39\"\t\t26' 24\"\t\t23' 52\"\t\t19'\t\n16*","page":227},{"file":"p0228.txt","language":"de","ocr_de":"228\nA. Mat sud#\nIn vorstehender Tab. 1 sind die Einzelwerte verschiedener Beobachter wiedergegeben.\nDie Werte liegen also zwischen 19' und 27' 27\", was einem Mittelwert von etwa 23' entspricht.\nln bezng auf die Verschiedenheit der Werte ist jedoch hierzu noch zu bemerken, da\u00df, von individuellen Unterschieden abgesehen, naturgem\u00e4\u00df auch die Ein\u00fcbung f\u00fcr die Feinheit der Werte wesentlich ist. In dieser Hinsicht hat der Wert 19' die Bedeutung eines Minimalwertes, insofern er erst nach voller Ein\u00fcbung erhalten ist.\nb) Grenze der Tiefenwahrnehmung im Stabversuch\nbeim D\u00e4mmerungssehen\nWie verh\u00e4lt sich nun die Grenze der Tiefenwahrnehmung unter \u00e4hnlichen Verh\u00e4ltnissen?\nDas Tiefenwahrnehmungsverm\u00f6gen im D\u00e4mmerungssehen ist bereits Gegenstand von Untersuchungen gewesen.\nAbgesehen von mehr vorl\u00e4ufigen, orientierenden Versuchen von W. A. Nagel 1 hat besonders H. Lattrens 2 diese Frage untersucht und drei verschiedene Methoden hierf\u00fcr angewendet. Wenn zwei helle Objekte gleichzeitig dargeboten wurden (Simultanmethode), erhielt er einen Grenzwert von 5' 6'. Die zweite Methode, bei der eine gerade Linie in zwei H\u00e4lften geteilt war (Noniusmethode), lieferte als Grenze der Tiefenunterscheidung einen Winkel von etwa 1V2'. Als dritte Methode benutzte er eine solche mit bewegtem Objekt, wobei ein Grenzwinkel von etwa 2' erzielt wurde.\nF\u00fcr meine Versuche sind entsprechend der bei der Doppelbildwahrnehmung benutzten Anordnung wieder zwei senkrecht \u00fcbereinanderstehende St\u00e4be verwendet worden, von denen der untere auf einer Schiene verschieblich ist und der obere feststeht in \u00e4hnlicher Weise, wie oben bereits beschrieben. Die Beleuchtung, die von wesentlichem Einflu\u00df auf das Ergebnis ist, erfolgt von vom oben, in der St\u00e4rke etwas unter der fovealen Schwelle. Ein kleines rotes Fixierp\u00fcnktchen ist 3 cm seitlich vom Ende des oberen St\u00e4bchens entfernt angebracht. In dieser Anordnung ist als eben erkennbare Verschiebung des unteren Stabes gegen den oberen in sagittaler Richtung f\u00fcr die Vpn. N. und H. eine Strecke von 2 mm bei einer Entfernung von 540 mm gefunden worden. Dieser Wert entspricht einem Winkel von 1'30\".\n1\tW. A. Nagel, Z. Sinnesphysiol. 27, 264 (1902).\n2\tH. Laurens, Z. Sinnesphysiol. 48 (1914).","page":228},{"file":"p0229.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen zur optischen Raumwahrnehmung\n229\nDiese einfache Versuchsanordnnng zur Bestimmung der Grenze der Tiefenwahrnehmung habe ich weiter noch durch die Beobachtung an drei St\u00e4ben in der bekannten HELMHOi/rzschen Anordnung erg\u00e4nzt.\nDie St\u00e4be sind wei\u00df und vor schwarzem Hintergrund auf gestellt. Ihre St\u00e4rke betr\u00e4gt 1 mm im Durchmesser. Die Entfernung vom Beobachter betr\u00e4gt 500 mm, f\u00fcr den Abstand der beiden \u00e4u\u00dferen St\u00e4be von den mittleren ist eine Entfernung von je 35 mm (4\u00b0) gew\u00e4hlt. Der Einflu\u00df des Abstandes der Seitenst\u00e4be von dem mittleren auf die Feinheit des Tiefensehens, wie er ja f\u00fcr das Tagessehen u. a. auch aus den Versuchen von Fbub\u00f6se und Jaensch 1 bekannt ist, ist hier vorl\u00e4ufig au\u00dfer Betracht gelassen. Die Enden der St\u00e4be sind in passender Weise durch einen Schirm abgedeckt, so da\u00df nur der mittlere Teil in einer L\u00e4nge von etwa 7 cm sichtbar ist. Die Beleuchtung erfolgt von vorn oben. Die Beleuchtungsst\u00e4rke ist, wie bei allen Versuchen, ein wenig unterhalb der fovealen Schwelle; ein Fixierpunkt ist nicht verwendet. Die Dauer der vorausgehenden Dunkeladaptation ist 45'. Die Beurteilung der R\u00fcck- bzw. Vorw\u00e4rtsstellung des Stabes erfolgt nach Einstellung eines bestimmten Abstandes durch den VI., die Verschiebung wurde bei verdecktem Auge der Vp. vorgenommen.\nDas Ergebnis der Beobachtung ist in nachstehender Tab. 2 zusammengestellt.\nTabelle 2\nGrenze der Tiefenwahrnehmung\nBeobachter\tA. M.\tM. K.\tH. H.\tP. N.\nRefraktion\tkurzsichtig \u2014 1,5 D voll korrigiert\tnormal\tnormal\tnormal\nPupillendistanz\t64 mm\t62,5 mm\t62 mm\t64 mm\nGrenze von Erkennung der Vornstellung\t3 mm\t3 mm\t3 mm\t3 mm\nGrenze von Erkennung der Hintenstellung\t3 mm\t3 mm\t4 mm\t3 mm\nF\u00fcr eine sichere Unterscheidung der Vorn- und Hintenstellung ergibt sich mithin eine Gesamtverschiebung von 6 bzw. 7 mm. Daraus errechnet sich unter Ber\u00fccksichtigung der \u201ephysiologischen Nullstellung\u201c ein Disparationswinkel von 21/2t\u20143'.\nEs ergibt sich also mit der Zweistab-Methode ein Winkel von IVa', mit der Dreistab-Methode ein solcher von 21/.,\u20143'.\nDa\u00df bei letzterer Methode ein gr\u00f6\u00dferer Winkel gefunden ist, erkl\u00e4rt sich daraus, da\u00df der benutzte seitliche Abstand der beiden feststehenden\n1 A. Fbub\u00f6se u. P. A. Jaensch, Z. Biol. 78, 119 (1923).","page":229},{"file":"p0230.txt","language":"de","ocr_de":"230\nA. Matsuda\nVergleichsst\u00e4be gro\u00df genommen ist (35 mm = 4\u00b0). Mit gr\u00f6\u00dferem Abstand der Seitenst\u00e4be wird die Beurteilung der Stellung des mittleren Stabes schwieriger. Nach den Untersuchungen von A. Frub\u00f6se und P. A. Jaensch im Tagessehen nimmt die Feinheit der Tiefenempfindung z. B. von 12,6\" f\u00fcr 10' Abstand der Seitenst\u00e4be auf 27\" f\u00fcr 3\u00b0 Abstand der Seitenst\u00e4be bei gleichbleibender Entfernung ab. Bei Verwendung von nur einem feststehenden und einem darunter in der Blickebene verschiebbaren Stab fehlt jeglicher Seitenabstand ; die Wahrnehmung des Tiefenabstandes ist dadurch auch im D\u00e4mmerungssehen erleichtert.\n\u2022 \u2022\n\u00dcberblicken wir die Ergebnisse f\u00fcr die Grenzen der Tiefen-und Doppelbild Wahrnehmung im D\u00e4mmerungssehen, so finden wir im g\u00fcnstigsten Fall (Zweistabmethode, l\u00e4ngere Ein\u00fcbung) f\u00fcr die Tiefenwahrnehmung 1,5', f\u00fcr die Doppelbildwahrnehmung 19'. Diese Zahlen verhalten sich etwa wie 1:13.\nBei Helladaptation fanden W. Trendelenburo und K. Drescher 45\u201c und 3'54\u201c f\u00fcr Pferdehaarobjekte, 15\u201c und 3'25\u201c f\u00fcr Insektennadeln. Das Zahlenverh\u00e4ltnis ist im ersteren Fall etwa 1: 5, im letzteren etwa 1:13. Man sieht also, da\u00df die Zahlenverh\u00e4ltnisse f\u00fcr die Tiefen- und Doppelbildwahrnehmungsgrenze im D\u00e4mmerungs- und im Tagessehen zum mindesten von gleicher Gr\u00f6\u00dfenordnung, f\u00fcr einen Teil der Versuche sogar gleich sind (1 : 13). Bei der Schwierigkeit der Beobachtung und der Abh\u00e4ngigkeit der Erscheinungen von den verschiedenen Nebenumst\u00e4nden, die sich im D\u00e4mmerungssehen und Tagessehen kaum ganz gleich gestalten lassen, ist eine unter allen Umst\u00e4nden v\u00f6llige Gleichheit der Werte nicht zu erwarten. Die Zahlen\u00fcbereinstimmung zeigt jedenfalls, da\u00df f\u00fcr beide Funktionszust\u00e4nde des Auges keine grunds\u00e4tzlichen Unterschiede vorliegen.\nEs ist hier noch bemerkenswert, da\u00df die subjektive Helligkeit beider hier miteinander verglichenen Versuchsreihen, der bei D\u00e4mmerungs- und der bei Tagessehen, nicht gleich war. Hiervon wird aber das Verh\u00e4ltnis der gefundenen Zahlenwerte kaum ber\u00fchrt. Eine andere Frage ist, ob sich die f\u00fcr das Tagessehen gefundenen absoluten Werte vermindern w\u00fcrden, Wenn die Versuche bei der gleichen geringeren subjektiven Helligkeit aus-gefuhrt w\u00fcrden, wie sie im D\u00e4mmerungssehen bei Lichtst\u00e4rken etwas unter der fovealen Schwelle vorliegen. Dabei w\u00fcrde noch die in beiden F\u00e4llen verschieden bleibende Sehsch\u00e4rfe eine Bolle spielen. Bloom und Garten1 fanden n\u00e4mlich, da\u00df die Sehsch\u00e4rfe des dunkeladaptierten Auges geringer ist, wie die des helladaptierten, wenn in beiden F\u00e4llen bei gleicher subjektiver Helligkeit untersucht wird. Die Frage, ob in entsprechender Weise auch die Tiefenwahrnehmungssch\u00e4rfe bzw. die Doppelbildwahrnehmungs-\n1 Pfl\u00fcgers Arch. 72, S. 372 (1898).","page":230},{"file":"p0231.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen zur optischen Raumwahrnehmung\n231\ngrenzen f\u00fcr das hell- und dunkeladaptierte Auge auch dann noch verschieden w\u00e4ren, wenn bei gleicher subjektiver Helligkeit untersucht w\u00fcrde, bedarf besonderer Untersuchung. F\u00fcr unsere haupts\u00e4chliche Fragestellung spielen diese Verh\u00e4ltnisse keine mitentscheidende Rolle.\nc) Doppelbild- und Tiefenwahrnehmung im Fadenversnch\nEs erhebt sich nun die Frage, ob auch f\u00fcr das D\u00e4mmerungssehen bei geeigneter Versuchsanordnung ein v\u00f6lliges Zusammenfallen der Grenzen f\u00fcr die Tiefen- und Doppelbildwahrnehmung erhalten werden kann. Zu diesem Zweck wurde der Fadenversuch 1 auf das D\u00e4mmerungssehen \u00fcbertragen.\nAbb. 1\nZeichenerkl\u00e4rung:\nZ : Schiene ;\tK : Kinnst\u00fctze ;\nR : Reiter ;\nF: Fixierpunkt;\tB: Beleuchtung;\nSch: Schirm mit querer Schlitz\u00f6ffnung;\nG : Gewicht ;\nSt 1 u. 2: St\u00e4bchen sagittal gegeneinander verschieblich;\nS: wei\u00dfes Scheibchen zur Ermittlung der fovealen Schwelle;\nT: schwarze Tafel als R\u00fcckwand mit Samtpapier abgedeckt.\nMethode\nAuf einem festen Grundbrett von der Gr\u00f6\u00dfe 1,0:0,5 m ist in der Mitte eine Schiene (Z) (s. Abb. 1) angebracht, die vorn eine Kinnst\u00fctze (K) und etwas zur\u00fcck einen Reiter (R) mit Stab f\u00fcr die Befestigung des Fadens tr\u00e4gt. 50 cm vom Beobachter entfernt sind ein kleines lichtschwaches rotes Fixierp\u00fcnktchen (F) und seitlich davon ein wei\u00dfes Scheib-\n1 W. Trendelenburg u. K. Drescher, a. a. O.","page":231},{"file":"p0232.txt","language":"de","ocr_de":"232\nA. Matsuda\nchen (S) zur Ermittelung der fovealen Schwelle verstellbar angebracht. Die Beleuchtung (B) der Apparatur erfolgt von oben unter Vorschaltung einer Milchglasscheibe und in abstufbarer Helligkeit durch Variieren eines verschiebbaren Widerstandes. Das Beobachtungsfeld ist nach vorn durch einen Schirm (Sch) mit querer Schlitz\u00f6ffnung in Augenh\u00f6he, nach hinten durch eine schwarze Tafel abgedeckt. Der wei\u00dfe Faden l\u00e4\u00dft sich vom Stab vorn durch eine feine \u00d6ffnung in der schwarzen Tafel auf der R\u00fcckseite derselben durch Gewichtszug (G) anspannen. In das Beobachtungsfeld lassen sich von unten und oben zwei St\u00e4bchen (St. 1 u. 2) senkrecht zueinander anbringen, von denen das obere oder das untere verschoben werden kann.\nZur Versuchsausf\u00fchrung sind folgende Vorbereitungen zu erw\u00e4hnen. Der Beobachter befindet sich in einem gut dunkeladaptierten Zustand. Die Helligkeit des Beobachtungsfeldes w\u00e4hrend des Versuches liegt ein wenig unterhalb der fovealen Schwelle. Dies wird bei jedem Versuch genau kontrolliert durch Verschwinden des fixierten Scheibchens, das in einer Entfernung von 50 cm einer Gr\u00f6\u00dfe von 1\u00b0 entspricht und stets mit Magnesium frisch gewei\u00dft ist.\n3. Ergebnis\nWenn man unter den genannten Bedingungen den Blick auf den Fixierpunkt richtet und gleichzeitig im indirekten Sehen den ausgespannten Faden beobachtet, so sieht man statt eines Fadens zwei gekreuzte F\u00e4den, die schon in unmittelbarer Nachbarschaft des dem Fixierpunkt entsprechenden Fadenpunktes auseinanderweichen. Mithin fallen auch im D\u00e4mmerungssehen unter diesen g\u00fcnstigen Versuchsbedingungen die Grenzen der Tief en Wahrnehmung und Doppelbildwahrnehmung zusammen.\nDie Erkennung der Doppelbilder ist im allgemeinen nur deutlich in den mittleren Teilen der Gesichtsfelder, dagegen weniger gut in den peripherischen Teilen, was Helmholtz 1 bereits f\u00fcr das Tagessehen dargelegt hat. Es entsteht infolgedessen die Frage, wieweit f\u00fcr die Deut\u00fcchkeit der Erscheinung die Stellung des Fixierpunktes zum Faden von Bedeutung ist. Wenn man diese Frage untersucht, indem man die Erscheinung bei verschieden gro\u00dfer seitlicher Entfernung des Fixierpunktes betrachtet, so zeigt sich nach meinen Beobachtungen, die mit denen der Vp. N. \u00fcbereinstimmen, da\u00df die Wahrnehmung bei einem Abstand des Fixierpunktes vom Faden von etwa 3 cm (378\u00b0) am deutlichsten ist. Gr\u00f6\u00dfere Ann\u00e4herung des Fixierpunktes macht sie\n1 H. v. Helmholtz, Hdb. d. physiol. Optik, 3. Aufl., 3. Bd., S. 359 (1910).","page":232},{"file":"p0233.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen zur optischen JRaumwahrnehmung\n233\neher etwas undeutlicher. Weniger gut sind gr\u00f6\u00dfere Abst\u00e4nde des Fixierpunktes, etwa 10 cm, entsprechend einem Winkel von 11\u00b0 20'. Au\u00dfer der seitlichen Stellung kann der Fixierpunkt auch ober- und unterhalb des Fadens angebracht werden, um die Erscheinung wahrzunehmen, doch sind diese Stellungen nach meinen Beobachtungen nicht so g\u00fcnstig.\nAu\u00dfer der Stellung des Fixierpunktes ist auch die Dicke des Fadens von Bedeutung. Ich habe vier verschiedene St\u00e4rken angewendet: 0,2, 0,5, 0,7 und 1,0 mm; eine Fadenst\u00e4rke von 0,2 mm ist f\u00fcr diese Versuchsanordnung der geringen Dunkelsehsch\u00e4rfe wegen zu d\u00fcnn, 0,5 mm ist eben anwendbar, 0,7 und 1,0 mm geben brauchbare Ergebnisse. Als wesentlich f\u00fcr die Beobachtung ist auch noch die Augenh\u00f6he \u00fcber dem Faden zu erw\u00e4hnen. Geeignet ist eine Augenh\u00f6he von etwa 3\u20147 cm; die meisten Versuche habe ich bei einer Augenh\u00f6he von 5 cm oberhalb des Fadens ausgef\u00fchrt.\nWie bereits oben ausgef\u00fchrt wurde, kann bei Helladaptation am Fadenversuch die Doppelbildwahrnehmung durch eine einfache Anordnung f\u00fcr eine bestimmte Strecke unterdr\u00fcckt werden. Dieser Versuch l\u00e4\u00dft sich auch im D\u00e4mmerungssehen anstellen. Hierzu dienen zwei wei\u00dfe St\u00e4bchen von 1,0 mm St\u00e4rke (ST) (s. Skizze) ; das eine ist auf einem Reiter befestigt und ber\u00fchrt von unten den Faden, das andere, an einem Halter befestigt, von oben. Die Stellung der St\u00e4bchen zu dem Fixierpunkt ist wechselnd; es kann das untere St\u00e4bchen in der Entfernung des Fixierpunktes feststehen und das obere jenseits desselben bewegt werden, oder es kann das obere St\u00e4bchen \u2014 und so ist die Anordnung bei den meisten Versuchen gewesen \u2014 in der Entfernung des Fixierpunktes angebracht werden und das untere zu dem Beobachter hin verschieblich sein. F\u00fcr das Ergebnis der Beobachtungen ist die Verschiedenheit der Stellungen ohne Bedeutung.\nBeobachtet man in dieser Anordnung im D\u00e4mmerungssehen den Faden bei passender Entfernung der beiden St\u00e4bchen voneinander, so sieht man das St\u00fcck zwischen den beiden St\u00e4bchen auch hier einfach, wie beim Tagessehen. Der gr\u00f6\u00dfte Abstand zwischen den beiden St\u00e4bchen, bei dem der Faden noch einfach gesehen wird, ist etwa 3,0 cm, wie sich aus nachfolgender Tabelle 3 ergibt.\n\u2022 \u25a0\n\u00dcberblicken wir die Ergebnisse, so finden wir, da\u00df die Erscheinungen der Tiefen- und Doppelbildwahrnehmung im D\u00e4mmerungssehen grunds\u00e4tzlich mit denen im Hellsehen \u00fcber","page":233},{"file":"p0234.txt","language":"de","ocr_de":"234\nA. Matsuda\neinstimmen. Beim Fadenversnch fallen bei beiden Zust\u00e4nden des Auges die Grenzen f\u00fcr die Doppelbild- und Tiefenwahrnehmung zusammen, werden aber auch in gleicher Weise wieder durch Nebenumst\u00e4nde leicht auseinandergebracht. Beim St\u00e4bchenversuch sind auch im D\u00e4mmerungssehen die Grenzen f\u00fcr die Tiefen- und Doppelbildwahrnehmung verschieden. Die Wahrnehmung im D\u00e4mmerungssehen erfolgt bei einem anderen (geringeren) Betrag der subjektiven Helligkeit; als besondere Empfangsapparate treten hierbei der Theorie nach die St\u00e4bchen in Funktion, w\u00e4hrend im Tagessehen die Zapfen als perzipierende Organe gelten. Die Verschiedenheit der peripheren Empfangsapparate schlie\u00dft offenbar nicht aus, da\u00df die Art der Wahrnehmung im Tages- und D\u00e4mmerungssehen grunds\u00e4tzlich gleich ist. Diese Einheitlichkeit ist eben zentral bedingt. Daher folgt die Raumwahrnehmung bei beiden Funktionszust\u00e4nden des Auges dem gleichen Gesetz.\nTabelle 3\nGr\u00f6\u00dfter Abstand zwischen den beiden St\u00e4ben, bei denen die Zwischenstrecke einfach gesehen wird.\nBeobachter\tA\tM.\tP.\tN.\tBeobachter\tA.\tM.\tP.\tN.\nEinzelwerte\t27\tmm\t35\tmm\tEinzelwerte\t33\tmm\t34\tmm\n\t28\tr\t32\tii\t\t29\tii\t40\tV\n\t30\t11\t28\tii\t\t30\tii\t30\tii\n\t30\tn\t29\th\t\t32\th\t30\tii\n\t28\tr\t30\tii\t\t33\tii\t28\th\n\t30\t11\t37\tn\t\t32\tii\t29\tii\n\t31\t11\t35\tii\t\t30\tii\t26\tii\n\t32\t11\t34\tii\t\t30\tii\t31\tV\n\t29\t11\t31\tii\t\t27\tii\t30\t11\n\t29\t11\t30\tii\t\t31\tii\t29\t11\nMittelwerte\t30\tmm\t31\tmm\tMittelwerte\t30\tmm\t31\tmm\n\u2022\u2022\nII. Uber die Lagebeziehungen zwischen Raumbild und Raumeindruck bei Stereoskopie\n1. Fragestellung\nNach J. v. Kries k\u00f6nnen wir mit \u201eRaumbild\u201c den Ort der Schnittpunkte der rechts- und links\u00e4ugigen Gesichtslinien bzw. Blicklinien bezeichnen und davon den \u201eRaumeindruck\u201c (Seheindruck) unterscheiden, den wir vom Gesehenen hinsichtlich der","page":234},{"file":"p0235.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen zur optischen 'Raumwahrnehmung\n235\nRichtung und Entfernung erhalten. Das Raumbild ist hiernach durch die objektiven (geometrisch-optischen) Verh\u00e4ltnisse gegeben\nund genau bestimmbar, w\u00e4hrend der Seheindruck subjektiv defi-niert ist.1 2\nBesonders im stereoskopischen Sehen kann der Raumeindruck vom Raumbild abweichen, und es erhebt sich die Frage, unter welchen Umst\u00e4nden bei dieser Art des r\u00e4umlichen Sehens der subjektive Eindruck, besonders hinsichtlich des Tiefenabstandes (Entfernung in sagittaler Richtung), dem Ort nach mit dem Raumbild \u00fcbereinstimmt, und wie etwa vorliegende Abweichungen messend festgelegt werden k\u00f6nnen. Vom theoretischen Interesse abgesehen sind solche Festsstellungen auch f\u00fcr die wissenschaftliche Verwendung von stereoskopischer Betrachtung von Wert, z. B. bei der blo\u00dfen Betrachtung von stereoskopischen R\u00f6ntgenaufnahmen (ohne Messung). Werden solche Aufnahmen nicht orthomorph betrachtet, so kann zu der F\u00e4lschung durch Verzerrung des Raumbildes noch die weitere Irref\u00fchrung hinzukommen, da\u00df auch der Raumeindruck vom Raumbild ab weicht.\nMit hierher geh\u00f6rigen Fragen hat sich schon Wheatstone 2 besch\u00e4ftigt. Er benutzte sein Spiegelstereoskop mit derart drehbaren Tr\u00e4gern der stereoskopischen Zeichnungen, da\u00df bei verschiedener Konvergenz der Blicklinien, aber gleichbleibender Netzhautbildgr\u00f6\u00dfe Beobachtungen angestellt werden konnten. Au\u00dferdem konnten die Tr\u00e4ger bei gleichbleibender Konvergenz den Spiegeln gen\u00e4hert bzw. von ihnen entfernt werden und so eine \u00c4nderung der Netzhautbildgr\u00f6\u00dfe bewirken. Das, was wir Raumeindruck nennen, bezeichnete Wheatstone hinsichtlich der Gr\u00f6\u00dfe als \u201eempfundene Gr\u00f6\u00dfe\u201c. Die Zeichnungen werden als Objekt bezeichnet, ihr Abbild auf der Netzhaut als Netzhautbild. Der Begriff des \u201eRaumbildes\u201c kommt hingegen bei Wheatstone noch nicht vor. Es ist aber notwendig, die \u201eempfundene Gr\u00f6\u00dfe\u201c nicht mit der Gr\u00f6\u00dfe der Projektionszeichnungen (also der stereoskopischen Bilder), welche Wheatstone als Objekt bezeichnet, zu vergleichen, sondern mit dem Raumbild, welches das Objekt des stereoskopischen Wahrnehmungsaktes darstellt. Das Raumbild ist ein gedachtes Objekt, bei dessen Vorhandensein der Sehapparat dieselben Netzhautbilder und dieselbe Konvergenzstellung sowie auch wenigstens ungef\u00e4hr die gleiche Akkommodation haben w\u00fcrde, wie bei Betrachtung der stereoskopischen Bilder. In bezug auf die Tiefenwahrnehmung schreibt nun Wheatstone: \u201eWenn wir st\u00e4ndig das beid\u00e4ugig gesehene Bild betrachten, w\u00e4hrend es anscheinend zu- oder abnimmt, weil\n1\tVgl. hierzu auch W. Trendelenburg, Stereoskopische Raummessung, Verlag J. Springer, Berlin 1917, S. 32 ff.\n2\tCh. Wheatstone, Phil. Trans. (1852), \u00fcbersetzt in Ostwalds Klassiker, Nr. 168, S. 58 ff. (1908).","page":235},{"file":"p0236.txt","language":"de","ocr_de":"236\nA. Mat8uda\ndie Neigung der Sehachsen wechselt, w\u00e4hrend die Gr\u00f6\u00dfe der Netzhautbilder die gleiche bleibt, so scheint es weder n\u00e4her zu kommen, noch zur\u00fcckzuweichen: und doch wird es je in einer verschiedenen Entfernung aufgefa\u00dft, wenn wir es bei irgendeiner festen Stellung aufmerksam bei trachten.\u201c Wheatstone vermutet, da\u00df durch die Konvergenz\u00e4nderung (begleichbleibenden Netzhautbildern) eine \u201eUmdeutung der Gr\u00f6\u00dfe des Netzhautbildes\u201c erfolgt.\nAuch Gr\u00fctzner 1 teilt \u00e4hnliche Beobachtungen am RoLLMANNschen Y erfahren der Farbenstereoskopie mit. Ruft er stereoskopisch den Eindruck eines vor einer Papierfl\u00e4che schwebenden Ringes hervor, so \u201esieht man den Ring da, wo die Sehlinien sich kreuzen\u201c, d. h. am Ort des Raumbildes. In diesem Falle \u201estimmen die konstruierten Werte (Raumbild) ziemlich genau mit den gesch\u00e4tzten (Raumeindruck) \u00fcberein\u201c. Wird die Zeichnung aber invertiert (pseudoskopisch) betrachtet, wobei der Ring hinter der Papierebene zu schweben scheint, so bleiben die Bestimmungen \u00fcber die scheinbare Gr\u00f6\u00dfe und Entfernung der Ringe (Raumeindruck) bedeutend hinter den berechneten Werten (Raumbild) zur\u00fcck. \u00dcber die Methode der Bestimmung des Raumeindrucks nach Richtung und Entfernung, vor allem bei Lage hinter der Papierebene, wird nichts angegeben. Es scheint sich nur um Sch\u00e4tzungen gehandelt zu haben. Auch an einem Telestereoskop (Prismenspiegel ohne vergr\u00f6\u00dfernde Optik) besch\u00e4ftigte sich Gr\u00fctzner mit der Frage nach der \u00dcbereinstimmung von Raumbild und Raumeindruck und fand, da\u00df das verkleinerte \u201eModellraumbild\u201c nicht so nahe erscheint, als es liegt, und dementsprechend auch nicht so klein, als dem Modellma\u00dfstab entspricht. Auch hier wurden die Entfernungen des Seheindrucks nur gesch\u00e4tzt.\nZur besseren Beurteilung etwaiger Verschiedenheiten zwischen Raumbild und Seheindruck ist es nun notwendig, die Abweichungen, wenn m\u00f6glich, genauer festzustellen und zu messen. Allerdings ist J. v. Kries 2 der Ansicht, da\u00df die subjektive Natur des Seheindrucks strenge und genaue Ma\u00dfbestimmungen \u00fcberhaupt unang\u00e4ngig macht. Gleichwohl haben wir uns die Frage gestellt, ob nicht doch bei derartigen Versuchen der Ort des Raumeindrucks messend zu bestimmen w\u00e4re und seine Verschiebung gegen\u00fcber der Lage des Raumbildes ermittelt werden k\u00f6nnte. Es handelt sich dabei in folgendem weniger um eine ganz systematische Durchuntersuchung, als um die grunds\u00e4tzliche Feststellung der M\u00f6glichkeit einer messenden Inangriffnahme des Problems.\n1\tGr\u00fctzner, Pfl\u00fcgers Arch. 90, 535 (1902).\n2\tJ. v. Kries, in Helmholtz\u2019 Handb. d. physiol. Optik, 3. Aufl., Bd. 3, S. 543 (1910).","page":236},{"file":"p0237.txt","language":"de","ocr_de":"TJntersuchungen zur optischen Raumwahrnehmung\n237\n2. Methodik\nWheatstone machte seine Versuche an seinem Spiegelstereoskop, welches gew\u00f6hnliche belegte Spiegel hat. Man kann nun aber in einem Spiegelstereoskop mit solchen Spiegeln nur schwer feststellen, ob sich dabei der Raumeindruck gegen das Raumbild verschiebt. Diese Fragen lassen sich besser verfolgen, wenn man un belegte Spiegel anwendet, welche die Durchsicht auf den Ort des Raumbildes und auf dort gehaltene Me\u00dfinstrumente erm\u00f6glichen. Ein solches Stereoskop liegt in dem von W. Trendelenburg 1 2 konstruierten Apparat zur Ausmessung von stereoskopischen R\u00f6ntgenaufnahmen vor. Bei diesem Stereoskop wird die \u00c4nderung der Konvergenz, also die Raumbild\u00e4nderung, nicht durch Schwenkung der Bildtr\u00e4ger wie beim WHEATSTONEschen Stereoskop oder beim \u00dcERiNGschen Haploskop erreicht, sondern durch Plattenverschiebung auf den festen Plattentr\u00e4gern. Verschiebung der Platten vom Beobachter fort vermehrt die Konvergenz, Verschiebung zu ihm hin vermindert sie. Die Gr\u00f6\u00dfe der Netzhautbilder bleibt praktisch hierbei unver\u00e4ndert. Diesen Apparat habe ich benutzt. Die Lage des Raumbildes ist hierbei leicht festzulegen, und zwar als Kreuzungspunkt der Blicklinien in derselben Weise, wie es bei der stereoskopischen Messung geschieht. Um die Lage des Raumeindruckes festzuhalten, wurde folgende Methode gew\u00e4hlt : Der Beobachter hat die Aufgabe, direkt beim ersten Hineinsehen mit einem Zeigeinstrument von der Steite her rasch dahin vorzusto\u00dfen, wo er eine bestimmte Ecke \u201esieht\u201c, wo also der Raumeindruck dieser Ecke liegt. Die Versuche sind an einer Reihe von Personen gemacht worden. Die individuellen Unterschiede des Augenabstandes werden durch Benutzung des PuLERiCHschen Stereookulars ausgeglichen, welches auf 8 cm Betrachtungsbasis f\u00fcr alle Beobachter eingestellt ist. Deshalb war als Aufnahmebasis ebenfalls 8 cm gew\u00e4hlt. Die Projektionszentren (R\u00f6ntgen-Antikathoden) waren bei der Aufnahme 50 cm von den Platten entfernt. Die zur Aufnahme benutzten Objekte waren ein Sch\u00e4del und verschiedene Drahtw\u00fcrfel.\nHelmholtz 2 hat eine derartige Punktiermethode bei direkter Objektbetrachtung angewendet, als er die subjektive Lokalisation\n1\tW. Trendelenburg, Stereoskopische Raummessung, a. a. O.\n2\tHelmholtz, H., Handbuch der Physiologischen Optik, 3. Aufl., 3. Bd. (1910), S. 261.","page":237},{"file":"p0238.txt","language":"de","ocr_de":"238\nA. Matsuda\neines Fadens untersuchte. Auch am Wheatstoneschen Stereoskop konnte er durch abwechselndes Blicken durch das Instrument und \u00fcber es hinweg die mit der Hand angegebene scheinbare Lage mit der des Raumbildes vergleichen, ohne da\u00df hier die Methode messend verwertet wird.\nAuch Donders 1 hat, wie Helmholtz, bei Untersuchung der Entfernungswahrnehmung eines Lichtp\u00fcnktchens im Dunklen, bei Ausschlu\u00df aller anderen Momente, als der Konvergenz, die scheinbare Lage mit dem Finger angegeben und den Fehler gegen die wirkliche Lage in mm gemessen.\n3. Versuchsausf\u00fchrung\nMan kann die Stereobilder so anordnen, da\u00df das Raumbild dem Objekt tautomorph oder heteromorph ist (v. Rohr).1 2 Dabei bedeutet bekanntlich tautomorph gleichgestaltet, objektgleich, w\u00e4hrend heteromorph hingegen abweichend gestaltet, objektungleich bedeutet. Der erste Fall liegt vor, wenn bei der Betrachtung der Betrachtungsabstand und die Betrachtungsbasis dem der Aufnahme gleich gemacht werden und auch die Fu\u00dfpunktlage mit den Fernpunkten der Blicklinien \u00fcbereinstimmt.\nEs fragt sich nun, ob das tautomorphe Raumbild (definiert nach den Schnittpunkten der Blicklinien) auch einen tautomorphen Eindruck macht, insbesondere, ob ein bestimmter Punkt des Raumeindrucks in sagittaler Richtung von dem entsprechenden Punkt des Raumbildes absteht oder nicht.\nHeteromorphe Anordnung kann am einfachsten dadurch erzielt werden, da\u00df die Stereoplatten auf der Fu\u00dfpunktlinie der Aufnahmen vor- oder r\u00fcckw\u00e4rts verschoben werden. Dadurch r\u00fcckt das Raumbild n\u00e4her an den Beschauer heran und wird dabei kleiner oder r\u00fcckt weiter fort und wird dabei gr\u00f6\u00dfer. Hier ist wieder die gleiche Frage zu untersuchen, ob der Eindruck dem Raumbild entspricht.\nDer Beobachter sieht in das Stereoskop und st\u00f6\u00dft nun, sobald er einen deutlichen Raumeindruck hat, was bei einiger \u00dcbung sogleich der Fall ist, mit der Punktiernadel in schon geschilderter Weise dahin vor, wo er die\n1 F. C. Donders. Arch. Ophthalm. 17 (2). (1871). S. 18 u. 56.\nEs sei hier auf die Schrift v. Rohr, Winkelmann\u2019s Handbuch der Physik, 2. Aufl. Bd. 6, S. 282ff. (1906) verwiesen. \u2014 Ferner: F. B. Hopmann, Handbuch der Augenheilkunde 13 (2) (1925), S. 528. - J. v. Kries, Helmholtz Handbuch 3, 536. \u2014 W. Trendelenburg, Stereoskopische Raummessung (a. a. O.), S. 34.","page":238},{"file":"p0239.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen zur optischen Raumwahrnehmung\n239\nbestimmte Ecke des W\u00fcrfels (es wurde die vordere genommen) sieht. Eine nachtr\u00e4gliche \u00c4nderung darf nicht vorgenommen werden. Diese Stelle wird durch eine an biegbarem Bleidraht befestigte Nadel markiert. Nun wird auch der Raumbildpunkt in gleicher Weise durch eine zweite derartige Nadel festgelegt. Daf\u00fcr braucht man nur nochmals in das Stereoskop zu sehen und die zweite ebenfalls an biegbarem Bleidraht befestigte Nadel mittels Hin- und Herschieben so einzustellen, da\u00df sie gleichzeitig mit der W\u00fcrfelecke einfach erscheint. Darauf wird in den drei Richtungen ausgemessen, um wieviel die beiden Nadelspitzen voneinander abstehen. Haupts\u00e4chlich ma\u00dfgebend ist das Auseinanderfallen der Tiefenrichtung.\nIn den unten im Protokollauszug angef\u00fchrten Beispielen, f\u00fcr welche drei besondere Lagen der Raumbilder eines W\u00fcrfels von 8,5 cm Seitenl\u00e4nge gew\u00e4hlt sind, lassen sich die Ergebnisse \u00fcbersichtlich darstellen. Gemessen ist die vordere Ecke des W\u00fcrfelraumbildes; sie ist bei tauto-morpher Anordnung 28,5 cm von den Augen entfernt entsprechend ihrem Abstand von den Antikathoden bei der Aufnahme. Die Ecke befindet sich bei dieser Anordnung f\u00fcr den Beschauer in \u201ebequemer Sehweite\u201c.\nAbb. 2. Raumbild eines W\u00fcrfels. Raumbild tautomorph\na) Raumbild tautomorph (Abb. 2)\nDer ausgemessene Raumbildpunkt liegt hierbei 28,5 cm von der Betrachtungsbasis entfernt. Wie Tab. A zeigt, und wie nach vielfachen Erfahrungen mit Raummessung bei R\u00f6ntgenstereoskopie zu erwarten war, f\u00e4llt bei tautomorpher Anordnung das Raumbild und der Raumeindruck so nahe zusammen, da\u00df die Unterschiede in die Fehlergrenze der Methode fallen, wobei ja auch die Geschicklichkeit, einen bestimmten Raumpunkt durch Vorsto\u00dfen mit der Hand zu treffen, eine Rolle spielt. Abst\u00e4nde unter 1 mm waren nicht me\u00dfbar.","page":239},{"file":"p0240.txt","language":"de","ocr_de":"240\nA. Matsuda\nHiernach kann also hinsichtlich der Verwertbarkeit eines tantomorphen stereoskopischen Raumbildes gesagt werden, da\u00df es sich nicht nur zur Ausmessung objektgleicher Werte eignet, sondern da\u00df es auch bei der blo\u00dfen Betrachtung einen objektgleichen Eindruck vermittelt.\nTabelle A\nRaumbild tautomorph\nObjekt der Stereoaufnahme: W\u00fcrfel von 8,5 cm Seitenl\u00e4nge Vordere Ecke des Raumbildes in 28,5 cm Entfernung von der Augenbasis\nKantenl\u00e4nge des Raumbildes: 8,5 cm\nRaumeindruck (vordere Ecke) gegen das Raumbild\t\t\t\n\tverschoben\t\tBeobachter\nin die Tiefe\tin die Breite\tin die H\u00f6he\t\n1 mm zu nah\t2 mm nach rechts\trichtig\tN.\n2\t\u201e\t\u201e weit\t1\tn\tn\tn\t1 mm zu hoch\t\nrichtig\t1\t\u201e\t\u201e links\trichtig\tff\nn\trichtig\tn\tff\n5 mm zu nah\tff\t2 mm zu hoch\t\na \"\t\u00ab\tn\tn\t2 mm nach rechts\trichtig\tff\nrichtig\trichtig\t1 mm zu tief\tff\n6 mm zu nah\t2\t\u201e nach rechts\t2\t\u201e\t\u201e hoch\t\n4\t\u201e\t\u201e weit\trichtig\trichtig\tff\nrichtig\t1\t\u201e nach links\t2 mm zu hoch\tn\n7 mm zu weit\trichtig\trichtig\tK.\n8\t\u201e\t\u201e nah\tff\t1 mm zu hoch\t\nrichtig\t1 mm nach links\t1\t\u201e\t\u201e tief\t\nn\t2\t,,\t\u201e rechts\t2\t\u201e\t\u201e hoch\tff\nn\trichtig\trichtig\tff\n4 mm zu nah\tff\t2 mm zu hoch\t\na un\tn\t1\t\u201e nach links\trichtig\tff\n^\tn\tn\tn\t2\t\u201e\t\u201e rechts\t1 mm zu tief\t\nrichtig\trichtig\trichtig\tff\n1 mm zu nah\tn\tn\tn\n8 mm zu nah\t2 mm nach links\t1 mm zu hoch\tSt.\nrichtig\t1\t\u201e\t\u201e rechts\trichtig\tff\n4 mm zu nah\trichtig\t1 mm zu tief\t\nrichtig\tn\t2\t\u201e\t\u201e hoch\t\n2 mm zu weit\t3\t\u201e nach rechts\trichtig\t\n4\t\u201e\t\u201e nah\t1\t\u201e\t\u201e links\t\t\nrichtig\trichtig\t2 mm zu tief\t\nn\t3\t\u201e nach rechts\trichtig\tff\n7 mm zu nah\t2\t\u201e\t\u201e links\t1 mm zu hoch\t\nrichtig\trichtig\trichtig\t\nb) Raumbild heteromorph a) Raumbild n\u00e4her ger\u00fcckt (Abb. 3)\nDiese Vorlagerung (und gleichzeitige Winkelverzerrung) des Raumbildes wird dadurch erreicht, da\u00df die Stereoplatten im Spiegelstereoskop auf der Fu\u00dflinie zum Betrachter hin verschoben werden.","page":240},{"file":"p0241.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen zur optischen Uaumwahrnehmung\n241\nTab. B bezieht sieh auf Versuche, in denen der ausgemessene Raumbildpunkt sich nur 20 cm (anstatt 28,5 cm wie bei A) von der Betrachtungsbasis entfernt befindet. Die Blicklinien sind also auf st\u00e4rkere Konvergenz eingestellt. Es ergibt sich, da\u00df im Tiefen-\nAbb. 3. W\u00fcrfelraumbild, heteromorph. Kaumbild n\u00e4her ger\u00fcckt,\nverkleinert und verzerrt\nAbb. 4. W\u00fcrfelraumbild, heteromorph. Raumbild weiter entfernt,\nvergr\u00f6\u00dfert und verzerrt\nabstand der Raumeindruck nicht mehr mit dem Raumbild \u00fcbereinstimmt, sondern 18 bis 25 \u00b0/0 weiter weg liegt als das Raumbild. Die Entfernung wird \u00fcbersch\u00e4tzt. In der Breite und in der H\u00f6he ist dagegen die Abweichung, wie zu erwarten war, nur gering.\nZeitsckr. f. Sinnesphysiol. 61\n17","page":241},{"file":"p0242.txt","language":"de","ocr_de":"242\nA. Matsuda\nTabelle B\nRaumbild n\u00e4her ger\u00fcckt und verkleinert Objekt der Stereoaufnahme: W\u00fcrfel von 8,5 cm Seitenl\u00e4nge Vordere Ecke des Raumbildes in 20,00 cm Abstand von Augenbasis\nKantenl\u00e4nge des Raumbildes: 5,5 cm\nRaumeindruck (vordere Ecke) gegen\t\t\t\t\t\tdas\tRaumbild\t\n\t\t\t\tverschoben\t\t\t\tBeobachter\nin die\t\tTiefe\t\tin\tdie Breite\tin die H\u00f6he\t\t\n55\tmm\tzu\tweit\t\trichtig\t\trichtig\tN.\n38\t\u00bb\t57\t57\t1 mm\tnach rechts\t1\tmm zu hoch\t57\n23\tft\t57\t77\t\trichtig\t3\t\u201e\t\u201e tief\t77\n50\t\u2022>i\t77\t57\t\t57\t3\t57\t57\t57\t57\n48\tn\tft\t57\t5 mm\tnach links\t\trichtig\t57\n48\tft\tft\tft\t2 \u201e\t77\t77\t1\tmm zu tief\tft\n31\tft\tft\tft\t3 \u201e\t., rechts\t1\t\u201e\t\u201e hoch\tft\n42\t57\t57\t57\t2 \u201e\t57\t57\t2\t57\t57\t57\t57\n27\t57\t77\t57\t2 \u201e\t57\t57\t2\t57\t57\t57\t77\n37\t57\t57\t57\t2 \u201e\t\u201e links\t1\t,,\t\u201e tief\t57\nMittelwert\t\t: 40 mm zu weit\t\t\t\t\t\t\n48\tmm\tzu\tweit\t7 mm\tnach rechts\t\trichtig\tSt.\n37\tft\tft\tft\t9 \u201e\t57\t77\t1\tmm zu hoch\t57\n57\tn\tft\t57\t7 \u201e\t57\t77\t\trichtig\t77\n55\tft\tft\tft\t9 \u201e\t\u201e links\t1\tmm zu hoch\tft\n66\t77\t57\t57\t12 \u201e\t\u201e rechts\t\trichtig\t77\n54\tft\tft\tft\t10 \u201e\t77\t77\t4\tmm zu hoch\tft\n67\t57\t57\t57\t10 \u201e\t57\t77\t1\t77\t77\t57\t77\n38\t57\tft\t57\t3\t5,\t77\t57\t\trichtig\t57\n51\t57\t57\t77\t7 \u201e\t77\t77\t\t57\t57\n47\tft\t57\t57\t7 \u201e\t57\t77\t1\tmm zu tief\t57\nMittelwert\t\t: 52,0 mm\t\tzu weit\t\t\t\t\n41 mm zu weit\t\t\t\t1 mm\tnach links\t6\tmm zu hoch\tM.\n41\t57\t57\t57\t2 \u201e\t\u201e rechts\t5\t51\t57\t57\t57\n33\t57\t57\tft\t\trichtig\t4\t57\t77\t57\t57\n45\t57\t57\t57\t2 mm\tnach links\t\trichtig\t57\n36\t57\t57\tft\t2 \u201e\t77\t77\t1\tmm zu hoch\t57\n34\t57\tft\t77\t3 \u201e\t\u201e rechts\t2\t57\t77\t57\t57\n32\t77\t57\t57\t2 \u201e\t77\t77\t5\t57\t57\t57\t77\n33\tft\tft\t\t4\t\u201e\t\t4\t\t\n34\t57\t77\t77\t3 \u201e\t\u201e links\t4\t57\t57\t77\t57\n36\t57\t57\t57\t2 \u201e\t57\t77\t1\t\u201e\t57 tief\t57\nMittelwert\t\t: 37\tmm zu weit\t\tj 1\t\t\t\n\u00df) Raumbild weiter abger\u00fcckt (Abb. 4)\nDie Verlagerung des Raumbildes weiter von der Betrachtungsbasis weg wird durch Verschieben der Platten in Richtung vom\n\u2022 \u2022\nBetrachter fort erreicht. Uber die Messungen der Lage vom Raumeindruck zum Raumbild gibt die Tab. C Auskunft. Wiederum","page":242},{"file":"p0243.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen zur optischen UcLurnwahrnehmung\n243\nzeigen die H\u00f6hen- und Breitenwerte nur geringe, jedenfalls unspezifische Unterschiede, w\u00e4hrend die Tiefenwerte erheblich voneinander ab weichen. Der Raumeindruck liegt jetzt stets n\u00e4her als derRaumb\u00fcdpunkt, die Entfernung wird untersch\u00e4tzt. W\u00e4hrend der Raumbildpunkt 45 cm vor der Betrachtungsbasis liegt, erscheint der Punkt im Abstand von nur etwa 40 cm, der Fehler ist etwa 10 \u00b0/0.\nTabelle C\nRaumbild weiter entfernt und vergr\u00f6\u00dfert Objekt der Stereoaufnahme: W\u00fcrfel von 8,5 cm Seitenlange \\ ordere Ecke des Raumbildes in 45 cm Entfernung von Augenbasis ________________Kantenl\u00e4nge des Raumbildes: 15,5 cm\nRaumeindruck (vordere W\u00fcrfelecke) gegen das Raumbild\nverschoben\nin die Tiefe\nin die Breite\nin die H\u00f6he\n48 mm zu nahe 48 59 70 68 58 45 50 70 63\nii\nii\nii\nii\nii\nii\nii\nii\nn\nii\nii\nii\nii\nii\nii\nii\nii\nh\nii\nii\nii\nii\nh\nii\nii\nii\nBeobachter\n4 mm nach rechts\n^ ii\tii\th\nrichtig\n2\n1\nii\nii\nmm nach rechts\nh\tii\tii\nrichtig\nii\nmm nach rechts\n5 mm zu tief richtig\n1\tmm zu tief\n2 1\nrichtig 2 mm zu tief richtig\n2 mm zu tief richtig\nii\nii\nii\nii\nii\nii\nN.\nh\nii\nii\nii\nii\nii\nii\nii\nh\nMittelwert: 56,9 mm zu nahe\n48 mm zu nahe 70 46\n56 42 33\n54 40\n57\n55\nii\nii\nii\nii\n\u00ab\u2022\nii\nii\nii\nii\nii\nh\nii\nii\nii\nii\nii\nii\nii\nn\nii\nii\nii\nn\nii\nn\nii\nii\n2\tmm nach links\n5 \u201e\t\u201e\trechts\n5 \u201e\t\u201e\tlinks\n1 2 1\nj )\nrichtig\n3\tmm nach links\nrichtig\nii\tii\nii\tii\n\u201d\tii\tii\n\u00bb\tii\tii\nh\tii\tii\nii\nii\nii\nii\nii\nii\n10 mm zu tief 2 6\nrichtig 2 mm zu tief\n2\t\u00bb\tii\tii\nrichtig\n1 mm zu tief !0 \u201e \u201e \u201e richtig\nM.\nii\nii\nii\nii\nh\nii\nii\nii\nh\nMittelwert: 50 mm zu nahe\n49 mm zu nahe 46 36 45 28\n25 12 15\n26 20\nii\nn\nii\nii\nii\nii\nii\nii\nii\nii\nii\nii\nii\nii\nii\nii\nii\nii\nn\nii\nii\nii\nii\nii\nii\nn\nii\n2\tmm nach links\nrichtig\n3\tmm nach links\nrichtig\n3 mm nach links\n2 \u00bb \u00bb\nrichtig\n3 mm nach links\nn\n3 mm zu hoch richtig\n55\n55\n2 mm zu tief richtig\nii\n1 mm zu tief\nK.\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\nMittelwert: 30 mm zu nahe\n17*","page":243},{"file":"p0244.txt","language":"de","ocr_de":"244\nA. Matsuda\nHiernach liegt also folgender Sachverhalt vor: Wird ein der Form nach bekannter Gegenstand (Drahtw\u00fcrfel) stereoskopisch mit einer dem Augenabstand gleichen Basis und aus dem normalen Betrachtungsabstand, der in unserem Falle f\u00fcr die vordere W\u00fcrfelecke 28,5 cm betr\u00e4gt, aufgenommen, so f\u00e4llt bei der tauto-morphen stereoskopischen Betrachtung der Ort des Raumeindrucks mit dem Ort des Raumbildes sehr nahe zusammen. Werden nun die Stereoskopbilder so verschoben, da\u00df die Netzhautbilder unver\u00e4ndert bleiben, die Konvergenz der Blicklinien aber abnimmt, wobei das Raumbild zugleich gr\u00f6\u00dfer wird und weiter abr\u00fcckt (Abb. 4, vergr\u00f6\u00dfertes beteromorpbes Raumbild), so erscheint die W\u00fcrfelecke dem Eindruck nach in der gleichen Richtung verschoben wie das Raumbild, aber nicht soweit als der neuen Lage des Raumbildes entspricht, sondern n\u00e4her dem Beobachter. Werden dagegen die Bilder so verschoben, da\u00df die Konvergenz bei gleichbleibender Netzhautbildgr\u00f6\u00dfe zunimmt, wobei das Raumbild kleiner wird und n\u00e4herr\u00fcckt (Abb. 3, verkleinertes hetero-morphes Raumbild), so erscheint der Raumeindruck auch wieder verschoben in derselben Richtung, wohin das Raumbild gewandert ist, aber um einen geringeren Betrag, so da\u00df der Raumeindruck weiter vom Beobachter entfernt liegt als das Raumbild. In beiden F\u00e4llen wird also der Raumeindruck in gleichem Sinne verschoben wie das Raumbild, aber um geringere Betr\u00e4ge.\nDieses Ergebnis steht in gewisser Beziehung zu den Feststellungen von Heine \\ welcher die Frage untersuchte, bei welchem Abstand ein objektiv gleichseitiges Prisma, welches als Gegenstand direkt betrachtet wird, auch wirklich gleichseitig erscheint und ob bei Ausschlu\u00df sekund\u00e4rer Beurteilungsmomente die Entfernung richtig gesch\u00e4tzt wird. Es ergab sich, da\u00df eine richtige Beurteilung von Form und Entfernung des Objektes stattfindet bei einem Abstand, der zu etwa Vs bis 1/2 m angegeben werden kann. Ein tats\u00e4chlich gleichseitiges Prisma erscheint in der angegebenen Entfernung auch im Seheindruck gleichseitig; bei gr\u00f6\u00dferer Entfernung erscheint aber die Vorderkante der Basis zu nahe, bei kleinerer zu weit abliegend.\nEs w\u00e4re nun, wie schon F. B. Hofmann ausf\u00fchrte 2, m\u00f6glich, da\u00df bei den HEiNEschen Versuchen der Abstand von 1/B bis V2 m deshalb eine besondere Rolle spielt, weil er der gew\u00f6hnliche Be-\n1\tL. Heine, Arch. f. Ophthalm. 51, 563 (1900).\n2\tF. B. Hofmann, Handbuch der Augenheilkunde 13 (2), 496 (1925).","page":244},{"file":"p0245.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen zur optischen Raumwahrnehmung\n245\ntrachtungsabstand n\u00e4herer Gegenst\u00e4nde ist (bequeme Sehweite). Es w\u00fcrde danach also die Tendenz bestehen, bei Ausschlu\u00df anderer Erfahrungsmotive die Sehdinge in die Entfernung der bequemen Sehweite zu verlegen. Je mehr ein Objektpunkt von der Lage des \u201ebequemen Konvergenzpunktes\u201c (\u2014 der ja auch bei den Hantierungen des t\u00e4glichen Lebens eine Rolle spielt und nicht nur mit dem Minimum von Akkommodation und Konvergenz und der passenden Netzhautbildgr\u00f6\u00dfe zusammenh\u00e4ngt, sondern auch mit der Arml\u00e4nge \u2014) abweichen wT\u00fcrde, desto mehr w\u00fcrde die Diskrepanz zwischen wirklicher und scheinbarer Lage hervortreten. Auf Grund dieser Arbeitshypothese k\u00f6nnte man das gleiche, was hier f\u00fcr den Objektpunkt gesagt ist, auch f\u00fcr den Raumbildpunkt annehmen. Es w\u00fcrde dann der stereoskopische Raumeindruck seiner Entfernung nach um so weniger mit dem Ort des Raumeindrucks \u00fcbereinstimmen, je mehr der Abstand des Raumbildpunktes von dem des \u201ebequemen Konvergenzpunktes\u201c (etwa 30 cm) ab weicht. Unsere Versuche sprechen f\u00fcr diese Auf fassung. N\u00e4here Best\u00e4tigung kann von Untersuchungen erhofft werden, in welchen die hier ausgebildete Methode der Ortsbestimmung des stereoskopischen Raumeindruckes systematisch weiter anzuwenden w\u00e4re.\nZusammenfassung\nI. Tiefen- und Doppelbildwahrnehmung im\nD\u00e4mmerungssehen\nEs wird gezeigt, da\u00df auch im D\u00e4mmerungssehen die Grenzen der Tiefen- und der Doppelbildwahrnehmung f\u00fcr gew\u00f6hnlich auseinanderfallen, wenn mit zwei in der Sagittalen verschieblichen d\u00fcnnen St\u00e4ben untersucht wird. Dabei ist zwar die Leistung im D\u00e4mmerungssehen geringer als im Tagessehen, die Relativzahl\nTiefengrenze\u2014\taker ^ brnden Funktionszust\u00e4nden des\nDoppelbildgrenze\nAuges die gleiche. Ferner l\u00e4\u00dft sich auch im D\u00e4mmerungssehen mit Hilfe des Fadenversuches zeigen, da\u00df unter g\u00fcnstigen Umst\u00e4nden die Grenze der Doppelbildwahrnehmung mit der der Tiefenwahrnehmung zusammenf\u00e4llt. Alle diese Befunde deuten darauf hin, da\u00df f\u00fcr Tages- und D\u00e4mmerungssehen zwar die peripheren Apparate verschieden, die der Wahrnehmung zugrunde liegenden zentralen Einrichtungen aber die gleichen sind.","page":245},{"file":"p0246.txt","language":"de","ocr_de":"246\t4. Matsuda, Unto suchunc/ en zut optischen Raumwahvnehtnuny\nIL Raumbild und Raumeindruck bei Stereoskopie\nEs wird untersucht, unter welchen Bedingungen der Ort eines Punktes des stereoskopischen Raumeindrucks mit dem des entsprechenden Raum b i 1 d punktes zusammenf\u00e4llt. Es wird eine Methode zur ungef\u00e4hren Feststellung des Orts des Raumeindrucks, bei Verwendung eines Stereoskops mit unbelegten Spiegeln, angegeben. Es scheint, \u00e4hnlich wie nach Heine und Hoemann bei Objektbetrachtung auch hier die Entfernung des \u201ebequemen Konvergenzpunktes \u201c (bequeme Sehweite) bevorzugt zu sein, indem in seiner N\u00e4he, also bei etwa 30 cm Abstand von den Augen, der Ort des Raumeindrucks mit dem Ort des Raumbilds gut \u00fcbereinstimmt. Diesseits und jenseits erscheint der Punkt des Raumeindrucks dem Punkt des Raumbildes n\u00e4her zu liegen, als er tats\u00e4chlich liegt, die Entfernungen vom Auge werden also \u00fcber- bzw. untersch\u00e4tzt.\nZum Schlu\u00df m\u00f6chte ich Herrn Prof. W. Teendelenbueo f\u00fcr seine Anregung und Hilfe verbindlichst danken. Ebenso bin ich Herrn Privatdozent Dr. Niedeehoee f\u00fcr seine Unterst\u00fctzung bei der Durchf\u00fchrung der Versuchsreihen zu gro\u00dfem Dank verpflichtet.","page":246}],"identifier":"lit35994","issued":"1930-31","language":"de","pages":"225-246","startpages":"225","title":"Untersuchungen zur optischen Raumwahrnehmung","type":"Journal Article","volume":"61"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:39:20.932988+00:00"}

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