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{"created":"2022-01-31T16:45:04.622303+00:00","id":"lit35999","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Heinemann, Alois","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 60: 1-52, 53-70","fulltext":[{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"1\n(Aus dem Psychologischen Institut der Universit\u00e4t Marburg)\n\u2022 \u2022\n\u00fcber die Dunkeladaptation, mit besonderer R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis von Moment- und Daueradaptation, und das Purkinjesche Ph\u00e4nomen unter dem Gesichtspunkte der typologischen Methode\nI. Moment- und Daueradaptation\nMit 11 Abbildungen im Text Von\nAlois Heinemann (Osnabr\u00fcck)\n\u00a7 i\nTheoretische Einf\u00fchrung\nEs ist das grofse Verdienst Herings, die grundlegende Bedeutung des variablen Empfindlichkeitszustandes klar liervor-gehoben und diesen Faktor besonders in der Physiologie des Gesichtssinnes sch\u00e4rfer formuliert zu haben. Nach ihm ist eine strenge Trennung zu beachten zwischen der Bedeutung dieser physiologischen Komponente und der physikalischen Natur eines Reizes. Aus beiden resultiert der Effekt, So ist z. B. die Wirkung eines Lichtreizes auf die lebendige Substanz einerseits abh\u00e4ngig von quantitativen und qualitativen Eigenschaften des Reizes, also von InteT ht\u00e4t, Wellenl\u00e4nge und Weifsgehalt, andererseits aber ist s' eine Funktion des jeweiligen subjektiven Stimmungszustandes und der antagonistischen Wechselwirkung der Netzhautelemente. Nach neueren Forschungen besteht hier aber eine Subjektivit\u00e4t in noch weiter gehendem Sinne, indem diese Faktoren auch nicht f\u00fcr alle Menschen gleich, sondern von der psycho-physischen Pers\u00f6nlichkeit und ihrem Typus abh\u00e4ngig sind.\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 60\tt","page":1},{"file":"p0002.txt","language":"de","ocr_de":"2\nAlois Heinemann\nDas was in der physiologischen Forschung als Erregbarkeitsoder Stimmungszustand bezeichnet und in der \u00e4lteren Entwicklungsphase in dem ganz allgemeinen Terminus \u201eAkkommodation\u201c zusammengefafst wurde, wurde zum ersten Male pr\u00e4zisiert durch die bekannten Untersuchungen Aubebts, der den Namen \u201eAdaptation\u201c einf\u00fchrte. Aubeet suchte unter g\u00fcnstigen Konstellationen die Reizschwelle des Sehorgans zu bestimmen. Hierzu dienten ihm messende Beobachtungen, die er an sich selbst und in einem vollst\u00e4ndig abgedunkelten Raume an dem mehr oder minder starken Gl\u00fchen eines Platindrahtes ausf\u00fchrte (2). Nach zwei Stunden langem Aufenthalt im Dunkelzimmer war die Empfindlichkeit nach Aubebts Berechnungen auf das F\u00fcnfunddreifsig-fache des Anfangswertes gestiegen. Wenn auch sp\u00e4tere Untersuchungen die Zunahme der Empfindlichkeit in weit h\u00f6herem Mafse erwiesen, so d\u00fcrfte dies wohl in der Ungenauigkeit und Unreinheit der Versuchsbedingungen bei Aubebt zu suchen sein. Doch unabh\u00e4ngig hiervon geb\u00fchrt Aubeet das Verdienst, hiermit die Anregung zu weiteren systematischen Untersuchungen auf dem Gebiete der Adaptation gegeben zu haben. Von vielen namhaften Forschern, die nach ihm unter mannigfaltigen Variationen der Versuchsbedingungen, die Kenntnisse auf diesem Gebiete und inbesondere deren Abh\u00e4ngigkeit von Faktoren wie Intensit\u00e4t, Zeit, Ausdehnung und Lokalisation des Reizes auf der Netzhaut usw. auf deckten, seien hier nur Chaepentiee, Tbeitel, Pipee und Tscheemak genannt. Es wurden besondere Apparate konstruiert, die es erm\u00f6glichten, den Reiz in feinsten Abstufungen zu variieren. Wenn auch das Foeestee sehe Photoptometer noch nicht gr\u00f6fseren Anspr\u00fcchen gen\u00fcgte und praktisch wohl nur f\u00fcr klinische Bed\u00fcrfnisse, zur Diagnose gr\u00f6berer Funktionsst\u00f6rungen des D\u00e4mmerungsehens Wert hatte, so haben wir doch in dem von Nagel konstruierten Adaptometer einen Apparat, der es erm\u00f6glicht, einen farblosen Lichtreiz in feinsten Abstufungen zu geben und der letztere zugleich auf einer Skala anzeigt. Pipee (36) gab den Verlauf der Empfindlichkeitssteigerung in einer Kurve wieder, indem er den reziproken Wert des Reizes als Empfindlichkeit festsetzte. Dadurch, dafs nun die Empfindlichkeit als Funktion der Zeit dargestellt wurde, konnte man den Verlauf, bzw. Anstieg der Empfindlichkeit in seinen einzelnen Phasen verfolgen. Eine bessere Veranschaulichung des typischen Verlaufs der Adaptation erm\u00f6glicht jedoch die logarithmisehe","page":2},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"Die Dunkeladaptation, mit bes. R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis usw. 3\nKurve, die Best (3) verwendete. Hier werden die Ordinaten von dem Logarithmus des reziproken Reizzuwachses gebildet. Es liegt hier die Vorstellung des Weber-Fechner sehen Gesetzes zugrunde, wonach die Empfindungen proportional den Logarithmen der zugeh\u00f6rigen Reize wachsen, also E = k \u2022 log R.\nVon der Dauer- oder Dunkeladaptation unterscheidet sich die Helladaptation. Der Unterschied liegt jedoch nicht im Quantitativen, sondern es handelt sich bei der Daueradaptation im Wesentlichen um das Infunktionstreten eines ganz neuen Sehapparates. Diese Tatsache fand einen scharfen Ausdruck in der v. Kries erweiterten Duplizit\u00e4tstheorie. Diese Theorie fundiert in einer Hypothese die 1866 von M. Schultze aufgestellt wurde, und die ihrerseits wieder ihre Grundlage in den anatomischen Verh\u00e4ltnissen der Netzhaut hatte. Nach dieser Hypothese vermitteln die St\u00e4bchen nur einfache Lichtempfindungen, w\u00e4hrend die Zapfen die Organe der Farbenperzeption sind. Gest\u00fctzt wurde diese Hypothese einerseits von der experimentell erwiesenen Tatsache der Abnahme der Farbenempfindlichkeit nach der Peripherie der Netzhaut hin, andererseits aber von dem hiermit korrespondierenden anatomischen Befunde der Netzhaut, wonach in der Peripherie die St\u00e4bchen den Zapfen an Zahl weit \u00fcberlegen sind. Hinzu kam noch ein vergleichender anatomischer Befund in den Netzh\u00e4uten verschiedener Tiere, wonach verschiedene Tagtiere vorwiegend Zapfen besitzen, manche Nachttiere dagegen vorwiegend St\u00e4bchen. Wenn die Begr\u00fcndung, die M. Schultze seiner Hypothese gab, auch in vielen Teilen nicht durchgreifend war, so war seiner Hypothese doch ein richtiger Kern eigen, der von 2 Forschern, Parinaud und v. Kries, unabh\u00e4ngig voneinander aufgegriffen und auf exaktere Grundlage gestellt wurde. Diese neue Theorie, von v. Kries \u201eDuplizit\u00e4tstheorie\u201c genannt, brachte zum Ausdruck, dafs der morphologischen Zweiheit von Netzhautelementen eine funktionelle Zweiheit entspricht, eben das schon oben erw\u00e4hnte Tagessehen und das D\u00e4mmerungssehen. Das D\u00e4mmerungssehen sei eine Funktion der St\u00e4bchen und wirke durch Vermittlung des Sehpurpurs, der im Hellen eine Ausbleichung, im Dunkeln aber eine Regeneration erfahre. Diese Theorie, die mit dem Vorzug gr\u00f6fster Kon-\n\u2022 \u2022\nkretheit eine fast restlose \u00dcbereinstimmung mit anatomischen Feststellungen und physiologischen Experimenten verband, war","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"4\nAlois Heinemann\ngeeignet, eine grofse F\u00fclle von Erscheinungen auf eine sehr einleuchtende und zwanglose Weise zu erkl\u00e4ren.\nIn neuerer Zeit aber h\u00e4ufen sich Untersuchungsergebnisse, die zwar nicht ein Verlassen, wohl aber eine Erweiterung der Duplizit\u00e4tstheorie erfordern, und zwar so, dafs letztere noch selbst in diese Erweiterung eingeschlossen bleibt. Es ist hier aber noch nicht der geeignete Ort, schon jetzt auf die von G. E. M\u00fcller begr\u00fcndete Theorie der \u201erhodogenetischen Hemmung\u201c und die von E. R. Jaensch vertretenen Theorien der Funktionsschichten im Sehen n\u00e4her einzugehen. Diese Theorien verm\u00f6gen unter Beibehaltung des richtigen Kernes der von Kries sehen Duplizit\u00e4tstheorie von umfassenderem Gesichtspunkte aus dem D\u00e4mmeruugssehen und seinen Ph\u00e4nomenen eine allgemeinere Erkl\u00e4rung zu geben. Es ist zweckm\u00e4fsiger, erst im Anschlufs an die Darlegung dieser Untersuchungen auf eine eingehende und kritische Stellungnahme zu diesen Theorien zur\u00fcckzukommen.\nEs sollte hier durchaus keine l\u00fcckenlose geschichtliche Entwicklung der Tatsachen und Theorien gegeben werden, die sich an die Erscheinungen der Dunkeladaptation angeschlossen haben. Es mufste aber das Wichtigste jener Forschungen hervorgehoben werden, die von den hier darzulegenden Untersuchungen ber\u00fchrt werden. Aus dem gleichen Grunde mufs auch hier die Frage des Purkinje sehen Ph\u00e4nomens noch kurz behandelt werden.\nSchon Goethe (11) wies in seiner Farbenlehre\u201c darauf hin, dafs auf Gem\u00e4lden in der D\u00e4mmerung die gr\u00fcnen und blauen Farben mehr hervortreten als im hellen Tageslicht. Eine erste, eingehendere Analyse dieses Ph\u00e4nomens gab Purkinje (38) im Jahre 1825. Nach ihm haben dann viele Forscher diese Tatsache zu erkl\u00e4ren versucht, ohne dafs es aber bis jetzt gelungen w\u00e4re, eine Theorie hier\u00fcber aufzustellen, die allen Einzelheiten des Ph\u00e4nomens gerecht w\u00fcrde. Eine Erkl\u00e4rung Seebecks (43), der die Erscheinung auf die in der D\u00e4mmerung zunehmende Diffusion der kurzwelligen Strahlen zur\u00fcckf\u00fchrte, konnte durchaus nicht gen\u00fcgen, da das Ph\u00e4nomen sowohl bei k\u00fcnstlicher wie auch bei nat\u00fcrlicher D\u00e4mmerung in fast gleichem Mafse eintritt. Helmholtz (12) suchte das Ph\u00e4nomen in einer kurzen, mathematischen Formulierung zu erfassen, indem er den Satz pr\u00e4gte: \u201eDie Empfindungsst\u00e4rke f\u00fcr verschiedenfarbiges Licht ist eine verschiedene Funktion der Lichtst\u00e4rke.\u201c Sowohl seine wie auch eine \u00e4hnliche Ansicht A. K\u00f6nigs (24) waren ungen\u00fcgend, da beide Erkl\u00e4rungen","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"Die Dunkeladaptation, mit bes. R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis usw.\n5\nsich nur mit den Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltnissen befafsten, w\u00e4hrend f\u00fcr das Zustandekommen des Ph\u00e4nomens neben diesem Faktor nach Hering auch die Tatsache der Dunkelstimmung entscheidend wird. K\u00f6nig f\u00fchrte als erster Untersuchungen bez\u00fcglich der Helligkeits-Verteilung am lichtschwachen Spektrum aus ; er fand, dafs bei ver-mindeter Intensit\u00e4t das Maximum der Helligkeit sich vom Gelb bei 590 /li/li mehr und mehr zum gr\u00fcn bei 535 juju verlagere. Parallel hiermit gingen Untersuchungen von Anatomen und Physiologen \u00fcber die Zersetzung des Sehpurpurs unter dem Ein-fiufs der Intensit\u00e4t und Qualit\u00e4t des Lichtes. Der erste, welcher die interessanteste Eigenschaft des Sehpurpurs, seine hochgradige Lichtempfindlichkeit, entdeckte, war Boll (12). Dann folgen genauere systematische Untersuchungen von K\u00fchne, K\u00f6nig, Abels-doref, Trendelenburg u. a. (12). Man hat den Sehpurpur in den St\u00e4bchen aller untersuchten Wirbeltiere gefunden, auch in denen des Menschen. Wo die St\u00e4bchen fehlen, findet sich auch kein Sehpurpur. Besonderer Wert wurde auf die quantitativen Feststellungen \u00fcber die Absorption der verschiedenen monochromatischen Lichter durch den Sehpurpur gelegt. Je st\u00e4rker die Absorption einer Lichtart im Sehpurpur ist, desto st\u00e4rker ist ihre Bleichungswirkung. Es war besonders Trendelenburg, welcher die Bleichungswerte genau ermittelte. Ein Maximum der Wirkung findet sich im gr\u00fcnen Licht etwa bei 530 jn/a. Nach der Ausbleichung des Sehpurpurs erfolgt im Dunkeln die Regeneration. Diese Tatsachen, die wie schon oben erw\u00e4hnt, die exakten Grundlagen der Duplizit\u00e4tstheorie bilden, waren somit in gleichem Mafse geeignet, auch eine Basis f\u00fcr eine einfache Erkl\u00e4rung des Purkinje sehen Ph\u00e4nomens zu bilden, indem eben dieses der besonderen, selektiven Perzeptivit\u00e4t der St\u00e4bchen bzw. des Sehpurpurs zugeschoben wurde. Diese Annahme schien um so mehr Berechtigung zu haben, als wieder die Untersuchungen verschiedener Forscher, wie von v. Kries und Nagel (12), das Pur-KiNjEsche Ph\u00e4nomen in der fovea centralis als fehlend erwiesen, was seinerseits wieder korrespondierte mit der anatomischen Tatsache des Fehlens der St\u00e4bchen in der Netzhautgrube.\nBesonders sei aber hier darauf hingewiesen, dafs Untersuchungsergebnisse von Koster (25), Shermann (44) und Tscher-mak (48) dem Ausfall des PuRKiNJEschen Ph\u00e4nomens in der fovea centralis widersprechen. Gegen die Annahme, dafs das Substrat des PuRKiNJEschen Ph\u00e4nomens ausschliefslich im","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"6\nAlois Heinemann\nSehpurpur zu suchen sei, sprechen ebenfalls Untersuchungen des hiesigen Institutes, die das Auftreten dieses Ph\u00e4nomens auch im Tagessehen erbrachten (4). Im selben Sinne sprechen auch Untersuchungsergebnisse von v. Hess (17), Katz u. Revesz (22), die zeigen, dafs die nur zapfenhaltigen Netzh\u00e4ute mancher Tagv\u00f6gel, (z. B. auch der H\u00fchner) und ebenfalls die der Schildkr\u00f6ten in grofsem Umfange adaptationsf\u00e4hig seien. F\u00fcr die Wertung der einander teils widersprechenden Theorien d\u00fcrfte dann auch noch ein Befund von v. Kbies ins Gewicht fallen, der das D\u00e4mmerungssehen als von leicht bl\u00e4ulichem Tone ansieht, eine Tatsache, die von Kkoh (27) experimentell best\u00e4tigt wurde.\nWenn erst zum Schlufs dieser theoretischen Einf\u00fchrung E. Heeing eingehender erw\u00e4hnt wird, der historisch schon fr\u00fcher in die Er\u00f6rterung eingreift, so geschieht das, weil an ihn unsere Untersuchungen ankn\u00fcpfen, denn der Begriff der Momentadaptation, den diese Arbeit in der Hauptsache mit zum Gegenst\u00e4nde hat, taucht bei Heeing zum ersten Male auf. Heeing war es, der entgegen den Untersuchungen von v. Helmholtz und A. K\u00f6nig das Augenmerk auf einen neuen, f\u00fcr das Zustandekommen des PuEKiNJEschen Ph\u00e4nomens erforderlichen Faktor lenkte, auf die Gesarntherabstimmung des Auges. \u201eDurch Heeings Darlegung war f\u00fcr die weitere Untersuchung dieser und verwandter Fragen eine ganz neue Basis geschaffen und die Forderung einer prinzipiellen und praktischen Sonderung des physiologischen Adaptationsfaktors und des physikalischen Intensit\u00e4tsfaktors gestellt\u201c (Tscheemak 48.) Das PuEKMJEsche Ph\u00e4nomen nimmt in der HEEiNGschen Farbentheorie eine ganz besondere Stellung ein. In seiner grundlegenden Schrift: \u201e\u00dcber das PuBKiNJEsche Ph\u00e4nomen\u201c bringt er in der Hauptsache 4 Thesen zum Ausdruck. Diese sind :\n1.\tDie gemeinschaftliche Herabsetzung der Lichtst\u00e4rke zweier Farben gen\u00fcgt nicht zur Erzeugung des PuEKiNJEschen Ph\u00e4nomens.\n2.\tDie blofse Stimmungs\u00e4nderung der betroffenen Sehfeldstellung gen\u00fcgt, um bei unge\u00e4ndert passender Lichtst\u00e4rke der Farben das P\u00fcRKiNjESche Ph\u00e4nomen herbeizuf\u00fchren.\n3.\tDas PuRKiNjEsche Ph\u00e4nomen charakterisiert sich ebenso sehr durch die S\u00e4ttigkeits\u00e4nderung der Farben als auch durch \u00c4nderung ihres Helligkeitsverh\u00e4ltnisses. Die S\u00e4ttigkeits\u00e4nderung ist eine \u201econditio sine qua non\u201c des PuRKiNJESchen Ph\u00e4nomens.\n4.\tDie Helligkeit zentral gesehener, gleich heller, verschiedenfarbiger Felder ist auf der Netzhautperipherie im Sinne des Purkinjes eben","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"Die Dunkeladaptation, mit bes. R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis usiv.\n7\nPh\u00e4nomens verschoben. Dieses ist also durch blofsen Wechsel der Sehfeldstellen zu erzeugen.\nAuf diese Thesen wird ebenfalls gegen Ende dieser Arbeit noch zur\u00fcckzukommen sein. Hering benutzte zu seinen Untersuchungen 2 R\u00e4ume; in der offenen Yerbindungst\u00fcr befand sich ein Projektionsschirm, der farbige Gl\u00e4ser trug. Das Licht des einen Raumes wirkte in geeigneter Intensit\u00e4t durch die Farbenschilder hindurch auf die Vp. in dem anderen Zimmer. Bei pl\u00f6tzlicher Verdunkelung des Beobachtungszimmers hellten sich die Farben bedeutend auf und zwar im Sinne des PuRKiNjEschen Ph\u00e4nomens. Das sofortige Auftreten dieser Erscheinung gab Hering Anlafs, den Begriff der \u201eMomentadaptation\u201c einzuf\u00fchren. Er gibt aber keinen genauen Aufschlufs dar\u00fcber, in welchem Zusammenh\u00e4nge dieser Begriff mit der Daueradaptation steht und welche Funktionsweise ihm zugrunde liegt. Hering sagt: \u201eMan kann die pl\u00f6tzliche Stimmungs\u00e4nderung, welche das ganze Sehorgan bei schneller Verfinsterung erf\u00e4hrt, ebenfalls als eine Art Adaptation f\u00fcr Dunkel bezeichnen. Diese Momentadaptation, wie ich sie nennen will, ist zu unterscheiden von der nach Auberts Vorgang gew\u00f6hnlich so genannten Adaptation f\u00fcr Dunkel, welche sich beim Aufenthalt in der D\u00e4mmerung oder im Finstern um so mehr entwickelt, je l\u00e4nger derselbe andauert. Die letzte Art der Adaptation will ich als D\u00e4ueradaptation von der erstgenannten unterscheiden.\u201c Hier trennt Hering zwar dem Namen nach, fafst dann aber doch beide Erscheinungen unter dem einen Begriff der Adaptation wieder zusammen und scheint beiden darum wohl nur eine und dieselbe Funktionsweise zugrunde zu legen, n\u00e4mlich die Funktionsweise des Antagonismus. Wenn man aber bedenkt, dafs die Regeneration des Sehpurpurs nach der Duplizit\u00e4tstheorie eine \u00e4ufserst tr\u00e4ge ist und die Funktionsweise der St\u00e4bchen erst nach einigen Minuten, nach Piper (36) sogar erst nach 10 Minuten in sichtlichem Mafse ansteigt und erst nach 30 Minuten ein langsameres Ansteigen einsetzt, so d\u00fcrfte die Deutung der Adaptationsweise, so wie sie bei Hering angedeutet scheint, ungen\u00fcgend sein. Nach ihm k\u00f6nnte man vermuten, dafs beide Adaptationsweisen aus einer gemeinsamen Wurzel entspr\u00e4ngen und sich nur im Quantitativen unterscheiden w\u00fcrden. Auch Tschermak (48) verwendet den Begriff der Momentanadaptation ohne n\u00e4here Deutung.\nNagel schreibt \u00fcber Herings Versuche (12) : \u201eWar das Auge","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"8\nAlois Heinemann\nvor dem Eintritt der Momentanadaptation gut hell adaptiert, so tritt durch sie niemals das PuRKiNjEsche Ph\u00e4nomen ein, dieses ist vielmehr an das Vorhandensein eines wenn auch ganz m\u00e4lsigen Grades von Daueradaptation gekn\u00fcpft, wie er schon in der Zimmeradaptation vorliegt. Irgendwelche Helligkeits- oder Farbengleichungen, die f\u00fcr das maximal hell adaptierte Auge g\u00fcltig sind, werden durch das, was Hering Momentanadaptation nennt, d.h. durch pl\u00f6tzliche proportionale Verdunkelung beider Gleichungsh\u00e4lften, bzw. des gesamten Gesichtsfeldes, niemals ung\u00fcltig.\u201c Nagel trennt hier also scharf zwischen Momentanadaptation und Daueradaptation und betrachtet das PuRKiNJEsche Ph\u00e4nomen als integrierenden Bestandteil der Daueradaptation. Er sagt weiter an einer anderen Stelle: \u201eWas indessen Hering mit Momentanadaptation gemeint haben kann, steht zu jenen Dingen (Purkinje-sches Ph\u00e4nomen, Daueradaptation) in keiner, oder doch ganz entfernter Beziehung, so dafs die Verwendung dieses Ausdrucks nur verwirrend wirken kann. Wenn bei einem in mittlerem Adaptationszustand befindlichen Auge nach pl\u00f6tzlicher Verdunkelung sofort PuRKiNJEsches Ph\u00e4nomen zu beobachten ist, so ist das, wie nochmals betont sein m\u00f6ge, die unmittelbare Folge der Verdunkelung und die unmittelbare Folge des Umstandes, dafs eine m\u00e4fsige Daueradaptation schon vorher bestand, nicht aber ein Zeichen daf\u00fcr, dafs die momentane Verdunkelung schon einen wesensgleichen Prozefs im Auge herbeif\u00fchrt, wie die l\u00e4nger dauernde Verdunkelung.\u201c\nKatz (21) sagt: \u201eMan mufs die Momentadaptation scharf von der Daueradaptation trennen. Ich w\u00fcrde es f\u00fcr erw\u00fcnscht halten, beide Arten der Adaptation, weil sie durchaus andere Ursachen und im wesentlichen auch andere Wirkungen haben, auch durch die Namensbezeichnung sch\u00e4rfer zu unterscheiden. Es ist nicht anzunehmen, dafs mit einsetzender Dunkeladaptation die Wechselwirkung der Sehfeldelemente pl\u00f6tzlich erlischt (allerdings fehlt es an Untersuchungen \u00fcber die Wechselwirkung der Sehfeldstellen im dunkeladaptierten Auge). Bei dem jetzt bestehenden Sprachgebrauch ist es also nicht zu umgehen, unter gewissen Umst\u00e4nden von Momentadaptationen zu reden, die sich derselben Daueradaptation \u00fcberlagern.\u201c\nAufser diesen Hinweisen findet man noch, dafs hier und dort in der Literatur die Momentadaptation erw\u00e4hnt wird, jedoch nur in ganz nebens\u00e4chlicher Bedeutung. So gebrauchen Beug-","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"Die Dunkeladaptation, mit bes. R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis usw.\n9\nmans und Heymaes (5) sowie Wieesma (49) die Momentadaptation in ihren Untersuchungen nur als Hilfsmittel, ohne auf das Wesen derselben irgendwie einzugehen. Auch bei Lohmann (28) und Schneidee (42) finden sich Ber\u00fchrungspunkte, die aber ebenfalls ohne Bedeutung sind.\nIm \u00fcbrigen findet sich \u00fcber Momentadaptation nichts in der Literatur aufser 2 Arbeiten, die erst in letzter Zeit aus dem Institut von Katz hervorgegangen sind. Die erste dieser Arbeiten, von Noldt (34), untersucht haupts\u00e4chlich die quantitativen Verh\u00e4ltnisse der Momentadaptation und bedient sich nur reiner, farbloser Helligkeiten. In seinen Versuchen bietet Noldt seinen Vp. zun\u00e4chst einen hell adaptierenden A.-Reiz und dann pl\u00f6tzlich einen dunkleren B.-Reiz und bestimmt dann die Abh\u00e4ngigkeit der Erkennungszeit dieses letzteren Reizes von Intensit\u00e4t und Ausdehnung desselben. Diese Versuche werden dann noch, unter Ab\u00e4nderung der Konstellationen, wie Augenbewegungen, Reizbewegungen usw. erweitert. Die andere Arbeit, von Reichnee (39), untersucht die Momentadaptation an H\u00fchnern und kommt zu dem scheinbar paradoxen Ergebnis: \u201eH\u00fchner zeigen eine schnellere Momentadaptation als H\u00fchnerblinde \u2014 sind nicht h\u00fchnerblind.u Wichtig ist, dafs die Momentadaptation des Huhnes eine Funktion der Zapfen sein mufs.\nWir glauben hiermit im wesentlichen alles angef\u00fchrt zu haben, was bisher \u00fcber Momentadaptation geschrieben und was seiner Begriffsbildung vorausgegangen ist. Wenn auch eine klare Definition bis jetzt immer noch nicht vorliegt, so d\u00fcrfte \u00fcber die Tatsache der Momentadaptation wohl doch keine Unklarheit mehr vorliegen. Es ist eben jene Erscheinung, die jeder Mensch wohl t\u00e4glich erlebt, wenn in einem hell erleuchtetem Raume (im Hause, im Theater, im Lichtspielhaus usw.) die Beleuchtung pl\u00f6tzlich erlischt oder stark herabgesetzt wird. Nach einem vollst\u00e4ndig dunklen Intervall tauchen dann fast pl\u00f6tzlich die Gegenst\u00e4nde des Sehraums wieder auf. Es ist dieses auch eine Erscheinung, die den Zauberk\u00fcnstlern bei ihren T\u00e4uschungsman\u00f6vern zugute kommt und die vielleicht auch bei den okkulten Ph\u00e4nomenen eine t\u00e4uschende Rolle spielt.\nAuf Anregung von Herrn Prof. Dr. Jaensch habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, weitere Untersuchungen \u00fcber die Momentadaptation in der Einstellung der hiesigen Arbeiten und vor allem in der Ber\u00fccksichtigung verschiedener Arten von Vpn.","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"10\nAlois Heinemann\nauszuf\u00fchren. Hierzu diente mir eine Apparatur, deren Aufbau ich im folgenden Teile beschreiben werde.\n' \u00a7 2\nDer Aufbau der Yersuchsanordnung\nBei den Versuchen dieser Arbeit handelte es sich im wesentlichen um die sukzessive Darbietung zweier Lichtreize in einem Dunkelzimmer. Der erste, sehr helle Lichtreiz, hatte den Zweck, das Auge der Vp. in seinem Gesamtumfange gleichm\u00e4fsig hell zu adaptieren, w\u00e4hrend der zweite bedeutend dunklere Reiz lediglich ein Erkennungsobjekt darstellte. Es wurden dann die Zeiten gemessen, die die verschiedenen Vpn. zur Erkennung dieses letzteren Reizes ben\u00f6tigten, wenn sie vorher durch den hellen Lichtreiz eine bestimmte Zeit lang hell adaptiert waren. Da diese Zeiten wegen der lokal verschiedenen Erregbarkeitsstimmung der Netzhaut durch Blickbewegungen beeinflufst werden konnten, wTar eine pr\u00e4zise Fixierpunktvorrichtung erforderlich. Der Aufbau der Apparatur besteht daher in der Hauptsache aus folgenden Teilen:\n1.\tzwei Projektionsapparaten mit Reguliervorrichtungen,\n2.\teinem Projektionsschirm,\n3.\teiner Fixierpunktvorrichtung,\n4.\teiner Apparatur zur Zeitmessung und\n5.\tbesonderen Kontrolleinrichtungen.\nDie Aufstellung der Apparate l\u00e4fst sich am besten aus der beigef\u00fcgten Abbildung 1 ersehen.\n1. Die beiden Projektionsapparate waren auf einem Tische dicht nebeneinander auf montiert, Der Projektionsapparat f\u00fcr den hellen Reiz soll mit P1? der andere mit P2 bezeichnet werden. Entsprechend soll der Lichtreiz, den Pj erzeugt, als A-Reiz und der von P2 erzeugte als B-Reiz bezeichnet werden. P5 enth\u00e4lt eine Nitraprojektionslampe von 300 Watt und P2 eine gleiche Lampe von 100 Watt. Es wurde vermieden, eine kleinere Lampe von etwa 25 oder 50 Watt anzuwenden, weil die Lampen von dieser geringeren Intensit\u00e4t nicht als Projektionslampen hergestellt werden und sie daher leicht Interferenzerscheinungen auf der Reizfl\u00e4che zulassen. Das Licht dieser Lampen war praktisch als rein weifs anzusehen. Beide Lampen hatten wir vor Inanspruchnahme f\u00fcr die Untersuchungen schon mindestens 30 Stunden brennen lassen, da neue Gl\u00fchlampen anfangs an","page":10},{"file":"p0011.txt","language":"de","ocr_de":"Die Dunkeladaptation, mit bes. R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis usw. H\nHelligkeit nachlassen und erst nach etwa 30 Brennstunden eine konstante Lichtquelle, nat\u00fcrlich bei konstantem Strom, bilden (33). Die beiden Projektionslampen waren so gerichtet, dafs ihre Lichtkegel sich genau in der Ebene des Projektionsschirms schnitten (s. Abb. 1). Mit Hilfe kleiner Kontrollvorrichtungen, die unter 5. noch beschrieben werden, wurde die Beleuchtungsst\u00e4rke von Px f\u00fcr alle Versuche konstant gehalten. Dagegen mufste die Hellig-\nAbbildung 1\nSkizze \u00fcber die Aufstellung der Apparate\n(Die dicken Linien deuten die Apparate, die d\u00fcnnen Linien Tische und St\u00fchle und die punktierten Linien die Projektionen an)1]\n1.\tProjektionsapparat Px f\u00fcr den A-Reiz\n2.\tProjektionsapparat P2 f\u00fcr den B-Reiz\n3.\tProjektionsschirm\n4.\tKopfst\u00fctze f\u00fcr die Vp.\n5.\tSitz der Vp.\n6.\tKamera f\u00fcr den Fixierpunkt\n7.\tKonvexlinse f\u00fcr den Fixierpunkt.\n8.\tHippsches Chronoskop\n9.\tHipp-Lampe\n10.\tSekundenpendel\n11.\tSchaltbrett\n12.\tKontrollvorrichtungen\n13.\tSitz des Versuchsleiters\nkeit des B Reizes variierbar sein. Hier standen nun verschiedene Methoden zur Verf\u00fcgung. Zun\u00e4chst konnte die Lichtquelle von P2 selbst abgeschw\u00e4cht werden durch Vorschalten von geeigneten Widerst\u00e4nden, sodann konnte die Abschw\u00e4chung durch Ver\u00e4nderung des Abstandes von P2 vom Projektionsschirm erreicht werden, indem P2 auf einer Laufschiene montiert wurde, und schliefslich konnte auch die Abschw\u00e4chung durch besondere Vorrichtungen von Absorbentien erreicht werden. Noldt (34) bediente sich in seinen Untersuchungen der erstgenannten Methode. Hiergegen bestanden aber grofse Bedenken, denn es ist eine be-","page":11},{"file":"p0012.txt","language":"de","ocr_de":"12\nAlois Heinemann\nkannte Tatsache, dafs elektrische Gl\u00fchbirnen, deren Helligkeit durch Vorschaltwiderst\u00e4nde stark abgestuft wird, zugleich mit ihrer Intensit\u00e4t auch ihre spektrale Zusammensetzung \u00e4ndern. Diese Erscheinung ist in den Strahlungsgesetzen, insbesondere aber im WiENschen Verschiebungsgesetze mathematisch formuliert, (T \u2022 Araax = konst.). Durch dieses Verfahren k\u00f6nnten also wesentliche Fehler in solchen Versuchsreihen auftreten, die sich mit achromatischen B-Reizen zu befassen haben. Der Regulierung durch Ver\u00e4nderung des Abstandes von P2 vom Projektionsschirm standen technische Schwierigkeiten im Wege, da dieses Verfahren einen sehr langen Dunkelraum ben\u00f6tigt. Aufserdem k\u00f6nnten durch die bei Entfernung zunehmende Diffussion des Lichtes und durch eventuell bei Bewegung von P2 entstehende Kontaktlockerungen gr\u00f6fsere Fehlerquellen eintreten. Von den sonst noch zur Verf\u00fcgung stehenden Mitteln wie Absorben-tien, Blenden, Polarisationsvorrichtungen und Episkotister kamen technisch nur Absorbentien und Episkotister in Frage. Da der Episkotister aber einen elektrischen Motor ben\u00f6tigt und die hierdurch entstehenden Ger\u00e4usche als St\u00f6rungsreize auf die Vp. wirken w\u00fcrden, mufste auch hiervon abgesehen werden. Von den Absorbentien kamen Rauchgl\u00e4ser und geschw\u00e4rzte Fl\u00fcssigkeiten wegen ihrer selektiven Wirkung nicht in Frage. Es wurde schliefslich eine bestimmte Art Milchgl\u00e4ser am geeignetsten gefunden, um eine gleichm\u00e4fsige, reine Abschw\u00e4chung der weifsen Lichtquelle zu erzielen. Dafs gutes Milchglas von den verschiedenen f\u00fcr Lichtabsehw\u00e4chung in Betracht kommenden Glassorten die geringste selektive Wirkung aus\u00fcbt, wurde auch schon von A. Pfl\u00fcgkek (33) nachgewdesen. Aus den obenstehenden Erw\u00e4gungen und aus langwierigen Vor versuch en heraus wurde schliefslich die folgende Reguliervorrichtung als am zweckm\u00e4fsigsten gefunden: Die Intensit\u00e4t der Lichtquelle von P2 wurde in der Hauptsache durch Milchglas, welches in den Strahlengang geschoben wurde, auf die ben\u00f6tigten Helligkeiten herabgedr\u00fcckt. Nur die feinen Endregulierungen wurden dann noch durch einen Pr\u00e4zisionsschiebewiderstand unter Zuhilfenahme eines mit in den Stromkreis geschalteten Amperemeters ausgef\u00fchrt. Hierdurch wurden nach genauen photometrischen Messungen Helligkeiten,\ndie nur\n1\n300\n1\n16000\nder Helligkeit des A-Reizes waren, gebildet.\nDie Messungen wurden unter Benutzung eines WEBEKschen","page":12},{"file":"p0013.txt","language":"de","ocr_de":"Die Dunkeladaptation, mit bes. R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis usw. 13\nFl\u00e4chenphotometers ausgef\u00fchrt. Um ein genaues Erkennen des B-Reizes zu beg\u00fcnstigen und um Fehlreaktionen, die durch besondere subjektive Empfindungen wie Nachbilder, Augennebel usw. ausgel\u00f6st werden k\u00f6nnten, von vornherein auszuschalten, wurde f\u00fcr s\u00e4mtliche B-Reize eine markante Figur verwendet. Diese Figur wurde aus Zinnfolie scharf ausgeschnitten und zwischen zwei reine Spiegelglasplatten gelegt; sie wirkte so als Diapositiv (s. nachfolgende Abbildung).\nAbbildung 2\nF\u00fcr die farbigen Versuche wurden Trockenfilter verwendet. Es waren dies die \u00fcblichen monochromatischen Lichtbilder aus gef\u00e4rbter Gelatineschicht, die mit Canadabalsam an reines, weifses Glas gekittet wird. Diese Filter wurden von der Lichtfilterfabrik \u201eLifa\u201c-Augsburg geliefert. Von Fl\u00fcssigkeitsfiltern wurde Abstand genommen, da diese, zumal wenn sie aus organischen Farbstoffen bestehen, mit der Zeit chemischen Zersetzungen zug\u00e4nglich werden, wogegen die Trockenfilter in dieser Beziehung, lichtechter sind ; die Lichtechtheit dieser Filter wurde durch eine indirekte Methode, auf die unten noch eingegangen wird, gepr\u00fcft. Die Filter konnten, \u00e4hnlich wie Gelbfilter vor eine photographische Kameralinse, mit Spannhaltern leicht vorn vor die \u00e4ufserste Linse des Projektionsapparates gesetzt werden ; sie waren somit auch keiner zersetzenden W\u00e4rmeeinwirkung durch die Projektionslampe ausgesetzt. Zur Verwendung kamen zwei rote, ein gr\u00fcnes und ein","page":13},{"file":"p0014.txt","language":"de","ocr_de":"14\nAlois Heinemann\n\u2022\u2022\nblaues Selektionsfilter. Die spektralen \u00d6ffnungen dieser Filter waren rot X 630^, rot X ^> 600^, gr\u00fcn \u00c4 = ^>540\u2014490 ju/u und blau X = 485\u2014430 Die Absorptionsspektren dieser Filter wurden von der liefernden Fabrik wie folgt angegeben:\n700\n650\n600\n550\n500\n450\n400\n350\nAbbildung 3\nDie Helligkeitsverh\u00e4ltnisse dieser Lichtfilter wurden unter Benutzung eines Flimmerphotometers festgelegt. Im Tagessehen besafsen rot (X ^> 630 /u/u) und gr\u00fcn eine fast gleiche Helligkeit ;\ndie Durchl\u00e4ssigkeit von blau dagegen war geringer\nund\ndie von rot (X > 660 /i^i) bedeutend gr\u00f6fser (etwa 5\u20146 mal so grofs). Die Lichtechtheit der Filter wurde dadurch nachgepr\u00fcft, dafs einige am Anfang der Untersuchungen ausgef\u00fchrte Versuchsreihen gegen Ende der Untersuchungen mit der gleichen Vp. wiederholt wurden. Da die Resultate, von zul\u00e4ssigen Fehlervariationen abgesehen, die gleichen waren wie zu Anfang, konnte dies als Nachweis der Lichtechtheit angesehen werden. Die beiden Projektionsapparate, besonders aber P2, waren mit schwarzen T\u00fcchern so eingeh\u00fcllt, dafs aufser dem projizierenden","page":14},{"file":"p0015.txt","language":"de","ocr_de":"Die Dunkeladaptation, mit bes. R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis usw. 15\nLichte nicht das geringste diffuse Licht seitlich herausdringen konnte.\n2.\tDer Projektionsschirm bestand aus einer in einem festen Rahmen gefafsten Opalglasscheibe von 75 cm im Quadrat. Diese Scheibe war vollkommen strukturlos und vermittelte ein reines, weifses Licht. Es soll hier aber darauf hingewiesen werden, dafs es nur wenige Glassorten gibt, die diese Eigenschaften besitzen, was durch Ausprobieren an den verschiedensten Glassorten festgestellt werden konnte. Die meisten Milchglasscheiben wirken zwar diffundierend, sind aber doch in gewissem Mafse durchsichtig, insbesondere f\u00fcr rote Strahlen. Durch viele Gl\u00e4ser sieht man sogar den Faden der Gl\u00fchlampe, vor allem, wenn die Gl\u00e4ser matt geblasen sind. Die hier verwendete Scheibe wurde von einer Th\u00fcringer Glasfabrik eigens f\u00fcr unsere Zwecke angefertigt. Die Vp. safs hinter dieser Scheibe und empfing die Lichtreize in Durchprojektion. F1 entwarf auf den Projektionsschirm einen hellen Kreis von 55 cm Durchmesser. Dadurch, dafs die Scheibe noch von einem kreisf\u00f6rmig ausgeschnittenen Rahmen von 55 cm Durchmesser bedeckt war, kam die Lichtprojektion von Px auf der Seite derVp. ais scharfbegrenzter, von Interferenzerscheinungen freier Kreis in Erscheinung. Dieser Lichtkreis hatte, vom Platze der Vp. aus gesehen, eine Beleuchtungsst\u00e4rke von ca. 70 M. K. Der Kopf der Vp. ruhte an einer Kopfst\u00fctze, wodurch f\u00fcr die Augen ein konstanter Abstand von 27,5 cm vom Projektionsschirm festgelegt wurde ; ebenso wurde damit ein konstanter Gesichtswinkel f\u00fcr den A-Reiz festgelegt, n\u00e4mlich = 2 \u2022 arc.tang\n= 90\u00b0. Der A-Reiz \u00fcberdeckte somit fast das gesamte Ge-\n27,5\nsichtsfeld. Die Mitte des Projektionsschirmes trug den Fixierpunkt, der noch im folgenden Abschnitt behandelt wird. Um etwaige, wenn auch minimale Wirkungen von diffusem Lichte auf die Scheibe g\u00e4nzlich auszul\u00f6schen, war der Raum vor der Scheibe mit schwarzem Papier ausgekleidet.\n3.\tBei Einschaltung des A-Reizes diente ein einfacher schwarzer Punkt auf der Mitte des Projektionsschirmes als Fixierpunkt. Dieser war in gen\u00fcgendem Mafse geeignet, die Fixation auf sich zu lenken. Bei Ausl\u00f6schen des A-Reizes aber war es erforderlich, die Blickrichtung genau festzuhalten. Hierzu mufste an derselben Stelle, wo vorher der schwarze Fixierpunkt auf hellem Grunde gewirkt hatte, jetzt ein heller Fixierpunkt","page":15},{"file":"p0016.txt","language":"de","ocr_de":"16\nAlois Heinemann\nauf dunklem Grunde aufleuehten. Auf die Genauigkeit und Zweckm\u00e4fsigkeit dieses hellen Fixierpunktes mufste gr\u00f6fster Wert gelegt werden. Einen Fleck von Leuchtfarbe zu verwenden, wie es schon h\u00e4ufig in \u00e4hnlichen Versuchen angewendet wurde, d\u00fcrfte h\u00f6chst unzweckm\u00e4fsig sein, da das Phosphoreszenzlicht, welches vorwiegend nur mittel- und kurzwellige Strahlen aussendet, wie ein lichtschwacher blaugr\u00fcner Punkt wirken w\u00fcrde und gerade dadurch entgegen der Absicht zu extrafovealer Betrachtung anregen m\u00fcfste. Es mufste deshalb ein anderer, wenn auch umst\u00e4ndlicherer, so doch sicherer Weg eingeschlagen werden. Hierzu diente ein alter Projektionsapparat, aus dem die gesamte Optik entfernt wurde. Als Projektionslampe wurde eine kleine Auto-Bosch Lampe (12 Volt) mit eng zusammengezogenem Gl\u00fchfaden genommen. Diese Lampe wurde aus der eigenen Akkumulatorenbatterie gespeist. Der Projektionskasten wurde zun\u00e4chst vollst\u00e4ndig gegen Licht abgedichtet. An der vorderen Seite wurde dann gerade der Lampe gegen\u00fcber mit einer gl\u00fchenden Nadel ein kleines Loch in die Wandung des Kastens gebrannt. Durch dieses Loch fiel nun ein Lichtb\u00fcndel in den Dunkelraum hinaus auf eine Konvexlinse von 60 mm Brennweite. Dieses war die einzige Linse, die zur Erzeugung des Fixierpunktes diente ; sie war zwischen der Kamera und dem Projektionsschirm in solcher Entfernung und solcher Richtung angebracht, dafs sie ein scharfes Bild des Gl\u00fchfadens genau auf den Mittelpunkt der Scheibe warf. Die Hilfsapparatur zur Erzeugung des Fixierpunktes war so aufgestellt, dafs sie nicht st\u00f6rend in die Lichtkegel von Pj und P2 eingreifen konnte (s. Skizze Nr. 1). Um ein sicheres Fixieren auf sich zu lenken, mufste der Fixierpunkt m\u00f6glichst klein gew\u00e4hlt werden. Je gr\u00f6fser man nun den Weg von der Kamera bis zum Fixierpunkt w\u00e4hlen kann, desto kleiner l\u00e4fst sich dieser Fixierpunkt konstruieren. Da von Spiegelungen aus verschiedenen Gr\u00fcnden abgesehen werden mufste, stand nur eine maximale Entfernung von 3100 mm zur Verf\u00fcgung. Die Einstellung der Linse und die Gr\u00f6fse des Fixierpunktes liefs sich nun einfach nach der bekannten Reziprokengleichung berechnen.\n111.\nAllgemein gilt \u2014 -f- ^\t. Dies ergibt, auf unseren speziellen\nFall angewendet, wenn die Entfernung der Linse vom Fixierpunkt\nals unbekannt angesehen wird : -\t\u2014- -f- - = -L und hieraus\n3100 \u2014 x x 600","page":16},{"file":"p0017.txt","language":"de","ocr_de":"Die Dunkeladaptation, mit bes. R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis\nusw 17\nx ^18,8. Der Abstand der Linse betrug also vom Fixierpunkt aus \u2014 818,8 mm und vom Loch der Kamera aus = 2281,2 mm. Das Loch der Kamera hatte nach genauer Messung einen Durchmesser von 0,5 mm. Da der Fixierpunkt ein Bild dieses Loches bildete und das Vergr\u00f6fserungsverh\u00e4ltnis bei optischen Bildern \u2014\n\u00bb\tb\t.\tUlQ O\nP = \u00e4 st\u2019 *n ^'esem Falle also = 2281^2\u2019 S0 war d\u2019e Croise des\nFixierpunktes = 0,36 X 0,5 mm = 0,18 mm. Da nun die Augen der Vp. vom Fixierpunkt aus einen konstanten Abstand von 275 mm hatten, wurde der Fixierpunkt von den Vp., von einer geringen Strahlung abgesehen, unter einem konstanten\nGesichtswinkel von arc.tang. = 22,5 Minuten gesehen. Die\nGr\u00f6fse des zentralen Netzhautbezirkes erstreckt sich aber auf einen Gesichtswinkel von etwa 1\u20142 Grad (12, Bd. II, S. 308). Durch unseren Fixierpunkt wurde also nur ein kleiner Teil der lovea centralis gereizt. Bez\u00fcglich der Farbqualit\u00e4t des Fixierpunktes bestanden groi'se Bedenken, einen weifsen Punkt zu w\u00e4hlen, da ein solcher leicht zu extrafovealer Betrachtung Anlafs geben kann und hierdurch die konstante Blickrichtung gef\u00e4hrdet w\u00fcrde. Es wurde daher ein roter Fixierpunkt gew\u00e4hlt, der dadurch hergestellt wurde, dafs das Lichtb\u00fcndel des Gl\u00fchfadens durch ein monochromatisches Rotfilter mit einer Filter\u00f6ffnung von I O 590 ufx ging. \u00dcber die besondere Empfindlichkeit der Zapfen in der fovea centralis f\u00fcr gerade rotes Licht sagt W. Nagel (12, II, S. 326): \u201eWissen wir doch \u00fcberhaupt nicht, warum die sogenannten ultraroten Strahlen die Netzhaut unseres Auges nicht erregen, w\u00e4hrend sie auf gewisse niedere Organismen deutlich erregend wirken, und wissen wir doch ebenso wenig, warum in dem fovealen Zapfenapparat gerade die Strahlen von der Wellenl\u00e4nge \u00c2 = 590 \u2014 600 uu die hellste Lichtempfindung ausl\u00f6sen, obwohl kein Absorbens in den Zapfen bekannt ist, dafs gerade diese Strahlen besonders stark absorbierte, und obwohl das Energiemaximum spektraler Strahlungen nicht in diesen, sondern in den gr\u00fcnen Lichtern liegt.\u201c An einer anderen Stelle sagt ebenfalls Nagel: \u201eEin lichtschwacher Fixierpunkt mufs, um wirklich die Fixation auf sich zu lenken, m\u00f6glichst nur rote Strahlen aussenden. Im Zustand der Dunkeladaptation erscheinen alle nicht roten Lichter mit der fovea fixiert viel dunkler als extrafoveal, und nur die langwelligsten roten Strahlen bleiben\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 60\t2","page":17},{"file":"p0018.txt","language":"de","ocr_de":"18\nAlois Heinemann\nauch bei der Dunkeladaptation f\u00fcr die fovea wirksamer als f\u00fcr die Peripherie. Bei guter Helladaptation dagegen sinkt die Empfindlichkeit f\u00fcr alle Lichtarten von der fovea zur Peripherie ; in diesem Zustand ist also die Qualit\u00e4t des Fixierpunktlichtes von geringerer Bedeutung, wenn auch ein roter Punkt immer am sichersten die Fixation auf sich zieht\u201c (33, S. 18). Der hier gew\u00e4hlte Fixierpunkt war also in jeder Weise geeignet, ein Optimum der Fixation auf sich zu lenken. Durch einen noch besonders vorgeschalteten, kleineren Widerstand konnte die Helligkeit des Fixierpunktes so reguliert werden, dafs er, ohne zu blenden, w\u00e4hrend des gesamten dunklen Intervalles von der Vp. gut gesehen werden konnte.\n4. Zur Messung der Zeit diente ein Hippsches Chronoskop, welches gestattete, die Zeit nach Tausendstel Sekunden abzulesen. Dieses Chronoskop war unter Vorschaltung einer besonderen Gl\u00fchlampe parallel in dem Stromkreis der 220 Volt-Spannung eingebaut. Die Vorschaltlampe, die kurz mit Hipp Lampe (H.L.) bezeichnet werden soll, diente einem doppelten Zwecke. Zun\u00e4chst war ihr Widerstand gerade geeignet, eine zum Betriebe der Uhr gut abgestimmte Stromst\u00e4rke zu erzeugen, sodann diente die Lampe auch noch als Signallampe. Die Elektromagneten der Uhr waren n\u00e4mlich so geschaltet, dafs die Zeiger der Uhr bei geschlossenem Strom stillstanden, bei ge\u00f6ffnetem Strom aber liefen. Sobald die Lampe also dunkel wurde, lief die Uhr. Durch eine besondere Anlage konnte unabh\u00e4ngig vom VI. auch die Vp. durch einen Taster die Lampe zum Brennen und damit die Zeiger der Uhr wieder zum Stehen bringen. Dies geschah, wenn die Vp. beim Bemerken des B-Reizes durch Druck auf den Taster zu reagieren hatte. Fehlreaktionen wurden also durch ein zu fr\u00fches Aufflackern der Hipp-Lampe angezeigt. In solchen F\u00e4llen konnte die Zeit nat\u00fcrlich nicht gewertet werden. Die Hipp Lampe war so abgedichtet, dafs sie nur das Zifferblatt des Chronoskops und das Protokollbuch des Vis. beleuchten konnte. Das N\u00e4here dar\u00fcber, wie die Lampe in den Gesamtstromkreis eingebaut war und wie sie ein- und ausgeschaltet wurde, ersieht man am besten aus der nachfolgenden Schaltskizze und der Beschreibung eines allgemeinen Versuchsganges im folgenden Kapitel. Das Chronoskop war vor der Inanspruchnahme durch besondere Methoden auf die Richtigkeit seiner Zeitangaben genau gepr\u00fcft worden.","page":18},{"file":"p0019.txt","language":"de","ocr_de":"Die Dunkeladaptation, mit bes. R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis usw.\n5. Fast die gesamte Stromanlage der Apparatur wurde durch Anschlufs an die 220 Volt-Netzspannung des Stadt. Elektrizit\u00e4tswerkes gespeist. Ein Voltmeter, das beliebig ein- und ausgeschaltet werden konnte (s. Schaltskizze unter a) erm\u00f6glichte es, die Spannung auf Schwankungen hin best\u00e4ndig zu kontrollieren. Diese Fehlerquellen, die sich durch Stromverst\u00e4rkung, bzw. Stromschw\u00e4chung \u00e4ufserten, wurden durch entsprechende Widerstandsregulierungen und unter Zuhilfenahme von mit in den Stromkreis eingeschalteten Amperemetern vor und nach jedem Versuch soweit wie n\u00f6tig ausgeglichen, bzw. nachkontrolliert (s. Skizze Nr. 2, b u. c). Bei jeder Art von Versuchen waren somit die ben\u00f6tigten konstanten Stromst\u00e4rken und damit auch konstante Klemmenspannungen an den Polen der Projektionslampen gew\u00e4hrleistet. Das letztere resultiert aus der Tatsache der Konstanz des inneren Widerstandes einer normal brennenden Gl\u00fchlampe und der einfachen Berechnungsformel der Klemmenspannung Vk \u2014 J \u2022 Wi. Somit war nun die Stromst\u00e4rke J = konst., die Klemmenspannung Vk = konst, und folglich auch die Leistung der Gl\u00fchlampe (Watt = J \u2022 V) und damit auch ihre Helligkeit konstant. Die st\u00e4ndigen Kontrollen durch die Amperemeter waren auch ebenso geeignet, Fehlerquellen, die nicht durch Stromschwankungen, sondern durch andere St\u00f6rungen wie Kontaktlockerungen usw. entstanden, sofort anzuzeigen.\nZur st\u00e4ndigen Kontrolle des Hippsehen Chronoskops wurde ein Tonvariator benutzt, dessen Tonh\u00f6he bei 1000 Schwingungen mit dem Ton des Uhrwerkes \u00fcbereinstimmen mufste.\nZur Messung der Zeit, in der der A-Reiz dargeboten wurde, diente ein Sekundenpendel (s. Skizze Nr. 1).\nDas Dunkelzimmer war durch schwarze Jalousien vollst\u00e4ndig gegen das Tageslicht abgedichtet. Um eine absolute Dunkelheit zu erzielen, wurden noch s\u00e4mtliche T\u00fcr- und Fensterritzen, sowie Schl\u00fcssell\u00f6cher usw. mit Kitt verdichtet. Diese letzten Abdichtungen wurden nach langem Aufenthalt im Dunkelzimmer, also unter bester Dunkeladaptation, ausgef\u00fchrt. Wie schon erw\u00e4hnt, waren auch P2 und die Fixierpunktkamera mit schwarzen T\u00fcchern vollst\u00e4ndig gegen st\u00f6rendes Licht abgedichtet. Die Versuche konnten somit in einem idealen Dunkelzimmer ausgef\u00fchrt werden.\nEs lag in der Natur der Sache, dafs die hier beschriebene\nApparatur in ihrem \u00e4ufseren Aufbau der NoLDTschen Apparatur\n2*","page":19},{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"20\nAlois Heinemann\n\u00e4hnlich war. Es d\u00fcrften aber wohl gerade in den wesentlichsten Punkten verbessernde Ab\u00e4nderungen eingef\u00fchrt sein, so besonders in der Farbe des Fixierpunktes, in der Wahl des Projektionsschirmes, in der Art der Abschw\u00e4chung der Lichtintensit\u00e4ten und in der Regulierung der Spannungsdifferenzen.\nSchaltskizze:\nUo V\n(Die d\u00fcnnen Linien zeigen die Schaltungen der Kontrollvorrichtungen an)\nAbbildung 4\n\u00a7 3\n\u00dcber den allgemeinen Yerlauf eines Versuches und die\nbesonderen Konstellationen\nDie Versuche wurden in den Tageszeiten von etwa 10 Uhr morgens bis 4 Uhr nachmittags durchgef\u00fchrt, also in einer Zeit, in der die Tagesbeleuchtung kaum grofsen Schwankungen unterliegt. Die Vpn. waren fast s\u00e4mtlich vor den Versuchen etwa 3/4\u2014V2 Stunde im Freien gewesen und befanden sich hinsichtlich der Erm\u00fcdung in einem mittleren Zustande. Um gleiche Verh\u00e4ltnisse herbeizuf\u00fchren, liefsen wir vor Beginn der Versuche","page":20},{"file":"p0021.txt","language":"de","ocr_de":"Die Dunkeladaptation, mit bes. R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis usw. 21\ndie Vp. sich zun\u00e4chst mindestens 20 Minuten in dem von einer 50-kerzigen Deckenlampe erleuchteten Raume auf halten Die Deckenlampe hing genau \u00fcber dem Projektionsschirm, so dafs von keiner Seite aus die Scheibe als heller Reiz hervortreten und sie so keinen Anlafs zu irgendwelchen Nachbildern geben konnte. Nach diesen Mafsnahmen konnte die Vp. als gleichm\u00e4fsig adaptiert angesehen und der Versuch begonnen werden.\nDer allgemeine Verlauf eines Versuches, der jetzt beschrieben wird, l\u00e4fst sich zweckm\u00e4fsig an Hand der Schaltskizze verfolgen. Auf den Zuruf \u201eAchtung\u201c legte die Vp. ihren Kopf an die Kopfst\u00fctze und nahm den Taster des Schalters 3 in die Hand ; dann wurde vom VI. langsam und laut 1 \u2014 2 \u2014 3 gez\u00e4hlt. W\u00e4hrend des Z\u00e4hlens legte die Vp. den Kopf an die Kopfst\u00fctze und nahm den Fixierpunkt auf. Bei 3 erlosch die Deckenlampe, und gleichzeitig setzte der A-Reiz mit dem B-Reiz und dem Fixierpunkt ein. Dieses bewirkte der Schalter 1. Nach der Skizze wurde er nach unten umgelegt, wodurch gleichzeitig der Strom f\u00fcr die Deckenlampe ge\u00f6ffnet und s\u00e4mtliche anderen Stromkreise geschlossen wurden. In diesem Augenblicke waren von den anderen Schaltern 2 sowie b und c geschlossen und Schalter 3 und a ge\u00f6ffnet. Hierauf wurde nach der vierten Sekunde das Uhrwerk des HiPPschen Chronoskops in Gang gesetzt. Dieses Ger\u00e4usch war f\u00fcr die Vp. gleichzeitig ein Signal f\u00fcr das eine Sekunde sp\u00e4ter, nach der f\u00fcnften Sekunde, erfolgende Verl\u00f6schen des A-Reizes. Letzteres wurde mit Schalter 2 bewirkt, der gleichzeitig auch die Hipp Lampe zum Verl\u00f6schen und die Zeiger der Uhr zum Laufen brachte. Jetzt waren nur noch der B-Reiz und der Fixierpunkt eingeschaltet. Die Vp. sah zun\u00e4chst nur den roten Fixierpunkt und reagierte dann beim Wahrnehmen des B-Reizes durch einen Druck auf den Taster 3, welcher den Stromkreis f\u00fcr den Hipp wieder schlofs und die Zeiger der Uhr zum Stehen brachte. Unter dem Schein der Hipp-Lampe konnte dann die Zeigerstellung abgelesen und die Deckenlampe wieder eingeschaltet werden. Nach einer Pause von mindestens 5 Mi nuten erfolgte dann der n\u00e4chste Versuch.\nAuf eine scheinbare Inkorrektheit in der oben auseinander-gelegten Schaltungs weise mufs an dieser Stelle noch ein gegangen werden. Mit der Einschaltung des A-Reizes war die Einschaltung des B-Reizes und des Fixierpunktes mechanisch verkoppelt. Es fragt sich nun, ob hierdurch eine Steigerung der A-Reiz-Helligkeit","page":21},{"file":"p0022.txt","language":"de","ocr_de":"22\nAlois Heinemann\nbewirkt werden konnte, die nicht in der Absicht der Versuche lag. Schon bei Bouguer, Fechner und Volkmann (12) findet man Messungen hinsichtlich der Unterschiedsschwelle bei Lichtempfindungen. Diese Messungen wurden mit Schattenwirkungen ausgef\u00fchrt. Bouguer fand eine Unterschiedsempfindlichkeit bei\neinem Reizzuwachs von Fechner und Volkmann dagegen\n1 *\nschon bei\tMasson (12) fand mit Hilfe seiner Scheiben sogar\neine Unterschiedsempfindlichkeit, bei guten Augen allerdings, von weniger als \u2014Unter noch g\u00fcnstigeren Bedingungen und bei\n1 LJ\\)\nbewegten Reizen wurde von Arago (12) sogar die Unterschiedsempfindlichkeit von festgestellt. Da die hier verwendeten\nB-Reize aber maximal nur\n1\n25\u00d6\nder Helligkeit des A-Reizes er-\nreichten, wurde durch das hier gew\u00e4hlte Verfahren keine Fehlerquelle hervorgerufen. Ebenso kam der rote Fixierpunkt bei der grofsen Helligkeit des A-Reizes nicht in Wirkung, so dafs die Vp. faktisch anfangs nur den schwarzen Fixierpunkt vor Augen hatte. Man h\u00e4tte auch an ein Umschalten der Reize durch Relais denken k\u00f6nnen, doch d\u00fcrfte dies wegen der Latenzzeiten der Elektromagneten viel eher geeignet sein, Fehler hervorzurufen.\nDas Verl\u00f6schen des A-Reizes konnte objektiv als momentan angesehen werden. Noldt (34) hat experimentell die Verl\u00f6schzeit auf V20 Sekunde ermittelt. Er liefs das Licht des A-Reizes in einem Brennpunkt vereinigt auf ein rotierendes Kymographion fallen, welches mit Bromsilberpapier \u00fcberspannt war. Mit Hilfe eines gleichzeitig auf die rotierende Trommel schreibenden graphischen Chronometers konnte er dann aus [dem erhaltenen Photogramm die oben angegebene Zeit bestimmen.\nDie schon im vorigen Paragraphen erw\u00e4hnten Kontrollen, die bei allen Versuchen ausgef\u00fchrt wurden, wurden durch Umlegung des Schalters a f\u00fcr das Voltmeter und der Schalter b und c f\u00fcr die Amperemeter erreicht (s. Schaltskizze).\nDie Zeiten, welche die einzelnen Vp. zur Erkennung der B-Reize ben\u00f6tigten und welche am Hippschen Chronoskop aus der Zeigerstellung zu ersehen waren, enthielten in sich eine Zeitsummation komplexer Vorg\u00e4nge. Diese Zeit kann man sondern","page":22},{"file":"p0023.txt","language":"de","ocr_de":"Die Dunkeladaptation, mit bes. R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis usw. 23\nin die eigentlich zu untersuchende Zeit, die der Adaptation entspricht, und die Reaktionszeit im engeren Sinne. Auch diese letztere ist an sich von sehr komplexer, teils physiologischer, teils psychologischer Natur. Da diese pers\u00f6nliche Reaktionskonstante 2:anz individuell verschieden ist und mit dem Vorgang der Adaptation in keinem unmittelbaren Zusammenh\u00e4nge steht, wurde Wert darauf gelegt, diesen Faktor zu eliminieren, um auf m\u00f6glichst reine Versuchsergebnisse und deren Beziehungen zueinander zu gelangen. Bei s\u00e4mtlichen Vp. wurde neben den Hauptversuchen die pers\u00f6nliche Reaktionskonstante im einzelnen festgestellt und stets von den auf dem Chronoskop angezeigten Zeiten in Abzug gebracht. Durch dieses Verfahren wurde auch gleichzeitig eine Unreinheit der Reaktionszeiten, die in der allerdings praktisch nur minimalen, nach wenigen Sigmen (eine Sigme = Vxooo Sekunde) z\u00e4hlenden Differenz der positiven und negativen Latenzzeit liegt, mit beseitigt. Die Messung der Reaktion skonstante wurde mit der gleichen Versuchsanordnung ausgef\u00fchrt. Hierzu bedurfte es nur einiger kleiner Hilfsvorrichtungen, die noch besonders in die Hauptapparatur eingebaut waren. Die Vp. safs wie gew\u00f6hnlich vor dem Projektionsschirm, hatte den Fixierpunkt ins Auge gefafst und reagierte auf einen Lichtreiz, welcher ausgel\u00f6scht wurde und welcher etwa die Helligkeit eines mittleren B-Reizes hatte. Es handelte sich also hier um einen einfachen Reaktionsvorgang. Die Vp. wurde folgender-mafsen instruiert: Sobald der helle Kreis erlischt, schnell auf den Taster dr\u00fccken !\u201c Es wurde somit keine der beiden bestehenden Reaktionsweisen, also weder die \u201esensorielle\u201c noch die \u201emuskul\u00e4re\u201c, sondern die \u201enat\u00fcrliche\u201c Einstellung gew\u00e4hlt. Der Vp. war es also hiermit ganz \u00fcberlassen, ihrer besonderen Eigenart entsprechend, mehr sensoriell oder mehr muskul\u00e4r zu reagieren. An einer Analyse dieses Vorganges selbst lag, dem Zweck der hier zu gebenden Untersuchungen entsprechend, kein weiteres Interesse vor. Es soll hier nur noch erw\u00e4hnt werden, dafs von vielen Autoren die mittlere Reaktionszeit auf Lichtreize muskul\u00e4r auf 180 Sigmen und sensoriell auf 290 Sigmen angegeben wird (47).\nAlle Versuche wurden bei konstanter Zimmertemperatur von 18\u00b0 durchgef\u00fchrt. Hierdurch wurde vermieden, dafs bei zu geringer Temperatur Ablenkungen, bei zu hoher Temperatur aber Erm\u00fcdungserscheinungen eintreten konnten. Auch ist nach-","page":23},{"file":"p0024.txt","language":"de","ocr_de":"24\nAlois Heinemann\ngewiesen worden, dafs die Lichtbleiche sowohl wie auch die Regeneration des Sehpurpurs von der Temperatur abh\u00e4ngig sind, (12, II, S. 48). Wenn auch von vornherein schon damit gerechnet werden durfte, dafs die Daueradaptation keine Wesensverwandtschaft mit der Momentadaptation aufweist, so mufste doch, um allen Reinheiten der Versuchsbedingungen gerecht zu werden, schon aus diesem Grunde eine konstante und mittlere Zimmertemperatur eingehalten werden.\nAllen Versuchen wurden zur Ein\u00fcbung Vorversuche vorausgeschickt. Von Zeit zu Zeit wurden auch Fixierversuche ohne B-Reiz gegeben, um die Vp. zur Vorsicht anzuhalten.\nWenn irgendwelche Erm\u00fcdungserscheinungen oder sonstige Indispositionen der Vpn. zu bemerken waren, wurden die Versuche sofort eingestellt und zu einer anderen Zeit wieder aufgenommen.\n\u00a7 4\n\u2022\u2022\nUber einige grundlegende Yorversuche\nBei den nachfolgend aufgef\u00fchrten Versuchen standen uns 5 erwachsene Vpn. zur Verf\u00fcgung. Die Messung der Reaktionskonstante ergab folgende Resultate :\nTabelle 1\n(Die Zahlen geben die Zeiten in Sekunden an)\nSam.\ti Chu. i\tKat.\tCol. _\tBei.\n0,22\tj 0,18\t0,23\t0,21\t0.20\n(0,003)\t10,013 )\t(0.008)\t(0,009)\t(0,023)\nDiese Reaktionskonstanten wurden von den Hipp-Zeiten jedesmal entsprechend in Abzug gebracht, so dafs die folgenden Tabellen nur die reinen Zeiten der Momentadaptation angeben. Die eingeklammerten Zahlen geben hier wie auch bei den folgenden Tabellen die mittleren Fehlervariationen an. Man sieht, dafs diese in durchaus normalen Grenzen verlaufen. Die einzelnen Versuche wurden bei allen Einstellungen 5\u201410 mal wiederholt. Einheitlich war bei allen folgenden Versuchen die Form und Gr\u00f6fse des B-Reizes, die aus der Abbildung auf S. 13\nzu ersehen ist. Die Helligkeiten des B-Reizes waren =","page":24},{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"Die Dunkeladaptation, mit bes. R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis usw. 25\nund\n1\n1200\nder Helligkeit des A-Reizes.\nDie folgende Tabelle gibt\ndie Resultate auf diese Einstellungen an. Bei diesen Versuchen wurde der A-Reiz 5 Sekunden lang dargeboten und die Vp. angehalten den schwarzen, bzw. roten Fixierpunkt scharf ins Auge zu fassen.\nTabelle 2\n\tHelligkeit des B-Reizes\t\t\nV. P.\t1\t1\tl\n\t300\t600\t1200\n1. Sam.\t0,58 (0,05)\t1,15 (0,03)\t217 (0,31)\n2. Chu.\t0,37 (0,05)\t0,84 (0,15)\t2,08 (0,04)\n3. Kat.\t0,27 (0,04)\t1,36 (0,34)\t1,94 (0,40)\n4. Col.\t0,29 (0,10)\t1,00 (0,24)\t\u2022 1,79 (0,27)\n5. Rei.\t0,11 (0,05)\t0,74 (0,22)\t1,96 (0,23)\nMittelw.\t0,32 (0,06)\t1,02 (0,20)\t1,99 (0,25)\nMan sieht aus dieser Tabelle, dafs bei jeder Vp. ohne Ausnahme die Adaptationszeit gr\u00f6sser wird, wenn die B Reizhelligkeit abnimmt. Die Tabellenwerte ergeben somit eine Best\u00e4tigung des zuerst von Noldt (34) aufgestellten Satzes, dafs mit zunehmender Schw\u00e4chung des B-Reizes eine deutliche Zunahme der Adaptationszeit eintritt. Die Adaptationszeit ist demnach umgekehrt proportional der B - Reizhelligkeit. Dies gilt nat\u00fcrlich nicht im streng mathematischen Sinne, sondern in der gew\u00f6hnlichen, laxeren Bedeutung \u201eproportional\u201c. Da man sagen kann, dafs bei gleichen Konstellationen die Momentadaptation um so besser ist, je k\u00fcrzer die Zeit, die zur Erkennung eines bestimmten Reizes ben\u00f6tigt wird, so kann man die reziproken Werte der Adaptationszeit als ein Mafs der Adaptationsf\u00e4higkeit ansehen. Die folgende Kurvendarstellung bringt die Mittel-\nAbbildung 5.","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"26\nAlois Heinemann\nwerte der Tabelle 2 zum Ausdruck und gibt damit ein anschauliches Bild der Wechselwirkung von Adaptationszeit und B-Reiz-helligkeit.\nDie Ordinate enth\u00e4lt die Adaptationszeiten, und die Abszisse gibt die B-Reizwerte, die mit einander durch den Quotienten q = ll2 in Beziehung stehen, an. Die ausgezogene Kurve resultiert aus den mittleren Adaptationszeiten, w\u00e4hrend die gestrichelte Kurve ein Mafs f\u00fcr die Adaptationsf\u00e4higkeit angibt\n1\n(Adaptationsf\u00e4higkeit = Adaptatiooazelt)' DlG HauPtku\u2122e stellt\nanschaulich den Verlauf des Vorgangs bei der Momentadaptation dar, wenn man unter Beibehaltung der Kurventendenz (des positiven Vorzeigens des 1. Differenzenquotienten) und unter beliebiger Fortf\u00fchrung der Abszissenwerte sich die Kurve beiderseits ent-\nsprechend verl\u00e4ngert denkt. Da die Ordinatenwerte naturgem\u00e4fs niemals negativ werden k\u00f6nnen, n\u00e4hert sich die Kurve bei zunehmender Helligkeit des B-Reizes immer mehr und mehr der Abszissenachse, um schliefslich ganz mit ihr zusammenzufallen. D. h. also, dafs man bei zu geringen Helligkeitsdifferenzen zwischn A- und B-Reiz nicht mehr von Adaptation sprechen kann. Umgekehrt aber strebt die Kurve bei immer mehr abnehmender B-Reizhelligkeit zu Unendlichkeitswerten und gibt damit zum Ausdruck, dafs die Adaptation nur innerhalb eines gewissen Intervalles der B-Reizhelligkeit endliche Werte hat und somit faktisch nur innerhalb dieses Intervalles zur Geltung kommt.\nDie bisherigen Versuche waren s\u00e4mtlich mit Einhaltung des Fixierpunktes, also mit starrer Blickrichtung durchgef\u00fchrt. Es lag nun die E\"rage nahe, welche Werte sich bei sonst gleichen Konstellationen mit bewegtem Blick ergeben w\u00fcrden. Zu\ndiesen Versuchen wurde der B-Reiz genommen, der\n1\n1200\nder\nHelligkeit des A-Reizes war. Der A-Reiz wurde wie gew\u00f6hnlich 5 Sekunden lang dargeboten. Die Vp. fixierte w\u00e4hrend dieser Zeit wie gew\u00f6hnlich den schwarzen Fixierpunkt. Beim Verl\u00f6schen des A-Reizes hatte aber die Vp. nur den B-Reiz vor sich, w\u00e4hrend der rote Fixierpunkt ausgeschaltet war. Die Vp. wurde instruiert, den Blick jetzt innerhalb der Richtung des Projektionsschirmes wandern zu lassen. Die Tabelle 3 stellt die Werte bei starrem und die Werte bei bewegtem Blick gegen\u00fcber.","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"Die Dunkeladaptation, mit bes. R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis usw. 27\nTabelle 3\n\tSam.\tChu.\tKat.\tCol.\tBei.\nbei starrem Blick\t2,17\t2,08\t1,94\t1,79\t1,96\n\t(0,31) '\t(0,04)\t(0,40)\t(0,27)\t(0,23)\nbei bewegtem\t1,83\t1,67\t1,61\t1,59\t1,30\nBlick\t(0,08)\t(0,04)\t(0,35)\t(0,10)\t(0,20)\nMan sieht aus dieser Tabelle, dafs die Adaptationszeiten bei bewegtem Blick k\u00fcrzer sind, als die Adaptationszeiten bei starrem Blick. Die Resultate weisen auf einen von No lut (34) aufgestellten Satz hin, welcher lautet: \u201eOberhalb einer gewissen Grenze sind die Adaptationszeiten des bewegten Auges erheblich k\u00fcrzer als die des ruhenden Auges.\u201c Diese obere Grenze verlief nach\nden Versuchen von No lut bei etwa\tder Helligkeit des A-\nReizes. Die geringeren Helligkeiten der B-Reize fallen also in das Gebiet, f\u00fcr welches der Satz Geltung hat. Da es sich bei\nunseren Versuchen um einen B-Reiz von jgQO ^er Helligkeit\ndes A Reizes handelte, liegt in unseren Resultaten ebenfalls eine Best\u00e4tigung dieses Satzes vor.\nIm Anschlufs an diese Untersuchungen wurden noch weitere Versuche unter Variation der Dauer des A-Reizes durchgef\u00fchrt.\nBei diesen Versuchen war der B Reiz gleich\twurde\nmit bewegtem Blick beobachtet. In der einen Versuchsreihe wurde der A Reiz 5 Sekunden und in der anderen 10 Sekunden lang dargeboten. Die Tabelle 4 stellt die entsprechenden Resultate zusammen.\nTabelle 4\n\tChu.\tKat.\tCol.\tRei.\nA Reizdauer = 5 Sek.\t1,67\t1,61\t1,59\t1,30\nA-Reizdauer = 10 Sek.\t2,26\t2,03\t1,92\t1,35\nAuch diese Ergebnisse harmonieren mit dem von Noldt (34) gefundenen Resultat: \u201eMit wachsender Dauer des A-Reizes ergibt","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"28\nAlois Heinemann\nsich eine deutliche und ziemlich regelm\u00e4fsige Zunahme der Adaptationszeit.\u201c\nAlle bisher ausgef\u00fchrten Versuche hatten lediglich den Zweck, einer Vororientierung zu dienen. In der nachfolgenden Kurvendarstellung 2 sind nochmals die Ergebnisse aller Versuche zusammengestellt. Die obere Kurve stellt die mittleren Ergebnisse der 3 (m\u00e4nnlichen) Vpn. Sam., Chu. und Kat. dar und die untere Kurve die Ergebnisse der 2 (weiblichen) Vpn. Col. und Rei.\ndesinfegn Vpn.\nintegn Vpn. fCol, Rei.)\n1ZOO\t1200\nOC=5SeJ<.\tOC=10Sek.\nbew. Bl. bew. Bl\nAbbildung 6\nZusammenfassend best\u00e4tigen beide Kurven in ihren einzelnen Phasen nochmals die NoLDTschen S\u00e4tze, dafs n\u00e4mlich:\n1.\tsich mit zunehmender Schw\u00e4chung des B- Reizes eine regelm\u00e4fsige Zunahme der Adaptationszeit ergibt,\n2.\toberhalb einer gewissen Grenze die Adaptationszeiten des bewegten Auges erheblich k\u00fcrzer als die des ruhenden Auges sind, und\n3.\tmit wachsender Dauer des A-Reizes sich ebenfalls eine Zunahme der Adaptationszeit ergibt.\nWenn die Versuche \u00fcber Momentadaptation sich diesen \u00e4ufseren Gesetzen zwar der Tendenz nach g\u00e4nzlich einf\u00fcgten, so waren doch in den Ergebnissen starke individuelle Unterschiede bei den einzelnen Vp. zu ersehen. In den vorstehenden Kurven weist die untere Kurve der weiblichen Vpn. in allen Phasen k\u00fcrzere Adaptationszeiten und damit bessere Adaptationswerte nach als die obere Kurve der m\u00e4nnlichen Vpn. Die weiblichen","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"Die Dunkeladaptationj mit bes. R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis usw. 29\nVpn. (Kol. und Rei.) konnten aber sowohl nach \u00e4ufseren Merkmalen als auch auf Grund anderer Untersuchungen von Mitarbeitern des hiesigen Institutes als typische Vertreter des integrierten Menschentypus (B-Typus) angesehen werden.1 Es waren Integrierte mit schon \u00e4ufserlich erkennbaren Merkmalen (grofses Auge, lebhaftes Pupillenspiel). Obwohl Erwachsene, besafsen sie doch noch einen Teil ihrer eidetischen Jugendanlage, und zwar handelte es sich vor allem um eidetische Erscheinungen, die aus der Vorstellung heraus erzeugt werden. Dieses konnte von den 3 \u00fcbrigen Vpn. weder nach \u00e4ufserlichen Merkmalen noch nach vergleichenden Tests, die in anderen Untersuchungen des hiesigen Instituts durchgef\u00fchrt waren, behauptet werden. Sie standen im Gegenteil diesem Typus fern. Die individuellen Unterschiede verliefen daher, wie die letzten Kurven anschaulich darlegen, parallel mit der besonderen psycho-physischen Eigenart der Vpn. Wenn das Versuchsmaterial auch noch viel zu d\u00fcrftig war, um schon aus diesen wenigen Ergebnissen irgendwelche R\u00fcckschl\u00fcsse auf das Wesen der Momentadaptation und seiner Beziehung zur eidetischen Jugendphase herzuleiten, so mufsten doch schon diese Ergebnisse die Vermutung anregen, dafs zwischen den strukturpsychologischen Untersuchungen des hiesigen Institutes und dem Wesen und Verlauf der Momentadaptation irgendwelche innere Zusammenh\u00e4nge bestehen k\u00f6nnten. Unter diesem Gesichtspunkte befassen sich daher die folgenden Untersuchungen an Hand umfangreichen Versuchsmaterials mit einer weiteren Analyse der Momentadaptation. Die Versuchskonstellationen wurden weitgehend variiert und insbesondere auf das Gebiet der farbigen Reize ausgedehnt.\n\u00a7 5\nVersuche mit achromatischen B-Reizen\na) Unter gew\u00f6hnlichen Umst\u00e4nden (binokular mit\nFixierpunkt)\nBei den in den folgenden Kapiteln behandelten Versuchen standen uns insgesamt 38 Vpn. zur Verf\u00fcgung. Von diesen Vpn. waren 19 der Pubert\u00e4t entwachsen und 19 noch in einem\n1 Es wird hier vom B-Typus nur noch dann gesprochen, wenn nicht nur die psychischen Integrationen vorhanden sind, sondern auch die k\u00f6rperlichen. Merkmale der ausgepr\u00e4gten Integration vorliegen","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"30\nAlois Heinemann\njugendlichen Alter der Vorpubert\u00e4t. Dem Geschlecht\u00e8 nach waren es 18 m\u00e4nnliche und 20 weibliche Vpn. Die erwachsenen Vpn. waren teils Studierende der hiesigen Universit\u00e4t, teils aber berufst\u00e4tige Nichtakademiker. Die Jugendlichen waren aus verschiedenen hiesigen Schulen ohne besondere Auswahl herausgenommen. Die nachfolgenden Tabellen enthalten eine \u00fcbersichtliche Zusammenstellung s\u00e4mtlicher Vpn. mit Angabe ihrer Reaktionskonstanten. Tabelle A enth\u00e4lt die erwachsenen und Tabelle B die jugendlichen Vpn.\nDas Durchschnittsalter der erwachsenen Vpn. betrug 22 Jahre und 2 Monate und das der Jugendlichen 12 Jahre und 5 Monate. Die mittlere Reaktionskonstante betrug f\u00fcr die Erwachsenen 0,177 Sek. und f\u00fcr die Jugendlichen 0,229 Sek. Nach Geschlechtern spezifiziert war die Reaktionskonstante f\u00fcr die m\u00e4nnlichen Erwachsenen 0,177 Sek., f\u00fcr die weiblichen Erwachsenen ebenfalls 0,177 Sek.; f\u00fcr die m\u00e4nnlichen Jugendlichen war die Reaktionskonstante 0,232 Sek. und f\u00fcr die weiblichen Jugendlichen 0,228 Sek. In den Geschlechtern war also hinsichtlich der Reaktionskontanten nur ein ganz minimaler, in den Lebensaltern dagegen ein ziemlich erheblicher Unterschied zu verzeichnen, wodurch dieser Unterschied an Bedeutung gewinnt.\nBei den folgenden Versuchen mit achromatischen B-Reizen wurde der A-Reiz wie gew\u00f6hnlich 5 Sek. lang dargeboten. Die Blickrichtung der Vp. wurde durch den erst schwarzen und dann roten Fixierpunkt konstant gehalten. S\u00e4mtliche Vpn. hatten nun wie \u00fcblich beim Auftauchen bzw. Erkennen der Figur zu reagieren. Die nachfolgende Tabelle stellt alle diese Versuchsergebnisse zusammen, von denen jedes einzelne Ergebnis aus mehrfach wiederholten Versuchen resultiert. Die mittleren Variationen sind in dieser Tabelle nicht mehr im einzelnen angegeben, da sie ebenfalls wie bei den Versuchen in \u00a7 4 in normalen Grenzen (durchschnittlich kleiner als 10 \u00b0/0) verliefen. Beim Exponieren des\nB-Reizes wurden Helligkeiten, die\n1 1 2\u00f60 \u20141600\nder Helligkeit\ndes\nA-Reizes waren, verwendet. Die einzelnen Helligkeitsstufen bildeten eine fortschreitende geometrische Reihe mit dem Faktor\nq = Vr","page":30},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":"Die Dunkeladaptation, mit bes. R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis usw.\n31\nCD .\n^ W CD 05 (M\nCO I> 00\t00\t00 CQ\nCD 00 C\u00bb \u00bbO OO H 05\nCM\tCM CM CM CM T-t\n\u00bbV\t\u00abT-\t-S\t_\t___\u2022*\t___\u2022\n<D CD <D <D CD <D\n^ ^ \u2022 o o o o o o o\no o o o o\no A\n1 :c\u00e9 S\n\nri N m id cd ^ cd\n\u00fc!Qeof\u00ab^^\u00abc-H^ojON2\niO 00\t11\nCT o' cT o' CD o' o' o' o' o o*' o' o*' o*' o~ o\" o-' o\n<D o \u2022\nfl o?\n,0 ce ^\t^ CD 05 C^\nOT-icor^cMOO^r-Ttcco-rHO\n\u00df CD t' X 03 O\n1-1 0Q CO ^","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle der Adaptationszeiten bei achromatischen B-Reiz en\n32\nAlois Heinemann\n\u00a9\nrC\no\n\u2022 H *-H\nr\u00f6\na\n\u00a9\n5\u00df\nfl\n\u00ab\n\u00a9\nfl\n\u00a9\n00\nrfl\no\n\u00f6S\n\u00a3\nW\nrH\t00091\nrH\t8000\ntH\t4000\n1 2000\t\nrH\t1000\nrH\t\nrH\t250\np.\n>\ni0CM05>CC0XX OXOi0C005OCM \u2014\t< X L- O iH iO L\"- CM CM\ncd' o\" t-T tjT io\" cd\" o\" \u2014T cT cd\" cd\" 05\" cd\" cd\" o COCO\"!3<COTHCQCMCMiO''^liOr-!tOCOCM\niHD-OiJ005C0,rfli\u2014i CO iO O 05 rtf <35 CM O(MI>(M^H^HX H(MN00CDH OOC'-COtHCDCOO^\u2019HXCOC'-X'\u2019'^\nCM (M 1\u20141 H iH r-t\tH CM CM tH tH t\u2014I CM i-H\nCO\tO\trH\tCO\tiO\tCM\tiO\tCO\tO\tCM\trH X\tCM\tt>-\tQO\nCM^\tiO\tvO^\t^\t05^\tCO\tCO\t0,0\tCD\tO-\t\u00bbO\no*\"\tcd\"\t^\t\u2022nT\tr*T\tcd\"\tco\"\tx\"\tcd\"\to\" x\"\t\u00bbo\"\trjT\tcc\nOiCOiO^COHiOD iO CO 1\u20141^ 05 05 C\u00bb iO 05\nco\" -rf cm\" cm\" co\" cd\" cm\" cd\" cd\" co\" io tjT aT t*\nTfl rH CM O* D\u2014 H CM iO 05\nl>-\t05\tCO\t\u00bbO\tO\tO\tr-l\t05\t1\u2014(CM\nCO^\tCM^\tO*^\tCO^\tH_\tO\tCM^\tco_\t^\nco\"\tcm\"\tcm\"\tt-T\tcm\"\tco\"\tcm\"\tcm\"\tcd\" th\"\nD-\tCO\t05\t\u2014H\tt>-\n-if\t05\tCD^\nco\"\tco\"\tcm\"\tcd\"\tcc\"\nCM\tO iO\niO\tH rH\nco\tCM QC co CO\nCM\t\u2014* c30\n05\tCD CO\ncd\"\t\u00bbd X)\"\ntH\trH r-*\niO\t\u00bbo o\nCD\trH 05\nCD\tlO X\nCM\t05 CD\nt\u2014\tX 05\n\tca'iO\no\t>C CM\no\tCD tO\nCO\tco\to\t* \u25a0 I\tCM\trH\tCM\t\t05\tCM\ttO\tr*\tCD\to*\tCD\tcc\t^ iO\nX\tCD,\t05,\tCM\tvO\t05,\t05\to.\t05\t\tCD\tO\tCM\tX\tCD\to\t05 -h\nrH\trH\trH\trH\ttH\trH\trH\tCM\tCM\trH\tCM\trH\tCM\tCM\tcm\"\tcm\"\tth\" CM\nrH\t05\t\t\t\t\t\t\t\tCM\t\to\tiO\t\u00bbo\tCM\t\to co\n\u2022s\t\u25a0^1\t|\t|\ti\t|\t!\t|\t|\tCM\tT\u201c^\tL'-\tCM r\\\tcc\t05 r\\\tTti\t-Hfl\nrH\ttH\t\t\t\t\t\t\t\tH\tCM\to\trH\trH\trH\trH\trH rH\n\nP*H\n^pqwwffluJi^O(^cqpq^(^\nJ3\na\nCG\n\u00a9\nrHCMC0^\u00bb0CDl>C005Oi\u2014i (M CO ^ iO\nr\u2014* rH rH rH t-H r\u2014<\n^... ..\u2014\u2014\u25a0\u25a0\u25a0\u25a0!\t\u25a0 \u25a0\u25a0\t^\tS \u25a0\u25a0\t.. ^\nqoijqpAi (\u00ab\nqaijairBai (q\nI I rH\t16000\nrH\t8000\nrH\t4000\nrH\t2000\nrH\t0001\nrH\t500\nCM\nCD\no\tO\tO\tO\tO\tO\to\tr\\ r-\trv D-\to\nCD\tCD\tCD\tCD\tCD\tco\tCD\t\u00bbO\tco\tCD\n/\\\t/\\\t\t/\\\t/N\t/\\\t/\\\t\t\t/\\\n\u2022 O O rji iO\n42,69\t44,82\t25,72\t24,29\tX o r-> rH\t26,72\t59,88\t23,35\t21,35\t42,13\t12,47\t31,32\t34,38 29,57\n7,77\t16,22\t7,44\t10,81\t6,83\t10,09\t21,70\t6,54\t3,36\t18,48\tr- co icT\t10,42\t10,56 10,34\n6,01\t8,81\t4,79\t6,29\t4,25\t5,68\t4,51\t4,02\t2,66\t6,68\tX co\t5,28\tx o 'r* CD CD 'rfi\nGM\tH\t05\t\tCD\tco\tCM\tX\tX\ttO\nO \u2022N CM\tX cd\"\to \u2022N CC\to H\tCM CM\tCM\tlO cc\too tH\tX #*\tCD rv CC\n\tX\ty\u2014*\tCD\tO\tCM\tO\u2019\t05\tX\t05\ncc r\u2014^\tCD cm\"\tcq. rH\tX o\"\t\u2022\\ rH\t05 r* r\u2014\u00bb\tLO rs rH\tCD \u2022N rH\trH rH\tX rH\nCO\nCD\n05\no\no T-< lO\tCM O\nCM\trH\n1\t\n\t\n\u00e0\to\n>\t\n\trH\n\tq\nCO\nCD\nvO\nCM\nO*\nCD\nO\n\t\u2022\t\t\t\t\t\t\to\t\tH>\n\u00f6S\t(p4\t\u2022\t\txh\t00\tc3\t6\trH\td\tf-t\ne\u00f6\t\u2022H\t\u2022H\t\t\u00a9\t\u00a9\t\tfi\t*3\tfl \u00f6S X\t\u00a9\nH\t\t>\u25a0<\t<\tw\tw\t\ts\t\t\tcf '\u00a9\nCM\tX\t\tid\tCO*\tc\u2014\tcd\t05\t\u00d6 rH\tr\u2014( rH\tH\u00bb \u2022 H\nqoiiqi9Ai (*\nqoi[ain?ra (q\nCO CM CO\n\u00a9\njj\n'cd\nfl O\ncm\"\n05 CD\ncm\"cm\"\nlO\nCM tO CD rf\nO\n^ CD O 05\nS \"fl\" O","page":32},{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"Dte Dunkeladaptation, wif \u00f6es. R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis usw.\nIn der 1. Spalte fehlt ein Teil der Versuchsergebnisse, da die B-Reiz-Helligkeit erst sp\u00e4ter zn der Versuchsreihe hinzugenommen wurde, und\nuns dann die entsprechenden Vpn. nicht mehr zur Verf\u00fcgung standen.\nDa das Hippsche Chronoskop bei einmaligem Aufziehen nur Zeiten bis\n60 Sek. anzeigte und beiB==r^j\u00f6 einige Adaptationszeiten \u00fcber die Ablaufszeit der Uhr hinausgingen, wurden diese Zeiten an der entsprechenden Stelle mit >60 bezeichnet.\nDie 1. Tabelle enth\u00e4lt die Resultate der Erwachsenen und die 2. Tabelle die Resultate der Jugendlichen, und zwar werden in jeder Tabelle zuerst die weiblichen und dann die m\u00e4nnlichen Vpn. aufgef\u00fchrt. Am Schlufs jeder Tabelle sieht man die Mittelwerte der Erwachsenen einerseits und die der Jugendlichen andererseits. Unter den Mittelwertsreihen sind dann nochmals diese Mittelwerte nach Geschlechtern getrennt auseinandergehalten. Diese letzteren Werte werden durch die nachfolgende Kurvendarstellung I anschaulich zum Ausdruck gebracht. In dieser Darstellung enth\u00e4lt die Abszisse die B-Reizwerte und die Ordinate die zugeh\u00f6rigen Adaptationszeiten in Sekunden. Die Werte f\u00fcr den B-\nReiz\n1\n1600\u00d4\nkonnten in dieser Darstellung nicht mit ber\u00fccksichtigt\nwerden, weil sie zu grofs ausfielen; sie sind aber aus den Tabellen leicht zu ersehen.\nJede der 4 Kurven gibt nun wieder eine Best\u00e4tigung des Satzes, dafs mit zunehmender Schw\u00e4chung des B-Reizes sich eine regelm\u00e4fsige, zuerst langsame, dann schnellere Zunahme der Adaptationszeit ergibt. Bei genauerem Betrachten sieht man, dafs diese 4 Kurven sich in ihrem typischen Verlauf zwanglos auf 2 Hauptkurven zur\u00fcckf\u00fchren lassen. So weisen die weibliche und die m\u00e4nnliche Kurve der Erwachsenen in ihrem Verlauf eine gleiche Tendenz nach und zeigen selbst in ihren absoluten Werten nur minimale Differenzen an. Das gleiche gilt f\u00fcr die m\u00e4nnliche und die weibliche Kurve der Jugendlichen. Diese geringen Differenzen zwischen weiblicher und m\u00e4nnlicher Kurve erkl\u00e4ren sich leicht aus den zul\u00e4ssigen Fehlergrenzen und aus der zuf\u00e4lligen Wahl der Vpn. Wesentlich ist aber der starke Unterschied der Kurven, die von den G e s a m t mittelwerten der Erwachsenen einerseits und der Jugendlichen andererseits gebildet werden. Hier wird, von den unwesentlichen Unterschieden des Geschlechtes abgesehen und nur der Unterschied der Lebensalter\nZeitsohr. f. Sinnesphysiol. 60\t3","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"34\nAlois Heinemann\nKurven la.\n1000\t2000\nAbbildung 7\nzugrunde gelegt. Die Vpn. werden damit in solche der Vorpubert\u00e4t und solche der Nachpubert\u00e4t geordnet. Zwecks besserer \u00dcbersicht soll an dieser Stelle noch eine Kurvendarstellung gegeben werden, die nur die Gesamtmittelwerte der Erwachsenen und die der Jugendlichen zum Ausdruck bringt. Um die Werte der B-Reiz-\nHelligkeit 10Q00 mit\nverwerten zu k\u00f6nnen und aus Raumersparnis wurde nun in diesem Falle statt der einfachen Darstellung die logarithmische Darstellung 10 log T = f (R) gew\u00e4hlt. Diese Darstellungsweise hat aufserdem den Vorzug, dafs aus ihr neben den absoluten Zeit werten auch die Zeit Verh\u00e4ltnisse leicht ersehen werden k\u00f6nnen ; denn der Eigenart der logarithmischen Kurve entsprechend geh\u00f6ren zu gleichen Differenzen der Ordinate auch immer gleiche V erh\u00e4ltiiisse","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"Die Dunkeladaptation, mit bes. R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis usw. 35\nder Ordinate und zwar entsprechen positiven Ordinatendifferenzen direkt proportionale Verh\u00e4ltnisse und negativen Ordinatendifferenzen reziproke Verh\u00e4ltnisse. Da hier die BRiGGschen Logarithmen zugrunde liegen, entspricht z. B. einer absoluten Or-dinatendifferenz von 0,30103 die Verh\u00e4ltniszahl 2 bzw.\nDie gestrichelte Kurve ist vorl\u00e4ufig aufser acht zu lassen, da sie am Ende dieses Paragraphen noch besonders behandelt wird.\n.^'^l/p.Ue.\nJugend!.\n2000 OOOO 8000\t76000\nAbbildung 8\nAus dieser Darstellung ergeben sich f\u00fcr die Jugendlichen\nausschliefs-\nbei den drei ersten B-Reiz Helligkeiten\t^\n5\t\\250,500,1000)\nlieh l\u00e4ngere Adaptationszeiten als bei den Erwachsenen. Nach einem darauf erfolgenden Kurvenschnitt sind dann diese Adaptationszeiten ausschliefslich kleiner als die entsprechenden Adaptationszeiten der Erwachsenen. Typisch an dem Verlauf der Kurven ist:\n1.\tder h\u00f6here Ansatzpunkt bei den Jugendlichen,\n2.\tder Schnitt der Kurven und\n3.\tder tiefere Endverlauf der Kurve der Jugendlichen.\nAllgemein kann man von einem flacheren Verlauf der Jugendlichenkurve sprechen. Das Verh\u00e4ltnis der Adaptationszeiten der Jugendlichen zu den entsprechenden Zeiten der Erwachsenen wurde besonders errechnet und in der folgenden Sondertabelle zusammengestellt.\n3*","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"36\nAlois Heinemann\n\t \t\t\u2014\u2014\t- \t\t1\t1\t1\t1\t1\t1\t1\n\t250\t500\t1000\t2000\t4000\t8000\t16000\n\t - .\t.\tII Ewachsene\t1,01\t1,51\t2,47\t5,28\t10,42\t31,32\t>57,13\nJugendliche\t1,44\t2,03\t3,00\t4,72\t6,65\t16,92\t34,52\nt (Jugendliche) t (Erwachsene)\t1,43\t1,34\t1,21\t0,89\t0,64\t0,54\t\u2014\nDie beiden oberen Querspalten stellen nochmals die Gesamtmittelwerte der Erwachsenen und die der Jugendlichen gegen\u00fcber, w\u00e4hrend in der unteren Querspalte die zugeh\u00f6rigen Quotienten zu ersehen sind, die das Verh\u00e4ltnis der Adaptationszeiten angeben. Die Adaptation der Jugendlichen ist also anfangs schlechter als die der Erwachsenen, da sie l\u00e4ngere Zeiten ben\u00f6tigt; sie n\u00e4hert sich dann aber bei abnehmender B-Reiz-Hellig-\nkeit einem Punkt ^zwischen jqqq und ^>qqq) \u2019 wo Sle\tder der\nErwachsenen ist und wird von diesem Punkte ab zunehmend besser als die der Erwachsenen. Obwohl es sich hier nur um isolierte Punkte handelt, wird doch die Tatsache einleuchtend sein, da jedes qn + 1 <qn, dafs bei stetiger Abnahme der B-Reiz-Helligkeit auch der Verl\u00e4ngerungsfaktor q stetig abnimmt.\nEs wurde in sp\u00e4ter noch anzuf\u00fchrenden Sonderversuchen nachgewiesen, dafs die Adaptation bei den kurzen Zeiten sehr wesentlich von der vorausgegangenen A-Reiz-Helligkeit beeinfl\u00fcfst wird und dafs dieser Einflufs sich in abklingendem Mafse geltend macht, je l\u00e4nger die Adaptationszeiten genommen werden. Bei den l\u00e4ngeren Adaptationszeiten d\u00fcrfte sich dagegen schon mehr und mehr das reine D\u00e4mmerungssehen, welches nicht mehr oder zum mindesten aber sehr wenig von der vorausgegangenen Hellerregung abh\u00e4ngig ist, durchsetzen. Bei diesen l\u00e4ngeren Adaptationszeiten, in unseren Versuchen etwa nach 10\u201420 Sekunden, kann man schon von Daueradaptation sprechen. Dies\u00e7 Daueradaptation war nach unseren Ergebnissen schon nach etwa 20 bis 30 Sekunden bei den Jugendlichen doppelt so gut wie bei den Erwachsenen.1 Bei weiterem Abnehmen der B-Reiz-Werte bzw. bei noch l\u00e4ngeren Zeiten werden diese Adaptations Verh\u00e4ltnisse keine Umkehrung erfahren, sondern es ist im Gegenteil\n1 d. h. sie erfordert bei gleichen Reizen die halbe Anpassungszeit, oder auch bei gleicher Zeit vermochten sie schon die Reize von halb so grofser Helligkeit wahrzunehmen.","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"Die Dunkeladaptation, mit bes. R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis usw. 37\naus der Tendenz der Kurven und der Quotiententabelle anzunehmen, dafs diese Verh\u00e4ltnisse f\u00fcr die Jugendlichen noch besser werden, so dafs bei noch l\u00e4ngeren Zeiten die Jugendlichen eine Adaptation erreichen werden, die vielleicht 3\u20144 mal so gut wie die der Erwachsenen sein wird. Die Daueradaptation und das mit ihr verkn\u00fcpfte D\u00e4mmerungssehen ist also, wie hier experimentell erwiesen wurde, eine der eidetischen Jugendphase nahestehende Sehfunktion bzw. Sehschicht. Dieses D\u00e4mmerungssehen ist als ein im Verh\u00e4ltnis zum Tagessehen primitiveres Sehen zu betrachten. Dies \u00e4ufsert sich vor allem in einem Mangel an Farbensehen, in einer schlechten Formenerkenntnis und in einem mangelhaften Tiefensehen. Hesse (16) unterscheidet hiermit \u00fcbereinstimmend eine Reihe mehr oder minder entwickelter Funktionen des Gesichtssinnes und zwar fortschreitend von der primitivsten Sehform ausgehend die Empfindung.\n1.\tder diffusen Helligkeit,\n2.\tder Richtung,\n3.\tder Bewegung eines Gegenstandes,\n4.\tder Entfernung eines Objektes und\n5.\tder Form und der Konturen eines Dinges.\nEs ist eine in den lebenswissenschaftlichen Disziplinen sich immer mehr und mehr durchsetzende Auffassung, dafs die Analyse hochentwickelter Funktionen durch die Aufdeckung der Entwicklungsfr\u00fchformen in ganz besonderem Mafse gef\u00f6rdert wird. In unserem Falle sind es nun die hochentwickelte Sehform des Tagessehens und die primitive, dem eidetischen Jugendtypus besonders naheliegende Sehform des D\u00e4mmerungssehens, die sich als 2 Extreme gegen\u00fcberstehen. Diese beiden Sehschichten sind aber nach E. R. Jaensch durch eine stetige (wahrscheinlich mit der Pubert\u00e4t zusammenh\u00e4ngende) Entwicklung verbunden und zwar so, dafs die Entwicklung der h\u00f6heren Funktionen aus denen der niederen in der Weise erfolgt, dafs die niederen Sehschichten nicht einfach g\u00e4nzlich ausgeschaltet werden, sondern von den h\u00f6heren so \u00fcberbaut werden, dafs sie in geeigneten Umst\u00e4nden wieder in Funktion treten k\u00f6nnen. \u00c4hnliche Entwicklungen, die ebenfalls mit der Aufspaltung der eidetischen Jugendanlage parallel gehen, konnte E. R. Jaensch auch im Gebiete rein psychischer Vorg\u00e4nge nach weisen, so z. B. in einem stufenf\u00f6rmigen Aufbau des Ged\u00e4chtnisses (Nachbild-Anschauungsbild-Vor Stellung).","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"38\nAlois Heinemann\nWenden wir uns nun den Anfangswerten der behandelten Kurven zu. Wie aus dem Schnitt der Kurven\u2019 zu ersehen ist, sind hier die Adaptationsverh\u00e4ltnisse ganz anderer Natur. Bevor in eine Erkl\u00e4rung dieser Verh\u00e4ltnisse eingegangen wird, soll ein Hilfsversuch demonstriert werden, der f\u00fcr die nachfolgenden Erkl\u00e4rungen eine experimentelle Grundlage bilden und ihr Verst\u00e4ndnis erleichtern soll. Bei einer gut beobachtenden Vp. (Sam) wurde die in diesem Paragraphen behandelte Versuchsreihe so wiederholt, dafs bei Beibehaltung aller sonstigen Konstellationen nur die A-Reiz-Helligkeit von 70 auf 200 M.K. erh\u00f6ht wurde. Die nachfolgende Tabelle stellt die Werte beider Versuchsreihen zusammen. In der unteren Tabelle sieht man die der betreffenden B-Reiz-Helligkeit entsprechenden Zeitverh\u00e4ltnisse, die in einem Quotienten dargelegt werden, der das Verh\u00e4ltnis der neuen Adaptationszeit (bei L = 200 M. K.) zu der alten Adaptationszeit (bei A = 70 M. K.) angibt.\n\tl\t1\t1\t1\t1\t1\t1\n\t250\t500\t1000\t2000\t4000\t8000\t16000\n\u00c0\u2014 70 M. K.\t0,67\t0,91\t1,63\t4,38\t5,37\t12,47\t54,05\nA = 200 M. K.\t3,35\t4,43\t5,03\t8,21\t12,08\t17,96\t49,17\nQ=\t5,00\t4,87\t3,09\t1,87\t2,25\t1,44\t0,91\nDie nachfolgende Kurvendarstellung II veranschaulicht diese Ergebnisse. Hier wurde ebenfalls aus den schon oben dargelegten Gr\u00fcnden die logarithmische Darstellungsweise lolog t = f (R) gew\u00e4hlt.\nKurven H.\n0,80-1\n8000 16000 '\nAbbildung 9","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"Die Dankeiadaptation, mit bes. R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis usw. 39\nMan sieht aus dieser Darstellung, wie stark der Einflufs der A-Reiz-Helligkeitsvermehrung gerade auf die kurzen Adaptationszeiten ist, w\u00e4hrend dieser Einflufs sich bei zunehmenden Adaptationszeiten immer mehr und mehr verliert. Dafs dieses gesetzm\u00e4\u00dfig verl\u00e4uft, geht aus dem fast stetigen Abnehmen des Quotienten Q, der schliesflich praktisch = 1 wird, hervor. Anschaulich findet diese Tatsache ihren Ausdruck darin, dafs die beiden Kurven sich einander immer mehr und mehr n\u00e4hern, um schliefslich ganz zusammenzufallen.\nWenn bei der letzten B-Reiz-Helligkeit \u2014der Ordinaten-\npunkt der neuen Kurve sogar noch tiefer liegt als der entsprechende Punkt der alten Kurve, und wenn die sonst regel-\nm\u00e4fsige Abnahme des Quotienten Q bei der Stelle\teine\nkleine Unterbrechung erf\u00e4hrt, so d\u00fcrfte dies, zumal es sich um ganz minimale Differenzen handelt, aus den zul\u00e4ssigen Fehlerquellen zu erkl\u00e4ren sein; dies ist noch um so eher zu verstehen, als die Durchf\u00fchrung beider Versuchsreihen einige Wochen auseinander lag.\nAus dem oben Dargelegten l\u00e4fst sich nun ein Gesetz formulieren, welches besagt, dafs eine Vermehrung der A-Reiz-Hellig-keit innerhalb eines gewissen Zeitintervalles eine Verl\u00e4ngerung der urspr\u00fcnglichen Adaptationszeiten bewirkt, und dafs diese Einwirkung um so st\u00e4rker ist, je k\u00fcrzer die Adaptationszeiten, bzw. je heller die verwendeten B-Reiz Helligkeiten sind. Ferner l\u00e4fst sich feststellen, dafs jenseits dieses genannten Zeitintervalles kein solcher Einflufs mehr zu beobachten ist. Da man nun den urspr\u00fcnglichen A-Reiz von 70 M. K. ebenfalls als einen Reiz-zu wachs zu einem B-Reiz von O M. K. (was praktisch einem Dunkelraum, bzw. einem Reizausfall gleichkommt) ansehen kann, lassen sich die oben aufgestellten S\u00e4tze noch allgemeiner fassen, indem man sagen kann, dafs die Adaptation innerhalb eines gewissen Zeitintervalles wesentlich beeinflufst wird von der Art der vorausgegangenen Helladaptation, u. zw. ist dieser Einflufs um so st\u00e4rker, je k\u00fcrzer die Adaptationszeit, bzw. je heller die B-Reiz-Helligkeit ist. Je heller der vorausgehende A-Reiz ist, um so mehr werden die Adaptationszeiten verl\u00e4ngert. Ferner l\u00e4fst sich ausdr\u00fccken, dafs von dem erw\u00e4hnten Zeitintervall ab keine","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40\nAlois Heinemann\nBeeinflussung durch den vorausgegangenen A-Reiz mehr stattfindet.\nAlle diese Ergebnisse lassen sich nun ganz einleuchtend daraus erkl\u00e4ren, dafs die vorausgegangene Hellerergung nach dem objektiven Verl\u00f6schen des A-Reizes noch eine bestimmte Zeit des g\u00e4nzlichen Abklingens bedarf. Die gesamten Vorg\u00e4nge der Dunkeladaption lassen sich hiernach in 2 Klassen teilen, n\u00e4mlich in solche, die wesentlich von dem Abklingen der vorausgegangenen Hellerregung abh\u00e4ngig sind, und solche, die hiervon fast unab-h\u00e4ngig vor sich gehen. Im ersten Falle sind die entsprechenden Sehprozesse mehr allonomer, im letzten Falle dagegen mehr autonomer Natur. Der erstere Fall tritt praktisch bei geringen Helligkeitsdifferenzen zwischen A- und B-Reiz bzw. also bei kurzen Adaptationszeiten ein, w\u00e4hrend der letztere Fall bei grofsen Helligkeitsdifferenzen, bzw. also bei langen Adaptationszeiten in Betracht kommt. Dem ersteren Fall entspricht der Begriff der Momentadaptation und dem letzteren Fall der Begriff der Daueradaptation.\nAbbildung 10\nSomit d\u00fcrfte der Begriff der Momentadaptation, der von E. Hering zwar eingef\u00fchrt wurde, aber doch von ihm ungekl\u00e4rt blieb, und der von mehreren anderen Autoren daraufhin ebenfalls ungekl\u00e4rt er\u00f6rtert wurde, hier seine klare Definition erhalten haben. Die Momentadaptation ist eben ein im Tagessehen wurzelnder Prozefs, w\u00e4hrend die Daueradaptation eine im D\u00e4mmerungssehen wurzelnde Funktion darstellt. In der Jaensch-schen Terminologie der Sehschichten ist also die Momentadaptation eine Teilfunktion der h\u00f6her entwickelten, und die Daueradaptation eine Teilfunktion der primordialen Sehschichten. Dafs die Funktionen der Momentadaptation und der Daueradaptation sich in einem bestimmten Zeitintervall durchdringen, u. zw. erstere in abklingendem und letztere in steigendem Mafse, ist ebenfalls eine Folgerung aus unseren hier dargelegten Versuchsergebnissen und","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"Die Dunkeladaptation, mit bes. R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis usw. 41\nden oben ausgef\u00fchrten Er\u00f6rterungen. Dieses Ineinandergreifen der Sehschichten l\u00e4fst sich anschaulich an dem Schema (Abb. 10) erl\u00e4utern. Zeitlich genommen verl\u00e4uft das Schema von links nach rechts. Die unausgef\u00fcllte Fl\u00e4che stellt die T\u00e4tigkeit der h\u00f6heren Sehschicht (Tagessehen) und die ausgef\u00fcllte, schwarze Fl\u00e4che die T\u00e4tigkeit der primordialen Sehschicht (D\u00e4mmerungssehen) dar.\nAlle diese Erscheinungen sind ebenso wie aus der Theorie der Sehschichten auch aus der von G. E. M\u00fcller vertretenen Theorie der rhodogenetischen Hemmung zu erkl\u00e4ren. Nach dieser Theorie, die eine Ab\u00e4nderung der Duplizit\u00e4tstheorie darstellt, wird durch die Zapfent\u00e4tigkeit eine Hemmung auf die T\u00e4tigkeit der St\u00e4bchen ausge\u00fcbt. Diese Theorie erkl\u00e4rt einleuchtend die Einzelheiten des D\u00e4mmerungssehens und des peripheren Sehens, sie steht ferner in gutem Einklang mit der jAExscHschen Theorie der Sehschichten und harmoniert auch vollst\u00e4ndig mit den Ergebnissen dieser hier vorliegenden Arbeit; sie erkl\u00e4rt diese Ergebnisse ebenso wie wir und zwar folgendermafsen : Solange der A-Eeiz wirkt, findet eine maximale T\u00e4tigkeit der Zapfen statt; die T\u00e4tigkeit der St\u00e4bchen ist dabei vollst\u00e4ndig gehemmt. Bei Verl\u00f6schen des A-Reizes setzt das Abklingen der Hellerregung ein; die Hemmung, die die Zapfent\u00e4tigkeit aus\u00fcbt, verliert nach und nach an St\u00e4rke und gibt einer ansteigenden T\u00e4tigkeit der St\u00e4bchen Raum. Nach einem bestimmten Zeitintervall verliert die Zapfenfunktion ganz ihre hemmende Einwirkung und l\u00e4fst dann eine maximale Auswirkung der St\u00e4bchenfunktion zu. -\u2014 Auch dieser Erkl\u00e4rung kann das obenstehende Schema zugrunde gelegt werden ; die Erkl\u00e4rung ist somit die gleiche wie die unsrige, wenn nur statt Zapfen- und St\u00e4bchenfunktion die Termini \u201eh\u00f6here und primordiale Sehschicht\u201c gebraucht werden.\nBemerkt soll noch werden, dafs die hier behandelten Sehschichten nach der Theorie von E. R. Jaensch die beiden extremen Stufen einer ganzen Hierarchie von Sehschichten darstellen, von denen jede h\u00f6here Schicht die unter ihr liegende (funktionell) \u00fcberbaut. Des weiteren konnte ebenfalls in einer Arbeit des hiesigen Institutes (46) schon nachgewiesen werden, dafs die Einschaltung primordialer Funktionsweisen bei funktionellem oder organischem Abbau h\u00f6herer Schichten erfolgt. Auch diese nachgewiesenen Zusammenh\u00e4nge stehen in bestem Einkl\u00e4nge mit der Theorie der rhodogenetischen Hemmung und unseren hier dar-","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"42\nAlois Heinemann\ngelegten Erkl\u00e4rungen; sie lassen sich ebenfalls anschaulich auf das oben bezeichnete Schema beziehen.\nAuch Katz, der schon in der Einleitung zitiert wurde, \u00e4ufserte \u00fcber das Wesen der Momentadaptation Vermutungen, die ganz durch unsere Ergebnisse gerechtfertigt wurden (21). Er forderte eine strengere Scheidung von Moment- und Daueradaptation, da beide verschiedene Ursachen und verschiedene Wirkungen haben. Er vermutete ebenfalls schon, dafs mit einsetzender Dunkeladaptation die Wechselwirkung der Sehfeldelemente nicht pl\u00f6tzlich erl\u00f6sche, und dafs sich die Momentadaptation unter gewissen Umst\u00e4nden der Daueradaptation \u00fcberlagere. Dieses sind alles Vermutungen, die hier von uns durch das Experiment als Tatsache erwiesen wurden und die ebenfalls durch das oben gezeichnete Schema veranschaulicht werden.\nDas Nachklingen von optischen Erregungen wurde in der eidetischen Forschungsmethode und insbesondere in den Arbeiten des hiesigen Institutes an den mannigfachen Erscheinungen der subjektiven optischen Anschauungsbilder und der gesteigerten Nachbilder experimentell erwiesen. So zeigten diese Anschauungsbilder, bzw. die Nachbilder, in der eidetischen Jugendphase eine ganz besondere Intensit\u00e4t und Dauer. Bei allen Nachbilderscheinungen handelt es sich nun um T e i 1 erregungen der Netzhaut, w\u00e4hrend bei unseren Versuchen durch den A-Reiz die gesamte Netzhaut erregt wurde. Wenn nun bei den Eidetikern, bzw. bei den Jugendlichen, das Abklingen von Teilerregungen der Netzhaut, wie bei den Nachbilderscheinungen erwiesen wurde, ein bedeutend tr\u00e4geres ist, als bei den Erwachsenen, so darf diese Tatsache auch wohl auf den Fall erweitert werden, wenn eine Erregung der gesamten Netzhaut vorliegt. Diese Verh\u00e4ltnisse sind nun aber f\u00fcr die Momentadaptation der Jugendlichen bzw. der nachbildnahen Eidetiker von hemmendem Einflufs, da ja die Momentadaptation, wie erwiesen wurde, von dem mehr oder minder schnellen Abklingen der vorausgegangenen Hellerregung abh\u00e4ngig ist.\nIm Anschlufs an diese Erkl\u00e4rungen lassen sich nun auch die Anfangswerte der oben gegebenen Kurvendarstellungen I und II verstehen. Diese Kurvenwerte liegen bei den Jugendlichen h\u00f6her als bei den Erwachsenen, d. h. die Momentadaptation ist bei den Jugendlichen schlechter als bei den Erwachsenen. In dem Mafse, wie nun die vorausgegangene Hellerregung abklingt, setzt sich","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"Die Diinkeladaptation, mit bes. R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis usw. 43\ndie primordiale Sehschicht des D\u00e4mmerungssehens immer mehr und mehr durch. Das Aufsteigen dieser primordialen Sehschichten ist aber bei den Jugendlichen labiler als bei den Erwachsenen, bei denen sich dagegen eine gr\u00f6fsere Latenz dieser Sehschichten bemerkbar macht, wie aus den Endpunkten unserer Kurvendarstellung hervorgeht. Diese gr\u00f6fsere Labilit\u00e4t der primordialen Sehschichten bei den Jugendlichen findet seinen Ausdruck in dem gegenseitigen Ann\u00e4hern der beiden Kurven, in dem darauf erfolgenden Schnitt derselben und der weiteren Tatsache, dafs von diesem Kurvenschnitt ab alle Adaptationszeiten der Jugendlichen zunehmend kleiner werden als die der Erwachsenen. Die eidetische Jugendanlage ist also bei den Adaptationsvorg\u00e4ngen f\u00fcr die kurzen Zeiten der Momentadaptation von hemmendem Einflufs, w\u00e4hrend die gesamte Pers\u00f6nlichkeitsstruktur f\u00fcr die gesamten Adaptations Vorg\u00e4nge, insbesondere aber f\u00fcr die Vorg\u00e4nge bei der Daueradaptation wegen des st\u00e4rkeren Bereitliegens der primordialen Schichten von f\u00f6rderndem Einflufs ist.\nAuch der zu Anfang dieses Paragraphen auf gef\u00fchrte Unterschied in den Reaktionskonstanten d\u00fcrfte zu den hier behandelten Dingen in n\u00e4herer Beziehung stehen. W\u00e4hrend es sich bei den zuletzt behandelten Prozessen um ein Abklingen der gesamten Hellerregung handelte, handelt es sich bei den Versuchen zur Ermittlung der Reaktionskonstante um das pl\u00f6tzliche Verl\u00f6schen der maximalen Hellerregung. Ebenso wie nun ein tr\u00e4geres Abklingen des gesamten Erregungsprozesses bei den Jugendlichen gegen\u00fcber dem der Erwachsenen nachgewiesen werden konnte, kann auch wohl ein l\u00e4ngeres Persistieren des A-Reizes nach dessen objektivem Verl\u00f6schen bei den Jugendlichen angenommen werden. Hierdurch l\u00e4fst sich dann zwanglos die h\u00f6here Reaktionskonstante der Jugendlichen erkl\u00e4ren.\nDurch unsere Untersuchungen d\u00fcrften somit die gesamten Adaptationsvorg\u00e4nge, insbesondere aber ihre einzelnen, ineinander greifenden Teilvorg\u00e4nge klarer hervorgetreten sein.\nAn einer vorausgegangenen Stelle hatten wir schon dargelegt, dafs die Adaptationszeiten innerhalb der Momentadaptation abh\u00e4ngig sind von der St\u00e4rke der vorausgegangenen Hellerregung und von der Helligkeit eines sonst in Form, Gr\u00f6fse, Farbe usw. konstant gehaltenen B Reizes. Zu diesen objektiv bedingten Faktoren tritt nun aber noch der subjektiv bedingte Faktor der","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"44\nAlois Heinemann\nPers\u00f6nlichkeitsstruktur hinzu, so dafs jetzt, kurz formuliert, T-Moment = f (A, B, Pers\u00f6nlichkeitsstruktur) ist.\n\u00dcbereinstimmend mit Nagel und Katz m\u00fcssen auch wir, besonders im Anschlufs an unsere Untersuchungsergebnisse, die Bezeichnung \u201eMomentadaptation\u201c als ungl\u00fccklich gew\u00e4hlt betrachten. Zun\u00e4chst ist die Gemeinsamkeit des Ausdrucks \u201eAdaptation\u201c irref\u00fchrend, weil bei der Momentadaptation sich wesentlich andere Prozesse abspielen, als bei der Daueradaptation, sodann ist ebenfalls das Bestimmungswort \u201eMoment\u201c irref\u00fchrend, weil sich die Momentadaptation praktisch auf ein Zeitintervall von mehreren Sekunden erstreckt und ihre letzten, wenn auch minimalen Einwirkungen sich vielleicht noch auf Minuten ausdehnen. Um aber nicht mifsverstanden zu werden, mufsten wir vorl\u00e4ufig diese Begriffsbezeichnung noch beibehalten. Die Ab\u00e4nderung dieser Bezeichnung, die mehrfach empfohlen wurde, m\u00fcfste nat\u00fcrlich konventionell durchgef\u00fchrt werden.\nWenn im allgemeinen bei unseren Versuchen die Adaptationszeiten k\u00fcrzer sind als bei den entsprechenden Versuchen von Noudt, was sich besonders bei den l\u00e4ngeren Adaptationszeiten bemerkbar macht, so d\u00fcrfte dieser Unterschied in der verschiedenen Methode der Lichtabschw\u00e4chung zu erkl\u00e4ren sein. Noldt schw\u00e4chte die B-Reizhelligkeiten nur durch Widerstandsregulierungen, wodurch aber die anfangs rein weifsen B Reize zunehmend an Rotgehalt gewinnen mufsten, wie des n\u00e4heren schon in \u00a7 2 \u00e4usgef\u00fchrt wurde. Wir konnten nun aber im folgenden Paragraphen nach-weisen, dafs zur Erkennung roter B-Reize nicht die Adaptationszeiten ben\u00f6tigt werden, die der Helligkeit dieses Reizes entsprechen, sondern h\u00f6here Adaptationszeiten. Da bei den Versuchen des hier vorliegenden Paragraphen jedoch nur rein weifse Helligkeiten verwendet wurden, ist somit der Unterschied in den Zeitergebnissen erkl\u00e4rlich.\nDie eidetischen Vpn. (Col. und Rei.), die in den Versuchen des \u00a7 4 angef\u00fchrt waren, standen uns, da sie inzwischen von hier verzogen waren, bei den Versuchen des hier vorliegenden Paragraphs leider nicht mehr zur Verf\u00fcgung. Unter den neuen Vpn. befand sich aber ebenfalls ein integrierter Erwachsener mit eidetischer Anlage. Die Versuchsergebnisse dieser Vp. sollen hier gesondert aufgef\u00fchrt und besonders er\u00f6rtert werden.\nVp\t1 500\t1 1000\t1 2000\t1 4000\t1 8000\t1600Q\nLie. ':\t'>\t' \\i) \\ . .\t1,36\t2,38\t3,59\t5,00\t17,15 ;\t_\ti\t32.46 . -* > * i * ;","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"Die Dunkeladaptation, mit bes. R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis usw. 45\nAus diesen Ergebnissen resultiert die in der Kurvendar-\n\u00ab \u2022\nStellung II gestrichelt gezeichnete Sonderkurve, \u00fcbereinstimmend mit den Ergebnissen der Ypn. Col. und Rei. zeigt auch diese Kurve in allen Phasen sehr gute Adaptationswerte. Die eidetische Anlage der Vp. Lie. ist nicht mehr so ausgepr\u00e4gt wie die der Jugendlichen und \u00e4ufsert sich auch nur noch unter besonderen Umst\u00e4nden, insofern sie starke Selektionserscheinungen zeigt. Dr. Lie., der mehrfach bei den Arbeiten des hiesigen Institutes als Vp. diente und selbst psychologisch gebildet ist, \u00e4ufserte sich \u00fcber seine eidetische Anlage folgendermafsen : \u201eMeine eidetischen Bilder zeigen sehr starken Vorstellungscharakter und entstehen meist aus lebhaften Vorstellungen heraus. Subjektive An* schauungsbilder nach Vorlage zu erzeugen, gelingt zwar auch, f\u00e4llt aber verh\u00e4ltnism\u00e4fsig schwer. Dafs die Vorlage interessant sein mufs, ist aber eine notwendige Vorbedingung.\u201c Wir sehen hieraus, dais die Vp. Lie. ebenfalls wie die Vpn. Col. und Rei. dem Typus der integrierten Pers\u00f6nlichkeit angeh\u00f6rt. Allen 3 Vpn. war die allgemein gute Dunkeladaptation eigen. Dafs die Adaptation auch schon von Anfang an, im Zeitintervall der Momentadaptation, im Verh\u00e4ltnis zu den Jugendlichen besser war, erkl\u00e4rt sich daraus, dafs bei diesen B erwachsenen Vpn. die nachbildnahe, in unmittelbarem Anschlufs an die vorausgegangene Erregung nachklingende eidetische Anlage nicht mehr vorhanden war und dafs diese somit nicht mehr die allgemeinen Adaptationsvorg\u00e4nge anfangs st\u00f6rend \u00fcberlagern konnte.\nBetrachten wir nun zusammenfassend die allgemeinen Ergebnisse dieses Paragraphen. Wenn wir zun\u00e4chst von den nachbildnahen Ph\u00e4nomenen absehen, die bei den Jugendlichen in unmittelbarem Anschlufs an den A-Reiz die Adaptationsvorg\u00e4nge anfangs besonders stark \u00fcberlagern, so finden wir auf der einen Seite eine im allgemeinen sehr gute Dunkeladaptation bei den Jugendlichen und bei den integrierten Erwachsenen, auf der anderen Seite aber eine im Verh\u00e4ltnis hierzu schlechte Dunkeladaptation bei den \u00fcbrigen Erwachsenen. Verschiedene typo-logische Arbeiten haben ergeben, dafs der Typus der Integration im Jugendalter bedeutend st\u00e4rker verbreitet ist als unter Erwachsenen, die im allgemeinen mehr dem desintegrierten Typus nahestehen. Dies geht auch schon aus \u00e4ufseren Merkmalen hervor. So zeigen z. B. die Jugendlichen ebenso wie die Integrierten Erwachsenen ein lebhaftes Pupillenspiel und","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46\nAlois Heinemann\ngrofse, gl\u00e4nzende Augen. Es ist hier gleichsam, als ob das innere Seelenleben hinaus auf die Dinge der Wahrnehmungswelt getragen w\u00fcrde und umgekehrt die Reize der Aufsenwelt ein Mitschwimmen des inneren Seelenlebens hervorriefen. Der oben gegebenen Einteilung der Adaptation in eine gute und eine schlechte gehen somit Pers\u00f6nlichkeitsstrukturen parallel und zwar entsprechend der guten Dunkeladaptation der integrierte Konstitutionstypus und der schlechten Dunkeladaptation der mehr desintegrierte Konstitutionstypus. Des weiteren wurde in verschiedenen typologischen Arbeiten der Nachweis erbracht, dafs dem integrierten Konstitutionstypus \u00fcberhaupt ein besonders hohes Mafs von \u201ePlastizit\u00e4t\" oder Beeinflufsbarkeit und ebenso auch in besonders starker Auspr\u00e4gung gewisse Anpassungserscheinungen, die ja ebenfalls einen Sonderfall der \u201ePlastizit\u00e4t\u201c oder Beeinflufsbarkeit sind, zukommen. Dieser Nachweis wurde in verschiedenen Tests wie M\u00fcller-LYERsche T\u00e4uschung, Farbenkonstanz der Sehdinge, Transformationserscheinungen, Verhalten der Sehgr\u00f6fsen, Pupillenreaktionen usw. gef\u00fchrt. Da auch die hier besprochenen Adaptationserscheinungen ebenfalls ein Ausdruck der Plastizit\u00e4t des psychophysischen Organismus sind, reihen unsere Ergebnisse sich ganz jenen Befunden ein.\nDie Adaptationsvorg\u00e4nge sind folgendermafsen als Anpassungsvorg\u00e4nge zu verstehen. Allen Menschen ist sowohl die h\u00f6here Sehschicht des Tagessehens als auch die primordiale Sehschicht des D\u00e4mmerungssehens eigen. Beim gew\u00f6hnlichen Sehen, dem Tagessehen, wirken die h\u00f6heren Sehschichten dynamisch, w\u00e4hrend die primordialen Sehschichten sich in potentieller Ruhe befinden. Wenn nun das Auge pl\u00f6tzlich vor Aufgaben gestellt wird, die nur unter Einschaltung dieser primordialen Sehschichten gel\u00f6st werden k\u00f6nnen, wie z. B. das Erkennen der Dinge im Dunkeln, wird der typische Organismus hierbei im Vorteil sein, bei dem am leichtesten und schnellsten diese Sehschichten aus ihrer Latenz zur manifesten Funktionsweise gebracht werden k\u00f6nnen. Dieses ist identisch mit dem schon an fr\u00fcherer. Stelle bei dem Schema auf S. 41 als mit \u201est\u00e4rkerem Ansteigen der primordialen Sehschichten\u201c bezeichneten. Der in den letzten Er\u00f6rterungen als vorteilhaft bezeichnete Typus ist eben nach unseren Ergebnissen der integrierte Konstitutions-typus, der im Jugendalter vorwiegend und im sp\u00e4teren Alter nur in besonderen F\u00e4llen vorkommt. Auch hier offenbart sich","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"Die Dunkeladaptation, mit bes. R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis usw. 47\nzugleich die in diesem Typus besonders stark vorliegende Labilit\u00e4t der psychischen Funktionen. Letztere ist dagegen beim desintegrierten Erwachsenen stabiler und erh\u00e4rteter und erschwert hier den \u00dcbergang vom gew\u00f6hnlich eingeschalteten Tagessehen zum accidentell bedingten D\u00e4mmerungssehen.\nVon der integrierten Konstitutionsanlage ist die zu nachbildnahen Prozessen neigende Anlage zu trennen. In der Eidetik wird dies dadurch zum Ausdruck gebracht, dafs bei den eide-tischen Ph\u00e4nomenen \u201enachbildnahe\u201c und \u201evorstellungsnahe\u201c unterschieden werden; die letzteren sind f\u00fcr die integrierte Konstitution charakteristisch, aber auch die nachbildnahen Prozesse sind im Jugendalter im allgemeinen gesteigert und haben hier einen H\u00f6hepunkt. Diese gesteigerten nachbildnahen Prozesse waren im Anfangsteil unserer Kurvendarstellung 1 a und 1 b von stark hemmendem Einfluls auf die Adaptationsvorg\u00e4nge. Hieraus erkl\u00e4rt sich nun, dafs innerhalb der integrierten Klasse von unseren Vpn. die Adaptation der Jugendlichen erst von einem gewissen Zeitpunkt ab (etwa nach 5\t10 Sek.) det guten Adap\ntation der integrierten Erwachsenen gleichkommt. Zusammenfassend l\u00e4fst sich jetzt folgendes Schema geben.\nIntegrierter Konstitutionstypus \u2014 gute\t1 Dunkel-\nDesintegrierter\t,,\t\u2014 schlechte (adaptation\nStarke nachbildn. Sehprozesse \u2014 schlechte Momentadaptation, welche sich der Daueradaptation in einem kleinen Anfangszeitintervall in abklingendem Masse \u00fcberlagert.\nBei den Arbeiten \u00fcber Dauer adaptation wurden, der Eigenart der Versuchsmethode entsprechend, andere Darstellungswelsen der kurvenm\u00e4fsigen Ergebnisse gew\u00e4hlt, als in der hier vorliegenden Arbeit, die neben der Daueradaptation sich in der Hauptsache auch mit der Momentadaptation zu befassen hatte. Die gebr\u00e4uchlichen Kurven der Daueradaptation geben einer Zunahme der Empfindlichkeit Ausdruck, indem auf der Abszisse die Adaptationszeiten eingetragen werden und die Ordinate als Mafs der Empfindlichkeit die entsprechenden reziproken Reizwerte selbst (nach Pipes, 36) oder deren Logarithmus (nach Best, 3) enth\u00e4lt. Um unsere Versuche mit denen der reinen Daueradaptation besser vergleichen zu k\u00f6nnen, wurden unsere Versuchsergebnisse auf eine der oben angef\u00fchrten Darstellungswelsen (nach Best) umgerechnet und in der folgenden Kurvenzeichnung zum Ausdruck gebracht.","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48\nAlois Heinemann\nMan sieht, dafs hier der Anstiegstypus der Empfindlichkeit der gleiche ist, wie bei der reinen Daueradaptation. Die Empfindlichkeit steigt erst sehr starkund dann relativ immer langsamer. Auch in dieser Darstellung sieht man anschaulich, wie die Empfindlichkeit bei den Jugendlichen anfangs durch das Nachklingen der Tagesfunktion stark gehemmt wird, und wie dann aber mit der mehr einsetzenden Daueradaptation diese Empfindlichkeit relativ zu den Erwachsenen immer mehr und mehr beg\u00fcnstigt wird.\nJugend/\nErwachs.\nKurven TTT.\n30 Sek.\nAbbildung 11\nb) Variiert (bewegter Blick, monokulare Beobachtung, Einschaltung einer Blende, Verl\u00e4ngerung der A-Reiz-Dauer)\nDie in diesem Abschnitt geschilderten Versuche wurden im allgemeinen ebenso durchgef\u00fchrt wie die im 1. Teile dieses Paragraphen. Es wurden nur kleine Variationen, die in einer besonderen Verhaltungsweise der Vpn. lagen, hinzugef\u00fcgt. So hatte im ersten Falle\u2019 die Vp. nach Verl\u00f6schen des A-Reizes in beliebiger und ungezwungener Blickrichtung, d. h. mit bewegtem Blick, zu beobachten. Der rote Fixierpunkt war dabei ausgeschaltet. Sodann wurden Versuche mit monokularer Beobachtung ausgef\u00fchrt, wobei der Fixierpunkt wieder eingehalten wurde. Ferner wurden Versuche unter Einschaltung einer vor die Pupille gesetzten Blende ausgef\u00fchrt. Hierbei wurde ebenfalls monokular und mit Einhaltung eines Fixierpunktes beobachtet. Schliefslich wurden noch einige Versuche unter Verl\u00e4ngerung der A-Reiz-Dauer auf 10 Sek. vorgenommen. Diese Variationen wurden an 3 B-Reiz","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"Die Dunkeladaptation, mit bes. R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis usw.\nHelligkeiten, n\u00e4mlich\tund ^ durchgef\u00fchrt. Die\nnachfolgenden Tabellen enthalten die entsprechenden Ergebnisse. In der ersten L\u00e4ngsspalte jeder Tabelle sind zu Vergleichszwecken nochmals die Adaptationszeiten der gew\u00f6hnlichen Verhaltungsweise aufgef\u00fchrt. Am Schlufs jeder Tabelle sind die errechneten Mittelwerte zu sehen. Im Anschlufs an diese Tabellen sollen dann die einzelnen Variationen und deren Ergebnisse einer kurzen Er\u00f6rterung unterzogen werden.\nB-Reiz\n500\nVp.\tI j\tgew.\tbew.\tmonok.\tBlende\tA = 10 Sek.\nErd.\t2,80 |\t1,91\t2,86\t2,70\t2,60\nHes,\t!\t2,19\t1,53\t2,77\t3,70\t1.59\nKra.\t1,69 i\t7\t1,32\t2,49\t;\t4,06\t\t\nLau.\t1,59\t;\t1,18\t3,16\tj\t4,71\t1,08\nLie.\t1,36\t0,73 1\t1,43\t; 1\t2,19\t\u2014\nMittelwert\t1,98\t1,33\t2,54\t3,47\t\u2014\n\t\tB-Reiz \u2014\t1\t\t\n\t\t\t1000'\t\t\n\tVp.\tgew.\tmonok.\tBlende\t\n\tHes.\t2,43\t2,74\tr 6,80\t\n\tSam.\t!\t1,63\t2,37\t|\t5,36\t\n\tMittelwert\t2,03\t2,55\t6,08\t\nB-Reiz\n1\n2000 \u2019\nVp.\tgew.\tbew.\tmonok.\tBlende\nMro.\t3,08\t1,74\t5,87\t26,02\nSam.\t4,45\t2,16\t5,52\t27,22\nMittelwert\t3,77\t1,95\t5,70\t26,62\nBei denVersuchen mit bewegtem Blick wurden ausnahmslos kleinere Adaptationszeiten gefunden als bei den entsprechenden\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 60\t4","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50\nAlois Heinemann\nVersuchen mit fixiertem Blick, wie im einzelnen aus der Tabelle\nf\u00fcr B ==\n1\n500\nund B =\n1\n1000\nzu ersehen ist.\nZur Erkl\u00e4rung soll\nfolgendes gesagt werden : Bei bewegten, in Gebrauch befindlichen Organen tritt eine bessere Durchblutung und bessere Ern\u00e4hrungszufuhr ein, als bei nicht bewegten bzw. nicht gebrauchten Organen. Hierdurch wird einer Erm\u00fcdung dieses Organes vorgebeugt und letzteres selbst erf\u00e4hrt sogar bei gen\u00fcgender Wiederholung und \u00dcbung dieser Prozesse eine Kr\u00e4ftigung und Ausbildung (Aktivit\u00e4tshypertrophie, 40). Auch Hering (15) gibt \u00e4hnliche Nachweise \u00fcber eine Erholung der Netzhaut. Ferner ist das Bewegungssehen der nat\u00fcrliche Zustand des Auges, und es ist schon von vornherein plausibel, dafs sich die Anpassung vor allem bei dieser nat\u00fcrlichen Art des Sehens einstellen wird.\nBei den Versuchen mit monokularer Beobachtung fanden wir ebenso wie Noldt (34) eine Verl\u00e4ngerung der Adaptationszeiten gegen\u00fcber der binokularen Beobachtung. Diese Ergebnisse harmonieren mit der von Piper (37) gefundenen Tatsache der binokularen Reizsummation. Piper spricht diese Tatsache aber nur der vorgeschrittenen Dunkeladaptation zu und verneint sie dagegen bei der Helladaptation. Die binokulare Reizsummation ist damit also speziell dem D\u00e4mmerungssehen und nach unserer Terminologie den primordialen Sehschichten eigen. Von der monokularen Beobachtung ausgegangen wurden die Adaptationszeiten durch die entsprechende binokulare Beobachtung nach\nunseren Ergebnissen bei B \u2014\n1\n500\nund B \u2014\n1\n1000\nauf das 0,80 fache\nund bei B\n2000\nsogar auf das 0,66 fache verk\u00fcrzt. Gleiche\nVerh\u00e4ltnisse kann man auch aus den Tabellenwerten bei Noldt ersehen. Da wir nun bei abnehmender B-Reiz-Helligkeit eine relativ st\u00e4rker werdende Reizsummation zu verzeichnen haben, andererseits die Adaptationsvorg\u00e4nge in diesem Falle immer mehr dem reinen D\u00e4mmerungssehen zustreben, best\u00e4tigen unsere Versuchsergebnisse hiermit die oben dargelegte PiPERsche Ansicht und bekr\u00e4ftigen nochmals unsere Auffassung von dem allm\u00e4hlichen Ansteigen der primordialen Sehschichten bei den Adaptationsvorg\u00e4ngen. Zugleich d\u00fcrfte hiermit die Frage nach der binokularen Reizsummation ebenfalls in das genetisch zu erforschende Gebiet der Sehschichten ger\u00fcckt werden und die Tat-","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"Die Dunkeladaptation, mit bes. R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis usw. 51\nsache der binokularen Reizsummation selbst und vor allem ihr Ausfall im Tagessehen in folgender, teleologisch zu erkl\u00e4render Funktionsweise des Auges liegen. Im Dunkelsehen ist die binokulare Reizsummation dem Auffassungsakt dienlich, im Tagessehen und vor allem bei zu grolsen Helligkeiten ist sie dagegen st\u00f6rend, weshalb sie hier ganz ausf\u00e4llt. Im Tagessehen tritt vielmehr die neue, durch die Tatsache des binokularen Sehens und der mit ihr verbundenen Parallaxe besonders gef\u00f6rderte Funktion des Tiefensehens ein. Es ist vielleicht wohl anzunehmen, dafs diese in den h\u00f6heren Sehschichten liegende Funktion im Laufe der Entwicklung die in den primordialen Sehschichten liegende Funktion der Reizsummation zur\u00fcckgedr\u00e4ngt hat.\nIn den gesamten Adaptationsvorg\u00e4ngen ist enthalten die Adaptation im engeren Sinne und die Pupillenreaktion. Bei der Adaptation im engeren Sinne sollen die Tatsache der Regeneration des Sehpurpurs sowohl wie auch die gesamte Duplizit\u00e4tstheorie durchaus nicht durch die Theorie der Sehschichten ausgeschlossen werden, sondern diese sollen, wie schon an fr\u00fcherer Stelle betont wurde, in einem gr\u00f6fseren Rahmen beibehalten werden, wobei diese Funktionen nicht mehr isoliert, sondern als Glieder umfassenderer Funktionssysteme erscheinen. Unsere Versuche mit Pupillenblende wurden ebenfalls monokular ausgef\u00fchrt, so dafs die dieser Konstellation entsprechenden Adaptationszeiten mit den Adaptationszeiten der monokularen Beobachtung zu vergleichen sind. Vor das nicht verdunkelte Auge wurde mit Hilfe einer umge\u00e4nderten Autobrille eine Blende gesetzt, deren \u00d6ffnung etwa der kleinen Pupillenweite bei Helladaptation entsprach. Bei einsetzender Verdunkelung wurde nun durch diese Blende der Faktor des einsetzenden Pupillenspiels fast ganz ausgeschaltet. Diesen Faktor rein auszuschalten, d\u00fcrfte technisch unm\u00f6glich sein, da dann die Blende unmittelbar auf der Pupille liegen m\u00fcfste und durch den dadurch entstehenden Druck st\u00f6rende endogene Sehprozesse hervorgerufen werden k\u00f6nnten. Wir mufsten uns somit mit Ann\u00e4herungswerten begn\u00fcgen. Die Verl\u00e4ngerungen der Adaptationszeiten, die durch die Pupillenblende hervorgerufen wurden, waren folgende:\nbeiB = bei\u00df \u2014 beiB =\n1\t3,47\n500\t\u2014 2,54\n1\t6,08\n1000\t\u201d 2,55\n1\t26,62\n2000\t5,70\n-1,37, -2,38, = 4,65.\n","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52\nAlois Heinemann\nDer Einflufs der Pupillenblende macht sich, wie aus dem immer gr\u00f6fser werdenden Verl\u00e4ngernngsfaktor (1,37\u20142,38\u20144,65) hervorgeht, mit der Adaptationszeit mitgehend in steigendem Mafse geltend. Hieraus folgt, dafs mit zunehmender Adaptationszeit die Pupillenreaktion von relativ immer st\u00e4rkerem Einflufs auf die Adaptation bzw. Anpassung ist. Da nun die Pupillenreaktion eine der primordialen Sehschicht des D\u00e4mmerungssehens eigene Funktion ist, erkl\u00e4rt sich dieses ebenfalls aus unserer Auffassung, dafs die primordialen Sehschichten bei zunehmender Adaptationszeit sich ebenfalls in zunehmendem Mafse gegen\u00fcber der abklingenden Tagesfunktion, auf die die Pupillenreaktion ohne Einflufs ist, durchsetzen.\nAm Schlufs wurden noch Versuche unter Verl\u00e4ngerung der A-Reiz Dauer ausgef\u00fchrt. Hier fanden wir diesmal entgegen den entsprechenden Ergebnissen in \u00a7 4 und entgegen den Versuchsergebnissen bei Noldt (34) einen auf die Adaptationszeiten verk\u00fcrzend wirkenden Einflufs, so dafs diese Verh\u00e4ltnisse noch einer besonderen Kl\u00e4rung bed\u00fcrfen. Die letzten Versuchsergebnisse sind jedoch f\u00fcr die hier vorliegende Arbeit von nebens\u00e4chlicher Natur und sollen nur der Vollst\u00e4ndigkeit halber mit ausgef\u00fchrt werden.\nDie Versuchsergebnisse s\u00e4mtlicher Variationen best\u00e4rken die im ersten Teil dieses Paragraphen aufgestellten Erkl\u00e4rungen \u00fcber das Wesen der Adaptations Vorg\u00e4nge.","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"53\n(Aus dem Psychologischen Institut der Universit\u00e4t Marburg)\n\u2022 \u2022\nUber die Dunkeladaptation, mit besonderer R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis von Moment- und Daueradaptation, und das Purkinjesche Ph\u00e4nomen unter dem Gesichtspunkte der typologischen Methode\nII. Das Purkinjesche Ph\u00e4nomen\nMit 4 Abbildungen im Text Von\nAlois Heinemann (Osnabr\u00fcck)\n\u00a7 6\nVersuche mit monochromatischen B-Reizen\na) Bei ungleichen Helligkeiten der B-Reize\n(Tagesgleichung)\nDie Versuche dieses Abschnitts wurden ganz analog denen des \u00a7 5a durchgef\u00fchrt, nur dafs hier nicht nur die Helligkeiten des B-Reizes variierten, sondern dieser vor allem in verschiedenen bunten Farben dargeboten wurde. Es wurden mit Hilfe der schon in \u00a7 2 beschriebenen monochromatischen Lichtfilter ein gr\u00fcner, ein blauer und zwei rote B-Reize verwendet. Die Absorptions Verh\u00e4ltnisse der Filter sind ebenfalls aus den in \u00a7 2 aufgef\u00fchrten Absorptionsspektren im einzelnen zu ersehen. Die Helligkeitsverh\u00e4ltnisse der B-Reize wurden absichtlich auf Ungleichheiten belassen. Da bei allen Versuchen eine konstante Stromst\u00e4rke f\u00fcr P2, n\u00e4mlich 0,55 Ampere, und das gleiche abschw\u00e4chende Milchglas verwendet wurden, verhielten sich die Helligkeiten der verwendeten B-Reize ebenso wie die Helligkeiten, bzw. Durchlassungskoeffizienten der verwendeten Filter.","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"Alois Heinemarm\n\u00a9\nXJ\n\u00a9\n* H\n'S\nfl\n\u00a9\nb\u00a3\nfl\n\u25ba\">\n\u00a9\nfl\n\u00a9\nQQ\njd\n\u00a9\nc8\n\u00a3\nIm\nw\n54.\n-M O o CO Im CO\n/\\\nX\n5t\n5L\no\noo\nIm CO\n/X\nfl\n\u00f6S\nfl\n\u00d6\nIm\nb\u00df\nA\n>\n5t\n5t\n-M O o CO Im cc\n/X\n-X\n51\nO O\n2<o\n/X\nrx\nO O O Q\no co\to co\to co\ts\to co\to co\to co\ts\to co\n/x\t/\\\t/X\t/\\\t/\\\t/\\\t/X\ty\\\t/\\\nCb\trH\to\t00\trH\t00\t\trH\ttH\n\u00ab I\t1 ^\tHfl\t1 oc\toq\ttH ry\t00^\t03 ry\tHfl ry\nCO \u25bcH\t1 CO\tcf rH\t1 of CM\td*\t03\tHfl\t(M\t\nCO\t\tco\tco\ttH\tO\t05\tco\tto\too\tHfl\ti-M\tCO\nry\try\tco ry co\try\try \\0\tOl ry Hfl\tOl ry Hfl\tHO ry\tH \u2022y co\tco ry\t05 *y\tCO^ ttf\t00 r\\ CO\nco\t05\t\tHfl\t\t00\to\tHfl\t\tco\t\t\to\t\tHfl\nof\tHfl ry rH\trH ry Ol\tCO_ irM\tr-T\tcq_ of\t00 ry Ol\trH r. rH\t05 ry Ol\try rH\t00 rH\tco ry rH\trH <N~\t05 ry rH\t0 ry 01\nOB\t\u2022 Im\tH d\tH d\tfl\t\u00a9\td Jd\td\td\t\u00a9\t\u00f6\ts rfl\t\u00a9\nfl <\tC3 PP\tIm w\tIm w\to3 H\t\u2022W Ph\tO GQ\tIm PP\tIm w\t\tH Pm\t\u00a9 GQ\tfe:\nrH\t03\tco*\t\tHfl\tco\t\tOO*\t05*\t\u00f6\trH\t03\tco\n\t\t\t\t\t\t\t\t\trH\trH\tT\u2014t\trH\nqoiiqWJi (\u00ab\nqaquirein (q\no\nCO\n/\\\n05\t\tco\tco\t\no\t\tHfl^\tcq^\tco^\nry\tO C\t?\trH\toT\tocT\nHfl\tCO\tCJ\tD\tCO\tco\n/X /\\\no\to\to\nco\tco\tco\n\t/X\t/\\\nco\to\tHfl\t03\t05\nOl^\trH\t05^\tco^\tCO^\nTjT\tHfl'\tof\toT\tof\n05\nrv\nD-\n03\nCD*\nHfl\nco\nco\nblau\t9,54\tCO\t5,85\t4,47\t3,86\t7,75\t4,29\t6,28\tCO rH ry I>\t5,94\t5,95\t6,05 5,88 ten in\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tfl\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tfl\nH \u2022r^\ti -5t\t\t\tT*\t\tHfl\tC0\trH\t\tLO\too\t05\t^\t2\t\n\u2022r-\u2019 H\tI CO\t\t\u00b05_\trH^\tHfl\t03\tH ry\t03^\t\u00bbO ry\tco ry\t03 ry\tT\u2014\u00ab CO ^ *y\try\t\nb\u00df\t| Ol\tco\trH\trH\trH\tco\t03\tOl\t03\tOl\t03\tOl 03\t^\t\n\ti i\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t5t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tQ\n\t\t\tS\t\t\t\t\t\t\t\tIm \u00a9\t\tCO\n\t\t\t\u2022\t\t\u2022\t%\t\t\t.\t.\t\u00a3\t\t/\\\n\tm2\to3\t\t\u2022\tfl\tw\t\u00e6\tc\u00e9\tO\tfl\t\t\t\na\tr-c\tc5\td\t\t^d\t\u00a9\t\u00a9\tIm\tIm\tH o5\t\u00a9\t\t,\n>\t6\tH\tS\tK*\tO\tw\tw\tM\tS\tGQ\tHH \u00bbH\t\tMMS\n\trH\t03*\tco\t\tid\tCO*\to\u2019\tQ0*\t05*\t\u00d6\ts\to5 X\tQ\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\u2022 rH\n\t\tqoqqieM. (\t\t\u00ab\t\tqoTjuu^ra (q\t\t\t\t\t\t\t\u00a9 PP\n\t\t+-\u00bb XI\n\t\t\u00a9 \u2022 rH\nO co\ts\ta\n/\\\t/X\tS>\nO 00 00\nrH oo *o\n\u00abM\t0\\\n00 00 t>\nOO 00\t00\nCD <3 <3 \u00bbO \u00bbO *o\n00\nIm\n\u00a9\n\u00a3\n\u00a9\nMM\u00bb\nM-3\nc3 ,0\nl> (M CO CD O ^\n\u2022s ^ r\u00bb\no 00 >o\niO O t# /\\ /\\ /\\\nm*M\tco\tco\nCO\tco\t05\nhT\tcd*\t\nfl\n,g\n\u00ab\n08\nIm\n\u00a9\nMM\u00bb\nr\u2014i\nCfl\nM->\nO\nPm\nob\n\u00a9\nB\n(0\n\u2022rH\nrfl\nfl\nfl\ncS\nT3\n\u00abTM\nfl\nCU\nT3\nIm\n\u00a9\nIm\nJfl T3 fl C\n*Im \u00f6S \u00a9 -+2 b\u00df et\n\u00ab4H\nfl bf C\u00d6 fl\nXl\n\u00a9\nd\n*4H\n*h\n\u00a9 >-M-\u00bb\ns s\n\u00a3 s\n\u00a9 rfl\n60 \u00fc\n\u2022l-M *fl\nfi .2\n'S C*\nfl\n\u00a9\nrH\n\u00bb\"\u25a0\u25a0H\n\u00a9\nXi\noJ\nH\nfl\n\u00a9\nHfl\nM <\n\u00a9\nX!","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"Die Dunkeladaptation, mit bes. R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis usw. 55\nDiese Verh\u00e4ltnisse waren:\ngr\u00fcn : blau : rot (\u00c0 > 600\t: rot (l ) 630 fifx)\n=\t\"\t1 : (V4\u20141/3) : (5\u20146)\t:1\nDie absoluten Helligkeiten der B-Reize waren, auf den Helligkeitswert des A-Reizes bezogen:\ngrUD : 2000\u2019 blaU : 8000 _ 6000 rot (X ) (600 ufi) =4^\u201435\u00f6- rot (l > 630 ufi) =\nKurven I b.\nJugend!.\nrot C>600)\trotf>630)\n'<pL -yssfijjL Abbildung 1","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"56\nAlois Heinemann\nDer A-Reiz wurde wie gew\u00f6hnlich 5 Sekunden lang exponiert und die Beobachtung binokular unter Einhaltung des Fixierpunktes ausgef\u00fchrt. Die nachfolgende Tabelle gibt eine \u00fcbersichtliche Zusammenstellung der ermittelten Adaptationszeiten. Ganz entsprechend der Tabelle in \u00a7 5 a sieht man die Mittelwerte der Erwachsenen am Schlufs der ersten und die Mittelwerte der Jugendlichen am Schlufs der zweiten Tabelle.\nUnter den Mittelwertsreihen sind ebenso wie in \u00a7 5a die Mittelwerte nach Geschlechtern im einzelnen spezifiziert. Diese Mittelwerte sind in der nachfolgenden Kurvendarstellung 1 a zum Ausdruck gebracht. Die Ordinate enth\u00e4lt hier die einfachen Adaptationszeiten, und die Abszisse gibt die farbigen Einstellungen des B-Reizes in der willk\u00fcrlich gew\u00e4hlten Reihenfolge gr\u00fcn, blau, rot (X ) 600 fif-i) und rot (\u00c0 ) 630 ju/u) an. Der Darstellungsweise liegt also T = f (R*) zugrunde.\nBei rot (A>630,^) konnten die absoluten Werte der Adaptationszeiten, weil sie zu grofs ausfielen, und weil sie zum gr\u00f6fsten Teil nur in Ungleichungen ermittelt wurden, nicht mitber\u00fccksichtigt werden. Auf diese Werte wurde nur durch die Tendenz der von rot (\u00c4>600,a^) ausgehenden Kurve hingedeutet.\nMan sieht aus der vorliegenden Kurvendarstellung ebenso wie aus der entsprechenden Kurvendarstellung la in \u00a7 5, dafs dem Geschlechte nach keine wesentlichen Unterschiede in den absoluten Werten und insbesondere in der Tendenz der Kurven vorhanden sind. Dagegen sind diese Unterschiede f\u00fcr die verschiedenen Lebensalter ganz erheblich; z. B. sind sowohl f\u00fcr die m\u00e4nnlichen als auch f\u00fcr die weiblichen Jugendlichen die Adaptationszeiten f\u00fcr gr\u00fcn und blau kleiner, f\u00fcr rot (A>600 und rot (2)630/^) dagegen gr\u00f6fser als die der Erwachsenen. Es handelt sich also auch hier im wesentlichen um die beiden typischen Kurven der Erwachsenen einerseits und der Jugendlichen andererseits. Im Interesse der Anschaulichkeit sollen diese beiden Hauptkurven unter Zusammenfassung der f\u00fcr die beiden Geschlechter erhaltenen Werte in der nachfolgenden Darstellung I b noch besonders wiedergegeben werden. Die Darstellungsweise ist im \u00fcbrigen die gleiche wie in Ia.\nDie gestrichelte Kurve in vorliegender Darstellung gibt an, wie im Mittel die Hauptkurven verlaufen w\u00fcrden, wenn die im Tagessehen ermittelten Helligkeitsgleichungen bzw. Ungleichungen der verschiedenen farbigen B-Reize auch im Dunkelsehen noch","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"Die Dunkeladaptation y mit bes. R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis usw.\ndie gleiche G\u00fcltigkeit h\u00e4tten. Mit anderen Worten ist also diese Kurve eine reine Helligkeitskurve, und die Hauptkurven w\u00fcrden diese einschliefsen, wenn die R-Reize nur in ihrer im Tagessehen ermittelten Helligkeit zur Wirkung k\u00e4men. Diese Helligkeitskurve wurde unter Zugrundelegung der Kurven und der Tabellenwerte des \u00a7 5a angen\u00e4hert errechnet und hiernach konstruiert. Die Helligkeit des gr\u00fcnen B-Reizes wurde hierbei als Ausgangspunkt angenommen. Da blau dunkler und rot (A ) 600 jujli) heller als gr\u00fcn, dagegen rot (A ) 630 ftjLi) gleich hell wie gr\u00fcn war, liegen auch diesen Verh\u00e4ltnissen entsprechend der blaue Kurvenpunkt h\u00f6her und der rote (A ) 600 /ijn) Punkt tiefer als der gr\u00fcne, dagegen der rote (A ) 630 mj) Punkt in gleicher H\u00f6he wie der gr\u00fcne Kurvenpunkt. Betrachten wir nun hiermit verglichen den Verlauf der Hauptkurven. Diese verlaufen von gr\u00fcn bis blau ganz gleich der konstruierten Helligkeitskurve, wodurch zum Ausdruck kommt, dafs bei gr\u00fcnen und blauen Farben das Verh\u00e4ltnis der Adaptationszeiten nur von den Helligkeitsverh\u00e4ltnissen bestimmt wird. Aus dem weiteren Verlauf der Kurven von blau bis rot (A ) 600 juju) und bis rot (A) 630 juju) sieht man aber, dafs die Hauptkurven jetzt nicht mehr einen den Tageshelligkeitsverh\u00e4ltnissen entsprechenden Verlauf beibehalten. Statt eines steilen Abfalls der Kurven z. B. von blau bis rot (A)600 ju/i) sieht man diesen Abfall bei den Erwachsenen nur gering und bei den Jugendlichen sogar noch ins Gegenteil gekehrt. Hier treten also umbestimmende Faktoren in beiden Kurven auf, die in einer gegen\u00fcber dem gr\u00fcn und blau relativ sehr starken Verdunkelung von rot liegen. Hier tritt also in den Adaptationsvorg\u00e4ngen in grofsem Ausmafs das P\u00fcRKiNjEsche Ph\u00e4nomen ein und zwar bei den Jugendlichen in noch bedeutend st\u00e4rkerem Mafse als bei den Erwachsenen. Diese letztere Tatsache wird durch die Betrachtung der in der Tabelle unter rot (630) aufgef\u00fchrten Adaptationszeiten noch mehr erh\u00e4rtet. Bei diesem rot war von den Jugendlichen keine einzige Vp. imstande, sich innerhalb von 60 Sekunden an diesen Reiz zu adaptieren, w\u00e4hrend bei den Erwachsenen 40\u00b0/0 der Vpn. dieses in einer mittleren Adaptationszeit von 50 Sekunden erreichten. Dieses Ergebnis f\u00e4llt noch um so mehr ins Gewicht, wenn man bedenkt, dafs bei diesen langen Adaptationszeiten nach \u00a7 5 die Adaptation der Jugendlichen an und f\u00fcr sich etwa doppelt so gut wie die der Erwachsenen ist und diese Verh\u00e4lt-","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"58\nAlois Heinemann\nnisse daher noch obendrein die Adaptation der Jugendlichen auf den roten Reiz beschleunigen mufsten.\nWenn man die an und f\u00fcr sich verschiedenen Adaptationsverh\u00e4ltnisse der Jugendlichen und Erwachsenen bei allen Kurvenpunkten der vorliegenden Kurvendarstellung mitber\u00fccksichtigt, sieht man, dafs bei den Jugendlichen im Verh\u00e4ltnis zu den Erwachsenen das PuBKiNJEsche Ph\u00e4nomen in noch st\u00e4rkerem Mafse eintritt, als dieses durch die Hauptkurven schon ohnehin angezeigt wird. Dafs f\u00fcr Erwachsene und Jugendliche verschiedene Ausmafs des PuRKiNjEschen Ph\u00e4nomens wurde f\u00fcr die einzelnen Farbenzusammenstellungen von uns in einer besonderen Methode errechnet. Diese Methode soll hier an einigen Beispielen klargelegt werden. Angenommen, man habe im Tagessehen einen gr\u00fcnen und einen roten Reiz vor sich. Beide Reize seien gleich hell. Die Helligkeit werde mit Hi bezeichnet. Wenn weiterhin angenommen wird, dafs bei Verdunkelung des Beobachtungsraumes die urspr\u00fcnglichen Farbengleichungen im Sinne des PuRKiNjEschen Ph\u00e4nomens ungleich werden und zwar so, dafs z. B. die Helligkeit von gr\u00fcn = 3 H2 und die von rot = 1/3 H2 wird, so kann man jetzt das Ausmafs des PuRKiNjEschen Ph\u00e4nomens durch einen Quotienten\nn Helligkeit von gr\u00fcn 3 Ha q\n^\tHelligkeit von rot\t1/3 H2\nbezeichnen. Zur Bildung dieses Quotienten ist die Helligkeit von H2 ohne Einflufs, ebenso ist gleichg\u00fcltig, ob H2 = Ht ist oder nicht. \u2014 In unseren Versuchen waren gr\u00fcn und rot (1)630^) von praktisch gleicher Helligkeit. Bei den Erwachsenen entsprachen diesen B-Reizen die Adaptationszeiten von 2,28 Sekunden und 50 Sekunden. Unter Zuhilfenahme unserer Tabellen und Kurven aus \u00a7 5 a findet mau, dass der Adaptationszeit der Erwachsenen von 2,27 Sekunden eine B-Reiz-Helligkeit von ange-\nn\u00e4hert und der Adaptationszeit von 50 Sekunden eine solche\nvon\tentspricht. Nun ist in diesem speziellen Falle nach\nlbOOO\ndem oben erkl\u00e4rten Verfahren der das Ausmafs des PuRKiNjEschen\nPh\u00e4nomens angebende Quotient Q = Jqqq : f\u00dfQQQ ~ Wenn\nnun ungleich helle B-Reize verglichen werden, wie z. B. gr\u00fcn und rot (\u00c4>600 ^/i), mufs ebenfalls auf gleichem Wege ein","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"Die Dunkeladaptation, mit bes. R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis usw. 59\nQuotient q errechnet werden, der dann noch mit 5\u20146 auf den endg\u00fcltigen Quotienten Q zu multiplizieren ist, da rot (A)600/^//) ja schon von vornherein 5\u20146 mal so hell wie gr\u00fcn war. Nach diesen Berechnungsweisen wurden die nachstehend zusammengestellten Quotienten ermittelt.\n\tgr\u00fcn\tgr\u00fcn\tblau\tblau\n\trot (600)\trot (630)\trot (600)\trot (630)\nErwachsene\t10\u201412\t16\t20\t24\nJugendliche\t30\t> 32\t48\tviel ) 32\nMan sieht hieraus deutlich, dafs bei allen Konstellationen das PuRKiNJEsche Ph\u00e4nomen bei den Jugendlichen in bedeutend st\u00e4rkerem Mafse eintrat als bei den Erwachsenen. Die Farbenzusammenstellungen sind in dem vorstehenden Schema so geordnet, dafs die linksstehenden Werte sich bei k\u00fcrzeren, die rechtsstehenden Werte dagegen bei l\u00e4ngeren Adaptationszeiten ergaben. Da der Quotient nun, wie besonders aus der oberen Spalte zu ersehen ist, mit der Zeit mitgehend gr\u00f6fser wird, d\u00fcrfte dies nochmals eine Bekr\u00e4ftigung f\u00fcr unsere an fr\u00fcherer Stelle aufgestellte Behauptung sein, dafs sich im Verlauf der Adaptation die primordialen Sehschichten in steigendem Mafse durchsetzen, und dafs \u00fcberhaupt das PoRKiNJEsche Ph\u00e4nomen in besonderen Funktionen bzw. Gesetzesm\u00e4fsigkeiten dieser Sehschichten wurzelt.\nb) Bei gleichen Helligkeiten (Tagesgleichung)\nIn den Versuchen dieses Abschnitts wurden die gleichen Filter wie bei den vorhergegangenen Versuchen benutzt. Jetzt wurden aber die verschiedenen farbigen B-Reize auf tagesgleiche Helligkeiten gebracht. Diese einheitlichen Helligkeiten waren\n1.000 ^er \u00d6ligkeit des A-Reizes. Zum Vergleich wurde noch\nein farbloser weifser B-Reiz von ebenfalls gleicher Helligkeit hinzugenommen. Die nachfolgenden Tabellen stellen die gewonnenen Ergebnisse zusammen.\nDie Anordnung dieser Tabellen ist die gleiche wie die im vorigen Abschnitt. Wie man aus den spezifizierten Mittelwerten der m\u00e4nnlichen und weiblichen Vpn. sieht, treten bei diesen Versuchsergebnissen ebenfalls keine wesentlichen Unterschiede hervor, die im Geschlechte begr\u00fcndet liegen. Vielmehr liegen","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60\nAlois Heinemann\nErwachsene\nVp.\t\tgr\u00fcn\tblau \u25a0 1\tweifs\trot (600)\trot (630)\n\t1. Gut.\t1,41\t1,41\t2,02\t8,51\t3,77\na) weiblich <\t2. Laa.\t1,25\t1,53\t3,81\t26,00\t27,88\n\t3. M\u00fcl. M.\t0,75\t0,99\t3,09\t9,27\t12,97\n\t4. Yil.\t0,80\t0,92\t1,04\t7,02\t3,08\n\t5. Hes.\t0,97\t1,56\t2,43\t12,19\t15,33\nb) m\u00e4nnlich\t6. Kra.\t1,31\t1,50\t1,88\t16,77\t21,32\n\t7. Mro.\t1,17\t1,12\t1,88\t9,04\t9,48\n\t. 8. Sam.\t1,41\t1,48\t1,63\t7,78\t30,59\nMittelwert\t\t1,13\t1,31\t2,22\t12,07\t15,55\na\t)\t1,05\t1,21\t2,49\t12,70\t11,93\nb)\t\t1,22\t1,41\t1,95\t11,44\t19,17\nJ ugendliche\nyp.\t\tgr\u00fcn\tblau\tweils\trot (600)\trot (630)\n\t1. Ans.\t1,54\t1,64\t3,37\t20,08\t!\t^3,74\n\t2. Bar.\t0,94\t1,12\t2,29\t16,39\t31,48\na) weibliche\t3. Erd. J.\t1,47\t0,81\t2,45\t84,72\t95,72 ;\n\t4. Erdl. L.\t1,05\t0,98\t1,85\t7,88\t8,70\n\t5. Hec.\t1,24\t1,01\t3,10\t8,03\t8,83\n\t6. Pfe.\t0,63\t1,50\t3,41\t24,73\t52,66\n\t7. Br\u00f6.\t1,07\t1,24\t1,92\t39,37\t44,36\n\t8. Erd. F.\t1,31\t1,42\t3,07\t40,41\t58,70\nb) m\u00e4nnliche\t9. Mic.\t0,88\t0,92\t3,43\t5,12\t19,84\n\t10. Run.\t1,01\t1,21\t2,99\t18,74\t38,05\n\t11. Schm.\t1,13\t1,14\t6,61\t11,33\t7,68\n\t12. Wie.\t1,28\t1,42\t3,07\t8,88\t5,49\nMittelwerte\t\t1,13\t1,20\t3,13\t23,81\t37,10\na)\t\t1,15\t1,18\t2,75\t26,97\t45,19\nb)\t\ti,n\t1,22\t3,51\t20,64\t29,02\nauch jetzt wieder die typischen Unterschiede im Lebensalter, so dafs in der nachfolgenden Kurvendarstellung sogleich die Hauptkurve der Erwachsenen und die Hauptkurve der Jugendlichen dargeboten werden soll. Diese Kurven ergeben sich somit aus","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"Die Dunkeladaptation, mit bes. R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis usw. \u00dfl\nden Gesaintmittelwertsreihen der Erwachsenen einerseits und der Jugendlichen andererseits. In der Kurvendarstellung wurden diesmal aus Raummangel nicht die Adaptationszeiten selbst, sondern deren Brigg sehe Logarithmen als Ordinatenwerte verzeichnet. Die Darstellungsweise ist daher 10log T = f (R* ).\nwei\u00df rotf>600)\trot(>630)\nAbbildung 3\nAus obenstehender Darstellung geht ohne weiteres hervor, dafs das Purkinje sehe Ph\u00e4nomen auch schon bei den ganz kurzen Zeiten (noch innerhalb der Momentadaptation) bei allen Vpn. eintritt und zwar bei den Jugendlichen in st\u00e4rkerem Mafse als bei den Erwachsenen.\nDer Verlauf der vorliegenden Kurven wird im wesentlichen durch 2 Komponenten determiniert, diese sind Purkinje sches Ph\u00e4nomen und Dunkeladaptation (Moment- und Daueradaptation). Wenn es gelingt, den letzteren Faktor zu eliminieren, so lassen sich neue Kurven errechnen, die nur noch vom Ausmafs des Purkinje sehen Ph\u00e4nomens bestimmt werden, und die dann ein anschauliches Bild vom Ausmafs dieses Ph\u00e4nomens bei den Erwachsenen einerseits und den Jugendlichen andererseits ergeben.","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"62\nAlois Heinemann\nDa es sich hier in erster Linie um relative Feststellungen handelt, kann man die Kurve der Erwachsenen, indem man ihr die normale Adaptationsweise zuspricht, als Norm beibehalten und die Kurve der Jugendlichen so umrechnen, wie sie verlaufen w\u00fcrde, wenn ihr die Adaptationsweise der Erwachsenen zugrunde l\u00e4ge. Man sieht z. B. in der Tabelle bei den Jugendlichen f\u00fcr rot (600) eine Adaptationszeit von 28,81 Sek. Aus der Haupttabelle und insbesondere aus der Tabelle der Zeitverl\u00e4ngerungsfaktoren des \u00a7 5a sieht man nun, dafs bei den Helligkeiten, die dieser Adaptationszeit entsprechen, die Jugendlichen nur halb so lange Adaptationszeiten ben\u00f6tigen wie die Erwachsenen. Bei angenommen gleicher Adaptations weise der Jugendlichen wie der Erwachsenen w\u00fcrden somit die Jugendlichen zur Erkennung dieses roten B Reizes die Adaptationszeit von 2 \u2022 23,81 Sek. = 47,62 Sek. ben\u00f6tigt haben. Bei gr\u00fcn und blau sind die gleichen Erw\u00e4gungen anzuwenden, die sich dann aber umgekehrt auswirken. Bei weifs wird die Adaptationszeit der Jugendlichen dann nat\u00fcrlich gleich der der Erwachsenen. Nach diesen Verh\u00e4ltnissen berechnet, werden die nachfolgenden beiden Hauptkurven nur noch von dem f\u00fcr Erwachsene und Jugendliche verschiedenen Ausmafs des Purkinje sehen Ph\u00e4nomens gebildet. Die Darstellungsweise ist ebenfalls logarithmisch.\nDie gestrichelte Kurve gibt an, wie die beiden \u00fcbrigen Kurven verlaufen w\u00fcrden, wenn nur die Helligkeiten und nicht die Farben bzw. die verschiedenen Wellenl\u00e4ngen von Einflufs w\u00e4ren.\nAus vorliegender Darstellung l\u00e4fst sich nun ebenfalls ohne weiteres aus dem Vergleich mit der gestrichelten Kurve ersehen, dafs das PuRKiNjEsche Ph\u00e4nomen allgemein bei den Adaptationsvorg\u00e4ngen in starkem Mafse auftritt, dafs es in einer doppelten Wirkung, Aufhellung von blau und gr\u00fcn und Verdunkelung von rot besteht, und dafs es bei den Jugendlichen in weit st\u00e4rkerem Mafse von Einflufs ist als bei den Erwachsenen.\nDer mathematisch Geschulte ersieht aus der letzten Darstellung auch leicht die genaueren quantitativen Verh\u00e4ltnisse. So z. B. haben die roten Kurvenpunkte der Erwachsenen und Jugendlichen einen mittleren, positiven Ordinatenabstand von 0,625. Dem BRiGGschen Logarithmus von 0,625 entspricht ein Numerus von 4,22. Das Verh\u00e4ltnis der Adaptationszeiten bei rot ist daher f\u00fcr die Erwachsenen und Jugendlichen = 1:4,22. Bei blau und gr\u00fcn","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"Die Dunkeladaptation, mit bes. R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis usw. 63\nist ein mittlerer, negativer Abstand von 0,20. Hier ist das Verh\u00e4ltnis der Adaptationszeiten daher = 1,58:1. Die Zeitspanne, die also zwischen der Erkennung der blauen und gr\u00fcnen Reize und der Erkennung der gleich hellen roten Reize lag, war somit bei den Jugendlichen 1,58-4,22 = 6,68 mal so lang als bei den Erwachsenen, wobei die Adaptation f\u00fcr blau und gr\u00fcn bei den Jugendlichen eine k\u00fcrzere Zeit und f\u00fcr rot eine l\u00e4ngere Zeit als bei den Erwachsenen ben\u00f6tigte.\nKurven J\u00cf\u00cf.\nKurven des Purk. Ph\u00e4nom.\n1\u00b0iogt=f(R&)\nJugendl.\nwei\u00df rot(>600) rof(>630)\nAbbildung 4\nNach dem schon im ersten Teile dieses Paragraphen erkl\u00e4rten Verfahren wurden f\u00fcr die Mittelwerte von blau und gr\u00fcn einerseits und die Mittelwerte der beiden rot andererseits die Quotienten Q,","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"64\nAlois Heinemann\ndie einen numerischen Ausdruck f\u00fcr das PuRKiNjEsche Ph\u00e4nomen erm\u00f6glichen, berechnet. Diese Berechnung ergab f\u00fcr die\nErwachsenen: Q~\tV0D= 14 3\nHelligkeit von mittl. rot 1/5000\t1\nund f\u00fcr die ^____Helligkeit von blau-gr\u00fcn_ 1/150\nJugendlichen:\tHelligkeit von mittl. rot 1/14000\t* \u2019\nHiernach trat also das Purkinje sehe Ph\u00e4nomen bei den Jugendlichen in 6\u20147mal so starkem Mafse wie bei den Erwachsenen ein.\nBei der integrierten, erwachsenen Vp. Lie. ergaben diese Berechnungen den Quotienten Q = 50. Nachfolgend sind die einzelnen Adaptationszeiten bei Lie. aufgef\u00fchrt, die den obenstehenden Tabellenwerten entsprechen.\nVp.\tgr\u00fcn\tblau\tweifs\trot (600)\trot (630)\nLie.\t0,92\t1,09\t1,38\t27,00\t31,27\nDie hiernach zu konstruierende Kurve verl\u00e4uft fast ganz genau so wie die schon oben dargestellte Kurve der Jugendlichen.\nAuch diese letzten Ergebnisse best\u00e4rken nochmals unsere Erkl\u00e4rung, dafs das Auftreten des P\u00fcRKiNjEschen Ph\u00e4nomens an das Infunktionstreten primordialer Sehschichten gebunden ist und das Eintreten beider Funktionsweisen durch eine besondere psychophysische Integration, wie sie bei den Jugendlichen und den integrierten Erwachsenen vorliegt, in starkem Mafse gef\u00f6rdert wird.\nDie relative Verdunkelung von rot war bei den Versuchen dieses Kapitels etwa doppelt so stark wie die relative Aufhellung von blau und gr\u00fcn, wie sich ebenfalls aus dem Vergleich der einzelnen Adaptationszeiten mit den Kurven des \u00a7 5 ergab. Nun kam aber die Verdunkelung von rot erst in einem sp\u00e4teren und die Aufhellung von blau und gr\u00fcn schon in einem fr\u00fcheren Zeitintervall zur Geltung. Wir konnten in den Versuchen des vorigen Kapitels schon zeigen und quantitativ sogar genauer ermitteln, dafs das Pu\u00dfKiNjEsche Ph\u00e4nomen mit zunehmender Adaptationszeit eine Steigerung erf\u00e4hrt. Diese Verh\u00e4ltnisse m\u00fcssen nat\u00fcrlich ber\u00fccksichtigt werden, wenn die verdunkelnde Wirkung mit der aufhellenden Wirkung quantitativ verglichen werden soll. Unter Ber\u00fccksichtigung dieser Verh\u00e4ltnisse wurde nun errechnet, dals","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"Die Diinkeladaptation, mit bes. R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis usw.\nbeim PurkinjEschen Ph\u00e4nomen die relative Verdunkelung von rot angen\u00e4hert gleich der relativen Aufhellung von blau und gr\u00fcn war.\nWie schon in der Einleitung zu dieser Arbeit ausgef\u00fchrt wurde, erwiesen verschiedene Untersuchungen, dafs die Bedingtheit des PuRKiNjEschen Ph\u00e4nomens nicht ausschliefslich im Substrat des Sehpurpurs zu suchen sei. So ergaben die Untersuchungen von Koster (25), Shermann (44) und Tschermak (48) das Auftreten dieses Ph\u00e4nomens auch in der st\u00e4bchenfreien fovea\ncentralis, und Versuche von Broer (4) erwiesen das Auftreten des PuRKiNjEschen Ph\u00e4nomens unter besonderen Verh\u00e4ltnissen (n\u00e4mlich im Nachbild) sogar im Tagessehen. Wenn man die grofse Helligkeit unseres A-Reizes und andererseits die physiologisch aufgedeckte Tatsache des sehr leichten Ausbleichens und und der dagegen sehr tr\u00e4gen Regeneration des Sehpurpurs bedenkt, liegt auch nach unseren Ergebnissen, die ein starkes Aus-mafs des PuRKiNjEschen Ph\u00e4nomens schon nach wenigen Sekunden erbrachten, die Vermutung nahe, dafs ebenfalls der Sehpurpur nicht als ausschliefsliche Ursache f\u00fcr das Ph\u00e4nomen anzusehen sei. Diese Vermutung wurde noch durch 2 Sonderversuchsreihen best\u00e4rkt. Bei beiden Versuchsreihen wurde die A-Reiz-Helligkeit auf 200 M.K. erh\u00f6ht und im ersteren Falle wurde dieser A-Reiz 5 Sekunden und im letzteren Falle sogar 20 Sekunden lang exponiert. Die Helligkeiten der farbigen\nReize waren in der ersten Versuchsreihe\n1\n1000\nund in der zweiten\nVersuchsreihe \u2014 wobei diese Relationen sich wie gew\u00f6hnlich\nauf den urspr\u00fcnglichen A-Reiz von 70 M. K. beziehen. Die nachstehenden Tabellen enthalten die Ergebnisse.\nB-Reiz\n1\nio\u00f6\u00f6:\nVp. Sam.\tgr\u00fcn\tblau\tweifs\tm. rot\nA = 200 M.K. u. 5 Sek. expon. j\t3,05\t4,26\t5,03\t24,47\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 60\n5","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"66\nAlois Heinemann\nB-Reiz =\n1\n300 :\nVp. Sam.\tgr\u00fcn\tm. rot\nA = 200 M.K., 20 Sek. exponiert\t2,14\t21,29\nDas P\u00fcRKiNjEsche Ph\u00e4nomen trat also auch schon bei diesen Versuchen nach wenigen Sekunden in sehr starkem Mafse ein. Bei einer erst nach verh\u00e4ltnism\u00e4fsig l\u00e4ngeren Zeiten entsetzenden Regeneration des Sehpurpurs und bei der hier wohl berechtigten Annahme, dafs der Sehpurpur durch den starken und im letzteren Falle sogar 20 Sekunden lang einwirkenden Reiz eine g\u00e4nzliche Ausgleichung erfahren habe, m\u00fcssen auch diese Ergebnisse ganz besonders die Anahme rechtfertigen, dafs das P\u00fcRKiNjEsche Ph\u00e4nomen nicht ausschliefslich mit der Regeneration des Sehpurpurs verkoppelt ist, sondern dafs es von umfassenderen Faktoren hervorgerufen wird.\n\u00a7 ?\n\u00dcber einige allgemeine Beobachtungen\nDas Auftauchen der B-Reiz-Figur aus dem dunklen Intervall heraus wurde von den Vpn. als \u201epl\u00f6tzlich\u201c bezeichnet. Dies war somit ein Umstand, der die Genauigkeit der Reaktionen beg\u00fcnstigte.\nBei den Versuchen mit monochromatischen B*Reizen wurde von den meisten Vpn. keine bestimmte Farbe erkannt. Auf Befragen erkl\u00e4rten die Vpn. in den meisten F\u00e4llen, dafs die Figur von grauer F\u00e4rbung gewesen sei. Dies soll hier besonders hervorgehoben werden, da diese Tatsache gegen jene Theorien spricht, die eine Deutung des PuRKiNJEschen Ph\u00e4nomens mit Ged\u00e4chtnisfarben, mnemischer Koppelung von Helligkeitsvalenzen usw. in Beziehung bringen.\nBei einigen jugendlichen Vpn. war die vorstellungsnahe eidetische Anlage so stark ausgepr\u00e4gt, dafs sie nach mehrfacher Wiederholung eines Versuches sp\u00e4terhin nach dem Verl\u00f6schen des A-Reizes die B-Reiz-Figur auch dann sahen, wenn diese gar nicht eingeschaltet war. Diese Vpn. waren dabei auf Grund des eidetischen Ph\u00e4nomens imstande, alle Einzelheiten der Figur","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"D\u00fc Dunkeladaptation, mit bes. R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis usw.\n67\ngenau zu beschreiben. Die Versuchsergebnisse dieser Vpn. (es handelte sich um 4 Jugendliche) wurden in unseren Versuchsreihen nat\u00fcrlich nicht mit einbezogen. Diese besonderen eideti-schen Ph\u00e4nomene wurden ebenfalls unter verschiedenen Versuchsbedingungen eingehend untersucht. Die Ergebnisse dieser Sonderversuche sollen aber, da sie mit der vorliegenden Arbeit in keinem unmittelbarem Zusammenh\u00e4nge stehen, an anderer Stelle dargelegt werden.\n\u00a7 8\nZusammenfassung der Ergebnisse\nDie aus der vorliegenden Arbeit im wesentlichen hervortretenden Resultate d\u00fcrften folgende sein :\na) Dunkeladaptation (Moment-und Dauer adaptation)\nDie Dunkeladaptation, die im Anschlufs an eine vorausgegangene Hellerregung einsetzt, enth\u00e4lt 2 Prozesse, n\u00e4mlich die Momentadaptation und die Daueradaptation. Die Momentadaptation liegt zeitlich am Anfang der Adaptations Vorg\u00e4nge und ist im wesentlichen bestimmt von dem Abklingen der vorausgegangenen Hellerregung. Die Daueradaptation dagegen liegt zeitlich sp\u00e4ter und setzt um so st\u00e4rker ein, je mehr die Momentadaptation, bzw. das Abklingen der Hellerregung seinem Ende zugeht. Diese Verh\u00e4ltnisse wurden unter Zugrundelegung des Schemas auf S. 40 veranschaulicht. Die Momentadaptation ist eine in den h\u00f6heren Sehschichten des Tagessehens wurzelnde und mehr allonome, d. h. von \u00e4ufseren Reizen bedingte Funktionsweise, die Dunkeladaptation dagegen eine in den primordialen Sehschichten des D\u00e4mmerungssehens ruhende und mehr autonome Funktionsweise. Beide Arten der Adaptation \u00fcberlagern sich mindestens w\u00e4hrend eines Zeitabschnittes des Abklingens und zwar die Momentadaptation in abnehmendem und die Daueradaptation in steigendem Mafse, w\u00e4hrend die Zeit fortschreitet. Daraus ergibt sich, dafs weder eine genaue funktionelle noch eine genaue zeitliche Scheidung beider Funktionsweisen m\u00f6glich ist.\nEbenso wie Katz schon vermutete, kann man die Momentadaptation als eine die Daueradaptation \u00fcberlagernde Funktion ansehen. Auch die M\u00dcLLERsche Theorie der rhodogenetischen Hemmung steht mit unseren Er\u00f6rterungen in gutem Einklang, wie des n\u00e4heren schon in \u00a7 5a ausgef\u00fchrt wurde.\n5*","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68\nAlois Heinemann\n\u00dcbereinstimmend mit verschiedenen Antoren m\u00fcssen auch wir die Bezeichnung \u201eMomentadaptation\u201c f\u00fcr unzweckm\u00e4fsig halten, da sowohl der Begriff \u201eAdaptation\u201c als auch die Bezeichnung \u201eMoment\u201c irref\u00fchrend ist.\nBei der Dunkeladaptation ist die Pers\u00f6nlichkeitsstruktur der Jugendlichen und die des integrierten Typus gegen\u00fcber der mehr desintegrierten Pers\u00f6nlichkeitsstruktur des Durchschnittserwachsenen im Vorteil. Da die Adaptation als eine besondere Anpassungserscheinung angesehen werden kann, reiht sich dieser Befund der allgemein erwiesenen Tatsache der gr\u00f6fseren Labilit\u00e4t und gr\u00f6fseren Beeinflufsbarkeit des integrierten Typus ein.\nBei der Momentadaptation ist die vor allem im Jugendalter auftretende Anlage zu nachbildnahen Ph\u00e4nomenen von besonders hemmendem Einflufs.\nb) P\u00fcEKiNJEsches Ph\u00e4nomen\nDas PuKKiNJEsche Ph\u00e4nomen tritt allgemein bei der Dunkeladaptation in starkem Mafse auf und zwar sowohl bei der Moment- als auch bei der Daueradaptation. Mit zunehmender Dunkeladaptation erf\u00e4hrt das PuRKiNJEsche Ph\u00e4nomen jedoch eine deutliche Steigerung. Dies erkl\u00e4rt sich daraus, dafs das Ph\u00e4nomen (wie aus unseren Ergebnissen hervorgeht) eine Funktion der primordialen Sehschichten ist, und diese Sehschichten mit zunehmender Adaptationszeit auch zunehmend an Wirkungskraft gewinnen (wie unsere Ergebnisse in \u00a7 5a nach weisen konnten). Dafs das PuRKiNJEsche Ph\u00e4nomen auch schon bei den ganz kurzen Zeiten der Momentadaptation eintritt, erkl\u00e4rt sich daraus, dafs auch hier schon, wenn auch noch in ganz minimalem Mafse, die primordialen Sehschichten in Funktion treten.\nDas PuRKiNJEsche Ph\u00e4nomen \u00e4ufsert sich sowohl in einer relativen Verdunkelung von rot als auch in einer relativen Aufhellung von blau und gr\u00fcn, wobei die relative Verdunkelung von rot angen\u00e4hert gleich der relativen Aufhellung von blau und gr\u00fcn ist, wenn vorher Helligkeitsgleichung bestand. Die Helligkeitsverschiebung des Purkin jEschen Ph\u00e4nomens \u00e4ufsert sich sogar schon innerhalb des roten Bereiches durch eine relative Aufhellung der kurzwelligeren und eine relative Verdunkelung der langwelligeren Strahlen.\nAllgemein stehen unsere Versuchsergebnisse mit den in \u00a7 1 dargelegten HERiNGschen Thesen in Einklang. Wenn nach diesen","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"Die Dunkeladaptation, mit bes. R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis usw. 69\nThesen das PuBKiNjEsche Ph\u00e4nomen auch schon im peripheren Sehen auftritt, so d\u00fcrfte das ebenfalls darin seine Erkl\u00e4rung haben, dafs im peripheren Sehen primordiale Funktionsschichten im \u00dcbergewicht sind (das \u00dcberwiegen primordialer Sehschichten im peripheren Sehen geht z. B. schon aus der hierbei vorliegenden erh\u00f6hten Bewegungsempfindlichkeit und schlechteren Farbenerkennbarkeit hervor).\nBei mittleren Adaptationszeiten konnten wir bei den mehr desintegrierten Erwachsenen eine relative Aufhellung von blau und gr\u00fcn gegen\u00fcber rot von 14,3 und bei den mehr integrierten Jugendlichen von 93,3 ermitteln. Das PuRKiNJEsche Ph\u00e4nomen trat also beim integrierten Pers\u00f6nlichkeitstypus in 6\u20147 fach so starkem Mafse auf wie bei dem mehr des integrierten Typus. Dies erkl\u00e4rt sich wohl in folgender Weise: Der integrierte Typus vermag infolge seiner allgemein erh\u00f6hten Anpassungsf\u00e4higkeit sich in besonderem Mafse auf primordiale Sehschichten, sobald dies akzidentell erforderlich ist, einzustellen. Hierdurch kommen umgekehrt die primordialen Sehschicliten und mit ihnen die in diesen Sehschichten wurzelnden, im Sinne des PuitKiNJEschen Ph\u00e4nomens liegenden Gesetzm\u00e4fsigkeiten, erh\u00f6ht zum Ausdruck.\nBesondere Versuche, die trotz sehr starker A-Reiz-EinWirkung (200 M.K., 20 Sekunden) ein deutliches Ausmafs des Purkinje-schen Ph\u00e4nomens schon nach wenigen (2\u20143) Sekunden erbrachten, best\u00e4rkten unsere Ansicht, dafs dieses Ph\u00e4nomen nicht aus-schliefslich durch das Substrat des Sehpurpurs, sondern durch umfassendere Funktionszusammenh\u00e4nge bedingt sei.\nUnsere Versuchsergebnisse zeigen allgemein, dafs Farbenbeobachtungen von Adaptationsverh\u00e4ltnissen sehr stark beein-fiufst werden. Da auch bei den Bedingungen des Photometrierens, insbesondere der heterochromen Farben Vergleichung, die Adaptationsvorg\u00e4nge in T\u00e4tigkeit treten, d\u00fcrfte es sich wohl empfehlen, diesen Adaptationsvorg\u00e4ngen, namentlich unter Leitung der von uns erhaltenen Ergebnisse, Rechnung zu tragen. So liegt z. B. schon eine Momentadaptation vor, wenn nur ein beobachtendes Auge vor eine Okular\u00f6ffnung tritt.\nAufser den vorstehend zusammengefafsten positiven Ergebnissen d\u00fcrfte in der hier vorliegenden Arbeit auch methodisch ein ganz neues Verfahren zur quantitativen Bestimmung des PuRKiNjEschen Ph\u00e4nomens dargelegt sein. Dieses Verfahren,","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\nAlois Heinemann, Die Dunkeladaptation usw.\nwelches sich der Adaptationsvorg\u00e4nge als Hilfsfunktion bedient, d\u00fcrfte auch in \u00e4hnlichen Untersuchungen des Licht* und Farbensinnes anwendbar sein.\nZum Schlufs sei es mir an dieser Stelle gestattet, Herrn Prof. Dr. E. R. Jaensch f\u00fcr seine Unterst\u00fctzung bei der Durchf\u00fchrung dieser Arbeit meinen herzlichsten Dank auszusprechen. Zugleich danke ich nochmals allen Versuchspersonen, die sich mir in freundlicher Weise zur Verf\u00fcgung stellten.","page":70}],"identifier":"lit35999","issued":"1930","language":"de","pages":"1-52, 53-70","startpages":"1","title":"\u00dcber die Dunkeladaptation, mit besonderer R\u00fccksicht auf das Verh\u00e4ltnis von Moment- und Daueradaptation, und das Purkinjesche Ph\u00e4nomen unter dem Gesichtspunkte der typologischen Methode [I. Moment- und Daueradaptation / II. Das Purkinjesche Ph\u00e4nomen]","type":"Journal Article","volume":"60"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:45:04.622309+00:00"}