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{"created":"2022-01-31T16:46:18.704270+00:00","id":"lit36005","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Rydin, H\u00e5kan","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 60: 148-161","fulltext":[{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"148\n(Aus dem Physiologischen Institut der Universit\u00e4t Berlin)\nUntersuchungen \u00fcber die Unterscheidungszeit f\u00fcr Farben bei anomalen Trichromaten\nVon\nHakan Rydin (Upsala)\nMit 1 Abbildung im Text\n1. Fragestellung\nIn den letzten Jahrzehnten haben die Berufsgebiete, in denen normaler Farbensinn der aus\u00fcbenden Personen gefordert werden mufs, wesentlich an Zahl und Bedeutung zugenommen, weshalb die Diagnostik des Farbensinns Gegenstand erh\u00f6hten Interesses geworden ist. Es ist verst\u00e4ndlich, dafs Personen, welche von dem fehlerhaften Farbensinn Kenntnis haben, unter Umst\u00e4nden bestrebt sind, bei der vor der Zulassung zu den fraglichen Berufen notwendigen \u00e4rztlichen Untersuchung den Mangel ihres Farbensinns zu verheimlichen. Bei geeigneter Pr\u00fcfung kann man stets Dichromaten und im allgemeinen auch Anomale feststellen. Intelligente Anomale k\u00f6nnen jedoch, wie Gildemeister und Dieter1 berichten, durch Ein\u00fcbung lernen, die Rayleighgleichung eines Normalen im Anomaloskop einzustellen. Ein Lokomotivf\u00fchrer war 1914 als rotanomal diagnostiziert; bei einer Pr\u00fcfung im Jahr 1919 f\u00fchrte er die gew\u00f6hnlichen Gleichungen am Anomaloskop ganz wie ein normal farbent\u00fcchtiger aus. Er hatte es fertig gebracht, durch Ein\u00fcbung einer \u201eUngleichung\u201c die Gleichung des Farbent\u00fcchtigen einzustellen (die f\u00fcr ihn nat\u00fcrlich ungleich war). Es zeigte sich weiter, dafs einer der beiden genannten Autoren (D.), der selber gr\u00fcnanomal ist, nach kurzer \u00dcbung\n1 M. Gildemeister und W. Dieter, Arch. Ophthalm. 107, 26 (1921).","page":148},{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"Unterscheidungszeit f\u00fcr Farben bei anomalen Trichromaten\n149\nebenfalls die Rayleighgleichung wie ein Normaler einstellen konnte, durch ged\u00e4chtnism\u00e4fsige Einstellung einer bestimmten Ungleichung.\nMan mufs also immer damit rechnen, dafs eine Vp. mit anomalem Farbensinn sich auf eine normale Farbengleichung an einem heimlich benutzten Anomaloskop ein\u00fcbt. Es sind deshalb weitere diagnostische Hilfsmittel erw\u00fcnscht.\nViele Anomale zeigen sich bei Einstellung von Farbengleichungen sehr unschl\u00fcssig und zaudernd. Es w\u00e4re m\u00f6glich, dafs sie daher auch eine verl\u00e4ngerte Unterscheidungszeit f\u00fcr Farben haben. Hierin k\u00f6nnte ein diagnostisches Merkmal gesucht werden. Deshalb schlug mir Prof. W. Trendelenburg vor, die Unterscheidungszeiten f\u00fcr verschiedene Farben bei normalem und anomalem Farbensinn zu untersuchen.\nGuttmann 1 hat das Verdienst, erstmalig die Zeitverh\u00e4ltnisse der Farbenerkennung untersucht zu haben. Er bestimmt nicht die \u201eUnterscheidungszeit\u201c, sondern die \u201eBenennungszeit\u201c, d. h., die zur richtigen Benennung einer Farbe n\u00f6tige Expositionszeit. Sie betrug f\u00fcr Pigmentpapiere bei Normalen etwa 11,5 \u00f6, bei Deuteranomalen 30 o im Mittel. An Spektralfarben waren die Unterschiede gr\u00f6fser, Der Normale brauchte 0,87 o, der Anomale etwa den 50 fachen Betrag.\nII. Methodik\nUnter Unterscheidungszeit (v. Kries 1 2) versteht man bekanntlich die Zeit, welche ben\u00f6tigt wird, um zwei Reize ihrer Quantit\u00e4t und Qualit\u00e4t nach zu unterscheiden. Die Unterscheidungszeit ist in der Weise zu ermitteln, dafs die Aufgabe gestellt wird, von zwei Reizen, die ohne Vorwissen der Vp. miteinander un* regelm\u00e4fsig ab wechseln und die an Quantit\u00e4t und Qualit\u00e4t verschieden sind, nur auf den einen vorher durch Verabredung festgelegten Reiz zu reagieren. Von der erhaltenen zusammengesetzten Reaktionszeit wird die einfache Reaktionszeit abgezogen, welche erhalten wird, wenn auf jeden Reiz ohne R\u00fccksicht auf seine Beschaffenheit reagiert wird. Als Reize dienten mir Farbgl\u00e4ser (bei rot und gr\u00fcn die bei Signalen verwendete Glasart), die von r\u00fcckw\u00e4rts mittels Gl\u00fchl\u00e4mpchen er-\n1\tA. Guttmann, Z. Sinnesphysiol. 42, 49 (1908).\n2\tJ. v. Kries und F. Auerbach, Arch. f. Physiol. 1877, 297.","page":149},{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"150\nH\u00e2kan B,ydin\nleuchtet, in einer Feldgr\u00f6fse von 1\u00b0 22' geboten wurden. Um zu verhindern, dafs die Reize (Rot, Gr\u00fcn und gelbliches Weifs) nur nach der scheinbaren Helligkeit ihrer Farben erkannt wurden, mufsten sie in Peripheriegleichheit (oder in einer ohne Wissen der Vp. in gewissen Grenzen abgestuften Helligkeit) geboten werden. Ferner war zu erwarten, dafs die Unterscheidungszeit vom S\u00e4ttigungsgrad der Farben abh\u00e4nge. Dies ist eine praktisch wichtige Frage, da die Signallichter im Nebel oder Dunst ebenfalls als unges\u00e4ttigte Farben erscheinen. Die S\u00e4ttigungsverminde-rung wurde durch Vorschalten eines dickeren, von vom vom diffusen Zimmerlicht beleuchteten Milchglases erzielt. Zur Zeitmessung diente ein Hippsches Chronoskop.\nIm einzelnen war die Methode folgende.\nA/vVvWvW^AAAW^A^A^/V^^VWVW\nW\nAbbildung 1\nRT = Morsetaster als Reaktionstaster HCH = Chronoskop von Hipp\nSch == grofser schwarzer Schirm mit kreisrunden Ausschnitt f\u00fcr Gl Gl = Gl\u00fchl\u00e4mpchen als optisches Signal M = Milchglas Sz = Stromverzweiger Schl = Schl\u00fcssel AK = Akkumulatoren F == Farbiges Glas\nDie Versuchsanordnung ist in Abbildung 1 wiedergegeben. Der Reaktionstaster RT sowie die Vp. befinden sich vor (im Bilde links) dem Schirm Sch, dicht vor welchem nach Bedarf die Milchglasscheibe M eingeschaltet werden kann. Hinter der \u00d6ffnung des Schirms, die einen Durchmesser von 12 mm hatte, befinden sich die Farbgl\u00e4ser, in einer (nicht ge-","page":150},{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle I. Normaler Farbensinn\nUnterscheidungszeit f\u00fcr Farben bei anomalen Trichromaten\n151\nReaktionslicht Gr\u00fcn\tHelligkeit 2\tP\to\tco\tCO\t\u00bbo\tCO H\to\to\to\to \u2022N\t#\\\t#\\\t!\u00ee o\to\to\to\to\tf-t r-\t\u00ae o ^ \u00b0 s-s\n\t\ttSJ\t0,30 0,25 0,22 0,22 0,25\tbp \u00a9 -\t> fe GM \u00a30 \u00a9 <~r p -S\n\t\tp\t0,20 0,17 0,16 0,17 0,17\t1 a !>\tH S*\tN a \u00b0\til e3 \t\t\t- II \u00ae\n\tHelligkeit 1\tp\t| 0,09 0,08 0,05 0,04 0,06\tCO\tO ^ 0-s P \u00b0 .2(5\n\t\tN\t0,25 0,22 0,19 0,17 0,21\t\u00a3 ^ o . o\\.\t\u00ae\t\u00d6\tM o\t0)\tw .\u25a0e\t^\t2\u00ab\n\t\tp\tC\u00a3)\t^\t^\tCO\tiO H\tH\tt\u2014^\t\u25bc\u20141\trH o'\to'\tcd\to'\to~\t0,14 ionszei stellun Stellung\nReaktionslicht Rot\tHelligkeit 2\tp\t0,10 0,09 0,09 0,07 0,07\t\u00d6 CO\t03 o \u00a9 'T* J5 o' Ph S g \u00f6 2\n\t\tN\t0,30 0,25 0,25 0,24 0,26\t\u00a9 -1-1 \u00f6 \u25a0P M CO\tN W CM\t_ \u2022n\t\u00a9 CD \u2014. \u00b0\n\t\tp\t0,20 0,16 0,16 0,17 0,19\t0,18 nmeng rt aus so aus\n\tHelligkeit 1\tP !\t0,06 0,07 0,06 0,03 0,04\t2 \u00a9 \u25ba>. o3 iO\t\u0153 \u00a9\ta \u2022 h d\n\t\t\u00ab j\t0,24 0,22 0,20 0,16 0,21\t0,21 und Z-der M le stac\n\t\tP :\tCO\tlO\th*\tCO\tC- t-H\tt\u2014<\tt-H\trH \u00bb\\\t\u00bb\\\t*N\t*N o\to\to\to\to\t0,15 \u00eeszeit) M ist atalrei]\n\tHelligkeit 2\tP\t0,12 0,10 0,07 0,05 0,06\to - g \u00a7 r \u00ab -g S' ^ \u201e o \u00a9 Ph Ph\nQD c\u20141 \u2022\trH \u00a9 \u25a0s -4-3 r-i o \u2022\tr-1\t\t\t0,33 0,25 0,24 0,23 0,25\tPh co\t^ fl CM\t\u00a9 \u00a9 <33 O'\n\t\tP\t0,21 0,15 0,17 0,17 0,19\t\u00ae S g \u00f6 \u00a9 2 53 ^\t\" CU i 4P\nf\t\u25a0< m \u00d6 o \u2022 rH hj\tHelligkeit 1\t\t0,09 0,06 0,06 0,04 0,06\t[V] *rH \u00a7 ^\t\u00a9 O\t'\u00d6 \u00d6 \u00a9 \u00a9\n\u00f6S \u00a9 ! \u00ab\t\t\t0,25 0,19 0,20 0,18 0,21\tO\t\u2022 &\u00a3 \u00f6 O\tri o\n\t\tp\t0,16 0,13 0,14 0,14 0,15\t^ a h*\tMO \u2019-1,\tfl P O\t\u00a9\nName\t\t\tN. Sch. H. B. M.\tGesamt- mittel- werte Bei der f\u00fcr\n(M (M Q ^ rH rH rH \u2022N\t\u2022>\t*N\trs o o o o\t'\u00bb\"H\t-j -> ^ O' \u00bbH \u00a9 w\u00ae O\n0,35 0,27 0,35 0,29\tS- w| 1 F\n0,13 0,15 0,16 0,15\t0,15 = Z -tmittel\n0,18 0,12 0,14 0,12\t'-a 3 6S o'\t\u00ae .3 0\nph\tr-\th* CO CM CM CM r\\\tr\\\t\u00ab\\ o o o o\tc- |.2 g \u201cfi S) \u00b0 ^ a\n0,13 0,12 0,13 0,12\t*c?\t\u00d6\t.\u2014i \u00ae\t\u00ae\t\u00a9 H\t\u00f6d o\tS3\t\u00d6\t2 O\t53\tS\nO\tO\t05\t\u00bbO i-H\tGM\tr\u2014<\ty\u2014* r\\\t*\\\t\u00bb\\\t\u00bbn o\to\to\to (V)\t\t\t\t43 pp \u00a9 M \u00a9 H 00\tO\tH\t\u00a9 pH\tw\tiE\tN o'\t/2\t\u00f6\td \u2014\tPh\tth\t-ih \u00a9 M\nomali< 0,32 0,35 0,35 0,31\td \u00a9 ^ co 43 n O \u00ab 1 \u00b0 \u00aeS \u00a9\niteran 0,13 0,15 0,16 0,16\t,n\tMo\t\u0153 ^\t\u00a9\tOS \u00b0\t9\t\u00ae M\trH\tO y\trrt\n<D O\tf\"\tIO\tCO t\u20141\tpH\tf\u2014t\tH\tpp ^\tP-\t*N o\to\to\to\t\" P eS 4\" fO\t^ CD\tQQ\t-p H\tP\tS\tg o\tN\tg\t5 ^ a\n(\u2014H 1-4\tO\tr\u2014\tt\u2014i\tvo CO\tCM\tCO\tCM ^\to'\to'\to'\to'\tCO\t3 \u00b0\t\u00d6 g CD a\nr\u2014H ^\tCO\tCM\tCO rH\ti-H\tt-H\tr\u20144 m fcirf\t\u00bbV\t^\t^ 03\tO\tO\tO\tO\t0,13 szeit) i st der Lreihen\nE-i t>-\tiO CD t\u2014H i-H *rH o' o' o\" o~\tH .H 02 -O\tO p\t--So g o' H .O ^ Ff) *\n0,29 0,28 0,30 0,32\tPh - \u00b0 O CO\t\u00a9 O' rd PcT \u00d6 \u00a9 ^ \u00a9\nCM\tvO\tCD pH p-1 H pH r,\tH\t\u2022v\tp* o o o o\t0,14 \u25a0 (einfa Leihen unterst\nP*| CM CD pH\tpH\tpH\tpH o' CD CD CD\tP H\t^ au r-T\t\u00a9 \u2014i \u00b0\t73\teS \u00a9 +-1\n0,26 0,24 0,30 0,27\t\u2022o ^ CM\t\u2022 N o*' \u00f6 2\n0,12 0,12 0,14 0,13\t0,13 a e r k u vier 1:\nF. L. S. 0.\tGesamt- mittel werte Ben der","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"152\nHakan Rydin\nzeichneten) kleinen Drehscheibe eingesetzt, so dafs das jeweils gew\u00fcnschte Glas vor die \u00d6ffnung gebracht werden kann. Die Vp. hatte die Aufgabe, den Reaktionstaster RT zun\u00e4chst niederzudr\u00fccken und im Moment der vollzogenen Unterscheidung der Farbe loszulassen. Die Schaltung des Chronoskops HCH war so vorgenommen, dafs die Chronoskopzeiger im Moment des Aufleuchtens des Gl\u00fchl\u00e4mpchens Gl (von 4 Volt) eingeschaltet, im Moment der Reaktion wieder ausgeschaltet wurden. Hierzu diente der Umschalter U. Der Strom der Gl\u00fchlampe konnte mittels des Widerstandes W verst\u00e4rkt oder geschw\u00e4cht werden. Zur S\u00e4ttigungsvariierung wurde die Milchglasscheibe M vorgeschaltet und von vorn farblos beleuchtet. Um die Farbenerkennung nur nach der Helligkeit auszuschliefsen, wurde aufser der erw\u00e4hnten Methode der Intensit\u00e4tsabstufung noch die Methode der Peripheriegleichheit der Farbreize angewendet. Die Bestimmung geschah nach der v. KniEsschen Methode. Das Loch des Schirms Sch wurde mit grauem Papier umgeben, welches von vorn durch eine auf passende Helligkeit eingestellte Blendenlampe beleuchtet wmrde. Bei stark exzentrischer Beobachtung (75 Grad) wurde f\u00fcr jede der verwendeten Farben der Widerstand W aufgesucht, bei welchem das nunmehr farblos gesehene Innenfeld dem Aufsenfeid gleich hell erschien. Die Beobachtungen wurden bei Helladaptation vorgenommen. Die Vp. blickte deshalb vor jedem Versuch f\u00fcnf Minuten in die von W. Trendelenburg 1 konstruierte Adaptationsfl\u00e4che, welche so auf gestellt war, dafs die auf einem Drehschemel sitzende Vp. sofort nach Beendigung der Helladaptation den Reaktionsversuch ausf\u00fchren konnte. Die Helligkeit der Adaptationsfl\u00e4che entspricht etwa dem hellen Sommerhimmel zur Mittagszeit in mittleren Breiten. Der Kopf der Vp. war bei den Reaktionsversuchen durch Kinn- und Stirnst\u00fctze fixiert, damit die Winkelgr\u00f6fse des Objekts gleich blieb.\nDie Versuche verliefen nun folgendermafsen. Nach Helladaptation und Einstellen des Kopfes auf der St\u00fctze wird der Taster niedergedr\u00fcckt. Der Versuchsleiter sagt \u201eAchtung\u201c, worauf die Vp. ihre Aufmerksamkeit ganz konzentriert und der Versuchsleiter kurz darauf den Stromkreis f\u00fcr das Farbensignal schliefst. Nach beendeter Reaktion wird wieder in die Adaptationsfl\u00e4che geblickt. In dieser Weise wurde erst die einfache Reaktionszeit, dann die zusammengesetzte (einfache Reaktionszeit plus Unterscheidungszeit) bestimmt, erstere durch Reaktion auf j e d w e d e n Farbreiz, letztere durch Reaktion nur auf den verabredeten Farbreiz, welcher mit den anderen in unregelm\u00e4fsiger Folge wechselte. Es wurden die Versuche nur solange in einer Sitzung ausgedehnt, dafs Erm\u00fcdung sicher keine Rolle spielte. Andererseits wurde auch darauf geachtet, dafs die Vpn. erst gen\u00fcgende \u00dcbung erlangten.\nDie Diagnose des Farbensinns wurde mit Hilfe des NAGELSchen Anomaloskops gestellt.\nDie Versuche wurden in zwei Gruppen durchgef\u00fchrt. In der ersten blieb der S\u00e4ttigungsgrad konstant, w\u00e4hrend die Helligkeit variierte, in der\n1 K. Drescher und W. Trendelenburg, Klin. Mbl. Augenheilk. 76, 776 (1926).","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"Unterscheidungszeit f\u00fcr Farben bei anomalen Trichromaten\n153\nzweiten Gruppe wurde die S\u00e4ttigung bei konstanter Helligkeit variiert. In letzterem Fall wurde die Farbenhelligkeit in Peripheriegleichheit geboten.\nIII. Versuchsergebnisse\nA. Bestimmung der Reaktions- und Unterscheidungszeit bei gr\u00f6fserer S\u00e4ttigung und Variierung der Helligkeit der Farben.\nDie unregelm\u00e4lsig abwechselnden Farben waren weifs, rot und gr\u00fcn.\nAls Reaktionslicht wurde weifs, rot oder gr\u00fcn bestimmt. Das Licht wurde in zwei durch Widerstandseinstellung fixierten Helligkeiten geboten, die sich etwa wie 3 : 2 verhielten.\na) Normaler Farbensinn (5 Vpn.)\nDie Ergebnisse \u00fcber die einfache Reaktionszeit und die Unterscheidungszeit sind in Tabelle I gek\u00fcrzt wiedergegeben. Hier wie in weiteren Tabellen bedeutet E die einfache Reaktionszeit, Z die zusammengesetzte Reaktionszeit, U die Unterscheidungszeit (= Z \u2014 E).\nAus den in Tabelle I enthaltenen Versuchen bei normalem Farbensinn geht hervor, dafs die einfache Reaktionszeit (E) und Unterscheidungszeit (U) mit abnehmender Helligkeit zunehmen. Ferner zeigt sich, dafs es keinen wesentlichen Unterschied ausmacht, ob das Licht, auf welches reagiert wird, weifs, rot oder gr\u00fcn ist; das gilt sowohl f\u00fcr die Reaktionszeit als auch f\u00fcr die Unterscheidungszeit. Deshalb kann man das Ergebnis der Tabelle I noch weiter zusammenziehen und Gesamtmittelwerte nehmen, die in Tabelle Ia wiedergegeben sind.\nTabelle Ia (Gesamtergebnis aus I)\nHelligkeit I\nE = 0,14\u201c (MA 0,01\u201c) Z = 0,21\u201c ( \u201e 0,02\") U = 0,06\u201c ( \u201e 0,02\u201c)\nHelligkeit II\n0,18\u201c (MA 0,02\") 0,26\u201c ( \u201e 0,02\u201c) 0,08\u201c ( \u201e\t0,03\")\nVon Interesse sind die Abweichungen der Einzelwerte vom Mittelwert, da es m\u00f6glich w\u00e4re, dafs zwar die Reaktions- und Unterscheidungszeiten der Anomalen denen der Normalen gleich sind, dafs letztere aber geringere Abweichungen der Einstellungen vom Mittelwert aufweisen. Die mittlere Abweichung ist deshalb in Tab. Ia aus der Tab. I berechnet unter MA aufgenommen.","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154\nHakan Rydin\nZum Vergleich seien hier die Ergebnisse von v. Kries und Auerbach \u00fcber die einfache Reaktionszeit und die Unterscheidungszeit herangezogen.\nAus den Tabellen (S. 342) dieser Autoren lassen sich folgende Mittelwerte berechnen:\nE\tA.\t0,2\"\n\tY. K.\t0,2\"\nU\tA.\t0,012\"\n\tv. K.\t0,034\nDafs die Unterscheidungszeiten auch bei dem langsamer unterscheidenden Beobachtern v. K. kleiner sind als unsere Mittelwerte, wird einmal an gr\u00f6fserer Helligkeit der Reizfarben und weiter daran liegen, dafs bei v. Kries und Auerbach nur zwei\nFarben, bei unseren Versuchen drei Farben zu unterscheiden waren.\nb) Deuteranomalie (4 Vpn.)\nVon Anomalen standen mir w\u00e4hrend der Zeit meines Aufenthalts vier m\u00e4nnliche Deuteranomale (Studenten und junge approbierte \u00c4rzte) zur Verf\u00fcgung.\nDie in gleicher Weise an ihnen ausgef\u00fchrten Bestimmungen der Reaktions- und Farbenunterscheidungszeiten ergaben die in Tabelle II abgek\u00fcrzt zusammengefafsten Werte.\nAus dieser Tabelle ergeben sich folgende Gesamtmittelwerte, wenn man wiederum die Reaktionen auf weifs, rot und gr\u00fcn zusammennimmt :\nTabelle Ha\nHelligkeit I\nE = 0,13\" (MA 0,01\") Z = 0,27\" ( \u201e 0,02\") U = 0,15\" ( \u201e 0,02\")\nHelligkeit\n0,15\" (MA 0,01\") 0,32\" ( \u201e 0,02\") 0,17\" ( \u201e 0,03\")\nAus diesen Zahlen geht hervor, dafs die einfache Reaktionszeit (E) der Deuteranomalen (Gr\u00fcnanomalen) wiederum mit der-jenigen des normalen Farbensinns gut \u00fcbereinstimmt, dafs hingegen die Unterscheidungszeit (U) der Gr\u00fcnanomalen, etwa 3 mal l\u00e4nger ist als die normale. Die mittleren Abweichungen der","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"U nt er Scheidung s z eit f\u00fcr Farben bei anomalen Trichromaten\n155\nReaktions- und Unterscheidungszeiten zeigen bei den Anomalen keine Unterschiede und stimmen ferner mit den Normalen \u00fcberein.\nBei den Deuteranomalen machte es ebenso wie bei den Normalen keinen Unterschied in der Reaktions- oder Unter-scbeidungszeit aus, wenn die verabredete Reaktionsfarbe weifs, rot oder gr\u00fcn war (je 20 Einzelversuche). Falscbreaktionen kamen bei den Anomalen nicht vor.\nB. Bestimmung der Reaktionszeit bei verminderter Farbens\u00e4ttigung.\nW\u00e4hrend bei den unter A. berichteten Versuchen ein Milchglas von 2 mm Dicke den Farbgl\u00e4sern vorgelagert und vom diffusen Tageslicht des Versuchsraums beleuchtet war, wurde nunmehr ein Milchglas von 4 mm Dicke gew\u00e4hlt. Dadurch wurde die Farbe durch Absorption geschw\u00e4cht und die Weifs-lichkeit durch Reflektion vermehrt. Die Helligkeit der Farbe (Einstellung des Widerstandes) war dabei die gleiche, welche bisher als Helligkeit 2 bezeichnet wurde. Die Farbfelder waren wiederum peripheriegleich, so dafs f\u00fcr die Unterscheidung nur der Farbton in Frage kam. Es sollte festgestellt werden, ob hier durch objektive Ver\u00e4nderung die Unterscheidungszeit bei nicht normalem Farbensinn st\u00e4rker vermindert w\u00fcrde als beim normalen.\na) Normaler Farbensinn (4 Vpn.)\nDie Mittelwerte von je 20 Einzeleinstellungen sind:\nTabelle III\nE = 0,17\"\nZ = 0,30\" \u00fc = 0,13\"\nVergleichen wir damit die Tabelle Ia, so finden wir eine deutliche Vergr\u00f6fserung der Unterscheidungszeit, und zwar von 0,08\" auf 0,13\". Die einfache Reaktionszeit hingegen ist durch die S\u00e4ttigungsverminderung nicht wesentlich ver\u00e4ndert (0,17 \u201c gegen 0,18\").\nb) Deuteranomalie (2 Vpn.)\nTabelle IV\nE = 0,15\"\nZ = 0,40\"\nU = 0,25\"","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156\nH\u00e2kan Rydin\nDie Unterscheidungszeit hat auch bei Deuteranomalie durch S\u00e4ttigungsverminderung des Reizlichtes eine Verl\u00e4ngerung erfahren und zwar wie Vergleich mit Tabelle Ha zeigt von 0,17\" auf 0,25\". Bei S\u00e4ttigungsverminderung ist also die Unterscheidungszeit des Anomalen l\u00e4nger als normal. (0,25\" gegen 0,13\", vgl. Tab. IV und III.)\nC. Untersuchungen \u00fcber Reaktions- und Unterscheidungszeit bei Dichromaten.\nBei passender Versuchsanordnung k\u00f6nnen Dichromaten (Protanopen und Deuteranopen) die Signallichter rot, gr\u00fcn und gelb nicht unterscheiden. Genauer gesagt: Sie k\u00f6nnen die Farben nicht an der spezifischen Qualit\u00e4t der Empfindung unterscheiden. Wenn man daher die Farbfl\u00e4chen in gleicher Helligkeit bietet (Peripheriegleichheit oder Minimalfeldgleichheit), so treten die Verwechselungen auf. Gibt man nun dem Dichromaten, der \u00fcber die Versuchsanordnung nicht Bescheid weifs, die Aufgabe, nur dann auf das Farbsignal zu reagieren, wenn er glaubt, die Reizfarbe erkannt zu haben, so wird die Reaktion nur in einem Teil der F\u00e4lle \u201erichtig\u201c sein. Es ist von Interesse, die Dauer der Reaktions- und Unterscheidungszeit f\u00fcr diese F\u00e4lle zu ermitteln.\nWerden aber die Farbfelder peripherieungleich dargeboten, so dafs sie also f\u00fcr den Dichromaten ungleich hell erscheinen, so kann dieser die Farben an der Helligkeit (Quantit\u00e4t) richtig erkennen und wird bei den Reaktions- und Unterscheidungsversuchen in 100% der F\u00e4lle richtig reagieren.\nEs hat f\u00fcr unsere Fragestellung einiges Interesse, diese Verh\u00e4ltnisse n\u00e4her zu untersuchen. Denn es wird die gutbegr\u00fcndete Annahme, dafs die Anomalen bei unserer Versuchsanordnung die Farben nach ihrer Qualit\u00e4t unterscheiden, gest\u00fctzt durch den Nachweifs, dafs die Dichromaten unter gleichen Umst\u00e4nden die Unterscheidung nicht zu leisten verm\u00f6gen, w\u00e4hrend sie die Farben sehr wohl nach Quantit\u00e4ten unterscheiden k\u00f6nnen.\nFerner w\u00e4re m\u00f6glich, in F\u00e4llen von Verdacht auf Dissimulation von Farbenblindheit die Untersuchung der Unterscheidungszeit mit peripheriegleichen (noch besser: minimalfeldgleichen) Farben als diagnostisches Hilfsmittel heranzuziehen, da hierbei eine Vorein\u00fcbung der Vpn. auf einen bestimmten Apparat wohl ausgeschlossen ist.","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"Unterscheidungszeit f\u00fcr Farben bei anomalen Trichromaten\n157\nIch habe deshalb eine Reihe von Zeitbestimmungen an Dichromaten gemacht.\na) Untersuchungen mit peripheriegleichen Farben\nHier wurden wie in den Abschnitten A und B die im Beobachtungsfeld unregelm\u00e4fsig abwechselnden Farben rot, weifs und gr\u00fcn peripheriegleich angewendet. Dem Dichromaten war also ein fehlerfreies Erkennen der Farbe unm\u00f6glich.\nVon dem umfangreichen Material seien hier nur Mittelwerte gegeben, und diese auch nur f\u00fcr die Untersuchung mit der geringeren Helligkeit und geringerer S\u00e4ttigung (Milchglas von 4 mm Dicke).\nTabelle V\n(Protanop)\nE = 0,17\"\nZ = 0,60\" \u00fc = 0,43\"\nFR = 40%\nEs wurden also in durchschnittlich 40\u00b0/o der F\u00e4lle auf die falsche Farbe reagiert. In den \u00fcbrigen F\u00e4llen war die einfache Reaktionszeit (R) 0,17\", also etwa ebenso grofs, wie in dem ganz entsprechenden Fall der Tabellen III und IV, die vom Normalen und von Anomalen stammen. Die Unterscheidungszeit (U) betrug 0,43\", also etwa das 4 fache der normalen (Tab. III), und etwa das 1,7 fache von der des Anomalen (Tab. IV).\nTabelle VI\n(Deuteranop)\nE = 0,17\"\nZ = 0,51\"\nU = 0,34\"\nFR = 40%\nDie Unterscheidungszeiten (in den F\u00e4llen richtiger Reaktion) sind etwas k\u00fcrzer, wie die des Protanopen, die Zahl der falschen F\u00e4lle ist bei beiden Typen der Dichromasie durchschnittlich gleich. Dafs sie nicht gleich 50% ist, sondern nur 40%, d\u00fcrfte darauf beruhen, dafs die Peripheriegleichheit nicht f\u00fcr jeden Fall gesondert bestimmt wurde, so dafs im Einzelfall geringe Helligkeitsunterschiede Vorgelegen haben k\u00f6nnen, aus denen ein Rest von Unterscheidbarkeit sich ergab.","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158\nH\u00e2kan Rydin\nb) Untersuchung mit Farben von ungleicher\nHelligkeit\nDer Untersuchung der Unterscheidungszeiten von Dichromaten mittels Farben, die sich in der Helligkeit unterscheiden, kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu, weil im praktischen Signaldienst die Farben jedenfalls nicht absichtlich auf Peripheriegleichheit abgestuft und im allgemeinen wohl auch nicht peripheriegleich sind. So ist m\u00f6glich, dafs Dichromaten, wenn sie erst einmal aus Erfahrung wissen, wie der Normale diejenigen Felder bezeichnet, welche dem Dichromaten in einer durch Helligkeitsunterschied charakterisierten Weise erscheinen, die Farbensignale fehlerfrei unterscheiden. Dafs sie trotzdem f\u00fcr den praktischen Dienst nicht brauchbar sind, sei nur nebenher erw\u00e4hnt; ist es doch nur zu leicht m\u00f6glich, dafs durch Dunst in der Luft, Nebel, durch \u00f6rtliche Dampf- oder Rauchbildung die gewohnten Helligkeitsverh\u00e4ltnisse sich in einer dem Dichromaten unbekannten Weise \u00e4ndern, wodurch sofort schwere Fehler in der Beurteilung eintreten.\nEs wurden daher Versuchsreihen angestellt, \u00fcber die einfache Reaktionszeit und die Unterscheidungszeit von Dichromaten f\u00fcr peripherieungleiche Farben von etwa der Helligkeit wie sie im Signaldienst verwendet werden. Es zeigte sich, dafs die Dichromaten nun fehlerfrei reagieren konnten. Die Zahlenergebnisse sind in den folgenden Tabellen (Mittelwerte) enthalten.\nTabelle VII\nProtanopen, (2 Vpn, eineiige Zwillinge <\u00a3)\n\tstud. J. J.\tstud. B. J.\t\n\tE = 0,13\"\t0,14\"\t\n\tZ = 0,40\"\t0,37\"\t\n\tU = 0,27\"\t0,23\"\t\n\tTabell\te VIII\t\n\tDeuteranopen (3 Vpn.)\t\t\n\tstud. P.\tstud. W.\tstud. J,\nE =\t0,16\"\t0,15\"\t0,13\"\nZ =\t0,51\"\t0,41\"\t0,32\"\nu =\t0,35\u201c\t0,26\"\t0,19\"\nHieraus ergibt sich, dafs Dichromaten bei p\u00e9riph\u00e9rieun-gleichen Farben, die sie nach der Helligkeitsdifferenz fehlerfrei unterscheiden, Unterscheidungszeiten zwischen 0,35\" und 0,19\"","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"Unterscheidungszeit f\u00fcr Farben bei anomalen Trichromaten\n159\nhaben, im Mittel 0,26\u201c. Es ist wiederum ein Wert, der wesentlich h\u00f6her ist, als der Wert f\u00fcr die Unterscheidungszeit des Normalen und etwa gleich hoch, wie die f\u00fcr Anomale unter verschiedenen Bedingungen gefundenen Werte.\nIT. Besprechung der Ergebnisse\n\u2022\u2022\n\u00dcberblicken wir das in den Mittelwerttabellen zusammen-gefafste Material, so sehen wir, dafs in keinem Fall der Anomale oder der Dichromat die kurzen Unterscheidungszeiten des Normalen erreicht. Der Unterschied bewegt sich zwischen dem Gr\u00f6fsenVerh\u00e4ltnis 1 : 2,3 und 1:3. Es ist also auch vom Standpunkt der Unterscheidungszeitbewertung aus berechtigt, die Anomalen als dem Normalen gegen\u00fcber weniger leistungsf\u00e4hig anzusehen. Es w\u00e4re nat\u00fcrlich erw\u00fcnscht, noch eine gr\u00f6fsere Zahl von Anomalen untersuchen zu k\u00f6nnen, besonders auch Protanomale. Leider war es w\u00e4hrend der mir zur Verf\u00fcgung stehenden Zeit meines Berliner Aufenthalts nicht m\u00f6glich, f\u00fcr die Untersuchungen ein gr\u00f6fseres Material zu beschaffen. Besonderes Interesse verdienen diejenigen Anomalen, welche bei Einstellungen von Farbenmischungen (besonders der Rayleigh-gleichung Li -f- TI = Na) grofse mittlere Abweichungen zeigen. Zu diesen geh\u00f6rt meine Vp. St., Deuteranomal (s. Tab. II). Die genannten Gleichungen werden unter gr\u00f6fserem Zeitaufwand eingestellt als normal, eine aber als vollkommen gleich eingestellte Mischung zeigt nach kurzem Ausruhen des Auges bei Wieder-hineinblicken in den Apparat betr\u00e4chliche Unterschiede, die gleich wieder schwinden. Demgegen\u00fcber zeigt Tabelle II eine auffallend kleine Unterscheidungszeit.\nUm ganz sicher zu gehen, wurde bei St. noch eine Versuchsreihe \u00fcber Unterscheidungszeiten gemacht. Die Farbhellig-keit wurde ohne Kenntnis der Vp. um den Mittelbetrag der Peripheriegleichheit derart variiert, dafs in unregelm\u00e4fsiger Folge bald das rot, gr\u00fcn oder gelb etwas heller war. Dadurch wurde jede M\u00f6glichkeit der Beurteilung nur nach der Helligkeit ausgeschlossen. Es ergaben sich die Mittelwerte (aus 10 Werten): (siehe n\u00e4chste Seite).\nDie verh\u00e4ltnism\u00e4fsig grofse Sicherheit, welche sich bei unserem Deuteranomalen in der kurzen Unterscheidungszeit kundgibt, steht in merkw\u00fcrdigem Gegensatz zu der grofsen Unsicherheit, Zeitschr. f. Sinnesphysiol. 60\t11","page":159},{"file":"p0160.txt","language":"de","ocr_de":"160\nH\u00e0kan Rydin\nwelche dieser Anomale bei Einstellung von Farbenmischungen (Li + TI = Na) zeigt. Die Erkl\u00e4rung ist darin zu finden, dafs bei den Versuchen \u00fcber Unterscheidungszeit die Farbenbeurteilung im ersten Moment der Reizdarbietung erfolgt, w\u00e4hrend die Einstellung der Farbenmischung l\u00e4ngere Zeit erfordert. Hierdurch kommt es, dafs die der Unsicherheit zugrunde liegenden \u201eErm\u00fcdungserscheinungen\u201c nur im letzteren Falle mitwirken.\nnormal\t\tdeuteranomal\n\tSchm.\tSt.\nE\t= 0,18\"\t0,12\"\nZ\t= 0,24\"\t0,21\"\nU\t= 0,06\"\t0,09\"\nEiner Besprechung bedarf noch die Tatsache, dafs die von Guttmann ermittelten \u201eErkennungszeiten\u201c besonders bei Verwendung von Spektralfarben den Anomalen st\u00e4rker vom Normalen abheben als unsere \u201eUnterscheidungszeiten\u201c. Der Grund daf\u00fcr mag besonders darin liegen, dafs bei Guttmann das richtige Erkennen an dem richtigen Benennen festgestellt wurde, bei meinen Versuchen aber durch eine Fingerbewegung. Es ist zu beachten, dafs mithin in der GuTTMANNschen Erkennungszeit noch eine Assoziationszeit, Zeit der richtigen Namensfindung f\u00fcr das richtig erkannte, drin steckt. Es ist durchaus m\u00f6glich, dafs der Anomale gerade auch in dieser Leistung dem Normalen gegen\u00fcber zur\u00fccksteht. Ferner wurden in meinen Versuchen nur drei Farben, rot, gr\u00fcn und gelbliches weifs verwendet, in Guttmanns mehrere Farben von weniger ausgesprochener Verschiedenheit.\nV\u00ab Zusammenfassung der Ergebnisse\nEs werden die Reaktions- und Unterscheidungszeiten bei normalem und anomalem Farbensinn untersucht. Die einfachen Reaktionszeiten der Anomalen und der Dichromaten sind denen der Normalen gleich. Die Unterscheidungszeiten sind hingegen bei den Anomalen 3 mal l\u00e4nger. Auch hierin spricht sich aus, dafs die anomalen Trichromaten den Normalen an Leistung nachstehen. F\u00fcr den zun\u00e4chst auffallenden Befund, dafs unsichere","page":160},{"file":"p0161.txt","language":"de","ocr_de":"Unterscheidungszeit f\u00fcr Farben bei anomalen Trichromaten\n161\nAnomale keine besonders lange Unterscheidungszeit haben, wird eine Erkl\u00e4rung gegeben.\nDichromaten haben mit den Anomalen gleiche Unterscheidungszeiten, wenn ihnen Farben geboten werden, die nicht gleich hell sind. Anderenfalls machen sie in 40 \u00b0/0 der Einzelf\u00e4lle Falschreaktionen.\nHerrn Prof. W. Trendelenburg danke ich f\u00fcr seine Hilfe bei der Bearbeitung der Frage. Herr Dr. Niederhoee hat mich bei den Versuchsreihen in sehr dankenswerter Weise unterst\u00fctzt.\n11*","page":161}],"identifier":"lit36005","issued":"1930","language":"de","pages":"148-161","startpages":"148","title":"Untersuchungen \u00fcber die Unterscheidungszeit f\u00fcr Farben bei anomalen Trichromaten","type":"Journal Article","volume":"60"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:46:18.704276+00:00"}