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Werden die aus der Hautfläche herausprojizierten Empfindungen objektiv richtig lokalisiert?

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{"created":"2022-01-31T14:10:37.101969+00:00","id":"lit36010","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Skramlik, Emil v.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 60: 256-268","fulltext":[{"file":"p0256.txt","language":"de","ocr_de":"256\n(Aus dem Physiologischen Institut der Universit\u00e4t Jena)\nWerden die aus der Hautfl\u00e4che herausprojizierten Empfindungen objektiv richtig lokalisiert?\nVon\nEmil v. SxKAMLiK-Jena\nI. Einleitung\nBekanntlich lokalisieren wir alle unsere Empfindungen nicht in diejenige Stelle des Gehirns, an der sie entstehen, sondern stets nach aufserhalb. Dieses Hinausverlegen der Erregung aus dem Zentralnervensystem kann in die periphere Sinnesfl\u00e4che, aber auch in die Umwelt erfolgen. Der erste Fall ist vorzugsweise beim Druck sinn, der zweite haupts\u00e4chlich beim Gesichtssinn gegeben. Wir lokalisieren in der Regel eine Druckempfindung an diejenige Stelle, an der der Reiz die Haut oder Schleimhaut getroffen hat, w\u00e4hrend wir eine Gesichtsempfindung fast immer in unserer Umgebung unterbringen. Jedenfalls verlegen wir sie niemals in die Netzhaut, auf der die Bilder der sichtbaren Gegenst\u00e4nde entworfen werden.\nWie schon vorhin angedeutet wurde, erfolgt die Projektion einer Druckempfindung nicht ausnahmslos in die periphere Sinnesfl\u00e4che. Es gibt eine Reihe von F\u00e4llen, bei der wir sie aufserhalb unseres K\u00f6rpers lokalisieren. Jeder weifs aus Erfahrungen des t\u00e4glichen Lebens, dafs man zum Feststellen der Anwesenheit von Gegenst\u00e4nden in unserer Umgebung bei Ausschlufs des Gesichtssinnes nicht etwa allein darauf angewiesen ist sie unmittelbar, z. B. durch Auflegen der Haut, zu betasten. Wir k\u00f6nnen uns als Vermittler eines Stabes bedienen, den wir an einem Ende in der Hand halten, w\u00e4hrend das andere mit dem Gegenst\u00e4nde in Verbindung tritt. Wir sp\u00fcren dann einen deut-","page":256},{"file":"p0257.txt","language":"de","ocr_de":"Werden die aus d. Hautfl\u00e4che herausprojiz.Empfind. objektiv richtig lokalisiert ? 257\nliehen Widerstand von seiten des Objektes, das wir getroffen haben. Den Ort des empfundenen Druckes oder Widerstandes versetzen wir an das Ende des St\u00e4bchens. Einfachste Versuche lehren diese Tatsache. Wir werden auf sie hingewiesen beim Benutzen eines Bleistiftes und einer Feder beim Schreiben; der Blinde benutzt bei der Fortbewegung einen Stock, um das An-stofsen zu vermeiden, der Arzt bedient sich einer Sonde, um \u00fcber die Beschaffenheit von Stellen im K\u00f6rper Auskunft zu erhalten, die der Einsicht und dem unmittelbaren Betasten entzogen sind.\nWer einmal seine Umgebung mit Hilfe eines St\u00e4bchens abgetastet und sich \u00fcber die Tastwahrnehmungen Rechenschaft abgelegt hat, die er unter diesen Umst\u00e4nden erlebte, wird die Erfahrungen best\u00e4tigen k\u00f6nnen, die Fechnee und Webee 1 zuerst beschrieben haben. Man glaubt den Druck zugleich an zwei Orten zu empfinden. Da, wo das Ende des St\u00e4bchens unsere Finger und da, wo dessen anderes Ende den Gegenstand ber\u00fchrt. Wir sind so in der Lage die Druckempfindungen nicht allein in die periphere Sinnesfl\u00e4che, sondern auch aufserhalb derselben in die Umgebung zu projizieren. Wir m\u00fcssen nur daf\u00fcr Sorge tragen, dafs die Rezeptoren mit den Objekten der Aufsenwelt durch einen Gegenstand in Verbindung treten.\nBeim \u00dcberblick \u00fcber die bisher auf diesem Gebiete bekannt gewordenen Tatsachen erhebt sich die Frage, ob der Ort, an den wir die Empfindung nach aufsen zu verlegen glauben, unabh\u00e4ngig von der L\u00e4nge des Zwischengliedes ist : ob also die Lokalisation der aus der Haut herausprojizierten Empfindungen objektiv richtig erfolgt. M. W. ist eine Untersuchung der aufgeworfenen Frage niemals erfolgt. Deshalb habe ich es mir zur Aufgabe gemacht hier einige neue Erfahrungen beizubringen.\nII. Eigene Untersuchungen\nDas Verfahren zur Feststellung, ob nach aufserhalb der Hautfl\u00e4che projizierte Empfindungen richtig lokalisiert werden, scheint in Analogie mit den einfachen Methoden, wie sie bisher immer f\u00fcr solche Zwecke benutzt wurden, auf den ersten Blick gegeben. Die Vp. tastet bei verbundenen Augen mit einem\n1 Vgl. Weber, E. H., Der Tastsinn und das Gemeingef\u00fchl in Wagners Handbuch d. Physiologie III, 2, 1846, S. 483.","page":257},{"file":"p0258.txt","language":"de","ocr_de":"258\nEmil v. Skramlik\nSt\u00e4bchen, das in der einen Hand gehalten wird, einen Gegenstand ab und zeigt mit der anderen an, wo er sich ihrer Meinung nach in dem umgebenden Raume befindet. Dabei mufs nat\u00fcrlich vermieden werden, dafs sie mit der zum Zeigen ben\u00fctzten Hand an den Gegenstand oder das St\u00e4bchen ankommt.\nBevor man solche Versuche anstellt, mufs man sich vergewissern, mit welcher Sicherheit und Genauigkeit die Einstellung der freien Hand erfolgt, wenn die andere einen Gegenstand direkt, also ohne Zwischenschaltung eines St\u00e4bchens, ber\u00fchrt. Diese Sicherheit kann an den Zeigefehlern gemessen werden, den Differenzen zwischen der objektiven und der subjektiven Lage des betreffenden Gegenstandes.\nDie ersten Versuche wurden s\u00e4mtlich im Stehen gemacht. Die Gegenst\u00e4nde, die betastet wurden, waren Tischchen, die in ihrer H\u00f6he verstellt werden konnten. Als Vpn. waren t\u00e4tig: 1. Frl. Elisabeth Beyer, 2. Dr. med. Fritz Eichler, 3. stud. med. Helmut Gutmann und 4. Verfasser. Auch an dieser Stelle soll meinen Mitarbeitern herzlichst gedankt sein.\nTabelle 1\nZeigefehler in cm bei Yp. 2\nTischchenh\u00f6he vom Fufs-boden an gerechnet\tZeigefehler : rechts\t|\tlinks\t\n108,0 cm\t; + 1,0 cm\t\u2014 2,5 cm\n118,0 \u201e\t\t+ 1,0 \u201e\n86,0 \u201e\t\u2014 1,5 \u201e\t-1,0 .\n86,0 \u201e\t-1,5 \u201e\t\u2014\n153,0 \u201e\t+ 2,0 \u201e\t+ 1,0 \u201e\n108,0 \u201e\t+1,0 \u201e\t\u2014\n98,0 \u201e\t+ i,o \u201e\t\u2014\n118,0 \u201e\t+ 2,0 \u201e\t-0,5 \u201e\n153,0 \u201e\t\u2014\t+ 1,0 n\n98,0 \u201e\t+ 2,0 \u201e\t-1,0 \u201e\n138,0 \u201e\t\u2014\t+ 2,0 \u201e\n138,0 \u201e\t__\t\u2014\nEs zeigte sich, dafs die Einstellung der freien Hand, die also blofs zum Zeigen verwendet wird, nur selten vollkommen mit der Lage der anderen Hand \u00fcbereinstimmt, die dem Gegenst\u00e4nde aufruht. Doch wird \u2014 siehe Tabelle 1 \u2014 im allgemeinen mit einer ziemlichen Sicherheit eingestellt, gleichg\u00fcltig, welches","page":258},{"file":"p0259.txt","language":"de","ocr_de":"Werden die aus d.Hautfl\u00e4che herausprojiz. Empfind, objektiv richtig lokalisiert ?\t259\ndie absolute Lage des zu pr\u00fcfenden K\u00f6rpers im umgebenden Raum und welches seine relative Lage zum Kopfe der Vp. ist. Die mittleren Fehler wurden ohne R\u00fccksicht auf ihr Vorzeichen berechnet; es ist also dabei nicht eigens ber\u00fccksichtigt worden, ob zu hoch oder zu niedrig eingestellt wurde. Hier konnte um so eher eine Vernachl\u00e4ssigung stattfinden, als im allgemeinen zu hoch eingestellt wird. Wie aus der Tabelle 2 hervorgeht, schwanken die mittleren Fehler individuell. So bewegen sie sich bei Vp. 3 um 1,0 cm, w\u00e4hrend sie bei Vp. 4 bis 4,0 cm erreichen. Bemerkenswert ist, dafs im Durchschnitt sehr viel besser eingestellt wird, wenn die linke Hand dem Gegenstand aufruht und mit der rechten angezeigt wird, als wie umgekehrt. Diese Tatsachen verdienen auch vom Standpunkte des Neurologen Beachtung, da ja bekanntlich solche Einstellungen zur Pr\u00fcfung der Taststereognose ben\u00fctzt werden. Man mufs wissen, dafs die Zeigefehler schon in der Norm betr\u00e4chtlich sein k\u00f6nnen, und dafs sich rechte und linke Hand bei solchen Aufgaben nicht ganz gleichartig verhalten.\nTabelle 2\nMittlere Zeigefehler in cm\n\tVp.\t\ti\t!\ti !\t2\t3\t4\n\trechts links\t\t\t1,6 cm 2,2 \u201e\t1,0 cm 0,8 \u201e\t0,7 cm 1,4 \u201e\t0,7 cm 3,7 \u201e\nAuf dieser Grundlage schien es nun m\u00f6glich die Lokalisation von Gegenst\u00e4nden zu pr\u00fcfen, die mit Hilfe eines St\u00e4bchens betastet werden. Es stellte sich jedoch sehr bald heraus, dafs durch Ben\u00fctzung eines Zwischengliedes zwischen Haut und Objekt die Versuchsbedingungen so verwickelte werden, dafs aus den gewonnenen Ergebnissen keine allgemeinen Schl\u00fcsse zu ziehen sind.\nBei der Pr\u00fcfung der Frage, ob die Lokalisation der aus der peripheren Sinnesfl\u00e4che herausprojizierten Empfindungen objektiv richtig erfolgt, gen\u00fcgt es n\u00e4mlich nicht, blofs die Augen auszuschalten und zu vermeiden, dafs vor dem Versuche der zum Tasten benutzte Stab oder die Tastfl\u00e4che gesehen wTird. Vor allem mufs daf\u00fcr Sorge getragen sein, dafs keine anderen Sinnesempfindungen und Faktoren ins Spiel treten, die bei der Lokalisation zu Hilfe kommen k\u00f6nnten. Als solche kommen Geh\u00f6rseindr\u00fccke in Frage, die durch Ger\u00e4usche verursacht werden, welche beim Auf treffen des Stabes auf den ber\u00fchrten","page":259},{"file":"p0260.txt","language":"de","ocr_de":"260\nEmil v. Skramlik\nGegenstand entstehen. Diese kann man einfach dadurch ausschalten, dafs inan das Objekt mit einem weichen Tuch bedeckt oder aber das zum Tasten benutzte St\u00e4bchen an dem der Hand abgekehrten Ende mit einer Lage Filz ausstattet. Weiter d\u00fcrfen keine Empfindungen ins Spiel treten, durch die ein Schlufs auf die L\u00e4nge des Stabes gezogen werden kann. Da langt es durchaus nicht zu, der Vp. zu verbieten, dafs sie die L\u00e4nge des Stabes durch Abtasten pr\u00fcft. Diese Schwierigkeiten werden auch nicht beseitigt, wenn man den Vpn. den Stab nicht direkt in die Hand gibt, sondern ihn jeweils in vertikaler Lage in einer Metallh\u00fclse befestigt, die \u00fcber einen Finger gestreift ist. Dann k\u00f6nnen immer noch Gewicht und Verbieglichkeit des Stabes einen Auf-schlufs geben, sowie seine Schwankungen auf dem Wege zum Objekt, dessen Lage ermittelt werden soll. Je mehr ein Stab wiegt, um so n\u00e4her wird der Gedanke liegen, dafs er auch betr\u00e4chtlich lang ist. Andererseits wird eine grofse Verbiegbarkeit, z. B. bei d\u00fcnnen St\u00e4ben, den Schlufs gestatten, dafs sie eine betr\u00e4chtliche L\u00e4nge aufweisen.\nDen St\u00e4ben, die beim Versuche benutzt werden und vertikal zu halten sind, kann man nat\u00fcrlich das gleiche Gewicht geben und ihren Durchmesser so gestalten, dafs die Muskelkr\u00e4fte zur Verbiegung nicht ausreichen. Die Schwankungen des Stabes kann man ausschalten, indem man die Entfernung : unteres Ende des Stabes \u2014 Gegenstand, der betastet werden soll \u2014 etwa 3 cm macht, also sehr klein w\u00e4hlt.\nDamit sind aber noch durchaus nicht alle Fehlerquellen beseitigt. Es ist n\u00e4mlich m\u00f6glich die L\u00e4nge des Stabes mit einiger Sicherheit zu erschliefsen, wenn man ihn um das dem Gegenst\u00e4nde aufgesetzte Ende dreht oder um dasselbe hin- und herbewegt. Solche Bewegungen k\u00f6nnen f\u00fcr die objektiv richtige Lokalisation der aus der Hautfl\u00e4che herausprojizierten Empfindungen von ausschlaggebender Bedeutung werden. Dies ergeben die sp\u00e4ter dargestellten Beobachtungen. Um auch dieser Schwierigkeit zu begegnen, kann man dem Stab nat\u00fcrlich eine F\u00fchrung geben. Doch darf diese nicht zu straff sein, weil die Reibung im F\u00fchrungsringe die Beurteilung der wirklichen Auflagefl\u00e4che sehr behindert.\nDer vielen Schwierigkeiten, die sich einer reinlichen Durchf\u00fchrung des Versuches entgegenstellen, kann man nur durch zwei Versuchsanordnungen Herr werden:","page":260},{"file":"p0261.txt","language":"de","ocr_de":"Werden die aus d. Hautfl\u00e4che herausprojiz.Empfind, objektiv rich tig lokalisiert ? 261\n1.\tIndem man Metallst\u00e4be gleichen Gewichts, aber verschiedener L\u00e4nge, von einem Durchmesser von etwa 7 mm auf einer horizontalen Bahn benutzt. Man l\u00e4fst gegen Objekte anstofsen, welche in verschiedener Entfernung von der Vp. in frontal- oder sagittalhorizontaler Richtung gelagert sind. Der Einflufs der Reibung bei der Verschiebung wird durch Ben\u00fctzung einer weichen Unterlage geschw\u00e4cht.\n2.\tIndem man eine Bleikugel von etwa 4 cm Durchmesser an einem Faden aufh\u00e4ngt, dessen L\u00e4nge ver\u00e4nderlich ist. Die Kugel mufs auf derjenigen H\u00e4lfte, die mit dem Objekt in Ber\u00fchrung kommt, abgeplattet sein, damit sie dem Gegenst\u00e4nde -sofort aufruht und nicht etwa Bewegungen ausf\u00fchrt, aus denen ein Schlufs auf die L\u00e4nge des Fadens gezogen werden k\u00f6nnte. Wie man aus diesen Angaben entnehmen kann, handelt es sich hier um jene Anordnung, mit deren Hilfe Goldscheider \\1 2 3,:\u00ee die paradoxe Widerstandsempfindung entdeckt und untersucht hat. Die L\u00e4nge des Fadens kann durch eine Vorrichtung, wie sie die Angler ben\u00fctzen, bequem ver\u00e4ndert werden.\nIn beiden F\u00e4llen findet eine Verbindung des Stabes oder Fadens mit dem Finger unter Zwischenschaltung einer Metallh\u00fclse statt, die \u00fcbergestreift wird. Von Bedeutung f\u00fcr die Ausf\u00fchrung des Versuches ist, dafs die Entfernung: freies Stabende oder abgeplattete Fl\u00e4che der Bleikugel \u2014 Gegenstand, stets die gleiche kurze ist und h\u00f6chstens etwa 3 cm betr\u00e4gt. Weiter, dafs die Ausgangslage des Fingers und der Hand, von der aus die Bewegung zum Anstofsen an den Gegenstand vorgenommen wird, immer dieselbe ist, da sonst aus der L\u00e4nge der von der Hand durchmessenen Strecke Schl\u00fcsse auf die Lage des Widerstand leistenden Gegenstandes gezogen werden k\u00f6nnen. W\u00e4hrend die Metallst\u00e4be \u2014 wie ja schon bemerkt wurde \u2014 nur in der frontal- und sagittalhorizontalen Richtung zu benutzen sind, ist die Kugel nat\u00fcrlich nur in der vertikalen zu gebrauchen.\n1\tGoldscheider, A., Untersuchungen \u00fcber den Muskelsinn. Arch. f. (Anat. u.) Physiol. 1889, S. 369 sowie S. 540.\n2\tGoldscheider, A., \u00dcber die Empfindlichkeit der Gelenkenden. Arch, f. (Anat. u.) Physiol. 1890, S. 380.\n3\tGoldscheider, A. u. Blecher, A., Versuche \u00fcber die Empfindung des Widerstandes. Arch. f. [Anat. u.) Physiol. 1893, S. 536.","page":261},{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"262\nEmil v. Skramlik\nStellt man die Versuche in der eben angegebenen Weise an, so zeigt sich, dafs man im Augenblicke des Auftreffens des Metallstabes oder der Bleikugel auf den Gegenstand eine Empfindung erlebt, die nach aufs en in der Stofsrichtung projiziert wird, deren genaue Lokalisation aber g\u00e4nzlich unm\u00f6glich ist. Niemand ist imstande anzageben, ob sich das Objekt, das den Widerstand leistet, nahe oder fern von dem zum Versuche herangezogenen Finger befindet. Jeder ist \u00fcberrascht, eine Empfindung zu erleben, deren objektiv richtige Lokalisation g\u00e4nzlich unm\u00f6glich ist.\nDafs man \u00fcber die \u00d6rtlichkeit, an der sich der Widerstand\nleistende K\u00f6rper befindet, vollkommen im unklaren ist, geht auch\naus folgender Beobachtung hervor. Stellt man die freie Hand\neiner Vp. in einer gewissen Entfernung vom K\u00f6rper ein, so glaubt\nder Betreffende dann den Widerstand mit der t\u00e4tigen Hand in\nder gleichen Distanz zu versp\u00fcren. Nat\u00fcrlich mufs \u2014 dies braucht\neigentlich nicht besonders betont zu werden \u2014 die Einstellung\nder freien Hand in der Stofs- bzw. Zugrichtung erfolgen. Die \u2022\u2022\n\u00d6rtlichkeit des Widerstandes kann man dann von fern zu nah bzw. umgekehrt wandern lassen. Durch entsprechende psychische Einstellung erlebt man den Aufstofs des Stabes und der Kugel an den verschiedensten Stellen des Raumes.\nIn diesem Ph\u00e4nomen ist vorzugsweise die Ursache zu erblicken, dafs wir beim Aufst\u00fctzen auf einen Stab im Stehen den Eindruck haben, mit ihm den Fufsboden zu ber\u00fchren. Wir projizieren die Empfindung einfach dorthin, wo sich unserere F\u00fcfse befinden. Hierunter lassen sich noch eine ganze Anzahl anderer F\u00e4lle einordnen. Ich erw\u00e4hne der K\u00fcrze halber nur noch den Vorgang beim Schreiben, bei dem wir ja auch die Druckempfindung richtig in die Schreibspitze projizieren, da wir ja doch stets gleichzeitig andere Teile der Hand auf der Schreibebene aufst\u00fctzen.\nAn dieser Stelle m\u00f6chte ich auch auf eine eigenartige Sinnest\u00e4uschung aufmerksam machen, die wiederholt bei diesen Versuchen erlebt wurde.1 Man hat n\u00e4mlich im Augenblicke des Auftreffens des Stabes oder der Bleikugel auf die Unterlage\n1 Vgl. auch die interessante Angabe von Goldscheider und Blecher (s. Fufsn. 3 S. 261), dafs sie eine Widerstandsempfindung zu erleben glaubten, wenn sich w\u00e4hrend der Senkung ihrer an einem Faden h\u00e4ngenden Kugel ein Ger\u00e4usch bemerkbar machte.","page":262},{"file":"p0263.txt","language":"de","ocr_de":"Werden die aus d.Hautfl\u00e4che her ausprojiz.Empfind. objektiv richtig lokalisiert ?\t263\nden Eindruck eines Ger\u00e4usches, auch wenn dieses objektiv nicht gegeben ist. In unserem Bewufstsein ist das Aufstofsen zweier Gegenst\u00e4nde aufeinander mit dem Entstehen einer Geh\u00f6rsempfindung so fest verankert, dafs wir diese auch zu erleben glauben, wenn nur ein Teil des Geschehens (in diesem Falle blofs das Auftreffen auf den Gegenstand) verwirklicht wird.1\nWir sind also nicht in der Lage aufserhalb unserer peripheren Hautsinnesfl\u00e4che projizierte Empfindungen objektiv richtig zu lokalisieren. Wenn wir trotz dieser Unf\u00e4higkeit mit einer Sonde zu arbeiten, an einem Stabe zu gehen oder damit unsere Umgebung abzutasten und \u00e4hnliches imstande sind, so beruht dies offenbar auf einer Anzahl von Hilfsmitteln, die uns mit einer mehr oder minder grofsen Ann\u00e4herung einen Schlufs auf die wirkliche Lage des abgetasteten Gegenstandes im Raume zu uns gestatten.\nIch habe eine gr\u00f6fsere Anzahl von Versuchen angestellt, um diese Einfl\u00fcsse kennen zu lernen.\nAls solche kommen in Betracht:\n1.\tVor Stellungen von der L\u00e4nge des Zwischengliedes, die man sich vor Beginn der eigentlichen Versuche verschaffen kann, sei es, dafs sie angegeben wird oder dafs man sie sieht bzw. abtastet.\n2.\tBewegungen, z. B. das wiederholte Ankommen an den Gegenstand oder Drehungen des Stabes bzw. der aufgeh\u00e4ngten Bleikugel um die Auflagefl\u00e4che. Eine gewisse Rolle spielt da auch die urspr\u00fcngliche Lage der tastenden Hand, von der aus die Bewegung zum Auftreffen auf den Gegenstand erfolgt.\n3.\tDie Beschaffenheit des Zwischengliedes, die nat\u00fcrlich nur bei einem starren Gegenst\u00e4nde eine Rolle spielen wird und zwar durch sein Gewicht, seine Verbieglichkeit, gegebenenfalls den Reibungswiderstand, den er der Verschiebung auf horizontaler Unterlage entgegensetzt.\n4.\tAkustische Eindr\u00fccke, z. B. beim Auftreffen eines Stabes, der zum Tasten verwendet wird, auf einer Unterlage.\n1. Die Lokalisation von aus der Hautfl\u00e4che herausprojizierten Empfindungen wird sehr erleichtert, wenn man die L\u00e4nge\n1 Ich verweise auf analoge Beobachtungen, die in meiner Abhandlung: \u201e\u00dcber irrt\u00fcmliche Wahrnehmungen\u201c Erg. Physiol. 24, 648 (1955) niedergelegt sind.","page":263},{"file":"p0264.txt","language":"de","ocr_de":"264\nEmil v. Skramlik\ndes Zwischengliedes (des Stabes oder des Fadens) weifs. Diese Kenntnis, die man sich auf optischem und auf taktilem Wege verschaffen kann, indem man das Zwischenglied vor dem Versuche sieht oder betastet, wirkt aufserordentlich nachhaltig. Davon habe ich mich in eigenen Versuchen \u00fcberzeugt.\nWie bei den fr\u00fcheren Experimentalreihen waren auch jetzt die Vpn. angewiesen, ihre freie Hand in der gleichen Entfernung oinzustellen, wo sie den Widerstand in der t\u00e4tigen zu versp\u00fcren glaubten. Als Zwischenglied wurden St\u00e4be von 5, 25 und 50 cm L\u00e4nge benutzt. Es ist ohne weiteres zu verstehen, dafs die Zeigefehler nun im allgemeinen erheblich gr\u00f6fser waren, als in der Norm. Oft wurde aber \u00fcberraschend richtig gezeigt. Bei dem Versuche einer Lokalisation benahmen sich die einzelnen Vpn. ganz ungleichartig. Die einen stellten sehr z\u00f6gernd ein (Vpn. 1 und 4), Vp. 3 zeigte sehr rasch, Vp. 2 war stets in der gr\u00f6fsten Verlegenheit und konnte kaum jemals eine Angabe machen, von deren Richtigkeit sie \u00fcberzeugt war.\nBemerkenswert ist, dafs bei den ersten Versuchen der Finger der freien Hand h\u00e4ufig in die gleiche H\u00f6he gestellt wird, in der .sich der zur Pr\u00fcfung verwendete befindet. Auf diese Weise kommt es zu einer vollst\u00e4ndigen Vernachl\u00e4ssigung des Zwischengliedes. In der Regel zeigte sich schon beim ersten Versuch, ob der Betreffende von der Lage des Gegenstandes einen gen\u00fcgenden Eindruck bekommt, um ihn mit einiger Sicherheit zu lokalisieren. In der beigef\u00fcgten Tabelle 3 sind die Mittelwerte der Zeigefehler f\u00fcr verschiedene Stabl\u00e4ngen und die verschiedenen Vpn. zusammengestellt, wobei die rechte Hand zum Zeigen verwendet wurde.\nTabelle 3\nMittelwerte der Zeigefehler in cm bei Verwendung verschieden langer St\u00e4be\nSt\u00e4bchenl\u00e4nge\ti 1 1\tVpn. 1\t2\t|\t3\t\t4\n5 cm 1\t2,1\t2,0\t1,5\t1,0\n25\tj\t4,6\t7,0\t2,8\t3,0\n50 \u201e\t5,7\t8,0\t3,4\t4,0\nAus den Zahlen der Tabelle geht hervor, dafs die Zeige-feh 1er bei allen Vpn. um so gr\u00f6fser werden, je l\u00e4nger das Zwischenglied ist. Bei einer St\u00e4bchenl\u00e4nge von 5 cm sind","page":264},{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"Werden die aus d.Hautfl\u00e4che herausprojiz. Empfind, objektiv richtig lokalisiert ? 265\nsie im allgemeinen nur wenig verschieden von den Normal-abweichungen. Es ergibt sich aber auch, dafs die Zeigefehler individuell ganz erheblich schwanken. Bei Vp. 2 sind sie bei den l\u00e4ngeren St\u00e4ben im Durchschnitt bereits so grofs, dafs man nur von einer h\u00f6chst unsicheren Lokalisation reden kann.\nBemerkenswert ist, dafs beim aufrecht stehenden Menschen ausnahmslos die Zeigefehler in der Hohe zweier K\u00f6rperst eil en am kleinsten waren: wenn sich der Gegenstand in Augenh\u00f6he oder in der H\u00f6he der H\u00fcften befand, also in denjenigen Regionen, in denen wir gewohnheitsgem\u00e4fs die H\u00e4nde am meisten benutzen. Diese K\u00f6rpergegenden sind uns dadurch sehr gut bekannt.\nVon welcher Bedeutung die Nachwirkung optischer oder taktiler Eindr\u00fccke ist, durch die wir zur Kenntnis der L\u00e4nge des Zwischengliedes gelangt sind, lehren Versuche, bei denen st\u00e4ndig Stab- und Fadenl\u00e4nge gewechselt wurden. Da werden die Lokalisationsfehler z. T. ganz aufserordentlich hohe. Sie lassen sich aber in eine Regel einordnen, die besagt, dafs beim Wechseln von einem langen zu einem kurzen Zwischenglied der Gegenstand trotz objektiv unver\u00e4nderter Lage subjektiv zu tief, im umgekehrten Falle subjektiv zu hoch lokalisiert wird. Im ersten Falle steht man beim Versuch noch unter dem Einflufs des zuvor ben\u00fctzten langen, im zweiten Falle unter dem des kurzen Zwischengliedes.\nIn einer weiteren Reihe von Versuchen sollte festgestellt\nwerden, bis zu welchem Grade von Sicherheit der Lokalisation\nman es bringen kann, wenn man stets das gleiche St\u00e4bchen ge-\n\u2022 \u2022\nbraucht. Dabei hat sich gezeigt, dafs durch \u00dcbung im h\u00e4ufig wiederholten Serienversuch die Zeigefehler so gering werden, wie die Normal fehler, auch bei Verwendung der langen St\u00e4bchen. Bis zu welcher Geschicklichkeit man es in der Lokalisation der aus der Hautfl\u00e4che herausprojizierten Empfindungen bringt, h\u00e4ngt nat\u00fcrlich stets von der Vp. ab.\nDie Kenntnis der L\u00e4nge des Zwischengliedes erleichtert wohl die Lokalisation, man kann aber unter Umst\u00e4nden dadurch auch den gr\u00f6bsten T\u00e4uschungen verfallen. Dies ist z. B. der Fall, wenn der VI. vor Anstellen des Versuches noch rasch den Stab wechselt oder die Fadenl\u00e4nge ver\u00e4ndert. War .z. B. der gezeigte Stab kurz, so wird die Vp. dadurch in so\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 60\t18","page":265},{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"266\nEmil v. Skraml\u00efk\nhohem Mafse beeinflufst, dafs sie die Empfindung des Aufstofsens nunmehr sehr nahe vom Finger zu erleben glaubt, auch wenn in Wirklichkeit die Auflagestelle sehr weit entfernt ist. Auf der anderen Seite wird der Eindruck entstehen, dafs sich der Gegenstand sehr weit weg befindet, wenn der Stab oder der Faden beim Zeigen sehr lang war, w\u00e4hrend beim Versuche ein k\u00fcrzerer Stab Verwendung findet \"\"oder die Kugel an einem k\u00fcrzeren Faden hing.\nUm solche T\u00e4uschungen hervorzurufen, ist es aber gar nicht notwendig, dafs die Vp. die L\u00e4nge des Zwischengliedes vor dem Versuche gesehen hat. Es gen\u00fcgt schon von einem kurzen oder langen Stab zu reden, um die Vp. soweit zu beeinflussen, dafs sie beim Auf treffen auf den Gegenstand den entsprechenden Eindruck erlebt. Hier macht sich die Wirkung der psychischen Einstellung in ganz besonders hohem Mafse geltend.\n2. Bei manchen Personen nimmt die Sicherheit der Lokalisation zu, wenn es gestattet ist, beim Versuche wiederholt mit dem Zwischenglied an den zu betastenden Gegenstand anzukommen. Die Zeigefehler werden zweifellos kleiner als wie wenn man darauf angewiesen ist, blofs den ersten Eindruck beim einmaligen Ankommen an den Gegenstand zu verwerten. Doch ist das durchaus nicht ausnahmslos der Fall. Gerade bei Vp. 3 waren die Zeigefehler nicht gr\u00f6fser, wenn sie nur einmal an den Gegenstand ankommen durfte gegen\u00fcber den Abweichungen, die sich beim mehrmaligen Auftreffen zeigten.\nVon gr\u00f6fserer Bedeutung scheinen Drehungen zu sein, die man durch Hin- und Herbewegen der Hand mit dem Stab um seine Auflagestelle ausf\u00fchren kann. Bei diesen wird die Fl\u00e4che eines Kegels beschrieben, dessen Spitze sich in dem Widerstand leistenden K\u00f6rper befindet. Man bekommt auf diese Weise einen gewissen Eindruck von der L\u00e4nge des Zwischengliedes, der f\u00fcr die Einstellung der freien Hand mafsgebend werden kann. Ausdr\u00fccklich sei bemerkt, dafs dadurch die Zeige-fehler nicht etwa gleich Null werden, sie werden aber zweifellos geringer. Wenn manche Vpn. (besonders Vp. 3) trotz ununterbrochener Verlagerung des Gegenstandes und st\u00e4ndigem Wechsel der L\u00e4nge des Zwischengliedes mit einer auff\u00e4lligen Sicherheit zu lokalisieren vermochten, so mag dies auf jene feinen Bewegungen zur\u00fcckzuf\u00fchren sein. Nat\u00fcrlich wird sich da der eine empfindlicher erweisen, als wie ein anderer: w\u00e4hrend bei dem","page":266},{"file":"p0267.txt","language":"de","ocr_de":"Werden die aus d.Hautfi\u00e4chcherausprojiz.Empfind. objektiv richtig lokalisiert ?\t267\neinen grobe Ausschl\u00e4ge und weitl\u00e4ufige Drehungen notwendig sind, um einen Eindruck von der L\u00e4nge des Zwischengliedes zu bekommen, werden bei dem anderen ganz feine unmerkliche Schwankungen der Hand bereits hierf\u00fcr gen\u00fcgen.\nAuch die Ursprungslage, von der aus die Bewegung der Hand zum Ankommen an den Gegenstand erfolgt, ist f\u00fcr die Beurteilung seiner \u00d6rtlichkeit durchaus nicht gleichg\u00fcltig. Dies kommt nat\u00fcrlich nur bei vertikaler Richtung in Frage. Wir beurteilen ja die Lage \u00e4ufserer Objekte immer relativ zu unserem K\u00f6rper : M\u00fcssen wir bei aufrechter K\u00f6rperhaltung mit unserer Hand sehr tief herabgehen, so werden wir viel eher den Eindruck bekommen, dafs sich der Widerstand leistende K\u00f6rper in der N\u00e4he des Erdbodens befindet, als wie wenn eine kleine Bewegung ausreicht, um ihn zu erreichen. Nat\u00fcrlich kann man auf diese Weise auch wieder den gr\u00f6bsten T\u00e4uschungen verfallen. Gerade wrenn alle Bewegungen des Zwischengliedes nach Tunlichkeit ausgeschaltet sind, kann man bei kurzer Bewegung der Hand aus erhobener Stellung den Eindruck erhalten, dafs sich der Gegenstand weiter nach dem Kopf zu befindet, da man ja dann leicht unter dem Eindruck steht, dafs das Zwischenglied ein sehr kurzes ist. Ist es in Wirklichkeit aber lang, so erfolgt jetzt eine auff\u00e4llig fehlerhafte Lokalisation.\n3. Auf die Rolle der Beschaff en h eit des Zwischengliedes wurde schon hingewiesen, als es sich darum handelte, eine reinliche Methode zu gewannen, mit deren Hilfe man bestimmen kann, ob die aus der Hautfl\u00e4che herausprojizierten Empfindungen objektiv richtig lokalisiert w-erden. Es leuchtet ohne weiteres ein, dafs man bei grofsem Gewicht eines starren Zwischengliedes viel eher auf den Gedanken kommt, dafs es lang ist, als wie wTenn es nur wenig wiegt.\nIst das Zwischenglied nicht ganz starr, so w7erden wir einen gewissen Aufschlufs \u00fcber seine L\u00e4nge auf Grund seiner Yerbieglichkeit bekommen k\u00f6nnen. Im allgemeinen wird unter sonst gleichbleibenden Bedingungen ein leicht verbieg-1 i c h e r Gegenstand in uns den Eindruck einer gr\u00f6fseren L\u00e4nge erwecken, als wie ein schwer verbieglicher.\nFindet die Verschiebung des starren Zwischengliedes auf einer horizontalen Unterlage statt, so wird ein gr\u00f6fserer Reibungswiderstand den Schlufs auf ein gr\u00f6fseres Gewicht, infolgedessen auf eine grofsere L\u00e4nge zulassen.\n18*","page":267},{"file":"p0268.txt","language":"de","ocr_de":"268\nEmil v. Skramlik, Werden die aus der Hautfl\u00e4che usw.\nWie man aus diesen Bemerkungen ersehen kann, handelt es sich immer um den Versuch der Gewinnung eines Urteils \u00fcber die L\u00e4nge des Zwischengliedes. Dadurch soll die Sicherheit der Lokalisation erh\u00f6ht werden. Nat\u00fcrlich k\u00f6nnen sich die Urteile, die wir uns auf diese Weise verschaffen, sehr tr\u00fcgerisch erweisen.\n4. Auch auf die Bedeutung der akustischen Eindr\u00fccke wurde bereits hingewiesen. Ist auch im allgemeinen die akustische Lokalisation eine sehr unsichere, so wird sie uns doch in einem gewissen Grade zu leiten verm\u00f6gen, wenn mit den Geh\u00f6rseindr\u00fccken auch andere Sinnesempfindungen verbunden sind. H\u00f6ren wir also ein Ger\u00e4usch beim Auftreffen eines Stabes auf einer Unterlage, so werden wir aus der St\u00e4rke dieses Ger\u00e4usches einen gewissen Schlufs auf die Entfernung des Objektes ziehen k\u00f6nnen. In den ersten Versuchen, bei denen auf eine ganze Anzahl von Begleitumst\u00e4nden noch nicht geachtet wurde, lokalisierte Vp. 2 mit betr\u00e4chtlicher Sicherheit, weil sie sich auf den akustischen Eindruck verliefs. Als dieser ausgeschaltet wurde, beging sie die gr\u00f6fsten Zeigefehler.\nIII. Zusammenfassung\nEine objektiv richtige Lokalisation von Empfindungen, die aufserhalb unserer peripherenHautsinnesfl\u00e4che projiziert werden, ist nicht m\u00f6glich. Wenn wir trotzdem durch Betasten von Gegenst\u00e4nden der Aufsenwelt mit Hilfe eines St\u00e4bchens einen Eindruck von ihrer Lage im Raume relativ zu unserem K\u00f6rper zu erhalten verm\u00f6gen, so beruht dies auf anderen Faktoren, die uns hier zu Hilfe kommen. Vor allem gibt die psychische Einstellung den Ausschlag, gewonnen auf Grund der optischen oder taktilen Eindr\u00fccke, die wir durch Betrachtung und Betasten des Zwischengliedes gewinnen, bevor wir es benutzen. Hervorzuheben ist, dafs manche Vpn. nach einiger \u00dcbung eine sehr grofse Sicherheit in der Feststellung der Lage des mittels eines Stabes bekannter L\u00e4nge betasteten Gegenstandes erwerben. Das ist einer der Gr\u00fcnde, warum wir mit einer Sonde arbeiten oder am Stabe gehen k\u00f6nnen, auch bei Ausschaltung der Augen. Mafsgebend sind dann weiter Bewegungen des Stabes um seine Auflagefl\u00e4che. Endlich k\u00f6nnen akustische Empfindungen beim Auftreffen auf den Gegenstand von Bedeutung werden. Da es sich aber immer um Urteile \u00fcber die L\u00e4nge des Stabes handelt, die wir auf diese Weise erworben haben oder zu erwerben trachten, so k\u00f6nnen sehr leicht grobe T\u00e4uschungen unterlaufen.","page":268}],"identifier":"lit36010","issued":"1930","language":"de","pages":"256-268","startpages":"256","title":"Werden die aus der Hautfl\u00e4che herausprojizierten Empfindungen objektiv richtig lokalisiert?","type":"Journal Article","volume":"60"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:10:37.101975+00:00"}

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