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Die Rolle des Wettstreites der Sehfelder bei den Gesichtswahrnehmungen, insbesondere bei den Nachbildern

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{"created":"2022-01-31T15:04:25.053655+00:00","id":"lit36012","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Veress, E. v.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 60: 276-283","fulltext":[{"file":"p0276.txt","language":"de","ocr_de":"276\n(Aus dem physiologischen Institut der kgl. ung. Franz Josefs Universit\u00e4t\nin Szeged-Ungarn.)\nDie Rolle des Wettstreites der Sehfelder bei den Gesichtswahrnehmungen, insbesondere bei den\nNachbildern1\nVon\nProf. Dr. E. v. Veress\nUnter den vielen Arten und F\u00e4llen der Erscheinung, die wir \u201eWettstreit der Sehfelder\u201c nennen, gibt es einige, die zur Erkl\u00e4rung oder Charakteristik auch anderer Gesichtswahrnehmungen methodisch verwendet werden k\u00f6nnen. Der Wettstreit \u00fcbt also sozusagen auch auf die \u201epraktische Verwendbarkeit\u201c des Sehorgans eine Wirkung aus.\nDer Wettstreit kann in gewisser Beziehung kontinuierlich sein, bzw. besteht eine Wettstreitbereitschaft. Sobald sich eine Gelegenheit bietet, gelangt dieser sofort zur Geltung ; es erscheint daher zweckm\u00e4fsig, dieser Erscheinung in mehr Beziehungen unsere Aufmerksamkeit zu widmen, als dies bisher der Fall war. So glaube ich z. B., dafs in manchen F\u00e4llen des vielumstrittenen stereoskopischen Leuchtens der Wettstreit eine Rolle spielt und zwar dann, wenn das dem einen Auge dargebotene Bild auf hellem, das andere Bild auf dunklem Grund erscheint, oder aber wenn dieses andere Bild eine einfache dunkle Fl\u00e4che darstellt. Die Beobachtungen \u00fcber den Ablauf der Nachbilder lassen sich auch nicht immer mit der Auffassung Hess\u2019 in Einklang bringen, d. h. unter gewissen Umst\u00e4nden verschwindet das Nachbild unter Schwankungen, die von der HESSschen Wellenbewegung stark abweichen. Richtet man z. B. beide Augen auf eine gelblich\n1 Der K\u00fcrze halber habe ich die Besprechung der Literatur weg-gelassen.","page":276},{"file":"p0277.txt","language":"de","ocr_de":"Die Rolle des Wettstreites der Sehfelder hei den Gesichtswahrnehmungen 277\nweifs leuchtende mit weifsem Milchglas bedeckte Lampe, setzt man vor das eine Auge ein rotes Glas und sieht man dann nach entsprechend lange dauernder Beleuchtung auf eine weniger helle Stelle \u2014 z. B. der Wand \u2014, so wird das Nachbild dieses Auges in einem Rhythmus erscheinen und wieder verschwinden, der von dem Wettstreit mit dem Zustand des anderen Auges vorgeschrieben ist und von dem Ablauf der HESSschen Wellenbewegung vollkommen abweicht.\nDer Wettstreit der Sehfelder kann auch auf die Gr\u00f6fse des Gesichtsfeldes einen Einflufs aus\u00fcben. Wenn man z. B. bei D\u00e4mmerlicht auf das eine \u2014 geschlossene \u2014 Auge solange einen m\u00e4fsigen seitlichen Druck aus\u00fcbt, bis das sog. Druckphosphen entsteht, dann wird das Gesichtsfeld des offen gehaltenen Auges eingeengt, so dafs st\u00e4rker peripherisch gelegene Gegenst\u00e4nde dem Gesichtsfeld entschwinden. Wird blofs das eine Auge geschlossen, dann bewirken die von diesem Auge ausgehenden Empfindungen (die Empfindung beinahe vollkommener Dunkelheit, mit verschiedenen schwachen Phosphenen) keine Einengung des Gesichtsfeldes des offenen Auges, ausgenommen, wenn z. B. ein st\u00e4rkeres Akkommodationsphosphen entsteht.\nDer Wettstreit wirkt auch auf andere Gesichts Wahrnehmungen hindernd. Ich konnte \u2014 in gewissem Gegensatz zu Lohmann 1 \u2014 beobachten, dafs auf der H\u00f6he des Wettstreites, dann n\u00e4mlich, wenn wir den Zustand des einen Auges aufser acht lassen, die Funktion des anderen Auges nicht gen\u00fcgt, um k\u00f6rperliche und perspektivische Gesichtswahrnehmungen zu vermitteln. In diesem Falle werden die Gegenst\u00e4nde, wie bei dem Sehen mit einem Auge, blofs ihrer fl\u00e4chenhaften Ausbreitung gem\u00e4fs wahrgenommen.\nDer Wettstreit hindert auch die binokulare Farbenmischung. Wird vor das eine Auge ein rotes, vor das andere ein blaues Glas gehalten und sieht man nun in eine Lampe (ich verwendete zu meinen Versuchen eine Lampe mit einem grofsen halbkugelf\u00f6rmigen weifsen Schirm \u2014 \u201eFrauenlob\u201c), so wird man anfangs, so lange der Wettstreit in lebhaftem Wechsel vor sich geht, blofs hier und dort in einem abseits gelegenen Winkel des peripherischen Gesichtsfeldes infolge der binokul\u00e4ren Farbenmischung die violette Farbe bemerken. Sp\u00e4ter jedoch, sobald sich die Wellen des Wettstreites \u2014 etwa als Zeichen der Erm\u00fcdung \u2014\n1 Z. f. Psychol, u. Physiol, d. Sinnesorg. 40, S. 187, 1906.","page":277},{"file":"p0278.txt","language":"de","ocr_de":"278\nE. v. Vere\u00df\ngelegt haben, kommt es zu einem Ausgleich in den Gesichtsfeldern der beiden Augen, beide Augen sind wieder bem\u00fcht, als einheitliches Organ zu funktionieren, die Folge davon ist die Empfindung der gemischten Farbe, im erw\u00e4hnten Falle violett.\nIst die Refraktion der beiden Augen verschieden, ist z. B. das eine st\u00e4rker, das andere schw\u00e4cher hypermetrop und versucht man ohne Korrektionslinse zu lesen, dann kann es Vorkommen, dafs sich die Sehsch\u00e4rfe auf kurze Zeit verbessert, bzw. so ver\u00e4ndert, wie wenn das schlechter sehende Auge mittels Korrektionslinse die Refraktion des besser sehenden erreicht h\u00e4tte. Der Einflufs des Willens auf den Wettstreit l\u00e4fst sich bis zu einem gewissen Grade \u00fcben, so kann man auch in dem erw\u00e4hnten Falle erreichen, dafs man auch ohne Korrektionslinse f\u00fcr k\u00fcrzere oder l\u00e4ngere Zeit sch\u00e4rfer sieht, d. h. solange es m\u00f6glich ist, die Rolle des unscharfen Gesichtsfeldes zu verdr\u00e4ngen.\nUnter den vielen Funktionen, deren Zusammenwirken im Endergebnis das Zustandekommen der Gesichtswahrnehmungen ergibt, spielt also auch der Wettstreit der Sehfelder eine Rolle. An der Hand dieser Beobachtungen soll nun auch einiges \u00fcber die Natur der Nachbilder gesagt werden.\nH\u00e4lt man vor das eine Auge ein blaues, vor das andere ein gelbes Glas und sieht man entweder durch eine Fensterscheibe auf helle Wolken oder in eine weifslieh leuchtende Lampe, so kann man den Wettstreit dieser beiden Farbenempfindungen bemerken. W\u00e4hrend anfangs der Wettstreit rasch wechselnd, in je einer Sekunde oder noch rascher abl\u00e4uft, l\u00e4fst diese Wellenbewegung sp\u00e4ter nach, bzw. bedarf es zu dieser Zeit eher des Einflusses des Willens als anfangs. Nach Entfernen der Gl\u00e4ser besteht zwischen den gelben und blauen Nachbildern ebenfalls ein Wettstreit und zwar anfangs, solange die Nachbilder noch gen\u00fcgend intensiv sind, mit derselben Frequenz wie zu Beginn des wirklichen Reizes. Der Wettstreit der Nachbilder ist dann am intensivsten, wenn die beiden Farben auch physikalisch komplement\u00e4re Farben darstellen, ferner wenn die Gl\u00e4ser intensiv gef\u00e4rbt sind. Mit schwach gef\u00e4rbten Gl\u00e4sern ist die Bemerkbarkeit des induzierten Wettstreites nicht zu erreichen. Mit Hilfe der Nachbilder l\u00e4fst sich hingegen folgendes erreichen: blickt man durch ganz schwach gelb und blau gef\u00e4rbte Gl\u00e4ser in die Lampe, dann kommt sehr leicht die Empfindung der Farbenmischung zustande, ein Wettstreit ist dann nicht zu he-","page":278},{"file":"p0279.txt","language":"de","ocr_de":"Die Rolle des Wettstreites der Sehfelder bei den Gesichtsicahrneliniungen 279\nmerken. Wird hingegen durch diese Gl\u00e4ser die beleuchtete Fl\u00e4che gen\u00fcgend lange betrachtet, werden dann die beiden Gl\u00e4ser vertauscht, so dafs das blafsblaue Glas vor das Auge gesetzt wird, in dem das blafsblaue Nachbild zustande gekommen ist, das blafsgelbe hingegen vor das andere mit dem blafsgelben Nachbild zu liegen kommt, dann wird die wirkliche Farbenwirkung durch die Nachbilder erh\u00f6ht, die Farben erscheinen lebhafter. Es kommt also auf diese Weise einigemale zum Wettstreit und der Ausgleich kommt erst dann zustande, wenn sich auch die Nachbilder verfl\u00fcchtigten.\nDiese den Wettstreit f\u00f6rdernde Wirkung der Nachbilder ist auch bei Versuchen mit anderen Farben zu beobachten. Wird z. B. vor das eine Auge ein gr\u00fcnlich blaues, vor das andere ein gelbes Glas gehalten und sieht man dann auf ein helles Fenster, so kommt es kaum zum Wettstreit, besonders dann nicht, wenn die Gl\u00e4ser blafs gef\u00e4rbt sind. Wird aber vor dem Versuch vor das eine Auge ein intensiv gelb gef\u00e4rbtes Glas gehalten und dadurch hier ein intensiv blaues Nachbild hervorgerufen, dann wird mit diesem Auge das gr\u00fcnlich Blau intensiver Blau gesehen und nun ist auch der Wettstreit mit dem gr\u00fcnlich-blauen und gelben Gl\u00e4serpaar leicht ausl\u00f6sbar. Es kann sogar auch dann zum Wettstreit kommen, wenn dem Auge mit dem blauen Nachbild das gr\u00fcnlich blaue Glas nicht vorgehalten wird, wenn dabei das Nachbild gen\u00fcgend lange anh\u00e4lt; es kann dann das blaue Nachbild mit der tats\u00e4chlichen Gelb-Empfindung des anderen Augen Wettstreiten, da sich der Zustand der beiden Augen (Nachbild und tats\u00e4chliche Farbenempfindung) gen\u00fcgend stark voneinander unterscheidet, was bekanntlich eine wichtige Bedingung des Wettstreites ist.\nEin \u00e4hnlicher Versuch f\u00fchrt zu einem auch in anderer Richtung charakteristischen Ergebnis: Vor das eine Auge wird ein lichtgelbes Glas gehalten und nun mit beiden Augen auf ein weifs leuchtendes helles Fenster gesehen. Da das gelbe Licht eine stark leuchtende Wirkung hat, entsteht in dieser Hinsicht zwischen den beiden Augen kein scharfer \u2014 f\u00fcr den Wettstreit in Betracht kommender \u2014 Unterschied, es kommt daher zu einem binokularen Ausgleich. Das Ergebnis ist eine gemeinsame gelbe Farbenempfindung, zu deren Helligkeit die weifse Lichtempfindung des unbedeckten Auges beitr\u00e4gt. Um so \u00fcberraschender ist es,, wenn das gelbe Glas nun vor das andere Auge gehalten wird","page":279},{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"280\nE. v. Vere\u00df\nund das durch die fr\u00fchere Gelb-Empfindung entstandene blaue Nachbild jetzt mit der wirklichen Gelb-Empfindung stark und rasch wechselnd wettstreitet.\nDurch rote und gr\u00fcne Gl\u00e4ser hervorgerufene gr\u00fcnlich-blaue und rote bzw. rosafarbige Nachbilder zeigen nach der Induktion ebenfalls einen deutlichen Wettstreit von kurzen Perioden. Wie bei den Versuchen mit dem anderen Farbenpaar wird auch hier der Wettstreit gef\u00f6rdert, wenn die Vp. im Voraus daran denkt, mit welchem Auge sie das rosafarbige und mit welchem sie das\ngr\u00fcne Nachbild sehen werde.\n\u2022 \u2022\nUber den Wettstreit der induzierenden (ein Nachbild hervorrufenden) Farben und der Nachbilder ist noch folgendes zu sagen: Zur Erzeugung des wirklichen Reizes wird je ein gleich durchsichtiges nicht zu dunkles gr\u00fcnes und blaues Glas verwendet. Blickt man, indem man das gr\u00fcne Glas vor das eine, das blaue vor das andere Auge h\u00e4lt, in eine Lampe aus mattem Glas, so wird man kaum einen Wettstreit wahrnehmen, sondern die beiden Farbenempfindungen werden sich ausgleichen. Auf diese Weise wird man bei binokul\u00e4rem Sehen ohne Zuhilfenahme der Erinnerung nicht entscheiden k\u00f6nnen, welches farbige Glas sich vor dem einen und welches vor dem anderen Auge befindet, die einzelnen Farben werden blofs dann einen selbst\u00e4ndigen Reiz aus\u00fcben k\u00f6nnen, wenn man abwechselnd je ein Auge \u00f6ffnet und schliefst. Werden nun nach gen\u00fcgend langer Beobachtung die beiden farbigen Gl\u00e4ser entfernt, und sieht man noch weiter in die Lampe, so kann man den Wettstreit der Nachbilder beobachten.\nZum Zustandekommen des Wettstreites gen\u00fcgt es \u00fcbrigens nicht, dafs in dem einen Auge ein Nachbild vorhanden sei, das andere hingegen unter dem Einflufs eines tats\u00e4chlichen Reizes stehe. Haben wir z. B. in dem einen Auge durch Hindurchblicken durch ein gelbes Glas ein blaues Nachbild erzeugt, \u00f6ffnen wir nun das andere bisher verschlossene Auge und halten vor dieses ein Glas von genau der Farbe wie das Nachbild im anderen und blicken wir nun mit beiden Augen in eine Lampe, so werden wir nichts von einem Wettstreit merken. Der Wettstreit l\u00e4fst sich in diesem Falle nur durch einen Behelf hervorrufen, durch dessen Anwendung der Zustand der beiden Augen voneinander stark verschieden wird. Einmal, wenn das blaue Nachbild einen Stich ins Gr\u00fcne erh\u00e4lt, ferner wenn die blaue Farben- bzw. Lichtempfindung \u00fcber ihre gew\u00f6hnliche Qualit\u00e4t hinaus erh\u00f6ht","page":280},{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"Die Rolle des Wettstreites der Sehfelder hei den Gesichtswahrnehmungen 281\nwird. Zu diesem Behufe wird vor das eine Auge ein violettrotes, vor das andere ein gelbes Glas gehalten und so in die Lampe geblickt, dann wird das violettrote Glas entfernt und das gelbe mit einem blauen vertauscht. Das gr\u00fcnlich blaue Nachbild des einen Auges wird nun mit der tats\u00e4chlichen Blau-Empfindung des anderen merklich Wettstreiten. Diese Verschiedenheit der beiden Empfindungen w\u00e4re jedoch an sich noch nicht gen\u00fcgend; es ist notwendig, dafs die Blau-Empfindung des zweiten Auges durch die vorhergegangene Gelb - Induktion eine besonders brillante Qualit\u00e4t erreicht habe.\nMit Hilfe des Wettstreites der Nachbilder sind wir imstande, dar\u00fcber Aufschlufs zu erhalten, ob bei dem Zustandekommen der Nachbilder dem Zentralapparat oder aber mehr den Transformatoren eine Rolle zuzuschreiben sei. Bei der Erforschung dieser Frage w\u00e4re es eigentlich ratsam so vorzugehen, dafs man\nauf das eine Auge farbiges, auf das andere weifses Licht wirken\n\u2022 \u2022\nl\u00e4fst, um auf diese Weise ein \u00dcbergewicht des stets schwankenden Wettstreites nach der einen Seite zu erzielen und um das farbige Gesichtsfeld in den zentralen Partien nicht zur Geltung kommen zu lassen. Hierauf m\u00fcfste beobachtet werden, ob in dem farbig beleuchteten Auge ein Nachbild entsteht, obwohl es im Zentralapparat nicht zur Farbenempfindung gekommen war. Diese Versuchseinrichtung ist aber nur dann durchf\u00fchrbar, wenn das Glas sehr blafs gef\u00e4rbt ist, so dafs sich seine Farbe kaum von dem dem anderen Auge dargebotenen weifsen Licht unterscheidet. Unter diesen Umst\u00e4nden kommt es jedoch in der Regel nicht zum Wettstreit, sondern die voneinander nicht sehr abweichenden Empfindungen gleichen sich aus, so dafs die Beobachtung der einen oder der anderen f\u00fcr sich nicht m\u00f6glich ist. Infolge des Ausgleiches ist das weifse Licht nicht so stark weifs, wie es ohne die modifizierende Wirkung der schwachen Farbenempfindung der anderen Beite w\u00e4re. Ob zwar dieser Ausgleich auch bei der Beurteilung der Qualit\u00e4t des schwachen farbigen Lichtes st\u00f6rend wirkt, f\u00fchrt der Versuch dennoch zu einem Ergebnis: Nach Entfernung des farbigen Glases entsteht ein schwaches Nachbild in der komplement\u00e4ren Farbe, dessen Erkennung durch den Vergleich mit dem Zustand des anderen Auges \u2014 bei fortlaufender Betrachtung des weifsen Lichtes \u2014 erleichtert wird. Der Versuch hat jedoch den Fehler, das man gen\u00f6tigt ist, das Nachbild an der Hand einer nicht gen\u00fcgend charakteristischen,\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 60\t19","page":281},{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"282\nK. v. Vere\u00df\ngemeinsamen, induzierenden Wirkung zu analysieren; das Nachbild steht uns nicht nach der einseitigen Verdr\u00e4ngung des Wettstreites zur Verf\u00fcgung.\nIch hielt es daher f\u00fcr vorteilhafter Versuche mit Zuhilfenahme der Zeitmessung anzustellen, wobei darauf geachtet wurde, dafs das Versuchsauge nicht zu lange belichtet werde, da sich dann das Nachbild verz\u00f6gert verfl\u00fcchtigt und sein Verschwinden nicht genau bestimmbar ist. Nach kurzdauernder farbiger Belichtung hingegen verschwindet das Nachbild meist pl\u00f6tzlich. Schliefst man z. B. das linke Auge, h\u00e4lt man vor das rechte ein rotes Glas und sieht man so 10 Sekunden lang in eine Lampe aus mattem Glas, hierauf auf eine schwach beleuchtete Stelle an der Zimmerdecke, dann wird man feststellen k\u00f6nnen, dafs das im rechten Auge entstandene gr\u00fcnliche Nachbild genau in 7 Sekunden verschwindet. Nach kurzer Pause h\u00e4lt man abermals das rote Glas vor das rechte Auge und sieht wieder in die Lampe, l\u00e4fst aber jetzt das linke Auge offen. Wiederum um die 10. Sekunde der Belichtung kommt es zu einem \u2014 sagen wir \u2014 dreimaligen Wettstreit, wobei die Empfindung der roten Farbe nicht zur Geltung gelangt. Der Zentralapparat erh\u00e4lt also w\u00e4hrend der Zeit des Wettstreites, bei letzterem Versuch, sozusagen weniger rotes Licht als bei dem vorhergehenden Versuch, bzw. wird er k\u00fcrzere Zeit rot \u201ebelichtet\u201c als die Transformatoren. Das Nachbild verschwindet jedoch auch jetzt nach 7 Sekunden. Dies weist darauf hin, dafs wir die Ursache der Nachbilder in der Zustands Ver\u00e4nderung der Transformatoren resp. der Retina zu suchen haben. Dies wurde zwar auf Grund anderer Beobachtungen auch schon von anderen Autoren betont, da aber diese Auffassung nun durch eine bisher etwas ungewohnte Weise unterst\u00fctzt wird, glaubte ich diese, vom methodischen Standpunkt aus neuen Ergebnisse mitteilen zu sollen.\nIm Zusammenh\u00e4nge mit den letzterw\u00e4hnten Versuchen sei noch meiner folgenden Beobachtung Erw\u00e4hnung getan: Wird vor das eine Auge ein gr\u00fcnes, vor das andere ein rotes Glas gehalten und sieht man so in die matte Lampe, dann erscheinen anfangs, zurzeit des lebhaftesten Wettstreites, die beiden Farben sehr stark verschieden. Sp\u00e4ter l\u00e4fst die Empfindung der Verschiedenheit nach, die Farben scheinen sich einander zu n\u00e4hern, aber nicht nach den Regeln der optischen Farbenmischung (d. h._ Ann\u00e4herung an weifs bzw. grau), sondern so, als ob die eine","page":282},{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"Die Rolle des Wettstreites der Sehfelder bei den Gesichtswahrnehmungen 283\nFarbe einen Teil der Wirkung der anderen beeintr\u00e4chtigte. Wenn man nun das rote und das gr\u00fcne Licht solange betrachtet, bis sich der Wettstreit legt und es zu dem erw\u00e4hnten Ausgleich gekommen ist, dann erscheinen die Nachbilder nach Entfernen der Gl\u00e4ser st\u00e4rker, ihr Wettstreit wird lebhafter, als nach kurzer Betrachtung. In dieser Hinsicht wirkt also nicht so sehr die bei der Induktion vorhandene Empfindung, als die Peripherie, der Zustand der Transformatoren bestimmend.\nEs ist \u00fcberraschend, dafs es demnach F\u00e4lle gibt, in denen ein Zustand der Transformatoren auf die nach der Induktion eintretende zentrale Zustandsver\u00e4nderung, die Empfindung, die Nachbilder von Einfiufs ist, welcher mit dem zurzeit der Induktion qualitativ vollkommen umschriebenen zentralen Zustand \u2014 bzw\\ der Empfindung \u2014 nicht verkn\u00fcpft war.","page":283}],"identifier":"lit36012","issued":"1930","language":"de","pages":"276-283","startpages":"276","title":"Die Rolle des Wettstreites der Sehfelder bei den Gesichtswahrnehmungen, insbesondere bei den Nachbildern","type":"Journal Article","volume":"60"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:04:25.053665+00:00"}

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