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{"created":"2022-01-31T16:42:22.958003+00:00","id":"lit36016","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Fallert, Fritz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 60: 297-324","fulltext":[{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"297\n(Aus dem Physiologischen Institut [Hallerianum] der Universit\u00e4t Bern)\nUntersuchungen \u00fcber die Wahrnehmung von Bewegungen in den drei Dimensionen des Raumes\nVon\nFritz Fallert (Bern)\n(Mit 3 Abbildungen im Text)\n1. Einleitung\nZu den wichtigsten r\u00e4umlichen Leistungen des Auges geh\u00f6rt die Vermittlung der Wahrnehmung von Bewegungen. In gewisser Beziehung ist das Auge gerade f\u00fcr diese Leistung ganz besonders angepa\u00dft, ja, Teile des Auges, die f\u00fcr andere Raumeigenschaften sehr wenig sensibel sind, gelten hinsichtlich der Wahrnehmung von Bewegungen als besonders empfindlich. Dies trifft speziell f\u00fcr die Netzhautperipherie zu.\nDie nachfolgende Arbeit besch\u00e4ftigt sich mit dem Problem der Bewegungsempfindung, und zwar ausschlie\u00dflich auf der Stelle des sch\u00e4rfsten Sehens. Es liegen schon einige Untersuchungen \u00fcber die Feinheit der Wahrnehmung von Bewegungen vor. (F. B. Hofmann, die Lehre vom Raumsinn des Auges, 2. Teil, S. 537, Springer 1925. Ernst Lau, Neue Untersuchungen \u00fcber das Tiefen- und Ebenensehen, Z. Sinnesphysiol. 54, 1 (1921). W. Filehne, \u00dcber das optische Wahrnehmen von Bewegungen, Z. Sinnesphysiol. 54, 134 (1921). F. W. Fr\u00f6hlich, Untersuchungen \u00fcber periodische Nachbilder, Z. Sinnesphysiol. 52, 63 (1921)). Meistenteils wird in diesen Arbeiten festgestellt, welches die geringste Geschwindigkeit eines sich bewegenden Objektes ist, die gerade noch ein Erkennen der Bewegung erlaubt. Aber diese Untersuchungen betreffen fast ausschlie\u00dflich Bewegungen in einer Dimension des Raumes, w\u00e4hrend eine systematische Untersuchung \u00fcber die Feinheit des\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 60\t^6","page":297},{"file":"p0298.txt","language":"de","ocr_de":"298\nFritz Fallert\nErkennens von Bewegungen nach den drei Dimensionen, der H\u00f6he, der Breite, und der Tiefe noch aussteht.\nDie nachfolgende Arbeit hat sich zur Aufgabe gestellt, die Untersuchung nach dieser Richtung hin auszuf\u00fchren. Das Interesse, welches sich an eine derartige Untersuchung kn\u00fcpft, liegt darin begr\u00fcndet, da\u00df vielfach die Meinung vertreten wird, da\u00df die drei Dimensionen des Raumes physiologisch und psychologisch sich verschieden verhalten. Alle diejenigen, welche Vertreter der sogenannten empirischen Lehre des Raumes sind, lassen zwar die H\u00f6he und Breite prim\u00e4r durch rein physiologische Momente und somit Eigenschaften der Netzhaut \u2014 die Netzhaut im weitesten Sinne des Wortes \u2014 bedingt sein, w\u00e4hrend sie die Wahrnehmung der Tiefe prim\u00e4r nicht rein physiologisch, sondern durch eine zu unbekannten physiologischen Momenten hinzutretende Erfahrung zustande kommend annehmen. Im Gegensatz hierzu hat Ewald Hering die Lehre begr\u00fcndet, da\u00df auch die elementare Tiefenwahrnehmung prim\u00e4r durch physiologische Eigenschaften der Netzhaut ausgel\u00f6st wird. In neuerer Zeit ist diese Lehre in besonders einleuchtender Weise durch die geistvolle nachgelassene Studie von F. Hillebrand (F. Hillebrand, Lehre von den Ge-sichtsemptindungen, Springer 1929) dargelegt worden.\nDie Frage, ob nun der Tiefenwahrnehmung eine Sonderstellung zukommt, m\u00fc\u00dfte sich somit durch derart systematische Untersuchungen kl\u00e4ren lassen, die ein genaues Vergleichen der Resultate gestatten, welche durch Ermittlung der kleinsten noch gerade wahrnehmbaren Bewegung nach allen drei Dimensionen des Raumes erhalten werden.\nDementsprechend bestand die Aufgabe der vorliegenden, auf Anregung von Professor Asher ausgef\u00fchrten Arbeit darin, eine Methode auszuarbeiten, durch die quantitativ me\u00dfbar ein Objekt nach den drei verschiedenen Dimensionen bewegt werden konnte. Sodann mu\u00dfte f\u00fcr jede derselben die geringste Geschwindigkeit aufgefunden werden, die notwendig war, damit innerhalb einer bestimmten Zeit die Bewegung wahrgenommen werden konnte. Ferner gilt es, die aus diesen Resultaten sich ergebenden Folgerungen zu ziehen, die haupts\u00e4chlich aus den durch Berechnung aus kleinster noch eben erkennbarer Geschwindigkeit und der zum Wahrnehmen derselben notwendigen Zeit sich ergebenden Verschiebungen des Netzhautbildes eines sich bewegenden fixierten Gegenstandes gewonnen wurden. So sollte","page":298},{"file":"p0299.txt","language":"de","ocr_de":"Wahrnehmung von Bewegungen in den drei Dimensionen des Baumes 299\ndie Frage entschieden werden, ob die Feinheit des Erkennens von Bewegungen nach allen drei Dimensionen gleich gro\u00df ist.\nUm diese Untersuchungen in richtiger Weise ausf\u00fchren zu k\u00f6nnen, war es erforderlich, die Anordnung so zu treffen, da\u00df ausschlie\u00dflich physiologische Momente f\u00fcr die Wahrnehmung der verschiedenen Bewegungen bestimmend waren, w\u00e4hrend alle Momente der Erfahrung ausgeschlossen wurden. Hierf\u00fcr besitzen wir schon gut ausgearbeitete Methoden. Insofern die von mir gebrauchte Veranlassung gab, da\u00df neue Fehlerquellen der empirischen Motive sich einschleichen konnten, mu\u00dfte daf\u00fcr gesorgt werden, diese rechtzeitig zu erkennen und zu beseitigen.\nZwei Versuchsanordnungen waren von vornherein gegeben; einerseits die binokulare und andererseits die monokulare. W\u00e4hrend bei den Untersuchungen nach der H\u00f6he und Breite zwischen beiden Bewegungsweisen kein prinzipieller Unterschied besteht, ist ein solcher bei Wahrnehmung nach der Tiefe vorhanden, indem bei monokularer Beobachtung ja die physiologische Grundlage der Tiefenwahrnehmung fehlt. Aber auch bei binokularer war sie erst mit dem Moment vollst\u00e4ndig gegeben, wo man in den Sehraum in die N\u00e4he des sich bewegenden Objektes einen ruhenden Gegenstand in Form eines Papierstreifens brachte, und so durch Fixation desselben bei den Versuchen die Kernfl\u00e4che des Sehraumes schuf. Es zeigte sich denn auch, da\u00df bei dieser Anordnung die kleinste noch eben erkennbare Bewegung ganz bedeutend geringer war, als wenn man den einzig ruhenden Gegenstand in n\u00e4chster Umgebung \u2014 den Papierstreifen \u2014 aus dem Sehraum entfernte und so ohne M\u00f6glichkeit eines Vergleiches mit einem ruhenden nahen Objekt nur den sich bewegenden Gegenstand beobachtete. Da auch bei den Bewegungen nach der Breite und H\u00f6he zum vornherein andere Bedingungen gegeben sind, ob man die Versuche mit oder ohne ruhendes Vergleichsobjekt vornimmt, wurden dieselben ebenfalls auf beide Arten durchgef\u00fchrt.\nII. Versuchsanordnung\nDie Apparatur, mit der s\u00e4mtliche Versuche ausgef\u00fchrt wurden,\nw^ar haupts\u00e4chlich aus drei Teilen zusammengesetzt : einem\nApparat, der zum gr\u00f6\u00dften Teil aus einer Dunkelr\u00f6hre bestand,\nund der die Aufgabe hatte, den Sehraum des Beobachters so\nnach allen Seiten abzudecken, da\u00df alle Erfahrungsmomente aus-\n20*","page":299},{"file":"p0300.txt","language":"de","ocr_de":"300\nFritz Fallert\ngeschlossen wurden und nur die Eigenschaft des sich bewegenden Objektes den Beobachter beeinflu\u00dfte; sodann aus einem zweiten Apparat, dessen Hauptaufgabe darin bestand, einem, kleinen Schlitten, auf dem das zu fixierende Objekt befestigt war, ein leichtes Hin- und Hergleiten zu erm\u00f6glichen, und endlich aus einem Motor, der den Schlitten in Bewegung setzte.\nA. Die Dunkelr\u00f6hre\nDieselbe war 1 m lang, ihr Durchmesser betrug 30 cm, und die Innenseite war mit schwarzem Papier ausgekleidet. Vor derselben sa\u00df der Beobachter, den Kopf durch ein Bei\u00dfbrett fixiert. Das dem Beobachter nahe Ende der Dunkelr\u00f6hre war durch einen vertikal gerichteten Karton abgeschlossen, in dem sich in Augenh\u00f6he zwei kreisrunde L\u00f6cher befanden, deren Durchmesser 3 cm betrug. Ihr dem Beobachter fernes Ende war ebenfalls durch einen Karton abgeschlossen, in dessen Mitte sich ein 20X20 cm messender quadratischer Ausschnitt befand, der durch Verschieben eines je \u00fcber und unter demselben befindlichen Kartonst\u00fcckes gegeneinander, die in Schienen liefen, zu einem horizontalen Spalt von 1 cm H\u00f6he und 20 cm Breite verengert werden konnte. Auf diese Weise wurden die Versuche des Tiefensehens und die bei horizontaler seitlicher Bewegung vorgenommen. Verschob man umgekehrt zwei zu beiden Seiten des quadratischen Ausschnittes sich befindende Kartonst\u00fccke, die in \u00e4hnlicher Weise durch Schienen fixiert wurden, in horizontaler Richtung gegeneinander, so konnte man leicht einen vertikalen Spalt von 1 cm Breite und 20 cm H\u00f6he erzeugen. Bei den Versuchen in vertikaler Bewegungsrichtung wurde derartig der Spalt eingestellt.\nFreilich war der L\u00e4ngsdurchmesser des Spaltes bei Beginn der Versuche nicht so gro\u00df; er betrug damals 9 cm. Bald schon stellte es sich jedoch heraus, da\u00df diese L\u00e4nge ungen\u00fcgend war, denn hier konnte man Bewegungen als solche erkennen, die sich sp\u00e4ter bei l\u00e4ngerem Spalte als nicht wahrnehmbar erwiesen, wohl weil das beobachtende Auge unwillk\u00fcrlich die beiden Strecken von dem sich bewegenden Gegenst\u00e4nde bis zu beiden Enden des Spaltes miteinander verglich, deren Gr\u00f6\u00dfenverh\u00e4ltnis zueinander sich bei dem urspr\u00fcnglich gew\u00e4hlten kleineren Spalte ja rascher verschieben mu\u00dfte als bei dem sp\u00e4ter auf 20 cm verl\u00e4ngerten, so da\u00df aus dieser Verschiebung R\u00fcckschl\u00fcsse auf Vorhandensein einer minimalsten, kaum mehr sichtbaren Bewegung gezogen","page":300},{"file":"p0301.txt","language":"de","ocr_de":"Wahrnehmung ran Bewegungen in den drei Dimensionen des Raumes 301\nwerden konnten. Bei clem sp\u00e4ter gew\u00e4hlten l\u00e4ngeren Spalt jedoch erlaubte auch hei den Versuchen mit den Verh\u00e4ltnissen entsprechend relativ raschen Bewegungen keine derartige erkennbare Verbreiterung der einen H\u00e4lfte des Spaltes vom bewegten Objekt bis zu einem Ende, resp. Verschm\u00e4lerung der anderen H\u00e4lfte, R\u00fcckschl\u00fcsse auf vorhandene Bewegung.\nB. Der Schlittenapparat\nDerselbe diente dazu, dem zu fixierenden Beobachtungsobjekt ein m\u00f6glichst reibungsloses und daher absolut gleichm\u00e4\u00dfiges Gleiten zu gestatten, und bestand in der Hauptsache aus zwei Schienen, die horizontal und streng parallel befestigt waren, derart, da\u00df der kleine Schlitten, der den sp\u00e4ter zu beschreibenden Kartonstreifen trug, in ihnen leicht sich hin und her bewegen konnte. Unter diesem, und somit gleichzeitig zwischen den Schienen lief in derselben Richtung, in der sich der Schlitten bewegen sollte, ein Band, dessen beide Enden \u00fcber zwei je am entgegengesetzten Ende des ganzen Apparates befestigte Rollen umbogen, um unterhalb des Apparates wieder miteinander verbunden zu werden. Beide Rollen waren beweglich, und an einer derselben befand sich ein Rad, das direkt durch den Motor getrieben werden konnte. Geschah dies, so wurde auf diese Art das Band in kontinuierliche Bewegung gesetzt. Es galt nun noch, diese Bewegung auf den \u00fcber dem Band in den Gleitschienen laufenden Schlitten zu \u00fcbertragen. Dies wurde folgenderma\u00dfen bewerkstelligt : Auf dem Bande war ein kleines Hebelchen fixiert, das durch eine schwache Feder st\u00e4ndig aufrecht gehalten wurde. Die L\u00e4nge dieses Hebelchens reichte gerade aus, den Gleitschlitten noch zu erreichen, so da\u00df hei Bewegung des Bandes auch letzterer mitbewegt wurde. Erreichte nun aber der so vorw\u00e4rts gleitende Schlitten das Ende der Schiene, wo durch eine dort befestigte Schraube ein Weiterbewegen ihm verunm\u00f6glicht war, so wurde das Hebelclien nach hinten umgeklappt, und das Band konnte sich ungest\u00f6rt mit ihm unter dem nun stillstehenden Gleitschlitten durchbewegen. War das geschehen, so schnellte das Hebelclien infolge der schwachen Feder spontan wieder in die H\u00f6he, derart, da\u00df es nach Herum wandern mit dem Band um den Apparat ohne besonders aufgerichtet zu werden wieder imstande war, den Schlitten von Neuem anzutreiben, der inzwischen von dem Ver-","page":301},{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"302\nFritz Fallert\nsuchsleiter zu einem neuen Versuch in die Mitte des Spaltes zur\u00fcckgeschoben worden war.\nDer in den Schienen gleitende Schlitten war wie erw\u00e4hnt dazu bestimmt, das zu fixierende Beobachtungsobjekt zu tragen. Dasselbe bestand anf\u00e4nglich aus einem schwarz gef\u00e4rbten 4 mm breiten Kartonstreifen, der bei sp\u00e4teren Versuchen durch einen \u00e4hnlichen ersetzt wurde, dessen Durchmesser jedoch 8 mm betrug.\nAbb. 1\nEine Hauptschwierigkeit bei der Konstruktion des Schlittenapparates, die sich erst im Laufe der Versuche und zwar besonders beim Tiefensehen voll bemerkbar machte, bestand darin, da\u00df es lange Zeit fast unm\u00f6glich schien, minimalste Mitbewegungen nach anderen Seiten v\u00f6llig auszuschalten. Da es sich n\u00e4mlich hei den Untersuchungen immer um Erkennen von \u00e4u\u00dferst geringen, meist gerade noch wahrnehmbaren Geschwindigkeiten handelte, gen\u00fcgen jene vollauf, den Beginn der Bewegung den Beobachter erkennen zu lassen, w\u00e4hrend die zu untersuchende Bewegung an und f\u00fcr sich noch nicht als solche erkannt worden w\u00e4re. So nahm zum Beispiel bei den ersten Versuchen die Vp. den Anfang der Bewegung des sich in die Tiefe bewegenden Kartonstreifens daran wahr, da\u00df \u00e4u\u00dferst geringe Seitw\u00e4rtsbewegungen auftraten, noch ehe man das Gef\u00fchl einer deutlichen Tiefenbewegung hatte.\nDie Konstruktion des so beschriebenen Schlittenapparates war derart eingerichtet, da\u00df man ihn sowohl in horizontaler als","page":302},{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"Wahrnehmung von Bewegungen in den drei Dimensionen des Baumes 303\nauch in vertikaler Lage umgedreht je f\u00fcr die entsprechenden Versuche benutzen konnte.\nDie Aufstellung von Dunkelr\u00f6hre und Schlittenapparat geschah nun in der Weise, da\u00df bei den Versuchen \u00fcber das Sehen in horizontaler Seitenbewegung der Schlitten 13,5 cm hinter dem quergerichteten Spalt parallel zu diesem sich fortbewegte, bei denjenigen \u00fcber das Bewegungssehen in vertikaler Richtung ebenso 13,5 cm hinter dem nun vertikal gerichteten Spalt, und da\u00df er bei den Versuchen \u00fcber das Tiefensehen bei Beginn der Bewegung ebenfalls in gleicher Distanz hinter dem nun wieder horizontal gerichteten Spalt aufgestellt war.\nDie Gesamtdistanz zwischen Cornea des Beobachters und dem zu Anfang der Bewegung aufgestellten Versuchsobjekt betrug f\u00fcr alle drei Dimensionen 120 cm ; und zwar ma\u00df die Strecke zwischen Cornea und Anfang der Dunkelr\u00f6hre 6,5 cm, die der Dunkelr\u00f6hre wie erw\u00e4hnt 1 m, und die zwischen dieser und dem Beobachtungsobjekt somit 13,5 cm.\nAbb. 2\nDas Resultat dieser Anordnung war nun folgendes: Blickte der Beobachter in die Dunkelr\u00f6hre, so sah er einen hell erleuchteten Spalt in dunkler Umgebung, der je nach Versuchen vertikal oder horizontal gerichtet war. In der Mitte desselben bemerkte er einen 4 mm breiten schwarzen Kartonstreifen \u2014 das Versuchsobjekt \u2014 senkrecht zur Spaltl\u00e4nge auf gestellt, und zwar so, da\u00df man weder dessen oberes noch unteres Ende erkennen konnte, da ersteres durch den oberen, letzteres durch den unteren Spaltrand verdeckt erschien (s. Abb. 2).\nC. Der Motor\nZum Antrieb des Schlittenapparates wurde ein Motor benutzt, der mit konstanter Geschwindigkeit lief, und dessen Umdrehungszahl sehr leicht regulierbar war. Zur Erlangung der \u00e4u\u00dferst geringen Geschwindigkeiten, die f\u00fcr die Versuche in horizontaler Seitenbewegung und bei Bewegung in vertikaler Richtung notwendig wurden, stellte es sich freilich als notwendig heraus, einen Apparat, der mittels eines R\u00e4dersystems die Geschwindigkeit","page":303},{"file":"p0304.txt","language":"de","ocr_de":"304\nFritz Fallert\nbedeutend zu reduzieren imstande war, zwischen Motor und Schlittenapparat einzuschalten. Der Standort des ersten war nat\u00fcrlich ein derartiger bei den Versuchen, da\u00df der Motor dem Beobachter unsichtbar erschien.\nSodann wurde noch hinter dem Spalt, und zwar jenseits des sich bewegenden Objektes vom Beobachter aus, eine aus \u00e4u\u00dferst d\u00fcnnem wei\u00dfen Karton bestehende Fl\u00e4che mittels eines Statives aufgestellt, die auf ihrer der Vp. abgewandten Seite vom Tageslicht beleuchtet war. Sie diente einerseits dazu, den Hintergrund des Spaltes absolut gleichm\u00e4\u00dfig wei\u00df erscheinen zu lassen, um so dem Beobachter jede M\u00f6glichkeit zu nehmen, den Bewegungsbeginn durch Vergleich mit einem beliebig im Hintergrund gew\u00e4hlten Fixationspunkt zu erkennen, und anderseits lie\u00df sie die Grenze des Versuchsobjektes und somit dessen geringste Bewegung besonders deutlich hervortreten, da ja von der R\u00fcckseite Licht auf sie fiel und da sie daher hell aufleuchtete.\nDie Gesamtanordnung der Apparatur war somit folgende :\na)\t= Beobachter\nb)\t= Dunkelr\u00f6hre\nc)\t= Schlittenapparat\nd)\t= der sich bewegende Kartonstreifen\ne)\t= Motor\nf)\t= wei\u00dfe Kartonfl\u00e4che\ng)\t= Richtung des Tageslichtes\nAbb. 3\nIII. Gang der Untersuchung\nDie einzelnen Versuche wurden folgenderma\u00dfen ausgef\u00fchrt: Bei einer ersten Gruppe von Untersuchungen diente Fri. B. als Vp., w\u00e4hrend ich selbst den Apparat bediente und das jeweilige Resultat registrierte. Dabei ging ich so vor: Zuerst stellte ich den Gleitschlitten derartig auf, da\u00df sich der auf ihm befestigte Kartonstreifen genau in der Mitte des Spaltes sich dem durch die Dunkelr\u00f6hre blickenden Beobachter zeigte. Darauf hie\u00df ich die Vp. vor derselben Platz nehmen und das Beobachtungsobjekt","page":304},{"file":"p0305.txt","language":"de","ocr_de":"Wahrnehmung von Bewegungen in den drei Dimensionen des Baumes 305\nfixieren. Nun stellte ich den Motor auf die gew\u00fcnschte Geschwindigkeit und lie\u00df ihn ein paar Augenblicke laufen, bis ich diese als v\u00f6llig gleichm\u00e4\u00dfig ansehen konnte. Dadurch wurde das Band, das unter dem Gleitschlitten lief, in ebenfalls gleichf\u00f6rmige Bewegung versetzt, w\u00e4hrend letzterer selbst sich noch vollst\u00e4ndig ruhig befand. Zu Beginn der Versuche richtete ich es nun so ein, da\u00df das Hebelchen, das den Schlitten treiben sollte, bei den einzelnen Untersuchungen sich in verschieden weit entfernten Stellungen von dem Gleitschlitten befand, um so der Vp. keine M\u00f6glichkeit zu geben, aus dem bei allen Versuchen nach Ablauf der gleichen Zeit erfolgenden Bewegungsbeginn Schl\u00fcsse betreffs letzteren zu ziehen, und diesen so mehr zu erraten als wirklich zu erkennen.\nAuf diese Weise bewegte sich also zu Beginn jeder Untersuchung der Motor und somit das Band, das das Hebelchen trug, erst allein, w\u00e4hrend der Beobachter das noch ruhende Versuchsobjekt fixierte. Nach verschieden langer Zeit ber\u00fchrte dann wie erw\u00e4hnt das Hebelchen den Gleitschlitten und setzte dadurch diesen, wie auch den darauf befestigten Papierstreifen in Bewegung. Im selben Moment lie\u00df ich eine in der Hand bereit gehaltene Stoppuhr laufen. Sobald nun die Vp. die Bewegung erkannte, schlug sie mit einem kleinen St\u00e4bchen, das sie in der rechten Hand hielt, leicht auf den Tisch, um so den Bewegungsbeginn als bemerkt anzuzeigen. Letzteren durch einen Ruf anzugeben, w\u00e4re wohl etwas exakter gewesen, war jedoch infolge des notwendigen Bei\u00dfbrettes leider nicht durchf\u00fchrbar. Sowie nun die die Versuche leitende Person \u2014 in der ersten Versuchsreihe ich selbst \u2014 durch den leichten Schlag erfuhr, da\u00df die Bewegung vom Beobachter wahrgenommen wurde, lie\u00df sie die Stoppuhr stehen, und konnte so leicht die Zeit bestimmen, die n\u00f6tig war, die Bewegung des fixierten Objektes dem Beobachter als solche bewu\u00dft werden zu lassen.\nDa diese Untersuchungen jedoch die Vp. sehr rasch erm\u00fcdeten, und da infolgedessen die Reaktionszeit schon verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig schnell zu steigen anfing, lie\u00df ich die Vp. nur eine Reihe von etwa 10\u201414 Versuchen machen; dann wechselten wir ab: ich selbst stellte die Vp. dar, w\u00e4hrend Fri. B. die Leitung der Versuche \u00fcbernahm. Nach derselben Anzahl von Versuchen wurde abermals gewechselt, usw\\","page":305},{"file":"p0306.txt","language":"de","ocr_de":"306\nFritz Fallert\nS\u00e4mtliche nun n\u00e4her zu erl\u00e4uternden Versuche wurden in der eben erw\u00e4hnten Weise unternommen, wie auch unter Benutzung eines Fixationspunktes, so da\u00df in diesem F\u00e4he das Auge dem sich bewegenden Gegenst\u00e4nde nicht folgte, sondern durch Fixieren des diesem Zwecke dienenden rotgef\u00e4rbten Papierstreifens festgehalten wurde. Derselbe war 1 mm breit und derartig an dem die Dunkelr\u00f6hre abschlie\u00dfenden Spalte befestigt, da\u00df er sich in der Mitte des sich bewegenden Objektes parallel zu diesem befand, da dasselbe zu Beginn jedes Versuches genau in der Mitte des Spaltes aufgesteht war. Auf diese Art \u00fcberragte nun f\u00fcr den Beobachter letzteres den roten Papierstreifen auf jeder Seite, und infolge der verschiedenen F\u00e4rbung beider hoben sie sich deutlich genug voneinander ab, um eine minimalst wahrnehmbare Bewegung auch tats\u00e4chlich als solche noch erkennen zu lassen.\nIV. Resultate der einzelnen Untersuchungen\nA. Bewegung seitw\u00e4rts in horizontaler Richtung\nI. Ohne Fixationsstreifen.\nDie Versuche wurden monokular und binokular unternommen, und einige sodann mit doppelt so breitem sich bewegendem Objekt, d. h. mit einem 8 mm in der Breite messenden schwarzen Kartonstreifen.\nDie Resultate der einzelnen Versuchsreihen waren dabei folgende :\n1. Untersuchungen mit einer Geschwindigkeit von 1,0 mm pro Sekunde\nNachdem einzelne Versuche mit gr\u00f6\u00dferen Geschwindigkeiten ergeben hatten, da\u00df das Erkennen derselben sich als absolut sicher herausstellte, wurde eine erste gr\u00f6\u00dfere Reihe von Untersuchungen mit einer Geschwindigkeit von 1,0 mm/sek. durchgef\u00fchrt.\na) Monokular: Es wurden 20 Versuche vorgenommen.\nSubjektives Resultat: Der Beobachter erkannte bei jedem Versuch deutlich den Bewegungsbeginn.\nObjektives Resultat: Von den 20 Untersuchungen wurde bei 16 davon die Bewegung durchschnittlich nach 2,68 Sek. angegeben, bei 4 solche angezeigt, bevor sich das Versuchsobjekt noch bewegte, d. h. sich also noch in Ruhe befand, da das sich fortbewegende Hebelchen den Gleitschlitten noch nicht erreicht hatte.\nEs m\u00f6gen hier zwei Versuchsreihen angef\u00fchrt werden:","page":306},{"file":"p0307.txt","language":"de","ocr_de":"Wahrnehmung von Bewegungen in den drei Dimensionen des Baumes 307\nR e i h e I\nlieilie II\nr-\u20144\t^\n\u00a7 Pf \u00ae\n\u00f6 \u00a9 D\nx\n1.\tVersuch\n2.\n3.\n4.\n5.\n6.\n7.\n8.\n9.\n10.\n>v O\n'S ;d x 0\n-r -4\u2014>\n\u00a9 \u00a9 08 5\n7\" bjc cs\nw \u2122 vy \u2022 rH \u2019\u201cT\u201c\ti*\u201c\"1\tM\n\u00a3\ns: -s 5:\n3.4\n1,6\n3.2 2.6\n4,8\n2,0\n2.4\n1.2\nA\n^\tb\u00a3\t^ I\t>\tS\n\u00a9\t\u00a3 -t:\tb\n\u201er\tt>\tC3\tjn\t^\nD\tfS\t-+j\tz\nJ= D p .77 o b\u00a3 \u00a9 T5 S \u00a9\nO r- 77 t\u2014* \u2014'\tM W\nX\tr-\tDD\t7\n\u00ae\tI\t\u00ae ja\t~\t2\n> g X?s\"\n\u25a0C \u00ae fj O > D 03 > a, rj \u00a9 D \u00a9 X ^ g r w-\n>> D rr1 r\nD \u00a93 \u00ff ^\n\u25a0X 0\n. x \u25a0+-s\nCD\nOJC CD\nP \u00a9 :c3 O oje r x a D =\u00a3 +->\no3 U\nD 30 \u2014 D 7 D CC D\n1.\tVei\n2.\n3.\n4.\n5.\n6. r\"\nO 8.\n9.\n10.\nsuch\n- n -\t\u2014 \u00a9 -bi 7\nDdcj^ Xj-o^d \u00a9\n^ \u00a9 2f J \u00a3 \u00f6 Ms-\n'd \u00a9 \u201c\t,\u00a9 \u00a9c \u2014\ns: ^ bc 3\t^\n2,1\n3.4\n2,2\n_]_\n2,2\n4.4 3,8 0,8 2.0\n+\nb) Binokular: Es wurden 18 Versuche vorgenommen. Subjektives Resultat : Dasselbe wie beim monokularen Sehen. Objektives Resultat: Auch dies ist \u00e4u\u00dferst \u00e4hnlich dem bei monokularem Sehen. \\Ton den 18 Untersuchungen wurde bei 16 davon die Bewegung durchschnittlich nach 2,68 Sek. angegeben, bei 2 davon solche angezeigt, w\u00e4hrend keine vorhanden war.\nVereinzelte Arersuche mit langsam verminderter Geschwindigkeit fielen ebenfalls positiv aus, d. h. \u00fcberall erkannte der Beobachter deutlich den Beginn der Bewegung.\n2. Untersuchungen bei einer Geschwindigkeit von 0,48 mm sec.\nHier wurden wieder gr\u00f6\u00dfere Versuchsreihen vorgenommen.\na) Monokular: Es wurden 69 Versuche gemacht. Subjektives Resultat : Bei einigen \\Tersuchen hatte die Versuchsperson noch deutlich das Gef\u00fchl, den Beginn der Bewegung zu erkennen, bei anderen schien jedoch das fixierte Objekt f\u00fcr den Beobachter sich l\u00e4ngere Zeit in v\u00f6lliger Ruhe zu finden, w\u00e4hrend es sich tats\u00e4chlich bewegte.\nObjektives Resultat: Dies entsprach v\u00f6llig dem subjektiven: Im Gegensatz zu den Versuchen mit gr\u00f6\u00dferen Geschwindigkeiten, wobei bei allen nach ungef\u00e4hr derselben Zeit der Beginn der Bewegung angegeben wmrde, traten in dieser Hinsicht \u00e4u\u00dferst gro\u00dfe Schwankungen auf: Bei einigen Versuchen wurde der Bewegungsbeginn schon nach 0,8 Sek. erkannt, bei anderen erst nach 15,8 Sek. wahrgenommen. Sehr wahrscheinlich handelt es sich in letzterem Fall gar nicht mehr um ein eigentliches Erkennen von Bewegung, sondern darum, da\u00df der Beobachter aus der in-","page":307},{"file":"p0308.txt","language":"de","ocr_de":"308\nFritz Fallert\nfolge l\u00e4ngeren Fortbewegens entstandenen Differenz der beiden Strecken zwischen dem sich bewegenden Objekt und dem linken, resp. rechten Rand des Spaltes unwillk\u00fcrlich auf ATorhandensein einer Bewegung schlo\u00df. Da n\u00e4mlich das zu fixierende Objekt zu Beginn jedes Versuches in der Mitte des Spaltes stand, so ma\u00df, wenn sich, wie in einem der schlechtesten Versuche, das Objekt mit 0,48 mm pro Sek. 15,8 Sek. lang bewegte, die Distanz, als nach dieser Zeit die Bewegung angegeben wurde, zwischen bewegtem Objekt und dem einen seitlichen Rand 15,2 mm mehr als die zwischen ersterem und dem anderen seitlichen Rand. Stellte man aber derart das fixierte Objekt erst auf und blickte dann durch die Dunkelr\u00f6hre, so erkannte man ohne weiteres, da\u00df das Objekt nicht in der Mitte stand. Dies trifft nat\u00fcrlich keineswegs f\u00fcr Geschwindigkeiten zu, bei denen sich der Gegenstand unter 8 Sek. lang etwa bewegte, da sonst der Spalt unbedingt h\u00e4tte verl\u00e4ngert werden m\u00fcssen.\nVon den 69 mit dieser Geschwindigkeit unternommenen Versuchen wurde bei 52 davon die Bewegung durchschnittlich nach 5,73 Sek. angegeben; bei 17 davon solche angezeigt, w\u00e4hrend keine vorhanden war.\nEinige Versuchsreihen m\u00f6gen die erw\u00e4hnten \u00e4u\u00dferst gro\u00dfen Schwankungen der einzelnen Versuche erl\u00e4utern :\n1. Versuch 2- \u201e\n3.\n4.\n5.\n6.\n7.\n8.\n9.\n10.\nReihe I\nCJj CP\nd V\n_ 7 2\n73 bc 7\n\u00a7 \u00ae s\n7 & +=> \u00a9 7\nc\u00f6\n\u00ae \u00a9 ^ Jl \u2022|~i Ei \"7 cp\n.2 h \u00a9\ncp 75 73 rd \u00a9\n\u00a9\u00a3 3\n\u00cfSs cP cc m 7\n5,0\nReihe II\ny\n11\ny\ny\n11\n11\n11,6\n4.8\n5.8\n1.8\n14.0\n13.0 3,2\n7 73 ps\nd % \u00a3 d \u00ae b\u00a3rt \u00a3\n\u2022h\t\u00a3\n\u00a9 7 7 2\nrO 7 CP 75 fH 7\naf\t>\nrH 7 :7 ^\n\u00a3 \u00ae of \u00a9\n^ 1-1 Ah\n+\n+\n1.\n2.\n3.\n4.\n5.\n6.\n7.\n8. 9.\n10.\nhJj-75 7 fn\nVersuch\n11\n11\ny\n11\n11\n1,8\n9.4\n5.4\n2,0\n2.4 1,0 8,0\n10,0\nReihe III\n. Cp 7 p-,\n0) ^ c g \u00ab\n7 Td CG \u00a9 7 \u20227 7\n'r~< TT \u25a04-i\t\u00a9\t7\n'\u00a9 7 ^ ^7 *\n, \u00f6 7-7 7 7 ^ 7 7 :7 ^\n7 75 \u00a3 7 7 \u00ae \u00e7g 7\n^ 7^7 7\na>\n\u2022 1\u2014i\tbC'TP\n7\t7 7\n\t7 7\naf\tb\u00a3^.\nJC!\t7 :7\n7\t? ^\nr-|\tbc\nCE\t7\t-\nr-\t> \u00a9\n7\t\u00a3 ^\n,\t7\nr-\"\tZ\u00d9 7\n7\n\n1. Versuch\n2.\ty\t1,4\n+ 3.\t11\t3,4\n4.\t11\t\u2014\n5.\ty\t\u2014\n6.\t11\t8,1\n7.\ty\t12,4\n8.\t11\t1,6\n9.\ty\t0,8\n+ 10.\ty\t2,6\n11.\ty\t15,8\n12.\ty\t2,4\n13.\til\t6,0\n+\n+\n55","page":308},{"file":"p0309.txt","language":"de","ocr_de":"Wahrnehmung von Bewegungen in den drei Dimensionen des Raumes 309\nb) Binokular: Es wurden 63 Versuche vorgenommen. Subjektives Resultat: Dasselbe wie bei monokularem Sehen. Objektives Resultat: Ebenfalls ein \u00e4hnliches. Von den 63 Untersuchungen wurde bei 48 davon die Bewegung durchschnittlich nach 5,25 Sek. angegeben, bei 15 davon solche angezeigt, w\u00e4hrend tats\u00e4chlich keine vorhanden war.\nBei vereinzelten Versuchen mit nach und nach herabgesetzter Geschwindigkeit hatte die Vp. nirgends mehr das Gef\u00fchl, mit Sicherheit den Beginn der Bewegung zu erkennen.\n3. Untersuchungen bei einer Geschwindigkeit von 0,30 mm/Sek. Hier wurde zur Kontrolle noch eine gr\u00f6\u00dfere Versuchszahl\nunternommen.\na) Monokular: Es wurden 27 Versuche gemacht,\nSubjektives Resultat: Deutlicher Bewegungsbeginn konnte bei keiner der Untersuchungen mehr festgestellt werden.\nObjektives Resultat: Hier liegen noch weit gr\u00f6\u00dfere Schwankungen in der Angabe des Bewegungsbeginnes bei den verschiedenen Versuchen vor. Sehr vereinzelte bessere Resultate (Bewegungsangabe nach 1,8 Sek.) beruhen wohl auf Zuf\u00e4lligkeit, Von den 27 Untersuchungen wurde bei 15 davon die Bewegung durchschnittlich nach 6,13 Sek. angegeben. Dabei ist auffallend, da\u00df bei 12 davon (welch hohe Zahl man auch bei den Versuchen \u00fcber Sehen in vertikaler Richtung in \u00e4hnlicher Weise wiederfindet) solche angezeigt wurde, w\u00e4hrend keine vorhanden war.\nEs m\u00f6gen zwei Versuchsreihen folgen:\nReihe I\n1. Versuch:\n2.\n3.\n4.\n5.\n6.\n7.\n8. 9.\n10.\n\u00bb\n\u00bb\n55\n55\n55\nn\n55\nrfl \u00a9\n\u00e4 ^\n\u00fc \u00ae\n* cq\nfl \u00a9\n\u25a0*3 \u00a3\n\u25a0\u00a9 \u00a9 S3 ?\n\u00a9\n\u00a9 \u00a9 rfl ^\n\u00ab g o >\nC\u00df ^\ncb\nfl\n\u00a9\nrQ\n\u00a9\nrfl\n-+3\n\u00d6 fl b\u00df \u00abj\nfl\nb\u00df\nO \u00a3Q\nfl ^\nb\u00df \u00ae fl ^ fl b\u00df \u00a9\n\u00a3\n\u00a9\nUl\nfl\n\u00a3\nw\nf-i\n\u00a9\n>\n\u00d6\n\u00a9\nfl\n\u00a9\nrfl\nrfl \u00a9 :fl in\n43\nfl\n\u00d6 ^\nrO \u00f6 \u00a9 \u00a9 b\u00df fn\n\u00a9 rfl\nC\u00df :fl\nS *\nUl\nO Ul > fl\n\u00ae * | S\nfl\nrfl * \u00a9 rfl\n6,2\t\t1. Versuch\n25,4\t\t2. \u201e\n5,0\t\t3.\t.,\n\u2014\t+\t4.\t\u201e\n1,8\t\t5.\t\u201e\n16,0\t\t6. ,,\n\u2014\t+\t7.\t,5\n\u2014\t+\t8.\n_\t+\t9.\t,,\n6,0\t\t10.\n4\nReihe II\n\u00c4 \u00a9\nfl p fl \u00ae\nPQ\nr\\\nM \u00a9 \u00d6 \u00a9\n43 \u00a3 \u2019\u00a9 \u00a9 S3 \u00a3\nu\n\u00a9\n\u00a9\n\u00a9 rr4\nfl 'fl\nfl Ul\nrS fl\no ^\ncfi ^\n'S\n68 \u00d6 b\u00df\nfl^\nfl\nb\u00df\n14,8\n7,0\n5,8\n12,0\n\u00a9\nrfl\n\u00abr*.\n\u00a9\nrfl\n\u00a9 rn flM\nu \u00d6 \u00a9 \u00a9\n\u00a9\nb\u00df \u00a9\nfl b\u00df \u00a9\n\u00a3\n\u00a9\n>\nu\nfl\n\u00a3\nrfl \u00a9 :fl c\u00df\n-43\nfl\n43\nA r-\n\u00a9 \"\u00d6 rfl fl \u00a9 \u00a9 b\u00df u\n\u00a7*\no\n>\n\u00a9\n\u00d6\nU\nfl\n\u00a3\nfl \u00a9rg * \u00f6\nrfl 5\n\u00a9rfl\n+\n+\n+\n+","page":309},{"file":"p0310.txt","language":"de","ocr_de":"310\nFritz Fallert\nb) Binokular: Es wurden 37 Versuche gemacht.\nSubjektives Resultat: Dasselbe wie bei monokularem Sehen.\nObjektives Resultat: Von den 37 Untersuchungen wurde bei 25 davon die Bewegung durchschnittlich nach 5,94 Sek. angegeben, bei 12 davon solche angezeigt, w\u00e4hrend tats\u00e4chlich keine vorhanden war.\nResultat: Die kleinste eben noch erkennbare Bewegung ohne Fixationsstreifen in horizontaler seitlicher Richtung betr\u00e4gt 0,48 mm/Sek.\nII. Mit Fixationsstreifen.\nAlle gr\u00f6\u00dferen Versuchsreihen wurden hier binokular durchgef\u00fchrt, da einzelne monokulare Versuche die gleichen Resultate zeigten wie die binokular vorgenommenen.\n1.\tUntersuchungen bei einer Geschwindigkeit von 0,063 mm/Sek.\nSubjektives Resultat: Der Bewegungsbeginn wurde bei jedem Versuch vom Beobachter deutlich erkannt.\nObjektives Resultat: Von den 15 Untersuchungen wurde bei allen die Bewegung durchschnittlich nach 1,89 Sek. angegeben.\n2.\tUntersuchungen bei einer Geschwindigkeit von 0,043 mm/Sek.\nSubjektives Resultat: Auch hier wurde der Bewegungsbeginn jedesmal deutlich wahrgenommen.\nObjektives Resultat: von den 18 vorgenommenen Untersuchungen wurde ebenfalls bei allen die Bewegung angegeben, und zwar durchschnittlich nach 2,98 Sek.\n3.\tUntersuchungen bei einer Geschwindigkeit von 0,020 mm/Sek.\nSubjektives Resultat: Bei einigen Versuchen hatte die Vp. noch deutlich das Gef\u00fchl, den Beginn der Bewegung zu erkennen, bei anderen schien jedoch das fixierte Objekt f\u00fcr den Beobachter sich l\u00e4ngere Zeit in v\u00f6lliger Ruhe zu befinden, w\u00e4hrend es sich tats\u00e4chlich bewegte.\nObjektives Resultat: Auch dies entsprach \u00e4hnlich wie beim Erkennen einer Bewegung in horizontaler seitlicher Richtung ohne Fixationsstreifen v\u00f6llig dem subjektiven: Es traten im Gegensatz zu den Versuchen mit gr\u00f6\u00dferer Geschwindigkeit auffallend gro\u00dfe Schwankungen in der Zeit auf, die zur Erkennung der Bewegung des fixierten Versuchsobjektes notwendig war. Eine Versuchsreihe m\u00f6ge dies erl\u00e4utern :","page":310},{"file":"p0311.txt","language":"de","ocr_de":"Wahrnehmung von Bewegungen in den drei Dimensionen des Baumes 311\nReihe I\nZeit in Sek., nach welcher die Bewegung als solche erkannt wurde\n1.\n2.\n3.\n4.\n5.\n6.\n7.\n8. 9.\n10.\nVersuch :\n0,8\n6,0\n7,6\n2,2\n10,4\n3.0\n13,0\n5.0\n1,8\nVersuche, bei denen Bewegung angegeben wurde, w\u00e4hrend tats\u00e4chlich keine vorhanden war\n+\nVon den 18 vorgenommenen Untersuchungen wurde bei 16 davon die Bewegung durchschnittlich nach 6,38 Sek. angegeben, bei 2 davon solche angezeigt, w\u00e4hrend keine vorhanden war.\n4. Untersuchungen bei einer Geschwindigkeit von 0,016 mm/Sek.\nSubjektives Resultat: Deutlicher Bewegungsbeginn konnte bei keiner der Untersuchungen mehr vom Beobachter festgestellt werden.\nObjektives Resultat: Von den 14 Untersuchungen wurde bei 11 davon die Bewegung nach durchschnittlich 9,65 Sek. angegeben, bei 3 davon solche angezeigt, w\u00e4hrend keine vorhanden war.\nResultat: Die kleinste eben noch erkennbare Bewegung mit Fixationsstreifen in horizontaler seitlicher Richtung betr\u00e4gt 0,02 mm/Sek.\nB. Bewegung in vertikaler Richtung\nI. Ohne Fixationsstreifen.\nAlle Versuche wurden ganz entsprechend denen bei Bewegung seitw\u00e4rts in horizontaler Richtung durchgef\u00fchrt, und die Resultate decken sich auch im gro\u00dfen ganzen fast v\u00f6llig mit jenen, kleine Schwankungen ausgenommen, die in den leider nicht zu umgehenden Fehlerquellen begr\u00fcndet erscheinen.\nDa die Bemerkungen genau die gleichen sind, die schon bei Bewegung in horizontaler Richtung angef\u00fchrt wurden, m\u00f6gen sie hier weggelassen werden.\n1. Untersuchungen bei einer Geschwindigkeit von 0,48 mm/Sek.\na) Monokular: Es wurden 22 Versuche gemacht.\nSubjektives Resultat: Bei einigen Untersuchungen hatte die Vp. noch deutlich das Gef\u00fchl, den Beginn der Bewegung zu er-","page":311},{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"312\nFritz Fallert\nkennen, bei anderen schien jedoch das fixierte Versuchsobjekt f\u00fcr den Beobachter sich l\u00e4ngere Zeit in v\u00f6lliger Ruhe zu befinden, w\u00e4hrend es sich tats\u00e4chlich bewegte.\nObjektives Resultat: Von den 22 vorgenommenen Versuchen wurde bei 18 davon die Bewegung durchschnittlich nach 4,93 Sek. angegeben, bei 4 solchen angezeigt, w\u00e4hrend keine vorhanden war. b) Binokular: Es wurden 76 Versuche gemacht.\nSubjektives Resultat: Dasselbe wie bei monokularem Sehen. Objektives Resultat: Von den 76 vorgenommenen Versuchen wurde bei 63 davon die Bewegung durchschnittlich nach 5,25 Sek. angegeben, bei 13 solche angezeigt, w\u00e4hrend gar keine vorhanden war.\n2. Untersuchungen bei einer Geschwindigkeit von 0,30 mm/Sek.\na)\tMonokular: Es wurden 21 Versuche vorgenommen. Subjektives Resultat: Deutlicher Bewegungsbeginn konnte bei\nkeiner der Untersuchungen mehr festgestellt werden.\nObjektives Resultat : Von den 21 Versuchen wurde bei 16 davon die Bewegung durchschnittlich nach 7,25 Sek. angegeben, bei 5 davon solche angezeigt, w\u00e4hrend keine vorhanden war.\nb)\tBinokular: Es wurden 29 Versuche vorgenommen. Subjektives Resultat: Dasselbe wie bei monokularem Sehen. Objektives Resultat: Von den 29 Versuchen wurde bei 18 davon\ndie Bewegung durchschnittlich nach 7,64 Sek. angegeben, bei 11 solche angezeigt, w\u00e4hrend keine vorhanden war.\nUntersuchungen mit kleinerer Geschwindigkeit fielen auch hier absolut negativ aus.\nResultat: Die kleinste eben noch erkennbare Bewegung ohne Fixationsstreifen in horizontaler Richtung betr\u00e4gt 0,48 mm/Sek\nII. Mit Fixationsstreifen.\nAlle Untersuchungen wurden hier binokular durchgef\u00fchrt, da vereinzelte monokulare Versuche dieselben Resultate zeigten.\n1.\tUntersuchungen mit einer Geschwindigkeit von 0,063 mm/Sek. Subjektives Resultat: Der Bewegungsbeginn wurde bei jedem\nVersuch vom Beobachter deutlich erkannt.\nObjektives Resultat: Von den 15 Untersuchungen wurde bei allen die Bewegung durchschnittlich nach 1,29 Sek. angegeben.\n2.\tUntersuchungen bei einer Geschwindigkeit von 0,043 mm/Sek. Subjektives Resultat : Auch hier wurde der Bewegungsbeginn\njedesmal deutlich wahrgenommen.","page":312},{"file":"p0313.txt","language":"de","ocr_de":"Wahrnehmung von Bewegungen in den drei Dimensionen des Baumes 313\nObjektives Resultat: Von den 10 Untersuchungen wurde ebenfalls bei allen die Bewegung durchschnittlich nach 3,70 Sek. angegeben.\n3.\tUntersuchungen bei einer Geschwindigkeit von 0,020 mm/Sek. Subjektives Resultat: Bei einigen Versuchen hatte die Vp.\nnoch deutlich das Gef\u00fchl, den Beginn der Bewegung zu erkennen, bei anderen schien jedoch das fixierte Objekt f\u00fcr den Beobachter sich l\u00e4ngere Zeit in v\u00f6lliger Ruhe zu befinden, w\u00e4hrend es sich tats\u00e4chlich bewegte.\nObjektives Resultat: Von den 25 vorgenommenen Untersuchungen wuirde bei 21 davon die Bewegung durchschnittlich nach 5,76 Sek. angegeben, bei 4 davon solche angezeigt, w\u00e4hrend keine vorhanden war.\n4.\tUntersuchungen bei einer Geschwindigkeit von 0,016 mm/Sek. Subjektives Resultat: Deutlicher Bewegungsbeginn konnte\nbei keiner der Untersuchungen mehr vom Beobachter festgestellt werden.\nObjektives Resultat: Von den 27 Untersuchungen wurde bei 16 davon die Bewegung nach durchschnittlich 9,68 Sek. angegeben, bei 3 davon solche angezeigt, w\u00e4hrend keine vorhanden war.\nResultat: Die kleinste eben noch erkennbare Bewegung mit Fixationsstreifen in vertikaler Richtung betr\u00e4gt 0,02 mm/Sek.\nC. Bewegung horizontal in die Tiefe 1. Ohne Fixationsstreifen.\nDie Versuche wurden alle wie bisher mit 4 mm breitem Versuchsobjekt unternommen, sodann einige durchgef\u00fchrt, bei denen letzteres die doppelte Breite ma\u00df. a) Monokular:\n1.\tUntersuchungen bei einer Geschwindigkeit von 75,0mm/Sek. Subjektives Resultat: Der Beobachter hatte bei weitaus den\nmeisten Untersuchungen deutlich das Gef\u00fchl, den Beginn der Bewegung zu erkennen.\nObjektives Resultat: Von den 22 vorgenommenen Versuchen wurde bei 18 davon die Bewegung durchschnittlich nach 1,24 Sek. angegeben, bei 4 davon solche angezeigt, w\u00e4hrend keine vorhanden war.\n2.\tUntersuchungen bei einer Geschwindigkeit von 63,0 mm/sec. Subjektives Resultat : Die Vp. hatte bei einigen Untersuchungen\nnoch deutlich das Gef\u00fchl, da\u00df der Kartonstreifen sich in einem\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 60\t21","page":313},{"file":"p0314.txt","language":"de","ocr_de":"314\nFritz Foltert\nbestimmten Zeitmoment zu bewegen beginne, bei anderen schien das Versuchsobjekt f\u00fcr den Beobachter sich l\u00e4ngere Zeit in v\u00f6lliger Ruhe zu befinden, w\u00e4hrend es sich tats\u00e4chlich bewegte.\nObjektives Resultat : Von den 113 vorgenommenen Versuchen wurde bei 71 davon die Bewegung durchschnittlich nach 1,46 Sek. angegeben, bei 20 solche angezeigt, w\u00e4hrend gar keine vorhanden war, und bei 22 davon das Durchlaufen der ganzen 15 cm messenden Strecke nicht als Bewegung empfunden. Hier traten bei dieser Versuchsanordnung zum ersten Male die zeitlich gro\u00dfen Schwankungen bei den verschiedenen Versuchen in der Angabe auf, den Bewegungsbeginn erkannt zu haben.\n3.\tUntersuchungen bei einer Geschwindigkeit von 53,5 mm/sec.\nSubjektives Resultat: Deutlicher Bewegungsbeginn konnte bei keiner der Untersuchungen mehr vom Beobachter festgestellt werden.\nObjektives Resultat: Von den 21 vorgenommenen Versuchen wurde bei 8 davon die Bewegung durchschnittlich nach 19,7 Sek. angegeben, bei 6 solche angezeigt, w\u00e4hrend keine vorhanden war, und bei 7 davon das Durchlaufen der ganzen Strecke nicht als Bewegung empfunden.\n4.\tUntersuchungen bei einer Geschwindigkeit von 23,6 mm/sec.\nSubjektives Resultat : Hier war es f\u00fcr den Beobachter absolut\nausgeschlossen, noch irgendeinen Bewegungsbeginn festzustellen.\nResultat: Die kleinste eben noch erkennbare Bewegung ohne Fixationssteifen horizontal in die Tiefe betr\u00e4gt 63,0 mm/sec. bei monokularer Beobachtung.\nb) Binokular:\n1.\tUntersuchungen bei einer Geschwindigkeit von 50,0 mm/sec.\nSubjektives Resultat : Der Beobachter hatte bei allen Untersuchungen deutlich das Gef\u00fchl, den Beginn der Bewegung zu erkennen.\nObjektives Resultat : Von den 6 Versuchen wurde bei allen die Bewegung durchschnittlich nach 1,6 Sek. angegeben.\n2.\tUntersuchungen bei einer Geschwindigkeit von 44,1 mm/sec.\nSubjektives Resultat: Bei allen Untersuchungen konnte der Bewegungsbeginn deutlich erkannt werden.\nObjektives Resultat: Von den 5 Versuchen wurde bei allen die Geschwindigkeit nach durchschnittlich 1,8 Sek. angegeben.","page":314},{"file":"p0315.txt","language":"de","ocr_de":"Wahrnehmung von Bewegungen in den drei Dimensionen des Rauines 315\n3.\tUntersuchungen bei einer Geschwindigkeit von 36,6 mm/sec. Subjektives Resultat: Bei allen Untersuchungen konnte der\nBewegungsbeginn deutlich erkannt werden.\nObjektives Resultat: Von den 30 Versuchen wurde bei 27 davon die Bewegung durchschnittlich nach 1,9 Sek. angegeben, bei 3 davon solche angezeigt, w\u00e4hrend keine vorhanden war.\n4.\tUntersuchungen bei einer Geschwindigkeit von 34,0 mm/sec. Subjektives Resultat: Der Beobachter hatte bei weit aus den\nmeisten Untersuchungen deutlich das Gef\u00fchl, den Bewegungsbeginn zu erkennen.\nObjektives Resultat: Von den 39 vorgenommenen Versuchen wurde bei 32 davon die Bewegung durchschnittlich nach 2,04 Sek. angegeben, bei 6 davon solche angezeigt, w\u00e4hrend keine vorhanden war, und bei 1 das Durchlaufen der ganzen Strecke (15 cm) nicht als Bewegung erkannt.\n5.\tUntersuchungen bei einer Geschwindigkeit von 30,0 mm/sec. Subjektives Resultat: Die Vp. hatte bei einigen Untersuchungen\nnoch deutlich das Gef\u00fchl, den Beginn der Bewegung zu erkennen, bei anderen jedoch schien das Versuchsobjekt f\u00fcr den Beobachter sich l\u00e4ngere Zeit in v\u00f6lliger Ruhe zu befinden, w\u00e4hrend es sich tats\u00e4chlich bewegte.\nObjektives Resultat: Von den 70 vorgenommenen Untersuchungen wurde bei 48 davon die Bewegung durchschnittlich nach 2,32 Sek. angegeben, bei 18 davon solche angezeigt, wo keine vorhanden war, und bei 4 davon das Durchlaufen der ganzen Strecke nicht als Bewegung empfunden.\n6.\tUntersuchungen bei einer Geschwindigkeit von 25,0 mm/sec. Subjektives Resultat: Deutlicher Bewegungsbeginn konnte\nbei keiner der Untersuchungen mehr vom Beobachter mit Sicherheit festgestellt werden.\nObjektives Resultat: Von den 30 vorgenommenen Versuchen wurde bei 8 davon die Bewegung durchschnittlich nach 3,9 Sek. angegeben, bei 5 davon solche angezeigt, w\u00e4hrend keine vorhanden war, bei weiteren 5 davon das Durchlaufen der ganzen Strecke nicht als Bewegung erkannt.\n7.\tUntersuchungen bei einer Geschwindigkeit von 21,4 mm/sec. Subj ektives Resultat : Hier war es f\u00fcr den Beobachter absolut\nausgeschlossen, noch irgendeinen Bewegungsbeginn zu erkennen.\nObjektives Resultat : Von den 36 Versuchen wurde bei 12\ndavon die Bewegung durchschnittlich nach 6,65 Sek. angegeben,\n21*","page":315},{"file":"p0316.txt","language":"de","ocr_de":"316\nFritz Fallert\nbei 12 davon solche angezeigt, w\u00e4hrend keine vorhanden war, und bei 14 davon das Durchlaufen der ganzen Strecke nicht als Bewegung erkannt.\nResultat: Die kleinste eben noch erkennbare Bewegung ohne Fixationsstreifen horizontal in die Tiefe betr\u00e4gt 30,0 mm/sec. bei binokularer Beobachtung.\nII. Mit Fixationsstreifen:\nDie Versuche wurden alle binokular durchgef\u00fchrt.\n1.\tUntersuchungen bei einer Geschwindigkeit von 7,5 mm/sec. Subjektives Resultat: Bei allen Untersuchungen konnte der\nBewegungsbeginn deutlich erkannt werden.\nObjektives Resultat: Von den 16 vorgenommenen Versuchen wurde bei allen die Bewegung durchschnittlich nach 3,09 Sek. angezeigt.\n2.\tUntersuchungen bei einer Geschwindigkeit von 3,75 mm/sek. Subjektives Resultat: Der Beobachter hatte bei weitaus den\nmeisten Untersuchungen deutlich das Gef\u00fchl, den Bewegungsbeginn zu erkennen.\nObjektives Resultat: Von den 18 vorgenommenen Versuchen wurde bei 17 davon die Bewegung durchschnittlich nach 3,81 Sek. angegeben, bei 1 davon solche angezeigt, w\u00e4hrend keine vorhanden war.\n3.\tUntersuchungen bei einer Geschwindigkeit von 2,75 mm/sek. Subjektives Resultat : Die Vp. hatte bei einigen Untersuchungen\nnoch deutlich das Gef\u00fchl, den Beginn der Bewegung zu erkennen, bei anderen jedoch schien das Versuchsobjekt f\u00fcr den Beobachter sich l\u00e4ngere Zeit in v\u00f6lliger Ruhe zu befinden, w\u00e4hrend es sich tats\u00e4chlich bewegte.\nObjektives Resultat: Von den 23 vorgenommenen Untersuchungen wurde bei 21 davon die Bewegung durchschnittlich nach 4,81 Sek. angegeben, bei 2 davon solche angezeigt, w\u00e4hrend keine vorhanden war.\n4.\tUntersuchungen bei einer Geschwindigkeit von 2,05 mm/Sek. Subjektives Resultat: Deutlicher Bewegungsbeginn konnte bei\nkeiner der Untersuchungen mehr mit Sicherheit vom Beobachter festgestellt werden.\nObjektives Resultat: Von den 23 vorgenommenen Untersuchungen wurde bei 21 davon die Bewegung durchschnittlich","page":316},{"file":"p0317.txt","language":"de","ocr_de":"Wahrnehmung von Bewegungen in den drei Dimensionen des Baumes 317\nnach 6,43 Sek. angegeben, bei 2 davon solche angezeigt, w\u00e4hrend keine vorhanden war.\nResultat: Die kleinste eben noch erkennbare Bewegung mit Fixationsstreifen horizontal in die Tiefe betr\u00e4gt bei binokularer Versuchsanordnung 2,75 mm/Sek.\nV. Diskussion der Berechtigung, aus vorliegenden Versuchen eine bestimmte Geschwindigkeit als die kleinste noch erkennbare anzunehmen\nSobald ich durch Anstellung der Versuche einige Erfahrung \u00fcber den Gang derselben gewonnen hatte, stellte sich eine Schwierigkeit heraus, die kritisch untersucht werden mu\u00dfte. Diese betrifft die Frage, mit welcher Berechtigung eine bestimmte Geschwindigkeit als die kleinste noch eben erkennbare angenommen werden darf, denn selbst au\u00dferordentlich langsame Bewegungen werden nach l\u00e4ngerer Zeit erkannt, wenn eben durch l\u00e4nger dauerndes Fortbewegen eine gr\u00f6\u00dfere Verschiebung des beobachteten Objektes im Gesichtsfeld stattgefunden hat, so da\u00df aus dieser Tatsache R\u00fcckschl\u00fcsse auf eine notwendigerweise stattgefundene Bewegung unwillk\u00fcrlich vom Beobachter gezogen werden k\u00f6nnen.\nEs handelt sich also darum, Kriterien daf\u00fcr zu gewinnen, welche Geschwindigkeit man als die kleinste noch eben wahrnehmbare bezeichnen darf, bei der nur rein das Moment der Bewegung, nicht aber das zweier ganz verschiedener Orte ma\u00dfgebend sein mu\u00dfte.\nEtwas subjektives haftet nat\u00fcrlich einer derartigen Festsetzung an, aber ich glaube, durch eine sorgf\u00e4ltige Kritik, die sich haupts\u00e4chlich auf zwei sich im Laufe der Versuche herausstellenden schon erw\u00e4hnten Tatsachen st\u00fctzt, die ich nur ihrer Wichtigkeit halber an dieser Stelle noch etwTas n\u00e4her beleuchten und ausf\u00fchren m\u00f6chte, es erm\u00f6glicht zu haben, doch zu objektiven Urteilen gelangt zu sein.\na) Rein subjektiv hatte die Vp., wenn man mit gr\u00f6\u00dferen Geschwindigkeiten arbeitete, bei jeder Untersuchung deutlich das Gef\u00fchl, da\u00df der fixierte Kartonstreifen in einem ganz bestimmten Zeitmoment sich zu bewegen beginne. Verlangsamte man nun die Geschwindigkeit immer mehr, so gelangte man allm\u00e4hlich zu einer solchen, die bei einigen Versuchen dem Beobachter noch ein deutliches Beginnen der Bewegung zu erkennen erlaubte, bei","page":317},{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"318\nFritz Fallert\nanderen jedoch das sich bewegende Versuchsobjekt als absolut ruhend der Vp. vort\u00e4uschte. Dies wurde als die minimalst erkennbare Geschwindigkeit angenommen. Verlangsamte man die Geschwindigkeit jedoch noch mehr, so hatte der Beobachter bei keinem der Versuche mehr das deutliche Gef\u00fchl, den Bewegungsbeginn auch nur mit einiger Sicherheit als solchen wahrzunehmen.\nb) Rein objektiv war bei allen Versuchen, bei denen man mit gr\u00f6\u00dferen Geschwindigkeiten arbeitete, die Zeit ungef\u00e4hr gleich gro\u00df, die verstrich zwischen wirklichem Beginn der Bewegung und dem Moment, wo diese vom Beobachter erkannt wurde. Verlangsamte man nun die Geschwindigkeit immer mehr, so gelangte man allm\u00e4hlich zu einer solchen, bei der bei einigen Versuchen der Anfang der Bewegung noch sehr rasch vom Beobachter festgestellt werden konnte, w\u00e4hrend jedoch bei anderen die Vp. den sich bewegenden Kartonstreifen ziemlich lange Zeit als v\u00f6llig ruhend empfand. Dies wurde ebenfalls als die minimalst erkennbare Geschwindigkeit angenommen, und es zeigte sich nun, da\u00df diese objektive Folgerung sich absolut mit der subjektiven Annahme deckte, d. h. vergleicht man in beiden F\u00e4llen die entsprechenden Geschwindigkeiten, so fand man, da\u00df diese sich durchaus gleich waren. Verlangsamte man auch hier letztere noch mehr, so vergr\u00f6\u00dferten sich, was zu erwarten war, die Schwankungen in den Angaben des Erkennens der Bewegung noch betr\u00e4chtlich und erschienen gleichsam wie v\u00f6llig zuf\u00e4llig vom Beobachter angegeben.\nVI. Kritik der bei Ermittlung der kleinsten noch erkennbaren\nBewegungen erhaltenen Resultate\nDie vorstehenden Untersuchungen gestatten die Frage, weshalb die ganze Untersuchung angestellt wurde, eindeutig zu beantworten. Es hat sich herausgestellt, da\u00df die Feinheit der Wahrnehmung der Bewegungen in den drei Dimensionen des Raumes nicht gleich gro\u00df ist, sondern, da\u00df bei genauer Analyse der Resultate, die gleich mitgeteilt werden soll, die Feinheit der Wahrnehmung der Bewegungen nach der Tiefendimension gr\u00f6\u00dfer als diejenige der Bewegung nach der H\u00f6he und Breite sich erwies. Hieran ist auf einem neuen methodischen Weg der Anschlu\u00df an die Feststellungen von Pulfeich (Die Stereoskopie im Dienste der Photometrie und Pyrometrie, Springer 1923) ge-","page":318},{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"Wahrnehmung von Bewegungen in den drei Dimensionen des Raumes 319\nwonnen, der die \u00fcberragende Feinheit der Tiefenwahrnehmung nach weisen konnte.\nWas die Wahrnehmung der Bewegung nach der H\u00f6he und Breite betrifft, so ergab sie bei Beobachtung ohne Fixationsstreifen genau gleiche Resultate, und zwar wurde die Bewegung erkannt, sobald die Geschwindigkeit des fixierten Objektes 0,48 mm/Sek. betrug. Wurde aber mit einem Fixationsstreifen beobachtet, so betrug wiederum f\u00fcr beide Dimensionen die kleinste noch erkennbare Bewegung nur 0,02 mm/Sek. Es zeigt sich demnach, da\u00df die Sammlung der Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Ort die in der Nachbarschaft stattfindenden Bewegungen besser erkenntlich macht, was ja biologisch einen leicht verst\u00e4ndlichen Sinn hat. Der physiologische Grund f\u00fcr die feinere Bewegungsempfindung in die H\u00f6he und Breite bei festgehaltener Fixation ist der, da\u00df hier eine gr\u00f6\u00dfere Verschiebung des entsprechenden Bildes auf der Netzhaut stattfindet, als wenn die Augen dem bewegten Gegenst\u00e4nde folgen. Quantitativ genaue Resultate k\u00f6nnen somit erst bei festgehaltenem Auge ermittelt werden.\nWas nun die Wahrnehmung bei Verschiebung des Objektes nach der Tiefe anbetrifft, so ergaben sich zun\u00e4chst einmal, im Gegensatz zu den Beobachtungen in der H\u00f6he und Breite, gro\u00dfe Unterschiede bei monokularer und bei binokularer Beobachtung. Zum vornherein zeigte es sich daher, da\u00df die physiologische Tiefenwahrnehmung bei diesen Differenzen eine sehr gro\u00dfe Rolle spielen mu\u00df, da sie nur bei binokularer Beobachtung vorhanden ist. Noch klarer geht dies aber hervor, wenn man die Resultate betrachtet, die erzielt wurden bei gleichzeitiger Fixation eines im Gesichtsraume ruhenden schmalen Streifens. W\u00e4hrend ohne diesen die geringste \u25a0wahrnehmbare Geschwindigkeit 30,0 mm/Sek. betrug, sank sie bei Fixation auf 2,75 mm/Sek. Es ist klar, worauf dieser Unterschied beruhen mu\u00df: Eine Tief en Wahrnehmung ist erst vorhanden, wenn durch Abbildung ruhender Objekte aut dem Kernfleck der Netzhaut eine Kernfl\u00e4che des Sehraums geschaffen worden ist, relativ zu welcher die disparate Abbildung auf der Netzhaut die Tiefenwahrnehmung erzeugt. Nun aber ist selbst der zuletzt genannte Wert sehr viel gr\u00f6\u00dfer als der bei Erkennung der minimalsten Bewegung nach H\u00f6he und Breite erhaltene, und somit scheint die Wahrnehmung letzterer sch\u00e4rfer zu sein als die Wahrnehmung einer gleichartigen Bewegung nach","page":319},{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"320\nFritz Fallert\nder Tiefe. Diese Tatsache gibt aber den wirklichen Sachverhalt nicht richtig wieder, denn die wahre Schlu\u00dffolgerung, welche von beiden Arten von Bewegung das Auge feiner zu erkennen vermag, konnte erst durch nachfolgende Analyse gezogen werden, zu der ich durch Vergleich der Gr\u00f6\u00dfe der Netzhautstellen gelangte, \u00fcber die bei horizontaler Bewegung nach der Breite und nach der Tiefe das sich bewegende Objekt verschieben mu\u00dfte, um die stattfindende Bewegung als solche erkennen zu lassen.\n1. Die Berechnung der Gr\u00f6\u00dfe der Netzhautstrecke, welche bei horizontaler Bewegung einer so lange dauernden Verschiebung des zu dem sich bewegenden Fixationsstreifen geh\u00f6renden Netzhautbildes entspricht, bis die Bewegung erkannt wurde, ergibt sich aus folgender \u00dcberlegung: (Es wurden dazu die Versuche mit Fixationsstreifen verwendet, da man ja nur so, weil eben das Auge fixiert beobachtet, die wirklich kleinste Netzhautgr\u00f6\u00dfe erh\u00e4lt, \u00fcber die zu Erkennung der Bewegung das sich mit der gefundenen kleinsten Geschwindigkeit bewegenden Objekt in der den Versuchen entsprechenden durchschnittlich notwendigen Zeit bewegen mu\u00dfte, w\u00e4hrend wenn die Versuche ohne Fixationsstreifen angestellt werden, das Auge ja dem sich fortbewegenden Objekt folgt, so da\u00df die so erhaltenen bedeutend gr\u00f6\u00dferen Geschwindigkeiten die Resultate nicht rein erkennen lassen, da hier noch andere physiologische Momente mitspielen).\nBei diesen Untersuchungen betr\u00e4gt die minimalst erkennbare Geschwindigkeit 0,02 mm/Sek. Lag diese vor, so wurde durchschnittlich die Bewegung nach 6 Sek. erkannt. W\u00e4hrend dieser Zeit bewegte sich also das Versuchsobjekt 0,12 mm weit. Die Gr\u00f6\u00dfe der Netzhautstelle, die dieser Strecke entspricht, ergibt sich 17 19x012\naus x = \u20141207 2^\u2014 == ^>0017 mm d. h. das Netzhautbild des\nsich bewegenden Objektes wandert auf der Netzhaut 0,0017 mm, bis die Bewegung erkannt wird.\n2. Die Berechnung der Gr\u00f6\u00dfe der Netzhautstrecke, welche bei Bewegung in die Tiefe einer so lange dauernden Verschiebung des zu dem sich bewegenden Fixationsstreifen geh\u00f6renden Netzhautbildes entspricht, bis die Bewegung erkannt wurde, ergibt sich aus folgender \u00dcberlegung: (es wurden dazu die Versuche ohne Fixationsstreifen verwendet, da deren Resultate rein die Folge der Verschiebungen der Netzhautbilder darstellen, w\u00e4hrend die mit Fixationsstreifen infolge Auftreten von Doppelbildern und","page":320},{"file":"p0321.txt","language":"de","ocr_de":"Wahrnehmung von Bewegungen in den drei Dimensionen des Baumes 321\nsomit unter Mithilfe noch anderer physiologischer Momente viel kleinerere Resultate ergeben, und infolgedessen die zu untersuchenden Verh\u00e4ltnisse nicht klar erkennen lassen).\nBei diesen Untersuchungen betr\u00e4gt die minimal erkennbare Geschwindigkeit 30,0 mm/Sek. Lag diese vor, so wurde durchschnittlich nach 2,15 Sek. die Bewegung erkannt. W\u00e4hrend dieser Zeit bewegte sich also das Versuchsobjekt 67,5 mm weit.\nDie Gr\u00f6\u00dfe des Netzhautbildes eines 4 mm breiten Fixationsstreifens bei der vorliegenden Versuchsanordnung war somit zu\n1 7 1 87 V 4\nBeginn der Bewegung\t\u2014 = 0,0569 mm.\nDie Gr\u00f6\u00dfe des Netzhautbildes desselben Fixationsstreifens betrug ferner sobald die Bewegung erkannt wurde, d. h. nachdem das sich bewegende Objekt 67,5 mm weit gewandert war\n17,187X4 nA,QQ x\u00ab \u2014 \u2014\t\u2014 = 0,0o39 mm.\n2\t1274,2\t\u2019\nSubtrahierte man nun x2 von x1? so erhielt man die Gr\u00f6\u00dfe der Netzhautstrecke, um die sich das Netzhautbild in dem Augenblick verkleinert hatte, als die Bewegung erkannt worden war. Um diesen Betrag nahm also die Gesamtgr\u00f6\u00dfe des Netzhautbildes ab, jeder der beiden R\u00e4nder desselben verschob sich somit um die H\u00e4lfte von 0,003 mm, also um 0,0015 mm; so weit mu\u00dfte sich folglich das Netzhautbild gleichsam von jeder Seite aus verkleinern durch zentralw\u00e4rts gerichtete Verschiebung der R\u00e4nder, damit die Bewegung erkannt werden konnte.\nVergleicht man nun dies Resultat mit dem bei seitlicher\nhorizontaler Bewegung entsprechend erhaltenen, so f\u00e4llt ohne\n\u2022 \u2022\nweiteres die \u00e4u\u00dferst gro\u00dfe \u00dcbereinstimmung der beiden auf; d. h. Beginn einer Bewegung kann bei diesen Anordnungen erst dann erkannt werden, wenn das Netzhautbild \u00fcber eine Strecke von ganz bestimmter L\u00e4nge, die durch die zwei erw\u00e4hnten, v\u00f6llig verschiedene \u00dcberlegungen gefunden wurde, gewandert ist.\n3. Ganz anders verh\u00e4lt es sich aber mit der Gr\u00f6\u00dfe der Netzhautstrecke, welche bei Bewegung in die Tiefe mit Fixationsstreifen einer so lange dauernden Verschiebung des zu dem sich bewegenden Fixationsstreifen geh\u00f6renden Netzhautbildes entspricht, bis die Bewegung erkannt wurde. Hier betr\u00e4gt die minimalst erkennbare Geschwindigkeit 2,75 mm/Sek. Lag diese vor, so wurde durchschnittlich nach 4,18 Sek. die Bewegung erkannt. W\u00e4hrend dieser Zeit bewegte sich also das Versuchsobjekt 13,22 mm weit.","page":321},{"file":"p0322.txt","language":"de","ocr_de":"322\nFritz Fallert\nDie Gr\u00f6\u00dfe des Netzhautbildes des 4 mm breiten Fixationsstreifens war somit bei der vorliegenden Versuchsanordnung zu\n17,187 X 4\nBeginn der Bewegung xx\n= 0,0569 mm.\n1207,2\nDie Gr\u00f6\u00dfe des Netzhautbildes desselben Fixationsstreifens betrug sobald die Bewegung erkannt wurde, d. b. nachdem das sich bewegende Objekt 13,22 mm weit gewandert war,\n17,187 X 4 A A\u2122\nXo = \u2014TcTrTrv a\u2014 = 0,0563 mm.\n1220,4\nSubtrahierte man nun x2 von xl5 so erhielt man die Gr\u00f6\u00dfe der Netzhautstrecke, um die sich das Netzhautbild in dem Augenblick verkleinert hatte, als die Bewegung erkannt worden war. Um diesen Betrag nahm also die Gesamtgr\u00f6\u00dfe des Netzhautbildes ab; jeder der beiden B\u00e4nder desselben verschob sich somit um die H\u00e4lfte desselben, also um 0,0003 mm.\nDa\u00df die Berechnung hier eine so bedeutend kleinere zu Erkennung der geringsten Bewegung notwendige Verschiebung des Netzhautbildes ergab, liegt wohl darin begr\u00fcndet, da\u00df hier wie erw\u00e4hnt noch andere physiologische Momente mitspielen m\u00fcssen, denn sonst lie\u00dfe es sich nicht recht erkl\u00e4ren, warum zur Erkennung von Bewegung bei Versuchen des Tiefensehens mit Fixationspunkt ungef\u00e4hr f\u00fcnfmal kleinere Verschiebungen des Bildes auf der Netzhaut n\u00f6tig sind, als bei solchen des Tiefensehens ohne Fixationspunkt, die, wie zu erwarten war und wie vorliegende Berechnungen ergaben, mit denen bei seitlicher Bewegung \u00fcbereinstimmten. Und da nun nur bei ersteren die beim physiologischen Sehakt st\u00e4ndig auftretenden Doppelbilder vorliegen, d\u00fcrfte wohl darin der Hauptgrund dieser Differenz liegen.\nDas Endresultat dieser Analyse und Berechnung ist somit das, da\u00df die kleinste zur Erkennung einer Bewegung notwendige Verschiebung des Netzhautbildes bei Bewegung eines Objektes nach H\u00f6he und Breite 0,0017 mm betr\u00e4gt, w\u00e4hrend bei Bewegung nach der Tiefe und bei gleichzeitiger Schaffung einer Kernfl\u00e4che durch Fixation dazu nur eine Verschiebung von 0,0003 mm notwendig ist. Hieraus ergibt sich die au\u00dferordentliche Feinheit der BewegungsWahrnehmung nach der Tiefe, und da sie sogar gr\u00f6\u00dfer ist als die Feinheit der Bewegungswahrnehmung nach H\u00f6he und Breite, folgt notwendigerweise zwingend, da\u00df durch diese Erkenntnis ein neuer Beweis daf\u00fcr geliefert wurde, da\u00df die Tiefenwahrnehmung genau so prim\u00e4r rein physiologisch entstehen mu\u00df, wie die Wahrnehmung der Bewegung nach H\u00f6he und Breite.","page":322},{"file":"p0323.txt","language":"de","ocr_de":"Wahrnehmung von Bewegungen in den drei Dimensionen des Baumes 323\nVII. Zusammenstellung der Resultate\n1.\tDie kleinste eben noch erkennbare Bewegung eines Objektes bei einer Distanz von 1,20 m zwischen diesem und der Cornea des Beobachters betr\u00e4gt : in horizontaler Richtung nach der Seite und in vertikaler Richtung:\na)\tOhne Fixationsstreifen : 0,48 mm/Sek.\nb)\tMit Fixationsstreifen: 0,02 mm/Sek.\nDie kleinste eben noch erkennbare Bewegung eines Objektes bei gleicher Distanz in Richtung nach der Tiefe betr\u00e4gt:\na)\tOhne Fixationsstreifen:\nBei monokularer Beobachtung 63,0 mm/Sek.\nBei binokularer Beobachtung 30,0 mm/Sek.\nb)\tMit Fixationsstreifen: 2,75 mm/Sek.\n2.\tDie Gr\u00f6\u00dfe der Verschiebung des Netzhautbildes, das der Gr\u00f6\u00dfe der Verschiebung eines mit der kleinsten noch eben erkennbaren Geschwindigkeit in der zur Erkennung notwendigen Zeit sich fortbewegenden fixierten Objektes entspricht, betr\u00e4gt:\nF\u00fcr Bewegung in horizontaler seitlicher Richtung und in vertikaler Richtung:\na)\tOhne Fixationsstreifen: 0,0361 mm.\nb)\tMit Fixationsstreifen: 0,0017 mm.\nF\u00fcr Bewegung nach der Tiefe :\na)\tOhne Fixationsstreifen:\nBei monokularer Beobachtung: 0,0022 mm.\nBei binokularer Beobachtung: 0,0015 mm.\nb)\tMit Fixationsstreifen: 0,0003 mm.\n3.\tBei Bewegung in allen drei Dimensionen erh\u00e4lt man die gleichen Versuchsresultate, ob man das Objekt auf das Doppelte vergr\u00f6\u00dfert, oder ob man mit halb so gro\u00dfen Versuchsobjekt arbeitet, d. h. die Resultate der Untersuchung scheinen innerhalb nicht allzu gro\u00dfen Grenzen unabh\u00e4ngig von den Objektgr\u00f6\u00dfen zu sein.\n4.\tAlle Untersuchungen bei vertikaler wie auch bei horizontaler seitlicher Bewegung ergeben bei gleichen Geschwindigkeiten gleiche Resultate.\n5.\tF\u00fcr horizontale Seitenbewegung wie auch f\u00fcr Bewegung in vertikaler Richtung zeigen die Versuche gleiche Resultate, gleichg\u00fcltig ob bei gleicher Geschwindigkeit das sich bewegende Objekt mit einem oder mit beiden Augen beobachtet wird. Nicht","page":323},{"file":"p0324.txt","language":"de","ocr_de":"Fritz Fallert\n324\naber gilt das f\u00fcr das Sehen bei Bewegungen in die Tiefe, wo bei monokularer Beobachtung die Geschwindigkeit des sich bewegenden Versuchsobjektes etwas mehr als doppelt so gro\u00df sein mu\u00df als bei binokularer, damit man die Bewegung noch eben erkennen kann.\n6.\tVergleicht man die Gr\u00f6\u00dfe der Verschiebung des Netzhautbildes, die einem sich nach der Breite oder H\u00f6he bewegenden Objekt entspricht mit derjenigen einem sich nach der Tiefe be wegenden, w\u00e4hrend man jeden ruhenden Gegenstand aus der Nachbarschaft des sich bewegenden Objektes entfernt, so findet man, da\u00df die beiden sich decken. Aus der Tatsache aber, da\u00df, sobald eine ruhende Linie in die n\u00e4chste N\u00e4he des sich bewegenden Gegenstandes gebracht und somit die Kernfl\u00e4che des Sehraums geschaffen wird, die zur Wahrnehmung der Bewegung eines beobachteten Objektes notwendige Verschiebung des Netzhautbildes bedeutend kleiner zu sein braucht, wenn der Gegenstand sich in Richtung nach der Tiefe als in horizontaler seitlicher oder aber vertikaler Richtung fortbewegt, folgt zwingend, da\u00df, sobald die physiologischen Bedingungen f\u00fcr die Tief en Wahrnehmung gegeben sind, das Erkennen der Bewegung nach der Tiefe nicht nur eben so fein, sondern sogar noch bedeutend feiner ist als die Wahrnehmung von Bewegungen nach H\u00f6he und Breite.\n7.\tAus den mitgeteilten Tatsachen geht notwendigerweise hervor, da\u00df auch die Tiefenwahrnehmung prim\u00e4r durch rein physiologische Momente zustande kommt.","page":324}],"identifier":"lit36016","issued":"1930","language":"de","pages":"297-324","startpages":"297","title":"Untersuchungen \u00fcber die Wahrnehmung von Bewegungen in den drei Dimensionen des Raumes","type":"Journal Article","volume":"60"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:42:22.958009+00:00"}