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{"created":"2022-01-31T16:46:19.641379+00:00","id":"lit36025","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Kaestner, Elisabeth","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 62: 110-131","fulltext":[{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110\n(Aus der I. Medizinischen Klinik der Charit\u00e9, Berlin)\nMethodisches zur Bestimmung des Beizortes\nder Temperaturnerven\nVon\nElisabeth Kaestneb\nWenn man die Temperaturleitf\u00e4higkeit eines K\u00f6rpers kennt, so l\u00e4\u00dft sich die Temperaturverteilung in ihm aus den Oberfl\u00e4chen-bzw. Au\u00dfentemperaturen berechnen, da bei gegebenen Au\u00dfentemperaturen die Temperatur eines jeden Ortes im K\u00f6rperinneren eine Funktion der r\u00e4umlichen Abst\u00e4nde von den Oberfl\u00e4chen ist. Infolgedessen l\u00e4\u00dft sich bei gegebenen Au\u00dfentemperaturen umgekehrt auch die Lage des Ortes, sein Abstand von der Oberfl\u00e4che, aus der Temperatur des Ortes, wenn diese bekannt ist, errechnen.\nAls Reizort des Temperatur sinnes hat Hahn diejenige Hautschicht bezeichnet, in der die Umformung des physikalischen Temperaturreizes in einen unbekannten biologischen Vorgang stattfindet, dessen weiteres Ergebnis erst die Nervenerregung und Temp er aturempfin dung ist. Zur Ermittlung dieses Reizortes, seines Abstandes von der Hautoberfl\u00e4che, haben Hahn und seine Mitarbeiter verschiedene Verfahren ausgearbeitet, die aus der Temperaturleitf\u00e4higkeit und W\u00e4rmekapazit\u00e4t der Epidermis und dem Temperaturbestand des Reizortes den fraglichen Abstand als Unbekannte in einer mathematischen Gleichung zu berechnen erlauben. Die Temperatur des Reizortes wird dabei aus den auf die Hautoberfl\u00e4che einwirkenden Reiztemperaturen unter verschiedenen Variationen der Reizbedingungen ermittelt.\nZur Ermittlung der Temperaturen des Reizortes dienen dabei die Temperature mp fin dun g en. Ersichtlich wird also vorausgesetzt , da\u00df der Zusammenhang zwischen einer gegebenen Temperatur des Reizortes und der resultierenden Temperaturempfindung bereits klargestellt ist. Diese Klarstellung ist von","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"Methodisches zur Bestimmung des Reizortes dev Temperutumerven Hl\nHahn unter Ablehnung der klassischen Temperatursinnestheorien von Hebino und Webeb vorher erfolgt, ist aber ebenso wie die Berechnung des Reizortes nicht unwidersprochen geblieben.1 Statt durch eine Diskussion die erhobenen Widerspr\u00fcche zu entkr\u00e4ften, hat Hahn mich veranla\u00dft, die Folgerichtigkeit mehrerer seiner Verfahren an einem Modellversuch nachzupr\u00fcfen und ihre Fehlerbreite genauer zu umgrenzen.\nZu diesem Zwecke habe ich es nach einem Vorschlag von G. Fbohwein unternommen, aus den verwendeten Reiztemperaturen und den resultierenden Temperaturempfiindungen die Breite einer Gummischicht mit den gleichen Verfahren experimentell zu ermitteln, die Hahn und seine Mitarbeiter zur Berechnung der Breite der Epidermis zwischen Hautoberfl\u00e4che und Reizort des Temperatursinnes angegeben haben. Die Breite und die W\u00e4rmeleitungsfaktoren der Gummischicht, die bei den Versuchen den Temperaturreiz von der Hautoberfl\u00e4che trennte, waren bekannt. Aus der Genauigkeit der \u00dcbereinstimmung zwischen den durch pysikalische Messung und durch das sinnesphysiologische Experiment gewonnenen Ergebnissen ergibt sich die Fehlerbreite der sinnesphysiologischen Verfahren. Die M\u00f6glichkeit, die Breite einer Gummischicht durch sinnesphysiologische Versuche physikalisch zu ermitteln, erlaubt wiederum R\u00fcckschl\u00fcsse auf die Richtigkeit der zugrundeliegenden Temperatursinnestheorie.2\n1. Verfahren3\nVersuchsanordnung: \u00dcber beide H\u00e4nde der Vp. sind Gummihandschuhe gezogen, die \u00fcber die Kn\u00f6chel hinaufreichen. Die H\u00e4nde werden bis zu den Kn\u00f6cheln ins Wasser getaucht, z\u00f9 den Temperaturreizungen etwas weniger tief, und st\u00e4ndig kr\u00e4ftig im Wasser hin und her bewegt. Die linke Hand wird 3 Min. lang in Wasser von 29\u00b0, die rechte gleichzeitig in Wasser von 17\u00b0 getaucht. Dann wTerden gleichzeitig die linke Hand in Wasser von 34\u00b0, die rechte Hand in Wasser von 37\u00b0 getaucht, wobei der VI. auf einen Zuruf der Vp. eine Stoppuhr in Gang setzt. Die\n1\tM. von Frey, Jahresberichte Physiologie 1928 S. 711 ff. \u2014 M. von Frey u. H. Rein, Handbuch der Haut und Geschlechtskrankheiten Bd 1, II (109).\n2\t\u00dcber verschiedene technische Einzelheiten der Versuchsverfahren ist in die Originalarbeiten einzusehen.\n3\tH. Hahn und K. Boshamer, Pfl\u00fcgers Arch. 217, H. 1, 40 (1927).","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\nElisabeth Kaestner\nUhr wird abgestoppt, sobald die Vp. angibt, da\u00df die W\u00e4rmeempfindung an der auf 17\u00b0 vorgek\u00fchlten rechten Hand in dem Wasser von 37\u00b0 die W\u00e4rmeempfindung an der von 29\u00b0 auf 34\u00b0 erw\u00e4rmten linken Hand \u00fcberschreitet. Es wird angenommen, da\u00df zu diesem Zeitpunkt auch physikalisch die Temperatur des Reizortes der rechten Hand die Temperatur des Reizortes der linken Hand \u00fcberschreitet. Die Richtigkeit dieser Annahme soll ebenfalls durch die Versuche best\u00e4tigt werden. Die abgestoppte Zeit wird protokolliert, darauf der Versuch wiederholt, bis 10 Versuchsergebnisse vorliegen.\nZu den n\u00e4chsten 10 Versuchen wird bei sonst gleicher Versuchsanordnung die rechte Hand zur W\u00e4mereizung in Wasser von 38 0 statt 37 0 getaucht, wodurch die abgestoppten Zeiten k\u00fcrzer werden; in weiteren je 10 Versuchen in Wasser von 39\u00b0 und 40\u00b0. Die Ergebnisse sind in Tab. 1 zusammengestellt.\nTabelle 1\nAi Grad\tRr Grad\tEl Grad\tRr Grad\tZ Sek.\tX mm\n29\t17\t34\t37\t4,7 (4,0-5,1)\t0,226\nn\tii\tii\t38\t3,3 (3,1-4,0)\t0,250\nii\t\tii\t39\t3,1 (2,6\u20143,3)\t0,296\nii\tii\tii\t40\t2,3 (2,1-2,5)\t0,294\nIn der Tab. 1 sind unter Ai und Ri die Vor- und Reiztemperaturen f\u00fcr die linke Hand, unter Ar und Rr die entsprechenden Temperaturen f\u00fcr die rechte Hand eingetragen. Unter Z als Durchschnittswert von 10 Versuchen die Zeiten, die bis zum \u00dcberwiegen der W\u00e4rmeempfindung an der rechten Hand verstrichen. Die in Klammern beigef\u00fcgten Werte geben die Streuung der Zeitbestimmungen wieder. Unter x befinden sich die errechneten Werte f\u00fcr den Abstand der Oberfl\u00e4che des Reizortes von der Oberfl\u00e4che des Gummihandschuhes.\nTabelle 2\nAi Grad\tAr Grad\tRi Grad\tRr Grad\tZ Sek.\tX mm\n29\t39\t24\t19\t4,9 (4,2-5,3)\t0,231\n\ta\t\u00bb\t18\t3,3 (3,1-4,2)\t0,251\nV\t\tii\t17\t2,7 (2,3-3,1)\t0,276\n\t\u2022\u2022\tn\t16\t2,2 (2,0-2,4)\t0,288","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"Methodisches zur Bestimmung des Reizortes der Temperaturnerven H3\nIn der Tab. 2 finden sich die Ergebnisse des gleichen Verfahrens zur Ermittlung des Reizortes der K\u00e4ltenerven. Hierzu wurden die H\u00e4nde auf die Temperaturen Ai und Ar entsprechend vorgew\u00e4rmt, zu den K\u00e4ltereizungen auf die Temperaturen Ri und Rr abgek\u00fchlt. Die Zeiten Z geben dann den Zeitpunkt an, zu dem die K\u00e4lteempfindung an der um die gr\u00f6\u00dferen Betr\u00e4ge abgek\u00fchlten rechten Hand \u00fcberwog. x bezeichnet den Abstand der Oberfl\u00e4che des Reizortes der K\u00e4ltenerven von der Oberfl\u00e4che des Gummihandschuhes. Zu den Versuchen hat sich mir Dr. Hahn selber als Vp. zur Verf\u00fcgung stellt.\nBerechnungsgang: \u00dcber die Einzelheiten der mathematischen Berechnung, die mir wieder unser Mitarbeiter cand. phil. W. Kleinste\u00fcbee geliefert hat, verweise ich auf die fr\u00fcheren Darstellungen von Hahn.1 2\nDie Voraussetzung der Berechnung konnte ich noch etwas sch\u00e4rfer erfassen als urspr\u00fcnglich a. a. 0., nachdem unterdessen die vorher unzul\u00e4nglich bekannte Bestimmung der Unterschiedsempfindlichkeit des Temperatursinnes durch Hahn und J. Goldscheid ee 2 erfolgt ist. Denn da methodisch die Zeiten Z von dem deutlich unterscheidbaren \u00dcberwiegen der Temperaturempfindungen an der rechten Hand \u00fcber die Empfindungen der linken Hand abh\u00e4ngen, so sind diese Zeiten offenbar auch das Ergebnis der Genauigkeit, mit der der Temperatursinn Empfindungsst\u00e4rken zu unterscheiden erlaubt, also der Feinheit seiner Unterschiedsempfindlichkeit. Die Versuche Hahns haben nun ergeben, da\u00df Temperaturunterschiede \u00fcberhaupt erst wahrgenommen werden k\u00f6nnen, wenn sie mindestens 0,20 betragen, mit einer Sicherheit von ca. 2 richtigen zu einem falschen Urteil nach der Methode der richtigen und falschen F\u00e4lle. Die Zeiten Z besagen also, da\u00df zu ihrem Zeitpunkte die Temperaturen des Reizortes der beiden H\u00e4nde nicht gleich waren, sondern bereits um mindestens 0,2 0 an der rechten Hand die Reizorttemperaturen der linken Hand \u00fcberschritten hatten. Au\u00dfer diesen 0,2\u00b0, die sinngem\u00e4\u00df (vgl. unten) in den mathematischen Ansatz eingef\u00fcgt werden m\u00fcssen, hat Kleinsteubee auch noch einen anderen Wert in der Rechnung abge\u00e4ndert, der auf den Untersuchungsergebnissen\n1\tH. Hahn und K. Boshamer, Pfl\u00fcgers Arch. 217, H. 1, 42 (1927) und H. Hahn, Handbuch d. biolog. Arbeitsmethoden von Abderhalden Abt. V, 7, S. 949 (1930).\n2\tHahn und J. Goldscheider, Z. Sinnesphysiol. 60, 167 (1930).","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114\nElisabeth Kaestner\n(a. a. 0.) Hahns \u00fcber den Empfindlichkeitsunterschied seiner H\u00e4nde beruht. Die Untersuchungen haben n\u00e4mlich ergeben, da\u00df Hahn zwei W\u00e4rme reize (konstant und unabh\u00e4ngig von der absoluten Reizst\u00e4rke, bei Vermeidung adaptierender Einfl\u00fcsse) dann als gleichwarm empfindet, wenn die Reiztemperaturen der rechten Hand um 0,260 w\u00e4rmer sind als die Reiztemperaturen der linken Hand.\nDieser Empfindlichkeitunterschied der W\u00e4rmenerven von ca. 0,30 mu\u00df zu dem der Unterschiedsempfindlichkeit entsprechenden Wert von 0,2\u00b0 addiert werden, um sinngem\u00e4\u00df in die mathematische Gleichung eingef\u00fcgt (vgl. unten) die Werte x zu berechnen. Entsprechend m\u00fcssen bei den K \u00e4lteversuchen den 0,2\u00b0 Unterschiedsempfindlichkeit noch 2,3 \u00b0, um die sich die K\u00e4lteempfindlichkeit von Hahns beiden H\u00e4nden zugunsten der linken Hand unterscheidet, einberechnet werden.\nDer Empfindlichkeitsunterschied der H\u00e4nde ist eine individuelle Variable und mu\u00df f\u00fcr jede Person gesondert untersucht werden, und zwar getrennt f\u00fcr W\u00e4rme- und K\u00e4ltereize. Man gewinnt mit ihm den mathematischen Ansatz f\u00fcr die Tiefenbestimmung des Reizortes, indem man ihn und die 0,2 0 Unterschiedsempfindlichkeit bei den W \u00e4 r m e versuchen von den Temperaturen Ar und Rr der Tab. 1 subtrahiert, bei den K\u00e4lteversuchen zu Ar und Rr der Tab. 2 addiert. Durch diese Umrechnung werden die individuellen Abweichungen umgangen und Verh\u00e4ltnisse geschaffen, als wenn die Versuche an einer Vp. vorgenommen w\u00e4ren, deren H\u00e4nde gleich temperaturempfindlich und deren Unterschiedsempfindlichkeit unendlich fein w\u00e4ren.\n2. Verfahren1\nEinen Vorteil bietet das folgende von unserem Mitarbeiter Eeohwein angegebene Verfahren dadurch, da\u00df zu denVersuchen nur eine Hand ben\u00f6tigt wird, so da\u00df das Verfahren eine Kenntnis des Empfindlichkeitsunterschiedes der beiden H\u00e4nde er\u00fcbrigt. Das Verfahren gew\u00e4hrt ferner au\u00dfer f\u00fcr den geringsten Abstand des Reizortes von der Hautoberfl\u00e4che einen Anhalt auch f\u00fcr seinen gr\u00f6\u00dften Abstand und damit f\u00fcr die gesamte Breite des Reizortes. Das Verfahren beruht auf der Voraussetzung, da\u00df die Temperatur des Reizortes unter dem Einflu\u00df der Reiztemperaturen sich ver-\n1 G. Froh wein, Pfl\u00fcgers Arch. 225, 591 (1930).","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"Methodisches zur Bestimmung des Reizortes der Temperaturnerven 115\n\u00e4ndern mu\u00df, damit ein Empfindnngs z n w a c h s wahrgenommen werden kann ; da\u00df einem nicht mehr wahrnehmbaren Empfindungszuwachs eine praktische Temperaturkonstanz des Reizortes entspricht; da\u00df eine Empfindungs a b n a h m e erfolgt, wenn die Temperatur des Reizortes ihre Richtung ver\u00e4ndert. Empfindungszuwachs beweist also Temperaturver\u00e4nderung des Reizortes in der Richtung der Reiztemperatur, Empfindungskonstanz praktische Temperaturkonstanz des Reizortes, Empfindungsabnahme Umkehrung der Temperaturver\u00e4nderung des Reizortes, unter der Voraussetzung, da\u00df bei Vermeidung der Adaptation die tats\u00e4chliche Temperatur des Reizortes die Erregungsintensit\u00e4t der Temperaturnerven bestimmt.\nVersuchsanordnung: Zur Untersuchung des Reizortes der W\u00e4rme nerven wird die unbekleidete V ersuch sh and 5 Min. in Wasser von 18\u00b0 belassen, hernach zur W\u00e4rmereizung unter kr\u00e4ftigen rudernden Bewegungen in Wasser von 38\u00b0 getaucht und die Zeit des Aufenthaltes der Hand in Wasser von 38\u00b0 abgestoppt, dann rasch in Wasser von 37\u00b0 getaucht. Und zwar wird die Uhr gestoppt, wenn die Hand aus dem Wasser von 38 0 in Wasser von 37\u00b0 getaucht wird und die Versuchsperson zu entscheiden hat, ob in dem Wasser von 37\u00b0 die W\u00e4rmeempfindung der Hand noch zunimmt \u2014 oder in gleicher St\u00e4rke fortbesteht \u2014 oder ob das Wasser von 37 0 tats\u00e4chlich als weniger warm empfunden wird als das Wasser von 38\u00b0. Zum folgenden Versuch wird die Hand wieder 5 Min. auf 18 0 abgek\u00fchlt, danach in gleicherweise gereizt.\nDie Ergebnisse dieser Versuchsanordnung (ohne Gummihandschuh) sind ausf\u00fchrlich in der Tab. 3 zusammengestellt, in der unter A das Verk\u00fchlungswasser von 18\u00b0, unter Rx das Reizwasser von 38\u00b0, unter R2 das Vergleichswasser von 37\u00b0, unter Z die abgestoppten Zeiten eingetragen sind. Wurde das Wasser von 37\u00b0 als w\u00e4rmer empfunden, so wurden die Versuche unter + vermerkt; war die W\u00e4rmeempfindung in Rx und R2 nicht deutlich unterschiedlich unter = ; und unter \u2014, wenn R2 eine deutlich geringere W\u00e4rmeempfindung verursachte als Rx. Unter x finden sich die Ergebnisse der Berechnung f\u00fcr den Abstand des Reizortes von der HautOberfl\u00e4che.\nAls Versuchshand zu allen Versuchen dieses Verfahrens diente meine linke Hand, als Versuchsleiter stellte sich mir Frau Dr. Hahn zur Verf\u00fcgung. In der Tab. 3 sind f\u00fcr jede Zeit 5 Versuche ver-","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"116\nElisabeth Kaestner\nmerkt, deren Zeiten durch Zuruf des Versuchsleiters erzielt wurden, auf den hin ich die Versuchshand sofort mit einer m\u00f6glichst raschen Handbewegung aus dem Wasser von 38\u00b0 in das Wasser von 37 0 \u00fcberf\u00fchrte. Der Versuchsleiter variierte die Zeiten ausgiebig und regellos.\nTabelle 3\n\tA Grad\tRi Grad\tR2 Grad\tZ Sek.\t+\tUrteil\t_\tX mm\nI\t18\t38\t37\t1,5\t5\t0\t\t0,038\n\t\t\t\t1,6\t4\t1\t\t\n\t\t\t\t1,7\t2\t3\t\t\n\t\t\t\t1,8\t3\t2\t\t\n\t\t\t\t1,9\t2\t3\t\t\n\t\t\t\t2,0\t1\t4\t\t\nII\t\t\t\t2,1\t1\t4\t\t0,045\n\t\t\t\t2,2\t0\t5\t0\t\n\t\t\t\t2,3\t0\t5\t0\t\n\t\t\t\t2,4\t0\t5\t0\t\nIII\t\t\t\t2,5\t\t4\t1\t0,049\n\t\t\t\t2,6\t\t3\t2\t\n\t\t\t\t2,7\t\t4\t1\t\n\t\t\t\t2,8\t\t2\t3\t\n\t\t\t\t2,9\t\t1\t4\t\nIV\t\t\t\t3,0\t\t0\t5\t0,053\nIn der Tab. 4 sind neben den Versuchen zu Tab. 3 die entsprechenden Ergebnisse, die an der mit einem Gummihandschuh bekleideten Versuchshand auf dieselbe Weise erzielt wurden, auszugsweise in k\u00fcrzerer Form zusammengestellt. In Tab. 4 sind n\u00e4mlich nur diejenigen Zeiten enthalten, bei denen ein Urteils Verh\u00e4ltnis von 5 : 0 (oder 2X4:1, vgl. die unterstrichenen Kolonnen der Tab. 3) vorlag. An sich variierten die Zeiten Z s\u00e4mtlicher Versuche zu Tab. 4 und 5 ebenfalls um stets eine Sekunde untereinander. In der Tab. 4 sind unter Za die ohne Gummihandschuh gewonnenen Zeiten Z aus der Tab. 3 zum Vergleich \u00fcbernommen, unter Zb die mit Gummihandschuh","page":116},{"file":"p0117.txt","language":"de","ocr_de":"Methodisches zur Bestimmung des Beizortes der Temperaturnerven H7\nerzielten Zeiten vermerkt. x\u00b1 gibt die aus den Zeiten Za errech-neten Abst\u00e4nde des Reizortes von der Hautoberfl\u00e4che, x2 die aus den Zeiten Zb erreebneten Abst\u00e4nde von der Oberfl\u00e4che des Gummihandschuhes wieder, y gibt die Breite des Gummihandschuhes (x2\u2014xx) an.\nTabelle 4\n\tA Grad\tRi Grad\tE2 Grad\tZa Sek.\tzb Sek.\tXi mm\tx2 mm\ty mm\nI\t18\t88\t37\t1,5\t2,9\t0,038\t0,052\t0,014\nII\t\t\t\t2,1\t3,5\t0,045\t0,058\t0,013\nIII\t\t\t\t2,5\t3,8\t0,049\t0,060\t0,011\nIV\t\t\t\t3,0\t4,5\t0,053\t0,065\t0,012\nIn Tab. 5 sind in gleicher Weise wie in Tab. 4 die Ergebnisse des Verfahrens f\u00fcr die Bestimmung des Reizortes der K\u00e4ltenerven, unter Za ohne, unter Zb mit Gummihandschuh, zusammengestellt. Zu den Versuchen wurde vice versa die Versuchshand jeweils 3 Min. auf 38\u00b0 (A) vorgew\u00e4rmt, dann zu den Reizungen in Wasser von 18\u00b0 (Rx) und nach den Zeiten Z in Wasser von 19\u00b0 (R2) getaucht.\nTabelle 5\n\tA Grad\tEi Grad\tE2 Grad\tZa Sek.\tzb Sek.\tXi mm\tx2 mm\ty mm\nI\t38\t18\t19\t1,2\t2,7\t0,034\t0,052\t0,012\nII\t\t\t\t1,7\t3,2\t0,040\t0,056\t0,016\nIII\t\t\t\t2,2\t3,7\t0,046\t0,059\t0,013\nIV\t\t\t\t2,8\t4,3\t0,052\t0,064\t0,012\nBerechnungsgang: Der Berechnungsgang f\u00fcr die Werte xl5 x2 und y sei kurz an den W\u00e4rmeversuchen zu Tab. 3 erl\u00e4utert. In dem Wasser von 38\u00b0 wird der vorher auf 18\u00b0 abgek\u00fchlte Reizort der W\u00e4rmenerven mit der Zeit zunehmend auf 37\u00b0 und dar\u00fcber erw\u00e4rmt. Ist er in dem Wasser von 38\u00b0 noch nicht auf 37\u00b0 erw\u00e4rmt, so mu\u00df das Wasser von 37\u00b0 den Reizort noch weiter erw\u00e4rmen, die W\u00e4rmeempfindungen entsprechend zunehmen; ist die Oberfl\u00e4che des Reizortes in Rj auf 37 0 erw\u00e4rmt, so wird nunmehr die Erw\u00e4rmung in R2 von 37 0 in den tiefer gelegenen Anteilen des Reizortes auf 37 0 fortgesetzt, nicht aber\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. t2\t9","page":117},{"file":"p0118.txt","language":"de","ocr_de":"118\nElisabeth Kaestner\n370 \u00fcberschritten, so da\u00df die Empfindung fortdauert, aber konstant bleibt; ist der gesamte Reizort in dem Wasser von 38\u00b0 schon \u00fcber 37\u00b0 erw\u00e4rmt, so mu\u00df das Wasser von 37\u00b0 den Reizort nunmehr wieder auf 370 abk\u00fchlen, die W\u00e4rmeempfindung b\u00fc\u00dft dann an Intensit\u00e4t ein.\nEntsprechend besagen die Querkolonnen II in s\u00e4mtlichen Tabellen, da\u00df nach ihren Zeiten Z in den Reiztemperaturen die Temperatur der Oberfl\u00e4che des Reizortes die Temperaturen R2 gerade erreicht haben, w\u00e4hrend nach den Zeiten Z der Querkolonnen III die Temperatur des Reizortes in seiner gesamten Breite die Temperaturen R2 \u00fcberschritten haben soll. Die Werte der Querkolonnen II geben dann den Abstand der Oberfl\u00e4che des Reizortes von der Hautoberfl\u00e4che und x2 den Abstand der Oberfl\u00e4che des Reizortes von der Oberfl\u00e4che des Gummi handschuhes an, w\u00e4hrend xx und x2 der Querkolonnen III die entsprechenden Abst\u00e4nde des am tiefsten in der Haut gelegenen Anteiles des Reizortes von der Hautoberfl\u00e4che bzw. der Oberfl\u00e4che des Gummihandschuhes betreffen. Der Wert y (Differenz von x2 und xx) ist theoretisch f\u00fcr alle Querkolonnen der gleiche, da er aus den entsprechenden Differenzen unmittelbar die Breite des Gummihandschuhes ergibt.\nAlle weiteren Querkolonnen der Tabellen enthalten die durch die Methode der richtigen und falschen F\u00e4lle bedingte Streuung der \u00fcbrigen Versuchsergebnisse, von denen ich die Querkolonnen I und IV noch als \u00e4u\u00dferste experimentelle Fehlerbreite hervorgehoben und die Ergebnisse ihrer mathematischen Berechnung beigef\u00fcgt habe.\n3. Verfahren1\nAls 3. Verfahren habe ich noch ein von Hahn und Boshameb nur als Eontrollverfahren angegebenes ausgew\u00e4hlt und ihm durch die Methode der richtigen und falschen F\u00e4lle eine gr\u00f6\u00dfere Sicherheit zu verleihen versucht.\nDie Verf. hatten sich der von ihnen neu definierten Reizschwellen des Temperatursinnes bedient, diese aber nur auf ca. 1 0 genau bestimmt und wegen dieser und anderer enthaltenen Ungenauigkeiten die Versuche nur als Kontrollverfahren zur Bestimmung der Oberfl\u00e4che der W\u00e4rmenerven verwendet.\n1 H. Hahn und K. Boshameb, a. a. O. S. 46.","page":118},{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"Methodisches zur Bestimmung des Reizortes der Temperaturnerven 119\nVersuchsanordnung a: Als Reizobjekt dient ein Thun-BEKGscher Temperator von 2,5 cm Durchmesser der kreisrunden Bodenfl\u00e4che, dem durch einen Dreiwegehahn vor der Temperaturreizung Wasser von einer unterschwelligen Temperatur zugeleitet wird. Dieses Wasser durchstr\u00f6mt den Temperator, der durch ein Stativ auf der gew\u00e4hlten Hautstelle an der Volarseite eines bequem gelagerten Unterarmes befestigt ist, vor jeder Versuchsserie 10 Min. lang, zwischen den Reizungen dann jeweils 3 Min. Zur Schwellenreizung wird dem Temperator durch den Dreiwegehahn Wasser aus einem zweiten Beh\u00e4lter zugeleitet, dessen Temperatur ihm praktisch innerhalb weniger Sekunden mitgeteilt wird. Der Temperator bleibt w\u00e4hrend der ganzen Versuchsserie in ungest\u00f6rtem Kontakt mit der Versuchsstelle. Die Vp., als die sich mir unser Mitarbeiter cand. med. Taegeb 1 zur Verf\u00fcgung stellte, hatte zu entscheiden, ob nach Einschalten des Wassers von Reiztemperatur eine Temperaturempfindung auftrat oder nicht. Von dem Zeitpunkt des Einschaltens des Reizwassers wurde er durch einen Zuruf benachrichtigt ; die Qualit\u00e4t der zu erwartenden Temperaturempfindung war ihm bekannt. Die Reiztemperaturen variierte ich so lange um 1/10 0 untereinander, bis ein System von Urteilen vorlag, in dem der schw\u00e4chste Temperaturreiz in 10 bzw. 5 Versuchen h\u00f6chstens eine Temperaturempfindung verursacht hatte, die st\u00e4rkeren Temperaturreize steigend bis zu 10 bzw. 5 Empfindungen.\nDie Ergebnisse dieser Versuchsserien zur Bestimmung der W\u00e4rmereizschwTellen sind in Tab. 6 zusammengestellt, und zwar an zwrei getrennten Versuchsstellen: 1. 5 cm unterhalb der Ellenbeuge, 2. etwas unterhalb der Mitte des Unterarmes.\nTabelle 6\nA Grad\tRi Grad\tUrteil - +\t\tr2 Grad\tUrteil - +\n10\t33,6\t5\t0\t31,4\t9\t1\n\t33,7\t4\t1\t31,5\t9\t1\n\t33,8\t4\t1\t31,6\t8 2\n\t33,9\t2\t3\t31,7\t6\t4\n\t34\t0\t5\t31,8\t3\t7\n\t\t\t\t31,9\t0 10\n1 Die Vp. hatte keine Vor\u00fcbung; ihr war der Gegenstand der Untersuchung auch theoretisch unbekannt.\n9*","page":119},{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"120\nElisabeth Kaestner\nFortsetzung der Tabelle 6\nA Grad\tRi Grad\tUrteil - +\t\tr2 Grad\tUrteil - +\n17,5\t33,4\t4\t1\t\t\n\t33,8\t0\t5\t\t\n25\t33,0\t9\t1\t30,6\t9\t1\n\t33,5\t0\t10\t31,2\t0 10\n29\t33,0\t4\t1\t\t\n\t33,3\t0\t5\t\t\nErl\u00e4uterung zur Tabelle 6: In der Tab. 6 sind unter A die Temperaturen des Temperators w\u00e4hrend der 3\u201410 Min. langen Pausen zwischen den Reizungen eingetragen ; unter Rx und R2 die ben\u00f6tigten Reiztemperaturen f\u00fcr die beiden Versuchsstellen 1 und 2; unter \u2014 die Anzahl Urteile, die nach Einschalten des Reizwassers eine W\u00e4rmeempfindung innerhalb 30 Sek. verneinten, unter -|\u2014 die bejahenden Urteile. Bei den Temperaturen A von 17,5\u00b0 bzw. 25\u00b0 und 29\u00b0 sind nur auszugsweise diejenigen Reiztemperaturen R vermerkt, die als Grenzwerte ein Urteilsverh\u00e4ltnis von 4:1 (9:1) bzw. 0:5 (0:10) ergaben.\nZur Bestimmung der K\u00e4ltereizschwelle habe ich mit dem gleichen Verfahren (nur an der Versuchsstelle 1) den Temperator von 45 0 abgek\u00fchlt, wodurch ich bei einer Abk\u00fchlung (auf 32,8\u00b0 bei 10 Reizungen keine K\u00e4lteempfindung, 2 K\u00e4lteempfindungen bei 32,7 \u00b0, 7 bei 32,6 \u00b0, 8 bei 32,5 \u00b0, 10 K\u00e4lteempfindungen bei 32,4\u00b0 erzielte.\nIm Gegensatz zu den Verfahren 1 und 2 dienen zur Ermittlung des Reizortes bei dem vorliegenden Verfahren nicht Zeitbestimmungen zwischen Reizbeginn und Empfindungsverlauf, sondern der Reizort wTird aus der W\u00e4rmemenge errechnet, die der Hautoberfl\u00e4che zugef\u00fchrt oder entzogen werden mu\u00df, um den Reizort von den unterschwelligen Hauttemperaturen (A) auf die ermittelten Reizschwellentemperaturen (R) zu erw\u00e4rmen bzw. abzuk\u00fchlen. Die W\u00e4rmemenge wird ermittelt durch\nVersuchsanordnung b: Zur Bestimmung der W\u00e4rmemengen, ihres Kalorienbetrages, dienen die bekannten Thun-BEEGschen Reizlamellen. Die Lamellen bestehen aus reinem Silber, sind auf Korkunterlagen als Handhabe geheftet. Ihr Durchmesser betrug 1,5 cm, so da\u00df ihre freie Oberfl\u00e4che bei den Temperaturreizungen den Rand der mit der Versuchsanordnung a S. 119) untersuchten Versuchsstelle (Durchmesser 2,5 cm) nirgends erreichte oder \u00fcberschritt. Der Versuchsstelle 1 wurden zwischen","page":120},{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"Methodisches zur Bestimmung des Reizortes der Temperaturnerven 121\nden Lamellenreizungen jeweils 3 Min. durch den Temperator bestimmte unterschwellige Temperaturen mitgeteilt, die in den Tabellen 7 bis 9 unter A vermerkt sind, die Lamellen gleichzeitig auf die Temperaturen R der Tabellen erw\u00e4rmt bzw. abgek\u00fchlt (durch Kontakt mit einer Metallfl\u00e4che, der durch Wasser die Temperaturen R mitgeteilt wTurden). Der Versuchsarm war bequem auf Sands\u00e4cken so gelagert, da\u00df die A^ersuchstelle nach oben orientiert nur ca. 20 cm von der Metallauflage der Lamelle entfernt lag. Zu den Lamellenreizungen entfernte die Vp. (Taegek), die selber in der Zwischenzeit 3 Min. lang mit der freien Hand den Temperator auf der Versuchsstelle fixiert hatte, den Temperator, worauf ich rasch die Lamelle mit geringem Druck auf die Versuchsstelle aufsetzte. Die Vp. hatte zu entscheiden, ob die Ber\u00fchrung der Lamelle eine Temperaturempfindung verursachte oder nicht.\nTabelle 7 enth\u00e4lt das Ergebnis der Versuchsanordnung zur unmittelbaren Bestimmung des Reizortes der W\u00e4rme nerv en der stets gleichen Versuchsstelle 1.\nTabelle 7\nA Grad\tR Grad\tUrteil - +\t\tX mm\ty mm\n15\t59\t5\t0\t\t\n\t60\t4\t1\t0,160\t0,151\n\t61\t3\t2\t\t\n\t62\t3\t2\t\t\n\t63\t2\t3\t\t\n\t64\t1\t4\t\t\n\t65\t2\t3\t\t\n\t66\t0\t5\t0,196\t0,185\n20\t52\t4\t1\t0,157\t0,143\n\t57\t0\t5\t0,198\t0,182\n25\t33\t4\t1\t\t\n\t36\t0\t5\t0,040\t0,029 1\nErl\u00e4uterung en zur Tabelle 7: In der flabelle sind unter A die unterschwelligen Temperaturen des Temperators, unter R die Lamellentemperaturen, unter + und \u2014 die Anzahl der bei 5 Reizungen die W\u00e4rmeempfindung bejahenden bzw. verneinenden Urteile und unter x (und y, vgl. S. 124) der zu errechnende Abstand der Oberfl\u00e4che des Reizortes der W\u00e4rmenerven von der Hautoberfl\u00e4che eingetragen. F\u00fcr die Temperaturen A von 20\u00b0 und 25\u00b0 sind wieder nur je 2 (von 6 bzw. 4) Temperaturen R als Grenzwerte wiedergegeben.","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122\nElisabeth Kaestner\nIn der Tabelle 8 sind die Ergebnisse der gleichen Versuchsanordnung, bei der aber die Versuchsstelle durch eine Gummi-schicht bedeckt war, eingetragen. Hierzu wurde aus dem R\u00fccken eines Gummihandschuhes ein die Versuchsstelle bedeckendes St\u00fcck ausgeschnitten und an seinem \u00e4u\u00dfersten Rand mit Mastisol \u00fcber der Versuchsstelle fixiert.\nDie Werte x der Tabelle 8 entsprechen den Abst\u00e4nden der Oberfl\u00e4che des Reizortes der W\u00e4rmenerven von der Oberfl\u00e4che\nTabelle 8\nA Grad\tR Grad\tUrteil - +\t\tX mm\ty mm\n20\t58\t4\t1\t0,460\t0,422\n\t60\t0\t5\t0,536\t0,492\n25\t40\t4\t1\t0,209\t0,171\n\t47\t0\t5\t0,418\t0,348\nder Gummischicht, unter der noch zu besprechenden Voraussetzung einer gleichen spezifischen W\u00e4rme der Epidermis wie\n\u2022 \u2022\ndes Gummis. Uber die Werte y vgl. wieder S. 124.\nIn Tabelle 9 finden sich die mit der gleichen Versuchsanordnung durch relative Abk\u00fchlung gewonnenen Ergebnisse f\u00fcr die K\u00e4lt e nerven, unter xx f\u00fcr den tats\u00e4chlichen Abstand ihres Reizortes von der Haut Oberfl\u00e4che, unter x2, bei der Voraussetzung einer gleichen spezifischen W\u00e4rme von Epidermis und Gummi,\nTabelle 9\nA Grad\tR Grad\tUrteil - +\tXi mm\tx2 mm\n45\t28\t4\t1\t0,027\t\n\t23\t0\t5\t0,055\t\n\t23\t4\t1\t\t0,123\n\t18\t0\t5\t\t0,187\nf\u00fcr den Abstand des Reizortes von der Gummi Oberfl\u00e4che. Zu den Versuchen der oberen beiden Querkolonnen der Tabelle 9 war die Versuchsstelle entsprechend unbedeckt, zu den Versuchen .der unteren beiden Kolonnen mit dem Gummi bedeckt.\nDas Gewicht der zu den W \u00e4 r m e versuchen verwandten Lamelle betrug 0,26 g. Zu den K\u00e4lteversuchen diente abweichend von den W\u00e4rmeversuchen eine d\u00fcnnere Lamelle von nur 0,17 g Gewicht. Bei den W\u00e4rme versuchen, die ich erst nach","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"Methodisches zur Bestimmung des Reizortes der Temperaturnerven 123\nBeendigung der K\u00e4lteversuche vornahm, stellte sich n\u00e4mlich bei Verwendung der gleichen Lamelle von 0,17 g heraus, da\u00df nach Auflage der Gummischicht die Lamelle zur Erzielung einer W\u00e4rmeempfindung auf so hohe Temperaturen erw\u00e4rmt werden mu\u00dfte, da\u00df sie das Gummi zu versengen drohte. Eine unvermeidliche Fehlerquelle der W\u00e4rme versuche besteht darin, da\u00df (bei Zimmertemperaturen von 16\u201420\u00b0) vor dem Aufsetzen der Lamelle auf die Haut Kalorien an die Luft verloren gehen, und zwar um so mehr, je h\u00f6her die Lamelle erw\u00e4rmt wird. Je dicker aber die Lamelle gew\u00e4hlt wird, desto weniger hoch braucht sie ersichtlich c. p. f\u00fcr die Abgabe der zur W\u00e4rmeempfindung an die Haut ben\u00f6tigten Kalorien erw\u00e4rmt zu werden, weshalb sich die Wahl dickerer Lamellen f\u00fcr W\u00e4rmeversuche empfiehlt. Die genannte Fehlerquelle ist f\u00fcr die Versuchsergebnisse von K\u00e4ltereizungen wesentlich belangloser, entsprechend der geringeren Gefahr eines Kalorienverlustes bei Lamellentemperaturen zwischen 28\u00b0 und 18\u00b0 an eine Lufttemperatur um 18\u00b0.\nBerechnungsgang: Die sinnesphysiologische Voraussetzung f\u00fcr das Verfahren gr\u00fcndet sich darauf, da\u00df die Reizschwellen der Temperaturnerven konstant sein sollen. Nun geht aber aus Tabelle 6 hervor, da\u00df unter dem Einflu\u00df wechselnder unterschwelliger Hauttemperaturen die Reizschwelle der W\u00e4rmenerven schwankt, und zwar um so tiefer liegt, je h\u00f6her die Hauttemperatur gew\u00e4hlt wird. Tats\u00e4chlich beruht dieses Ergebnis auch nicht auf einer technischen Fehlerquelle des Verfahrens, sondern auf einer besonderen Eigenheit der sinnesphysiologischen Reizbedingungen des Temperatursinnes. Denn wenn auch eine Temperaturempfindung im allgemeinen der tats\u00e4chlichen Temperatur des Reizortes unmittelbar genau entspricht, so gibt es doch einen gewissen Grenzbereich, innerhalb dessen die Geschwindigkeit der Temperaturver\u00e4nderung des Reizortes Bedeutung gewinnt. So hat Gektz 1 gezeigt, da\u00df eine Temperaturempfindung \u00fcberhaupt nicht zustande kommt, sofern nicht durch den Temperaturreiz eine Temperaturver\u00e4nderung von\n015__0,25\u00b0 in 1 Min. \u00fcberschritten wird, w\u00e4hrend nach Hahn1 2\ndie Mindestgeschwindigkeit der Temperaturver\u00e4nderung am Reizort, die auf die St\u00e4rke einer Temperaturempfindung noch\n1\tE. Gertz, Z. Sinnesphysiol. 52, 37\u201439 (1921).\n2\tH. Hahn, Z. Sinnesphysiol. 60, 225 (1930).","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124\nElisabeth Kaestner\nEinflu\u00df haben kann, bis zu 1,08\u00b0 in 1 Min. betr\u00e4gt. Aus der Voraussetzung, da\u00df ein Temperaturreiz zum Wirksamwerden an eine wenn auch sehr geringe mindest geschwinde Temperaturver\u00e4nderung gebunden ist, ergibt sich ohne weiteres, warum die Reizschwellen der W \u00e4r me nerven physikalisch um so tiefer liegen m\u00fcssen, bei je h\u00f6herer Hauttemperatur sie aufgesucht werden, wie aus der Tabelle 6 hervorgeht. Denn je gr\u00f6\u00dfer der Abstand zwischen Haut- und Reiztemperatur ist, um so langsamer wird c. p. der letzte Temperaturausgleich des Reizortes mit der Reiztemperatur physikalisch erreicht, um so gr\u00f6\u00dfer ist also der Abstand der noch wirksamen Temperatur von der tats\u00e4chlichen endg\u00fcltigen Reiztemperatur am Reizort.\nDas gew\u00e4hlte Verfahren 3 a, die Reizschwellen der Temperaturnerven durch Temperatoren zu ermitteln, erlaubt nun nicht, mit mathematischer Sicherheit aus den theoretisch bekannten genannten Mindestgeschwindigkeiten und den ermittelten Reizschwellenergebnissen die Reizschwellentemperaturen genau zu errechnen. Denn bei dem Verfahren entzieht sich der genauen Beurteilung, mit welcher Geschwindigkeit dem Temperator selber nach Umschalten des Dreiwegehahnes die Reiztemperatur mitgeteilt wird, bzw. bei welcher Temperatur in ihm die genannte Mindestgeschwindigkeit an Temperaturver\u00e4nderung unterschritten wird. Aus der Tabelle 6 geht aber hervor, da\u00df der Einflu\u00df der Mindestgeschwindigkeit auf die Reizschwellen sich in einer Gr\u00f6\u00dfenordnung bewegt, die von keiner entscheidenden Bedeutung f\u00fcr die Ergebnisse des Verfahrens ist. F\u00fcr die Ergebnisse x der Lamellenversuche der Tabelle 7 und 8 haben wir n\u00e4mlich als Reizschwelle den wahrscheinlichsten Wert von 33\u00b0 eingesetzt, der bei einer Hauttemperatur von 29\u00b0 (vgl. Tabelle 6) ermittelt wurde, bei der die genannte Geschwindigkeit den geringsten Einflu\u00df (vgl. oben) hatte. Au\u00dferdem hat aber Klein-steuber die Tabelle 7 und 8 auch noch unter der Voraussetzung einer Schwellentemperatur von 33,7\u00b0 als Ergebnis der Hauttemperatur von 10\u00b0 (vgl. Tabelle 6) durchgerechnet, und dabei die Werte y der Tabellen gefunden. Der Vergleich der Werte x und y zeigt, da\u00df der Fehler, der der Bestimmung der Reizschwellentemperaturen anhaftet, einen erheblicheren Einflu\u00df auf die Rechenergebnisse nur dann haben d\u00fcrfte, wenn die Differenzen zwischen den Temperaturen A und R der Tabellen zu klein gew\u00e4hlt werden.","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"Methodisch es zur Bestimmung des Reizortes der Temperaturn erven 125\nDen Einflu\u00df der Hauttemperatur auf die Reizschwelle der K\u00e4ltenerven habe ich infolgedessen nicht gesondert untersucht; die Ergebnisse der Tabelle 9 enthalten also noch einen entsprechenden Fehler, der besagt, da\u00df die ermittelten Abst\u00e4nde x noch um ein Geringes zu klein sein m\u00fcssen.\nUnter dieser Einschr\u00e4nkung werden die ermittelten konstanten Reizschwellen der Temperaturnerven zur Berechnung des Reizortes aus den Ergebnissen der Lamellenversuche folgenderma\u00dfen verwendet. Durch die Lamellen wird der Haut bzw. der Gummischicht eine Kalorienmenge zugef\u00fchrt bzw. entzogen, die gerade ausreicht um die Differenz zwischen der gew\u00e4hlten unterschwelligen Hauttemperatur und Reizschwellentemperatur auszugleichen. Aus der zum Ausl\u00f6sen einer Temperaturempfindung ben\u00f6tigten Lamellentemperatur und der gew\u00e4hlten Hauttemperatur ergibt sich die Kalorienmenge, die ben\u00f6tigt wird, um den Reizort auf die Schwellentemperatur zu bringen. \u00dcber die Berechnung des Reizortes aus dieser Kalorienmenge vgl. im Einzelnen Hahn und Boshamek, a. a. O. S. 48.\nBesprechung der Versuchsergebnisse\nMit fortschreitender Genauigkeit seiner Methoden ist Hahn zu einem immer geringeren Abstand des Reizortes der Temperaturnerven von der Hautoberfl\u00e4che gekommen. Als Ergebnis eines wesentlich umfangreicheren Verfahrens, das den gesamten Verlauf von Temperatur empf in dung en einschlie\u00dflich den Einflu\u00df der Adaption zeitlich quantitativ zu erfassen erlaubte, hat Hahn1 schlie\u00dflich als genausten Wert bezeichnet, da\u00df die Oberfl\u00e4che des gesuchten Reizortes nur 0,023 mm von der Hautoberfl\u00e4che entfernt sein und da\u00df seine Breite h\u00f6chstens 0,03 mm betragen d\u00fcrfte. Zu dieser unerwartet oberfl\u00e4chlichen Hautlage des Reizortes mu\u00df noch hinzugef\u00fcgt werden, da\u00df die methodischen Fehlerquellen nicht ausschlie\u00dfen, da\u00df der Reizort sogar noch etwas oberfl\u00e4chlicher liegt und da\u00df seiner ohnehin geringen Breite vielleicht nur eine Grenzfl\u00e4che von \u00fcberhaupt nicht fa\u00dfbarer Tiefendimension zugrunde liegen k\u00f6nnte.\nEs liegt nahe, gegen diese Ergebnisse die Frage der tats\u00e4chlichen anatomischen M\u00f6glichkeit oder Wahrscheinlichkeit aufzuwerfen. Ihr gegen\u00fcber mu\u00df aber vor allem betont werden, da\u00df\n1 H. Hahn, Z. Sinnesphysiol. 60, 225 u. 228 (1930).","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"126\nElisabeth Kaestner\nselbst eine Fehler breite der Verfahren um das mehrfache der errechneten Werte kaum ausreichen w\u00fcrde, die anatomische Fragestellung bequemer zu gestalten. Von Belang w\u00e4ren hierbei n\u00e4mlich die methodischen Fehlerquellen nur insofern, als sie die gefundenen Abst\u00e4nde des Reizortes von der Hautoberfl\u00e4che als zu klein erscheinen lassen, und gerade in dieser Richtung ist die methodische Fehlerbreite am wenigsten ausreichend.\nEine besondere Fehlerm\u00f6glichkeit liegt in den zu unseren Berechnungen verwandten Werten f\u00fcr die Temperaturleitf\u00e4higkeit und spezifische W\u00e4rme der oberfl\u00e4chlichsten Epidermisschicht, die wir von P\u00fcttes1 \u00fcbernommen haben. Die Werte sind von Putter aus der chemischen Zusammensetzung der Epidermis errechnet. Fehler in der angenommenen Zusammensetzung m\u00fcssen aber als ziemlich unbetr\u00e4chtlich gewertet werden, da die chemischen Bestandteile der Epidermis in ihren W\u00e4rmeleitungsfaktoren keineswegs um ein Mehrfaches untereinander differieren und der Fehler im mathematischen Ansatz nur einen gleichgro\u00dfen Fehler des Rechenergebnisses bedingen w\u00fcrde. Bemerkt sei noch, da\u00df dieser Fehler nat\u00fcrlich nicht zugunsten der von uns abgelehnten relativ verschiedenen Tiefenlage des Reizortes der K\u00e4ltenerven und der W\u00e4rmenerven angef\u00fchrt werden kann.\nAuch f\u00fcr die W\u00e4rmeleitungsfaktoren des Gummi haben wir nur einen Durchschnittswert einf\u00fcgen k\u00f6nnen, und zwar f\u00fcr seine Temperaturleitf\u00e4higkeit zur Vereinfachung der Berechnung den gleichen Wert wie f\u00fcr die Epidermis gew\u00e4hlt. Der Wert betr\u00e4gt 0,035 cm. Sek. \u2014 Va, w\u00e4hrend in den Landolt - B\u00f6bnstein-schen physikalisch chemischen Tabellen (Berlin 1923, Bd. 2, S. 1310) die Werte 0,033 und 0,042 cm. Sek. -V. angegeben sind. Deshalb ergeben sich aus meinen Untersuchungsergebnissen auch hinsichtlich der Breite der Gummischichten vorwiegend nur Fehler der Gr\u00f6\u00dfenordnung, nur in beschr\u00e4nkterem Ausma\u00df die genauere Fehlerbreite der Versuchsverfahren. Infolgedessen haben wir auch verzichtet, den Einflu\u00df der Bluttemperatur auf die Versuchsergebnisse zu ber\u00fccksichtigen, der ohnehin theoretisch nur gering sein kann und die Ergebnisse nur um Bruchteile ver\u00e4ndern w\u00fcrde.2 Die Berechnungen erfolgten daher nur\n1\tA. P\u00fctter, Z. Biolog. 74, 269 (1922).\n2\tVgl. H. Hahn und K. Boshamer, a. a. O. S. 42 und H. Hahn, Z. Sinnes-physiol. 60, 226 (1930).","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"Methodisches zur Bestimmung des Beizortes der Tempercitumerven 127\nunter der Voraussetzung, da\u00df vor den Temperaturreizungen der Versuche die Gummischichten und die Haut in allen Tiefen die gleichen Temperaturen A der Tabellen hatten; da\u00df statt dessen ein station\u00e4res r\u00e4umliches Temperaturgef\u00e4lle im Querschnitt der Schichten besteht, \u00e4ndert nur sehr wenig an der hinreichenden Ann\u00e4herung der ersteren Voraussetzung an die tats\u00e4chlichen Verh\u00e4ltnisse.\nUnter diesen Einschr\u00e4nkungen wird das Verfahren 1 den Anforderungen am besten gerecht. Die Gummihandschuhe hatten nach Angabe der Fabrik und eigenen Kontrollmessungen eine Dicke von 0,2 mm (dz 0,01 mm). Subtrahiert man von den Werten x der Tabelle 1 und 2 (S. 112) die Breite der Epidermis (zwischen den Oberfl\u00e4chen von Haut und Reizort) von 0,023 mm, so ergibt das Verfahren f\u00fcr den Gummihandschuh eine Dicke von 0,203\u20140,271 bzw. 0,208\u20140,265. Subtrahiert man 0,05 mm, die nach dem gleichen Verfahren die genannte Breite der Epidermis h\u00f6chstens betragen kann \\ so kommen die Werte x der Tabellen der Dicke der Handschuhe im Durchschnitt noch ein wenig n\u00e4her. Das Verfahren 1, das unter den gew\u00e4hlten Verfahren die einfachsten und klarsten physikalischen und theoretischen Voraussetzungen hat, best\u00e4tigt also der Gr\u00f6\u00dfenordnung nach klar die methodische M\u00f6glichkeit der Messung der Tiefenlage des Reizortes der Temperaturnerven und damit theoretisch die Temperatursinnestheorie von Hahn; das Verfahren 1 macht ferner eine kaum zu erwartende hohe experimentelle Genauigkeit wahrscheinlich, die von keinem bisher f\u00fcr diese Untersuchung angegebenen Verfahren erreicht werden d\u00fcrfte.\nZu den Versuchen des Verfahrens 2 dienten Handschuhe von einer Dicke von 0,14 mm. Die in den Tabellen 4 und 5 (S. 117) zusammengestellten Versuche ergaben f\u00fcr die Dicke des Gummi Werte (y) von nur 0,011\u20140,014 mm. Das Verfahren hat also Ergebnisse von einer um das Zehnfache zu kleinen Gr\u00f6\u00dfenordnung geliefert. Der Fehler beruht nicht auf ungen\u00fcgender Vor\u00fcbung der Vp., da ich bei Nachpr\u00fcfung der Versuche Frohweins ohne Handschuh (Tab. 3, S. 117) zu Ergebnissen gleicher Gr\u00f6\u00dfenordnung wie Fkohwein a. a. O. gekommen bin und Hahn in einer orientierenden Nachpr\u00fcfung der Versuche mit Handschuh die Gr\u00f6\u00dfenordnung meiner Ergebnisse\n1 Vgl. H. Hahn, Handb. d. biol. Arbeitsmethoden V, 7, 1930. S. 950.","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\nElisabeth Kaestner\nbest\u00e4tigt bat. Der ermittelte Fehler ist mithin in den theoretischen Voraussetzungen des Verfahrens zu suchen. Hierzu hat bereits Frohwein, a. a. O., S. 599 erw\u00e4hnt \u201eda\u00df die Voraussetzung . . . nicht ganz richtig wiedergegeben ist\u201c, ... da \u201edie Bedeutung einer geringf\u00fcgigen Mindestgeschwindigkeit der Temperaturver\u00e4nde-rung . . . bei der Berechnung unber\u00fccksichtigt gelassen wurde, \u201eweil sie f\u00fcr das Ergebnis rechnerisch zu unbetr\u00e4chtlich\u201c gewesen w\u00e4re.\nZur Aufkl\u00e4rung des ermittelten Fehlers haben wir deshalb\nversucht, einen mathematischen Ansatz zu finden, der die er-\n' \u2022 \u2022\nw\u00e4hnte Mindestgeschwindigkeit zu ber\u00fccksichtigen erlaubt. Uber sie ist bekannt, da\u00df ein Erregungszuwachs der Temperaturnerven bei den gew\u00e4hlten Reiztemperaturen nicht mehr zustande kommt,\nGrad\nwenn die Temperaturver\u00e4nderung am Reizort ca. 0,27\nunterschreitet.1 Unterhalb dieser Grenzgeschwindigkeit verlieren die Reiztemperaturen infolge einsetzender Adaptation der Nerven ihren Reizwert. Bei einer pl\u00f6tzlichen Erw\u00e4rmung der Hautoberfl\u00e4che von 18 auf 37 0 wird am Reizort in 0,023 mm Tiefe die genannte Mindestgeschwindigkeit unterschritten (Berechnung vgl. Hahn, a. a. O., S. 224ff.), wenn der Reizort auf 36,84\u00b0 erw\u00e4rmt ist, so da\u00df die weitere Erw\u00e4rmung auf 37 0 die W\u00e4rmeempfindung nicht mehr verst\u00e4rken kann. Zur Berechnung der Werte x1 der Tabelle 4 (S. 117) haben wir deshalb ab\u00e4ndernd eingesetzt, da\u00df nach den Zeiten Z der Tabelle der Reizort im Wasser von 38\u00b0 von 18\u00b0 nicht auf 37\u00b0, sondern nur auf 36,84\u00b0 erw\u00e4rmt sein konnte. Die Werte f\u00fcr xx betrugen dann 0,042 bzw. 0,050 bzw. 0,055 und 0,060 mm, fielen also nur um etwa 10\u00b0/0 gr\u00f6\u00dfer aus als unter der urspr\u00fcnglichen Voraussetzung, welcher geringe Fehler also von Frohwein zu Recht als unerheblich unber\u00fccksichtigt gelassen werden konnte.\nF\u00fchrten wir aber dieselbe Berechnung f\u00fcr den Abstand des Reizortes von der Oberfl\u00e4che des Gummihandschuhs durch, so ergab sich in einer Tiefe von 0,163 mm (0,14 mm Gummi plus 0,023 mm Epidermis) f\u00fcr die Grenzgeschwindigkeit eine Erw\u00e4rmung des Reizortes von 18 auf nur 36,35 \u00b0. Hieraus ergaben sich f\u00fcr den Abstand des Reizortes von der Oberfl\u00e4che des Handschuhs Werte (x2 der Tabelle) von 0,083 bzw. 0,091 bzw. 0,095 und\n1 H. Hahn, Z. Sinnesphysiol. 60, 225 (1930).","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"Methodisches zur Bestimmung des Reizortes der Temperaturnerven 129\n0,103 mm; der genannte Fehler betrug also ca. 50\u00b0/0, um die die Werte x2 der Tabelle 4 unter der ersten Voraussetzung zu klein ausgefallen waren. Berechneten wir nunmehr zur Bestimmung der Dicke des Handschuhs (Werte y der Tabelle) die Differenz der neue Werte xx\u2014x2, so ergaben sich f\u00fcr y um ca. 300 \u00b0/0 gr\u00f6\u00dfere Werte (0,041\u20140,043 mm) als die in der Tabelle 4 eingetragenen. Damit ist die Notwendigkeit einer Ber\u00fccksichtigung der genannten Grenzgeschwindigkeit bei der Auswertung des Verfahrens 2 zur Bestimmung der Dicke des Handschuhs erwiesen. Die Berechtigung, die Grenzgeschwindigkeit bei der unmittelbaren Bestimmung des Abstandes des Reizortes von der Hautoberfl\u00e4che unber\u00fccksichtigt zu lassen, r\u00fchrt daher, da\u00df mit einfach abnehmendem Abstand der Fehler nicht einfach, sondern zunehmend geringer wird. Das Verfahren 2 liefert um so genauere Ergebnisse, je oberfl\u00e4chlicher der gesuchte Reizort in der Haut liegt, das Verfahren wird also erst durch die so sehr oberfl\u00e4chlichen Lage-Verh\u00e4ltnisse der menschlichen Haut gerechtfertigt.\nTats\u00e4chlich fallen aber auch auf Grund dieser Erw\u00e4gungen die Werte y mit 0,041\u20140,043 mm noch betr\u00e4chtlich zu klein aus, die Dicke des Gummihandschuhs betrug mit 0,14 mm \u00fcber das Dreifache dieser Werte. Zur Beseitigung dieses noch verbleibenden erheblichen Fehlers ist es uns nicht gegl\u00fcckt, einen entsprechenden mathematischen Ansatz zu finden oder die komplizierten physikalischen Verh\u00e4ltnisse \u00e4hnlich weiter zu vereinfachen, um verwendbare Grenzbedingungen zu erzielen. Bei Erw\u00e4rmung der Au\u00dfentemperatur von 18 auf 380 m\u00fcssen n\u00e4mlich zu den Zeiten Z der Tabellen 4 und 5 die \u00e4u\u00dfersten Haut- bzw. Gummischichten bereits h\u00f6her erw\u00e4rmt sein, als wenn die Hand unmittelbar von 18 auf 37 0 erw\u00e4rmt w\u00e4re. Die weitere Erw\u00e4rmung des Reizortes um die sonst gleichen Temperaturbetr\u00e4ge auf 37 0 vollzieht sich infolgedessen in dem Wasser von 37\u00b0 langsamer, da in den angrenzend oberfl\u00e4chlicheren Schichten die Temperaturdifferenz von 37\u00b0, die die Geschwindigkeit der Temperaturver\u00e4nderung des Reizortes unmittelbar bestimmt, nach den Zeiten Z geringer ist. Die genannte Grenzgeschwindigkeit wird also am Reizort fr\u00fcher unterschritten, liefert eine noch weniger hohe Temperatur als angenommen, und entsprechend m\u00fcssen die Werte \\on x und \\or allem y zu klein ausfallen, ohne da\u00df wir \u00fcber die Gr\u00f6\u00dfenordnung dieses Fehlers eine theoretische Angabe machen k\u00f6nnen.","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\nElisabeth Kaestner\nEin den Verfahren 1 und 2 gemeinsamer Fehler besteht darin, da\u00df jede Temperaturver\u00e4nderung der Haut durch die mangelhafte W\u00e4rmeleitf\u00e4higkeit des Wassers bei den Reizungen verz\u00f6gert wird, so da\u00df die Zeiten Z der Tabellen 1\u20145 bei Verwendung eines idealen Reizobj ektes von unendlich gro\u00dferW\u00e4rmeleitunggeschwindig-keit k\u00fcrzer ausfallen m\u00fc\u00dften. Dieser Fehler f\u00e4llt bei k\u00fcrzeren Zeiten Z ersichtlich mehr ins Gewicht als bei l\u00e4ngeren. Er hat zur Folge, da\u00df die Werte x insgesamt zu gro\u00df sein m\u00fcssen, insbesondere die Werte x der Tabellen 4 und 5 und die letzten Werte x der Tabellen 1 und 2, als Ergebnisse von Zeiten, die weniger als 3 Sekunden betragen. Wenn die Verfahren die Verwertung l\u00e4ngerer Zeiten Z gestatten, wie bei den ersten Werten der Tabellen 1 und 2 und dem S. 125 erw\u00e4hnten umfangreicheren Verfahren Hahns, gelangt man zu entsprechend geringeren Werten mit dem wahrscheinlichsten Ergebnis von 0,023 mm.\nDie f\u00fcr das Verfahren 3 verwandte Gummischicht hatte ebenfalls eine Dicke von 0,14 mm. Nach den Ergebnissen der Tabellen 7\u20149 (S. 121\u2014122) erscheint das Verfahren zum mindesten im Himblick auf die Gr\u00f6\u00dfenordnung der gesuchten Werte Befriedigendes zu leisten. Insbesondere die Untersuchungen der K\u00e4ltenerven (Tab. 9) und der W\u00e4rmenerven bei einer Temperatur A von 25\u00b0 (Tab. 8), die aus den S. 123 er\u00f6rterten Gr\u00fcnden die g\u00fcnstigsten Versuchsbedingungen boten, haben zu Ergebnissen f\u00fcr den Abstand der Oberfl\u00e4che des Reizortes von der Hautoberfl\u00e4che und von der Oberfl\u00e4che der Gummischicht gef\u00fchrt, die mit den tats\u00e4chlichen Verh\u00e4ltnissen und den Ergeb-\nnissen des Verfahrens 1 gut \u00fcbereinstimmen. Diese \u00dcbereinstimmung kann aber nur mit Einschr\u00e4nkungen anerkannt werden, soweit sie die Berechnung der Dicke der Gummischicht betreffen. Denn zur Berechnung der Dicke des Gummi (der Werte x und y der Tabelle 8 und der Werte x2 der Tabelle 9) mu\u00dfte seine\ncal\nspezifische W\u00e4rme mit 0,415 Uramm Grad \u00fcQ^erna^Qna^ Critikal\nTables, Vol. 2, S. 269, Newyork 1927) eingesetzt werden, w\u00e4hrend f\u00fcr die Epidermis ein Wert anderer Gr\u00f6\u00dfenordnung von cal\n0,067 Qramm q ^ diente. Es w\u00e4re infolgedessen unzutreffend,\nwenn man zur Gewinnung der Dicke der Gummischicht wie bisher die Differenzen zwischen den entsprechenden Ergebnissen mit und ohne Gummi bilden wollte. Der Versuch, auf anderen Wegen","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"Methodisches zur Bestimmung des Reizortes der Temperaturnerven 131\ndie Differenz zu ermitteln, ist aus nicht n\u00e4her zu er\u00f6rternden mathematischen Erw\u00e4gungen vorl\u00e4ufig nicht durchf\u00fchrbar, da der zur Berechnung dienende mathematische Ansatz den physikalischen Bedingungen nur grob angen\u00e4hert gerecht wird. Der Ansatz erlaubt lediglich auszusagen, da\u00df die gesuchten Werte kleiner sein m\u00fcssen als die Ergebnisse der Tabellen 7\u20149, gew\u00e4hrt aber keinen Anhalt \u00fcber die Gr\u00f6\u00dfe dieses Fehlers und erlaubt nicht, auf eine bestimmte Proportionalit\u00e4t des Fehlers bei untereinander abweichenden Ergebnissen zu schlie\u00dfen.\nZusammenfassung\nDie Tiefenlage des Reizortes der Temperaturnerven (des unmittelbar thermisch reizbaren Bestandteiles des Temperatursinnes-systemes) in der Haut haben Hahn und seine Mitarbeiter aus den dargebotenen Reiztemperaturen, den W\u00e4rmeleitungsfaktoren der Epidermis und der vergleichenden Messung 'der Empfindungsst\u00e4rken mathematisch berechnet. Zur Nachpr\u00fcfung wTerden als an einem Modellversuch 3 der angegebenen Verfahren benutzt, um die Dicke einer Gummischicht (Gummihandschuh) zu bestimmen, mit der die Haut bedeckt war. Auf die Oberfl\u00e4che des Gummi wirken die Reiztemperaturen ein und erreichen erst nach Durchdringen des Gummi und der oberfl\u00e4chlichen Epidermis-schichten den Reizort. Es gelang mit zweien der sinnesphysiologischen Verfahren, die Dicke der Gummischicht physikalisch der Gr\u00f6\u00dfenordnung nach richtig zu bestimmen und die Fehlerbreite der Verfahren als wenig betr\u00e4chtlich zu umgrenzen. Das 3. Verfahren ergab eine Dicke der Gummischicht von einer um das 10 fache falschen Gr\u00f6\u00dfenordnung. Die theoretischen Gr\u00fcnde des Fehlers machen wahrscheinlich, da\u00df das Verfahren trotzdem f\u00fcr den Abstand des gesuchten Reizortes von der Hautoberfl\u00e4che verwertbare Ann\u00e4herungswerte liefert. Die Ergebnisse best\u00e4tigen die methodische Bestimmbarkeit des Reizortes der Temperaturnerven und die theoretischen Voraussetzungen der Verfahren.","page":131}],"identifier":"lit36025","issued":"1932","language":"de","pages":"110-131","startpages":"110","title":"Methodisches zur Bestimmung des Reizortes der Temperaturnerven","type":"Journal Article","volume":"62"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:46:19.641385+00:00"}