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Bemerkungen zu G. E. Müllers Kritik der Empfindungszeitmessung [in: Kleinere Beiträge zur Psychophysik: IV. Erklärung der Erscheinungen eines mit konstanter Geschwindigkeit bewegten Lichtstreifens etc., Zeitschr. f. Sinnesphysiol., Bd. 62, S. 167-202]

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{"created":"2022-01-31T16:44:52.290741+00:00","id":"lit36032","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Fr\u00f6hlich, Friedrich W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 62: 246-249","fulltext":[{"file":"p0246.txt","language":"de","ocr_de":"246\n(Aus dem Physiologischen Institut in Rostock)\nBemerkungen zu G. E. M\u00fcllers Kritik der Empfindungszeitmessung\nVon\nFriedrich W. Fr\u00f6hlich (Rostock)\nMit 1 Abbildung im Text\nWenn ein bewegter Lichtspalt hinter einem Schirmrand auftaucht, so tritt der dem Spalt entsprechende Lichtstreifen nicht hinter dem Schirmrand allm\u00e4hlich hervor, sondern der vordere, in der Bewegungsrichtung gelegene Rand, unter Umst\u00e4nden der ganze Lichtstreifen, treten schlagartig an einer Stelle der vom\nSpalt durchlaufenen Bahn auf. Ich habe die in der Abb. 1 mit m bezeich-nete Strecke f\u00fcr die Messung der Emp-tindungszeit (E. Z.) verwertet.* 1 2 Dasselbe Ph\u00e4nomen war schon, wie mein Mitarbeiter Vogelsang nachtr\u00e4glich bei Durchsicht der astronomischen Literatur festgestellt hat, von dem norwegischen Astronomen Pihl 2 beobachtet und zur Bestimmung der E. Z. verwendet worden. Wenn M\u00fcllek3 auf Grund theoretischer Erw\u00e4gungen die Messung der E. Z. mit Hilfe des Verschiebungsph\u00e4nomens ablehnt, so \u00fcbersieht er, da\u00df von\nmir der experimentelle Nachweis4 er-\n1\tFr. W. Fr\u00f6hlich, Die Empfindungszeit. Ein Beitrag zur Lehre von der Zeit-, Raum- und Bewegungsempfindung. Jena 1929.\n2\tO. Pihl, Astronomische Nachrichten, 134, 313 (1894).\n3\tG. E. M\u00fcller, Z. Sinnesphysiol., 62, 167 (1931).\n4\tFr. W. Fr\u00f6hlich, Pfl\u00fcgers Arch., 208, 130 (1925).\nAbb. 1.","page":246},{"file":"p0247.txt","language":"de","ocr_de":"Bemerkungen zu G. E. M\u00fcllers Kritik der Empfindungszeitmessung 247\nbracht worden ist, da\u00df sich der vordere Rand des Spaltes mit dem vorderen Rand des Lichtstreifens im Moment des Auftauchens deckt, da\u00df demnach die Verschiebung tats\u00e4chlich der Ausdruck der E. Z. ist und zur Berechnung der E. Z. verwendet werden kann, indem man die Gr\u00f6\u00dfe der Verschiebung mit der Spaltgeschwindigkeit multipliziert. Es ist mir v\u00f6llig unverst\u00e4ndlich, wie M\u00fcllek die in der Abb. 1 mit n bezeichnete Strecke als Ausdruck der \u201eLatenzzeit des Lichtstreifens\u201d (S. 175) ansehen kann, da sie bei Anwendung schwacher Lichtreize, insbesondere am dunkeladaptierten Auge, gleich Null wird, wie M\u00fcllek bekannt ist, und wir unm\u00f6glich annehmen k\u00f6nnen, da\u00df die Latenzzeit des Lichtstreifens unter irgendwelchen Umst\u00e4nden gleich Null werden kann. Oder M\u00fcllek verwendet die Bezeichnung Latenzzeit in einem nicht gebr\u00e4uchlichen Sinne.\nDie umfangreichen Ausf\u00fchrungen M\u00fcllers sind rein theoretisch und st\u00fctzen sich nicht auf eigene Beobachtungen, sie verwenden nur die wenigen Versuche und Beobachtungen von Rubin1, f\u00fcr welche ich schon gezeigt habe2 3 4 5, da\u00df sie in jeder Hinsicht unzul\u00e4nglich sind. Ohne ausreichende Kenntnis der Literatur und ohne praktische Beherrschung der Methodik kann eine Arbeit keinen Anspruch auf Anerkennung erheben. M\u00fcllek bedauert (S. 181), da\u00df \u00fcber die Versuche Kronenbergers 3 mit einem dunklen Spalt auf hellem Hintergrund keine n\u00e4heren Angaben gemacht worden sind, er hat die ausgedehnte Literatur \u00fcbersehen, die \u00fcber diese Verh\u00e4ltnisse vorliegt, Engelking und Poos, Fr\u00f6hlich, Pulerich, W\u00f6leelin, Hirschberg, Arndt (vgl. Arndt 4 S. 576). Es sei insbesondere auf die ausf\u00fchrliche Beschreibung der Methodik und die eingehende Untersuchung durch meine Mitarbeiterin Hirschberg 5 hingewiesen. Von Hirschberg wurden auch schon anders geformte Lichtreize verwendet, die hinter dem Schirmrand auftauchen, nur unter wesentlich einfacheren Bedingungen, als dies in den von M\u00fcller angef\u00fchrten Untersuchungen von Wenzel6 und Volk7 der Fall war. Hirsch-\n1\tE. Rubin, Psychol. Eorschg., 1B, 101 (1929).\n2\tFr. W. Fr\u00f6hlich, Psychol. Eorschg., 18, 285 (1930).\nZ. Psychol., 121, 357 (1931).\n3\tP. Kronenberger, Pfl\u00fcgers Arch., 210, 379 (1925).\n4\tG. Arndt, Z. Biol., 90, 574 (1930).\n5\tElse Hirschberg, Z. Biol., 90, 81 (1930).\n6\tE. W. Wenzel, Z. Psychol., 100, 289 (1926).\n7\tJ. Volk, Z. Psychol, 102, 57 (1927).","page":247},{"file":"p0248.txt","language":"de","ocr_de":"248\nFriedrich W. Fr\u00f6hlich\nbeeGt hat darauf hingewiesen, da\u00df bei maximaler Reizung mit einem schnellbewegten Lichtreiz ein dunkler Reiz auf hellem Grunde die gleiche minimale E. Z. von 35 o aufweist wie ein heller Reiz auf dunklem Grunde. Macht man die Geschwindigkeit dann noch gr\u00f6\u00dfer, so wird wohl die Verschiebung gr\u00f6\u00dfer, die Berechnung ergibt aber wieder 35 o. Es wird die Aufgabe M\u00fclleks sein, dieses Verhalten zu erkl\u00e4ren. Im \u00fcbrigen geht aus den zahlreichen Arbeiten \u00fcber E. Z. hervor, da\u00df die Messung der E Z. unter den mannigfaltigsten \u00e4u\u00dferen und inneren Bedingungen durchgef\u00fchrt worden ist, und es uns daher auch keine Schwierigkeit bereiten konnte, die einfachen Versuchsbedingungen Rubins herzustellen und nachzupr\u00fcfen. Mit abweichenden Versuchsbedingungen lassen sich daher unsere abweichenden Ergebnisse nicht erkl\u00e4ren. In meinem Laboratorium stehen f\u00fcnf verschiedene Anordnungen, mit welchen die E. Z. gemessen werden kann, aber keiner der Psychologen, welche an der E. Z.-Messung ablehnende Kritik ge\u00fcbt haben, hat es bisher f\u00fcr notwendig gefunden, unsere Apparaturen auch nur anzusehen.\nIm Gegensatz zu M\u00fcllek (S. 181) bereitet es uns keine Schwierigkeit, das Zustandekommen der Verschiebung eines dunklen Lichtreizes auf hellem Grunde durch die Wirkung des zerstreuten Lichtes zu erkl\u00e4ren. Wir k\u00f6nnen uns eine helle Fl\u00e4che zusammengesetzt denken aus Lichtpunkten, von welcher jeder seine Nachbarschaft \u00fcberstrahlt. Wird auf dieser Fl\u00e4che ein dunkler Spalt angebracht, so fehlt nicht nur in der Spaltfl\u00e4che das Licht, sondern auch die sonst von dieser Stelle ausgehende \u00dcb er Strahlung, wodurch bei Spaltbewegung die analoge Wirkung hervorgerufen wird, wie durch die \u00dcberstrahlung, welche von einem hellen Lichtspalt ausgeht.\nM\u00fcllek schreibt (S. 196) : \u201eEs ist eine recht fehlerhafte, irref\u00fchrende Ausdrucksweise, wenn Fkk\u00f6hlich in den F\u00e4llen, wo es sich um eine h\u00f6here Spaltgeschwindigkeit handelt, von einem steileren Reizanstieg spricht.\u201c M\u00fcllek setzt sich mit dieser \u00c4u\u00dferung in Gegensatz zu der gesamten modernen Chronaxielehre bezw. den Tatsachen der Maximalzeit und Nutzzeit. M\u00fcllek bezweifelt die langen E. Z. n \u00fcber 1000 er bei langsam bewregtem Lichtreiz. Ich verweise besonders auf die M\u00fcller unbekannt gebliebene Untersuchung von Hirschbero und die mit der","page":248},{"file":"p0249.txt","language":"de","ocr_de":"Bemerkungen zu G. E. M\u00fcllers Kritik cler Empfindungszeitmessung 249\nMethode Pulerichs 1 ausgef\u00fchrte Untersuchung von Arndt. Gerade durch die grundlegenden Versuche von Vogelsang1 2 3, Hirschberg und Arndt wurden die gro\u00dfen pers\u00f6nlichen Differenzen astronomischer Beobachter verst\u00e4ndlich. Bei den astronomischen Durchgangsbestimmungen, die in ihrer Anlage der Bestimmung der E. Z. mit langsam bewegtem Lichtreiz entsprechen, haben sich pers\u00f6nliche Differenzen bis 1500 o ergeben.\nWenn M\u00fcller bei Zusammenfassung seiner theoretischen Er\u00f6rterungen von einem Fehlen logischer Sauberkeit, von logischen und theoretischen Mangelhaftigkeiten meiner Ausf\u00fchrungen spricht (S. 196), wenn er die Anerkennung der Empfindungszeitmessung durch einen so namhaften physiologischen Optiker wie A. v. Tscher-mak 3 als \u201eganz kritiklos\u201c bezeichnet, so ist M\u00fcller den Beweis f\u00fcr diese ungew\u00f6hnlichen \u00c4u\u00dferungen schuldig geblieben. Wenn M\u00fcller bef\u00fcrchtet, da\u00df durch meine Messungen \u201enachteilige Konfusionen und schwerwiegende Irrt\u00fcmer\u201c erzeugt werden k\u00f6nnten, so mag er vielleicht recht haben, aber nicht in dem von ihm gemeinten Sinne. Unsere Untersuchungen \u00fcber die Empfindungszeit und den zeitlichen Verlauf der Empfindungen kn\u00fcpfen dort an, wo die experimentelle Psychologie der letzten 50 Jahre versagt hat, n\u00e4mlich bei der Messung des Empfindungsvorganges.\n1\tC. Pulfrich, Die Stereoskopie im Dienste der Photometrie und Pyrom\u00e9trie. Berlin 1923.\n2\tK. Vogelsang, Z. Biol., 84, 487 (1926).\n3\tA. v. Tschermak, Handb. d. norm. u. pathol. Physiol., 12, 421 ff., 1929.","page":249}],"identifier":"lit36032","issued":"1932","language":"de","pages":"246-249","startpages":"246","title":"Bemerkungen zu G. E. 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