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{"created":"2022-01-31T16:14:13.936426+00:00","id":"lit36035","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Kleschtschow, S.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 62: 315-325","fulltext":[{"file":"p0315.txt","language":"de","ocr_de":"315\n(Aus dem Laboratorium des Akademikers J. P. Pawlow. Institut f\u00fcr\nExperimentalmedizin, Leningrad)\nPhylogenetische Vorstufen des musikalischen Geh\u00f6rs\nVon\nS. Kleschtschow (Leningrad)\nEinleitung\nFolgende, nach der Methode der bedingten Reflexe an Hunden ausgef\u00fchrte Serie von experimentellen Untersuchungen versucht die physiologischen Grundlagen verschiedener Elemente der Musik zu kl\u00e4ren. Freilich ist eine ganze Reihe von Elementen der Musik auf spezifisch dem Menschen eigenen Eigenschaften des Zentralnervensystems, die als Resultat der allgemeinen und speziellen musikalischen Entwicklung entstanden sind, basiert. Aber es mu\u00df vorausgesetzt werden, da\u00df dabei eine Reihe der wichtigsten Grundelemente auf den Eigenheiten des Zentralnervensystems, die eine gen\u00fcgende Entwicklung schon bei den hohem Vertretern der Tierwelt erhalten, begr\u00fcndet ist. In diesem Falle erscheinen uns diese Eigenschaften, die in einer bestimmten Entwicklungsetappe, durch bestimmte Erregungen zur Sch\u00f6pfung der musikalischen Kunst ausgen\u00fctzt worden sind, als Vorstufen der Entstehung der Musik. Bei den Tieren zeigen sie sich uns in der allerprimitivsten, daf\u00fcr aber klarsten Weise, ohne Schichtungen einer speziellen Entwicklung. Gerade diese Klarheit mu\u00df jene physiologischen Prinzipien, die durch die musikalische Praxis zur Erreichung ihrer Zwecke ausgenutzt worden sind, aufzudecken helfen.\nDie genialen Arbeiten von Helmholtz haben zuerst gezeigt, von welchem Nutzen die Physiologie bei der Entscheidung von rein musikalischen Fragen sein kann. Helmholtz gab die Grundthesen \u00fcber die Arbeit des Tonrezeptors. Aber seit Helmholtz","page":315},{"file":"p0316.txt","language":"de","ocr_de":"316\nS. Kleschtschow\nist die Wissenschaft ungeachtet einer Menge neu erhaltener Tatsachen nicht um einen Schritt zur L\u00f6sung der Probleme der Tonempfindung vorw\u00e4rts gekommen. \u2014 Die HELMOLTzsche Theorie ist die wahrscheinlichste, aber eine bis jetzt bestrittene Hypothese, Helmholtz versuchte alle Erscheinungen der Tonempfindung als von der Struktur und den Funktionen des peripherischen Apparats ausgehend zu erkl\u00e4ren. Seine Nachfolger gingen denselben Weg. Es mangelte freilich nicht an Tatsachen, die sich nicht in dem engen Rahmen der Arbeit der Schnecke unterbringen lie\u00dfen. Das subjektive Empfinden ist das Produkt nicht allein der T\u00e4tigkeit des Co\u00dfTischen Organs, und es ist vorauszusetzen, da\u00df der gr\u00f6\u00dfte Teil der Ver\u00e4nderungen, Erg\u00e4nzungen und Umwandlungen nicht in der Schnecke, sondern im Ohranalysator der Rinde der gro\u00dfen Hemisph\u00e4ren vor sich geht.\nDer zentrale Ohranalysator stellt eine genaue Projektion der Tonskala der Schnecke dar. Die Dauer der Prozesse in seinen Elementen \u00fcbersteigt vielmals die der Elemente des peripherischen Apparates. Die WechselWirkung der Reize in der Rinde ist st\u00e4rker und anhaltender als ihre vorausgesetzte Wechselwirkung im Corti-schen Organ. Die Rindenmechanismen, welche die Erfahrung der vorhergegangenen Reize im Laufe der ganzen vergangenen Entwicklung ansammeln, k\u00f6nnen dauerhafte Strukturen bilden und dadurch das subjektive Empfinden des Klanges ver\u00e4ndern. Daher hat man keinerlei Grund die Erkl\u00e4rung aller Erscheinungen der Tonempfindung in der Struktur und den Funktionen des peripherischen Apparats zu suchen. Die Akustik mu\u00df den neuen Weg des dffferenziellen Studiums der Eigenschaften des peripherischen Apparates und des zentralen Endes des Ohranalysators betreten.\nHierbei mu\u00df nat\u00fcrlich die vom Akademiker Pawlow vorgeschlagene Methode der bedingten Reflexe, die ganz objektive Hinweise \u00fcber die Rindenarbeit der gro\u00dfen Hemisph\u00e4ren ergibt, unsch\u00e4tzbare Dienste leisten.\nDas allgemeine Prinzip der h\u00f6heren Nervent\u00e4tigkeit und die Begr\u00fcndung der Untersuchungs-me thodi k.\nDie Reaktionen des lebenden Organismus werden in angeborene (unbedingte Reflexe) und erworbene (bedingte Reflexe) eingeteilt. Die ersteren, haben ihre Hauptzentren in den subkortikalen Ganglien","page":316},{"file":"p0317.txt","language":"de","ocr_de":"Phylogenetische Vorstufen des musikalischen Geh\u00f6rs\n317\n(Emotionszentren) und bilden die Basis, auf welcher die erworbenen Reaktionen, die ein Produkt der kortikalen T\u00e4tigkeit sind, aufgebaut werden.\nDie Rinde der gro\u00dfen Hemisph\u00e4ren stellt eine Reihe rezeptori-scher Felder (Analysatoren) dar, wohin sich die Reize der \u00e4u\u00dferen Welt richten. Wenn diese Reize regelm\u00e4\u00dfig in der Zeit mit der unbedingten T\u00e4tigkeit des Organismus zusammenfallen, erhalten sie die F\u00e4higkeit selbst\u00e4ndig diese T\u00e4tigkeit hervorzurufen. Wenn sie nicht von der subkortikalen unbedingten T\u00e4tigkeit begleitet werden, versetzen sie unvermeidlich das gegebene Rindenelement in einen Hemmungszustand. Somit bleibt von der ganzen Rindent\u00e4tigkeit nur die mit einem bestimmten unbedingten Reflex (Emotion) verbundene T\u00e4tigkeit erhalten. Jede andere, nicht mit der subkortikalen (emotionellen) verbundene Rindent\u00e4tigkeit h\u00f6rt unvermeidlich auf. Daher m\u00fcssen wir als Grundlage jeder T\u00e4tigkeit ihre emotionelle, vielleicht auch entfernte Basis suchen. Solch eine Basis m\u00fcssen wir auch im Grunde der musikalischen T\u00e4tigkeit voraussetzen und ich denke, kein Musikforscher wird etwas dagegen einzuwenden haben. Wenn sich die Rindenelemente mit bestimmten subkortikalen Zentren verbinden, so bilden sie zusammen ein System. In welch einem Teil dieses Systems auch eine Erregung entstehen m\u00f6ge, sie verbreitet sich \u00fcber das ganze System. Wenn durch innere oder \u00e4u\u00dfere Ursachen irgendein unbedingtes Zentrum erregt wird, wird seine Erregung den mit ihm verbundenen Rindenelementen \u00fcbertragen. Hierin k\u00f6nnen wir das Schema des Schaffungsprozesses ersehen, dieser beginnt mit einem emotionellen Aufschwung. Letzterer nimmt seine Richtung nach au\u00dfen durch die Rindenelemente und durch die mit ihnen verbundenen (fr\u00fcher anerzogenen) k\u00fcnstlerisch ausdrucksvollen Bewegungen; als Resultat wird in komplizierter Wechselwirkung des geschaffenen Objekts mit seiner erzeugenden Emotion das Kunstwerk geschaffen.\nDie im Laboratorium J. P. Pawlows angewandte Methodik ist auf der Unterst\u00fctzung der bedingten Reize durch Nahrung begr\u00fcndet1 Diese Reize verbinden sich im Erziehungsproze\u00df der bedingten Reflexe mit dem Speisezentrum, und wir k\u00f6nnen nach der Menge der Speichelabsonderung, d. h. nach dem Erregungs-\n1 \u00dcber die Einzelheiten der Methodik siehe N. A. Podkopaew, Die Methodik der Erforschung der bedingten Reflexe. M\u00fcnchen 1926.","page":317},{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"318\n8. Kleschtschow\ngrade des Speisezentrums, die St\u00e4rke der sich in den Rindenelementen abspielenden Prozesse beurteilen.\nDie Gesetze der auf verschiedenen unbedingten Reflexen begr\u00fcndeten bedingt reflektorischen T\u00e4tigkeit sind im Grundprinzip einander gleich, deshalb ist die Lehre Prof. J. P. Pawlows keine spezielle Lehre \u00fcber die Speisereaktionen, sondern die Lehre von den allgemeinen Prinzipien der h\u00f6heren Nervent\u00e4tigkeit. Wenn wir bei unseren Versuchen die Speisemethodik angewendet haben, haben wir gleicherweise das Recht zu sagen, da\u00df unsere Untersuchungen die Arbeit der Rindenelemente betreffen, gleichviel welches Subkortikalzentrum (emotionelles) das Ende der gegebenen Reaktion (in der musikalischen Praxis) bilden wird.\nI. Materialien zur Frage vom objektiven Unterschied in der Einwirkung der dissonierenden und konsonierenden Akkorde\nVorliegende Arbeit versucht die Frage, ob es einen quantitativen Unterschied in der Einwirkung der dissonierenden und konsonierenden Akkorde auf den Ohranalysator gebe, zu l\u00f6sen. Die Versuche wurden an den Hunden \u201eBelka\u201c \u2014 vom 5./XI. 1929 bis 23./II. 1931 \u2014 und \u201eMirta\u201c vom 4./X. bis 14./XI. 1930 ausgef\u00fchrt.\nUnter anderen, fr\u00fcher gebildeten bedingten Reflexen wurden paarweise Reflexe auf dissonierende und konsonierende Akkorde des Harmoniums anerzogen. Nach ihrer Befestigung wurden diese Akkorde entweder je einmal w\u00e4hrend des Versuches bei best\u00e4ndigem Platzwechsel oder 6- bis 7 mal nacheinander in einem Versuch gepr\u00fcft. Sowohl die Dissonanz, als auch die Konsonanz wurden best\u00e4ndig durch gleiche Speiseportionen verst\u00e4rkt. Die Reize wurden in gleichen Zeitabst\u00e4nden alle 5 Minuten gegeben. Bei den einmaligen Proben war die Folge der Reize im Versuch eine best\u00e4ndige, was eine Gleichheit der Bedingungen schuf und eine Best\u00e4ndigkeit der Reaktionsgr\u00f6\u00dfen beg\u00fcnstigte. Die Dauer der isolierten Wirkung des bedingten Erregers vor dem Moment der Verabreichung der Speise betrug 20 Sekunden.\nA. Erstes Paar von Akkorden: Konsonanz c'\u2014c\", Dissonanz c h'. \u201eBelka\u201c vom 5./XI. bis 10./I. 1930. Ich f\u00fchre beispielsweise die Protokolle zweier Versuche an:","page":318},{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"Phylogenetische Vorstufen des musikalischen Geh\u00f6rs\n319\nProtokoll des Versuches 20./XII. 1929\nZeit\tN\tReize\tLatente Periode der Reaktionen\tGr\u00f6\u00dfe der Reaktion in ccm\tAnmerkung\n11h 15'\t124\tGlocke\t1\"\t0,37\t\n11h 20'\t121\tLicht\t1\"\t0,29\t\n11h 25'\t25\tc'\u2014c/J\t1\"\t0,27\tl\n11h 30'\t29\tStechen\t3\"\t0,19\t\n11h 35'\t25\tc'\u2014h'\t2\"\t0,23\ti\nProtokoll des Versuches 23./XII. 1929\n11h 10'\t125\tGlocke\t1\"\t0,33\t\n11h 15'\t122\tLicht\t1\"\t0,29\t\n11h 20'\t26\tc'\u2014h'\t1\"\t0,30\ti\n11h 25'\t30\tStechen\t2\"\t0,20\t\n11h 30'\t26\tc' \u2014 c\"\t1\"\t0,19\ti\n11h 35'\t47\tMetronom\t\u2014\t\u2014\tgehemmt\n11h 40'\t124\tMetronom\t4\"\t0,18\tpositiv\nUm eine \u00dcberladung der Arbeit durch Protokollmaterial zu vermeiden, f\u00fchre ich eine Zusammenfassung der Reaktionsgr\u00f6\u00dfen auf konsonierende und dissonierende Akkorde an :\nGr\u00f6\u00dfe der Reflexe anfangend von der 25. Verbindung in Teilstrichen der\nSkala (1 Teilstrich = Vioo Kubikzentimeter)\nDatum des Versuches\tStelle im Versuch\tKonsonanz\tStelle im Versuch\tDissonanz\n20., XII. 1929\tan 3. Stelle\t27 Tlstr.\tan 5. Stelle\t23 Tlstr.\n23./XII. 1929\t5 n\t\u00bb\t19 \u201e\tq n\t\u2022\tii\t30 \u201e\n24./XII. 1929\tq n\t11\t25 \u201e\t5 ii u'\tii\t20 \u201e\n25./XII. 1929\tn\t11\t17 \u201e\tq ii\tii\t30 \u201e\n26.,XII. 1929\tq 11 Ui\t11\t27 \u201e\tii ^\tn\t23 \u201e\n27 ./XII. 1929\tii\tii\t18 \u201e\tn 3.\t\u201e\t30 \u201e\n28./XII. 1929\tq ii\tii\t26 \u201e\tii\t\u00bb\t22 \u201e\n30./XII. 1929\tr r> J\tii\t15 \u201e\tq ii\tii\t28 \u201e\n\t\t174 Tlstr.\t\t206 Tlstr.\n1 Die Gr\u00f6\u00dfe des Reflexes h\u00e4ngt nicht nur von der St\u00e4rke des bedingten Erregers, sondern auch von der Stelle, die er im Versuch einnimmt, ab. Auf ein und denselben, an verschiedene Stellen gestellten Erreger erhalten wir eine verschiedene Gr\u00f6\u00dfe der Reaktion, der an einer bestimmten Stelle gegebene Erreger ergibt nur unbedeutende Schwankungen der Reaktionsgr\u00f6\u00dfe.","page":319},{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"320\nS. Kleschtschow\nBei siebenmaliger Versuchsprobe\n./XII. 1929 Dissonanz\t2./I. 1930 Konsonanz\t\n27 Tlstr.\t25 Tlstr.\t\n35\t\u201e\t38\tn\n30 \u201e\t21\t55\n23\t\u201e\t18\t55\n28 \u201e\t15\t51\n10 \u201e\t19\t55\n10 \u201e\t7\t5*\n163 Tlstr.\t143 Tlstr.\t\nNach Unterbrechung\tvon einer Woche\t\n. 1930 Dissonanz\t10./I.\tKonsonanz\n12 Tlstr.\t25 Tlstr.\t\n26 \u201e\t30\t55\n22 \u201e\t20\t55\n19\t\u201e\t12\t55\n17 \u201e\t8\t55\n18 \u201e\t12\t55\n13 \u201e\t11\t55\n127 Tlstr.\t118 Tlstr.\t\nB. Zweites Paar von Akkorden: Konsonanz c'\"\u2014e'\", Dissonanz c'\"\u2014d'\". \u201eBelka\u201c vom 20./IL bis 28./III. 1930.\nBei einmaliger Probe im Versuch wurden die Reize in folgender Reihe gegeben: 1. Stechen, 2. Licht, 3. einer der Akkorde, 4. hemmendes Metronom, 5. positives Metronom, 6. anderer Akkord, 7. Glocke. Die Reflexe wurden nach einer Verst\u00e4rkung anerzogen und ergaben nach der 9. Probe eine mehr oder minder best\u00e4ndige Gr\u00f6\u00dfe:\nDatum des Versuches\tStelle im Versuch\tKonsonanz\tStelle im Versuch\tDissonanz\n3.\t/III. 1930 4.\t/III. 1930 6./III. 1930 7 ./III. 1930\tan 3. Stelle 55\t55 55\t55 55\t6.\t\u201e\t19 Tlstr. 21 \u201e 18 \u201e 14 \u201e\tan 6. Stelle q 55\t55 55\t55 q 55\t55\t16 Tlstr. 25\t\u201e 23\t\u201e 24\t\u201e\n\t\t72 Tlstr.\t\t88 Tlstr.","page":320},{"file":"p0321.txt","language":"de","ocr_de":"Phylogenetische Vorstufen des musikalischen Geh\u00f6rs\n321\nBei sechsmaliger Probe im Versuch\n10./III. Dissonanz\t\tlt./III. Konsonanz\t13./III. Dissonanz\t14./III. Konsonanz\n35\tTlstr.\t48 Tlstr.\t45 Tlstr.\t42 Tlstr.\n29\t\u00bb\t31 \u201e\t38 \u201e\t35 \u201e\n34\tn\t23 \u201e\t37 \u201e\t29 \u201e\n17\tr>\t9 \u201e\t21 \u201e\t19 \u201e\n13\tn\t11 \u201e\t5 \u201e\t12 \u201e\n13\tn\t0 \u201e\t15 \u201e\t13 \u201e\n141\tTlstr.\t122 Tlstr.\t161 Tlstr.\t150 Tlstr.\n15./III- Dissonanz\t17./III. Konsonanz\t18./III. Dissonanz\t\t20./III. Konsonanz\n30 Tlstr.\t30 Tlstr.\t55\tTlstr.\t42 Tlstr.\n33 \u201e\t50 \u201e\t42\t\u00bb\t32 \u201e\n45 \u201e\t30 \u201e\t24\t?\u2022>\t8 \u201e\n34 \u201e\t30 \u201e\t18\t\u00bb\t19 \u201e\n22 \u201e\t23 \u201e\t26\t?!\tH \u201e\n17 \u201e\t2 \u201e\t32\t\t7 \u201e\n181 Tlstr.\t165 Tlstr.\t197\tTlstr.\t119 Tlstr.\nC. Drittes Paar von Akkorden: Konsonanz G\u2014H, Dissonanz F\u2014H, \u201eBelka\u201c vom 14./IV. bis 19./V. 1930.\nBei sechsmaliger Probe im Versuch, angefangen von der 7. Verbindung. Dauer der isolierten Wirkung 20\".\n26./IV. Konsonanz\t28./IV. Dissonanz\t29./IV. Konsonanz\t5./V. Dissonanz 1\n50 Tlstr.\t52 Tlstr.\t47 Tlstr.\t48 Tlstr.\n43 \u201e\t55 \u201e\t45 \u201e\t40 \u201e\n45 \u201e\t48 \u201e\t43 \u201e\t25 \u201e\n31 \u201e\t30 \u201e\t32 \u201e\t14 \u201e\n18 \u201e\t23 \u201e\t20 \u201e\t19 \u201e\n12 \u201e\t24 \u201e\t14 \u201e\t18 \u201e\n199 Tlstr.\t232 Tlstr.\t201 Tlstr.\t164 Tlstr.\n1 Der unbedingte Reflex ist erniedrigt. Anstatt der gew\u00f6hnlichen 130 bis 140 Teilstriche w\u00e4hrend 40\" des Essens sind in diesem Versuch 110 bis 115 Teilstriche. Vorausgesetzter Grund \u2014 Ver\u00e4nderung der F\u00fctterung im Hundehaus.","page":321},{"file":"p0322.txt","language":"de","ocr_de":"322\nS. Kleschtschow\n6./V. Konsonanz\t8./V. Dissonanz\t9./V. Konsonanz\t10./V. Dissonanz\n42 Tlstr.\t51 Tlstr.\t47 Tlstr.\t50 Tlstr.\n50 \u201e\t53 \u201e\t43 \u201e\tOO\n36 \u201e\t39 \u201e\t32 \u201e\t43 \u201e\n18 \u201e\t14 \u201e\t17 \u201e\tDO 00\n36 \u201e\t28 \u201e\t14 \u201e\t18 \u201e\n14 \u201e\t25 \u201e\t22 \u201e\t8 \u201e\n196 Tlstr.\t210 Tlstr.\t175 Tlstr.\t195 Tlstr.\nBei einmaliger Probe im Versuch : Reihenfolge der Reize. 1. positives Metronom, 2. Licht, 3. einer der Akkorde, 4. Stechen, 5. ein anderer Akkord, 6. Glocke. Dauer der isolierten Wirkung 40\".\nDatum des Versuchs\tStelle im Versuch\tKonsonanz\tStelle im Versuch\tDissonanz\n12./V. 1930\tan 3. Stelle\t101 Tlstr.\tan 5. Stelle\t65 Tlstr.\n15./V. 1930\t\t57 \u201e\tq \u00bb\t\u2019\tn\t113 \u201e\n16./V. 1930\ta\t78 \u201e\t\u00bb\t\u2018\tr>\t60 \u201e\n19./V. 1930\t& n\t'\tn\t68 \u201e\tq \u00bb ^ \u00bb\t100 \u201e\n\u00bb\t\t304 Tlstr.\t\t338 Tlstr.\nD.\tViertes Paar von Akkorden: Konsonanz c'\u2014e', Dissonanz c'\u2014dis'. Die Kontrollversuche wurden am Hunde \u201eMirta\u201c vom 4./X. bis 11./X1. 1930 angestellt.\nBei einmaliger Probe im Versuche. Reihenfolge der Reize: 1. Glocke, 2. Drehrad, 3. einer der Akkorde, 4. L\u00e4rm, 5. anderer Akkord, 6. hemmendes Metronom, 7. positives Metronom. Dauer der isolierten Wirkung 20\" (s. obere Tab. S. 323).\nE.\tF\u00fcnftes Paar von Akkorden\nEs war interessant, kompliziertere Akkorde zu pr\u00fcfen. Es wurden der Dreiklang c\u2014e\u2014g\u2014c' und der Terz-Quart-Akkord des Dominant-Sept-Akkords d\u2014f\u2014g\u2014h genommen. \u201eBelka\u201c vom\n4.\t/XIL 1930 bis 13./I. 1931.\nBei einmaliger Probe im Versuche. Reihenfolge der Erreger: 1. Licht, 2. Glocke, 3. einer der Akkorde, 4. positives Metronom,\n5.\tanderer Akkord, 6. hemmendes Metronom, 7. Glocke.","page":322},{"file":"p0323.txt","language":"de","ocr_de":"Phylogenetische Vorstufen des musikalischen Geh\u00f6rs\n323\nGr\u00f6\u00dfe der Reflexe, angefangen von\t\t\t\t\tder 7.\tVerbindung\t\t\nDatum des Versuchs\tStelle im Versuch\t\tKonsonanz\t\tStelle im Versuch\t\tDissonanz\t\n16./X. 1930\tan 3.\tStelle\t28\tTlstr.\tan 5. Stelle\t\t33\tTlstr.\n17./X. 1930\t\u00bb 5.\t\u00bb\t23\t51\t\u00bb 3.\t51\t35\t51\n21./X. 1930\to \u201e o.\tn\t35\t51\tn 5'\t11\t29\t51\n23./X 1930\t\u201e 5.\t\u00bb\t26\t51\t\u00bb 3.\t51\t35\t51\n24./X. 1930\t\u201e 3.\tn\t20\t51\t\u201e 5.\t51\t30\t51\n27./X. 1930\t\u201e 5.\t?i\t20\t51\t5i 3.\t51\t39\t11\n28./X. 1930\t\u201e 3.\t\u00bb\t30\t51\t\u00bb 5-\t51\t31\t11\n30./X. 1930\t\u201e 5.\tn\t27\t51\t55 3.\t5?\t33\t51\nl./XI. 1930\t\u00bb 3-\t51\t33\t51\t\u201e 5-\t51\t32\t51\n3./XI. 1930\t\u201e 5.\t51\t26\t51\t\u201e 3.\t51\t38\t11\n4./XI. 1930\t\u201e 3.\tn\t25\t51\t\u201e 5.\t51\t20\t11\n6./XI. 1930\t\u201e 5.\tn\t30\t51\t5i 3.\t51\t31\t51\n13./XI. 1930\tn 3-\t\u00bb\t30\t51\t\u201e 5.\t51\t27\t51\n14./XI. 1930\t\u201e 5.\t51\t28\t51\t5i 3.\t51\t39\t51\n\t\t\t381\tTlstr.\t\t\t452\tTlstr.\nGr\u00f6\u00dfe der Reflexe, angefangen von\t\t\t\t\tder 25.\tVerbindung\t\t\nDatum der Versuche\tStelle im Versuch\t\tKonsonanz\t\tStelle im Versuch\t\tDissonanz\t\n9./I. 1931\tan 5.\tStelle\t38\tTlstr.\tan 3.\tStelle\t47\tTlstr.\n10./I. 1931\t\u201e 3\t51\t40\t51\t\u201e 5.\t51\t41\t\u00bb\n12./L 1931\t\u201e 5.\t51\t41\t51\t51 3.\t51\t47\t\u00bb\n13./1. 1931\t\u00bb 3.\t51\t41\t51\t\u201e 5.\t51\t51\tii\n\t\t\t160\tTlstr.\t\t\t186\tTlstr.\nBei f\u00fcnfmaliger Probe im Versuch\n11./XII. Konsonanz\t12./XII. Dissonanz\t15./XII Konsonanz\t16./XII Dissonanz\n32 Tlstr.\t47 Tlstr.\t43 Tlstr.\t48 Tlstr.\n20 \u201e\t38 \u201e\t20 \u201e\t35 \u201e\n12 \u201e\t26 \u201e\t33 \u201e\t27 \u201e\n25 \u201e\t25 \u201e\t40 \u201e\t30 \u201e\n9 \u201e\t13 \u201e\t13 \u201e\t23 \u201e\n98 Tlstr.\t149 Tlstr.\t149 Tlstr.\t163 Tlstr.","page":323},{"file":"p0324.txt","language":"de","ocr_de":"324\nS. Kleschtschow\n18./XII. Konsonanz\t19./XII. Dissonanz\t24./XII. Konsonanz\t25./X1I. Dissonanz\n43 Tlstr.\t46 Tlstr.\t47 Tlstr.\t44 Tlstr.\n36 \u201e\t45 \u201e\t40 \u201e\t49 \u201e\n45 \u201e\t43 \u201e\t21 \u201e\t35 \u201e\n23 \u201e\t33 \u201e\t39 \u201e\t31 \u201e\n14 \u201e\t20 \u201e\t36 \u201e\t40 \u201e\n161 Tlstr.\t187 Tlstr.\t183 Tlstr.\t199 Tlstr.\nDie Proben der konsonierenden und dissonierenden Akkorde wurden an aufeinanderfolgenden Tagen gemacht und von den andern Proben durch einen Zeitraum von einigen Tagen getrennt. Wie zu sehen, w\u00e4chst beim Hunde w\u00e4hrend der ganzen Zeit die Erregbarkeit durch das Futter.\nF. Sechstes Paar von Akkorden\nMan versuchte festzustellen, ob es analoge St\u00e4rkeunterschiede zwischen Dur und Moll gebe. Es wurden der Dur-Dreiklang c'\u2014e'\u2014g' und der Moll-Dreiklang c'\u2014es'\u2014g' genommen. \u201eBelka\u201c vom 4./II. bis 23./II. 1931.\nBei f\u00fcnfmaligen Proben, angefangen von der 4. Verbindung\n10./II. Moll\t12./II. Dur\t13./II. Moll\t16./II. Dur\t17./II. Moll\t23./TI. Dur\n35 Tlstr.\t39 Tlstr.\t41 Tlstr.\t41 Tlst.\t40 Tlstr.\t41 Tlstr.\n46 \u201e\t41 \u201e\t44 \u00bb\t42 \u201e\t43 \u201e\t43\t\u201e\n51 \u201e\t46 \u201e\t47 \u201e\t50\t47 \u201e\t52\t\u201e\n45 \u201e\t44 \u201e\t39 \u201e\t41 \u201e\t42 \u201e\t45 \u201e\n45 \u201e\t46 \u201e\t45 \u201e\t45 \u201e\t45 \u201e\t42 \u201e\n222 Tlstr.\t216 Tlstr.\t216 Tlstr.\t219 Tlstr.\t217 Tlstr.\t223 Tlstr.\nAuf diese Weise erhielten wdr keinen quantitativen Unterschied in der Einwirkung von Dur und Moll.\nWenn wir alle Daten zusammenfassen und die Gr\u00f6\u00dfe der Konsonanzen als 100 \u00b0/0 annehmen, erhalten wir :","page":324},{"file":"p0325.txt","language":"de","ocr_de":"Phylogenetische Vorstufen des musikalischen Geh\u00f6rs\n325\nMit Ausnahme der drei, mit einem Sternchen bezeichneten Ziffern, als offenbar zuf\u00e4lligen, erhalten wir ein \u00dcberwiegen der Einwirkung der Dissonanz im Vergleich zur Konsonanz bei ein und derselben physikalischen Lautst\u00e4rke um 7 bis 22\u00b0/0.\nEs ist am wahrscheinlichsten, die von uns erhaltenen Daten entsprechend der Ansicht von Helmholtz durch die in dissonierenden Akkorden entstehenden Schwebungen zu erkl\u00e4ren. Wir wissen, da\u00df unterbrochene Reize eine st\u00e4rkere Wirkung und einen bedeutend gr\u00f6\u00dferen Effekt als ununterbrochene haben. Jedoch wir enthalten uns einer definitiven Schlu\u00dffolgerung, da wir nicht die M\u00f6glichkeit hatten weder den Obertonbestand unserer T\u00f6ne zu analysieren, noch Kontroll versuche mit reinen T\u00f6nen auszuf\u00fchren.\nKonsonanz\t0' 0\tDissonanz\t0 0\tI Konsonanz\t0 io\tDissonanz\t0/ Io\nA 174\t100\t206\t118\t196\t100\t210\t107\n143\t100\t163\t114\t175\t100\t195\t111\n118\t100\t127\t108\t304\t100\t338\t111\nB 72\t100\t88\t122\t1) 381\t100\t452\t119\n122\t100\t141\t116\tE 160\t100\t186\t116\n150\t100\t161\t107\t98\t100\t149\t*152\n165\t100\t181\t110\t149\t100\t163\t109\n119\t100\t197\t*166\t161\t100\t187\t116\nC 199\t100\t232\t117\t183\t100\t199\t109\n201\t100\t164\t*82\t\t\t\t\nVorliegende Arbeit zeigt, da\u00df die dissonierenden Akkorde eine gr\u00f6\u00dfere Einwirkungskraft als die konsonierenden haben. Von diesem Standpunkt aus kann man einen Blick auf die historische Evolution der Musik werfen. Diese Evolution beschreitet den Weg immer mehr und mehr dissonierende Akkorde in die musikalische Praxis zu ziehen. Gleichzeitig verschwinden die konsonierenden Verbindungen allm\u00e4hlich aus dem Gebrauch. Die Evolution der Musik zielt auf eine Verst\u00e4rkung der Toneinwirkungsmittel hin; die alten, ihrer Kraft beraubten Elemente werden durch neue, st\u00e4rker wirkende ersetzt.\nGleiche Gr\u00f6\u00dfen der Effekte des Dur- und Molldreiklangs bezeugen, da\u00df die Charakteristik von Dur als erregend, und Moll als bedr\u00fcckend eher mit der musikalischen Erziehung, als den grundlegenden physisch-physiologischen Daten verbunden ist, was auch historisch durch das sp\u00e4tere Erscheinen des Dur-Moll.Systems best\u00e4tigt wird.\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 62\n24","page":325}],"identifier":"lit36035","issued":"1932","language":"de","pages":"315-325","startpages":"315","title":"Phylogenetische Vorstufen des musikalischen Geh\u00f6rs","type":"Journal Article","volume":"62"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:14:13.936432+00:00"}