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{"created":"2022-01-31T15:03:44.724977+00:00","id":"lit36053","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Ufland, J. M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 59: 128-135","fulltext":[{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\n(Aus dem Physiologischen Laboratorium des Leningrader Instituts zum\nStudium der Berufskrankheiten.\nDirektor des Instituts: Prof. N. A. Vigdortschik)\nVer\u00e4nderungen der Geschmackssch\u00e4rfe bei\nBleiarbeitern\nVon\nJ. M. Ufland\n1.\nIn der Literatur finden sich h\u00e4ufig Hinweise, dafs Bleiarbeiter sich \u00fcber unangenehmen Beigeschmack im Munde beschweren, der von verschiedenen Verfassern bald als metallisch, bald als s\u00fcfs bezeichnet wird, wir nennen, z. B. Lehmann (1) und Koelsch (2). Auch in der Praxis unseres Instituts sind wir Bleiarbeitern begegnet, die sich \u00fcber s\u00fcfslichen Beigeschmack im Munde beschwerten. Wir haben uns daraufhin die Aufgabe gestellt, das Geschmacksorgan der Bleiarbeiter der Untersuchung zu unterwerfen. In der vorliegenden Arbeit wird der Versuch gemacht, die Empf\u00e4nglichkeit des Geschmacksorganes bei Bleiarbeitern f\u00fcr Stoffe von verschiedenem Geschmack \u2014 s\u00fcfs, bitter, sauer und salzig \u2014 festzustellen.\n2.\nDie Untersuchungsmethodik war, mit wenigen Abweichungen, dieselbe, wie in den analogen Untersuchungen von Kiesow (3) und Zwaardemaker (4). Der zu Untersuchende wird angewiesen, den Mund mit destilliertem Wasser auszusp\u00fclen. Darauf erh\u00e4lt er Proben der verschiedenen Stoffe, wobei er 10 ccm der betreffenden L\u00f6sung in den Mund zu nehmen und, w\u00e4hrend er die Zunge bewegt, 10 Sek. im Munde zu halten hat; nachdem er \u00fcber den Geschmack befragt worden ist, mufs er den Mund wieder aussp\u00fclen. Die folgende Probe desselben Stoffes in","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"Ver\u00e4nderungen der Geschmacksch\u00e4rfe bei Bleiarbeitern\n129\nst\u00e4rkerer Konzentration wird nicht vor Verlauf von 3 Minuten gegeben (bei Untersuchung auf bitter nicht vor 5 Minuten). Im Ganzen werden 3 Proben von steigender St\u00e4rke verabreicht. Die Pause ist durchaus einzuhalten, da anderenfalls die vorhergehende Probe auf die folgende Einflufs haben kann [Kiesow (5, 6), Oehrwall (7)]. Die Untersuchung wird stets in vollem Umfange, mit allen 3 L\u00f6sungen, ausgef\u00fchrt, wie die Antwort des Untersuchten auch ausfallen mag. Damit das Ziel des Versuches nicht von dem in Untersuchung Stehenden erraten werde, wird zur Abwechslung unter Proben bestimmter Art irgendeine andere gegeben, z. B. unter bitteren Proben eine salzige. Als s\u00fcfser Stoff wurde gepulverter Zucker angewandt, f\u00fcr bitter: salzsaures Chinin, salzig: Kochsalz und sauer: Salzs\u00e4ure. F\u00fcr jeden der genannten Geschmacksstoffe wurden, auf Grund einleitender Versuche, 3 L\u00f6sungen von ansteigender St\u00e4rke ausgew\u00e4hlt. Wir benutzten folgende Konzentrationen.\nTabelle 1\nAngewandte Geschmacksstoffe\nStoff\tSt\u00e4rke der L\u00f6sung in \u00b0/0\t\t\nZucker\t0,5\t1,0\t2,0\nChininum muriaticum\t0,001\t0,002\t0,004\nNaCl\t0,1\t0,2\t0,3\nHCl\t0,01\t0,02\t0,04\nUm die Sch\u00e4rfe des Geschmackes bei Untersuchten verschiedener Kategorien in Zahlenwerten ausdr\u00fccken zu k\u00f6nnen, haben wir das Ballensystem angewandt, dessen wir uns schon bei einer fr\u00fcheren Arbeit \u00fcber dieselbe Frage bedient haben (8). Wir bezeichneten die Sch\u00e4rfe des Geschmackes, der Erkennungsschwelle entsprechend (z. B. f\u00fcr bitter 0,001, 0,002 und 0,04 \u00b0/0) mit den Indizes 0,001, 0,002 und 0,004. Wo die Erkennungsschwelle \u00fcber 0,004% betrug, wurde f\u00fcr die Bezeichnung der Sch\u00e4rfe 0,006 angenommen. Mit solchen Indizes wurde auch die Sch\u00e4rfe des Geschmackes f\u00fcr s\u00fcfs (0,5\u20141\u20142\u20144), sauer (0,01 0,02\u20140,04\u20140,06) und salzig (0,1\u20140,2\u20140,3-0,4) bezeichnet. Dieses System ist im gegebenen Fall sehr vorteilhaft in der Hinsicht, dafs sowohl die Sch\u00e4rfe des Geschmackes f\u00fcr einzelne Personen,","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\nJ. M. Ufland\nwie auch f\u00fcr jede beliebige Gruppe auf diese Weise bezeichnet werden kann.\nUm die Wirkung des Bleies auf den Geschmackssinn zu verfolgen, mufsten mehr oder weniger einheitliche Gruppen, die sich voneinander nur darin unterscheiden, dafs die Einen in ihrem Berufe mit Blei in Ber\u00fchrung kamen, die anderen nicht, der Untersuchung unterworfen werden. Demgem\u00e4fs wurden die Untersuchungen an Schwerarbeitern (M\u00e4nnern) vorgenommen. Tabelle 2 gibt die Zahl der Untersuchungen f\u00fcr Blei- und Nichtbleiarbeiter an.\nTabelle 2 Zahl der Untersuchungen\n\tZahl der Untersuchungen des Geschmackssinnes\t\t\t\t\n\tf\u00fcr s\u00fcfs\tf\u00fcr bitter\tf\u00fcr sauer\tf\u00fcr salzig\tSumma\nBleiarbeiter Nichtbleiarbeiter\t102 110\t112 128\t120 131\t110 121\t444 490\n3.\nWenn wir die summierten Ergebnisse \u00fcber die Sch\u00e4rfe des Geschmackes (Tab. 3) bei Blei- und Nichtbleiarbeitern vergleichen, so f\u00e4llt uns sofort die Hypergeusie, die bei den Bleiarbeitern auf tritt, auf.\nTabelle 3\nIndizes der Geschmackssch\u00e4rfe bei Blei- und Nichtbleiarbeitern\n\t\tIn absoluten Werten\t\tIn relativen Werten\t\n\t\tNicht- bleiarbeiter\tBleiarbeiter\tNicht- bleiarbeiter\tBleiarbeiter\nGeschmack f\u00fcr s\u00fcfs\t\t1,03\t0,86\t100\t83,5\n\u00bb\t\u201e bitter\t0,00289\t0,00256\t100\t89\n\u00bb\t\u201e sauer\t0,026\t0,0236\t100\t91\nn\t\u201e salzig\t0,25\t0,246\t100\t98\nDie linke H\u00e4lfte der Tabelle zeigt die absoluten Werte der Geschmackssch\u00e4rfe, die rechte H\u00e4lfte die relativen Werte. F\u00fcr 100 sind in allen 4 Zeilen der Tabelle die Indizes der Nichtbleiarbeiter angenommen und im Prozentsatz zu denselben sind die","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"Ver\u00e4nderungen der Geschmackssch\u00e4rfe bei Bleiarbeitern\n131\nIndizes der Bleiarbeiter berechnet worden. Aus der Tabelle ist ersichtlich, dafs die Empf\u00e4nglichkeit f\u00fcr verschiedene Geschmackseindr\u00fccke bei Bleiarbeitern st\u00e4rker entwickelt ist als bei Nichtbleiarbeitern (der Index ist um 9\u201417 \u00b0/0 niedriger). Nur die Sch\u00e4rfe des Geschmackes f\u00fcr salzig steht in beiden Gruppen ungef\u00e4hr gleich.\nNat\u00fcrlich k\u00f6nnen auf Grund dieser Ergebnisse keine endg\u00fcltigen Schlufsfolgerungen gemacht werden, da die abweichenden Indizes der Blei- und Nichtbleiarbeiter nicht von der Bleiwirkung abh\u00e4ngig zu sein brauchten, sondern von Altersunter-schiedenheit der Untersuchten in beiden Gruppen.\nNach unseren Beobachtungen stumpft das Alter (zwischen 20\u201450 Jahren) die Empf\u00e4nglichkeit des Geschmackssinnes ab; die vom Einflufs des Alters herr\u00fchrenden Abweichungen k\u00f6nnen 10\u00b0/0 des betreffenden Indizes erreichen. In unseren Gruppen waren indes keine bedeutenden Altersunterschiede vorhanden, folglich m\u00fcfsten die in Tabelle 3 angef\u00fchrten Ergebnisse nicht wesentlich vom Altersunterschiede der Blei- und Nichtbleiarbeiter beeinflufst worden sein. Um jedoch diesem Einwand vorzubeugen, f\u00fchren wir in Tabelle 4 dieselben Werte an, nachdem das Alter standartisiert worden ist, d. h. die Indizes der Geschmackssch\u00e4rfe werden f\u00fcr Blei- und Nichtbleiarbeiter auf gleicher Altersstufe angegeben.\nTabelle 4\nIndex der Geschmackssch\u00e4rfe bei Blei- und Nichtbleiarbeitern\n(Alter standartisiert)\n\t| Absolute Werte 1\t\tRelative Werte\t\n\tNicht- bleiarbeiter\tBleiarbeiter\tNicht- bleiarbeiter\tBleiarbeiter\nGeschmack f\u00fcr s\u00fcfs\ti,ii\t0,84\t100\t76\n\u201e\t\u00bb bitter\t0,00293\t0,0026\t100\t89\n\u201e\t\u201e sauer\t0,0262\t0,0239\t100\t81\n\u00bb\t\u201e salzig\t0,27\t0,242\t100\t89,5\nWie ersichtlich, tritt nach Standartisierung des Alters die Hypergeusie bei Bleiarbeitern noch sch\u00e4rfer hervor ; die st\u00e4rksten Ver\u00e4nderungen weisen die Indizes f\u00fcr s\u00fcfs und salzig auf (vgl. Tab. 3), was dadurch zu erkl\u00e4ren ist, dafs in diesen beiden","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132\nJ. M. Ufland\nGruppen die untersuchten Nichtbleiarbeiter bedeutend j\u00fcnger waren, als die Bleiarbeiter.\nEs sei erw\u00e4hnt, dafs aufser den Arbeitern auch 200 Arbeiterinnen (Konfekteinwicklerinnen und Papparbeiterinnen) untersucht wurden. Die Sch\u00e4rfe des Geschmackes wurde nur f\u00fcr s\u00fcfs bestimmt. Die gewonnenen Ergebnisse zeigten, dafs die Sch\u00e4rfe des Geschmackes f\u00fcr s\u00fcfs bei Bleiarbeitern st\u00e4rker entwickelt ist, als bei Frauen. Dieser Umstand ist um so beachtenswerter, als nach zahlreichen, von Skramlik (9) gesammelten Angaben, Frauen f\u00fcr den Geschmack von s\u00fcfs empf\u00e4nglicher sein sollen, als M\u00e4nner.\n4.\nBei der Untersuchung der Sch\u00e4rfe des Geschmackssinnes liefs sich eine interessante Gesetzm\u00e4fsigkeit beobachten. W\u00e4hrend bei Nichtbleiarbeitern und -arbeiterinnen die Sch\u00e4rfe des Geschmackssinnes mit zunehmender Arbeitsdauer abnimmt, finden wir bei Bleiarbeitern entgegengesetzte Verh\u00e4ltnisse, d. h. die Sch\u00e4rfe des Geschmackes f\u00fcr verschiedene Geschmacksstoffe steigt mit der Bleiarbeitsdauer. Der Charakter dieser Abh\u00e4ngigkeit l\u00e4fst sich nach unseren unten angef\u00fchrten Ergebnissen verfolgen. Wir betrachten zuerst die Ergebnisse f\u00fcr Nichtbleiarbeiter (Tab. 5).\nTabelle 5\nIndex der Geschmackssch\u00e4rfe bei Nichtbleiarbeitern, im Verh\u00e4ltnis\nzur Arbeitsdauer\n\t\tAbsolute Werte\t\tRelative Werte\t\n\t\tArbeiter mit geringer Arbeitsdauer\tArbeiter mit hoher Arbeitsdauer\tArbeiter mit geringer Arbeitsdauer\tArbeiter mit hoher Arbeitsdauer\nGeschmack f\u00fcr s\u00fcfs\t\t0,96\t1,14\t100\t119\n\u00bb\t\u201e bitter\t0,00289\t0,00289\t100\t100\n\u00bb\t\u201e sauer\t0,025\t0,027\t100\t108\nn\t\u201e salzig\t0,22\t0,29\t100\t132\nDie Gruppe mit geringer Arbeitsdauer umfafst Arbeiter mit einer Arbeitsdauer von unter 15 Jahren. Arbeitsdauer von 15 Jahren und dar\u00fcber wurde zur Gruppe der hohen Arbeitsdauer verlegt. Wie ersichtlich, sinkt mit der Arbeitsdauer die Sch\u00e4rfe des Geschmackssinnes (der Index steigt). Nur betreffs bitter tritt keine Ver\u00e4nderung ein.","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"Ver\u00e4nderungen der Geschmackssch\u00e4rfe hei Bleiarbeitern\n1B3\nWenn wir die Ergebnisse f\u00fcr Bleiarbeiter hinsichtlich des Einflusses der Bleiarbeitsdauer auf die Sch\u00e4rfe des Geschmackes betrachten, so finden wir diametral entgegengesetzte Verh\u00e4ltnisse (Tab. 6).\nTabelle 6\nIndex der Geschmackssch\u00e4rfe bei Bleiarbeitern im Verh\u00e4ltnis zur\nBleiarbeitsdauer\n\t\tAbsolute Werte\t\tRelative Werte\t\n\t\tArbeiter mit geringer Bleiarbeitsdauer\tArbeiter mit hoher Bleiarbeitsdauer\tArbeiter mit geringer Bleiarbeitsdauer\tArbeiter mit hoher Bleiarbeits-dauer\nGeschmack f\u00fcr s\u00fcfs\t\t0,92\t0,82\t100\t89\n5?\t\u201e bitter\t0,0026\t0,0025\t100\t96\nr\t\u201e sauer\t0,0246\t0,0228\t100\t93\nn\t\u201e salzig\t0,272\t0,236\t100\t87\nHier wurden zur Gruppe der geringen Arbeitsdauer Arbeiter mit einer Bleiarbeitsdauer unter 10 Jahren verlegt, Bleiarbeitsdauer von 10 Jahre und dar\u00fcber zur Gruppe der hohen Arbeitsdauer.1\nEs ist ersichtlich, dafs die Sch\u00e4rfe des Geschmackes mit der Arbeitsdauer regelrecht steigt (in allen vier Zeilen der Tabelle).\nWir sehen also, dafs bei Nichtbleiarbeitern die Sch\u00e4rfe mit dem \u00dcbergang von der Gruppe der geringen Arbeitsdauer zur Gruppe der hohen Arbeitsdauer sinkt (Einflufs des vorr\u00fcckenden Alters). Bleiarbeiter hingegen liefern ein entgegengesetztes Bild, d. h. ungeachtet des vorr\u00fcckenden Alters steigt die Sch\u00e4rfe des Geschmackes.\nEs dr\u00e4ngt sich die Frage auf, auf welche Art das Blei auf die Versch\u00e4rfung des Geschmackes ein wirke. In unserer einleitenden Arbeit \u00fcber dieselbe Frage (8) waren wir geneigt anzunehmen, dafs die Hypergeusie vom Bleistaub verursacht werde. Arbeiter der Bleigewerbe beschweren sich oft \u00fcber s\u00fcfslichen Beigeschmack im Munde. Letzterer kann vom Vorhandensein s\u00fcfslicher Bleiverbindungen in der Mundh\u00f6hle abh\u00e4ngig sein,\n1 Die auf s\u00fcfs untersuchten Arbeiter sind in 2 Gruppen, unter 5 Jahren Bleiarbeit und 5 Jahre und dar\u00fcber, eingeteilt, weil unter denselben zu wenige mit einer Arbeitsdauer von 10 Jahre waren.","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"134\nJ. M. Ufland\nz. B. Pb(CH8COO)2. Diese Spuren eines s\u00fcfslichen Stoffes k\u00f6nnen, indem sie sich mit dem gegebenen Reizmittel (Zuckerl\u00f6sung) summieren, den scheinbaren Eindruck einer Versch\u00e4rfung des Geschmackes hervorrufen. Diese Annahme schien uns um so wahrscheinlicher, weil unsere ersten Versuche eben Versch\u00e4rfung des Geschmackes f\u00fcr s\u00fcfs ergaben. Diese Ansicht hat sich jedoch, nach zahlreichen sp\u00e4teren Versuchen, nicht bew\u00e4hrt, da Hypergeusie bei Bleiarbeitern nicht nur f\u00fcr s\u00fcfs, sondern auch f\u00fcr verschiedene andere Geschmackseindr\u00fccke konstatiert wurde. Aus diesem Grunde ist anzunehmen, dafs die Hypergeusie bei Bleiarbeitern nicht von Bleistaub in der Mundh\u00f6hle abh\u00e4ngig ist, sondern von anderen Ursachen, h\u00f6chst wahrscheinlich von der spezifischen Wirkung des im Organismus und in den Blut-gef\u00e4fsen der Mundh\u00f6hle zirkulierenden Bleies (Bleisaum). Das in den Gef\u00e4fsen der Mundh\u00f6hle zirkulierende Blei kann, indem es die Geschmacksknospen reizt, unmittelbar oder mittelbar erh\u00f6hte Empf\u00e4nglichkeit f\u00fcr verschiedene Geschmackseindr\u00fccke hervorrufen.\n5.\nDie Zusammenfassung der Er\u00f6rterten berechtigt uns zu folgenden Schlufsfolgerungen :\n1.\tEs ist uns gelungen, bei Personen, die mit Blei in Ber\u00fchrung kommen, einen neuen Angriffspunkt der Bleiwirkung festzustellen \u2014 das Geschmacksorgan.\n2.\tBei Bleiarbeitern l\u00e4fst sich Hypergeusie in schwach ausgesprochenem Grade konstatieren.\n3.\tDie Versch\u00e4rfung des Geschmackes tritt am st\u00e4rksten f\u00fcr s\u00fcfs auf; f\u00fcr bitter, sauer und salzig ist sie schw\u00e4cher ausgesprochen.\n4.\tBei Nichtbleiarbeitern f\u00fchrt lange Arbeitsdauer (resp. das Alter) zur Abstumpfung des Geschmackes, bei Bleiarbeitem im Gegenteil verursacht lang andauernde Bleiarbeit Versch\u00e4rfung des Geschmackes sowohl f\u00fcr s\u00fcfs, wie auch f\u00fcr bitter, sauer und salzig.\n5.\tAuf Grund dessen, dafs bei Bleiarbeitern Versch\u00e4rfung des Geschmackssinnes f\u00fcr alle 4 Haupteigensehaften des Geschmackes konstatiert wird, ist vorauszusetzen, dafs die Hypergeusie infolge der Reizung des Geschmacksorganes von dem im Blut zirkulierendem Blei hervorgerufen wird.","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"Ver\u00e4nderungen der Geschmackssch\u00e4rfe bei Bleiarbeitern\n135\nLiteratur\n(1)\tK. B. Lehmann, Kurzes Lehrbuch der Arbeite- und Gewerbehygiene.\nLeipzig 1919.\n(2)\tF. Koelsch, Allgemeine Gewerbepathologie und Gewerbehygiene.\nLeipzig 1914.\n(3)\tFr. Kiesow, Philosophische Studien yon Wundt 10, S. 329. 1894.\n(4)\tH. Zwaardemaker, Methoden der Untersuchung des Geschmacks und\nder Geschmacksstoffe. Handb. d. biol. Arbeitsmethoden. Lief. 105, S. 439. 1923.\n(5)\tFr. Kiesow, Philosophische Studien von Wundt 10, S. 523. 1894.\n(6)\tFr. Kiesow, Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane\n27, S. 406. 1902.\n(7)\tH. Oehrwall, Skand. Archiv f\u00fcr Physiologie 11, S. 245. 1901.\n(8)\tJ. M. Ufland, Geschmackssch\u00e4rfe f\u00fcr s\u00fcfs bei Bleiarbeitern. Arbeiten\ndes Leningrader Instituts zum Studium der Berufskrankheiten. Bd. II: Bleivergiftung. S. 133 (russ.) 1927. Zusammenfassung deutsch.\n(9)\tE. von Skramlik, Die Physiologie des Geruchs- und Geschmackssinnes.\nHandbuch der Physiologie der niederen Sinne. Bd. I. S. 502. Leipzig 1926.\nZeitechr. f. Sinnesphysiol. 59\n10","page":135}],"identifier":"lit36053","issued":"1928","language":"de","pages":"128-135","startpages":"128","title":"Ver\u00e4nderungen der Geschmackssch\u00e4rfe bei Bleiarbeitern","type":"Journal Article","volume":"59"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:03:44.724983+00:00"}