The Virtual Laboratory - Resources on Experimental Life Sciences
  • Upload
Log in Sign up

Open Access

Über die sinnlichen Erfolge bei Darbietung von Geschmacksmischungen

beta


JSON Export

{"created":"2022-01-31T16:43:09.346876+00:00","id":"lit36054","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Hambloch, Hans","role":"author"},{"name":"Johanna P\u00fcschel","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 59: 136-150","fulltext":[{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"136\n(Aus der Physiologischen Anstalt der Universit\u00e4t Jena)\n\u00dcber die sinnlichen Erfolge bei Darbietung von Geschmacksmischungen\nVon\nHans Hambloch und Johanna Puschel\nI. Einleitung\nBei der systematischen Gliederung der einem Sinneswerkzeug zugeh\u00f6rigen Empfindungen in ihrer Abh\u00e4ngigkeit von der Beizart mufsten nat\u00fcrlich auch stets die psychischen Erfolge mit verwertet werden, die sich durch gleichzeitige Einwirkung zweier oder mehrerer Reize ausl\u00f6sen lassen. Hierbei interessierte vor allem die Frage, wie sich die Empfindungen verhalten, wenn das Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltnis der ein wirkend en Reize in stetiger Weise abgestuft wird.\nSolche Untersuchungen sind beim Gesichts- und Geh\u00f6rssinn schon seit langem durchgef\u00fchrt; in neuerer Zeit hat dann eine \u00dcbertragung auf den Geruchssinn stattgefunden.1 Sie fehlen aber nahezu v\u00f6llig auf dem Gebiete des Geschmackssinns. Die Empfindungen, die auftreten, wenn Mischungen von Vertretern der vier Hauptgeschmacksqualit\u00e4ten, bitter, salzig, sauer und s\u00fcfs dargeboten werden, sind nur gelegentlich im Rahmen anderer Geschmacksuntersuchungen beschrieben worden.2\n\u00dcberblickt man die bisher vorliegenden, vereinzelten Angaben, so zeigt sich, dafs die Ergebnisse sehr schwankend und wenig greifbar sind. Dies liegt vor allem daran, dafs nicht selten die\n1\tv. Skramlik, E., Handbuch der Physiologie der niederen Sinne, I. S. 225 ff. 1926.\n2\tVgl. z. B. Schirmer, R., Einiges zur Physiologie des Geschmacks. D. Klinik 1859, sowie Kiesow, E., Beitr\u00e4ge zur physiologischen Psychologie des Geschmackssinns. Wundts philosophische Studien 12, 253. 1896.","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"Die sinnlichen Erfolge hei Darbietung von Geschmacksmischungen 137\nResultate von blofsen Selbstversuchen verallgemeinert wurden. Auf keinem anderen Gebiete der Sinnesphysiologie sind aber die Empfindungen bei Darbietung objektiv gleicher Reize individuell so stark wechselnd wie beim Geschmack. Dies geht ganz einwandfrei aus den Geschmacksgleichungen hervor, die f\u00fcr verschiedene anorganische Salze gewonnen wurden und die individuell sehr erheblich schwanken.1\nAuf Grund dieser Feststellungen wird es niemanden \u00fcberraschen, wenn die Ermittlungen der einzelnen Beobachter \u00fcber die psychischen Erfolge selbst bei Darbietung gleicher Geschmacksmischungen sehr verschieden lauten. Immerhin lassen sich aus den bisherigen Erfahrungen auf diesem Gebiete einzelne Gesetz-m\u00e4fsigkeiten herausl\u00f6sen, die man in mannigfacher Weise zu den Ergebnissen bei anderen Sinneswerkzeugen in Analogie setzen kann. So steht fest, dafs sich aus einer Geschmacksmischung die einzelnen Bestandteile unter bestimmten Bedingungen psychisch h er aus analysier en lassen. Dieser Vorgang f\u00e4llt besonders leicht, wenn die Qualit\u00e4ten nicht gleichzeitig, sondern in einem zeitlichen Intervall nacheinander ins Bewufstsein treten. Gesichert ist auch bei Geschmacksmischungen die Tatsache der psychischen Unterdr\u00fcckung der schwach vertretenen Komponenten, die f\u00fcr sich allein wohl wahrnehmbar sind, in Gegenwart stark vertretener Bestandteile aber nicht zur Beobachtung gelangen.2\nAlles in allem sind die bisherigen Befunde auf diesem Gebiete keine ausreichenden. Deshalb erschien es w\u00fcnschenswert, hier neue Erfahrungen beizubringen, besonders in der angegebenen Richtung, welches die sinnlichen Erfolge sind, die sich bei Darreichung von Geschmacksmischungen unter stetiger Abstufung des Intensit\u00e4tsVerh\u00e4ltnisses ihrer Bestandteile bemerkbar machen.\nII. Eigene Untersuchungen\nDer Gang der Versuche entsprach dem Vorgehen v. Skramliks bei den Geruchsmisehungen. Aus Vertretern der vier einfachen Geschmacksqualit\u00e4ten wurden bin\u00e4re Mischungen in dem*ver-\n1\tv. Skramlik, E., Mischungsgleichungen im Gebiete des Geschmackssinns. Zeitschr. f. Sinnesphysiol. 58, S. 36 u. 219. 1921.\n2\tHeymans, G., Untersuchungen \u00fcber psychische Hemmung. Zeitschr. f. Psychol. 21, 321. 1893.\n10*","page":137},{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"138\nHans Hambloch und Johanna B\u00fcschel\nschieden artigsten Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltnis hergestellt und der sinnlichen Pr\u00fcfung und Begutachtung unterworfen. Um diese zu erleichtern, verglichen wir jeweils die bin\u00e4re Kombination mit Verd\u00fcnnungen ihrer einfachen Bestandteile in der gleichen Konzentration, wie sie in der Mischung vorkamen. Auf diese Weise liefsen sich \u00c4hnlichkeiten und Unterschiede am leichtesten feststellen.\nAls Vpn. waren t\u00e4tig: 1. Elisabeth Beyer, 2. Dr. Hans Hambloch, 3. Dr. Johanna Puschel. Bei einem Teil der Versuche stellte sich uns Prof. v. Skramlik zur Verf\u00fcgung.\nAls Ausgangsl\u00f6sungen nahmen wir f\u00fcr: bitter eine Vioo m von salzsaurem Chinin, salzig eine 1 m von NaCl, sauer eine 1I10 m von Weinsteins\u00e4ure, s\u00fcfs eine lm von Rohrzucker. Die ersten beiden konnten vorr\u00e4tig gehalten werden, w\u00e4hrend die beiden letzteren ihrer Ver\u00e4nderlichkeit wegen t\u00e4glich frisch hergestellt wurden.\nDie Gesamtmenge einer Probe betrug jeweils 10 ccm. Zur Abstufung des Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltnisses der beiden Komponenten in der Mischung wurde so vorgegangen, dafs zu der einen Stamml\u00f6sung in steigenden Mengen von der anderen soviel hinzugef\u00fcgt wurde, als zu 10 ccm fehlte. Verwendete man also 9,5 ccm der einen L\u00f6sung, so wurden 0,5 ccm von der anderen hinzugetan und die Konzentration der beiden in der Mischung berechnet. Die Abmessung der Mengen geschah mit Hilfe von in 1/100 ccm eingeteilten Pipetten. Man hatte es so durchaus in der Gewalt, alle m\u00f6glichen Mischungen herzustellen. Als Vergleichsl\u00f6sungen dienten z. B. in dem gew\u00e4hlten Fall 9,5 ccm der einen L\u00f6sung unter Zusatz von 0,5 ccm destilliertem Wasser, sowie 0,5 ccm der anderen, unter Hinzuf\u00fcgung von 9,5 ccm Aqua dest. Bei jeder bin\u00e4ren Mischung wurden stets zwei Reihen von Versuchen gemacht, indem man einmal die eine, das zweite Mal die andere Qualit\u00e4t in der Intensit\u00e4t anwachsen liefs.\nDie Proben wurden jeweils 10 Sekunden im Munde gehalten, eine Zeit, die zur Begutachtung ausreicht. Zwischen je zwei Proben wurde eine Pause von 2 Minuten eingeschaltet. Das Aussp\u00fclen des Mundes geschah mit Trinkwasser. Zwischen der letzten Mahlzeit und dem Beginn der Versuche lagen stets 1 bis 2 Stunden. Die Vpn. waren angewiesen, bei der Probe die Zunge hin- und herzubewegen und die Geschmacksempfindung in bezug auf die Qualit\u00e4t, die Intensit\u00e4t der beiden Kompo-","page":138},{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"Die sinnlichen Erfolge hei Darbietung von Geschmacksmischungen 139\nne nt en, sowie die zeitlichen Verh\u00e4ltnisse ihres Auftretens zu beobachten.\nZur ersten Ein\u00fcbung der Vpn. wurden die Schwellenwerte f\u00fcr die einzelnen Qualit\u00e4ten festgestellt, die sich, wie die Tabelle 1 lehrt, durchaus in normalen Grenzen bewegen.\nTabelle 1\nGeschmacksschwellen\nVp.\tSubstanz\tMenge\tSn\n1\tsalzsaures Chinin\t10 cm3\t0,00004 m\n2\tn\tn\t10 \u201e\t0,000027 m\n3\tn\tn\t10 \u201e\t0,0000055 m\n1\tNaCl\t10 \u201e\t0,02 m\n2\tr>\t10 \u201e\t0,014 m\n3\tr>\t10 \u201e\t0,014 m\n1\tW einsteins\u00e4ure\t10 ,\t0,00035 m\n2\tn\t10 \u201e\t0,00074 m\n3\t\u00bb\t10 \u201e\t0,00058 m\n1\tRohrzucker\t10 \u201e\t0,02 m\n2\t\u00bb\t10 \u201e\t0,014 m\n3\t\u00bb\t10 ,\t0,017 m\nTabelle 2\n\tMischung\t\t\t\nBereich\t\t\tVerglichen mit\tGeschmacksempfindung\n\tsalzs. Chin.\tNaCl\t\t\n1, 2\tfehlen\t\t\t\n\t0,008 m\t0,02 m\t\tZuerst Spur salzig, dann rein bitter\n3\t0,005 m\t0,5 m\t0,005 m Ch 0,5 m NaCl\tZuerst stark salzig, dann stark bitter neben schwach salzig\nA\t0,0002 m\t0,98 m\t\tZuerst salzig, dann daneben Spur bitter\nTb\t0,00013m\t0,987 m\t0,987 m NaCl\tRein salzig, gegen das Ende hin nicht so scharf wie Vergleichsl\u00f6sung\n5\t0,00012m\t0,99 m\t0,99 m NaCl\tRein salzig, kein Unterschied gegen\u00fcber der NaCl-L\u00f6sung\nIn den Tabellen 2\u20147 sind durch die Querstriche im 1. Stabe die Bereiche voneinander jeweils abgegrenzt.","page":139},{"file":"p0140.txt","language":"de","ocr_de":"140\tHans Hambloch und Johanna Puschel\nTab eile 3\nBereich\tMischung\t\tVerglichen mit\tGeschmacksempfindung\n\tsalzs. Chin.\tWeins.\t\t\n1\t0,00996m\t0,0004 m\t0,00996 m Ch.\tRein bitter, kein Unterschied gegen\u00fcber der Chininl\u00f6sung\n2\t0,00995m\t0,0005 m\t0,00995 m Oh.\tBitter, herber als in Vergleichsl\u00f6sung\n\u2014\t0,0099 m\t0,001 m\t\tSpur sauer, stark bitter\n3\t0,008 m\t0,02 m\t0,008 m Ch. 0,02 m W.\tSofort sauer, dann bitter neben sauer. Sauer \u00fcberwiegt, ist aber schw\u00e4cher und herber als in der Vergleichsl\u00f6sung, ebenso ist die Chininl\u00f6sung\tst\u00e4rker bitter\n4\t0,0004 m\t0,096 m\t0,096 m W.\tSauer, dann Spur bitter neben stark sauer ; herber als die Vergleichsl\u00f6sung\n\u2014\t0,00035m\t0,0965 m\t0,0965 m W.\tSauer, herber als die Vergleichsl\u00f6sung\n5\t0,0003 m\t0,097 m\t0,097 m W.\tRein sauer. Kein Unterschied gegen\u00fcber der W einsteins\u00e4urel\u00f6sung\nTabelle 4\nBereich\tMischung\t\tVerglichen mit\tGeschmacksempfindung\n\tsalzs.\tRohr-\t\t\n\tChin.\tzucker\t\t\n1\t0,0095 m\t0,05 m\t0,0095 m Ch.\tRein bitter\n2\t0,009 m\t0,1 m\t0,009 m 0h.\tMilder als die reine Chininl\u00f6sung\n\u2014\t0,0089 m\t0,11 m\t\tErst Spur s\u00fcfs, dann rein bitter\n3\t0,004 m\t0,6 m\t0,004 m Ch. 0,6 m Zucker\tIm Anfang rein s\u00fcfs, dann s\u00fcfs neben bitter; bitter schw\u00e4cher und milder als in der Chininl\u00f6sung. S\u00fcfs, milder und schw\u00e4cher als in der Zuckerl\u00f6sung\n\t0,0004 m\t0,96 m\t0,96 m Zucker\tErst rein s\u00fcfs, dann s\u00fcfs neben Spur bitter\n4\t\t\t\tS\u00fcfs, milder als in der Zuckerl\u00f6sung\n\"\t0,00035 m\t0,965 m\t0,965 m Zucker\tMilder und schw\u00e4cher als die Zuckerl\u00f6sung\n5\t0,0003 m\t0,97 m\t0,97 m Zucker\tRein s\u00fcfs, kein Unterschied gegen\u00fcber der Zuckerl\u00f6sung","page":140},{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"Die sinnlichen Erfolge bei Darbietung von Geschmacksmischungen 141\nTabelle 5\n\tMischung\t\tVerglichen mit\nBereich\tNaCl\tWein- s\u00e4ure\t\n1 fehlt\t0,9965 m\t0,00035 m\t0,9965 m NaCl\n2\t0,993 m\t0,0007 m\t0,993 m NaCl\n3\t0,7 m\t0,03 m\t0,03 m W. 0,70 m NaCl\n\t0,12 m\t0,088 m\t\n4\tj 0,05 m\t0,095 m\t0,095 m W.\n5\t0,04 m\t0,096 m\t0,096 m W.\nGeschmacksempfindung\nGesamteindruck salzig, etwas herber als die NaCl-L\u00f6sung\nSalzig, nach einiger Zeit Spur sauer ; salzig im ganzen abgeschw\u00e4chter und herber\nAnfangs salzig, dann sauer, aber schw\u00e4cher als in der Weinsteins\u00e4urel\u00f6sung; schw\u00e4cher salzig als die NaCl-L\u00f6sung\nZuerst Spur salzig, dann sauer\nSauer; im Vergleich mit der Weinsteins\u00e4urel\u00f6sg. nicht so zusammenziehend, aber kr\u00e4ftiger und w\u00fcrziger\nRein sauer, kein Unterschied gegen\u00fcber der W einsteins\u00e4ur el\u00f6sung\nDie Ergebnisse der Versuche sind f\u00fcr eine Vp. und alle bin\u00e4ren Kombinationen der vier Hauptgeschmacksarten in den\nTabellen 2\u20147 zusammengetragen. Diese lehren, dafs sich bei der Darbietung von Geschmacksmischungen unter Abstufung des Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltnisses der beiden Komponenten f\u00fcnf Bereiche strenff voneinander absondern lassen. Diese sind indes nicht ausnahmslos bei allen Vpn. und jeder bin\u00e4ren Kombination zu\nermitteln .Im allgemeinen wechselt aber bei den einzelnen Vpn.\nnur die &r\u00f6fse und die Ausdehnung der einzelnen Bereiche.\nEs empfiehlt sich aus Gr\u00fcnden der leichteren \u00dcbersichtlichkeit , die einzelnen Bereiche zuerst in ihrer Gesamtheit aufzustellen und dann erst im einzelnen zu besprechen. Bezeichnen\nwir die eine Qualit\u00e4t mit A, die andere mit B und beginnen wir die Darbietung mit stark vertretenem A, dem allm\u00e4hlich in steigenden Mengen B hinzugesetzt wird, so zeigt sich:\n1. Der Bereich der vollkommenen Unterdr\u00fcckung des objektiv schwach vertretenen Bestandteils B, der f\u00fcr sich","page":141},{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"142\nHans Hambloch und Johanna Puschel\nallein genommen wohl wahrgenommen werden kann, in Gegenwart des stark vertretenen A aber nicht zur Beobachtung gelangt.\n2.\tDer Bereich, in dem die immer noch schwach vertretene Komponente B als solche nicht erkannt wird, durch ihre Anwesenheit aber den Charakter der Mischung bereits so ver\u00e4ndert, dafs deren Unterscheidung von dem Bestandteile A in der gleichen Verd\u00fcnnung mit destilliertem Wasser durchaus m\u00f6glich ist.\nTabelle 6\nBereich\tMischung\t\tVerglichen mit\tGeschmacksempfindung\n\tNaCl\tBohr- zucker\t\t\n1\t0,93 m\t0,07 m\t0,93 m NaCl\tRein salzig, kein Unterschied gegen\u00fcber der NaCl-L\u00f6sung\n2\t0,92 m\t0,08 m\t0,92 m NaCl\tMilder salzig als die NaCl-L\u00f6sung\n\t0,65 m\t0,35 m\t0,65 m NaCl\tAnfangs undefinierbarer Mischgeschmack, dann stark salzig und schwach s\u00fcfs. Viel milder salzig als die NaCl-L\u00f6sung\n3\t0,3 m\t0,7 m\t0,7 m Rohrz.\tStark salzig, doch nicht so stark wie die NaCl-L\u00f6sung, dann Mischgeschmack , salzig \u00e4hnlicher als s\u00fcfs. Nicht so s\u00fcfs wie Rohrzuckerl\u00f6sg.\n4\t0,04 m\t0,96 m\t\tZuerst Spur salzig, dann Mischgeschmack salzig-s\u00fcfs. Keine Komponente herauszuschmecken. Doch Empfindung \u00e4hnlicher dem S\u00fcfs als dem Salzig\nfehlt ||\t0,02 m\t0,98 m\t0,98 m Zucker\tS\u00fcfs, aber anders als die Zuckerl\u00f6sung; nicht milder, sondern betonter\n3.\tDer Bereich des Nebeneinander der beiden Bestandteile A und B in der Mischung. Die beiden Komponenten k\u00f6nnen jede f\u00fcr sich wahrgenommen und willk\u00fcrlich je nach der Einstellung der Aufmerksamkeit festgehalten werden.\n4.\tDer Bereich, in dem die nunmehr schw\u00e4cher vertretene Komponente A als solche nicht mehr festgestellt werden kann, den Charakter der Mischung aber merklich ver\u00e4ndert, so dafs","page":142},{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"Die sinnlichen Erfolge hei Darbietung von Geschmacksmischungen 143\ndiese von dem reinen Bestandteil in der gleichen Verd\u00fcnnung durchaus unterschieden werden kann.\n5. Der Bereich, in dem der schwach vertretene Bestandteil A von B vollkommen unterdr\u00fcckt wird, trotzdem er f\u00fcr sich genommen noch sehr wohl wahrnehmbar ist.\nWie man leicht erkennen kann, entsprechen einander Bereich 1 und 5, sowie 2 und 4, nur sind darin die Rollen der beiden Komponenten vertauscht.\nTabelle 7\nBereich\tMischung\t\tVerglichen mit\tGeschmacksempfindung\n\tWeins.\tKohr- zucker\t\t\n1\t0,098 m\t0,02 m\t0,098 m W.\tRein sauer, kein Unterschied gegen\u00fcber der W einstein8\u00e4urel\u00f6sung\n2\t0,097 m\t0,03 m\t0,097 m W.\tMilder als die Weinsteins\u00e4urel\u00f6sung\n\t0,091 m\t0,09 m\t0,091 m W.\tErst Spur s\u00fcfs, dann sauer; sauer milder als in der Weinsteins\u00e4urel\u00f6sung\n3\t0,07 m\t0,3 m\t0,07 m W. 0,3 m Eohrz.\tZuerst s\u00fcfs, dann daneben sauer; s\u00fcfs nicht so kr\u00e4ftig wie in der Zuckerl\u00f6sg., ebenso ist sauer nicht so kr\u00e4ftig wie in der Weinsteins\u00e4urel\u00f6sung\n4\t0,0022 m\t0,978 m\t\tErst s\u00fcfs, dann auch Spur sauer\n5 fehlt\t0,002 m\t0,98 m\t0,98 m Zucker\tS\u00fcfs kr\u00e4ftiger als die Zuckerl\u00f6sung\nAls wichtigstes Ergebnis unserer Untersuchungen k\u00f6nnen wir schon an dieser Stelle hervorheben, dafs der stetigen Abstufung der Reize durchaus nicht an allen Stellen eine stetige Abstufung der Empfindungen entspricht. Unstetigkeiten sind bei den \u00dcberg\u00e4ngen von einem Bereich zum anderen, also an 4 Stellen, zu verzeichnen. Innerhalb der einzelnen Be-\nreiche entspricht \u2014 wie wir uns vielfach \u00fcberzeugt haben \u2014 der stetigen Abstufung des Reizes eine stetige Abstufung der Empfindungen. Der Geschmackssinn verh\u00e4lt sich hier \u00e4hnlich wie der Geruch, doch liefsen sich bei diesem nur drei Bereiche bei gleichzeitiger Einwirkung zweier Reize herausl\u00f6sen: die der Unterdr\u00fcckung und des Nebeneinander.","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\nHans Hambloch und Johanna Puschel\na) Wenden wir uns nunmehr der ausf\u00fchrlichen Besprechung der einzelnen Bereiche zu, so ist zuerst der der Unterdr\u00fcckung vor zunehmen (Bereich 1 und 5). Wie schon erw\u00e4hnt, unterscheidet sich da die Mischung von der gleichen Verd\u00fcnnung des st\u00e4rker vertretenen Bestandteiles mit destilliertem Wasser durchaus nicht. Wir haben diesen Bereich einer n\u00e4heren Untersuchung unterzogen und gefunden, dafs sich hier individuelle Unterschiede bemerkbar machen, die einmal die quantitativen Verh\u00e4ltnisse betreffen. Dies geht aus der Tabelle 8 hervor: eine 0,7 m NaCl-L\u00f6sung ist bei Vp. 2 noch eine 0,22 m Rohrzuckerl\u00f6sung zu unterdr\u00fccken imstande, w\u00e4hrend das bei Vp. 3 nur noch f\u00fcr eine 0,18 m Rohrzuckerl\u00f6sung zutrifft. Reichen wir also eine L\u00f6sung, die zugleich 0,7 m f\u00fcr NaCl und 0,22 m f\u00fcr Rohrzucker ist, so macht sie geschmacklich den gleichen Eindruck wie eine 0,7 m NaCl-L\u00f6sung.\nTabelle 8\nVp.\tUnterdr\u00fcckende Qualit\u00e4t\tUnterdr\u00fcckte Qualit\u00e4t\n2\t0,70 m NaCl\t0,22 m Rohrzucker\n\t0,35 \u201e\t\u201e\t0,11 \u201e\n\t0,14 \u201e\t0,04 \u201e\n\t0,07 \u201e\t\u201e\t0,04 \u201e\n\t0,03 \u201e\t\u201e\t0,01 \u201e\n3\t0,70 \u201e\t\u201e\t0,18 \u201e\n\t0,35 \u201e\t\u201e\t0,11 \u201e\n\t0,14 \u201e\t\u201e\t0,05 \u201e\t\u201e\n\t0,07 \u201e\t\u201e\t0,03 \u201e\t\u201e\n\t0,03 \u201e\t\u201e\t0,02 \u201e\nBesonders ausgepr\u00e4gt sind die individuellen Unterschiede in bezug auf die Unterdr\u00fcckung hei den einzelnen Qualit\u00e4tenkombinationen. Bei Vp. 1 ist z. B. von einer Unterdr\u00fcckung der Qualit\u00e4t \u201esalzig\u201c durch Chinin gar keine Rede (s. Tabelle 2). Sowie n\u00e4mlich in der Mischung das Kochsalz die Schwellenkonzentration \u00fcberschreitet, so ist es auch schon als ein eigener Bestandteil in der L\u00f6sung wahrzunehmen. Interessant ist, dafs im Gegensatz zu diesem Verhalten bei der gleichen Vp. die Qualit\u00e4t \u201esalzig\u201c Chinin in kleineren Mengen sehr wohl zu unter-","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"Die sinnlichen Erfolge hei Darbietung von Geschmacksmischungen 145\ndr\u00fccken vermag. Wenn also eine Qualit\u00e4t die andere in einem bestimmten Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltnis unterdr\u00fcckt, so ist damit noch nicht gesagt, dafs das Ph\u00e4nomen bei der umgekehrten Anordnung auf tritt. Es kann sogar als Regel aufgestellt werden, dafs die hochgradige Unterdr\u00fcckung der einen Qualit\u00e4t durch eine andere durchaus nicht reziprok zu sein braucht. Als Mafs f\u00fcr die Unter-\nc\ndr\u00fcckung kann das Verh\u00e4ltnis \u2014 genommen werden, das eine\ncs\nZahl ist, die angibt, um wieviel Mal die Konzentration der unterdr\u00fcckten Qualit\u00e4t gr\u00f6fser ist als ihre Schwellenkonzentration. In Tabelle 9 bringen wir als Beispiel die Unterdr\u00fcckung von bitter durch s\u00fcfs und die von s\u00fcfs durch bitter. W\u00e4hrend die Unterdr\u00fcckung im ersten Falle sehr betr\u00e4chtlich ist, kann dies f\u00fcr die zweite Anordnung nicht gesagt werden.\nDafs das Mafs der Unterdr\u00fcckung von der St\u00e4rke der unterdr\u00fcckenden Qualit\u00e4t und von der Qualit\u00e4tenkombination abh\u00e4ngt, war schon Heymanns 1 bekannt. Wir f\u00fcgen hier in Tabelle 10 ein paar Angaben dar\u00fcber ein und zwar f\u00fcr die Kombination salzig-bitter und salzig-sauer, wobei jeweils die erstgenannte Komponente die stark vertretene war.\nTabelle 9\nVp.\tUnterdr\u00fcckende Qualit\u00e4t\tUnterdr\u00fcckte Qualit\u00e4t\tcu C8\n2\t0,7 m Rohrzucker\t0,00022 m salz. Chin.\t8\n\t0,3o \u201e\t\u201e\t0,00011 \u201e \u201e\t4\n\t0,H\t\u00bb\t>5\t0,00006 \u201e \u201e\t2,4\n2\t0,00135 m salz. Chin.\t0,06 m Rohrzucker\t4\n\t0,00065 \u201e\t\u201e\t0,04 \u201e\t\u201e\t3\n\t0,00027 \u201e\t\u201e\t0,04 \u201e\t2,5\n\t0,00013 \u201e\t\u201e\t0,03 \u201e\t\u201e\t2\nDie Tatsache der Unterdr\u00fcckung von schw\u00e4cheren, f\u00fcr sich allein wohl wahrnehmbaren Geschmacksqualit\u00e4ten durch st\u00e4rkere hat auf zahlreichen anderen Sinnesgebieten Analogien. Wir kennen solche Erscheinungen auf dem Gebiete des Geh\u00f6rsund Geruchssinnes, wo sie recht eingehend untersucht wurden.\n1 s. Fufsnote 2 S. 137.","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"146\nHans Hambloch und Johanna P\u00fcschel\nTabelle 10\nVp.\tUnterdr\u00fcckende Qualit\u00e4t\t\t\tUnterdr\u00fcckte Qualit\u00e4t\tcu cs\n2\t0,7\tm\tNaCl\t0,00040 m salz. Chin.\t15\n\t0,35\tn\tn\t0,00020 \u201e \u201e\t7,5\n\t0,14\t11\tn\t0,00005\t\u201e\t\u201e\t2\n3\t0,7\tn\tn\t0,000038 \u201e\t\u201e\t7\n\t0,35\tn\tn\t0,000018 \u201e \u201e \u201e\t3,2\n1\t0,14\tn\tii\t0,000005 \u201e\t\u201e\t1\n2\t0,7\t11\tn\t0,00592 m Weinsteins\u00e4ure\t8\n|\t0,35\tn\tn\t0,00355 \u201e\t4,8\n;\t0,14\t11\tn\t0,00133 \u201e\t1,8\n\t0,07\tn\tn\t0,00118 \u201e \u201e\t1,6\n\t0,028\tn\tii\t0,00074 \u201e\t\u201e\t1\n3\t0,7\t11\t\u00ab\t0,00145 \u201e\t\u201e\t2,5\n1\t0,35\tn\tn\t0,00116 \u201e\t2\n\t0,14\t11\tV\t0,00101 \u201e \u201e\t1,75\n\t0,07\tn\tn\t0,00087 \u201e\t1,5\ni\t0,028\t\u00bb\tn\t0,00058 \u201e\t1\nb) Sehr eigenartig ist der Bereich 2 bzw. 4. Die psychischen Erfolge \u00e4ufsern sich hier darin, dafs die Mischung geschmacklich von der gleichkonzentrierten L\u00f6sung des st\u00e4rker vertretenen Bestandteils zu unterscheiden ist, ohne dafs hierf\u00fcr etwa die Erkennung der schwach vertretenen Komponente in Frage kommt. Die Mischung schmeckt anders als die fVergleichsl\u00d6sung, w\u00e4hrend dies im Bereich der Unterdr\u00fcckung bekanntlich nicht der Fall war. Sie macht aber, was mit Nachdruck hervorgehoben sein soll, sinnlich einen durchaus einheitlichen Eindruck.\nDie Breite dieses Bereichs wechselt individuell aufserordent-lich stark und ist nat\u00fcrlich auch von der Qualit\u00e4tenkombination abh\u00e4ngig. So ist er f\u00fcr die Kombination bitter-salzig bei Vp. 1 gleich Null. Wie wir n\u00e4mlich schon vorhin bemerkt haben, tritt hier das Kochsalz, wenn es einer Chininl\u00f6sung zugemischt wird, sofort \u00fcber die Schwelle, sowie die dazu erforderliche Konzentration erreicht ist, s. auch Tabelle 3 f\u00fcr die Kombination bitter-sauer.\n\u2022 \u2022\t\u2022\u2022\nUber die Art der qualitativen \u00c4nderung der Geschmacksmischungen in diesem Bereich lassen sich nicht leicht","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"Die sinnlichen Erfolge hei Darbietung von Geschmacksmischungen 147\nAngaben machen. Soweit diese Ver\u00e4nderung durch Worte zu charakterisieren ist, wird \u00fcbereinstimmend von allen Vpn. hervorgehoben, dafs die Intensit\u00e4t der st\u00e4rker vertretenen Komponente in der Geschmacksmischung gegen\u00fcber ihrer alleinigen gleichartigen Verd\u00fcnnung etwas abgeschw\u00e4cht ist. Gleichzeitig wird davon gesprochen, dafs ein Zusatz von\nbitter zu salzig bzw. zu sauer die L\u00f6sung\nherber macht *, zu s\u00fcfs sie abstumpft,\nsalzig zu bitter, die L\u00f6sung versch\u00e4rft,\nzu sauer, sie w\u00fcrziger erscheinen l\u00e4fst, w\u00e4hrend s\u00fcfs dadurch betonter und kr\u00e4ftiger gemacht wird. 1 2\nsauer zu bitter, salzig und s\u00fcfs, die L\u00f6sung zumeist\nherb gestaltet,\ns\u00fcfs zu bitter, salzig und sauer die L\u00f6sungen insgesamt mildert.\nDieser Bereich ist sinnesphysiologisch ohne Analogon. Hier verh\u00e4lt sich der Geschmackssinn ganz anders als wie das Gesicht, Geh\u00f6r und der Geruch.\nc) Nunmehr ist der Bereich 3 zu besprechen, in welchem durch entsprechende Geschmacksmischungen Empfindungskomplexe hervorgerufen werden, die sich dadurch auszeichnen, dafs sich die beiden Komponenten mehr oder weniger innig durchflechten. Zumeist ist es allerdings bei entsprechender Einstellung der Aufmerksamkeit m\u00f6glich, die beiden Bestandteile nebeneinander, aber auch einzeln f\u00fcr sich wahrzunehmen.\nDieses Nebeneinander ist aber durchaus nicht schon gegeben, sowie man die Geschmacksl\u00f6sung in den Mund nimmt. Meist wird n\u00e4mlich erst eine Komponente wahrgenommen, die sich so gewissermafsen vordr\u00e4ngt. Nach Ablauf eines kurzen Intervalls wird dann die andere empfunden. Die Dinge liegen nun durchaus nicht so, dafs stets der in gr\u00f6fserer Konzentration vorhandene Bestandteil als erster wahrgenommen wird, wie man auf den ersten Blick, haupts\u00e4chlich in Analogie zum Verhalten des Geruchssinnes anzunehmen geneigt sein k\u00f6nnte. Vp. 1 nimmt\n1\tYgl. hier\u00fcber die Angaben in v. Skramlik, E. Mischungsgleichungen\nim Gebiete des Gesehmaeksinnes. Zeitschr. f. Sinnesphysiol. 53, S. 51.\t1921.\n2\tSiehe auch Zuntz, N. Beitr\u00e4ge zur Physiol, d. Geschmackssinnes. Arch. f. (Anat. u.) Fhysiol. 1891. S. 596.","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"148\nHans Hambloch und Johanna P\u00fcschel\nz. B. (Tabelle 2) in einer L\u00f6sung, die zugleich 0,0008 m ist f\u00fcr salzsaures Chinin und 0,02 m f\u00fcr Kochsalz, das letztere zuerst wahr und doch ist in dieser Konzentration sein Schwellenwert gerade \u00fcberschritten. Die Ursache f\u00fcr diese Erscheinung mag darin gelegen sein, dafs die Perzeptionszeit f\u00fcr Kochsalz merklich k\u00fcrzer ist als f\u00fcr Chinin. Ob dies wirklich den Ausschlag gibt, mufs vorerst dahingestellt bleiben. Denn es ist auffallend, dafs sich hier auch individuelle Unterschiede bemerkbar machen. Im bezug auf den erw\u00e4hnten Fall steht n\u00e4mlich Vp. 1 allein da. \u00dcbereinstimmend und regelm\u00e4fsig wurde aber von allen Vpn. angegeben, dafs salzig vor bitter, sauer unds\u00fcfs, s\u00fcfs vor bitter und sauer, endlich sauer vor bitter in Erscheinung tritt. Das ist um so bemerkenswerter, als das Intensit\u00e4tsVerh\u00e4ltnis, in dem sich die Komponenten in der L\u00f6sung befinden, offenbar keine Rolle spielt. Durch dieses Verhalten unterscheidet sich der Geschmackssinn ganz prinzipiell vom Geruch, bei dem bekanntlich in den Bereichen des Nebeneinander, die an die der Unterdr\u00fcckung grenzen, stets der st\u00e4rker vertretene Bestandteil zuerst ins Bewufstsein tritt, w\u00e4hrend der schw\u00e4chere nachfolgt. Das Nebeneinander der beiden Bestandteile ist erst nach einer gewissen Zeit nach Einnahme der Mischung bemerkbar.\nHervorzuheben ist, dafs sich in den Mischungen dieses Bereiches die beiden Komponenten gegenseitig beeinflussen, so dafs sie gegen\u00fcber den in gleicher Weise mit destilliertem Wasser verd\u00fcnnten Bestandteilen in der Intensit\u00e4t geschw\u00e4cht, der Qualit\u00e4t abgestuft erscheinen. Es handelt sich also nicht um ein blofses Nebeneinander der beiden Bestandteile durchaus in der gleichen Weise, wie sie auch f\u00fcr sich genommen erscheinen, sondern um gleichzeitig vorhandene Erfolge inniger psychischer Durchfleehtung oder Vermengung, worauf schon bei Besprechung des Bereichs 2 an einer Stelle hingewiesen wurde. Diese gegenseitige Abschw\u00e4chung und qualitative \u00c4nderung ist bei einzelnen bin\u00e4ren Kombinationen besonders ausgepr\u00e4gt. So sei hier an die Mischung salzig-s\u00fcfs in bestimmtem Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltnis erinnert, die bekanntlich \u201efade\u201c schmeckt, und dies in ausgepr\u00e4gtester Weise, wenn die Konzentration der beiden Komponenten eine schwache ist.\nEs sei jetzt auf jenen Anteil 1 des Bereiches 3 eingegangen, in dem die beiden Bestandteile der Mischung den Eindruck an-","page":148},{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"Die sinnlichen Erfolge hei Darbietung von Geschmacksmischungen 149\nn\u00e4hernd der gleichen St\u00e4rke erwecken. Dieser ist im allgemeinen nicht leicht festzustellen. Ist doch die Begutachtung, ob zwei Qualit\u00e4ten einander in der Intensit\u00e4t gleich sind, bei jedem Sinneswerkzeug schwierig. Die Erfahrungen ergaben dementsprechend, dafs sich dieser Anteil des Bereiches 3 niemals scharf abgrenzen l\u00e4fst. Auf besondere Schwierigkeiten st\u00f6fst aber eine solche Sonderung, wenn die beiden Qualit\u00e4ten nicht gleichzeitig, sondern nacheinander ins Bewufstsein eintreten. Hervorgehoben mufs sein, dafs ein solcher Anteil, wenn er sich \u00fcberhaupt bei einer Qualit\u00e4tenkombination ermitteln l\u00e4fst, der Lage und Breite nach individuell sehr erheblich schwankt.\nDas Verhalten des Geschmackssinns in diesem Bereich stellt ein Analogon zu dem einer Anzahl anderer Sinneswerkzeuge dar, vor allem zu Geh\u00f6r und Geruch. Mit beiden Sinnen hat der Geschmack, wie schon von anderer Seite hervorgehoben wurde,1 gemeinsam, dafs man mit seiner Hilfe psychisch zu analysieren vermag, dafs sich also der urspr\u00fcnglich einheitlich\n\u2022 \u2022\nerscheinende sinnliche Komplex nach Erlangung einiger \u00dcbung in seine Bestandteile sondern l\u00e4fst. Zum Geruch besteht aber noch die weitere Analogie, dafs sich die beiden Bestandteile einer solchen Mischung gegenseitig beeinflussen, der Intensit\u00e4t nach abschw\u00e4chen und in der Qualit\u00e4t ver\u00e4ndern.\nIII. Zusammenfassung\nBei Darbietung von bin\u00e4ren Geschmacksmischungen unter stetiger Abstufung des Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltnisses der beiden Komponenten lassen sich, wenigstens in den meisten F\u00e4llen, sinnlich f\u00fcnf Bereiche von einander sondern.\nVon diesen entsprechen jeweils zwei Paare einander und zwar:\n1 und 5 als Bereiche, in denen die schwach vertretene Komponente, die f\u00fcr sich allein in der gleichen Verd\u00fcnnung mit Wasser wohl wahrzunehmen ist, in Gegenwart der stark vertretenen psychisch vollkommen unterdr\u00fcckt wird;\nferner 2 und 4 als Bereiche, in denen die eine schwach vertretene Komponente als solche nicht zu erkennen ist, durch ihre Anwesenheit aber den Charakter der Mischung bereits so ver\u00e4ndert, dafs deren Unterscheidung von dem rein dar-\n1 y. Skbamlik, E., a. a. 0.","page":149},{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"150 Sans Hambloch und Johanna P\u00fcschel, Die sinnlichen Erfolge usw.\ngebotenen starken Bestandteil in der gleichen Verd\u00fcnnung durchaus m\u00f6glich ist. Die letztangef\u00fchrten beiden Bereiche stellen eine Eigent\u00fcmlichkeit des Geschmackssinnes dar, die sich bei keinem anderen Sinneswerkzeug findet.\nAls Bereich 3 ist der des Nebeneinander anzuf\u00fchren, in dem die beiden Komponenten jede f\u00fcr sich wahrgenommen und willk\u00fcrlich je nach Einstellung der Aufmerksamkeit festgehalten werden k\u00f6nnen.\nAls wesentlichstes Ergebnis der Untersuchung ist hervorzuheben, dafs unter den angef\u00fchrten Bedingungen der stetigen\nAbstufung der Reize keine stetige iVbstufung der Emp-\n* *\nfindungen entspricht. In den \u00dcberg\u00e4ngen von einem Bereich zum anderen machen sich Unstetigkeiten im Empfindungsablauf bemerkbar.","page":150}],"identifier":"lit36054","issued":"1928","language":"de","pages":"136-150","startpages":"136","title":"\u00dcber die sinnlichen Erfolge bei Darbietung von Geschmacksmischungen","type":"Journal Article","volume":"59"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:43:09.346881+00:00"}

VL Library

Journal Article
Permalink (old)
http://vlp.uni-regensburg.de/library/journals.html?id=lit36054
Licence (for files):
Creative Commons Attribution-NonCommercial
cc-by-nc

Export

  • BibTeX
  • Dublin Core
  • JSON

Language:

© Universitätsbibliothek Regensburg | Imprint | Privacy policy | Contact | Icons by Font Awesome and Icons8 | Powered by Invenio & Zenodo