Open Access
{"created":"2022-01-31T16:43:12.912121+00:00","id":"lit36083","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Freiling, H.","role":"author"},{"name":"E. R. Jaensch","role":"author"},{"name":"F. Reich","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 55: 47-68","fulltext":[{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"(Aus dem psychologischen Institut der Universit\u00e4t Marburg).\nDas Kovariantenph\u00e4nomen, mit Bezug auf die allgemeinen Struktur- und Entwicklungsfragen\nder r\u00e4umlichen Wahrnehmungen.\nVon\nH. Fr ei ling, E. R. Jaensch und F. Reich.1 \u2022 \u2022\n1. Uber die Beziehung von Wahrnehmungen und Anschauungsbildern in der eidetischen Entwicklungsphase*\nIn fr\u00fcheren Arbeiten haben wir dargelegt, dafs Jugendliche bis zu einer gewissen Altersstufe in grofser, \u00f6rtlich verschiedener Verbreitung die F\u00e4higkeit zu optischen Anschauungsbildern besitzen, d. h. die F\u00e4higkeit, einen vorher betrachteten Gegenstand entweder unmittelbar nachher oder auch nach l\u00e4ngerer Zwischenzeit im buchst\u00e4blichen Sinne wiederzusehen (nicht nur vorzustellen); eine Erscheinung, die den gew\u00f6hnlichen physiologischen Nachbildern nahesteht und durch den Vergleich mit ihnen erl\u00e4utert werden kann, gleichwohl aber \u2014 nach den Ergebnissen unserer Untersuchungen \u2014 scharf von ihnen zu unterscheiden ist. Sind die F\u00e4lle schon h\u00e4ufig, in denen sich die \u201eeidetische\u201c Anlage bereits bei dem einfachsten Pr\u00fcfungsverfahren zeigt, so fanden wir die rudiment\u00e4ren, nur durch feinere Methoden aufzudeckenden Formen in \u00fcberaus grofser, wenn nicht allgemeiner Verbreitung. Die M\u00f6glichkeit, Untersuchungen an Naturv\u00f6lkern anzustellen, ist uns gegenw\u00e4rtig verschlossen. Aber schon aus vorhandenen Berichten der Reisenden liefs sich mit grofser\n1 Die Versuche in Abschnitt 1\u20143 sind angestellt von Jaensch und Reich (1922), die in 4 von Freiling, in 5\u20146 von Freiling und Jaensch (1918).","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48\nH. Freiling, E. R. Jaensch und F. Reich.\nWahrscheinlichkeit dartun, dafs die bei unseren Jugendlichen sehr h\u00e4ufige, bei Erwachsenen sehr seltene ausgepr\u00e4gte eidetische Anlage bei Naturv\u00f6lkern mindestens in noch gr\u00f6fserer Verbreitung vorzukommen und hier auch bei Erwachsenen keine Seltenheit zu sein scheint.\nDie weitere Untersuchung ergab eine enge Beziehung zwischen den Anschauungsbildern und den gew\u00f6hnlichen Gesichts Wahrnehmungen der Jugendlichen. Ihre Anschauungsbilder zeigen analoge, nur quantitativ meist viel ausgepr\u00e4gtere Erscheinungen wie die Wahrnehmungen von Nichteidetikern, und ferner tragen die Wahrnehmungen der Eidetiker oft schon Z\u00fcge der Anschauungsbilder, indem sie die den Wahrnehmungen und Anschauungsbildern gemeinsamen Ph\u00e4nomene oft schon in einem ann\u00e4hernd \u00e4hnlich hohen Ausmafs darbieten, wie es sonst nur f\u00fcr die Anschauungsbilder charakteristisch ist. Bei Gelegenheit von Untersuchungen \u00fcber die sog. \u201eHERiNG-HiLLEBRANnsche Horopterabweichung\u201c bemerkten wir zum erstenmal diese Zusammenh\u00e4nge. Jene doppelte Beziehung zwischen den Wahrnehmungen der Jugendlichen und ihren Anschauungsbildern legte den Gedanken nahe, dafs die weit verbreitete, durchaus normale eidetische Entwicklungsphase ontogenetisch, und vielleicht auch phylogenetisch, f\u00fcr den Aufbau der normalen Wahrnehmungswelt bedeutsam sein werde. Die Arbeit von P. Krellenberg\nbrachte dann f\u00fcr diese Annahme eine wesentliche St\u00fctze bei,\nund zwar durch den Aufweis und die Untersuchung sog. \u201eEinheitsf\u00e4lle\u201c, d. h. stark-eidetischer Jugendlicher, bei denen man beobachtend verfolgen kann, wie sich Wahrnehmungen und Vorstellungen aus der urspr\u00fcnglichen ..Einheit\u201c des Anschauungsbildes herausdifferenzieren, welches seinerseits ja sowohl zu den Wahrnehmungen wie zu den Vorstellungen Verwandtschaft zeigt.\nDafs jene doppelte Beziehung zwischen Wahrnehmung und Anschauungsbild, die sich zun\u00e4chst bei der sog. \u201eHoropterabweichung\u201c ergab, nicht in einer Zuf\u00e4lligkeit gr\u00fcndete, beweisen\ndie jetzt folgenden Untersuchungen, die der Frage an einigen weiteren Grundph\u00e4nomenen des Sehraums, sowohl in der dritten wie in den beiden ersten Dimensionen, bei der Tiefenwahrnehmung und bei der Sehgr\u00f6fse, nachgehen.","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"Das Kovariantenph\u00e4nomen, mit Bezug auf die allgemeinen usw.\n49\n2. Das Kovariantenph\u00e4nomen.\nAndernorts1 wurde auf die Bedeutung der \u201eKovarianten-ph\u00e4nomene\u201c f\u00fcr das Verst\u00e4ndnis der Tiefenwahrnehmung hingewiesen. Unter den Erscheinungen, welche E. R. Jaensch unter diesem Namen beschrieb, befand sich besonders auch folgende Beobachtung, die am HE\u00dfiNGschen Haploskop angestellt wurde, hier am genauesten verfolgt werden kann, aber auch mit einfachsten Hilfsmitteln durchf\u00fchrbar ist: Wenn man drei parallele F\u00e4den so einstellt, dafs sie in einer Ebene zu liegen scheinen und dann den einen Seitenfaden vor- oder zur\u00fcckschiebt, so scheint sich auch der andere, unge\u00e4nderte Seitenfaden zu verschieben, und zwar im allgemeinen im gleichen, vereinzelt auch im entgegengesetzten Sinne. Das Ph\u00e4nomen ist f\u00fcr gew\u00f6hnlich nur dann deutlich, wenn die wirkliche Verschiebung des ersten Seitenfadens relativ klein ist. Es kann als ein G-rundversuch gelten gegen\u00fcber der Anschauung, dafs die Tiefenwerte durch die Raumwerte der gereizten Netzhautstellen eindeutig bestimmt sind. W\u00e4re dies der Fall, dann k\u00f6nnte der objektiv unver\u00e4nderte Seitenfaden seine scheinbare Tiefenlage nicht \u00e4ndern, wenn der andere Seitenfaden verschoben wird; denn der unge\u00e4nderte Seitenfaden f\u00e4llt' dabei nach wie vor auf dieselben Netzhautstellen.\n3. Das Kovariantenph\u00e4nomen in den Anschauungsbildern.\nGelegentliche Beobachtungen an Eidetikern ergaben, dafs eine ganz entsprechende, nur wieder quantitativ ausgepr\u00e4gtere Erscheinung im Anschauungsbilde besteht. Die genaueren Versuche wurden durchweg an Vpn. angestellt, denen wir keine Gelegenheit geboten hatten, das Kovariantenph\u00e4nomen zuvor an wirklichen F\u00e4den zu beobachten. So kann dem Einwand, dafs die Erscheinung an den Bildf\u00e4den auf vorherigen Erfahrungen an wirklichen F\u00e4den heruhe, am wirksamsten begegnet werden, eine Erkl\u00e4rung, die \u00fcbrigens schon wegen des so viel gr\u00f6fseren quantitativen Betrages desKovariantenph\u00e4nomens im Anschauungsbilde ajle Wahrscheinlichkeit gegen sich haben w\u00fcrde. Die Versuche an Anschauungsbildern von F\u00e4den verliefen folgender-\n1 E. R. Jaensch, \u00dcber die Wahrnehmung des Raumes. 1911. S. 6. Zeitschr. f. Sinnesphysiol. 55.\t4","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50\nH. Fre\u00efling, E. B. Jaensch und F. Reich.\nmafsen 3 : Die Vp. betrachtet ein in bestimmter Entfernung von ihr aufgeh\u00e4ngtes Fadentripel (seitlicher Abstand der F\u00e4den voneinander je 5 cm), welches so eingestellt wird, dafs die drei F\u00e4den subjektiv \u201eabathisch\u201c, d. h. in einer Ebene erscheinen. In dieser Stellung wird ein Anschauungsbild des Tripols erzeugt. Die Vp. sieht nun nach Wegnahme der wirklichen F\u00e4den durch den Versuchsleiter das Anschauungsbild des Fadentripels und bewegt sich unter Fixation des mittleren Bildfadens so lange vor oder zur\u00fcck, bis der Standort erreicht ist, an welchem das Bildfadentripel abathisch erscheint. Dafs die abathische Region f\u00fcr das Anschauungsbild und f\u00fcr die Beobachtung der wirklichen F\u00e4den nicht zusammenf\u00e4llt, wurde schon fr\u00fcher dargelegt (Jaensch und Reich.)1 2 Die drei Bildf\u00e4den erscheinen nun in einer Ebene, und zwar an denselben Stellen des Raumes, wo auch die wirklichen F\u00e4den gehangen hatten. Jetzt wird am scheinbaren Ort des mittleren Bildfadens, sowie am scheinbaren Ort eines der beiden seitlichen Bildf\u00e4den, etwa des rechten, je ein wirklicher Faden aufgeh\u00e4ngt, und zwar so, dafs jeweils wirklicher und Bildfaden vollkommen zur Deckung gelangen. Die Vp. sieht also jetzt rechts und in der Mitte einen wirklichen Faden und links einen .Bildfaden; alle drei erscheinen in einer Ebene. Nunmehr bewegt der Versuchsleiter den rechten wirklichen Faden nach hinten. Die Gr\u00f6fse dieser Verschiebungen betrug meist 10, manchmal auch 20, gelegentlich 15 cm. Die Vp. gibt dann an, ob und in welcher Richtung der linke Bildfaden seine Stellung \u00e4ndert. Schliefslich wird noch die Stellung des linken Bildfadens dadurch bestimmt, dafs ein wirklicher Jaden als r Pr\u00fcf lot \u201c mit ihm zur scheinbaren Deckung gebracht wird, ganz wie fr\u00fcher bei den Versuchen \u00fcber die Hoiopterab-weichung (Jaensch und Reich). Es wird notiert, wie weit der wirkliche rechte Faden zur\u00fcckgeschoben wurde, und wie weit die Stellung des linken Bildfadens \u201ekovariierte\u201c, d. h. sich mit\u00e4nderte. Verschiebungen aus der Nullage nach hinten rechneten wir negativ, solche nach vorn positiv. \u2014 Der n\u00e4chste Versuch unterscheidet sich von dem eben geschilderten nur dadurch,\n1 \u00dcber optische Anschauungsbilder im allgemeinen und die Technik des Arbeitens mit ihnen sind die fr\u00fcheren Arbeiten des Instituts zu a ei\ngleichen, besonders E. R. Jaensch, Zur Methodik experimenteller Untersuchungen an optischen Anschauungsbildern. Zeitschr. /. Psychol. 85.\n12 \u00dcber die Lokalisation im Sehraum. Zeitschr. f. Psychol. 86.","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"Das Kovariantenph\u00e4nomen, mit Bezug auf die allgemeinen usiv.\n51\ndafs nach Aufsuchung der abathischen Region f\u00fcr das Anschauungsbild im Bildfadentripel der linke und der mittlere Bildfaden mit einem wirklichen Faden zur Deckung gebracht werden. Die Vp. sieht also jetzt links und in der Mitte je einen wirklichen Faden und rechts den Bildfaden. Beide Versuche werden dann noch in der Weise abge\u00e4ndert, dafs die willk\u00fcrliche Verschiebung statt nach hinten nach vorn erfolgt. \u2014 Wir machten die Versuche an 5 Beobachtern und pr\u00fcften die Ergebnisse zu verschiedenen Zeiten und auch an anderen Eidetikern nach. Die nachstehenden Tabellen \u00fcber einige Beispielsf\u00e4lle sind zeilenweise von links nach rechts zu lesen ; die Zahlenwerte sind in. Zentimetern angegeben.\nTabelle I (in cm).\nEinpr\u00e4-\tRechter\tLinker\tLinker\tRechter\nName\tDatum SunSs'\twirklicher\tBildfaden\twirklicher\tBildfaden\nent-\tFaden ver-\tkovariiert\tFaden ver-\tkovariiert\nterming schoben um\t\tum\tschoben um\tum\nGuntram S. 16.IV.18. 100\t\u2014 10\t\u2014 10\t\u2014 10\t\u2014 10\n\t+ 10,5\t+ 11,2\t-j- 15\t+ 14,2\n25\t\u2014 15\t\u2014 14\t\u2014 10\t- 10\n8. V. 18.\t25\t+ 10\t+ 10\t+ 10,5\t+ 10\n11. V. 18. 50\t\u2014 10\t\u2014 10\t\u2014 10\t\u2014 10,5\n\t-f io\t+ 10\t+ 10\t+ 10\nKarl Me. 15. IV. 18.; 100\t\u2014 20\t\u2014 20\t\u2014 20\t\u2014 20\n\t+ 13\t+ 13\t+ 13\t+ 13\n6. V. 18.\t25\t\u2014 10\t- 10\t\u2014 10\t\u2014 11\n\t+ 10\t+ io\t+ 10\t+ 9\n6. V. 18.\t50\t\u2014 10\t\u2014 10\t\u2014 10\t\u2014 10\n\t+ 10\t+ 9,8\t+ 10\t+ 9,5\nHerr 12. VI. 18. 100\t\u2014 10\t\u2014 9\t\u2014 10\t\u2014 6\nStudien-\t+ 10\t+ 5\t+ 10\t+ 5\nreferendar 12. VI. 18.\t25\t\u2014 10\t\u2014 2\t\u2014 10\t\u2014 2\nWagner\t+ 10\t+ 0,0\t+ 10\t+ 1,2\n12. VI. 18.\t50\t\u2014 10\t\u2014 0,0\t\u2014 10\t+ 3\n\t+ 10\t\u2014 2\t+ 10\t+ 0,5\nAus den Tabellen f\u00fcr diese drei ersten Vpn. ersieht man folgendes: Bei Guntram S. und Karl Me. bewegt sich der Bildfaden stets in derselben Richtung, in der der wirkliche seitliche Faden verschoben wurde, und zwar ist die Gr\u00f6fse der Verschiebung des Bildfadens meist nicht wesentlich verschieden von der des wirklichen Fadens. Oft sind beide v\u00f6llig gleich, doch kann auch die Verschiebung des Bildfadens sowohl grofser als kleiner aus-\n4*","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52\nH. Freiling, E. R. Jaensch und F. Reich.\nfallen wie die Verschiebung des wirklichen Fadens. Alle diese M\u00f6glichkeiten sind schon von Jaensch auch f\u00fcr die entsprechenden Beobachtungen an wirklichen F\u00e4den beschrieben worden, mit dem einen Unterschied, dafs die auftretenden subjektiven Verschiebungen an wirklichen F\u00e4den und bei nicht-eidetischen Vpn. durchweg von sehr viel kleinerer Gr\u00f6fsenordnung sind, da auch die objektiven Verschiebungen hier nur klein sein d\u00fcrfen, wenn das Ph\u00e4nomen \u00fcberhaupt auftreten soll. Die Resultate der Tabelle bei Herrn Wagner sind etwas anders als bei S. und Me. In der Mehrzahl der Versuche verschiebt sich der Bildfaden ebenfalls gleichsinnig mit dem wirklichen Seitenfaden. In allen diesen F\u00e4llen aber geht der Bildfaden bei der Verschiebung-weniger weit als der wirkliche Faden. Zweimal kam es vor, dafs er sich gar nicht verschob. In zwei F\u00e4llen bewegte sich der Bildfaden sogar entgegengesetzt zum wirklichen Faden. Auch diese letzten beiden M\u00f6glichkeiten sind schon von Jaensch bei Versuchen mit wirklichen F\u00e4den als seltener vorkommende F\u00e4lle erw\u00e4hnt worden.\nFassen wir die Beobachtungen aller drei Vpn. zusammen, so erhalten wir als Ergebnis: Wird der wirkliche Seitenfaden (mag er sich rechts oder links befinden) nach vor- oder r\u00fcckw\u00e4rts verschoben, so kovariiert im allgemeinen der andere seitliche Bildfaden, und zwar \u00f6fter gleichsinnig als gegensinnig.\nTabelle II (in cm).\nEinpr\u00e4-\tRechter\tLinker\tLinker\tRechter\nName Datum gu\u00b0p\" eutfer-\twirklicher Faden ver-\tBildfaden kovariiert\twirklicher Faden ver-\tBildfaden kovariiert\nnung\tschoben um\tum\tschoben um\tum\nMax K. 23. IV. 18.\t100\t\u2014 10\t+ 12\t\u2014 15\t4- H\n\t+ 10\t\u2014 8\t+ io\t\u2014 10\n2. V. 18.\t25\t\u2014 10\t-j-\t9\t\u2014 10\t4- 9\n\t+ 10\t\u2014 10\t+ 10\t\u2014 11,5\n2. V. 18.\t50\t\u2014 10\t4- 5\t\u2014 10\t4-\t7\n\t+ 10\t\u2014 5\t4- 10\t\u2014 7\nHorst v.B. 16. IV. 18. 100\t\u2014 11,5\t+ 11,7\t\u2014 11,4\t4- 12,1\n\t+ 13,4\t- 7,6\t+ 10,2\t\u2014 12,3\n23. IV. 18.\t25\t\u2014 9,6\t4- 10\t- 10\t4- 9\n\t+ 10\t\u2014 10,5\t+ 10\t- 9\n29. IV. 18.\t50\t\u2014 10\t+ 6,6\t- 10\t4- 7,5\n\t4- 10\t\u2014 11,8\t4- 10\t- 12,1","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"Das Kovar iantenpKdnomen, mit Bezug auf die allgemeinen usw.\n53\nDieser letztere Fall war nur bei Herrn Wagner, und zwar nur zweimal als Ausnahmefall vorgekommen. Dagegen fanden wir bei den folgenden Vpn. Horst v. B. und Max K., die gegensinnige Bewegung als normales Verhalten.\nDie Tabelle zeigt, dafs die Bewegung des Bildfadens in allen Versuchen der des wirklichen Fadens entgegengesetzt war. Das Ausmafs der Verschiebung in Zentimetern angegeben kann bei beiden Bewegungen gleich grofs sein; der Bildfaden kann sich aber ebensowohl mehr aisweniger verschieben wie der wirkliche.\nErst nachdem die Versuche mit Anschauungsbildern f\u00fcr jede der 5 Vpn. beendet waren, gingen wir dazu \u00fcber, die Vpn. das Kovariantenph\u00e4nomen auch im gew\u00f6hnlichen Sehen an wirklichen F\u00e4den beobachten zu lassen. Wie schon erw\u00e4hnt, kann es dort im allgemeinen nur dann erwartet werden, wenn die wirklichen Verschiebungen relativ klein sind1; bei unseren Versuchen, waren sie durchweg geringer als 5 mm. Die F\u00e4den werden zun\u00e4chst objektiv in eine Ebene eingestellt; die Vp. beobachtet unter Fixation des mittleren Fadens aus der abathischen Region, so dafs ihr also die F\u00e4den auch subjektiv in einer Ebene erscheinen. Auch hier wird der Vp., ebenso wie bei den vorigen Versuchen, nicht gesagt, was in Wirklichkeit nun geschieht, damit sie dem Ph\u00e4nomen v\u00f6llig unvoreingenommen gegen\u00fcbersteht. Der Untersuchte wird lediglich dahin instruiert, zu beobachten, ob jetzt an der Stellung der drei F\u00e4den sich irgend etwas \u00e4ndert; er weifs also nicht, dafs nur ein einziger Seitenfaden bewegt werden wird. Auf messende Versuche verzichteten wir, da der Genauigkeitsgrad unserer damaligen Apparatur zur exakten quantitativen Feststellung der geringen \u00c4nderungen nicht ausreichte. Die Hand, die die Verschiebung vornimmt, ist durch den Vorsatzschirm verdeckt und dem Beobachter nicht sichtbar. Nun wird einer der beiden Seitenf\u00e4den vor- oder r\u00fcckw\u00e4rts verschoben und die Vp. gefragt, ob und wie die Stellung der drei F\u00e4den sich jetzt ge\u00e4ndert hat. Wir wechselten dabei ohne Regel derart ab, dafs die Verschiebung bald an dem rechten, bald an dem linken Faden, und aufserdem bald nach vorn, bald nach hinten vorgenommen wurde. Das Ergebnis der Versuche war folgendes: In der \u00fcberwiegenden\n1 Dafs bei Jugendlichen, und besonders bei Eidetikern, das Ph\u00e4nomen auch noch bei grofsen Verschiebungen auf treten kann, ergab erst der Verlauf der Untersuchung.","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"54\nH. Freiling, E. R. Jaensch und F. Reich.\nMehrzahl der Versuche beobachteten alle Vpn. auch an wirklichen F\u00e4den das beschriebene Kovariantenph\u00e4nomen, d. h. eine Lage\u00e4nderung auch des unbewegten Seitenfadens. Diese blieb nur in ganz wenigen F\u00e4llen aus; alsdann gab die Vp. an, dafs sich nur ein Faden verschoben habe, und zwar in der Richtung, in der die Bewegung stattgefunden hatte. Das tiat gew\u00f6hnlich dann ein, wenn wir eine etwas zu grofse Verschiebung vorn ahmen. Hier wurde also die \u00c4nderung so gesehen, wie sie auch wirklich erfolgt war. Die F\u00e4lle, in denen das Kovariantenph\u00e4nomen auftrat, zerfallen in zwei Gruppen. Wir scheiden wieder, ganz wie vorhin, die Vpn. danach, in welcher Richtung die Verschiebung des kovariierenden Fadens erfolgte. Jede der Vpn., bei denen sich im Anschauungsbild der seitliche Bildfaden gleichsinnig mit dem wirklichen Seitenfaden bewegte, sah auch hier im Versuch mit drei wirklichen F\u00e4den den kovariierenden Seitenfaden gleichsinnig bewegt. Dafs die beiden Bewegungen in entgegengesetzter Richtung erfolgten, beobachteten sie nie. Es ergab sich also auch beim Versuch \u00fcber das Kovariantenph\u00e4nomen eine bemerkenswerter Parallelismus zwischen der Erscheinung im Anschauungsbild und der im gew\u00f6hnlichen Sehen. Bei den beiden anderen Vpn., Horst v. B. und Max K., ist dieser Parallelismus auch vorhanden, wenn auch nicht in ganz gleicher Strenge. Horst v. B. sieht wohl das Ph\u00e4nomen in der Mehrzahl der F\u00e4lle ebenso wie im Anschauungsbild, n\u00e4m lieh so, dafs die beiden Bewegungen in entgegengesetzter Richtung verlaufen; aufserdem aber kamen hier auch F\u00e4lle zur Beobachtung, wo sich beide F\u00e4den, der wirklich verschobene und der kovari-ierende, in gleicher Richtung bewegten, was im Anschauungsbild nicht vorgekommen war. Ebenso ist es bei Max K. Bei ihm blieb das Ph\u00e4nomen zun\u00e4chst \u00f6fters aus ; es st\u00f6rte ihn, dafs die Seitenf\u00e4den bei genauer Fixation des mittleren Fadens gelegentlich undeutlich erscheinen, da sie peripher gesehen werden. Darum wurde der seitliche Abstand der F\u00e4den von 5 auf 3 cm herabgesetzt, wodurch das Ph\u00e4nomen besser sichtbar wurde. Noch mehr erh\u00f6hte sich die Deutlichkeit der Erscheinung, wenn wir auch die H\u00f6he des Ausschnitts verringerten, diesen also schm\u00e4ler w\u00e4hlten. Jetzt wurde das Kovariantenph\u00e4nomen vollkommen deutlich und war auch bei Max K. in der Mehrzahl der F\u00e4lle von derart, dafs die Bewegungen der beiden seitlichen F\u00e4den entgegengesetzt verliefen, also ganz wie in den Versuchen mit Anschauungs-","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"Das Kovariantenph\u00e4nomen, mit Bezug auf die allgemeinen usw.\n55\nbildern. Aufserdem wurden auch F\u00e4lle beobachtet, in denen der Bewegungsvorgang gleichsinnig erfolgte. Der Parallelismus der Erscheinungen im Anschauungsbild und im gew\u00f6hnlichen Sehen war also jetzt auch bei Max K. und Horst v. B. ein befriedigender. \u2014 Wir zogen damals zu den Versuchen noch 5 erwachsene Beobachter heran, die nicht \u00fcber die F\u00e4higkeit zu subjektiven optischen Anschauungsbildern verf\u00fcgten. Die Versuche wurden genau so ausgef\u00fchrt wie vorhin. Die Resultate boten bei dem damaligen qualitativen Verfahren 1 nichts wesentlich anderes. Vier Vpn. beobachteten gleichsinnige Bewegung; ungleichsinnige Bewegung kam nur bei einer Vp. vor, und hier auch nur in zwei Ausnahmef\u00e4llen.\n4. Das Koyariantenph\u00e4noinen im Anschauungsbilde eines\nFaden gitters.\nWeitere Versuche wurden sp\u00e4ter (1922), und zwar an wieder anderen Vpn., an der von K. Kr\u00f6ncke benutzten Versuchsanordnung2 durchgef\u00fchrt. Sie unterscheidet sich von der eben beschriebenen nur dadurch, dafs sie mehr als 3 F\u00e4den darzubieten gestattet. 15 cm hinter dem Ausschnitt des Vorsatzschirmes boten wir, vertikal auf geh\u00e4ngt, 6 d\u00fcnne schwarze Fadenlote in frontalparalleler Ebene dar. Die einzelnen Lote, die von links nach rechts durchnumeriert waren, hatten einen Seitenabstand von je 2 cm voneinander. Zur Vermeidung von Schwingungen tauchten die unteren Enden der Lote in eine z\u00e4he Fl\u00fcssigkeit.\nDer Beobachter sitzt bei gut fixiertem Kopf in festem Abstand so vor der Mitte des Schirmausschnittes, dafs f\u00fcr ihn die oberen und unteren Enden der Lote nicht sichtbar sind. Nach Anweisung des Beobachters werden nun zun\u00e4chst die objektiv in einer Ebene aufgeh\u00e4ngten Fadenlote durch den Versuchsleiter so verschoben, dafs sie dem Beobachter in einer Ebene erscheinen. Hierauf erzeugt die Vp. von den 6 wirklichen F\u00e4den ein Anschauungsbild. Dies geschieht, wie immer, in der Weise, dafs der Beobachter das Fadengitter einige Male mit dem Blick auf-\n1\tUnsere damalige Anordnung (1918) war f\u00fcr die massiven Ph\u00e4nomene im Anschauungsbild vollgen\u00fcgend, gestattete aber keine feineren Messungen, wie sie bei dem entsprechenden Ph\u00e4nomen an wirklichen F\u00e4den erforderlich werden.\n2\tZur Ph\u00e4nomenologie der Kernfl\u00e4che des Sehraums. Zeitschr. f. Sinnesphysiol. 52.","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"56\nH. Freiling, E. R. Jaensch und F. Reich.\nmerksam durchwandert, worauf dann die wirklichen F\u00e4den durch den Versuchsleiter abgeworfen werden. Der Beobachter sieht nun an der fr\u00fcheren Stelle der 6 wirklichen F\u00e4den 6 Bildf\u00e4den. Alsdann wird durch den Versuchsleiter ein wirklicher Faden von links her in das Gesichtsfeld des Beobachters eingef\u00fchrt und nach dessen Anweisung so lange verschoben, bis er mit dem 1. Bildfaden zur Deckung gelangt. Die Vp. sieht also nun als 1. Faden des Gitters einen wirklichen Faden und rechts daneben in gleicher Tiefe mit diesem 5 Bildf\u00e4den. Nun wird der 1. wirkliche Faden durch den Versuchsleiter langsam nach hinten verschoben und gleichzeitig der Beobachter angewiesen, das Fadengitter dauernd mit dem Blick von links nach rechts, und umgekehrt, zu durchwandern. Bei allen Vpn., mit Ausnahme von Werner P. und Helmuth K., auf deren abweichendes Verhalten wir noch zur\u00fcckkommen werden, ergab sich nun folgendes :\nSobald der 1. wirkliche Faden um einen gewissen kleinen Betrag aus der Ebene des Gitters heraus nach hinten verschoben war, traten der 3. und 5. Bildfaden ebenfalls aus der urspr\u00fcnglichen Ebene der anderen Bildf\u00e4den heraus und bewegten sich in gleichem Sinne wie der 1. Faden mit nach hinten. Der 2. und 4. Bildfaden dagegen verblieben am urspr\u00fcnglichen Standort, so dafs also nun f\u00fcr den Beobachter die ideale Verbindungslinie der F\u00e4den des Gitters eine Zickzackkurve bildete. Entsprechende Versuche mit wirklichen F\u00e4den waren nicht vorausgegangen, sondern wurden absichtlich erst nach Abschlufs der Versuche im Anschauungsbild angestellt. Das Heraustreten des 3. und 5. Bildfadens aus der Ebene des Gitters begann f\u00fcr den Beobachter fast gleichzeitig mit der vom Versuchsleiter vorgenommenen Verschiebung des 1. Fadens; mit anderen Worten, es gen\u00fcgte in den meisten F\u00e4llen schon eine minimale Lage\u00e4nderung des 1. Fadens, um beim Beobachter den Eindruck einer Lage\u00e4nderung des 3. und 5. Bildfadens hervorzurufen.\nDa w\u00e4hrend der Verschiebung des 1. wirklichen Fadens kontinuierlich weiterbeobachtet wurde, so konnte von der Vp. nicht nur das Endresultat der scheinbaren Verschiebung des 3. und 5. Bildfadens wahrgenommen, sondern auch der Vorgang der R\u00fcckw\u00e4rtsbewegung in allen Phasen deutlich beobachtet werden. Nach Angabe der Beobachter vollzog sich die Lage\u00e4nderung des 3. und 5. Bildfadens mit der gleichen Geschwindigkeit und fast immer gleich weit wie die vom Versuchsleiter vorgenommene","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"Das Kovariantenph\u00e4nomen, mit Bezug auf die allgemeinen usw.\n57\nVerschiebung des 1. wirklichen Fadens, so dafs also den meisten Beobachtern die F\u00e4den 1, 3 und 5 in gleicher Tiefe erschienen^ Dafs dies in der Tat der Fall war, konnte wieder mit Hilfe von Pr\u00fcfloten festgestellt werden, die mit dem 3. und 5. Bildfaden zur Deckung gebracht wurden.\nDie Verschiebung des 3. und 5. Bildfadens aus der urspr\u00fcnglichen Ebene heraus vollzieht sich aber nicht unbegrenzt weit. Wird die Lage\u00e4nderung des 1. wirklichen Fadens durch den Versuchsleiter immer weiter getrieben, so trifft man auf eine Stellung, wo das Ph\u00e4nomen verschwindet. Bei einigen\nunserer Vpn. erfolgte dieses Verschwinden mit einemmale. Hier\n\u2022 \u2022\nsprangen 3. und 5. Bildfaden bei \u00dcberschreitung der Stellung, in der das Ph\u00e4nomen am deutlichsten war, pl\u00f6tzlich in die Ausgangstellung zur\u00fcck.\nBei einer zweiten Gruppe von Beobachtern nahm die Erscheinung ganz allm\u00e4hlich wieder ab, nachdem sie den gr\u00f6fsten Deutlichkeitsgrad erreicht hatte. Bei einigen wenigen Vpn. war es so, dafs der 3. und 5. Bildfaden in der Stellung, wo das Ph\u00e4nomen am deutlichsten erschien, verharrten, sobald der 1. Faden \u00fcber diese Stellung hinaus noch weiter r\u00fcckw\u00e4rts verschoben wurde.\nTabelle III (in cm).\nGeorg W.\t+\t9,5\t+\t9,5\t+\t9,5\nHeinrich W.\t+\t5,0\t+\t5,0\t+\t5,0\nMaria L.\t+ 17,0\t\t+ 17,0\t\t+ 17,0\t\nHeinrich 0.\t1\t4,8\t+\t4,0\t+\t4,0\nHelmuth K.\t+\t9,0\t+\t8,5\t+\t8,5\nOtto H.\t+\t4,0\t+\t4,0\t+\t4,0\nHans L.\t+\t8,0\t\u2014\t5,5\t\u2014\t5,5\nErwin M.\t+\t7,5\t+\t5,0\t\t0,0\nHeinrich L. Pani B.\t\t\t\u00bb\t\t\t\nDie vorstehende Tabelle III gibt die Resultate der mit Hilfe von Pr\u00fcfloten vorgenommenen Messungen wieder. Bemerkenswert ist auch hier die Steigerung des Ph\u00e4nomens im Anschauungsbild gegen\u00fcber den sp\u00e4ter mitzuteilenden Versuchen an wirklichen F\u00e4den. Bei den Vpn. Heinrich L. und Paul B. fehlen die Zahlenangaben, da bei diesen beiden Beobachtern das Ph\u00e4nomen im Anschauungsbild so gesteigert auftrat, dafs die Versuche mit ihnen innerhalb der von uns benutzten Versuchsanordnung nicht durchf\u00fchrbar waren, da diese nur eine","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"H. Freiling, E. R. Jaensch und F. ifoic/\u00bb.\n58\nLage\u00e4nderung des 1. Fadens im h\u00f6chstens 20 cm gestattete. Das Ph\u00e4nomen bestand bei diesen beiden Beobachtern auch dann noch, wenn der erste Faden aus dem kleinen Holzrahmen herausgenommen und bis hinten an den 60 cm weiter entfernten\nweifsen Hintergrundschirm bewegt wurde.\nDie erste senkrechte Kolumne gibt die objektive Verschiebung des 1. wirklichen Fadens wieder, die 2. senkrechte Kolumne die scheinbare Verschiebung des 3. Bildfadens und die letzte Kolumne die scheinbare Verschiebung des 5. Bildfadens, alles wieder in Zentimetern. Negative Vorzeichen bedeuten, dafs die scheinbare Verschiebung des betreffenden Bildfadens der tats\u00e4chlichen Verschiebung des 1. Fadens entgegengesetzt, also nach vorn zu gerichtet war. \u2014 Der quantitative Betrag der Verschiebung war nicht immer gleich grofs. Je aufmerksamer und anhaltender die F\u00e4den betrachtet wurden, um so gr\u00f6fser war im allgemeinen\ndie Verschiebung.\nVVv-\nFigur 1.\nFigur 2.\nNeben der bisher geschilderten Verhaltungsweise, die bei der \u00fcberwiegenden Mehrzahl der Vpn. zu beobachten wai, und die wir als Normalfall bezeichnen k\u00f6nnen (Fig. 1), kamen noch einige Sonder f\u00e4lle vor. Hans L. sieht das Fadengitter, sobald der 1. wirkliche Faden nach hinten verschoben wdrd, in der in Fig. 2 wiedergegebenen Stellung. Der 3. und 5. Bildfaden zeigen eine dem 1. wirklichen Faden entgegengerichtete Lage\u00e4nderung, ganz entsprechend den F\u00e4llen, wo auch in. den fr\u00fcheren Versuchen am Tripel der 3. Faden eine entgegengesetzte \u00c4nderung zeigte wie der erste. \u00c4hnlich ist es bei Erwin M. (Fig. 3). Der 1., 2. und 3. Faden bilden eine schr\u00e4ge Ebene, w\u00e4hrend die drei letzten Bildf\u00e4den in der Ausgangsstellung verbleiben. Bei Werner P. konnte das Ph\u00e4nomen im Anschauungsbild nicht beobachtet werden, da sich bei der Verschiebung des 1. wirklichen Fadens das ganze Gitter im gleichen Sinne mitverschob. \u00c4hnlich war es bei Helmuth K., doch trat bei ihm das Ph\u00e4nomen in einzelnen F\u00e4llen dann auf, wenn w\u00e4hrend der Verschiebung des 1. Fadens die Beobachtung unterbrochen und erst wieder fortgesetzt wurde, nachdem die vom Versuchsleiter vorzunehmende Verschiebung","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"Dns Kovariantenph\u00e4nomen, mit Bezug auf die allgemeinen usw.\n59\ndes 1. Fadens vollzogen war. Bei Werner P. konnte auch unter diesen Bedingungen das Ph\u00e4nomen niemals beobachtet werden.\nEine zweite Reihe von Versuchen wurde nun noch in der Weise angestellt, dafs der 1. wirkliche Faden nicht nach hinten, sondern nach vorn verschoben wurde. Hierbei ergaben sich keine wesentlichen Unterschiede gegen\u00fcber den Resultaten der ersten Versuchsreihe.\nErst nachdem die Versuche im Anschauungsbild beendet waren, wurden sie in genau der gleichen Weise auch mit wirklichen F\u00e4den vorgenommen. Die Ergebnisse dieser Versuche, wieder in Zentimetern ausgedr\u00fcckt, sind in folgender Tabelle zusammen gestellt.\nTabelle IV\t\t\t(in\tcm).\t\u2022\t\nGeorg W.\t* +\t2,5\t+\t2,0\t+\t2,0\nHeinrich W.\t+\t1,5\t+\t1,0\t+\t1,0\nMaria L.\t+\t\t+ 11,0\t\t+ 11.0\t\nHeinrich 0.\t+\t2,2\t+\t1,5\t+\t1,5\nHelmuth K.\t+\t2,8\t+\t2,2\t+\t2,2\nOtto H.\t+\t3,5\t+\t3,5\t+\t3,0\nHans L.\t+\t1,5\t\u2014\u2022\t0,5\t\u2014\t0,5\nErwin M.\t+\t2,0\t+\t1,2\t\t0,0\nHeinrich L.\t\t\t\t\t\t\nPani B.\t\t\t\t\t\t\nBemerkenswert ist, wie bereits oben hervorgehoben wurde, dafs hier das Ph\u00e4nomen im allgemeinen in geringerer quantitativer Auspr\u00e4gung auftrat. Nur bei Heinrich L. und Paul B. war das Ph\u00e4nomen auch jetzt quantitativ gleich stark wie im Anschauungsbilde. Der 1., 3. und 5. Faden standen darum im allgemeinen nicht in gleicher Tiefe, wie das bei den Versuchen im Anschauungsbilde der Fall gewesen war; vielmehr zeigte der 3. und 5. Faden, wie wieder mit Hilfe von Pr\u00fcfloten festgestellt wurde, bei den meisten Beobachtern eine geringere Abweichung von der urspr\u00fcnglichen Gitterebene als der 1. Faden.","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60\nH. Freiling, E. R. Jaensch und F. Reich.\n5. Der Parallelismus des Kovariantenph\u00e4nomens in der Wahrnehmung und im Anschauungshilde, und die Deutung des\nKo Variantenph\u00e4nomens.\n\u00dcberblicken wir unsere Versuche \u00fcber das Kovariantenph\u00e4no-men, so finden wir den Parallelismus zwischen dem Ph\u00e4nomen im Anschauungsbild und in der gew\u00f6hnlichen Wahrnehmung, den wir schon beim Ph\u00e4nomen der sog. \u201eHoropterabweichung\u201c festgestellt hatten, auch beim Kovariantenph\u00e4nomen wieder. Wie die \u201eHoropterabweichung\u201c, so zeigt sich auch das Kovarianten-ph\u00e4nomenim Anschauungsbild qualitativ gleichartig, nur quantitativ viel ausgepr\u00e4gter als in der gew\u00f6hnlichen Wahrnehmung. Wegen dieser Analogie des eidetischen und des gew\u00f6hnlichen Kovariantenph\u00e4nomens, die in der Tat aus einer entwicklungsm\u00e4fsigen Abfolge der gew\u00f6hnlichen Wahrnehmungen aus der urspr\u00fcnglichen eidetischen Einheit beruht, werden wir die Analyse des eidetischen Kovariantenph\u00e4nomens auch f\u00fcr das Verst\u00e4ndnis des gew\u00f6hnlichen heranziehen d\u00fcrfen, und f\u00fcr letzteres nur eine Deutung zulassen k\u00f6nnen, die sich auch bei ersterem bew\u00e4hrt. Unter der Leitung dieses methodischen Prinzips, das in der Arbeit von Jaensch und Reich \u00fcber die Horopterabweichung noch eingehender begr\u00fcndet wurde, mufs unsere fr\u00fchere Erkl\u00e4rung des Kovariantenph\u00e4nomens eine kleine Berichtigung erfahren. Wir gaben damals 1 f\u00fcr das Ph\u00e4nomen in der gew\u00f6hnlichen Wahrnehmung folgende Erkl\u00e4rung: An die Reizung gewisser Punktepaare der beiden Netzh\u00e4ute ist unmittelbar der Eindruck gekn\u00fcpft, dafs die entsprechenden Punkte des Sehraums in der Kernfl\u00e4che liegen. F\u00e4llt nun ein Punkt aus dieser Mannigfaltigkeit von Punktepaaren heraus, tritt mit anderen Worten \u201eQuerdisparation\u201c auf, so ist hieran unmittelbar nur der Eindruck gekn\u00fcpft, dafs die Punkte nicht mehr in einer Ebene, nicht mehr in der Kernfl\u00e4che liegen. Wie nun aber genauer diese Punkte mit Bezug auf eine durch den Fixierpunkt gehende frontalparallele Ebene (die Kernfl\u00e4che) liegen, welches ihre \u201eKernfl\u00e4chenrelation\u201c ist, das h\u00e4nge von sekund\u00e4ren Faktoren ab, die nicht schon durch die Lage der gereizten Netzhautstellen, sondern weit mehr durch psychische Vorg\u00e4nge, besonders durch das Verhalten der kollektiven Auffassung bestimmt seien. Auf Grund n\u00e4herer Einzelheiten\n1 E. R. Jaensch, \u00dcber die Wahrnehmung des Raumes. Leipzig 1911. S. 29 ff.","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"Das Kovariantenph\u00e4nomen, mit Bezug auf die allgemeinen usw.\n61\nder Beobachtungserscheinmigen mafsen wir namentlich der \u201eor-thogonen Lokalisationstendenz\u201c eine grofse Bedeutung bei, d. h. der Neigung, eine vorwiegend beachtete Ebene des Sehraums senkrecht zur Blickrichtung zu lokalisieren. Wir stellten uns also vor, dafs z. B. bei Zur\u00fcckschiebung des linken Seitenfadens von 1 nach 1' (s. Fig. 4) die Fadenebene V r, deren kollektive Auffassung, also vorwiegende Beachtung, erfahrungsgem\u00e4fs Bedingung f\u00fcr ein deutliches Auftreten des Ph\u00e4nomens ist, senkrecht zur Blicklinie und daher in der Kernfl\u00e4che l\\ rx erscheine, und dafs darum m nun vor der Kernfl\u00e4che, bei mx, gesehen werde. Es ist nach dieser Vorstellungsweise mit anderen Worten so, als ob die Konfiguration l'mr um r als Drehpunkt in der Pfeilrichtung gedreht w\u00fcrde, und zwar so weit, dafs 1' r \u201eorthogon\u201c, d. h. senkrecht zur\n/'\n\u2022\n*\t\u2022 / \u2022\t\u2022\nl\tm\tr\t4\nFigur 4.\nBlickrichtung erscheint. So sei es zu verstehen, dafs gleichzeitig mit der Zur\u00fcckschiebung von 1' auch r hinter m zur\u00fcckzutreten scheine. Allein diese Deutung mit Hilfe der orthogonen Lokalisationstendenz wird undurchf\u00fchrbar, sobald wir die Voraussetzung fallen lassen, dafs die Verschiebung von 1 nach Y klein sei gegen\u00fcber dem gegenseitigen Abstand der F\u00e4den voneinander (lm = mr), eine Voraussetzung, die beim Kovariantenph\u00e4nomen in der gew\u00f6hnlichen Wahrnehmung nicht-eidetischer Erwachsener im allgemeinen erf\u00fcllt war, nicht aber bei unseren neuen Versuchen \u00fcber das Kovariantenph\u00e4nomen im Anschauungsbild. Nach der obigen Deutung w\u00e4re d (s. Fig. \u00f6) die scheinbare Tiefendifferenz, die beim Kovariantenph\u00e4nomen die beiden Seitenf\u00e4den gegen\u00fcber dem Mittelfaden besitzen m\u00fcfsten. Da nun\nd = D' cos a \u2014 cos a ist, so ist d kleiner als -5-, also erhebhch\nZu\tCi\nkleiner als D, der Betrag, um den der linke Seitenfaden verschoben wurde. Ferner liegt der Fufspunkt des von m nach Y r gezogenen Lotes nicht im Halbierungspunkte von Tr, sondern seitlich von ihm, nach dem objektiv unver\u00e4nderten Faden zu. Das\n7/\nC-\nFigur 5.","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"62\nH. Freiling, E. R. Jaensch und F. Reich.\nbleibt so, wenn man sich die Konfiguration V m r um r in der Pfeilrichtung gedreht denkt, wie es oben zur Erkl\u00e4rung des Kovariantenph\u00e4nomens angenommen wurde. Der Mittelfaden d\u00fcrfte also nicht mehr in der Mitte des Fadentripels erscheinen, und der Tiefenunterschied zwischen dem Mittelfaden und den beiden Seitenf\u00e4den m\u00fcfste erheblich kleiner erscheinen als der Betrag, um den der eine Seitenfaden objektiv verschoben wurde. Diese beiden Abweichungen m\u00fcfsten im Prinzip f\u00fcr jedes Kovariantenph\u00e4nomen gelten. Aber da diese Abweichungen nur Bruchteile der objektiven Verschiebung D betragen, so w\u00fcrden sie unbemerkt bleiben k\u00f6nnen, wenn schon die objektive Verschiebung D des einen Seitenfadens der unteren Merklichkeits-grenze nahe bleibt, wie es ja beim gew\u00f6hnlichen Kovariantenph\u00e4nomen Nichteidetischer im allgemeinen sein mufs, wofern sich das Ph\u00e4nomen in deutlicher Auspr\u00e4gung zeigen soli. Bei den Versuchen \u00fcber das Kovariantenph\u00e4nomen im Anschauungsbild konnten nun aber der objektiven Verschiebung D sehr hohe Werte erteilt werden, die ungemein hoch \u00fcber der Merklichkeits-grenze bleiben. Dabei m\u00fcfsten auch jene Abweichungen grofs, und deshalb merklich werden. Dafs sie nicht bemerkt werden, beweist die Unzul\u00e4nglichkeit obiger Deutung. Dabei soll nicht ausgeschlossen sein, dafs die orthogone Lokalisationstendenz unter Umst\u00e4nden in der angegebenen Weise beim Zustandekommen des Ph\u00e4nomens mit wirkt; sie liefert aber keine hinreichende Ursache daf\u00fcr und kann darum nicht der wesentliche Faktor sein. Ferner konnte jene Deutung \u00fcberhaupt nur f\u00fcr das Ph\u00e4nomen an 3 F\u00e4den versucht werden; bei mehr als 3 F\u00e4den versagt sie, wie unmittelbar ersichtlich, von vornherein. Aber auch bei mehr als 3 F\u00e4den besteht ein ganz analoges Kovariantenph\u00e4nomen, wie unsere letzten Versuche an der Kn\u00d6NCKEschen Anordnung zeigten.\nDas Kovariantenph\u00e4nomen am Fadentripel ist ganz entsprechend zu erkl\u00e4ren, wie fr\u00fcher \u2014 nach der Analyse von Jaensch und Reich \u2014 das Ph\u00e4nomen der sog. Horopterabweichung. Wenn die optische Aufmerksamkeit nach hinten (vorn) wandert und dabei gleichzeitig auf einen Bildfaden gerichtet ist, wird dieser nach hinten (vorn) verschoben (Jaensch und Reich). Auch bei der Horopterabweichung wurde, wie bei den jetzigen Versuchen, der Mittelfaden eines Fadentripels fixiert. Die Aufmerksamkeit glitt dann, unter gewissen Bedingungen, nach hinten und zugleich","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"Das Kovariantenph\u00e4nomen, mit Bezug auf die allgemeinen usw.\n63\nnach den Seitenf\u00e4den zn ab, wodurch diese eine scheinbare Verlagerung nach hinten erfuhren. Bei den jetzigen Versuchen erfolgt die Wanderung der Aufmerksamkeit nach hinten nicht von selbst, sondern sie wird angeregt durch die objektive Verschiebung des einen Seitenfadens nach r\u00fcckw\u00e4rts. Die \u201eH\u00b0r\u00b0pter~ abweichung\u201c und das Kovariantenph\u00e4nomen an 3 F\u00e4den erkl\u00e4ren sich also ganz analog, nur dafs die das Ph\u00e4nomen hervorbringende Aufmerksamkeitswanclerung dort unter den gegebenen Versuchsumst\u00e4nden spontan auftritt1, hier durch die objektive Verschiebung eines Seitenfadens ausgel\u00f6st wird. L\u00e4fst man unter den Bedingungen, unter denen bei 3 F\u00e4den die sog. Horopterabweichung auftritt, mehr als 3 F\u00e4den beobachten, so ergaben sich -die von K. Kr\u00f6ncke beschriebenen \u201eZickzacks-Erscheinungen als genaues Analogon zu der Horopterabweichung an 3 F\u00e4den. Das in unseren letzten Versuchen beschriebene Kovariantenph\u00e4nomen an mehr als 3 F\u00e4den entspricht nun wieder genau dem Zickzackph\u00e4nomen bei Kr\u00f6ncke und erkl\u00e4rt sich auch in ganz analoger Weise, mit dem einen Unterschied, dafs die Aufmerksamkeitswanderung nach hinten, infolge deren der 1., 3. und 5. Faden zur\u00fccktritt, hier wieder nicht spontan, also nicht schon infolge des Standortes der Vp. erfolgt, sondern durch eine objektive Verschiebung des 1. Fadens nach r\u00fcckw\u00e4rts angeregt wird.\n6. Das Kovariaiitenph\u00e4nomen in den Wahrnehmungen\nJugendlicher.\nAufser den aufgewiesenen Beziehungen zwischen den ei-detischen Erscheinungen der Jugendlichen und den normalen Wahrnehmungen besteht aber zwischen beiden Tatsachenkreisen noch ein viel engeres Verh\u00e4ltnis, wie zun\u00e4chst f\u00fcr das Kovariantenph\u00e4nomen, und in der folgenden Arbeit von H. Freiling f\u00fcr die scheinbare Gr\u00f6fse noch in viel \u00fcberzeugenderer Form dargetan werden wird. Diese weitere und f\u00fcr das Verst\u00e4ndnis der normalen Wahrnehmungsvorg\u00e4nge besonders wichtige Beziehung' besteht darin, dafs in der eidetischen Jugendphase auch die gew\u00f6hnlichen Wahrnehmungen in ihrem Verhalten den Anschauungsbildern (AB) noch nahestehen oder ihnen wenigstens\n1 D. h. schon allein infolge des Standortes der Vp. und ihres Abstandes von der Versuchsanordnung.","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"64\nE. Freiling, E. R. Jaensch und F. Reich.\nin ihrem Verhalten \u00e4hnlicher sind als die Wahrnehmungen der Erwachsenen.\nSchon bei der Analyse der Horopterabweichung (Jaensch und Reich) hatte sich gelegentlich ergeben, dafs die Eidetiker zuweilen bei den HERiNG-HiLLEBRANDschen Versuchen abnorm hohe Werte f\u00fcr die sog. \u201eHoropterabweichung\u201c liefern, Werte, welche denen nahekommen, die man bei der Untersuchung des entsprechenden Ph\u00e4nomens in ihren A B erh\u00e4lt. Dasselbe beobachteten wir nun mehrfach bei den Untersuchungen \u00fcber das Kovariantenph\u00e4nomen, als wir zu diesen auch Eidetiker heranzogen. So boten z. B. an der KR\u00d6NCKEschen Apparatur die schon erw\u00e4hnten Eidetiker (Georg W., Heinrich W., Maria L., Heinrich 0., Helmuth K., Otto H., Hans L., Erwin M., Heinrich L., Paul B.), die im A B ein so stark ausgepr\u00e4gtes Kovariantenph\u00e4nomen zeigten, auch schon in der gew\u00f6hnlichen Wahrnehmung eine \u00e4hnlich ausgepr\u00e4gte Erscheinung dar. Wir stellten nun weiter vergleichende Untersuchungen dar\u00fcber an, wie sich das Kovariantenph\u00e4nomen in der gew\u00f6hnlichen Wahrnehmung verh\u00e4lt\n1.\tbei Jugendlichen in der Altersstufe, in der A B h\u00e4ufiger sind (Tabelle V),\n2.\tbei \u00e4lteren Jugendlichen (Tabelle VI),\n3.\tbei Erwachsenen (Tabelle VII).\nDie Untersuchung erfolgte ohne R\u00fccksicht auf das Vorhandensein oder Fehlen von A B, sondern nur mit R\u00fccksicht auf die verschiedenen Altersstufen.\nDa bei Untersuchungen \u00fcber das Kovariantenph\u00e4nomen in der gew\u00f6hnlichen Wahrnehmung vor allem auch mit kleineren Abweichungen zu rechnen ist, bedienten wir uns von jetzt ab eines Apparates, der feinere Messungen gestattete. Das von Herrn Universit\u00e4tsmechaniker Wingenbach in Frankfurt hergestellte Horoptoskop gestattet, drei F\u00e4den unter Variation ihres Seiten- und Tiefenabstandes darzubieten und letzteren mittels Nonius bis auf 1j10 mm genau abzulesen. Die Gabeln, die die F\u00e4den tragen, sind an je einer Stahlschiene in der Sagittal-richtung des Beobachters verschiebbar, und auch der Seitenabstand, der von einem Metallgestell getragenen Schienen kann ge\u00e4ndert werden. Die vor einem weifsen Hintergrund dargebotenen Fadenlote tauchen zwTecks D\u00e4mpfung ihrer Schwingungen unten in eine Schale mit z\u00e4her Fl\u00fcssigkeit ein. Vor","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"Das Kovariantenph\u00e4nomen, mit Bezug auf die allgemeinen usw.\n65\nder Anordnung befindet sich ein Metallschirm mit verstellbarem Ausschnitt (nach Wingenbach).\nDer Seitenabstand der 3 F\u00e4den voneinander betrug das einemal 3, das anderemal 1,5 cm. Nur die Versuche mit dem Abstand 3 cm sind in den Tabellen enthalten. Bei 1,5 cm Seitenabstand ist der Unterschied eher noch deutlicher, da das Kovariantenph\u00e4nomen hier bei den Erwachsenen noch leichter ausf\u00e4llt; vielleicht wird es etwas beg\u00fcnstigt durch st\u00e4rkere periphere Abbildung der Seitenf\u00e4den. Der Unterschied zwischen Jugendlichen und Erwachsenen ist also eher gr\u00f6fser, als er sich nach den Tabellen darstellt. Die 3 F\u00e4den werden zun\u00e4chst immer so eingestellt, dafs sie dem Beobachter in einer Ebene zu liegen scheinen. Darauf wird der eine Seitenfaden nacheinander um verschiedene Betr\u00e4ge gegen die Ausgangsstellung verschoben, die, diesmal in Millimetern gemessen, in der ersten Horizontalreihe der Tabellen stehen und mit dem Plus-oder Minuszeichen versehen sind, je nachdem die objektive Verschiebung von der Ausgangsstellung aus nach hinten oder nach vorn zu erfolgte. \u00c4ndert dann auch der andere, objektiv stehen gebliebene Seitenfaden seine scheinbare Stellung, dann wird er so weit verschoben, bis er der Vp. wieder zusammen mit dem Mittelfaden in einer frontalparallelen Ebene zu liegen scheint. Je nachdem die korrigierende Verschiebung nach r\u00fcckw\u00e4rts oder vorw\u00e4rts vorgenommen werden mufste, sind die ebenfalls in Millimetern angegebenen Verschiebungswerte mit dem Plus-oder Minuszeichen versehen. Es sei aber bemerkt, dafs die Vp. in den regul\u00e4ren F\u00e4llen, wo sich beide Seitenf\u00e4den gleichsinnig, also beide entweder nach vorn oder nach hinten verschieben, ihr Urteil auf den Mittelfaden zu beziehen pflegt, so dafs z. B. bei der Zur\u00fcckschiebung des einen Seitenfadens gew\u00f6hnlich \u201eVortreten des Mittelfadens\u201c dasjenige ist, was zu Protokoll gegeben wird.\nIn Tabelle V\u2014VII sind die Resultate dieser Versuche wiedergegeben. Die Versuche in V sind mit Quintanern, die in VI mit Obertertianern und die in VII mit Studierenden durchgef\u00fchrt, so dafs sie in ihrer Gesamtheit Aufschlufs \u00fcber die Abh\u00e4ngigkeit der Erscheinung von der Altersstufe geben.\nDas Ergebnis der Versuche l\u00e4fst sich dahin zusammenfassen, dafs sich in der Altersstufe, in der die AB h\u00e4ufiger\nZeitschrift f. Sinnesphysiol. 55.\t5","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"66\nH. Freiling, E. R. Jaenseh und F. Reich.\nTabelle V (in mm).\n(Klasse Quinta. Durchschnittsalter 11 Jahre.)\n\t+ 5\t+\t10\t+\t20\t+\u201850\t\t- 5\t\u2014\t10\nAugust R.\t- 4,5\t\u2014\t3,0\t\u2014\t7,5\t- 1,1\t+\t3,0\t+\t4,1\nHans D.\t- 3,2\t\u2014\t2,5\t\u2014\t4,2\t0,0\t+\t2.5\t+\t4,8\nHeinrich H.\t- 3,8\t\u2014\t6,8\t\u2014\t8,5\t- 7,5\t+\t2,0\t+\t5,1\nPaul W.\t+ 2,2\t\u2014\t5,8\t\u2014\t11,0\t0,0\t+\t3,2\t+\t1,2\nHans L.\t- 1,9\t\u2014\t6,3\t\u2014r\t9,0\t\u2014 10,4\t+\t3,8\t+\t6,1\nWalter B.\t- 2,3\t\u2014\t4,1\t\u2014\t9,0\t- 1,7\t+\t1,5\t+\t2,7\nHerbert W.\t0,0\t\u2014\t3,3\t\u2014\t11,1\t0,0\t\t0,0\t+\t2,5\nKarl A.\t- 2,5\t\u2014\t5,1\t+\t1,4\t0,0\t+\t1,1\t\t0,0\nFerdinand P.\t- 1,8\t\u2014\t6,5\t\u2014\t9,4\t- 1,8\t+\t3,2\t+\t3,2\nHeinrich E.\t- 2,1\t\u2014\t3,5\t\u2014\t7,3\t- H,7\t+\t2,5\t+\t6,4\nWilhelm H.\t\u2014 3,6\t\u2014\t4,7\t\u2014\t7,0\t\u2014 2,5\t+\t2,8\t+\t2,a\nEwald Z.\t\u2014 3,8\t\u2014\u2022\t3,5\t\u2014\t6,0\t0,0\t+\t1,5\t+\t0,5\nTabelle VI (in mm).\n(Klasse Obertertia. Durchschnittsalter 14 Jahre.)\n\t\t\t\t+ 10\t+\t30\t+\t50\t\t\n\tHans\tW.\t\t- 2,0\t+\t1,2\t\u2014\t0,9\t\t\n\tAlfred St\t\t\u2022\t- 1,5\t\u2014\t2,0\t\u2014\t2,1\t\t\n\tWilhelm\t\tK.\t- 2,5\t\u2014\t2,0\t\u2014\t1,9\t\t\n\tHeinrich\t\tSp.\t- 4,0\t\u2014\t4,5\t\t0,0\t\t\n\tGerhard '\t\tH.\t- 0,7\t\u2014\t3,6\t\u2014\t1,1\t\t\n\tEdgar E.\t\t\t- 1,3\t\u2014\t2,3\t\t0,0\t\t\n\tHans\tH.\t\t- 3,2\t\u2014\t2,7\t\u2014\t3,1\t\t\n\tErich\tK.\t\t0,0\t\t0,0\t\t0,0\t\t\n\tWilli\tW.\t\t- 1,7\t\u2014\t1.5\t\u2014\t1,5\t\t\n\tAlfred K.\t\t\t\u2014 3,6\t\u2014\t3,2\t\t0,0\t\t\n\tMax\tG.\t\t- 2,5\t\u2014\t1,2\t\u2014\t3,1\t\t\n\tHeinrich\t\tH.\t\u2014 1,5\t\u2014\t1,0\t\t0,0\t\t\n\t\tTabelle VII\t\t\t(in\tmm).\t\t\t\t\n\t\t(Studierende der Universit\u00e4t.)\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t+ 5\tHb\t10\t+ 20\t+\t\u2022 50\t\t- 5\t\u2014\t10\nBa.\t- 1,2\t\u2014\t1,1\t\u2014 0,9\t\t0,0\t+\t3,0\t+\t1,3\nB\u00f6.\t\u2014 0,8\t\t0,0\t0,0\t\t0,0\t+\t1,7\t+\t1,8\nGr.\t0,0\t\t0,0\t0,0\t\t0,0\t\t0,0\t\t0,0\nH.\t0,0\t\t0,0\t\u2014 3,3\t\t- 2,2\t\t0,0\t+\t4,1\nK.\t- 2,1\t\u2014\t3,4\t- 4,0\t\t0,0\t\t0,0\t+\t1,6\nN.\t- 2,1\t\u2014\t2,3\t- 1,8\t\t0,0\t+\t3,6\t+\t6,2\nP.\t- 2,9\t\t\t\t2,8\t- 1,9\t\t0,0\t+\t2,7\t\u2014\t0,8\nR.\t0,0\t\u2014\t2,8\t\u2014 3,0\t\t0,0\t+\t2,2\t+\t5,3\nS.\t- 1,9\t\u2014\t2,4\t+ 1,2\t\t0,0\t\t0,0\t\t0,0\nSt.\t- 1,8\t\u2014\t3,3\t\u2014 3,2\t\t3,2\t\t0,0\t\t0,0\nw.\t0,0\t\u2014\t3,5\t0,0\t\t0,0\t+\t2,2\t+\t2,6\nT.\t\u2014 3,8\t\u2014\t9,8\t- 7,5\t\t4,2\t+\t2,9\t\t0,0","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"Das Kovariantenph\u00e4nomen, mit Bezug auf die allgemeinen usw.\n67\nsind, das Kovariantenph\u00e4nomen viel regelm\u00e4fsiger und durchschnittlich etwas st\u00e4rker zeigt als bei \u00e4lteren Sch\u00fclern und bei Erwachsenen1, und dafs es des \u00f6fteren abnorm hohe Werte erreicht, die aus dem Bereich der Werte, die man an nichteidetischen Erwachsenen durchschnittlich erh\u00e4lt, ganz wesentlich herausfallen und den Ergebnissen bei AB nahestehen. Die Wahrnehmungen des Jugendlichen stehen also noch den AB nahe. Bei Wiederholung der Versuche zu verschiedenen Zeiten erhielten wir bei den Jugendlichen der eidetischen Altersstufe ein nicht unerhebliches Schwanken in dem quantitativen Betrag des Ko-variantenph\u00e4nomens, eine Erscheinung, die gleichfalls f\u00fcr diese Altersstufe charakteristisch zu sein scheint. Wir geben darum noch\n1.\teine Einstellung wieder, wie man sie durchschnittlich erh\u00e4lt (Tab. VIII),\n2.\teine Einstellung, die besonders hohe Werte lieferte (Tab. IX), alles wieder in Millimetern ausgedr\u00fcckt.\nTabelle VIII (in mm).\n(Klasse Sexta.\tDurchschnittsalter\t\t\t\t10 Jahre.)\t\n\t+\t10\t+\t30\t+\t100\nHans Sch.\t\u2014\t8,1\t\u2014\t8,5\t\u2014\t1,2\nHeinrich J.\t\u2014\t4,5\t\u2014\t8,5\t\u2014\t9,1\nWaldemar S.\t\u2014\t2,3\t\u2014\t2,1\t+\t2,0\nHans D.\t\u2014\t8,3\t\u2014\t9,5\t\u2014\t8.3\nOtto D.\t\u2014\t6,1\t\u2014\t6,5\t\u2014\t5,5\nErwin D.\t\u2014\t4,2\t\u2014\t2,5\t\u2014\t7,0\nDavid F.\t\t0,0\t\t0,0\t\t0,0\nKarl H.\t\u2014\t8,4\t\u2014\t3,5\t\u2014\t2,9\nHeinz L.\t\u2014\t7,5\t\u2014\t7.0\t\u2014\t1,6\nNathan D.\t\t0,0\t\u2014\t7,0\t\u2014\t5,5\nMartin G.\t\u2014\t3,2\t\u2014\t5,7\t\u2014\t10,2\nOtto B.\t\t0,0\t\u2014\t2,4\t\u2014\t4,0\nKarl B.\t\u2014\t5,2\t\u2014\t8,7\t\u2014\tH,2\nHendrik G.\t\u2014\t3,2\t\u2014\t5,5\t\u2014\t9,9\n1 Bemerkt sei, dafs eine Untersuchung an Soldaten des hiesigen Reichswehrbataillons im Durchschnitt noch etwas geringere Betr\u00e4ge und noch h\u00e4ufigeren Ausfall des Ph\u00e4nomens ergab als die Untersuchung an Studierenden.\n5*","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68\nJT. Freiling, E. B. Jaensch und F. Reich.\nTabelle IX.\n(Klasse Sexta.\tDurchschnittsalter\t\t\t10 Jahre.)\n\t+ io\t+\t30\t+ 100\nHans Sch.\t\u2014 8,0\t\u2014\t19,5\t\u2014 23,5\nHeinrich J.\t- 4,0\t\u2014\t9,5\t\u2014 12,2\nWaldemar S.\t\u2014 9,5\t\u2014\t7,0\t- 2,0\nHans D.\t\u2014 8,0\t\u2014\t19,0\t\u2014 29,5\nOtto D.\t\u2014 6,0\t\u2014\t7,5\t\u2014 6,5\nErwin D.\t- 4,0\t\u2014\t13,5\t\u2014 17,0\nDavid F.\t0,0\t\t0,0\t0,0\nKarl H.\t\u2014 9,5\t\u2014\t24,5\t\u2014 29,0\nHeinz L.\t\u2014 8,0\t\u2014\t17,0\t\u2014 21,2\nNathan D.\t+ 4,0\t\u2014\t16,5\t\u2014 37,0\nMartin G.\t- 4,2\t\u2014\t9,1\t\u2014 15,5\nOtto B.\t0,0\t+\t2,0\t- 6,2\nKarl B.\t\u2014 9,5\t\u2014\t16,5\t\u2014 27,8\nHendrik G.\t\u2014 5,0\t\u2014\t18,0\t\u2014 33,0\nDie Versuche wurden durchweg unmittelbar zur Seite des Fensters bei gutem, m\u00f6glichst gleichhellem Tageslicht vorgenommen, was im Interesse der Vergleichbarkeit wichtig ist, weil das Ph\u00e4nomen bei Herabsetzung der Lichtst\u00e4rke oft zunimmt.","page":68}],"identifier":"lit36083","issued":"1923","language":"de","pages":"47-68","startpages":"47","title":"Das Kovariantenph\u00e4nomen, mit Bezug auf die allgemeinen Struktur- und Entwicklungsfragen der r\u00e4umlichen Wahrnehmungen","type":"Journal Article","volume":"55"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:43:12.912127+00:00"}