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Der Tonbausteinschieber: Ein Universalinstrument zur Veranschaulichung akustisch-musikalischer Begriffe und Gesetze

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{"created":"2022-01-31T13:58:47.445898+00:00","id":"lit36095","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Laker, Karl","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 58: 80-87","fulltext":[{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"80\n(Aus dem Physiologischen Institut der Universit\u00e4t Graz)\nDer Tonbanstein Schieber\nEin Universalinstrument zur Veranschaulichung akustischmusikalischer Begriffe und Gesetze\nVon\nDr. Karl Laker\na. o. Professor der physiologischen Akustik an der Universit\u00e4t Graz\nMit 1 Abbildung\nWenn man sich eines geeigneten Tonmafses bedient, so eignen sich die f\u00fcr die Geh\u00f6rswerte von Tonempfindungen gefundenen Mafszahlen auch f\u00fcr zeichnerische Darstellungen von Tonh\u00f6hen und Intervallen. F\u00fcr die Beurteilung hierher geh\u00f6riger Begriffe und Gesetze kann nunmehr auch der Gesichtssinn herangezogen werden, da solche Zeichnungen ein bequemes Betrachten und Vergleichen erm\u00f6glichen und die fl\u00fcchtigen Eindr\u00fccke des Geh\u00f6rssinnes wirksam unterst\u00fctzen. Ich habe mir daf\u00fcr das Oktaven-zentimetermafs, [(oz)-Mafs], zurecht gelegt, wobei als Mafseinheit der 100. Teil einer Oktavengr\u00f6fse, das Oktavenzentimeter, (oz), angenommen wird und die Tongr\u00f6fsenwerte durch Vielfache oder Bruchteile dieser Mafseinheit ausgedr\u00fcckt werden, analog dem Messungsverfahren auf anderen Gebieten mit Hilfe des dezimalen L\u00e4ngenmafses und Bezug nehmend auf die \u00c4hnlichkeit, die zwischen unseren Ton- und Raumempfindungen vorhanden ist. Eine n\u00e4here Beschreibung dieses Tonmafses und seiner Anwendung habe ich in mehreren Schriften 1 bekannt ge-\n1 1. Das musikalische Sehen. Anschauliche Darstellung von Begriffen und Gesetzen der Musiklehre. Von Dr. Karl Laker in Graz. Mit 54 Tafeln, 18 Textfiguren und einem Tonmefsinstrumente. Graz 1913. Verlag von Leuschner und Lubenskys Universit\u00e4tsbuchhandlung in Graz.\n2. Die Quintenuhr. Anschauliche Darstellung der den Quintenzirkel","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"Der Tonbausteinschieber\n81\ngeben, denen eine gr\u00f6fsere Zahl von zeichnerischen Darstellungen als Beispiele f\u00fcr die Anwendung und Leistungsf\u00e4higkeit desselben beigegeben ist.\nSolche Darstellungen k\u00f6nnen aber nur in unvollkommener Weise die psychischen Vorg\u00e4nge, die sich in unserem Ton-bewufstsein abspielen, versinnlichen, da der Wechsel und die Verschiebung von Tonintervallen in dem ruhigen Nebeneinander der Zeichnung nicht den w\u00fcnschenswerten, naturgetreuen Ausdruck finden.\nDem Bestreben, auch diese M\u00e4ngel zu beseitigen, verdankt der Tonbausteinschieber seine Entstehung. Das nunmehr in Gebrauch stehende Modell kam erst nach \u00dcberwindung vieler Schwierigkeiten, besonders in technischer Hinsicht und nach einer Reihe unbefriedigender Versuche zustande. In seiner jetzigen Ausf\u00fchrung erf\u00fcllt es die in seine Leistungsf\u00e4higkeit gesetzten Erwartungen und erweist sich als ein wahres Universalinstrument auf akustisch-musikalischem Gebiete, als ein Fortschritt gegen\u00fcber der alleinigen zeichnerischen Darstellung, wreil es die beim Musikempfinden und bei der Musikbet\u00e4tigung sich abspielenden geistigen Vorg\u00e4nge mit ganz besonderer Treue und Anschaulichkeit nachzuahmen gestattet, weil es nicht nur das Fertige nebeneinander nachbildet, sondern auch dessen Entstehung schrittweise zu verfolgen gestattet. Durch passend angebrachte Tonquellen ist es auch m\u00f6glich, die Geh\u00f6rs- und Gesichtsempfindungen gleichzeitig zum Bewufstsein zu bringen. Die beigegebene Abbildung zeigt die Vorderansicht des Instrumentes. Wegen des Wegfalles der farbigen Ausf\u00fchrung des Originales kann sie nur\nund das Verh\u00e4ltnis von reiner zu temperierter Stimmung betreffenden musikalischen Begriffe und Gesetze. 1913. Gleicher Verlag.\n3.\tDie Transponieruhr. Ein Instrument zur Transponierung jedes Musikst\u00fcckes aus einer beliebigen Tonart in jede andere auf leichte und verl\u00e4fsliche Art mit richtiger musikalischer Kechtschreibung und zur anschaulichen Darstellung der in der Musik verwendeten T\u00f6ne und Intervalle, ihrer Verbindungen und Verschiebungen. Gleicher Verlag.\n4.\tDer Obertonschieber. Ein Instrument zur Veranschaulichung der Gesetze \u00fcber Obert\u00f6ne und Kembinationst\u00f6ne. 1914. Gleicher Verlag.\n5.\tGrafische Musikanalyse und der Tonmafsstab. 1914. Gleicher\nVerlag.\n6.\tDie 80000. Quinte. 1917. Aus der Wilhelm KiENZL-Festschrift.\n7.\tDie Orchesterstimmung der Zukunft: 12- oder mehrstufig? Musikp\u00e4dagogische Zeitschrift. Wien 1926. 3. Heft.","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"82\nKarl Laker\nein beil\u00e4ufiges Bild desselben wiedergeben und es soll nun versucht werden, durch die folgende Beschreibung das Mangelhafte des Bildes nach M\u00f6glichkeit zu erg\u00e4nzen. Das Instrument hat zur Grundlage ein aus hartem, gut trockenem Holze verfertigtes Brett mit den Dimensionen 205 X 20 X 2 cm, das in Augenh\u00f6he eines stehenden Beobachters an einer Wand aufgeh\u00e4ngt wird. Auf ihm sind drei horizontal verlaufende, die ganze L\u00e4nge de\u00bb Brettes durchziehende vertiefte F\u00e4lze eingeschnitten, deren Breite 3 cm, deren Tiefe 6 mm betragen. Die \u00fcbrigen Teile des Brette\u00bb sind mit bedrucktem Millimeterpapier \u00fcberzogen. Die Fl\u00e4che-\nAbbildung 1\nvom oberen Rande des Brettes bis zum oberen Rande des ersten Falzes ist in f\u00fcnf horizontale Streifen geteilt. Der oberste von 1 cm Breite ist ein Mafsstab, der die Teilungen in Zentimeter und Millimeter zeigt. Die n\u00e4chsten drei, durch horizontale,, schwarze, gerade Linien voneinander getrennt, sind 1,5 cm breit. Von diesen drei Streifen ist der oberste f\u00fcr die Aufnahme der Tonbezeichnungen in pythagor\u00e4ischer, der mittlere in temperierter und der unterste in harmonischer Stimmung bestimmt. Der f\u00fcnfte an den oberen Rand des Falzes grenzende Streifen ist nur 0,5 cm breit. Durch ihn ziehen die Verl\u00e4ngerungen s\u00e4mtlicher senkrechter Tonstriche. F\u00fcr alle drei Stimmungen ist die-","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"Der Tonbausteinschieber\n8B\nselbe H\u00f6he des Grundtones c\u00b0 durch eine alle drei Streifen durchlaufende schwarze Linie, 3 cm vom linken Rande des Brettes versinnbildet. In horizontaler Entfernung eines Meters davon ist eine zu ihr parallele und in Entfernung des zweiten Meters, also 2 cm vom rechten Brettrande entfernt, eine dritte Senkrechte verzeichnet. Diese drei Linien schliefsen also eine Strecke von 2 m ab und diese Strecke versinnlicht die Gr\u00f6fse von zwei aufeinander folgenden Oktavenintervallen. Die Lagen der innerhalb dieser Strecke verzeichneten T\u00f6ne sind durch senkrechte Striche angedeutet und ihre Entfernung vom Grundton links entspricht genau dem Geh\u00f6rswerte der Tonh\u00f6he. Die Gr\u00f6fse der Zwischenr\u00e4ume zwischen beliebigen senkrechten Tonstrichen entspricht der Intervallgr\u00f6fse zwischen zwei solchen Grenzt\u00f6nen. Das Mals ihrer Werte ist in (oz) am Mafsstabe, an dessen unterem Rand die senkrechten Tonstriche endigen, leicht abzulesen. Diese finden auf den erhabenen Teilen des Brettes, unterbrochen durch die Vertiefungen der Falze, ihre Fortsetzung bis zum Mafsstabe am unteren Brettrande.\nAm obersten Streifen finden sich die ersten zw\u00f6lf auf- und absteigenden Quinten in richtiger Entfernung vom Grundton des O-Striches links, ihre Mafszahlen in (oz) genau entsprechend den Geh\u00f6rswerten ihrer Tonh\u00f6he, in die urspr\u00fcngliche Oktave zur\u00fcckversetzt und ihrer H\u00f6he nach geordnet, verzeichnet. Es sind dies\ndie 25 T\u00f6ne:\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n0\t2\t7,5\t9,5\t15\t17\t24,5\t26,5\t32\t34\t41,5\nc\u00b0,\this\u00b0,\tdes0,\tcis0,\teses0,\td\u00b0,\tes0,\tdis0,\tfes\u00b0,\te\u00b0,\tf\u00b0\n43,5\t49\t51\t56,5\t58,5\t66\t68\t73,5\t75,5\t83\t85\neis0,\tges0,\tfis0,\tases0,\tg\u00b0,\tas\u00b0,\tgis0,\tbb\u00b0,\ta\u00b0,\tb\u00b0,\tais\u00b0\n90,5\t92,5\t98\t100\t200\t\t\t\t\t\t\nces\u00b0,\th\u00b0,\tdeses0,\tc0'...\t. .c\u00b0\"\t\t\t\t\t\t\nIm mittleren Streifen sind die Tonh\u00f6hen in temperierter Stimmung in zwei aufeinanderfolgenden Oktaven in gleicher Weise zur Anschauung gebracht. Es sind dies die T\u00f6ne:\n0\t8,3\t16,7\t25\t33,3\t41,7\t50\t58,3\nc, cis\u2014des,\td,\tdis\u2014es,\te,\tf, fis\u2014ges, g,\n66,7\t75\t83,3\t91,7\t100\t200\ngis\u2014as,\ta,\tais\u2014b,\th,\tc'_______c\"\nIm untersten Streifen sind die wichtigsten T\u00f6ne in nat\u00fcrlichharmonischer Stimmung verzeichnet:","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"84\nKarl Laker\n0\t0,2\t5,9\t7,7\t9,3\t17\t22,9\t24,7\t26,3\nc\u00b0,\this-1,\tcis\u20142,\tcis-1,\tdes+b\td\u00b0,\tdis\u20142,\tdis-1,\tes+b\n32,2\t41,5\t47,4\t49,2\t50,8\t58,5\t64,4\t66,2\t67,8\ne->,\tf\u00b0,\tfis\u20142,\tfis\u20141,\tges+b\tg\u00b0,\tgis-2,\tgis-1,\tas+b\n73,7\t84,8\t90,7\t92,3\t100\t200\t\t\t\na-b\tb+b\th-i,\tcesH\"1\tc0'\t\t.c\u00b0\"\t\t\t\nDie Zugeh\u00f6rigkeit der T\u00f6ne zu einer Tonleiter ist auch durch verschiedene Farbe der Buchstaben gekennzeichnet, so dafs dadurch eine ganz besonders klare und rasche Orientierung m\u00f6glich wird. Im pythagor\u00e4ischen Streifen sind die zw\u00f6lf durch Quintenfortschreitungen aufw\u00e4rts erhaltenen T\u00f6ne durch rote, die durch Quartenschritte erhaltenen durch blaue Linien verzeichnet. F\u00fcr die Tonbuchstaben der temperierten Reihe wurde die schwarze und f\u00fcr die der harmonischen Reihe die gr\u00fcne Farbe gew\u00e4hlt. Bei den alterierten T\u00f6nen ist nur der Anfangsbuchstabe gr\u00fcn, das darauf folgende \u201eis\u201c rot und das \u201ees\" blau gehalten, so dafs auch ihre Beziehung zu den Hauptt\u00f6nen der ersten Quintenkette sofort klar zutage tritt.\nS\u00e4mtliche senkrechte, den Tonh\u00f6hen der verzeichneten T\u00f6ne entsprechenden Striche treten frei an den oberen Rand des ersten Falzes. Da auch die Tonstriche in den entsprechenden Farben gehalten sind, l\u00e4fst sich an ihnen sofort die Zugeh\u00f6rigkeit zu einer der dadurch unterschiedenen Tongruppen erkennen.\nEin im oberen Falz von links nach rechts, von der Region der tieferen zur Region der h\u00f6heren d\u00f6ne, verschobener Stab mufs daher s\u00e4mtliche Tonstriche passieren. Damit ist das Fortschreiten vom Grundton durch alle Tonh\u00f6hen, die innerhalb von zwei Oktavenstrecken verzeichnet sind, deutlich zum Ausdrucke gebracht. Auch der blofse Anblick der Bedruckung ergibt natur-gem\u00e4fs ein \u00dcbersichtsbild \u00fcber die Unterschiede der Tonh\u00f6hen und \u00fcber die Gr\u00d6fse der zwischen zwei beliebigen Grenzt\u00f6nen liegenden Intervalle. Dabei pr\u00e4gen sich die Gr\u00f6fsen jener kleinen als wohldefinierte Geh\u00f6rswerte bekannten Intervalle des Schisma, 0,2 (oz), des syntonischen Komma, 1,8 (oz), und des pythagor\u00e4ischen Komma, 2 (oz), als immer wiederkehrende Entfernungen gleicher Breite besonders deutlich in das Ged\u00e4chtnis und erm\u00f6glichen auf den ersten Blick eine beil\u00e4ufige Sch\u00e4tzung gr\u00f6fserer Ponstrecken\nals Vielfache dieser Intervalle.\nln der Mitte jedes Tonstriches ist die ganze Brettdicke durchbohrt, um metallische Stifte von 4 cm L\u00e4nge aufzunehmen, die","page":84},{"file":"p0085.txt","language":"de","ocr_de":"Der Tonbausteinschieber\n85\nin der Bohrung leicht verschiebbar sind, \u00e4hnlich den Registerz\u00fcgen von Zungeninstrumenten. Hinter dem Brette hat jeder Stift eine Schraubenmutter, die bewirkt, dafs er nur bis zu einer bestimmten H\u00f6he nach vorn gezogen werden kann. An der Hinterseite des Brettes ist der ganzen L\u00e4nge nach ein 1,5 cm tiefer Kasten angebracht, der das Hineinschieben der Registerstifte nur bis zu einer gewissen Tiefe m\u00f6glich macht und bewirkt, dafs bei v\u00f6llig eingeschobenem Stifte derselbe auf der Vorderseite des Brettes nur noch so weit hervorragt, dafs er mit den Spitzen des Daumens und des Zeigefingers bequem gefafst werden kann. Auch die vorderen Enden der Registerstifte sind in den Farben der T\u00f6ne gehalten. Solcher Stifte finden sich in den drei Streifen 119. Die gleiche Anzahl wiederholt sich zwischen erstem und zweitem sowie zwischen zweitem und drittem Falz, so dafs die Gesamtzahl der Registerstifte 357 betr\u00e4gt.\nDadurch ist eine bequeme Vorrichtung geschaffen, beliebige Intervallkombinationen zu markieren und zu ver\u00e4ndern, indem man die den Grenzt\u00f6nen der Intervalle entsprechenden Stifte hervorzieht.\nDer wesentlichste Vorzug des Instrumentes beruht aber darin, dafs die verschiedenen auf der Bedruckung des Brettes durch Hervorziehen der Stifte abgrenzbaren Intervalle auch als gesonderte, k\u00f6rperliche Elemente vorhanden sind und zwar als h\u00f6lzerne St\u00e4be von 3 cm Breite, 6 mm Dicke und einer L\u00e4nge von sovielen Zentimetern, als dem Geh\u00f6rswerte des Intervalles (oz) entsprechen. Es sind dies die Tonbausteine, die k\u00f6rperlichen Symbole der Intervalle, aus denen sich Tonleitern, Akkorde und beliebige Tons\u00e4tze, naturwissenschaftlich betrachtet, aufbauen lassen.\nUnter dem Brette h\u00e4ngen auf 52 senkrecht zu seiner Fl\u00e4che befestigten Stiften \u00fcber 100 St\u00fccke solcher h\u00f6lzerner Intervalle, deren Vorderfl\u00e4che entsprechend farbig bemalt und bedruckt ist. Aufser der Intervallbezeichnung von c\u00b0 aus gerechnet, ist noch der Geh\u00f6rswert in (oz), das Schwingungsmafs und die Zugeh\u00f6rigkeit zu einer der drei Stimmungen durch die Farbe verzeichnet. Intervalle, die in pythagor\u00e4ischer und harmonischer Stimmung gleich grofs sind, sind zur H\u00e4lfte mit roter oder blauer, zur H\u00e4lfte mit gr\u00fcner Farbe bemalt. Die Fl\u00e4chen sind mit einem 0,5 cm breiten Rande einges\u00e4umt, der ebenfalls zum Zwecke rascher Orientierung in verschiedenen Farben gehalten ist. Von","page":85},{"file":"p0086.txt","language":"de","ocr_de":"86\nKarl Laker\nden ganzrandigen Intervallen unterscheidet sich eine Reihe kleiner Intervalle durch gezackte R\u00e4nder. Es sind dies solche, welche dem Erh\u00f6hungs- oder Erniedrigungswerte alterierter T\u00f6ne, also den \u201eis\u201c- und \u201ees\u201c-T\u00f6nen zukommen, um sie sofort von den Halbtonintervallen zu unterscheiden.\nDie Abbildung zeigt die Anbringung dieser Tonbausteine unter dem Brette, die einzeln leicht von ihrer Aufh\u00e4ngestelle weggenommen werden k\u00f6nnen. Der kleinste der vorhandenen Tonbausteine ist das Schisma von 0,2 cm Breite, am linken Ende des Instrumentes h\u00e4ngend, der gr\u00f6fste, am rechten Ende befindliche hat die Gr\u00f6fse eines gew\u00f6hnlichen Meterstabes, des Symboles des Oktavenintervalles. An das Schisma reiht sich das Dia-schisma, 1,6 (oz), das syntonische, 1,8 (oz), und das pythagor\u00e4ische Komma, 2 (oz). Die ersten drei sind als harmonische Intervalle in gr\u00fcner Farbe gehalten, w\u00e4hrend das pythagor\u00e4ische Komma auf einer Seite rot, auf der anderen blau bemalt ist, um die verschiedene Entstehung von c\u00b0 his\u00b0 und c\u00b0 deses0 trotz gleicher Tonempfindungsgr\u00f6fse auseinanderzuhalten. Dann folgen die Apotomen, die verschieden grofsen \u201eis\u201c und \u201ees\u201c in verschiedener Stimmung. An diese reihen sich die Halbton- und Ganztonintervalle und nun folgen die gr\u00f6fseren Intervalle in verschiedener Stimmung, deren L\u00e4ngenunterschiede sofort ins Auge fallen. Man sieht, wie die weifs gef\u00e4rbten, mit schwarzen R\u00e4ndern versehenen temperierten Intervalle immer die Mitte zwischen den pythagor\u00e4ischen und harmonischen halten, wie die rot gef\u00e4rbten grofsen Intervalle stets gr\u00f6fser als die gleichnamigen harmonischen sind, w\u00e4hrend es bei den blau gef\u00e4rbten, kleinen sich umgekehrt verh\u00e4lt. Man sieht, wie die Unterschiede zwischen reinen und temperierten Quinten und Quarten sehr klein sind und wie diese Unterschiede nach rechts hin immermehr zunehmen. Alle gr\u00f6fseren Intervalle lassen sich auch aus kleinen zusammensetzen. Man braucht nur ihre Bestandteile nebeneinander in einen Falz zu schieben und zu sehen, bis zu welchem der verzeichneten Tonstriche das Intervall reicht. Leitern und Akkorde der verschiedenen Zusammensetzungen lassen sich in anschaulicher Weise darstellen, ihre Bestandteile auswechseln und die ganze Intervall verbin dung nach rechts oder links verschieben, was der Transponierung in musikalischem Sinne entspricht. Auf diese Weise kann man ebenso lehrreich die Anfangsgr\u00fcnde des akustischmusikalischen Lehrgeb\u00e4udes darstellen als schwierigen, wissen-","page":86},{"file":"p0087.txt","language":"de","ocr_de":"Der Tonbausteinschieber\n87\nschaftlichen Problemen nachgehen. Man kann damit in die schwierigen Gesetze, die oft alterierte Akkorde befolgen, ein-dringen und sich heikle Probleme, wie z. B. das Sinken der Tonika bei harmonisch reiner Stimmung leicht verst\u00e4ndlich machen.\nIn der Abbildung wurde als Beispiel im obersten Falze die D-dur-Tonleiter in pythagor\u00e4ischer Stimmung, im zweiten Falze in temperierter Stimmung zusammengesetzt. Im untersten Falze links ist der g-moll-Akkord, g\u00b0b+1d\u00b0 in harmonischer Stimmung, im obersten Falze rechts der verminderte Septimenakkord \u00fcber dis-2 und im untersten Falze rechts das Intervall der \u00fcber-m\u00e4fsigen Quart Ph\"1 * aus den Bestandteilen zusammengesetzt.\nAm oberen Rande des Brettes ist noch eine 2 cm hohe Leiste mit 25 senkrechten Bohrl\u00f6chern zur Aufnahme von Messingstiften angebracht. An diesen sind 25 Stahlst\u00e4be1 mit Darmsaiten befestigt, welche die T\u00f6ne der temperierten Leiter von e3 * bis c5 h\u00f6ren lassen. Sie werden mit einem kleinen Kl\u00f6ppel aus freier Hand angeschlagen. Mittels eines Knopfes am oberen Ende des Messingstiftes sind sie um ihre vertikale Achse drehbar. Je nachdem man die Kante oder die Fl\u00e4che der Stahlplatten in die Vorderansicht stellt, kann man dadurch das Auftreten oder Verschwinden eines Tones nachahmen und mittels ihrer das, was man im Intervallenfalze f\u00fcr das \u201eMusikalische Sehen\u201c sich zusammenstellt, auch zu Geh\u00f6r bringen. In der Abbildung sind die Klangst\u00e4be zur Darstellung der d-dur-Tonleiter gestellt. Die akustische Darstellung ist allerdings nur in temperierter Stimmung m\u00f6glich, doch reicht man damit meistens aus. Wollte man die feineren Tonh\u00f6henunterschiede der reinen Stimmung auch zur Geh\u00f6rs Wahrnehmung bringen, so m\u00fcfste der Tonbausteinschieber mit einem Reinharmonium verbunden werden.\nDurch das gleichzeitige Ineinandergreifen von Gesichts- und Geh\u00f6rseindr\u00fccken wird das Verst\u00e4ndnis schwieriger akustischmusikalischer Gesetze ganz besonders gef\u00f6rdert. In jahrelanger Erprobung hat sich der Tonbausteinschieber als eine wertvolle Bereicherung der Untersuchungs- und Mefsinstrumente auf dem Gebiete akustisch-musikalischer Forschungen bestens bew\u00e4hrt.\n1 An einem anderen Modelle des Tonbausteinschiebers wurden an\nStelle der Klangplatten abgestimmte Glockenschalen verwendet was noch\nempfehlenswerter ist. Die Konstruktion dieses Modelles wurde durch Weg-\nlassen der Registerstifte vereinfacht und das Brett durch Scharniere in\nzwei gleiche H\u00e4lften teilbar und zusammenlegbar gemacht.","page":87}],"identifier":"lit36095","issued":"1927","language":"de","pages":"80-87","startpages":"80","title":"Der Tonbausteinschieber: Ein Universalinstrument zur Veranschaulichung akustisch-musikalischer Begriffe und Gesetze","type":"Journal Article","volume":"58"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:58:47.445904+00:00"}

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