The Virtual Laboratory - Resources on Experimental Life Sciences
  • Upload
Log in Sign up

Open Access

Die Genauigkeit der Intonation beim Gesange

beta


JSON Export

{"created":"2022-01-31T15:52:55.713185+00:00","id":"lit36105","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Guttmann, Alfred","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 58: 209-246","fulltext":[{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"(Aus dem Physiologischen Institut der Universit\u00e4t Berlin)\nDie Genauigkeit der Intonation beim Ges\u00e4nge\nVon\nAlfred Guttmann Mit 5 Abbildungen im Text\nVorbemerkung\nDie Aufgabe, zu untersuchen, wie genau man einen intendierten Ton treffen kann, war urspr\u00fcnglich im wesentlichen vom stimmphysiologischen Gesichtspunkt aus in Angriff genommen worden (1909). Im Laufe der Untersuchungen stellte sich aber heraus, dafs das Problem viel mehr in das Gebiet der Sinnesphysiologie und Psychologie geh\u00f6rt. So wurde sp\u00e4ter (1925) auch die Intonation von Instrumentalsten untersucht. Es ergaben\nsich hierbei neue Deutungsm\u00f6glichkeiten, auch f\u00fcr reinmusika-\n\u2022 \u2022\nlische Fragen, wie die sog. \u201eVierteltonsmusik\u201c. Uber einige, den ersten Teil dieser Untersuchungen betreffende, Resultate ist in der Festschrift f\u00fcr Carl Stumpe1 vom Verf. kurz berichtet, nachdem die erste Mitteilung auf dem Berliner Kongrefs der Gesellschaft f\u00fcr exper. Psychologie (Jahresbericht 1912) erfolgt war.2\nI. Das Problem\nDie Frage, wie genau der aus\u00fcbende S\u00e4nger die vorgestellte Tonh\u00f6he treffen kann, enth\u00e4lt eine Unklarheit in musikalischer Hinsicht. Bekanntlich musiziert man in Europa seit einigen hundert Jahren in der reinen (mathematischen) Stimmung oder\n1\tA. Guttmann, Beobachtungen und Erfahrungen \u00fcber Intonation, erschienen in Beitr\u00e4ge zur AnatPhysiol, usw. des Ohres, der Nase und des Halses, herausgeg. v. Passow u. Schaefer 15 (1/6). 1920.\n2\tVgl. auch A. Guttmann, \u201eZur Psychophysik des Gesanges.\u201c Beitr\u00e4ge zur Akustik und Musikw. Herausgeg. v. C. Stumpf. Heft VII.\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 58.\n15","page":209},{"file":"p0210.txt","language":"de","ocr_de":"210\nAlfred Guttmann\naber in der sog. temperierten Stimmung (Klavierstimmung). Dort ist z. \u00df. das Intervall der Terz, das ich hier als das mit am st\u00e4rksten abweichende und zugleich so oft verwendete nenne, statt 400/500 (um eine musikalisch bedeutsame Oktave zu w\u00e4hlen) : 400/504.1 Was intendiert nun der S\u00e4nger: das reine oder das temperierte Intervall? Dieser nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch bedeutsamen Frage hat z.B. der Physiker M. Planck eine gr\u00f6fsere Arbeit2 gewidmet, f\u00fcr die er u. a. auch Chorst\u00fccke \u201ekomponiert\u201c hat, die durch die Bevorzugung gewisser Tonschritte das eine Mal zu einem Sinken der Chorstimmung,, das andere Mal zum Steigen f\u00fchren sollen, wenn man sie temperiert, statt rein intonierte. Auch zahlreiche Musiktheoretiker und Philosophen haben sich mit diesem Problem besch\u00e4ftigt. Ich gehe im Schlufsteil der Arbeit hierauf ein.\nNeben den Theoretikern haben auch die Musiker lebhafte\u00bb praktisches Interesse an unserer Frage, sowohl der Berufss\u00e4nger,, wie vor allem der Dirigent, insofern als er von der Wissenschaft gern erfahren m\u00f6chte, ob es ein p\u00e4dagogisches Mittel gibt, dem Detonieren im Chor vorzubeugen.3\nIn jahrzehntelangen zahllosen Beobachtungen war mir l\u00e4ngst, wahrscheinlich geworden, dafs andere, im wesentlichen stimmphysiologische Gr\u00fcnde hierf\u00fcr eine viel einfachere und vollkommen ausreichende Erkl\u00e4rung gaben, als das \u201ei\u201c, das die Theoretiker beschuldigten. Entscheiden konnte diese Frage aber nur das bisher nicht gemachte Experiment, das hier \u2014 an der Grenze von Wissenschaft und Kunst \u2014 ganz besonders sorgsam angestellt werden mufste.\nIch hoffe, dafs es mir gelungen ist, alle in der Verschiedenartigkeit der Gebiete beruhenden Schwierigkeiten zu erkennen und ber\u00fccksichtigen. War ich doch, urspr\u00fcnglich in der Absicht, S\u00e4nger zu werden, im Gesang\n1\tGenauer: 503,94; die pythagor\u00e4ische grofse Terz ist noch h\u00f6her, als die temperierte.\n2\tMax Planck, Die nat\u00fcrliche Stimmung in der modernen Vokalmusik. Leipzig 1894.\n3\tEiner unserer bedeutendsten Chorleiter meinte mir gegen\u00fcber, dafs gewisse a-cappella Stellen, z. B. bei Liszt, innerhalb eines grofsen, sonst vom Orchester begleiteten St\u00fccks (bekanntlich sehr gef\u00fcrchtete Klippen, weil dann das wiedereinsetzende Orchester auch den weniger musikalischen H\u00f6rern zeigt, ob der Chor \u201eStimmung gehalten\u201c hat) in reiner Stimmung gesungen w\u00fcrden, w\u00e4hrend die vom Orchester begleiteten Chors\u00e4tze temperiert gesungen w\u00fcrden. Wie wenig dies zutrifft, wird noch zu zeigen sein.","page":210},{"file":"p0211.txt","language":"de","ocr_de":"Die Genauigkeit der Intonation keim Ges\u00e4nge\n211\ngr\u00fcndlich ausgebildet, und habe dann, seit meinem \u00dcbergang von der inneren Medizin zur Sinnesphysiologie (1901) dauernd musikwissenschaftliche Studien getrieben. Daneben stehe ich ebensolange \u2014 sowohl theoretisch, wTie praktisch aus\u00fcbend \u2014 inmitten der Volksmusikbestrebungen.\nDiese Aufz\u00e4hlung meiner abseits der eigentlichen Psychophysiologie liegenden T\u00e4tigkeit erschien mir notwendig, um den Fachgenossen \u00fcber diese, ihnen unbekannte Seite meiner Arbeiten vorher zu berichten; denn sie bildet hier die (notwendig breite) Basis.\nDie Aufgabe war, mit exakter graphischer Methode quantitativ festzustellen, wie genau ein gebotener Ton in seiner H\u00f6he getroffen wurde, sodann aber, wie die gebr\u00e4uchlichen Intervalle intoniert w\u00fcrden. Hierbei mufsten vor allem stimmphysiologische Momente, wie Registeranwendung, Wahl der benutzten Sprachlaute beim Singen, Art des Ansatzes (weich, gehaucht, Glottis) Stimmst\u00e4rke, Stimmlage usw. ber\u00fccksichtigt werden. Es gelang, eine hierf\u00fcr sehr gut benutzbare Methode zu finden.\nAbbildung 1. Strahlengang\nAbbildung 2\nTrichter (1), Gummischlauch (2),\tAufsicht auf die zwei Spiegel-\nKapsel (3)\tpaare\nII. Registrierapparat und Versuchsanordnung\nNach Anregungen von F. F. Martens hat die Berliner Firma\nLeppin & Masche einen Apparat f\u00fcr die objektive Darstellung\nvon Schallkurven gebaut (und in ihren Ver\u00f6ffentlichungen genau\nbeschrieben). Im Prinzip geschieht folgendes: ein Lichtstrahl,\n15*","page":211},{"file":"p0212.txt","language":"de","ocr_de":"212\nAlfred Guttmann\nin geeigneter Weise eingestellt (A, B, C), trifft auf einen kleinen Spiegel (D), der auf dem seitlich liegenden Teil einer Membran befestigt ist (s. Abb. 1 und 2); von hier wird er auf einen zweiten, gleichartigen gegen\u00fcberstehenden Spiegel zur\u00fcckgeworfen und von diesem auf eine lichtempfindliche photographische Fl\u00e4che (G) reflektiert. Schwingt nun die Membran infolge einer Schallzuleitung zur Kapsel, so wird die Gr\u00f6fse ihrer Exkursion optisch durch diese Spiegelanordnung verdoppelt, so dafs auch geringe Ausbiegungen der schwingenden F\u00e4che schon gen\u00fcgend grofse sichtbare Ausschl\u00e4ge des Lichtpunktes ergeben. Stellt man eine zweite Schallkapsel (Dj) so auf, dafs der gleiche Lichtstrahl beide Spiegelpaare trifft, und richtet man das sich drehende Photo-kymographion (F) so, dafs die beiden wirksamen Lichtpunkte auf dem Bromsilberpapierstreifen (G) \u00fcbereinander zu liegen kommen, so erh\u00e4lt man beim Schwingen der Membranen zwei (sozusagen kinematographisch aufgenommene) Kurven, von denen die eine die Tonh\u00f6he des Normaltones aufzeichnet, die andere den gleichzeitig dazu gesungenen Versuchston. Die schematischen Zeichnungen und die Kurven m\u00f6gen dies erl\u00e4utern.\nAbbildung 3\nOben: Normalton, unten Versuchston\nmm mMmwMmmmmmwMmmwmmMmMmmmtmM wwmmmmmmmmmmmmm\nAbbildung 4. Schwellton (unten)\nSo einfach das Prinzip ist, so schwierig war das Arbeiten mit diesem Apparat : einmal war die optische Anordnung so subtil, dafs das Abbrennen der positiven Kohle, obwohl sie in der optischen Achse stand, fortw\u00e4hrend minimale Ver\u00e4nderungen in der","page":212},{"file":"p0213.txt","language":"de","ocr_de":"Die Genauigkeit der Intonation beim Ges\u00e4nge\n213\nLage des wirksamen Lichtstrahls verursachte. Ferner gen\u00fcgte die geringste Verschiebung der Linsen (E, Ej), mit denen der Strahlengang reguliert wurde, ebenso wie minimale \u00c4nderungen der Spiegelstellungen, um stundenlange Neu-Justierungen zu ben\u00f6tigen. Auch im rein-Photographischen machten die Schwankungen des Lichtbogens St\u00f6rungen, indem z. B. ein R\u00f6tlicherwerden des Lichts, das damit f\u00fcr das Auge nicht lichtschw\u00e4cher wurde, von der lichtempfindlichen Schicht des Bromsilberpapiers, die bekanntlich ein ganz anderes Empfindlichkeitsmaximum hat, mit ungen\u00fcgender Zeichnung beantwortet wurde.1 Schliefslich war es auch rein technisch nicht ganz leicht, alle Handlungen von Versuchsleiter, Assistent und Versuchsperson so in die etwa 3 Sekunden umfassende Expositionszeit unserer photographischen Aufnahme zu vereinigen, als zum Gelingen guter Kurven n\u00f6tig war. Mufste man doch auf die Lichtquelle achten, den \u201eNormalton\u201c angeben, das Kymographion in Schwung setzen und mit verdeckter Blenden\u00f6ffnung einige Male vorbeipassieren lassen, diese dann freigeben und nun der Versuchsperson das Signal zum Singen geben, dann schnell wieder abdecken und die Bogenlampe ausschalten. Die Folge dieser komplizierten und zusammengedr\u00e4ngten Vorg\u00e4nge war, dafs man dann beim Entwickeln des Streifens oft unscharfe Zeichnung der einen Kurve, oder \u00fcberhaupt nur eine oder keine Kurve fand. Etwa */4 aller Aufnahmen waren so unbenutzbar. Der stattliche Rest von 200 Kurven mufste nun, nachdem man Ordinaten gezogen hatte, ausgez\u00e4hlt werden, wof\u00fcr ein Vergr\u00f6fserungsmikroskop benutzt wurde. Und dann folgte, als Schlufsakt des Experiments, die Berechnung der Verh\u00e4ltniszahlen zwischen \u201eNormalton\u201c und \u201eVersuchston\u201c. Diese langwierige, rein mechanische Arbeit des Z\u00e4hlens, die ich aus Gr\u00fcnden der Zuverl\u00e4ssigkeit selber ausf\u00fchrte, nahm sehr viel Zeit in Anspruch, da ich ca. 150000 Striche zu z\u00e4hlen hatte! (Die \u201eZ\u00e4hlzeit\u201c allein betr\u00e4gt im ganzen ca. 18\u201420 Arbeitsstunden, abgesehen vom Fertigstellen f\u00fcr die Z\u00e4hlung, das durch Einf\u00fcgen der Ordinaten gleichfalls viele Stunden beanspruchte.) \u2014 Die Gruppierung der zahlenm\u00e4fsig gewonnenen Resultate und ihre Aufzeichnung in Tabellenform war der letzte Teil der Arbeit.\n1 Zahlreiche Versuche mit verschiedenen Typen von Bogenlampen, auch mit den in der Filmtechnik benutzten sog. \u201eJupiterlampen\u201c (mit sog. \u201eEffektkohlen\u201c) besserten nichts hieran.","page":213},{"file":"p0214.txt","language":"de","ocr_de":"214\nAlfred Guttmann\nDafs alle in optischen und akustischen Untersuchungen notwendigen Vorsichtsmafsregeln beobachtet wurden, wie: die genaue Festlegung des Strahlengangs (die schliefslich durch festen Einbau eines Teils des Apparats und monatelang konstante Fixierung der anderen Teile erfolgte) sowie die Vermeidung von Eigenschwingungen in den Membranen und ihren Zuleitungsteilen (wobei z. B. der Trichter f\u00fcr manche Tonh\u00f6hen aus Holz, f\u00fcr andere aus Pappe genommen wurde), versteht sich von selbst.\nWichtig war f\u00fcr die Vp. die Tonquelle. Wir bedienten uns mehrerer Arten, zumeist angeschlagener Stimmgabeln auf Resonanzk\u00e4sten, deren schnelles Verklingen nat\u00fcrlich f\u00fcr die Photographie unbequem war, sowie andauernder T\u00f6ne, die vom Stebn-schen Tonvariator oder vom Harmonium erzeugt wurden. Alle Vpn. fanden keinerlei Schwierigkeiten, diese angegebenen T\u00f6ne nachzusingen oder ein Intervall zu ihnen zu treffen. Auf die absolute Tonh\u00f6he des \u201eOriginaltons\u201c oder \u201eNormaltons\u201c, wie wir diesen Ton mit der Abk\u00fcrzung \u201eN.-T.\u201c nun nennen wollen, kam es nicht an, da ja auch die Geschwindigkeit des Kymogra-phons wechselte, weil immer die gleiche Zeitl\u00e4nge f\u00fcr Normalton und den von dem S\u00e4nger intonierten \u201eVersuchston\u201c (V.-T.) photographiert wurde, also die relative Geschwindigkeit stets die gleiche war.\nDie Tonquelle stand etwa 2 m vom Singenden entfernt, wenn n\u00f6tig, auch noch weiter. Damit wurde erreicht, dafs der S\u00e4nger zwar vor der Intonation den Normalton (N.-T.) genau h\u00f6rte, jedoch von dem Moment an, als er selber in den Trichter hineinsang, diesen Normalton neben seinem Versuchston (V.-T.) nicht mehr wahrnehmen konnte. Andernfalls h\u00e4tte er n\u00e4mlich die M\u00f6glichkeit gehabt, an Schwebungen der beiden T\u00f6ne zu bemerken, ob er unrein sang und danach seinen eigenen Ton zu korrigieren. Oder er w\u00e4re im Intonieren unsicher geworden, falls er diese eventuellen Schwebungen beobachtet h\u00e4tte.\nDie Vp. stand in bequemer Haltung vor dem Trichter und intonierte die verlangten Tonh\u00f6hen auf vorher genau verabredete Weise: Vokalart, Ansatz, Tonst\u00e4rke war also vorgeschrieben und wurde erst einmal \u201eblind\u201c vorgenommen. Auf die Stimmlage und die Stimmgrenzen der dem Versuchsleiter genau bekannten Vpn. wurde dabei sorgsam geachtet. Als Vpn. dienten ; 1. Verf.: Besitzer eines umfangreichen baritonalen Tenors (m\u00fcheloserUmfang: G bis a l) Gesamtzahl der Versuche: 96.\t2. Herr W.: Konzert-","page":214},{"file":"p0215.txt","language":"de","ocr_de":"Die Genauigkeit der Intonation beim Ges\u00e4nge\n215\nS\u00e4nger, Tenor, hellklingende Stimme mit grofsem Umfang (etwa A bis b x), Gesanglehrer, sehr musikalisch, sicheres absolutes Geh\u00f6r; 23 Versuche. 3. Ko.: als S\u00e4nger (Bariton) unausgebildet, nur im Chorgesang t\u00e4tig, Cellist, musikalisch, Physiologe von Beruf; 22 Versuche. 4. L. : bekannter, sehr musikalischer Konzerts\u00e4nger, Bafsbariton mit grofsem Umfang etwa E bis fis, Stimmcharakter: \u201eschwarzer Bafs\u201c ; 17 Versuche. 5. Ki. : Universit\u00e4tsprofessor (Musikwissenschaft), ausgebildeter S\u00e4nger, Bariton mit etwa 2 Oktaven Umfang (G bis g1) starkes Vibrato, mehrfach als Konzerts\u00e4nger t\u00e4tig gewesen, Chordirigent; 16 Versuche. Schliefslich : 6. noch eine Sopranistin Fri. Z. : leichte H\u00f6he, grofser Umfang, sehr musikalische Konzerts\u00e4ngerin und Gesanglehrerin, die allerdings nur f\u00fcr 9 Versuche zur Verf\u00fcgung stand. \u2014 Der Rest von 17 Versuchen verteilt sich auf mehrere Berufss\u00e4nger resp. Gesanglehrer, die mir wregen ihres guten Geh\u00f6rs und reinen Singens bekannt waren. Da die hier gewonnenen Resultate durchaus mit denen der Obengenannten \u00fcbereinstimmten, beschr\u00e4nkte ich mich in der Folge lieber auf die erstgenannten Vpn., die mir stets zur Verf\u00fcgung standen und denen ich hier herzlichst danken will. Solche Versuche an wenigen ge\u00fcbten, zuverl\u00e4ssigen Vpn. haben mehr Wert als eine Zersplitterung auf viele unbekannte S\u00e4nger. Vorausgeschickt seien einige, das lech-nische des Singens bei unseren Versuchen betreffende prinzipielle Bemerkungen. F\u00fcr jede Vp. wurde eine geeignete Tonh\u00f6he gesucht, in der sie m\u00fchelos in jeder Tonst\u00e4rke, auf jedem Vokal und mit verschiedenen Registern singen konnte. F\u00fcr alle gew\u00f6hnlichen Versuche wurde der sogenannte \u201eweiche** Einsatz verwendet, der zur gesangstechnischen Erleichterung in der Weise gebraucht wurde, dafs dem Vokal u ein gesummtes m vorausgeschickt wurde.1 Die photographische Aufnahme begann erst, wenn der Ton sich schon 1 bis 2 Sekunden entwickelt hatte, also die Schwierigkeit des Einsetzens \u00fcberwunden war.\nAuf besondere Versuche, in denen gerade der Einsatz betreffs seiner Genauigkeit untersucht wurde, komme ich sp\u00e4ter zu sprechen \u2014 dgl. auf andere Versuchserschwerungen wie Glottiseinsatz, Schwellton usw. Die hier beschriebenen Versuche stellen eine ungemein leichte gesangliche Leistung dar, so dafs die Vp.\n1 Entsprechend der physiologischen Verwandtschaft der Muskeleinstellung.","page":215},{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"216\nAlfred Guttmann\nhier ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Reinheit des Singens richten konnten. \u00dcber die Versuche, in denen ich Intervalle oder Melodien, d. h. wechselnde Tonh\u00f6hen photographierte, berichte ich sp\u00e4ter (S. 222 u. 236).\nAls Helfer (denn man mufste immer zu zweit den ganzen Apparat bedienen) fungierte meist der erfahrene und geschickte Gehilfe der Abteilung, Herr Sackewitz; daneben noch die jeweiligen Assistenten. Auch die drei, w\u00e4hrend der Zeit nacheinander amtierenden Abteilungsvorsteher, der verstorbene Hans Piper, wie seine Nachfolger, die Herren Gildemeister und Kohlrausch waren stets freundliche Helfer f\u00fcr diese Arbeiten.\nIII. Die Yersuchsergebnisse beim Singen\nA. Die Unisono-Versuche\nBehandeln wir zuerst die Ergebnisse der insgesamt 96 Versuchsresultate der Vp. 1.\nDafs die Zahl der Versuche, in denen Vf. als Vp. fungierte, besonders grofs ist, versteht sich nicht darum von selber, weil man von fremden Vp. nicht soviel Zeit beanspruchen kann, als von sich selbst; es h\u00e4ngt aber auch damit zusammen, dafs Vf. als ausgebildeter S\u00e4nger die hierzu geh\u00f6rende technische Fertigkeit besitzt, wor\u00fcber Stumpf in seinem grofsen Werk1 (dabei hat Vf. ihm oft als S\u00e4nger zur Analyse der Vokale zur Verf\u00fcgung gestanden) sagt (S. 68): \u201eDr. G. besitzt ... eine hervorragende k\u00fcnstlerische Ausbildung; (er kann z. B. f\u00fcnf deutlich verschiedene Vokale U hervorbringen).\u201c Da die U. E. des Vf. ebenfalls Gegenstand fr\u00fcherer wissenschaftlicher Untersuchungen gewesen ist und als sehr gut erkannt worden ist (vgl. S. 228ff.), so stellte er eine besonders geeignete Vp. dar, von der man a priori ein besonders reines Intonieren erwarten durfte. Inwieweit sich das best\u00e4tigte, sollen die folgenden Darlegungen zeigen.\nMan erh\u00e4lt von 46 Unisono-Versuchen die in folgender Tabelle zusammengefafsten Resultate, wobei zun\u00e4chst ganz davon abgesehen wird, ob der Ton zu hoch oder zu tief gesungen war.\nZahl der Versuche\tAbweichungen in \u00b0/0\nfU\t0\u20140,51\n111\t0,5\u20141,0/\nf9\t1,0\u20141,51\n( 5\t1,5-2,0/\n/4\t2,0-2,51\nl 3\t2,5-3,0/\n1 C. Stumpf, Die Sprachlaute. Berlin, Springer. 1926.","page":216},{"file":"p0217.txt","language":"de","ocr_de":"Die Genauigkeit der Intonation beim Ges\u00e4nge\n217\noder k\u00fcrzer ausgedr\u00fcckt:\nIn 54,34 \u00b0/0 war\tdie\tGr\u00f6fse\tdes\tFehlers 0\u20141 %\n\u201e 30,43 o/0\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t\u201e 1\u20142 o/0\n\u201e 15,22%\t\u201e\t\u201e\t\u201e 2 3 %\n(Die letzten Dezimalen sind fortgelassen)\nBetrachten wir aber nun die Einzelresultate in folgender Tabelle (aus der die 3 Intonationen mit 0 \u00b0/0 weggelassen sind).\nDifferenzen bei der Prim. A. Zu hoch\nVers.Nr.\tSchwin- gungen\tFehler in - \u00b0/o\n17\t101\t1,0\n26\t302\t1,51\n33\t698\t1,23\n36\t1173/*\t0,21\n39\t204\t1,0\n44\t100\t1,27\n45\t991/.\t0,5\n52\t429\ti,i\n57\t492 V*\t1,55\n58\t584\t2,1\n61\t214 %\t1,54\n62\t236\t2,39\n70\t300%\t0,25\n73\t309 V*\t1,94\n79\t!\t636\t2,59\n80\ti\ti 389\t0,13\n81\t!\t413\t0,73\n83\t145\t0,88\n110\tB74>/4\t1,23\n111\t80 V4\t0,31\n116\t547 V4\t0,60\n117\t541%\t0,74\n119\t428 Va\t0,82\n123\t378 V2 1\t0,21\nVers.-Nr.\tSchwin- gungen\tFehler in - \u00b0/o\n126\t66\t2,20\n127\t55\t0,90\n129\t575\t1,36\n130\t249 V2\t1,42\n131\t439 %\t0,90\n139\t92\t2,80\n141\t1472\t1,83\n142\t52374\t2,0\n\tB. Zu tief\t\n38\t221\t0,45\n42\t284 Va\t2,91\n50\t216\t0,46\n78\t464\t0,63\n82\t391 Va\t0,38\n113\t428 Va\t0,44\n118\t539\t0,28\n120\t747.\t1,0\n122\t257\t0,58\n136\t37472\t0,66\n197\t47\t0,53\nMittlerer Fehler = 1,034%\nZun\u00e4chst sieht man an der Reihenfolge der Versuche, dafs keinerlei Besserung durch \u201e\u00dcbung\u201c erfolgte \u2014 was ja bei \u201ege\u00fcbten S\u00e4ngern\u201c anzunehmen war. Sodann erkennt man, dafs","page":217},{"file":"p0218.txt","language":"de","ocr_de":"218\nAlfred Guttmann\ndie einzelnen Kurven von sehr verschiedener L\u00e4nge waren : einmal konnte man 575 Schwingungen z\u00e4hlen, ein andermal nur 55. Es liegt auf der Hand, dafs kurze Kurvenst\u00fccke weniger zuverl\u00e4ssige Aussagen \u00fcber die Intonation gestatten, als l\u00e4ngere. Mit anderen Worten: man darf nicht jeden Versuch dem anderen gleichsetzen. So f\u00e4llt z. B. auf, dafs die unreinsten Intonationen (Vers. 73 und 139), die einen Fehler von 2,59 \u00b0/0 resp. 2,8 \u00b0/0 ergeben, sich auf nur 79 resp. 92 gez\u00e4hlte Schwingungen st\u00fctzen. W\u00fcrde man also diese kurzen St\u00fccke unber\u00fccksichtigt lassen, so k\u00e4me ein weit geringerer mittlerer Fehler heraus, als hier berechnet ist, wo sie den gleichen Wert haben, wie die langen Aufnahmen.\nUnd wieder andere Einsicht gew\u00e4hrt eine Betrachtung der Einzelst\u00fccke l\u00e4ngerer Kurven. Durch Ziehen von ungef\u00e4hr in gleichen Abst\u00e4nden liegenden Senkrechten hatten wir, wie erw\u00e4hnt, die ganze Strecke in mehrerer Perioden(Abschnitte) geteilt. 1\nNun zeigt sich, dafs, wenn man die einzelnen Abschnitte von je 60 oder 100 oder mehr Schwingungen mifst, und mit dem N.-T. vergleicht, diese Einzelperioden einer Intonation zum Teil untereinander betreffs der H\u00f6he sehr \u00e4hnlich sind (i. e. Zahl der Striche des V.-T. im gleichen Abschnitte, bezogen auf die des N.-T.), dafs sie aber zum Teil erheblich voneinander abweichen. Mit anderen Worten : einmal ist die Tonh\u00f6he sehr genau im Laufe eines Tons innegehalten, ein andermal hat sie sehr geschwankt. Diese qualitativ schon lange bekannte Tatsache (vgl. die alte Methode von Kl\u00fcnder-Hensen) l\u00e4fst sich hier nun quantitativ bestimmen. Die folgenden Tabellen zeigen solche Eigenarten der Einzelperioden; die einen: sehr gute Konstanz der Tonh\u00f6he; die anderen: Abweichungen vom N.-T., die sich sowohl in einem Zuhochsingen dokumentieren, was wir Distonieren\n1 Diese Senkrechten wurden zuerst auf den Bromsilberpapierstreifen innerhalb des Kymographion photographisch aufgezeichnet, indem man in Abst\u00e4nden Zeitbelichtungen des Streifens machte, bevor man entwickelte. Sp\u00e4ter kombinierte ich noch einen Pendel, der sich zwischen Spiegeln und Kymographion bewegte und einen Schatten in regelm\u00e4fsigen Abst\u00e4nden warf (der also als unbelichteter heller Streifen auf dem Bromsilberpapier sichtbar war). Aber schliefslich fand ich das Verfahren, mit nachtr\u00e4glicher Einzeichnung mittels Winkelmafs die Senkrechten mit der Hand zu ziehen, am einfachsten und ebenfalls vollkoTmmen ausreichend, wenn auch die Einzelperioden oft verschieden lang sind.","page":218},{"file":"p0219.txt","language":"de","ocr_de":"Die Genauigkeit der Intonation beim Ges\u00e4nge\n219\nnennen wollen, als auch im Zutiefsingen, Destonieren genannt. Den Ausdruck \u201eDetonieren\u201c wollen wir f\u00fcr ein ungleich-m\u00e4Fsiges \u201eUm-den-Ton-herum-Singen\u201c, also einen Wechsel von Des- und Distonieren reservieren. Versuch 2 mit 582 Schwingungen und Versuch 70 mit 800 Schwingungen zeigen 0 \u00b0/0 oder 0,25 % Fehler.\nVersuch 2 Periode 1 : 0 \u00b0/0 \u00bb 2:0\u00b0/0 \u201e\t3:0%\n\u00bb\t4:0 o/0\nVersuch 70 Periode 1 : \u20141,25% \u00bb\t2 :\t0 %\n\u201e\t3: +1,25%\n\u00bb\t4 :\t0 %\nBetrachten wir ihre einzelnen Perioden, so zeigt sich, dafs zwar Vers. 2 in allen Teilen fehlerlos ist, dafs aber in Versuch 70 das gleich gute Resultat(0%) aus einer Kompensation von Dis-und Destonierfehlern zustande kommt. Hier liegt es so, dafs die Vp. in ihrer Intonation im ganzen um 2,5 % geschwankt hat. Dies kommt aber in der summarischen Betrachtung nicht zum Ausdruck, ja \u2014 andere Resultate weisen scheinbar schlechtere Intonation auf, wenn die Vp. Fehler nur in einer Richtung gemacht hat. So zeigt z. B. Versuch 57 mit 492 Schwingungen einen Distonierfehler von 1,55 \u00b0/0, da hier alle Abweichungen des V.-T. vom N.-T. in derselben Richtung liegen, sich also summieren. Die Einzelbetrachtung der Perioden von je : 1,5 %, 1,83 %, 1,66 %, 1,0 % zeigt aber, dafs diese Schwankungen viel geringere Fehler bedeuten, als der scheinbar so viel \u201ebessere\u201c Versuch 70 (mit seinem Endergebnis von 0,25 \u00b0/0).\nNoch deutlicher treten diese Schwankungen in Ablauf einer Intonation hervor, wenn man die Kurven sozusagen mit der \u201eFilmlupe\u201c aufnimmt. L\u00e4fst man n\u00e4mlich das Kymographion so schnell laufen, als es die zum photographischen Aufzeichnen ausreichende St\u00e4rke der Lichtquelle erlaubt, so erh\u00e4lt man an Stelle der mehrere Hundert Auf- und Abstriche betragenden Kurve eine langgestreckte Kurve von 30 bis 70 Schwingungen. Man sieht die Struktur der einzelnen Perioden also in 10 f\u00e2cher \u201eVer-gr\u00f6fserung\u201c. Hier weist z. B. Versuch 120 mit 75 Schwingungen das Gesamtergebnis: \u2014 1,0 \u00b0/0 auf. Aber die Schwankungen der Perioden lauten: \u2014 1,79%, + 0%, \u2014 1,7%, \u2014 1,64%. Und ein anderer Versuch, 126 (mit 66 Schwingungen), dessen Resultat -|- 2,19% betr\u00e4gt, zeigt deutlich, dafs nur eine, allerdings grofse Schwankung in der letzten Periode das Entscheidende ist. Die","page":219},{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"220\nAlfred Guttmann\nPerioden weisen n\u00e4mlich folgende \u201c/\u201e-Zahlen auf: + 1,35; -)- 1,87; + 4,76 (!).\nDa zuf\u00e4lligerweise diese wenigen Filmlupenaufnahmen bei den Primen von Yp. 1 nicht so starke Differenzen aufweisen, seien hier zwei Intervallaufnahmen dieser Art von derselben Ypn. registriert (4 : 5), die dies Ph\u00e4nomen noch besser zeigen: Vers. 191 (mit 37 Schw.) und Vers. 192 (mit 40 Schw.). Gesamtresultat im ersten Fall: \u20141,62\u00b0/0, im zweiten Fall: \u2014 0,99 %. Die Perioden lauten aber so :\nVersuch 191\nPeriode\t1:\t-1,82 %\nn\t2:\tdz 0 %\n\u00bb\t3:\t-1,73 %\nn\t4:\t- 4,95 \u00b0/\u201e (!)\n- 1,62 %\nVersuch 192\nPeriode\t1:\t- 2,85 %\nM\t2:\tO 00 o o~~\nV\t3:\t-0,95%\nr>\t4:\t+ 1,82% (!)\nn\t5:\t-8,57% (!)\n~ 0,99 o/0\nMan erkennt sofort, wo die H\u00f6henpunkte des fehlerhaften Intonierens liegen und zugleich, dafs in Vers. 192 eine Periode (4) mit Distonieren trotz des grofsen Fehlers von 8l/2 \u00b0/0 in einer anderen Periode das scheinbar \u201egute\u201c Endresultat erzeugt. Hier sei nochmals daran erinnert, dafs die L\u00e4nge der Perioden nicht stets gleich ist, nur stimmen die L\u00e4ngen der gleichen Einzelperiode des N.-T. und V.-T. genauest \u00fcberein.\nVergleichen wir nun die Resultate der Primen yon Vp. 1 mit den Primen der andern Vp., indem wir tabellenm\u00e4fsig rubrizieren.\nVp.\tZahl der Unisonvers.\tRichtig\tFalsch\tProzentuelle Berechnung der Treffer\n1\t46\t25\t21\t54%\n2\t15\t9\t6\tI\t60%\n3\t13\t4\t9\tI\to \u00a9~~ \u00c0 CO\n4\t6\t4\t2\t66%\n5\t5\t1\t4\t20%\n6\t2\t\u2014\t2\to o \u00a9\"\nSa. 6\t87\t43\t44\t49%\nVernachl\u00e4ssigen wir wegen der zu kleinen Versucbszahl Vp. 6, so erhalten wir rund 50\u00b0/0 Treffer in allen Versuchen. Zugleich sehen wir, dafs die drei gesanglich gleich gut geschulten Vpn. (1, 2 und 4) fast gleich genau intonieren, w\u00e4hrend der Naturs\u00e4nger (Vp. 3) ungenauer intoniert. Der technisch nicht so ge\u00fcbte, wenn auch ausgebildete S\u00e4nger (Vp. 5) ist ungenauer als","page":220},{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"Die Genauigkeit der Intonation heim. Ges\u00e4nge\n221\ndie anderen \u201eKunsts\u00e4nger\u201c. Hier mufs aber daran erinnert werden, dafs er ein au\u00dferordentlich starkes \u201eVibrato\u201c beim Singen hat, das manchmal, bei seelischer oder stimmlicher Indisposition, zum \u201eTremolo\u201c wird. Auch zeigt die Einzeluntersuchung seiner Kurven, dafs er zweimal um 1 \u00b0/0 distoniert, dreimal um mehr als 21 */2 \u00b0/0 destoniert hat.1 Vp. 6 zeigt in allen Versuchen die Tendenz zum Distonieren (vgl. S. 231 u. 241). In allen diesen Kurven der 5 anderen Vpn. finden sich die gleichen charakteristischen Formen des Betonierens, wie bei Vp. 1. Das Schwanken des V.-T. um den N.-T. herum zeigt sich genau so typisch, wie das Wechseln zwischen Distonieren in einem Versuch, Destonieren in andern. Ebenso l\u00e4fst sich keinerlei Abh\u00e4ngigkeit von \u00e4ufseren Ursachen (Erm\u00fcdung, Indisposition usw.) hiermit nachweisen. Gelegentlich steht im Protokoll: \u201eVp. gibt nachtr\u00e4glich an, dals der V.-T zu hoch (oder zu tief) von ihr gesungen sei\u201c. Mit anderen Worten: der Singende merkt selber, dafs etwas nicht gestimmt hat, ohne es jedoch verbessern zu k\u00f6nnen.\nDie folgenden 5 Kurven zeigen einige Typen der Intonations-Schwankungen in den verschiedenen Perioden. Auf der Abszisse ist f\u00fcr jede Periode eine gleiche Strecke bestimmt; oberhalb stehen die Distonierfehler, unterhalb die Destonierfehler (in \u00b0/o). Kurve I\u2014IV mit den Trefferresultaten von 0,55\u00b0/0, 0,58 9/0, 0,59 \u00b0/0, 0,64 \u00b0/0 weisen ebenso grofse Schwankungen auf, wie die scheinbar viel schlechtere (V) mit Durchschnittsberechnung von 1,5%. Sie zeigen aber zugleich, dafs der Gesamttypus des Verlaufs keineswegs besser ist, als dort. Besonders charakteristisch ist die eine \u201eFilmlupen\u201c-Kurve (IL), die nach der ersten, sehr destonierten Periode einen schnellen Anstieg gleichm\u00e4fsiger Art zum reinen Intonieren, darauf zu starkem Distonieren aufweist und dann zu reinem Intonieren gelangt. (Kurve V vgl. auch S. 233.)\nB. Versuche mit Intervallen.\nWir w\u00e4hlten absichtlich nur Intervalle, die im Gesang sehr gebr\u00e4uchlich sind und liefsen, um durch rein-musikalische Schwierigkeiten keinerlei Ablenkung von der Aufgabe des \u201eRein-Intonierens\u201c zu setzen, alle verminderten und \u00fcberm\u00e4fsigen Inter-\n1 Auf den photographischen Kurven ist sofort nach der Aufnahme,\nalso vor der Ausz\u00e4hlung, vermerkt: \u201eVibrato!\u201c","page":221},{"file":"p0222.txt","language":"de","ocr_de":"222\nAlfred Guttmann\nvalle hier ebenso fort, wie die simultan so gut wie nie in solcher L\u00e4nge der Tongebung vorkommenden Intervalle der Sekunden und Septimen.1 Demgem\u00e4fs untersuchten wir: kleine und grofse\nVers. 116 (5 Per) Fehler:+ 0,59 %\nVers. 56 (3 Perioden) Fehler: \u2014 0,55 %\n-2 -\nFehler: -0,58 % Filmlupe \u201d)\nVers.1 (6 Pen) Fehler: + 1,5%\n(Glottis)\n-10 -\nAbbildung 5\nTerz, Quart, Quint, grofse Sext, Oktave. Die folgende Tabelle zeigt die zusammengefafsten Resultate, nach den oben durchgef\u00fchrten Gesichtspunkten geordnet.\n1 Vgl. aber das Vorkommen solcher Intervalle in den Untersuchungen von Melodien. S. 236 ff.","page":222},{"file":"p0223.txt","language":"de","ocr_de":"Die Genauigkeit der Intonation beim Ges\u00e4nge\n223\nKleine Terz\nVp.\tZahl der Versuche\tRichtig\tFalsch\tTreffer in \u00b0/o\n1\t3\t1\t2\t33\n2\t1\ti\t\u2014\t100\n3\t4\t\u2014\t4\t0\n4\t3\t\t3\t0\n5\tr' 0\ti\t4\t20\n6\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\nSa.: 6\t16\t3 Grofse Terz\t13\t19\n1\t21\t9\t12\t43\n2\t1\t\u2014\t1\t50\n3\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\n4\t2\t\u2014\t2\t0\n5\t5\t\u2014\t5\t0\n6\t2\t\u2014\t2\t0\nSa.: 6\t31\t9 Quart\t22\t29\n1\t7\t4\t3\t57\n2\t2\t\u2014\t2\t0\n3\t2\t1\t1\t50\n4\t2\t2\t\u2014\t100\n5\t2\t\u2014\t2\t0\n6\t1\t\u2014\t1\t0\nSa. : 6\t16\t7 Quint\t9\t43,7\n1\t1 21\t9\t12\t43\n2\t4\t1\t3\t25\n3\t3\t\u2014\t3\t0\n4\t2\t1\t1\t50\n5\t3\t1\t2\t33\n6\t2\t1\t1\t50\nSa.: 6\t35\t13 Grofse Sext\t22\t37\n1\t2\t\u2014\t2\t0\n6\t1\t\u2014\t1\t0\nSa.: 2\t3\t\u2014\t3\t0","page":223},{"file":"p0224.txt","language":"de","ocr_de":"224\nAlfred Guttmann\nOktave\nVp.\tZahl der Versuche\tRichtig\tFalsch\tTreffer in \u00bb/\u201e\n1\t4\t2\t2\t50\n4\t2\t\u2014\t2\t0\n6\t1\t\u2014\t1\t0\nSa.: 3\t7\t2\t5\t28,5\nWenn wir diese Resultate ordnen, wollen wir die grofse Sext wegen der allzu kleinen Zahlen vorsichtig behandeln: 3 Versuche besagen wenig, besonders wenn man vergleichsweise die Ergebnisse einiger Vp. mit so kleiner Versuchszahl in anderen Intervallen betrachtet. Da stehen untereinander: bei der Quart Vp. 4 mit 100% Treffer und Vp. 5 mit 0% Treffer; da aber beide nur je 2 Versuche gemacht haben, ergibt erst die Durchschnittszahl durch alle Versuche in jedem Intervall ein einigermafsen klares Bild. Da wir f\u00fcr die Intervalle: grofse, kleine Terz, Quart, Quint gr\u00f6fsere Reihen von je 16 bis 35 Versuchen haben, wollen wir auch die offenbar aus dem gleichen Grunde allzu ung\u00fcnstigen Oktavenresultate nur unter dem Vorbehalt ber\u00fccksichtigen, dafs den 4 Versuchen von Vp. 1 mit 50 % Treffern nur 3 Versuche von zusammen zwei anderen Vpn. (4 und 6) gegen\u00fcberstehen, die durch ihren negativen Ausfall das Ergebnis auf 28,5 % herabdr\u00fccken; zwei davon sind noch dazu durch die hohe Lage des V.-T. erschwert gewesen (vgl. S. 232/3). Wir bekommen also unter diesen Vorbehalten eine Reihenfolge der untersuchten Intervalle 1\nhinsichtlich der\tTreffer:\t\t\t\t\n1.\tPrimen :\tin\t87\tVersuchen 49 %\t\n2.\tQuarten:\t\u00bb\t16\tV\t43,7 \u00b0lo\n3.\tQuinten :\t\u00bb\t35\tn\t37 \u2022/\u201e\n4.\tGrofse Terzen :\t\u00bb\t31\t\u00bb\t29 %\n[5.\tOktaven :\t>5\t7\t> i\t28,5 o/0]\n6.\tKleine Terzen:\t\u00bb\t16\t\u00bb5\t19 \u00b0/o\n[L\tGrofse Sexten:\t\t6\tT)\t0 %]\nWir sehen\talso eine fast\tkontinuierliche Reihe des Abfalls\t\t\t\nder Treffer vom Unison ab, Quart und Quint werden noch leidlich genau getroffen, Terzen (und Sexten) weniger gut. Ver-\n1 F\u00fcr alle diese Versuche gelten nat\u00fcrlich genau die gleichen Bedingungen hinsichtlich des Experimentellen, wie f\u00fcr die Primen, da die Versuchsanordnung bis ins letzte die gleiche war.","page":224},{"file":"p0225.txt","language":"de","ocr_de":"Die Genauigkeit der Intonation beim Ges\u00e4nge\n225\ngleichen wir aber nun, wie sich dies Verh\u00e4ltnis bei den einzelnen Individuen darstellt und setzen wir dabei die Primen in Gegensatz zu allen Intervallen. Das ist darum erlaubt, weil bei allen Versuchen mit Intervallen nicht nur stimmliche Genauigkeit, sondern auch musikalische Sicherheit im Vorstellen des Intervalls n\u00f6tig ist, w\u00e4hrend bei der Prim der Normalton hinsichtlich der H\u00f6he gegeben ist; somit ist hier der Vp. keine musikalische Aufgabe gestellt und sie kann ihre ganze Aufmerksamkeit der Aufgabe des \u201eTontreffens\u201c widmen.\n\u00dcbersichtstabelle \u00fcber alle (182) bisherigen Versuche\nVp.\tVersuchs- zahl\tVersuchs- Art\tRichtig\tFalsch\tR/F in %\tVerh\u00e4ltnis der Trefferprozente von Primen / Intervall\t\n1\t46\tPrimen\t25\t21\t54%\t\t\n\t58\tIntervalle\t27\t31\t46%\t86 %j\t\u00a9\n\t\t\t\t\t\t\tT3\n2\t15\tPrimen\t9\t6\t60%\t\t\u00d6 D\n\t8\tIntervalle\t2\t6\t25 %\t42%\t\u00a9 t>C\n\t\t\t\t\t\t\t\n3\t13\tPrimen\t4\t9\t31 %\t\to5\n\t9\tIntervalle\t1\t8\tu%\t35%\tl-\u00f6 1 \u00d6\n\t\t\t\t\t\t\t00\n4\t6\tPrimen\t4\t2\t66%\t\t\n\t11\tIntervalle\t3\t8\t27%\t41%\t\u00a9\n5\t5\tPrimen\t1\t4\t20 %\t\t<1\n\t11\tIntervalle\t1\t10\t10%\t50 %J\t\nSa : 5\t182\t\t77\t105\t= 42,3%\tTreffer\t\nEs f\u00e4llt auf, dafs vier Vpn. (2 bis 5) voneinander nicht sehr weit abweichen : die Spannungen zwischen ihren Ergebnissen betragen nur wenige Prozente. Hingegen ist die Spannung bei Vp. 1 um 36 \u00b0/0 h\u00f6her als bei der Vp. 5, der hierin besten der anderen. Aus der Sprache der Zahlen \u00fcbersetzt, heifst das: alle Vpn. treffen Intervalle weit schlechter, als das Unisono, sie sind aber untereinander nicht sehr verschieden. Nur bei Vp. 1 ist diese Verschlechterung bei den Intervallen ganz unbedeutend. Ich weifs keine andere Erkl\u00e4rung, als dafs Vp. 1 erheblich erfahrener in akustischen Untersuchungen und Geh\u00f6rsanalyse ist, als die anderen, und darum vielleicht die Intervalle im Experiment sicherer vorzustellen in der Lage ist (vgl. S. 216 (petit)). Ganz erkl\u00e4rt scheint mir die Differenz damit jedoch nicht. Eine\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 58.\t16","page":225},{"file":"p0226.txt","language":"de","ocr_de":"226\nAlfred Guttmann\n\u201eRangliste\u201c nach der Sicherheit des Intonierens beim Unison erg\u00e4be n\u00e4mlich eine andere Reihenfolge: 1. Vp. 4 mit 66%, 2. Vp. 2 mit 60 %, 3. Vp. 1 mit 51%, 4. Vp. 3 mit 31% und 5. Vp. 5 mit 10 %. \u2014 Eins ist aber auff\u00e4llig: Die einzige gesanglich ungeschulte Vp. (3) steht, was die Zahl ihrer Treffer angeht, immer an letzter oder vorletzter Stelle.\nIV. Diskussion der Resultate\nDer bisherigen Darstellung sind zwei theoretische Voraussetzungen implizite zugrunde gelegt: 1. Alle Vpn. h\u00e4tten die Absicht gehabt, die Intervalle mathematisch, d.h. in reiner Stimmung zu intonieren (danach sind die obigen Ergebnisse auch berechnet.) 2. Es wird angenommen, dafs alle Abweichungen bis inkl. 1 % \u201erichtige F\u00e4lle\u201c seien. Demgem\u00e4fs sind alle diese Intonationen als Treffer anzusehen.\nAd 1. : Betrachten wir unter diesem Gesichtspunkt die Unterschiede zwischen den (hier in Betracht kommenden) Intervallen bez\u00fcglich ihrer Differenzen in reiner und temperierter Stimmung. W\u00e4hlen wir dazu, um einfache Zahlen zu erhalten, einen Ton der eingestrichenen Oktave von 500 Schw. und nehmen wir die grofse Terz als das intendierte Intervall. Wir geben also als N.-T. 400 Schw. Dann w\u00e4re die reine Terz (4: 5) = 500 Schw., die temperierte Terz aber h\u00e4tte 503,94 Schw. (die pythagor\u00e4ische d\u00fcrfte aufser Betracht zu lassen sein; sie liegt noch h\u00f6her, al& die temperierte Terz.)\nDafs wir gerade die Terz w\u00e4hlen, hat seinen Grund darin, dafs hier der Unterschied zwischen rein und temperiert besonders grofs ist, und zwar ebenso wie bei grofser Sext und nur unwesentlich kleiner als bei kleiner Teiz, w\u00e4hrend Quart und Quint ganz wenig differieren. Nach Oettingen (Duales Harmoniesystem) zeigen unsere, in eine fallende Keihe gebrachten Intervalle folgende Abweichungen, in cents (d. h. Vioo eines Halbtons) ausgedr\u00fcckt :\nKleine Terz: \u201416 cents Grofse\t\u201e\t:\t-f-14\t\u201e\nGrofse Sext\t:\t\u2014 14\t\u201e\nQuart:\t+ 2\t\u201e\nQuint:\t\u2014 2\t\u201e\nWenn nun eine Vp. die reine Terz intonieren will und um 1 % zu hoch singt, also 505 Schw., so schiefst sie bereits \u00fcber die temperierte Terz hinweg und gelangt fast zur pytha-gor\u00e4ischen Terzl Das ist von gr\u00f6fster Bedeutung f\u00fcr das Pro-","page":226},{"file":"p0227.txt","language":"de","ocr_de":"Die Genauigkeit der Intonation beim Ges\u00e4nge\n227\nblem, ob rein oder temperiert gesungen wird \u2014 zeigt es doch, dafs die Schwankungen der Intonation viel gr\u00f6fser sind, als die Unterschiede zwischen den beiden Harmoniesystemen ausmachen 1 Bei Quarten und Quinten gen\u00fcgt gar schon ein Fehler von 0,5 \u00b0/0, also z. B. eine Intonation von 502,5 statt 500 Schw., um statt der reinen die temperierte Quint, resp. Quart zu erreichen, da sie nur um 1/50 Halbton von den reinen Intervallen differieren. Dafs das eine Mal distoniert, das andere Mal destoniert werden mufs, um das betreffende Intervall zu treffen, ist gleichg\u00fcltig, da ja unsere Versuche ausnahmslos zeigen, dafs von der gleichen Vp. beim gleichen Intervall beide Arten des Fehlers durcheinander gemacht werden (vgl. auch S. 19 und 20).\nEinige Beispiele m\u00f6gen zeigen, wie die gleichen Versuche andere Resultate ergeben, je nachdem, ob man sie auf die reine Stimmung oder auf die temperierte Stimmung bezieht.\nGrofse Terz :\nVersuch 84 gibt bei reiner St. +2,7 % bei temp. St. +2,1 % Abweichung\n95\t\u201e\tn\tn \u00bb +L07%> \u00bb\t\u00bb\t\u201e +0,47%\tn\n112 \u201e\tn\tn\t\u00bb +2,5 %,\t\u201e\t\u201e\t\u201e +1,9 %\tn\n151\t\u201e\tn\tn\tn +1,87%,\t\u201e\t\u201e\t\u201e +1,14%\tw\nVersuche\tmit\tgeringerem Distonieren\tals etwa\t0,8\u00b0\ngeben, auf die temperierte Stimmung bezogen, sogar ein De stonier en! Man erkennt aus obigen Beispielen klar, dafs innerhalb unserer Intonationsabweichungen die beiden verschiedenen harmonischen Bezugssysteme keinerlei Rolle bez\u00fcglich der Ergebnisse spielen; auch nicht bei den am weitesten abweichenden Schw.-Zahlen (gr. Terz und gr. Sext) \u2014 ganz zu schweigen von den \u00fcberhaupt kaum differenten Quarten- resp. Quinten-Zahlen in den beiden Stimmungen.\nSchon daraus geht hervor, daf3 der Streit, ob man rein oder temperiert singt, m\u00fcfsig ist \u2014 vorausgesetzt, dafs auch unsere zweite Voraussetzung zutrifft, dafs eine Abweichung bis 1 \u00b0/0 noch kein Fehler sei.\nAd 2. Hier kann uns nur die Sinnesphysiologie Aufschlufs geben. Um die Leistungsf\u00e4higkeit eines T\u00e4tigkeitsorgans zu beurteilen, mufs eine vorherige Feststellung der Leistungsm\u00f6glich ke it gegeben sein. Das ist in unserem Falle, wie auch sonst, die Unterschiedsschwelle. Um zu wissen, wie grofs die Genauigkeit der Intonation eines Tones beim gleichzeitigen\nT\u00f6nen \u2014 eines anderen sein kann, m\u00fcssen wir die Unterschieds-\n16*","page":227},{"file":"p0228.txt","language":"de","ocr_de":"228\nAlfred Guttmann\nempfindlichkeit des Ohres f\u00fcr zwei gleichzeitige T\u00f6ne kennen. Denn nur so l\u00e4fst sich feststellen, was Vp. (und H\u00f6rer!) im besten Fall erreichen k\u00f6nnen.1\nWenn wir also wissen, dafs die U.-E. in irgendeinem Teil des Spektrums z. B. 4 fiu betr\u00e4gt, so werden wir sehr befriedigt von der Leistung einer Vp. sein, die am HELMHOLTzschen Farbenmischapparat eine Gleichung zwischen zwei Lichtern einstellt, die um 4\u20145 uft differieren. Niemals aber werden wir erwarten k\u00f6nnen, dafs jemand hier etwa 2 pp oder gar 1 pp Differenz einstellt, da er ja Unterschiede zwischen diesen Wellenl\u00e4ngen gar nicht erkennen kann. Solche Versuchsresultate w\u00fcrden wir also, k\u00e4men sie vor, als Zufallstreffer anzusehen haben, die im Rahmen der Versuchsfehler liegen und durch sorgsame Ausdehnung der Versuchszahlen zu eliminieren sind. Eine motorische Leistung kann nie besser sein als die ihr zugrunde liegende sensorische F\u00e4higkeit, \u2014 da ja in ihr zu der Feinheit des Unterscheidungsverm\u00f6gens noch das sichere Funktionieren des psychomotorischen Apparats hinzukommt.\nDie einzige vorliegende Untersuchung ist gemeinsam von K. L. Sch\u00e4fer und Verf. im Jahre 1903 ver\u00f6ffentlicht.2\nIn 800 ausgewerteten Einzelversuchen hatten wir die U.-E. bei T\u00f6nen von 90, 150, 300, 400, 600, 800, 1000 und 1200 Schw. an 4 Vpn. festgestellt, die alle im Besitz eines ausgezeichneten Geh\u00f6rs, resp. in akustischen Versuchen erfahren und f\u00fcr diese Experimente sorgsam einge\u00fcbt waren (Geh. Rat Stumpf, Prof. Schaefer, Prof. v. Hornbostel, Vf.). Somit stellen diese Resultate besonders feine U.-E. dar. (In bezug auf alle Einzelheiten verweise ich auf die Originalarbeit.)\nZur Vereinfachung der Darstellung nehmen wir hier (im Unterschied von der Originalarbeit) das Mittel aus den Ergebnissen bei allen vier Vpn. und nur aus dem Bereich der Intonationsm\u00f6glichkeiten der Stimme. Wir rechnen zugleich die dort gegebenen Schw.-Zahlen in musikalische Tonh\u00f6hen um, die nat\u00fcrlich nicht \u201ebis auf die dritte Dezimale\u201c stimmen \u2014 da es damals gleichg\u00fcltig war, ob der untersuchte Ton c oder cis war.\n1\tDafs die Vp. vor Beginn des eigentlichen Versuches den N.-T. h\u00f6rt, also anfangs danach, nicht zugleich singt, kommt nicht in Betracht, da das Experiment ja erst sp\u00e4ter beginnt, wo beide T\u00f6ne gleichzeitig erklingen.\n2\tK. L. Schaefer und A. Guttmann, \u00dcber die Unterschiedsempfindlichkeit f\u00fcr gleichzeitige T\u00f6ne. Zeitschrift f\u00fcr Psychol, und Physiol, der Sinnesorgane 32, S. 87 ff.","page":228},{"file":"p0229.txt","language":"de","ocr_de":"Die Genauigkeit der Intonation beim Ges\u00e4nge\n229\nWir fanden\nIn der grofsen Oktave : bei Ton Fis von 90 Schw. die erste eben merkliche\nUnreinheit bei 100,1 Schw. == 11,2% Diff. ln der kleinen Oktave : Ton d von 150 Schw. die erste eben merkliche Unreinheit bei 156,75 Schw. = 4,5 % Diff.\nIn der eingestrichenen Oktave: Ton dl von 300 Schw. die erste eben merkliche Unreinheit bei 305 Schw. = 1,7% Diff.\nIn der eingestrichenen Oktave: Ton gl von 400 Schw. die erste eben merkliche Unreinheit bei 406 Schw. = 1,5% Diff.\nIn der zweigestrichenen Oktave: Ton d2 von 600 Schw. die erste eben merkliche Unreinheit bei 607,1 Schw. \u2014 1,2 % Diff.\nIn der zweigestrichenen Oktave: Ton g2 von 800 Schw. die erste eben merkliche Unreinheit bei 806,2 Schw. = 0,8% Diff.\nIn der dreigestrichenen Oktave: Ton d3 von 1200 Schw. die erste eben merkliche Unreinheit bei 1209,2 Schw. = 0,76% Diff.\nMan erkennt aus dieser Tabelle einmal, dafs die U.-E. aus der Tiefe nach der H\u00f6he zu zuerst schnell, dann allm\u00e4hlich gr\u00f6fser wird. In der Tiefe der Kontra-Oktave war \u00fcberhaupt keine Unreinheit bei zwei gleichzeitigen T\u00f6nen zu h\u00f6ren, beim F0 mufste ein Unterschied von etwa einem Ganzton vorhanden sein, um eine \u201eUnreinheit\u201c wahrzunehmen (d. h. man h\u00f6rte nicht zwei T\u00f6ne, sondern nur eine verschwommene Unreinheit eines Tones). In der kleinen Oktave gen\u00fcgte ein Halbton, dar\u00fcber ein Viertelton und weniger. Als Gesangsregion kommen in der M\u00e4nnerstimme im allgemeinen die grofse und kleine Oktave sowie ein Teil der eingestrichenen Oktave, in der Frauenstimme die ein-, zwei- und z. T. die dreigestrichene Oktave in Betracht.1 (Ausnahmef\u00e4lle gehen \u00fcber diesen Umfang nat\u00fcrlich hinaus, brauchen aber hier nicht ber\u00fccksichtigt zu werden.) Somit entsprechen 90 Schw. den tiefsten T\u00f6nen des \u201eBasso profundo\u201c, w\u00e4hrend 1200 Schw. ungef\u00e4hr die \u00e4ufserste Lage des \u201eKoloratursoprans\u201c bedeuten. Wir k\u00f6nnen also die erste und letzte Zeile unserer Aufstellung unber\u00fccksichtigt lassen und so feststellen, dafs f\u00fcr den Umfang der M\u00e4nnerstimme die U.-E. von 4,5 bis 1,5% f\u00fcr die Frauenstimme 1,5 % bis 0,8 % betr\u00e4gt.\nHieraus ergibt sich, dafs der von uns gew\u00e4hlte Umfang von 1 % tats\u00e4chlich die \u201erichtigen F\u00e4lle\u201c umschliefst. Man k\u00f6nnte allerdings f\u00fcr die tieferen untersuchten T\u00f6ne, d. h. alle M\u00e4nner-\n1 Gutzmann nennt als mittlere Grenze f\u00fcr den Bafs (nach unten) 100 Schw. f\u00fcr den Sopran (nach oben) 1000 Schw. Danach umfafst die Singstimme des Menschen im ganzen etwas \u00fcber drei Oktaven.","page":229},{"file":"p0230.txt","language":"de","ocr_de":"230\nAlfred Guttmann\nstimmen, sogar die Grenze mit 1,5% berechnen; dann k\u00e4men aber die h\u00f6heren Regionen der Frauenstimme zu schlecht weg. Wenn wir aber mit dem Mafsstab der 1,5 %-Grenze die Tabelle auf Seite 216 betrachten, so m\u00fcssen wir als richtige F\u00e4lle alle bis 1,5 % mitrechnen. Dann erhalten wir bei den Unison versuchen statt 54 % : 74 % Treffer bei Vp. 1. Ebenso w\u00fcrden bei allen anderen Vpn. die Trefferzahlen entsprechend h\u00f6her werden.\nH\u00e4tten wir es nur mit Intonationen von M\u00e4nnerstimmen zu tun, so w\u00e4ren wir nat\u00fcrlich vollkommen berechtigt, alles als Treffer zu bezeichnen, was unterhalb von 1,5% Abweichung liegt. Dann erhalten wir aus unseren Versuchen folgende Resultate:\nVp.\t1 hat unter 102\t\t\t\tVersuchen\t65 Treffer\t\t64% (abgerundet)\ny>\t2\tn\tii\t20\ta\t12\tn\t60 %\n11\t3\tn\tn\t23\tn\t10\tn\t43 %\n11\t4\tii\tn\t28\tn\t21\tii\t75 %\nn\t5\tii\tn\t16\tn\t5\tn\t31 %\nSa. :\t5 Vp.\t\t\t189\t\t113\t\t59,8 %\nDiese Prozentzahlen geben also die den in 189 Versuchen verwendeten T\u00f6nen entsprechenden Treffer an. Nehmen wir summarisch den Durchschnitt aus allen Versuchen der M\u00e4nnerstimmen unter Vernachl\u00e4ssigung der grofsen individuellen Unterschiede in der Genauigkeit, so kommen wir zu der Zahl von ca. 60 % 1 reff er in allen M\u00e4nnerstimmen-Versuchen. Doch kommt es hier nicht so auf die absoluten Zahlen an, als darauf, eine \u201eNorm\u201c zu stipulieren, die allen Varianten gerecht wird und zudem so klar definiert ist, dafs andere Untersucher mit ihr arbeiten k\u00f6nnen.\nWas als \u201enormal\u201c bezeichnet wird, unterliegt ja dem Wechsel der Kenntnisse und Anschauungen. Ich erinnere an die Gr\u00f6fse der \u201enormalen Sehsch\u00e4rfe\u201c, die bekanntlich so niedrig angesetzt ist, dafs die \u201eNormalen\u201c als recht wenig t\u00fcchtig zu betrachten sind. Auch die Gr\u00f6fse des \u201eP.-S.\u201c, also eine physikalisch mathematische \u201eNorm\u201c, die \u00fcberall angenommen und verwendet wird, ist viel zu gering, wenn man sie an der tats\u00e4chlichen Leistung einer Pferdekraft mifst. Trotzdem sind alle diese Normen als Verst\u00e4ndigungsmittel durchaus statthaft, wenn sie anerkannt werden. So schlage ich als Grenze des \u201enormalen\u201c Detonierens eben : 1 % Abweichungsbreite vor.\nAuf den Abdruck meiner bei jedem Versuch durchgef\u00fchrten Berechnung der Verh\u00e4ltniszahlen des Distonierens zum Des-tonieren (es sind Hunderte von Zahlen, die aus \u00fcbergrofser","page":230},{"file":"p0231.txt","language":"de","ocr_de":"Die Genauigkeit der Intonation beim Ges\u00e4nge\n231\nVorsicht bis zur dritten Dezimale berechnet wurden) glaube ich nunmehr verzichten zu d\u00fcrfen und gebe nur eine \u00dcbersicht \u00fcber die Verh\u00e4ltnisse bei den einzelnen Vpn., ganz ohne R\u00fccksicht auf die Art des Intervalls. Als Nenner in dem Bruch steht, mit einem Pluszeichen versehen, die Zahl der Distonierresultate, als Z\u00e4hler \u2014 mit Minuszeichen \u2014 die Destonierresultate, daneben\nder Quotient:\nVp 1: +\u201c=6,6\n\u2014 6\nVp. 4: +6 _ 15 \u2014 4\t\u2019\nVp. 2: +3 \u2014 9\nVp. 5: +3 \u201411\n= 0,33 = 0,27\nVp. 3: -f- 7 _ q 7 \u201410\nVp. 6: +8\n-0\nEiner n\u00e4heren Betrachtung bedarf das Verhalten von Vp. 6, die nie richtig oder zu tief intoniert, sondern, was das Endergebnis aller Einzelversuche betrifft, stets distoniert. Hier zeigt zudem die genauere Feststellung s\u00e4mtlicher Perioden (insgesamt 4400 Schwingungsstriche aus 9 Versuchen), dafs nicht eine einzige Periode darin anders als zu hoch gesungen ist. Der Durchschnitt des Distonierens betr\u00e4gt + 2,l.\u00b0/0._ Hier mufs also ein besonderes Moment vorliegen, da keine einzige der 5 anderen Vpn eine \u00e4hnliche Konstanz aufweist. Vielleicht erkl\u00e4rt es sic mit dem Glauben (oder Aberglauben) der Berufss\u00e4nger, dafs die \u201emusikalischen\u201c S\u00e4nger, wenn sie \u00fcberhaupt einmal unrein singen, den Ton \u201etreiben\u201c d. h. zu hoch n\u00e4hmen, w\u00e4hrend die \u201eunmusikalischen\u201c S\u00e4nger sich durch Zutiefsingen auszeichnen sollen. Es mag sein, dafs unsere (sehr musikalische) Vp. 6 aus Angst, zu tief zu singen und dann in Mifskredit zu kommen, unbewufst alles zu \u201escharf\u201c intonierte (wie ein anderer Fachausdruck des Berufsmusikers lautet, der ebenfalls dies In-die-H\u00f6he-Treiben bedeutet). Aber auch Vp. 1 (Verf.) zeigt ein so starkes \u00fcberwiegen des Distonierens \u00fcber das Destonieren, dafs der genannte Grund allein hier nicht ausreicht \u2014 zumal er f\u00fcr Vp. 1 kaum in dem Mafse gelten w\u00fcrde, wie f\u00fcr Vp. 6; auch finden sich bei ihm in den -{--Resultaten zahlreiche \u2014Perioden. Die Quotienten der Vpn. 2, 3, 4 und 5 weichen nicht allzu stark voneinander ab.\nUm zum Schlufs noch zu zeigen, wie stark Detonierschwankungen im gleichen Versuch das Endergebnis beeinflussen, gebe ich drei Protokolle von Vp. 1 mit verschiedenartigem Verlaut :","page":231},{"file":"p0232.txt","language":"de","ocr_de":"232\nAlfred Quttmarm\nVers. 22: Schw.-Zahl 516 Vers. 60: Schw.-Zahl 450 Vers. 76: Schw.-Zahl 540\nVp. 1\tVp. 1\nPeriode 1: + 1,6\nPeriode 1 : \u2014 6,57\n1,69 Periode 1 : \u2014 2,66\n2 : \u2014 2,1\n3\t: \u2014 0,5\n4\t: - 1,2\n2 : -|- 2,88 3: +0,61 4: +0,18 5: +1,31 6 : +1,33 7: \u00b10\n2: +1,12\n3: +0,5\n4\t: + 2,0\n5\t: +1,64\nSa.: +0,64%\nSa. : + 0,97 %\n8: +0,94 Sa.: + 0,51%\nVers. 22 zeigt die einfachsten Verh\u00e4ltnisse der Kompensation von + und und bedarf keiner Erkl\u00e4rung. Vers. 60 ist in 8 kurze Perioden von etwa 50 Schw. geteilt, um noch kleinere Stucke zu erfassen; hierbei zeigt sich, dafs nur die erste Periode von 51 Schw. stark distoniert, dafs der Ton aber, nachdem er etwa V, Sek. lang zu tief gesungen war, die \u00fcbrigen Perioden hindurch dauernd etwas zu hoch gesungen wurde : der Anfangsfehler ist also \u00fc b e r kompensiert. H\u00e4tten wir aber hier zuf\u00e4llig Einteilungen von je 100 Schw. eingezeichnet, so w\u00e4ren die beiden ersten gleichlangen Perioden zusammen auf \u20143,69 % gekommen und die starke Anfangsabweichung von \u20146% % w\u00e4re nicht sichtbar geworden. Vers. 76 liefert ein gutes Resultat nur durch Periode 1 mit ihrem starken Destonieren. Die Bedeutung der speziellen Zerlegung unserer photographischen Kurven geht hieraus (wie aus den im folgenden zu Besprechenden) deutlich hervor.\nV. Einflufs von Tonlage, Einsatz, Schwellton, Register.\nW\u00e4hrend wir uns im allgemeinen bem\u00fcht haben, m\u00f6glichst bequeme Tonh\u00f6hen (Tonlagen), St\u00e4rkegrade, Register, Vokalart usw. fur jede Vp. zu benutzen, haben wir eine Reihe von Versuchen darauf verwendet, gesangstechnische Komplikationen ein-Zufuhren, einmal um der Musikpraxis nahezukommen, zweitens um zu pr\u00fcfen, inwieweit sich unter solchen, in gesanglichem Sinne Erschwerungen bedeutenden Bedingungen die Resultate\n\u00e4ndern.\nAm deutlichsten zeigt eine Tonh\u00f6henunbequ emlich-k e 11 die Folge der Form von Destonieren - eine Tatsache, die jedem Musikkenner auff\u00e4llt, der bemerken kann, dafs meist die h\u00f6chsten tone jeder Stimme die Neigung zum Zutiefwerden haben. Sehr sch\u00f6n zeigt das ein Versuch bei Vp. 4, die auf dem hohen gl,","page":232},{"file":"p0234.txt","language":"de","ocr_de":"234\nAlfred Guttmann\nWeitere Erkl\u00e4rungen kann ich mir wohl nun ersparen. Ich bemerke noch, dals die H\u00f6chstabweichung bei einem Glottiseinsatz in den ersten 19 von insgesamt 416 Schw. sich auf 31 \u00b0/0 belief. Statt des Unisono wurde also \u00fcber eine grofse Terz zu hoch intoniert! Diese Kurve nun auf die Endsumme und ihre\nProzente zu berechnen, w\u00e4re unsinnig, da ja nur im Bruchteil\neiner Sekunde so fehlerhaft intoniert wurde und dann die \u00fcblichen \u201enormalen\u201c Fehler einsetzen. Wichtig ist diese enorme Fehlleistung unter erschwerenden stimmtechnischen Bedingungen, wie sie in dieser Gr\u00f6fse nur beim Glottiseinsatz beobachtet wird.\nDer sogenannte \u201eSchwellton\u201c1, das allm\u00e4hliche St\u00e4rkerwerden (und Wiederabnehmen) eines Tones hingegen ist eins der wichtigsten Mittel des ausdrucksvollen Singens (im Einzelgesang, wie im Chorgesang). Hierbei findet, physiologisch gesehen, eine dauernde Zunahme und sp\u00e4tere Abnahme des Anblasedrucks statt, die bei gleichbleibender Spannung der Stimmlippen zu einem H\u00f6herwerden (resp. Tieferwerden) des Tones f\u00fchren w\u00fcrde, wenn nicht jeder Singende automatisch unter Kontrolle seines Ohres durch ver\u00e4nderte Spannungen eine dauernd gleichm\u00e4fsige H\u00f6henlage des Tones erzielte. Auch hier also eine recht komplizierte (und dabei sehr oft vorkommende) Koordinationsleistung. Dem-gem\u00e4fs zeigen unsere Kurven Ergebnisse von dreifacher Art: einmal gute Kompensation, d. h. gleichbleibende Tonh\u00f6he trotz ver\u00e4nderter physiologischer Einstellung, zweitens ein H\u00f6herwerden des Tones, d. h. unzureichende Kompensation, drittens aber \u2014 was a priori nicht zu erwarten war \u2014 ein Tieferwerden, d. h. \u00dcberkompensation infolge der auf das automatische Steigen des st\u00e4rker werdenden Tones gerichteten Aufmerksamkeit mit \u00dcber-\ntreibung der notwendigen Vertiefung. Fall 1 bedarf keines Beleges durch Kurven, Fall 2 und 3 werden durch die beiden\nfolgenden Kurvenresultate erl\u00e4utert:\nVersuch 184: 446 Schw. Periode\t1 :\t-f- 0.75%\n\u201e\t2 :\t+1,15%\n\u201e\t3:\t-f- 2,25%\nw\t4:\t\u2014f- 2,99%\nDurchschn.: \u2014j\u2014 1,65e\nVersuch 119: 428 Schw. Periode 1 : + 1,22%\n3\n+ 2,52 -1,4\no /\n/o\n(!)\n\u00bb\n4: +0,93%\nDurchschn.: -(-0,82%\nDer allm\u00e4hliche Anstieg der Tonh\u00f6he in Vers. 184 und andererseits in Vers. 119 der durch \u00dcberkompensation in Periode 3 einsetzende Abstieg zur richtigen Tonh\u00f6he sind offensichtlich.\n1 Siehe Abbildung 4 S. 212.","page":234},{"file":"p0235.txt","language":"de","ocr_de":"Die Genauigkeit der Intonation beim Ges\u00e4nge\n235\nSchliefslich noch einige Bemerkungen \u00fcber den Einflufs des sogenannten \u201eRegisters\u201c. Bekanntlich sind die Autoren noch nicht einig, wieviele Register die menschliche Stimme hat. Das es mindestens zwei sind, das sogenannte \u201eBrustregister\u201c und das \u201eKopfregister\u201c, wird aber von fast allen anerkannt, wenn auch bez\u00fcglich der Terminologie noch Differenzen bestehen (vgl. Stumpfs Tonpsychologie [II. \u00a7 28] und \u201eDie Sprachlaute\u201c sowie meine Arbeit \u201eZur Psychophysik des Gesanges\u201c [vgl. Anm. 2 auf S. 209]). ' Alle Versuche mit einem Falsett-(Kopfstimmen)-Ton zeigten bei Vp. 1 keinerlei Verschlechterungen gegen die Arten des sonstigen Intonierens, die \u2014 je nach der Gewohnheit des Singenden \u2014 entweder mit Bruststimme oder \u00f6fter, da mf. gesungen wurde, mit sogenannter \u201egemischter Stimme\u201c (voix mixte) gemacht waren. Ein Versuch zeigt (nach einem Anfangsstadium von -f 3 \u00b0/0) nur Werte unter 0,8 \u00b0/0, drei andere Versuche in allen Perioden konstante Resultate zwischen 0 \u00b0/0 bis h\u00f6chstens 1,5 \u00b0/0 \u2014 also sehr zufriedenstellende Ergebnisse.1\nWer sich einmal vor Ohren f\u00fchren will, wie der Fehler des starken Destonierens bei einem Operns\u00e4nger (ich sage absichtlich nicht \u201ebei einem Kunsts\u00e4nger\u201c) durch einen zweiten Fehler, n\u00e4mlich das H\u00f6hertreiben beim Schwellton, kompensiert wird, der h\u00f6re sich die Grammophonplatte von Knote mit Siegmunds Liebeslied (Walk\u00fcre) an, wo der S\u00e4nger die Tonh\u00f6he des f1 nur auf diese ungew\u00f6hnliche Weise endlich am Schlufs richtig erklimmt.\nEs ist kein Zufall, dafs dies gerade bei der Tonh\u00f6he um f1 eintritt. Hier liegt n\u00e4mlich die Stelle, wo fast alle Stimmen in Registerwechsellage sind. Mit der eigentlichen Bruststimme kommt man hier nicht gut weiter und nimmt, beim H\u00f6herwerden, nun seine Zuflucht zu jenen kleinen Umstellungen in dem Mechanismus des Kehlkopfapparates, der allm\u00e4hlich zum Wechsel in der Internusfunktion und anderer Schwingung der Stimmlippenr\u00e4nder f\u00fchrt und gesangstechnisch als Kopfstimme (Falsett oder dgl. genannt) erkennbar ist. Gerade in dieser Gegend liegt also\n1 Auch hier zeigt sich, dafs der \u201eNaturs\u00e4nger\u201c (Vp. 3) beim Schwellton viel mehr zum \u201eTreiben\u201c des Tons neigt, als die drei geschulten S\u00e4nger (1., 2., 4.). Es w\u00e4re nat\u00fcrlich interessant, diese Versuche auf genaue Vergleiche zwischen verschieden geschulten S\u00e4ngern auszudehnen namentlich im Hinblick auf die wiederholt sichtbare \u00dcberlegenheit der drei Vpn. 1, 2, 4 \u00fcber Vp. 3.","page":235},{"file":"p0236.txt","language":"de","ocr_de":"236\nAlfred Guttmann\nf\u00fcr das Detonieren der g\u00fcnstigste Boden, besonders bei S\u00e4ngern, die mit dem Wechseln der Register Schwierigkeiten haben. Bei Versuchen mufs man hier also besonders vorsichtig sein, zumal der Luftverbrauch bei den Einzelregistern auch sehr verschieden grofs ist.\nEbenso ist die Wahl des Vokals, auf dem gesungen wird, oft \u2014 und besonders hier \u2014 von gr\u00f6fster Wichtigkeit. So beg\u00fcnstigt u und \u00fc die Falsettwirkung viel st\u00e4rker, als etwa a. Besonders kompliziert liegt es beim i. Die Art und Wirkung dieses Vokals h\u00e4ngt z. B. grofsenteils mit dem \u00d6ffnungsgrad des Mundes zusammen (n\u00e4heres in Stumpfs \u201eSprachlaute\u201c).\nIntonation beim Singen von Melodien\nUnsere bisherigen Versuche stellten leichte Aufgaben dar. Stimmlich wie musikalisch ist das Einfachste, einen dargebotenen Ton nachzusingen; etwas schwieriger, zu einem dargebotenen Ton einen zweiten, erst vorzustellenden Ton, zu singen. Stimmphysiologisch bedeutend schwerer hingegen ist die Aufgabe, eine Melodie zu singen, d. h. mehrere verschiedene Tonh\u00f6hen nacheinander zu produzieren. Es mag unentschieden bleiben, ob es psychologisch leichter ist, eine zusammenh\u00e4ngende Melodie zu singen, als ein einfaches Intervall oder gar denselben Ton. Strittig kann bleiben, (selbst wenn man zugeben wollte, dafs die Aufgabe, eine Melodie zu singen, im Sinne der Gestalttheorie leichter sei) ob die physiologische Erschwerung, die zweifellos in dieser Aufgabe liegt, durch eine evtl, psychologische Beg\u00fcnstigung aufgehoben oder \u00fcberkompensiert wird. Es scheint aber doch a priori, als sollte die Ablenkung der Aufmerksamkeit der Vp. von der eigentlichen Aufgabe des Intonierens auf die Ausf\u00fchrung einer Melodie den Vorgang erschweren. Ich erinnere an bekannte musikpsychologische Tatsachen, z. B. die Tendenz, den Leitton in einer Melodie zu \u201etreiben\u201c. Wenn ich die Melodie: c \u2014e\u2014 g singen lasse, so hat das e eine ganz andere Stellung innerhalb der Melodie, als bei der Aufgabe : c\u2014e\u2014f zu singen. Im ersten Falle fasse ich e als Bestandteil des C-dur-Dreiklanges auf und beachte es viel weniger, als wenn ich es im zweiten Falle als Leitton zu F-dur auffasse, wozu ich durch diese Melodiegestalt sozusagen gezwungen werde. Das e ist also beide Mal, musikpsychologisch gesprochen, etwas vollkommen anderes. Aber es schien notwendig, unsere Untersuchungen auch hierauf auszu-","page":236},{"file":"p0237.txt","language":"de","ocr_de":"Die Genauigkeit der Intonation heim Ges\u00e4nge\n237\ndehnen, damit sie nicht v\u00f6llig im \u201eLaboratoriumsversuch\u201c stecken blieben und so in ihrer Wirklichkeitsferne f\u00fcr Psychologen und Musiker Angriffsfl\u00e4chen b\u00f6ten. \u2014 Technisch war die Aufgabe des Photographierens mehrerer aufeinanderfolgender T\u00f6ne nat\u00fcrlich darum besonders schwer, weil zu den fr\u00fcheren Anforderungen nun noch die Notwendigkeit hinzukam, auf den Filmstreifen Unterbrechungen zwischen den Einzelt\u00f6nen anzubringen, damit man die verschiedenen Gruppen auseinanderhalten und jede Tonh\u00f6he f\u00fcr sich z\u00e4hlen konnte.\nVerschiedene Reihen von Melodien wurden gesungen: erst der Grundton, dann kleine Terz, grofse Terz, Quart, Quint. Melodien wie : Grundton-gr. Sekunde-Grundton ; oder Grundton-gr.Sekunde-Grundton-grofse Terz; oder Grundton-grofse Terz-Quart. Hier liegen psychologisch verschiedene Aufgaben vor: das gleiche Intervall hat aufw\u00e4rts oft den entgegengesetzten Charakter als abw\u00e4rts. Die R\u00fcckkehr von der Sekunde zum Grundton ist ganz anders als ein Weiterschreiten von der Sekunde zur grofsen Terz. \u2014 Die grofse Terz wiederum wird als Vorstufe und \u00dcbergang zur (gewissermafsen abschliefsenden) Quart empfunden usw. Kurzum: es war eine h\u00f6chst interessante Aufgabe, zu eruieren, inwieweit diese zahllosen musik-psychologischen Motive in der Intonation zum Ausdruck kommen sollten. Ich gebe nun eine \u00dcbersichtstabelle der Ergebnisse von 25 Versuchen, wieder in (nunmehr wohl erlaubter) verk\u00fcrzter Form, wobei ich alle Melodien der \u00dcbersichtlichkeit halber in C-dur notiere, obwohl sie \u2014 je nach dem Umfang der Melodie und der Stimme \u2014 in verschiedenen Lagen gesungen wurden. Doch spielt dieses bei unserer Fixierung in Schwingungszahlen und prozentuelle Umrechnung nat\u00fcrlich gar keine Rolle. Die Form der Melodie steht zu oberst, links die Nr. des Versuches, daneben \u00fcbereinander in Bruchform die Resultate der Einzelt\u00f6ne in Prozenten:\n(Siehe Tabelle S. 238.)\nS\u00e4mtliche Versuche ergeben diese Resultate: 1. es hat auf die Sicherheit des Treffens gar keinen Einfiufs, ob man nur einen einzelnen Ton oder eine Melodie singen l\u00e4fst, 2. innerhalb aller (so vollkommen verschiedenen) Melodien macht es gar keinen Unterschied in der Zahl der Treffer, ob die Gestalt der Melodie zum Treiben veranlafst oder die entgegengesetzten Impulse enth\u00e4lt. \u2014 Ich mufs zugeben, dafs diese Tatsachen zun\u00e4chst etwas verbl\u00fcffend wirken, wenn man bedenkt, wieviele Autoren von","page":237},{"file":"p0238.txt","language":"de","ocr_de":"238\nAlfred Guttmann\n\u00dcbersichtstabelle \u00fcber 25 Melodieversuche 1\nc\u2014e\tc\u2014f\tc\u2014g\tg-c\n26/+ 1,60//\u00b0 1+5,1%\t44/+1\u00bb3% % 1,4%\t45 /+ 0.5% 1+2,1%\t93 ( 1+ 0,0%\nQ\u00df(\u00b1 0,0% 36Vf 0,3%\t45/+o.b% \u00b01+ 2,1%\t53/\u00b10,0% 5 1+0,1%\t13l/+ 1*3% '+0,0%\nOC,f-0.5% 384m%\t51f\u00b1 0,0% 1+1,1%\tgo/+2\u20194% 3 1+0,9%\t\n50r- 0,5% v- 0,2%\t\t\t\n83/+o,9%\t\t\t\n5,6% bis \u2014 0,3%\t\t\t\n107 (+0,9% 127\\-0,3%\t\t\t\n130*+ 1,20/0 %2,1%\t\t\u00bb\t\nc\u2014d\u2014c\tc\u2014d\u2014e\tc\u2014e\u2014d\tc\u2014e\u2014f\nfi 0,0%\tr+ 4,4%\t|+ 2,1%\tr+ 2,4%\n65-1,1%\t63<\u2014 3,3%\t143<+ 0,8%\t146'-)- 1.0%\nli 0,0% (\u00b1 0,0%\t1-1,4%\t1+2,6%\t{+1,7%\n64+0,2%\t\t\t\nli 0,0%\t\t\t\nc-\t-d\u2014c\u2014e\tc\u2014e\u2014c\u2014f\tc\u2014e\u2014es\u2014d\n\tf+1,1%\tr+2,8%\t(i 0,0%\n54<\t-1,2% i 0,0%\tI39J+ 2.5% 139 +1,3%\t147>\tl,80//\u00b0 -0,6%\n\t1-1,0%\t0,9%\t1+ 2,8%\nErkl\u00e4rung:\t\u2014 zu hoch, \u2014 = zu tief intoniert.\nZu oberst steht der erste, darunter der zweite (darunter der dritte, resp.\nvierte) Ton der Melodie.\n1 Alle Intervalle sind wieder auf die reine Intonation berechnet.\nBei Vers. 83 l\u00e4fst sich kein Durchschnitt angeben, weil die erste Periode\nviel zu tief ist, und ein allm\u00e4hliger Anstieg erfolgte.","page":238},{"file":"p0239.txt","language":"de","ocr_de":"Die Genauigkeit der Intonation beim Ges\u00e4nge\n239\nBedeutung hier\u00fcber geistreiche und wohlbegr\u00fcndete Theorien aufgestellt haben (man erinnere sich an die eingangs genannte Arbeit von Planck). Aber angesichts der Tatsachen, dafs unser Singeapparat so wenig pr\u00e4zis funktioniert und dafs unsere Unterschiedsempfindlichkeit f\u00fcr gleichzeitige T\u00f6ne wesentlich schlechter ist, als die meisten Autoren meinen, darf uns dies Ergebnis nicht verwundern. Was unter 1 % oder l1^ Fehler bleibt, ist eben angesichts der sensoriellen H\u00f6chstleistung unseres Geh\u00f6rs als vollkommener Treffer anzusehen. Und die Fehlleistungen von mehr # als 1^2 \u00b0/o erkl\u00e4ren sich aus der Kompliziertheit der Koordinationen, denen der Gesangston sein Leben verdankt. Noch komplizierter ist es, rein zu pfeifen, (was mir z. B. v\u00f6llig unm\u00f6glich ist).\nWenn wir nunmehr andere Untersuchungen betrachten, die sich mit unserem Problem befassen, so k\u00f6nnen wir die hier gewonnenen Mafsst\u00e4be benutzen. Als unsere Versuche begonnen wurden, lag noch keine andere Untersuchung vor. Nach ihrem Abschlufs, aber vor der ersten vorl\u00e4ufigen Ver\u00f6ffentlichung (im Jahre 1914) erschien von Sokolowsky-K\u00f6nigsberg 1 eine Publikation, die zu ganz anderen Ergebnissen kam (und mit der ich mich bereits in beiden vorher zitierten Ver\u00f6ffentlichungen besch\u00e4ftigt habe). Sokolowskys Arbeit, die experimentell unangreifbar ist, enth\u00e4lt drei Fehler! 1. die Versuchs zahl ist viel zu klein, um so wichtige Schl\u00fcsse zu ziehen, wie er es tut. Er hat insgesamt nur 8 Unison-Versuche vorgenommen, zudem bei mehreren Vpn., \u00fcber die er keinerlei genauere stimmliche Angaben macht dazu 26 Intervallversuche. (Die dritte Versuchsreihe stellte die Aufgabe, einen Ton ]/2, 1 und 2 Minuten nach dem Er* klingen nachzusingen, enth\u00e4lt also folgende drei Forderungen: einmal an das Tonh\u00f6henged\u00e4chtnis der Vp., dann an ihre Konzentrierungsf\u00e4higkeit und drittens an ihre Intonationssichel* heit. So interessant dies auch sein mag \u2014 unser Problem, wie genau die Stimme intoniert, wird durch diese Versuchsanordnung derartig kompliziert, dafs diese Bruttoresultate aus der Diskussion ausscheiden m\u00fcssen.) Vergleicht man die Resultate seiner 8 Unison-Versuche mit unseren 87 Unison-Versuchen, so erkennt man schon beim \u00dcberfliegen der Tabelle mit den 46 Resultaten von Vp. 1, dafs so starke Streuungen bestehen, dafs sich hieraue\ni'\u00df, Solokowsky, \u00dcber die Genauigkeit des Nachsingens von T\u00f6nen bei Berufss\u00e4ngern. Beitr\u00e4ge Passow*Schaefer V 3 (1911).","page":239},{"file":"p0240.txt","language":"de","ocr_de":"240\nAlfred Guttmann\ndie Berechtigung meiner Einwendung ergibt. H\u00e4tte auch ich nur 8 Versuche gemacht, noch dazu mit 7 verschiedenen Vpn., so w\u00e4ren auch hier vielleicht solche Zufallsergebnisse herausgekommen, wie dort. Ein einziger Versuch mit einer Vp. besagt eben nicht das geringste. Die gleiche Einwendung, wenn auch nicht in so hohem Mafse, gilt auch den anderen, mit den 7 Personen bei 6 verschiedenen Intervallen vorgenommenen Versuchen.\nIch stelle die Zahlen beider Arbeiten nebeneinander:\n\tSokolowsky\tGuttmann\nPrimen :\t8\t87\nKleine Terzen:\t3\t16\nGrofse Terzen:\t7\t31\nQuarten :\t4\t16\nQuinten :\t4\t35\nGrofse Sexten :\t2\t3\nOktaven :\t6\t7\nUnd ich erinnere daran, dafs ich (vgl. S. 224) die Versuchszahlen von 6 und 7 als zu gering aus der Diskussion ausgeschieden habe !\nSokolowskys zweiter Fehler kombiniert sich mit dem ersten insofern, als aus diesen Resultaten eine Gesetzm\u00e4fsigkeit abgeleitet wird. Er folgert, dafs \u201escheinbar die Fehler mit zunehmendem Intervall wachsen, bei der Quint ihren H\u00f6hepunkt erreichen und dann wieder abfallen\u201c. Sokolowsky sieht den Grund in der temperierten Stimmung des Klaviers, an dem die Berufss\u00e4nger durchweg ihre Studien machen. W\u00fcrde dies stimmen, so m\u00fcfsten aber seine S\u00e4nger nat\u00fcrlich die gr\u00f6fsten Fehler dort machen, wo die Differenz zwischen dem reinen und dem temperierten Intervall am gr\u00f6fsten ist. Und das sind ja die kleine Terz, die grofse Terz und die grofse Sext. Sokolowsky aber findet, wenn er den mittleren Fehler berechnet, bei der kleinen Terz: 0,78 \u00b0/0, bei der grofsen Terz: 1,5%, bei der grofsen Sext: 1 %. Und diejenigen Intervalle,' die gerade die geringsten Unterschiede zwischen rein und temperiert zeigen, die Quart und Quint (mit je 2 cts.) ergeben bei ihm die gr\u00f6fsten Fehler, n\u00e4mlich bei der Quart: U25 /0, bei der Quint sogar 3,3%. Wenn diese paradoxen Resultate also keine Zufallsergebnisse sind \u2014 was ich bei insgesamt 4 Versuchen mit 3 Vpn. annehme \u2014 so stimmen sie nicht mit der Theorie, auf die Sokolowsky sie stellt. Auch die Berufung auf Helmholtz n\u00fctzt nichts. Wohl ist dieser grofse","page":240},{"file":"p0241.txt","language":"de","ocr_de":"Die Genauigkeit der Intonation beim Ges\u00e4nge\n241\nForscher schuld daran, dafs alle sp\u00e4teren auf ihn und seine Anschuldigung, die temperierte Stimmung verderbe das Geh\u00f6r, rekurrieren. Liest man aber (in der \u201eLehre von den Tonempfindungen\u201c im Text auf S. 526ff. sowie in der Beilage XVIII) genau nach, was er \u00fcber die \u201ejetzigen S\u00e4nger\u201c (sowie die nach der englischen Tonic-sol-Methode ausgebildeten Londoner S\u00e4nger) sagt, so gibt er bei dem mit einem Durakkord begleiteten Gesang selber \u201eeinen Spielraum von fast einem F\u00fcnfteil eines Halbtones, innerhalb dessen die Stimme herumirren kann, ohne gerade entschieden die Harmonie zu verlassen; oder wenn sie noch ein wenig h\u00f6her geht, als die Konsonanz mit der zu hohen (sc. temper.) Terz verlangt, oder ein wenig tiefer, als die Konsonanz mit der zu tiefen Quint verlangt, so wird der Wohlklang des Akkordes noch nicht gerade viel schlechter werden.\u201c Der F\u00fcnf teil eines Halbtones ist, nach Ellis\u2019 nunmehr allgemein angewendeter Cents-Bestimmung = 20 cts. Umgerechnet auf die Tonh\u00f6hen, um die es sich beim Gesang handelt, also etwa auf einen Ton der eingestrichenen Oktave mit 500 Schw., sind das 5,7 Schw. Oder in Prozent ausgedr\u00fcckt : 1,14 \u00b0/0. Diese Abweichung, die sogar Helmholtz als ein Minimum von Unauff\u00e4lligkeit ansieht, entspricht genau den Zahlen, die unsere Untersuchungen ergeben haben. Sie mufs daher f\u00fcr uns und gegen Sokolowsky angef\u00fchrt werden. Dafs kein einziger Autor diese Stelle bei Helmholtz richtig gedeutet hat, ist sehr verwunderlich. Berufen sich doch gerade viele Vertreter der \u201eRein-Intonier-Idee\u201c hierauf!\nDer dritte Fehler bei Sokolowsky endlich ist der, nur den mittleren Fehler jedes Versuches zu berechnen und aus allen Versuchen trotz der offensichtlich so starken Streuung ein Gesamtresultat zu errechnen, aus dem er dann Schl\u00fcsse zieht. Somit ergibt das Resultat aus seinen 4 Quintversuchen die seltsam hohe Abweichung, weil sich hier ein einmaliger grofser Destonierfehler einer Vp. in einem einzigen Versuch besonders stark in der Prozentrechnung auspr\u00e4gt. \u2014\nAuch der allerdings vorsichtig verklausulierte Schlufs, dafs erheblich h\u00e4ufiger destoniert wird, als distoniert, erkl\u00e4rt sich aus der kleinen Zahl der Versuche bei ungen\u00fcgender Beschreibung der Versuchsumst\u00e4nde. Meine Vp. 6 z. B. w\u00fcrde diese Annahme vollkommen widerlegen, da sie in 9 Versuchen immer distoniert hat; meine Vp. 5 hingegen destoniert auff\u00e4llig viel. \u2014 Im Ganzen w\u00fcrde die Statistik ergeben, dafs auf 42 F\u00e4lle von Zu-\n17\nZeitschrift f. Sinnesphysiol. 58.\tA '","page":241},{"file":"p0242.txt","language":"de","ocr_de":"242\nAlfred Guttmann\ntiefsingen 48 F\u00e4lle von Zuhochsingen bei unseren Versuchen zu registrieren sind.\nZusammengefafst : das paradoxe Resultat, dafs Sokolowskys Versuchspersonen die Tonh\u00f6hen viel besser treffen, als sie sie unterscheiden k\u00f6nnen, zeigt an, dafs hier ein Fehlschlufs vorliegen mufs.\n\u2022 \u2022\nEine andere Arbeit \u201eUber die Genauigkeit eines nachgesungenen Tones\u201c haben (nach Sokolowsky) Ke\u00e4ppella und Walle1 ver\u00f6ffentlicht. Sie haben 217 Versuche veranstaltet, auf 38 Vpn. verteilt, die sie in Gruppen (nach ihrer musikalisch-gesanglichen Bef\u00e4higung) einteilen. Die unterste Gruppe I enth\u00e4lt unge\u00fcbte, musikalisch minderbegabte, Gruppe II chorgesangliche Durchschnittskr\u00e4fte, Gruppe III ge\u00fcbte gute Chors\u00e4nger, Gruppe IV Chorgesangsdirigenten (als Gruppe V setzen sie \u2014 vergleichsweise 1 \u2014 Sokolowskys \u201eBerufss\u00e4nger\u201c ein, von denen sie voraussetzen, sie s\u00e4ngen \u201ereiner\u201c als diese vier Gruppen). Entsprechend der verschiedenen Qualifikation der Gruppen stellten sie qualitativ verschieden schwere Aufgaben, von Unison und der Oktave an bis zu dem Treffen aller T\u00f6ne der Dur-Skala zu einem gleichzeitig gegebenen Grundton (resp. chromatische Stufen in Gruppe IV); zur Versuchsanordnung benutzen sie die FuANKsche Herzton-Kapsel. Die reproduzierten Kurvenbilder sind ausgezeichnet; doch geben Verff. an, dafs die Einzelkurven recht kurz, etwa 20 bis \u201emehr als 101 Schw.\u201c enthalten. Und sie bemerken dazu, dafs infolgedessen der Fehler bei den meisten F\u00e4llen um \u201eh\u00f6chstens 0,5 %\u201c steigen k\u00f6nne. Betrachten wir unter Ber\u00fccksichtigung dieser Einschr\u00e4nkung der Verff. die gegebenen Tabellen von Gruppe III und IV.\nGruppe III (d. h. gute S\u00e4nger).\nPrimen\nSekunde\nTerz\nQuart1\nQuint\nSext\nSept.\nOktav\n11\tVersuche\t0 -1,9%\n11\tn\t0 -2,5%\n11\t,5\t0 \u20143,6%\n11\t\u2022J\t0,3-2,3%\n11\t\u00bb\t0\t2,5 %\n11\tT)\t0,2-4,6 %\n11\t,5\t0,1-4,7 %\n11\t\u00bb\t0 -2,7%\nDurchschn. 0,9\t%\n\u00bb\t1,5\t%\n\u00bb\t1,5\t%\n\u00bb\t0,9\t%\nr>\t1,2\t%\nr>\t1,7\t%\n\u00bb\t1,9\t%\n\u00ab\t1,9\t%\n1 W. Kerpella und D. F. Walle, Skandin. Archiv f. Physiologie 33. 1919.","page":242},{"file":"p0243.txt","language":"de","ocr_de":"Die Genauigkeit der Intonation beim Ges\u00e4nge\n243\nGruppe IV (Berufss\u00e4nger)\nUnison.\t6 Versuche\to -1,4%\tDurchschn.\t0,6 %\nkl. Sek.\t6 \u00ab\t0,1-2,8 %\tr>\t1,7%\ngr. Sek.\t6 \u00bb\t0 -1,7%\t51\t1,6 %\nkl. Terz\t6\t0,2-3,0 %\t55\t1,5%\ngr. Terz\t6\tn\t0,3-1,2%\t55\t0,7 %\nQuart\t6 \u00bb\t0,1-2,1%\t55\t1,0 %\nQuint\t6 \u00bb\t0 -0,6%\t5?\t0,4 %\nSext\t6 \u00bb\t0,9-2,1 %\t55\t1,4 %\nSept.\t6 \u201e\t0,1-1,2%\t55\t0,8 %\nOktav\t6\t0 -0,9%\t55\t0,4 %\n\u2022 \u2022\nMan erkennt beim \u00dcberblicken der Fehler-Durchschnitte sofort, dafs die Vergr\u00f6fserungsm\u00f6glichkeit des Fehlers um 0,5 \u00b0/0, von dem Verf. sprechen, die Resultate wesentlich verschlechtern w\u00fcrde; und zwar so, dafs sie gerade meinen Fehler-Durchschnittszahlen entspr\u00e4chen. Man bemerkt ferner, dafs beider Verteilung auf viele Intervalle und viele Vpn. nur je 6 resp. 11 Versuche auf ein Intervall kommen. Drittens: es ist nur ein mittler er Fehler ermittelt; die Schwankungen innerhalb jeder Intonation fallen also aus der Berechnung fort. Insofern ist ein direkter Vergleich mit meinen Versuchen nur summarisch m\u00f6glich. Und meine positiven Darlegungen \u00fcber die Notwendigkeit, die Versuche anders auszuwerten, werden hier im Negativen demonstriert. \u2014 Diese Untersuchung ist aber insofern von Bedeutung, als sie eine sehr notwendige Erg\u00e4nzung zu meinen Untersuchungen bildet. Interessante Folgerungen \u00fcber die Leistungsunterschiede der Gruppen ziehen VerfL : Der Gruppe II (den wenig guten Chors\u00e4ngern) bereitet die Quint, \u201ewie es scheint\u201c, etwas gr\u00f6fsere Schwierigkeiten als Terz und Oktave. Hier macht Gruppe II grofse Fehler, w\u00e4hrend Gruppe III (die guten Chors\u00e4nger), kleine Fehler macht, und Gruppe IV \u201efast fehlerfrei\u201c singt\u201c.1\nDiese Rangordnung leuchtet ein, wenn man sich vergegenw\u00e4rtigt, dafs die \u201eleere\u201c Quint f\u00fcr weniger musikalische ein komplizierteres Gebilde darstellt, als die \u201ebefriedigendere\u201c Terz (oder Oktave). Ich habe in der zitierten Arbeit, die leider Verff. entgangen zu sein scheint, mich \u00fcber dieses uns aus der Entwicklungsgeschichte des harmonischen Gef\u00fchls verst\u00e4ndliche Ph\u00e4nomen ausf\u00fchrlich verbreitet, und es zu erkl\u00e4ren gesucht. Bemerkt man dazu, dafs \u201eOperns\u00e4nger\u201c im Allgemeinen mehr durch Stimm-\n1 Die Verff. heben gleichfalls hervor, dafs Sokolowskys Gruppe (V), die Berufss\u00e4nger, bei der Quint \u201emerkw\u00fcrdigerweise die gr\u00f6fsten Fehler\u201c machen.\n17*","page":243},{"file":"p0244.txt","language":"de","ocr_de":"244\nAlfred Guttmann\nmaterial als durch musikalisches Geh\u00f6r zu ihrem Beruf veran-lafst werden, so versteht man auch, dafs sie f\u00fcr solche Leistungen h\u00f6chstens die gleiche Qualifikation besitzen wie diese Gruppe II. Stellen wir, entsprechend unserer \u201eRangliste\u201c, die Leistungen nach den einzelnen Intervallen zusammen:\nGruppe III (je\t11 Vers.)\tGruppe IV (je 6 Vers.)\t\n1. Prime\t0,9 %\t1. Quint\t0,4% (!)\n2. Quart\t0,9 %\t2. Oktav\t0,4 %\n3. Quint\t1,2 %\t3. Prim\t0,6% i\n4. Oktave\t1,3 %\t4. Terz (gr.)\t0,7%\t(!)\n5. Sek, (gr.)\t1,3 %\t5. Sept.\t0,8% \u2019\n6. Terz (gr.)\t1,5 %\t6. Quart\t1,0 %\n7. Sext. (gr.)\t1,7 %\t7. Sext. (gr.)\t1,4 %\n8. Sept, (gr.)\t1,9 %\t8. Terz (kl.)\t1,5 %\n\t\t9. Terz (gr.)\t1,6 %\n\t\t10. Sek. (kl.)\t1,7 %\nso ist diese Reihenfolge bei den beiden Gruppen doch so paradox, dafs sie kaum anders als durch die Zuf\u00e4lligkeiten einer zu geringen Zahl von Versuchen erkl\u00e4rbar sind.\nZusammenfassend stellen Verff. fest: die Gruppe IV sang im ganzen und grofsen etwas besser als (Sokolowsky) Gruppe V ; die Gruppe III (Amateur-Chors\u00e4nger) entsprach Gruppe V ; Gruppe II sang \u201eetwas weniger rein\u201c, die Differenz war jedoch \u201enur ziemlich gering\u201c (Gruppe I als absichtlich ausgew\u00e4hlte minderwertige Vp. scheidet f\u00fcr unsere Frage aus).\nDaraus folgern Verff.: \u201e\u00dcbung d\u00fcrfte auf die Reinheit des Gesanges einen ziemlich geringen Einflufs aus\u00fcben\u201c. Dieses scheint mir durch ihre Versuche noch nicht ganz erwiesen; immerhin ist es so vorsichtig formuliert, dafs man es gelten lassen kann, solange es sich um relativ einfache gesangliche\nLeistungen handelt.1 Im Kunstgesang hingegen (Schwellt\u00f6ne,\n\u2022 \u2022 ____________________\nRegisteranwendungen usw.) spielt \u00dcbung zweifellos eine Rolle. Noch vorsichtiger und zur\u00fcckhaltender ist die Stellungnahme Verff. zu der \u201eschwierigen Frage\u201c, ob die temperierte Stimmung des Klaviers (wie Helmholtz und nach ihm Sokolowsky annehmen) den Grund zum unreinen Intonieren bildet. Nach den Resultaten ihrer Gruppenversuche wollen Verff. es \u201ejedenfalls nicht als vollkommen sicher begr\u00fcndet ansehen, dafs die temperierte Stimmung einen so grofsen Schaden her vorruf en sollte\u201c. Wahrscheinlich w\u00e4re dieses Urteil weit entschiedener formuliert\n1 Vgl. auch meine Resultate, S. 216/217.","page":244},{"file":"p0245.txt","language":"de","ocr_de":"Die Genauigkeit der Intonation beim Ges\u00e4nge\n245\nworden, h\u00e4tten Verff. die zitierte Arbeit yon Schaefer und Gutt-mann nicht ebenfalls \u00fcbersehen und so die Unterschiedsempfindlichkeit des Ohres f\u00fcr viel h\u00f6her gehalten, als sie es ist. Denn sie st\u00fctzen sich nur auf Meyeiis Untersuchungen hier\u00fcber ; diese aber gelten, (wie in obiger Arbeit dargestellt), nur f\u00fcr sukzessive Geh\u00f6rreize und liefern viel bessere Resultate als bei simultan dargebotenen T\u00f6nen.\nSomit unterst\u00fctzt diese Arbeit \u2014 mutatis mutandis \u2014 unsere eigenen Ergebnisse.\nEine andere Arbeit, die quasi eine Fortsetzung meiner Untersuchungen auf dem Gebiet des Melodiesingens darstellt, stammt von Otto Abeaham. 1 Hier sind nun nicht Einzelt\u00f6ne, sondern musikalische Komplexe fixiert und bewertet. Abeaham hat 23 Phonogrammaufnahmen von mehreren Vpn. gemacht, die das Lied \u201eDeutschland, Deutschland \u00fcber alles\u201c singen mursten. Die einzelnen Tonh\u00f6hen wurden genau gemessen und in cents umgerechnet. Das Hauptergebnis \u2014 was unser Problem betrifft war, dafs sowohl die Primen, wie die Intervalle ganz ungenau gesungen wurden. Die Abweichungen stimmen vollst\u00e4ndig mit den von uns gewonnenen Zahlen \u00fcberein. So wird z. B. statt der gleichen Tonh\u00f6he um 52 cents zu hoch intoniert \u2014 das ist aber mehr als ein Viertelton ! So kommt auch Abeaham zu dem Resultat, dafs die Frage, ob rein, ob temperiert, keine Bedeutung hat angesichts der um so viel gr\u00f6fseren Fehlintonationen im Vergleich zu den minimalen Differenzen der beiden Stimmungen. \u201e .. alle wesentlichen Gesangsintervalle . . werden weder rein, noch temperiert gesungen\u201c. Er folgert, dafs wir \u201egr\u00fcndlich aufr\u00e4umen m\u00fcssen mit der immer wiederkehrenden Frage, ob temperierte oder reine Intervalle gesungen werden\u201c. Dafs seine Untersuchungen wesentlich schwerere Bedingungen setzen, als meine Laboratoriumsversuche, ist ihm klar. Er meint daher auch, dafs \u201eisolierte Intervalle bei besonders auf Reinheit gerichteter Aufmerksamkeit leidlich rein gesungen werden m\u00f6gen . Und selber nimmt als richtigen Fall noch an, wenn um 10 cents disto-niert oder destoniert wurde. Das ist nur die H\u00e4lfte des von Helmholtz als erlaubt angegebenen Umkreises und den aus meinen Versuchen sich ergebenden tats\u00e4chlichen Abweichungen. Abeaham hat also die Leistungsf\u00e4higkeit der Stimme im \u201eLa o\ni O. Abbaham, Tonometrisclie Untersuchungen an einem deutschen Volkslied, Psychol. Forschung 4. 1923.","page":245},{"file":"p0246.txt","language":"de","ocr_de":"246 Alfred Guttmann, Die Genauigkeit der Intonation beim Ges\u00e4nge\nratorinmsversuch\u201c noch weit \u00fcbersch\u00e4tzt.1 Abrahams Arbeit ist also eine sehr wertvolle Erg\u00e4nzung der meinigen. Und die Ergebnisse stimmen genau \u00fcberein. Da ich auch bei ihm eine der Vpn. war, kann ich zudem aus eigener Anschauung sagen, dafs auch ich die Aufgabe, diese Melodie ohne akkordliche instrumentale St\u00fctze zu singen, weit schwieriger fand, als das Singen eines Tones oder einer Melodie mit einem gleichzeitig dargebotenen Normalton.\nNun k\u00f6nnte man aber einwenden, dafs gerade f\u00fcr die menschliche Stimme andere Gesetze gelten, als z. B. f\u00fcr Instrumente, deren Tonh\u00f6hen sehr viel einfacher herzustellen sind, als der Gesangston, z. B. die Streichinstrumente. Dies konnte a priori theoretisch weder bewiesen, noch widerlegt werden. Und so ging ich im Fr\u00fchjahr 26 dazu \u00fcber, diese Versuche auf die in Betracht kommenden Instrumentalgruppen auszudehnen.\nAuch Stumpf, (Singen und Sprechen. Beitr. z. Akust u. Musik-wissensch. 9. Teil I) neigt der Ansicht zu, dafs die viel leichtere Aufgabe, eine Dreiklangmelodie, als ein so umfangreiches, affektverkn\u00fcpftes Lied zu singen, von \u201ekunstm\u00e4fsig geschulten S\u00e4ngern, die ihr Stimmorgan so in der Gewalt haben, dafs es ihren Intentionen jederzeit genau folgt\u201c mit geringeren Abweichungen von einer festen Stimmung erreicht werden solle; noch geringer w\u00e4re wahrscheinlich diese Abweichung bei guten Violinisten. Dafs die erste Annahme nicht zutrifft, zeigen unsere Versuche. Auf die Instrumentalintonation kommen wir in einer zweiten Arbeit zu sprechen.","page":246}],"identifier":"lit36105","issued":"1927","language":"de","pages":"209-246","startpages":"209","title":"Die Genauigkeit der Intonation beim Gesange","type":"Journal Article","volume":"58"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:52:55.713190+00:00"}

VL Library

Journal Article
Permalink (old)
http://vlp.uni-regensburg.de/library/journals.html?id=lit36105
Licence (for files):
Creative Commons Attribution-NonCommercial
cc-by-nc

Export

  • BibTeX
  • Dublin Core
  • JSON

Language:

© Universitätsbibliothek Regensburg | Imprint | Privacy policy | Contact | Icons by Font Awesome and Icons8 | Powered by Invenio & Zenodo