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Über Schallokalisation

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{"created":"2022-01-31T15:38:24.316498+00:00","id":"lit36108","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Doevenspeck, Hch.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 58: 308-321","fulltext":[{"file":"p0308.txt","language":"de","ocr_de":"308\n\u2022 \u2022\nUber Schallokalisation\nVon\nDr. Hch. Doevenspeck Mit 25 Abbildungen im Text\nInhaltsverzeichnis\nI.\tVorgeschichte und Problemstellung\nII.\tMethodik\nIII.\tVersuchsergebnisse\n1.\tEinzelschall\na)\tAusschaltung physikalischer Einfl\u00fcsse bei vertikaler Reizlage\nb)\tTreffer bei horizontaler bzw. vertikaler Reizdarbietung\nc)\t\u00dcber Reihenwirkung\nd)\tVom Einflufs des Gerichtetseins der Vpn.\ne)\tSubjektive Mitte\nf)\tZusammenfassung\n2.\tDoppelschall\na)\tErgebnisse bei Variation eines beweglichen Reizes zu einem fixen sowie wechselnden Reizpausen\nb)\tErgebnisse bei Variation beider Reize symmetrisch zur Nullachse und wechselnden Reizpausen\nc)\tDurchschnittstypen und Extreme\nd)\tZusammenfassung\nIV.\tSchlufs\nI. Vorgeschichte und Problemstellung1 2\nAls gesicherte Befunde bei der Wahrnehmung von Schallrichtungen bezeichnet E. von Hornbostel 2 folgende:\n1. Die RichtungsWahrnehmung ist zweiohrig sehr viel besser als einohrig.\n1\tDie Untersuchungen wurden im Psychologischen Institute der Universit\u00e4t Giefsen Sommer\u2014Herbst 1926 durchgef\u00fchrt. Es ist mir angenehme Pflicht, den Herren Prof. Dr. K. Koffka, zurzeit University of Wisconsin U. S. A., und Privatdozenten Dr. H. G. Hartgenbusch f\u00fcr ihre stete liebensw\u00fcrdige Hilfsbereitschaft warmen Dank abzustatten.\n2\tE. v. Hornbostel, Das r\u00e4umliche H\u00f6ren. Handbuch der normalen und pathologischen Physiologie, 11. Band, S. 602 ff. 1926.","page":308},{"file":"p0309.txt","language":"de","ocr_de":"Schallokalisa tion\n309\n2.\tDie Richtungswahrnehmung ist besser f\u00fcr Ger\u00e4usche als f\u00fcr Kl\u00e4nge oder gar f\u00fcr einfache T\u00f6ne.\n3.\tRechts und Links werden in der Regel nie verwechselt, Vorn und Hinten, Oben und Unten h\u00e4ufig.\n4.\tDie Richtungswahrnehmung ist hinsichtlich des Winkels, den die Richtung mit der Medianebene bildet, recht genau; die Genauigkeit nimmt von der Mitte zur Seite ab.\n5.\tEs k\u00f6nnen gleichzeitig die Richtungen verschiedener Sch\u00e4lle wahrgenommen werden.\n6.\tDie Genauigkeit der Richtungswahrnehmung ist unabh\u00e4ngig von der Entfernung der Schallquelle.\n7.\tDer Schall kann unter Umst\u00e4nden im Innern des Sch\u00e4dels erscheinen; dann ist aber die Richtungsbestimmung sehr erschwert.\nWir erfuhren durch v. Hornbostel unter 3., dafs rechts und links in der Regel keine Verwechselung erfahren, d. h. in der Horizontalen verh\u00e4ltnism\u00e4fsig gut lokalisiert wird. Ganz anders aber sollen die Ergebnisse bei vertikaler Lage der Schallquellen sein.\nII. Methodik\nExperimentiert wurde mit Einzel- und Doppelschallen (Knacken), deren r\u00e4umliche Lage und zeitliche Differenz, das letzte bei Doppelknacken, variiert wurden.\nEin HELMHOLTZ-Motor, der seinen Strom aus 2 Akkumulatoren erhielt, trieb bei allen Versuchen einen ScHUMANNschen Zeitsinnapparat mit 10 Umdrehungen in 25 Sekunden.\nDer Strom f\u00fcr die als Schallquellen dienenden Telephone wurde 5 hintereinander geschalteten Taschenlampenbatterien entnommen.\nDurch eine verbesserte PoHLsche Wippe war es m\u00f6glich, den Telephonstrom zu schliefsen und zu unterbrechen. Mit demselben Instrument konnte die zeitliche Aufeinanderfolge der Knacke beliebig angeordnet werden.\nUnsere Telephone wurden zuerst grob durch Ver\u00e4nderung des Membranabstandes, dann feiner durch Belastung der Membranen mit Wachskl\u00fcmpchen in der Schallqualit\u00e4t einander m\u00f6glichst \u00e4hnlich gemacht und w\u00e4hrend der Versuche gehalten. Dafs dies an sich ziemlich schwierig ist, wurde bereits in der KESTERschen\nArbeit erw\u00e4hnt.\n1 Paul Rester, Psychologische Forschung, Band 8, Heft 1/2, S. 76. 1926.","page":309},{"file":"p0310.txt","language":"de","ocr_de":"310\nHch. Doevenspeck\nManche Beobachter glaubten, z. B. selbst bei gleicher Reizpause eine Verschiedenheit der Schallqualit\u00e4t feststellen zu k\u00f6nnen. Schaltete man jedoch ohne Wissen der Vpn. (Versuchspersonen) zwei Stromkreise bzw. einen Stromkreis mit zwei Kontakten auf ein Telephon, so wurde die Behauptung aufrecht erhalten. Um festzustellen, ob diese Aussagen in den objektiven Versuchsbedingungen der physikalischen Reize begr\u00fcndet lagen, wurde folgendes Verfahren eingeschlagen. Ein Telephon erhielt durch zwei Kupferkontakte, die auf 90 bzw. 330\u00b0 der Skala des Zeitsinnapparates safsen, Stromst\u00f6fse zugef\u00fchrt, wobei optisch und akustisch darauf geachtet wurde, dafs die Feder beidemal die Kontakte gleichartig \u00fcberfuhr. Auf den Deckel des so erregten Telephons wurde\nAbbildung 1\n$\nzentrisch zur Sehall\u00f6ffnung ein kleines konisches R\u00f6hrchen aufgel\u00f6tet und durch einen kurzen Schlauch mit dem Membranschreiber eines Sphygmocardiographen (A.-G. James Jaquet, L\u00f6rrach-Baden) verbunden. Auf dem berufsten Papierstreifen, dessen photographische Wiedergabe (untere Kurve: Zeitmarkierung 1U Sek. ;\t\u2014 Laufrichtung des Streifens) Abbildung 1 bringt,\nzeigen sich in der oberen Kurve deutlich zwei Reaktionsst\u00e4rken der Telephonmembrane. Die somit festgestellte Verschiedenheit der Knacke desselben Telephons, unter sonst unver\u00e4nderten Bedingungen, kann nur dadurch hervorgerufen sein, dafs trotz sorgf\u00e4ltiger Einstellung der Feder bzw. der beiden Kupferkontakte die Schliefsungs- bzw. \u00d6ffnungsstr\u00f6me dennoch in beiden\nF\u00e4llen ungleich waren.\n\u2022 \u2022\nUm diesem Ubelstande abzuhelfen und konstantere Verh\u00e4ltnisse zu erzielen, wurde versuchsweise f\u00fcr eine Kupferschleiffl\u00e4che ein Metalln\u00e4pfchen mit Quecksilberkuppe aufgesetzt und am Dreharm des Zeitsinnapparates statt der Kupferfeder ein Platinstift befestigt. Zuerst w^aren die Knacke sch\u00e4rfer, enger Umrissen und konstanter. Dann aber bildete sich eine nicht zu","page":310},{"file":"p0311.txt","language":"de","ocr_de":"Schallokalisation\n311\nverhindernde Oxydhaut auf dem Quecksilber durch Einwirkung der Schliefsungs- und \u00d6ffnungsfunken aus, wodurch die Knacke schlechter, weil ungleichm\u00e4fsiger als die mit den Kupferkontakten erzeugten wurden.\nEinzelne Vpn. st\u00f6rte manchmal das leise Auf- und Ablaufen der Federn auf die Kontaktst\u00fccke bzw. von diesen. Jedoch war es aus r\u00e4umlichen R\u00fccksichten unm\u00f6glich, den Zeitsinnapparat nebst Motor in einem zweiten Zimmer unterzubringen. Da aber Gew\u00f6hnung der Vpn. eintrat, konnte auf eine Umgruppierung der Versuchsanordnung verzichtet werden.\nDie senkrechte F\u00fchrung der Telephone geschah durch besondere mittels Schn\u00fcren bewegbare Gleitst\u00fccke auf einem im Stativ stehenden Vierkantstab aus Messing (etwaiger induktiver Einfl\u00fcsse wegen). Die Stange besafs eine L\u00e4nge von 2,76 m, reichte fast dicht bis an den Fufsboden bzw. die Decke des Zimmers und war von der Mitte (\u201e0\u201c) ab nach oben und unten in je drei gleiche Teile geteilt mit den Markenbezeichnungen\n\u2014\t3 (tiefste Lage), \u20142 (46 cm vom Boden), \u20141 (92 cm \u00fcber \u20143), 0 (138 cm \u00fcber \u2014 3), +1 (184 cm \u00fcber \u2014 3), +2 (230 cm \u00fcber\n\u2014\t3), +3 (276 cm \u00fcber \u2014 3).\nDie Vpn. safsen 3 m vom Stative entfernt und zwar so, dafs ihre Ohrlochh\u00f6hen mit dem O-Punkt des Statives in einer horizontalen Ebene lagen. Bei den meisten Versuchen trugen die Vpn. einen Augenschirm, um zu vermeiden, dafs die Vpn. zuf\u00e4llig von der Lage der Telephone Kenntnis nahmen. Seitlich hinter den Vpn. hatte der Versuchsleiter seinen Platz, von dem er die Verschiebung der Telephone, die Bedienung des HELMHOLTZ-Motors\nund des Zeitsinnapparates vornahm.\nEs wurde darauf geachtet, dafs den Vpn. geringste M\u00f6glichkeit geboten war, aus den Bewegungsger\u00e4uschen der Apparatur auf irgendwelche Ver\u00e4nderungen der Telephonlagen schliefsen zu k\u00f6nnen. Die Verstellungen geschahen weitgehendst ger\u00e4uschlos, besonders als bei dem zweiten Teil der Versuche infolge der Witterung manchmal die Fenster geschlossen werden mufsten und so die Aufsenger\u00e4usche als Grund weggeschaltet wurden, die schleifenden Metallger\u00e4usche sowie etwaiges Anschl\u00e4gen der Telephonhalter in den Endstellungen h\u00e4tten zum unbeabsichtigten \u201eGerichtetsein\u201c f\u00fchren k\u00f6nnen. Bei Nichtver\u00e4nderungen wurden die Telephone mit Normalger\u00e4usch heraus- und praktisch ger\u00e4uschlos wieder in fragliche Stellung gezogen.","page":311},{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"312\nSch. Doevenspeck\nAlle Knacke bzw. jedes Knackpaar wurden rechtzeitig durch ein vorbereitendes \u201eJetzt\u201c angek\u00fcndigt. Die Reizdarbietung erfolgte nach M\u00f6glichkeit nur einmal, weil es sonst nach den KESTBEschen Feststellungen nicht ausgeschlossen ist, das gewisse Effekte verschwinden.\nDer Abstand zwischen zwei Reihen eines Doppelknackes wird gem\u00e4fs den Ablesungen auf der Kreisskala des Zeitsinnapparates in Graden statt in Sekunden angegeben; jener Umwandlung in Zeitmafse gibt nachstehende Zahlentafel.\nGrad\t10 1\t15\t20\t30\t45\nSek.\to O\t0,10\t0,14\t0,21 0,31\t\nGrad\t50\t55\t60\t80\t90\nSek.\t0,35\t0,38\t\t0,42\t0,56\t0,63\nEs stellte sich heraus, dafs das zuerst vorgesehene Zeigen\nSchallh\u00f6he mittels Arm und Stab aufserordentlich schwierig war. Zwischen sprachlicher Angabe und motorischer Leistung zeigten sich grofse Unterschiede. Die Vp. gab z. B. an, ein Schall liege auf -f- 1. Ihr ausgestreckter Arm wies aber etwa auf + 3 oder gar in eine von ihrer Ortsangabe noch mehr abweichende Richtung. Um dieser Schwierigkeit aus dem Wege zu gehen, beschr\u00e4nkte sich der Verf. auf Ortsangaben, f\u00fcr die der vor Versuchsbeginn eingepr\u00e4gte aufgeteilte Messingstab als Marsstab diente.\nDie Aussagen wurden in Kurvenbl\u00e4tter verzeichnet und insgesamt rund 150 Reihen mit etwa 3000 Einzelversuchen durch-* gef\u00fchrt.\nHeiz- und Ph\u00e4nomenalort liegen stets auf gleicher Ordinate. Eie zusammengeh\u00f6rigen ob- und' subjektiven Knacke werden durch Linienz\u00fcge verbunden; erstere sind stets d\u00fcnn, letztere stark ausgezogen. Diese in Verbindung mit dem zugeh\u00f6rigen Anfangs- und Endordinatenteil ergeben dann Gebilde, die als \u201eReiz-\u201c bzw. \u201eKnackfl\u00e4chen\u201c, \u201eobjektive Fl\u00e4chen\u201c, und andererseits als \u201eph\u00e4nomenale\u201c oder \u201esubjektive Fl\u00e4chen\u201c angesprochen werden.\nBeim Aus werten der Versuche zeigte es sich, dafs man punkt-m\u00e4fsig nicht vergleichen kann, sondern es ist zweckdienlich, mit Kurven- oder Fl\u00e4chentendenzen zu arbeiten.","page":312},{"file":"p0313.txt","language":"de","ocr_de":"Schallokalisation\n313\nIII. Yersuchsergebnisse\n1. Einzelschall\na) Ausschaltung physikalischer Einfl\u00fcsse hei vertikaler Reizlage\nBegonnen wurde mit Versuchen, in denen nur ein Schall der Vp. geboten wurde. Ihre Aufgabe bestand darin, den Ort dieses Schalles anzugeben.\nHierbei zeigten sich bei vertikaler K\u00f6rperhaltung der Vp. grofse Schwierigkeiten in der Lokalisation der Sch\u00e4lle. Objektive und ph\u00e4nomenale Orte wichen derart voneinander ab, dafs man an physikalische Einfl\u00fcsse des Raumes denken mufste.\nUm nun hier eindeutig zu kl\u00e4ren, ob solche Fehlangaben vom akustischen Verhalten des Raumes oder der Vertikalhaltung der Vpn. herr\u00fchrten, wurden diesen zuerst Knacke verschiedener H\u00f6henlage einmal im Sitzen und anschliefsend im Liegen \u2014 der Nullpunkt befand sich in der Medianebene der Vp. vor deren Nasenwurzel \u2014 zur Wahrnehmung gegeben, in letzteren F\u00e4llen also k\u00fcnstlich die Bedingungen der horizontalen Lokalisation hergestellt. Sofort traten richtigere Angaben ein, die zudem wesentlich schneller erfolgten und nach den Aussagen der Vpn. leichter zu machen waren.\nAlso r\u00fchrten die oben skizzierten Schwierigkeiten lediglich von der Vertikalstellung der Telephone her, denen die Vpn ebenfalls vertikal gegen\u00fcbersafsen, nicht jedoch von Einfl\u00fcssen des Raumes, in dem ja von Kestek die Lokalisation horizontal ver\u00e4nderte Schallreize und -reizpaare mit Erfolg ausgef\u00fchrt wurde.\nb) Treffer hei horizontaler hzw. vertikaler Reizdarbietung\nDer Linienzug der ph\u00e4nomenalen Orte schmiegt sich in Abbildung 2, bei deren Aufnahme die Vp. lag, und zwar auf das Stativ gesehen mit dem Kopfe zur linken Seite, bei der Vp. \u201eMx\u201c ziemlich genau an die Kurve der objektiven Stellungspunkte des Telephons an.\nDie vorhandenen unter einer Mafseinheit (das ist z. B. 0 bis -f- 1) bleibenden Abweichungen scheiden infolge der schwierigen, aber m\u00f6glichst auf Dezimeter gegebenen Sch\u00e4tzungen, als Versuchsfehler aus.\nBei den Messungen zu den Kurven gem\u00e4fs Abbildung 3 lag die Vp. mit den Kopfe \u2014 vom Versuchsleiter aus gesehen \u2014 rechts, im Gegensatz zur vorherigen Linkslage. Hier liegen","page":313},{"file":"p0314.txt","language":"de","ocr_de":"314\nHeh. Doevenspeck\nebenfalls objektive und subjektive Kurve praktisch zusammen. Ein weiterer, wenn auch kleiner Beweis f\u00fcr die Feststellungen besonders von v. Hornbostel und Wertheimer 1, dafs die Wahrnehmung der seitlichen Richtungen isolierter Sch\u00e4lle zu unseren besten Sinnesleistungen geh\u00f6rt. Gleichg\u00fcltig, ob die objektive Kurve von einem Extrem ins andere f\u00e4llt, ob sie stetig oder gebrochen ist, also eine gewisse Reihenwirkung im vorletzten Falle eintreten k\u00f6nnte : die ph\u00e4nomenale Linie folgt ziemlich unbeirrt.\nEin ganz anderes Bild ergibt sich jedoch sobald die gleiche Vp. sitzt (Abb. 4). Die subjektive Kurve liegt bis auf Versuch 7 \u2022\u00fcber der objektiven. Nur dreimal (Versuch 3, 12, 13) fallen objektive und ph\u00e4nomenale Punkte zusammen. Hohe Stellung (+ 3) des Telephons f\u00fchrt zu der tieferen Angabe -f- 2. Sonst erscheinen objektive Ausschl\u00e4ge durchweg subjektiv wieder, d. h. beide Kurven verlaufen in gewissen Grenzen parallel. Die subjektive Kurve liegt jedoch h\u00f6her als die objektive. Die Ergebnisse des Vergleiches sind so klar, dafs es zur Kontrolle nicht erforderlich war, den Telephontr\u00e4ger horizontal auf Ohrh\u00f6he der sitzenden Vp. zu legen und so zu untersuchen.\nc) \u00dcber Eeihenwirlcung\nFr\u00fchere Lokalisationen schienen sich (Abb. 4) bei den Versuchen 6 zu 7 und 12 zu 13 als auf steigende, in den Versuchen 3 zu 4 zu 5 als fallende Tendenz der subjektiven Kurve wiederspiegeln zu k\u00f6nnen.\nDies f\u00fchrte zu Untersuchungen \u00fcber die Wirkung ungebrochener auf- bzw. absteigender Reihen. Auf jene lassen sich aus Typen gem\u00e4fs Abbildung 5 und 6 noch keine eindeutigen Schl\u00fcsse ziehen. Die subjektiven Linienz\u00fcge liegen charakteristisch unter den objektiven Kurven, wenn man das nur in jeder Abbildung einmal auftretende Beieinanderliegen eines subjektiven und objektiven Punktes (Versuch 1) hier als \u201eunten\u201c liegend f\u00fcr den subjektiven Punkt anspricht.\nKester verwandte in seinen Versuchen auch Reihen, stellte jedoch spezifische Reihenwirkungen nicht fest. Gleiches zeigte sich hier bei Vertikalsch\u00e4llen sowohl bei allgemeiner auf- (Abb. 7) oder absteigender (Abb. 8) Tendenz. Im ersteren Falle folgt die\n1 E. y. Hornbostel u. M. Wertheimer, Sitzungsberichte der Preufsi-schen Akademie der Wissenschaften 20, S. 388, 1920.","page":314},{"file":"p0315.txt","language":"de","ocr_de":"Schallokalisation\n315\nAbbildungen 2\u201413","page":315},{"file":"p0316.txt","language":"de","ocr_de":"316\nSch. Doevenspeck\nobjektive Kurve der ph\u00e4nomenalen und zwar nacheilend bei deren Aufstiege, erreicht versp\u00e4tet die Nullage, beginnt den stetigen Aufstieg verz\u00f6gert, kommt nachhinkend an die H\u00f6chststellung, um aus dieser fr\u00fchzeitiger sowie st\u00e4rker abzufallen und wieder aufzusteigen. Nach den kritischen Wendepunkten der subjektiven Kurve (4, 10, 13) tritt keine Reihenwirkung auf. Die Verlegung des subjektiven Punktes (+1; bei Versuch 7) tiefer auf 0 r\u00fchrt vielleicht daher, dafs der bereits viermal gebotene gleiche Reiz zum \u201eKleben\u201c veranlafst. Jedoch kann dieser Fall, welcher in s\u00e4mtlichen Gruppen vereinzelt auftrat, nur als Ausnahme verbucht werden. Das anscheinend gegenteilige Ergebnis des Versuches steht in Wirklichkeit auch mit fr\u00fcheren Feststellungen nicht im Widerspruche: denn so bestimmt ist die subjektive Kurve nicht an die objektive gebunden, dafs eine Verschiebung der objektiven um eine Mafseinheit in der subjektiven stets zum Ausdruck k\u00e4me. Dies wird auch durch die absteigende Reihe der Abbildung 8 der gleichen sowie die beiden Versuche nach Abbildung 9 und 10 mit einer anderen Vp. erh\u00e4rtet.\nNach den beidemal in Frage kommenden Versuchspunkten 4, 7, 10, 13, 14 zeigt (Abb. 7) sich keinerlei Tendenz, die fr\u00fchere Richtung beizubehalten.\nAllgemein werden sehr hohe Lagen oft hinauf-, Tiefstellungen heruntergezogen ; die subjektiven Kurven zeigen also das Bestreben, um die Mittellage zu pendeln und extremen Herausfall aus der Mittellage zu vermeiden.\nDie Abbildung 11, in der der Vp. einmal ein absteigender, sp\u00e4ter ein aufsteigender Reiz geboten wurde, sowie die graphische Verzeichnung Abbildung 12 der subjektiven Punkte f\u00fcr einen objektiv zuerst regelm\u00e4fsig steigenden, dann fallenden Knack sind ein weiterer Beweis.\nd) Vom Einflu\u00df des Gerichtetseins der Vpn.\nAls Ursache f\u00fcr das Verlegen der subjektiven Kurve nach oben oder unten k\u00f6nnte man an einen gewissen Tonus der Augenhaltung denken, ein \u201eGerichtetsein\u201c. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dafs scharf und gewaltsam nach unten oder oben (links oder rechts \u2014 bei seitlichen Lokalisationen) gedrehte Augenachsen auch die Lokalisation der Sch\u00e4lle ver\u00e4ndert. Deshalb wurden auch in dieser Richtung Versuche angestellt.\nTats\u00e4chlich zeigten sich derartige Wirkungen, wie anstatt","page":316},{"file":"p0317.txt","language":"de","ocr_de":"Schallokalisation\n317\n17p Z 3 0 5 6 7 3 9 f0.1 Vers2\t3\n90\u00b0 BO \u20ac0 35 50 75 30 20 75 70\n30 60 55 SO 75 30 ZO 15 1090\u00b0SO 60 55 SO 73 30 20 75 7090\u00b080 60 55 50 96 30 20 ff 70\no0\u00b0 00 60 55 SO 15 30 20 15 10$0\u00b060 60 55 50 15 30 20 15 W30\u00b0\u00d60 60 55 SO 15 30 20 73 fO\nAbbildung 14\u201425","page":317},{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"318\nHch. Doevenspeck\nvieler die Abbildungen 13 und besonders 14 zeigen. Bei Gerichtetsein nach unten liegt die subjektive Kurve relativ tief, ohne an allen Punkten jedoch die objektive Tieflage zu erreichen, im entgegengesetzten Falle, d. h. bei Gerichtetsein nach oben, sehr viel h\u00f6her zur objektiven Linie, die in Abbildung 13 und 14 \u00fcberhaupt nur einmal und zwar jeweils im Punkte 7 unterschritten wird.\nAls Folgerung f\u00fcr die weiteren Untersuchungen ergab sich aus obigen Feststellungen die Anweisung an die Vpn., bei den Beobachtungen ein ausgepr\u00e4gtes Gerichtetsein auf irgendeine Raumzone zu vermeiden.\ne)\tSubjektive Mitten\nDie oben behandelte Verlagerung der subjektiven Kurve f\u00fchrte noch zu Versuchen, die Vp. ein Telephon auf die H\u00f6he ihrer Ohr\u00f6ffnungen durch eigenes Kommando einstellen zu lassen, wobei die objektive Reizlage mehrfach zwischen der unter den Versuchsbedingungen m\u00f6glichen Extremen ohne bestimmte Regel variiert wurde. So ergab sich Abbildung 15.\nDie Vpn. verlegen also in den meisten F\u00e4llen ihre subjektive Mitte \u00fcber die objektive Mittellage. In wenigen F\u00e4llen tritt das umgekehrte Verhalten ein. Aufserdem wird bei Verlagerung nach oben die subjektive Mitte um ein gr\u00f6fseres Mafs verschoben als bei Verlagerung nach unten.\nf)\tZusammenfassung\nHinsichtlich der Wahrnehmung einzelner in der vertikalen variierter Sch\u00e4lle kommt man also zu folgenden Feststellungen:\n1.\tObjektive und subjektive Kurve verlaufen (bei weitz\u00fcgigerer Auslegung) parallel.\n2.\tObjektive Tiefstlagen werden sehr erh\u00f6ht, H\u00f6chststellungen weniger vertieft wahrgenommen; das bevorzugte Gebiet erstreckt sich ein wenig \u00fcber die objektive Mittellage. Dies pafst zu dem bei der Bestimmung der subjektiven Mittellage gefundenen Ergebnisse, dafs f\u00fcr die meisten Vpn. die subjektive Mitte \u00fcber der objektiven liegt.\nBeide Resultate zusammengefafst, besagen also, wie sich ira Einzelfalle an den Kurven nachweisen l\u00e4fst, dafs die Vpn. dahin neigen, um ihre subjektive Mittellage zu pendeln und zwar mit Tendenz nach oben.","page":318},{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"Schallokalisation\n319\n3.\tReihenwirkung tritt auch bei senkrecht ver\u00e4nderten Knacken \u2014 wie bei horizontalen bereits festgestellt \u2014 nicht auf.\n4.\tGerichtetsein\u201c nach oben oder unten wirkt gleichzeitig auf die subjektive Kurve und zwar im ersten Falle st\u00e4rker, im zweiten schw\u00e4cher.\n2. Doppelschall.\na)\tErgebnisse bei Variation eines beiveglichen Heises su einem fixen\nbei ivechselnden Heispausen\nZuerst stand ein Telephon fest, w\u00e4hrend in der gleichen Reihe das zweite Telephon seine Lage von Versuch zu Versuch auf- bzw. absteigend in regelm\u00e4fsigen Abst\u00e4nden \u00e4nderte. Die Pause zwischen den Knacken wechselte innerhalb einer Reihe nicht, wurde jedoch vom H\u00f6chstwerte 90\u00b0 bei der ersten kleiner\nbis zu 10\u00b0 bei der letzten Reihe.\nAus allen Reihen ergibt sich, dafs die Reizpause einen wesentlichen Einflufs auf die Wahrnehmung der Knacke aus\u00fcbt. Bei verringerten Zeiten n\u00e4hern sich die subjektiven und objektiven Kurven sehr stark aneinander, um schliefslich bei kleinsten Zeiten fast an denselben Ort verlegt zu werden.\nBei Reihen mit 90\u00b0 Pause (Abb. 16) ist das objektive Knackfeld fast dem subjektiven eingeschrieben, dessem Umrisse sich das Objektive bei 30\u00b0 (Abb. 17) schon beinahe ganz und ab 15\u00b0 sogar vollkommen einf\u00fcgt (Abb. 18).\nJe k\u00fcrzer die zeitliche Folge beider Knacke, um so mehr verkleinern sich die objektiven Abst\u00e4nde und zwar schneller bei H\u00f6chst- und Tiefstlagen. Bei ganz kurzer Reizfolge schliefslich werden die weitest auseinander liegenden Knacke dicht zusammen lokalisiert.\nb)\tErgebnisse bei Variation beider Heise symmetrisch sur Nullachse\nund wechselnden Heispausen\nBei den n\u00e4chsten Versuchen behielten beide symmetrisch zueinander stehenden Telephone w\u00e4hrend einer Reihe ihre Lage bei, w\u00e4hrend die Reizpause von Versuch zu Versuch verringert\nwurde.\nDie objektiven Orte liegen meistens tiefer bzw. h\u00f6her als die subjektiven, so dafs das objektive Feld hier stets Rechteckfl\u00e4che \u2014 das subjektive Gebiet einschliefst (Abb. 19).","page":319},{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"320\nHch. Doevenspeck\nWie bei fr\u00fcheren Versuchen schon festgestellt, werden auch hier allgemein Tiefstlagen \u2014 besonders bei kurzer Reizpause \u2014 hinauf-, H\u00f6chstlagen herabgezogen.\nJe weniger weit entfernt die Telephone auseinander stehen, desto enger erfolgt durchweg die Lokalisation und zwar dies wiederum um so mehr, je k\u00fcrzer die Reizpause ist.\nAbweichend und auffallend ist die Parallelit\u00e4t des fast horizontalen Verlaufes \u2014 unterer Schall durchweg nach oben, oberer nach unten verlegt \u2014 der subjektiven Linienz\u00fcge, welche sich bei einer Vp. stets zeigte und als typisch angesprochen werden mufs (Abb. 20).\nAuch die Wahrnehmungen der anderen Vpn. f\u00fchrten zu Kurven, die f\u00fcr jede Vp. so charakteristisch sind, dafs man aus einer grofsen Anzahl von Reihen die von einer Vp. herr\u00fchrenden Linienz\u00fcge ohne Schwierigkeit herauszuholen vermag.\nc) Durchschnittstypen und Extreme\nAllgemein scheinen 2 ausgesprochene Typen vorzuliegen, die an Hand von 32 Reihen zu je 10 Versuchen betrachtet wurden.\nAus den Abbildungen 21, 22, 23 z. B. ergibt sich der Punkt der Lokalisation als deutlich resultierend aus der objektiven Lage der Telephone und der Reizpause. Je k\u00fcrzer \u2014 durchweg \u2014 diese und je enger beisammen die Telephone, desto mehr n\u00e4hern sich \u2014 allerdings nacheilend \u2014 die subjektiven Linienz\u00fcge, die insgesamt bei 15\u00b0 nur zweimal nicht, bei 10\u00b0 st\u00e4ndig zusammenfielen. Die subjektiven Fl\u00e4chen sind ober- und unterhalb der Nullinie ziemlich symmetrisch. Bei dichter Zusammenlage der Telephone pendeln die subjektiven Kurven um die Nullinie. Die subjektive Fl\u00e4che nimmt entsprechend der objektiven \u2014 wenn auch nachhinkend \u2014 ab. Erst bei der Telephonstellung 0/0 wuchs die subjektive Fl\u00e4che weit \u00fcber die objektive hinaus und zwar bis -f-1,5 \u2014 2.\nAbweichende Ergebnisse bringt die Vp. des anderen Extrems gem\u00e4fs den Abbildungen 24 und 25. Die subjektive Fl\u00e4che liegt fast stets innerhalb der objektiven; selbst kleinste Reizpausen verm\u00f6gen den subjektiven Telephonabstand nicht zu ver\u00e4ndern. Die subjektiven Fl\u00e4chen stellen bei dieser Vp. Rechtecke dar, deren Begrenzungslinie oben maximal etwa die -j- 1, unten die \u2014 1 Linie bildet.\nZwischen diesen Extremtypen liegen alle anderen mit ver-","page":320},{"file":"p0321.txt","language":"de","ocr_de":"Schallokalisation\n321\nschieden breiten subjektiven Fl\u00e4chen, deren horizontale Mittellinien zudem nach oben oder unten tendieren.\nd) Zusammenfassung\nBei zwei r\u00e4umlich bzw. zeitlich im Abstande ver\u00e4nderten Sch\u00e4llen lassen sich zwei extreme Typen der Vpn. unterscheiden,\na)\tderen einer auf den r\u00e4umlichen und zeitlichen Abstand der Sch\u00e4lle \u2014 auf ersteren manchmal, letzteren meistens \u2014 reagiert; sie verlegt objektive Hoch- und Tieflage bisweilen zu Beginn der Reihe, stets aber bei kurzer Reizpause hinab bzw. herauf,\nb)\tw\u00e4hrend der andere objektive Hoch- bzw. Tieflagen erniedrigt bzw. erh\u00f6ht ohne R\u00fcckwirkung der Reizpause.\nIY. Schlu\u00df\nBemerkt werden mufs noch, dafs manche der angestellten Versuche biologische Ausnahmef\u00e4lle darstellen. Unter nat\u00fcrlichen Bedingungen wird ein Ger\u00e4usch meist nicht in der Medianebene des Kopfes auftreten oder ein Knackpaar symmetrisch zur Eingangsh\u00f6he der Ohren in der Kopfmediane und dazu noch so liegen, dafs der untere und obere Knack gleichm\u00e4fsig durch Kopf- bzw. Ohrpartien (vgl. v. Hornbostel) abgeschattet werden. Letzterer Fall tritt bei den Versuchen, welche hier in drei Meter Entfernung von der Quelle der Sch\u00e4lle vorgenommen wurden, allerdings auch nur dann auf, wenn diese in den Grenzen -f- 1 \u2014 1 liegen.\nSt\u00e4rke und Farbe eines Schalles werden aber nach v. Hornbostel durch die jeweilige Lage des Sch\u00e4dels bzw. der Ohrmuscheln beeinflufst und die so entstehenden Kriterien belehren den Normalen \u00fcber vorn und hinten, oben und unten, wie sich aus \u00e4lteren und neueren Beobachtungen ergab. Durch die Fixierung des Kopfes der Vpn. wird oft die nat\u00fcrliche Feststellung der Lage eines Schalles, die meistens bei oder durch Kopfbewegungen erfolgt, verhindert.\n\u25a0Zeitschr. f. Sinnesphysiol. 58.\n22","page":321}],"identifier":"lit36108","issued":"1927","language":"de","pages":"308-321","startpages":"308","title":"\u00dcber Schallokalisation","type":"Journal Article","volume":"58"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:38:24.316504+00:00"}

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