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{"created":"2022-01-31T13:45:33.322844+00:00","id":"lit36196","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Marbe, Karl","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 12: 62-63","fulltext":[{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"Kleinere Mitteilungen.\nNeue Methode zur Herstellung homogener grauer Fl\u00e4chen\nvon verschiedener Helligkeit.\nYon\nKael Maebe.\nBei psychophysisch-optischen Versuchen bedarf man h\u00e4ufig grauer Fl\u00e4chen von verschiedener Helligkeit. Um dieselben herzustellen, bedient man sich gew\u00f6hnlich des Farbenkreisels, auf dem man eine schwarze und eine weifse Scheibe (nach Maxwell) in beliebigem Verh\u00e4ltnis miteinander kombinieren und so durch Rotation beliebige zwischen Schwarz und Weifs liegende Helligkeiten erzeugen kann.\nDiese Methode der Herstellung grauer Fl\u00e4chen ist aber dann sehr unpraktisch und oft unm\u00f6glich, wenn man den zu ben\u00fctzenden Fl\u00e4chen eine andere als die Kreisform geben mufs. Und sie ist ausgeschlossen, wenn man Untersuchungen \u00fcber die Abh\u00e4ngigkeit der f\u00fcr die Entstehung konstanter Empfindungen erforderlichen Successionsgeschwindigkeit der Reize einerseits von den Helligkeitsunterschieden der Reize andererseits anstellen will: denn in diesem Fall kann man die zu pr\u00fcfenden Reize selbst nat\u00fcrlich nicht auch durch intermittierendes Licht erzeugen.\nEs giebt also F\u00e4lle, in welchen homogene graue Papiere von verschiedener Helligkeit thats\u00e4chlich von Nutzen sind. Es liegt nun nahe, diese Fl\u00e4chen einfach mit dem Pinsel herzustellen durch entsprechend gemischte Pigmente.\nIndessen ist es schwer und m\u00fchsam und f\u00fcr eine grofse Zahl von Personen geradezu unm\u00f6glich, auf diese Weise zu wirklich homogenen Fl\u00e4chen zu gelangen. Ich habe daher auf photographischem Wege eine Reihe von verschieden hellen Papieren hersteilen lassen, indem ich St\u00fccke aus Chlorsilberpositivpapier verschieden lange Zeit in Kopierrahmen dem diffusen Tageslicht aussetzen und dann fixieren liefs.\nMan erh\u00e4lt auf diese Weise sch\u00f6ne, homogene Fl\u00e4chen-, kleine Ungleichheiten k\u00f6nnen durch Retouchieren beseitigt werden. Aber die mittleren Stufen erscheinen stark und verschieden gef\u00e4rbt, w\u00e4hrend die Farbigkeit nach Weifs und Schwarz zu abnimmt. Wird das Chlorsilber-","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"Kleinere Mitteilungen.\n63\nPositivpapier vor dem Fixieren im Goldbad get\u00f6nt, so erh\u00e4lt man wohl weniger gef\u00e4rbte, aber immer noch deutlich verschiedenfarbige Fl\u00e4chen.\nDies ist nat\u00fcrlich ein grofser Mangel, da man ja mit Hilfe solcher Papierkollektionen nur Helligkeits-, nicht auch S\u00e4ttigungsunterschiede erzeugen will. Weniger schlimm, weil konstant, w\u00e4re der Fehler, wenn alle Stufen gleichm\u00e4fsig gef\u00e4rbt w\u00e4ren. Solche in den einzelnen Stufen subjektiv gleich stark gef\u00e4rbte, gleich ges\u00e4ttigte Fl\u00e4chen suchte ich, jedoch ohne Erfolg, mit verschiedenen Sorten farbigen Kohlenpapiers herzustellen.\nEndlich habe ich, und zwar mit Vorteil, das englische Platinpapier angewandt. Ich liefs viele St\u00fccke verschieden lang exponieren und dann in verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure fixieren. Die auf diesem Wege gewonnenen Pigmente erscheinen, auf einem weifsen Hintergrund gesehen, vollkommen farblos: die Farbigkeit liegt, wenn sie auf einer weifsen Fl\u00e4che gesehen werden, unter der Schwelle.\nBei blauem Himmel, in den Vormittagsstunden, betr\u00e4gt die Expositionszeit zur Herstellung m\u00f6glichst dunklen Papieres ungef\u00e4hr 13 Minuten. Bei zu langem Exponieren werden die Papiere solarisiert, d. h. gl\u00e4nzend und wieder heller.\nEs ist mir gelungen, ca. 40 verschiedene Helligkeitsstufen herzustellen, und ich habe dieselben mit Vorteil bei Untersuchungen \u00fcber intermittierende Gesichtsreize verwandt. In meiner Kollektion verh\u00e4lt sich die Helligkeit des am l\u00e4ngsten exponierten (d. i. schwarzen) Papiers zu derjenigen des gar nicht exponierten (d. i. weifsen) ungef\u00e4hr wie 1 : 13. Dieses Verh\u00e4ltnis wurde mittelst des freilich nicht sehr genauen KiRSCHMANNschen Photometers 1 festgestellt.\nDafs die so hergestellten farblos erscheinenden Fl\u00e4chen nicht immer blofs farbloses Licht reflektieren, ergiebt sich daraus, dafs es nicht immer gelingt, jede Stufe der Kollektion auch durch Mischung zweier anderen Stufen zu erreichen : die durch Mischung auf dem Farbenkreisel erzeugte Stufe unterscheidet sich in vielen F\u00e4llen (auch bei gleicher Helligkeit) von derjenigen der Kollektion, welcher man sie gleich machen will : die Farbent\u00f6ne der beiden zu vergleichenden Fl\u00e4chen treten bei gleicher Helligkeit dieser Fl\u00e4chen h\u00e4ufig \u00fcber die Schwelle. Dieser Mangel d\u00fcrfte indessen;, praktisch von geringer Bedeutung sein.\nGanze Kollektionen solcher Papiere, sowie einzelne Exemplare sind., bei Herrn Photograph Glock in W\u00fcrzburg, Kaiserstrafse No. 9, zu haben. Ein St\u00fcck in Rechteckformat (16 zu 24 cm grofs) kostet c. 65 /$. Da das Herstellungsverfahren sehr einfach ist, so k\u00f6nnen die Papiere auch von jedem mit der photographischen Technik vertrauten Gelehrten selbst leicht hergestellt werden. Mit der Technik vertraute Personen w\u00fcrden \u00fcbrigens zur weiteren Vervollkommnung des Verfahrens geeigneter sein als ich.\nBei den neueren Fortschritten der Farbenphotographie ist es m\u00f6glich, dafs man auf einem dem beschriebenen analogen Wege auch beliebig vieleverschiedene Helligkeitsstufen ein und desselben Farbentones herstellen kann...\n1 Philos. Stud. Bd. V. p. 292 ff.","page":63}],"identifier":"lit36196","issued":"1896","language":"de","pages":"62-63","startpages":"62","title":"Kleinere Mitteilungen: Neue Methode zur Herstellung homogener grauer Fl\u00e4chen von verschiedener Helligkeit","type":"Journal Article","volume":"12"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:45:33.322849+00:00"}