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{"created":"2022-01-31T16:42:24.260758+00:00","id":"lit36219","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Barth, P.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 18: 175-176","fulltext":[{"file":"p0175.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\n175\nJose Agarophobie durch Schwindel entstehen im AmscMuls an Malaria. Aehn lichee eonstattrt\u00a9 er auch bei anderen Personen. Umpfbnbach.\nLowio Bbbj\u0153r. \u00a71 ifilili - iitriiii ill Pififciiei. St. Louis Medical Society. November 14, 1896.\nVerf. beobachtete im Anschlufs an einen Wirbelsturm, der im Mai 1896 \u20188t Loots heimsuchte, eine Anzahl Neurosen und Psychosen, die im Ganzen pofse Aehnlichkeit zeigten mit den nach Eisenbahnungl\u00fccken auftretenden St\u00f6rungen des Nervensystems. Es handelt sieh meist um File von Hysterie und traumatischer Neurasthenie. Pr\u00e4disposition liefe sich fast immer nach weisen. Die Psychosen \u2014 meist vor\u00fcbergehende Verwirrtheitszust\u00e4nde \u2014 kamen viel weniger zur Beobachtung. L\u00fcckerath (Bonn).\nFredehc Heaidir. ii itilpli ef 131 laie Grluin\u00e4le Lunatics. Tke Joum. of ment sci-ence. January 1898.\nH\u201e beobachtete innerhalb 12 Jahren 131 geisteskranke Verbrecher, welche aus dem Gef\u00e4ngnis In die Irrenanstalt (West Siding Asylum, Wakefield) \u00fcbergef\u00fchrt werden mufsten. Darunter waren nicht weniger als 19 von .Kindheit an abnorm, reap, geisteskrank, also 14%, \u2014 w\u00e4hrend dies\u00a9 Sorte von Menschen bei den nicht verbrecherischen Geisteskranken des Asyls zur Zeit nicht 7% erreichten. Auffallend hoch ist die Zahl der Paralytiker, n\u00e4mlich 36, also 28 \u00b0/01 Als Ursache der Krankheit wird in 86 Fallen Trunksucht angegeben, Erblichkeit nur in 20 F\u00e4llen, Lues 23. In 22 Fallen fanden sich Anomalien des Sch\u00e4dels (Asymmetrie, Hydrocephalus, M'ikrocephalie), in weiteren 22 F\u00e4llen sonstige Stigmata degenera-tionie, wie mfisgestaltete Ohren, Strabismus, Sprachfehler, k\u00f6rperliche Mifsbildungen u. e, w,\tUmpfenbach.\n8cmo Siuhxlb. Psychologie des Auflaufs und der lassenverbrecheii. Autori-iirte deutsche TJebersetzung von Dr. Ha^s K\u00fcbella. Dresden u. Leipzig, Reifsner. 1897. XI und 216 S.\nSigjhele geht von der These Spencers aus, dafs der Charakter eines Aggregats durch di\u00a9 Charakter\u00a9 der Einheiten bedingt sei. Diese These ist nur richtig, wenn man \u201ebedingt\u201c w\u00f6rtlich und streng als \u201ezum Theil verursacht\u201c auffafst, Sie ist falsch, wenn \u201ebedingt\u201c nach freierem Sprachgebrauch\u00a9 = \u201everursacht\u201c Bein soll, SiGHEiiE findet sie richtig, doch mit einer Ausnahme, dafs sie almlich f\u00fcr Aggregate von Menschen, sowohl zuf\u00e4llige als organiairte, nicht gelte, da diese vielmehr andere Eigenschaften als ihre Einheiten zeigten.\nUnd zwar, was die geistigen F\u00e4higkeiten der Einheiten betrifft, so werden sie nach S. durch die Ansammlung vieler vermindert. Er treibt mit Nordau diesen Satz bis zu der Paradoxie, dafs eine Versammlung von 20 oder 30 Menschen wie Goethe, Kamt, Hili\u0153oltz, Shakespeare, Newton ia ihren Beschl\u00fcssen sich keineswegs von irgend einer anderen beliebigen Versammlung unterscheiden w\u00fcrde. Denn ihre besondere Begabung summire sich nicht, da sie bei jedem in anderer Richtung entwickelt sei, wohl aber ihr gemeinsames Patrimonium der erblichen durchschnittlichen Eigenschaften. Neben anderen Beweisen werden besonders sinnlose Ent\" Scheidungen von Geschworenen-Gerichtsh\u00f6fen angef\u00fchrt.\nBesser bewiesen ist di\u00a9 andere These, die den Ein flu fs der Masse auf die Gef\u00fchle des Einzelnen betrifft und behauptet, dafs jedes Gef\u00fchl durch","page":175},{"file":"p0176.txt","language":"de","ocr_de":"176\nLiteraturbericht.\n*\nden Anblick des in \u00c4nderen wirksamen gleichen Gef\u00fchles aufoerordentlich verst\u00e4rkt werde, d&fs rise in einem Kampfe verschiedener Gef\u00fchle eines Individuums di\u00a9 mit der Masse \u00fcbereinstimmenden bald den Sieg davontragen, das Individuum fortrei&en werden, dafs eile Masse eine Art Hypnos\u00a9 \u00fcber den Einzelnen austtbe. Di\u00a9 Menge selbst wiederum k\u00f6rne von einem Einzelnen, der die Initiative ergreife, hypnotisirt werden, In Revolutionen seien darum di\u00a9 Entschiedensten die M\u00e4chtigsten, besonder\u00bb die Verbrecher, die in normalen Zeiten Ihr\u00a9 Gewaltt\u00e4tigkeit z\u00e4hmen m\u00fcssen, und die Grausamen, die in ruhigen Zelten normal\u00a9 Befriedigungen ihrer Grausamkeit Inden, s. B. als Metzger. So seien geistige Bpiiemieen der Vergangenheit und der Gegenwart zu erkl\u00e4ren, nur dem Umfange aber nicht dem. Wesen nach seien sie von der folie \u00e0 deux, der Ansteckung des Einzelnen durch \u00a9'inen einzelnen Geisteskranken unterschieden. Di\u00a9 hypnotisirende wait der Masse zeige sich auch in den Thierheerden, Nach Foml sei bei den Ameisen die Energie der K\u00e4mpfenden ihrer Zahl proportional (S. 106).\nWenn man diese Wahrheit auf die Beurtheilung der von einer Masse begangenen Verbrechen an wende, so ergebe- sich, dafs jedem Einzelnen mildernde Umst\u00e4nde zu bewilligen seien. Die Zurechnungsf\u00e4higkeit di\u00bb Einzelnen v\u00f6llig zu leugnen, wie es die Ankl\u00e4ger des Milieus thun, sei unberechtigt. Denn auch der Hypnotisirte sei nicht v\u00f6llig in den H\u00e4nden des Hypnotiseurs, sein Charakter k\u00f6nne Widerstand leisten, Z. B. dem Gebote sich zu entkleiden gehorch\u00a9 im Zustande der Hypnos\u00a9 nur die Un-keusche, die Keusche nicht (S. 173 ff.}. Di\u00a9 alten Methoden, Mareen-verbrechen zu bestrafen, seien entweder ganz unsinnig, wic^ die Beciminiag\u00bb die Bestrafung nach dem Lose, oder mangelhaft, wie die Bestrafung der R\u00e4delsf\u00fchrer, die doch nicht allein schuldig seien. Die Menge ist mehr zum Schlechten als zum Guten geneigt (S. 82), Ihre Verbrechen aber sind nur Gelegenheit^verbrechen (S. 182).\nSo ist die Zahl f\u00fcr di\u00a9 Affecte steigernd, f\u00fcr die Intelligenz mindernd. Es giebt einen collective!! Heroismus, aber nicht ein collectives Meisterwerk (8. 200, Mil). Muth, \u00dcberhaupt Gef\u00fchle lassen sich einfl\u00f6fsen, Talent uni Geist aber nicht (S, 202).\nBesonders zur zweiten der angef\u00fchrten Thesen enth\u00e4lt die Schrift interessante und gut beglaubigte Thatsachen, durch die sie auch einem weiteres. Leserkreise sehr anziehend werden kann,. Zwei Einzelheiten aber mif\u00bb ich als unrichtig bezeichnen. S. 62 wird der deutsche Ausdruck \u201eSturm-periode\u201c (gemeint ist wohl Sturm- und Drangperiode) als f\u00fcr die Psychologie der Masse bezeichnend angef\u00fchrt. Es ist mir aber v\u00f6llig unklar, ira\u00bb er mehr beweisen soll, als dl\u00a9 Synonyma anderer Sprachen. Richtiger w\u00e4re m auf die schon von Cablylb in dieser Hinsicht angef\u00fchrten W\u00f6rter \u201eSchw\u00e4rmen\", und \u201eSchw\u00e4rmerei\u201c hinzuweisen, welche von \u201eSchwarm1* -abgeleitet, besagen, dafs der \u201eSchwarm\u201c, die Vielheit, einen Zustand der Begeisterung bewirkt, der bei dem Einzelnen nicht m\u00f6glich ist. Ein Versehen scheint es ferner, wenn die Lettres Persanes Mowtesqotiub, eine freie Dichtung, als Quelle f\u00fcr geschichtliche Ereignisse angef\u00fchrt, werden (8.86). Die Uebersetzung ist richtig und gewandt, nur S. 34 scheint ein kleiner Fehler vonuliegen.\tP, Ba&th (Leipzig).","page":176}],"identifier":"lit36219","issued":"1898","language":"de","pages":"175-176","startpages":"175","title":"Scipio Sighele: Psychologie des Auflaufs und der Massenverbrechen. Autorisirte deutsche Uebersetzung von Dr. Hans Kurella. Dresden u. Leipzig, Rei\u00dfner. 1897. XI und 216 S.","type":"Journal Article","volume":"18"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:42:24.260764+00:00"}