Open Access
{"created":"2022-01-31T16:43:19.343274+00:00","id":"lit36234","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Stern, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 18: 311-315","fulltext":[{"file":"p0311.txt","language":"de","ocr_de":"LUeraturbericht.\n311\nnicht mehr geh\u00f6rt wird. Dann wird li\u00a9 direct vor da\u00ab \u2014 normale oder krank\u00a9 \u2014 Ohr gebracht mud di\u00a9 \u201eBestzeit14, w\u00e4hrend der sie nun noch h\u00f6rbar ist\u00bb gemessen; oder es wird die Entfernung vom Ohr bestimmt\u00bb in der die Gabel dann noch zu h\u00f6ren ist. Diese letztere Methode empfiehlt D. zur Pr\u00fcfung der relativen B\u00f6rieh\u00e4rfe f\u00fcr T\u00f6ne verschiedener * H\u00f6he. Wenn man in dieser Weise bei Erkrankungen de\u00ab Geh\u00f6rorgans die relative H\u00f6rschftrfe pr\u00fcft\u00bb so ist das Resultat der Pr\u00fcfung nach D. h\u00e4ufig ein ganz anderes\u00bb .als wenn man die H\u00f6rpr\u00fcfung nach der Zeitdauer, w\u00e4hrend welcher die Gabeln geh\u00f6rt werden\u00bb aus\u00fcbt. Namentlich vermindere sich so .die Zahl der F\u00e4lle, in denen man eine relative Herabsetzung der H\u00f6rsehtrf\u00a9 f\u00fcr tief\u00a9 T\u00f6ne annehmen zu m\u00fcssen glaube,\n_____ Mae Mim (Berlin),\nW, Wundt. liier l\u00e4tfil und krl'ttoelit l\u00fcttllllf.. Philosoph. Studien Bd. XII\u00bb\nS. 307\u2014408; Bd. XIII\u00bb S. 1-105 u. 323\u2014433.\nIn drei umfangreichen Aufs\u00e4tzen unterzieht Wundt zwei, gegenw\u00e4rtig florirende philosophische Richtungen\u00bb die Immanenzphilosophie und den EmpiriokriticismuH, einer kritischen Betrachtung, wie sie gr\u00fcndlicher, einschneidender und aufkl\u00e4render nicht gedacht werden kann. Aber er giebt noch mehr als Kritik; di\u00a9 Zergliederung der fremden Gedankeng\u00e4nge wird ihm zum Anlafs, seine eigenen Anschauungen \u00fcber Ursprung\u00bb Werth und Wesen des Erkennen\u00ab nochmals zu entwickeln und zum Theil in neu\u00ae Beleuchtung zu r\u00fccken, W. verdient f\u00fcr die m\u00fchevolle Sorgfalt, mit der er den Ideenfolgen, zeitgen\u00f6ssischer Denker auf ihren graden und krummen Wegen\u00bb bis in versteckte Winkel und letzte Consequenaen. hinein nachging, den warmen Dank jedes philosophisch Interessirten. Denn man mag au Immanenz, Empiriokritik und Wundt\u2019scher Erkenn tnifstheorie stehen\u00bb wie man will, man wird anerkennen m\u00fcssen\u00bb dafs jene Aufs\u00e4tze in die letzten Quellen und Triebfedern\u00bb aber auch in die Schw\u00e4chen und Selbstt\u00e4uschungen moderner PMlosopheme Einblicke von eminentem, Werth\u00a9 verschaffen. Vor der WuNBT\u2019schen Kritik mufs di\u00a9 dogmatische Beitet-gewifsheit, mit der die von ihm besprochenen Standpunkte oft vertreten wurden\u00bb endg\u00fcltig capitullren; sie werden sich nach neuen Argumenten umaehen\u00bb zum Theil auch zu einer Revision ihrer Grundideen eich ent-\u00bbchliefsen m\u00fcssen.\nObwohl scheinbar nur erkenntnifstheoretischer Tendenz, sind di\u00a9 Aufs\u00e4tze Wundt\u2019s doch auch f\u00fcr die Zwecke dieser Zeitschrift bedeutsam. Einerseits n\u00e4mlich nimmt W. zu den Definitionen und Einrangirungen\u00bb die die Psychologie bei den realistischen Philosophen erf\u00e4hrt\u00bb Stellung; andererseits und vor Allem verrftth die Art\u00bb wie er erkenntnifstheoretische Fragen behandelt\u00bb stete den Psychologen ; wir d\u00fcrfen in seinen Ausf\u00fchrungen werthvolle Beitr\u00e4ge zu einer Psychologie des Erkennen\u00ab erblicken.\nDie gemeinsame Tendenz des modernen philosophischen Realismus ist nach W. \u201edie unverf\u00e4lschte durch keiner!\u00a9 Vorurtheile und willk\u00fcrliche Construetionen getr\u00fcbte Erkenntnifg der in der Erfahrungswelt enthaltenen concreten Wirklichkeit\u201c (I 302). Er tritt auf in der Form der Bewufstseins- oder immanenten Philosophie eines Schuppe, Schubebt-Solbbrn\u00bb Kauffxaxk, und in der empiriokritischen eines Avknawu\u00bb und seiner","page":311},{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"312\nLiteraiwberich t\nSchiller; jene findet im ersten Artikel,, diese im zweiten und dritten Be sprechung. \u2014 Zwei Hauptgedanken sind' beiden Richtungen gemeinsam. Beide verlangen zun\u00e4chst, dafs das Denken sich \u201eauf di\u00a9 Stufe des urspr\u00fcnglichen Erkennen\u00ae einer durch keinerlei Reflexion ver\u00e4nderten Auffassuag \u00bb der Dinge zur\u00fcckversetze.\u201c Yon hier aus soll dann der Erfahrumgsinhali kritisch zergliedert und gesichtet werden, und so will man zu eia\u00ab definitiven Anschauung kommen, die sich von allen willk\u00fcrlichen Gon\u00ab Btractionen, metaphysischen Erdichtungen u. s. w., welche das k\u00fcnstliche Denken seit Jahrtausenden aufgeh\u00e4uft hat, frei h\u00e4lt. Nun ist aber, wie W. sehr richtig ausf\u00fchrt* die R\u00fcckkehr um \u201enaiven\u201c Standpunkt gamicht so einfach: \u201eNichte ist leichter als urspr\u00fcngliche Naivit\u00e4t; nichts aber ist schwerer als wiedergewonnene Naivit\u00e4t\u201c (I 314). Und angenommen Beitet, Jene R\u00fcckkehr sei gelungen \u2014 ist ea da berechtigt, mit einem k\u00fchnen Sprunge zum selbstgemachten, kritischen Realismus \u00fcberzugehen ? Ist der lang\u00a9 m\u00fchselige Weg, den di\u00a9 menschliche Erkenntnifs in der Geschichte der Wissenschaften gegangen ist, nur ein Irrweg? Ist er nicht vielmehr der Pfad, auf dem man von der naiven zur gekl\u00e4rten Auffassung kommt? Die definitive L\u00e4uterung der Erkenntnifs ist nicht Bache des Moment\u00ab und. Leistung eines Individuums, sondern Product des fortschreitenden Wissensch&ftsprocesses. \u201eNicht erfinden, sondern auf fin den soll die Erkenntnistheorie die Principien der Erkenntnifs. Der richtige Weg dazu ist daher nicht der, dafs sich der Philosoph auf sein, eigenes Bewu\u00dftsein zur\u00fcckzieht, sondern der, dafs er die Arbeit menschlichen Denkens, die Ihm die Wissenschaft zur Verf\u00fcgung stellt, zur Grundlage seiner Selbstbesinnung macht\u201c (I 317). \u2014 Immanenz philosophie und Einpi riokriticisnms stimmen ferner darin \u00fcberein, daft sie gegen den Dualismus! von Subject und Object, von Bewufstsein (Vorstellung) und Gegenstand Front 'machen. Beides sei in Wirklichkeit niemals zu trennen; Object habe nur Sinn in Bezug auf das Subject, als Object des Subjects \u2014 sei es nun, dafa mm als dieses nicht in eliminirende Beiiehungscentrum in, spirituaiistischeni ginne das Bewufstsein (Immanenz Philosophie), oder in materialistischem Sinn\u00a9 das Nervensystem (System 0, Avbnaeius) annimmt. \u2014\nDie Immanente Philosophie geht von, dem. Satie aus: Gegeben ist alle Erkenntnifs als Bewufstseinsinh<. Der Gedanke eines aufaerhalb des Subjects bestehenden Gegenstandes ist ein Ungedanke. % Und gerade der naiven Anschauung ist jede Erfahrung \u201eObject f\u00fcr das Bewusstsein\u201c. Dies aber bestreitet Wundt auf das Entschiedenste. \u201eBaf\u00ae das abstract\u00ab Ichbewu\u00dftsein die Grundlage sei, auf welcher alle objective Erfahrung ruhe, und. dafs darum keine Erfahrung anders denn als ein\u00a9 im Bewu\u00dftsein gegeben\u00a9 aufgefafst werden k\u00f6nne, das ist das Tt\u00e7\u0153rov tpwSm der verschiedensten Gestaltungen dea Subject! vismue, m\u00f6gen sie nun subjectiver Idealismus, Solipsismus oder immanente Philosophie genannt werden\u201c (1397). Urspr\u00fcnglich sind der naiven Auffassung die Dinge als unabh\u00e4ngig ihm gegen\u00fcberstehende Objecte gegeben, deren Existenz weder von Ihm, noch von einem andern Denkenden abhftngt. Erst durch fortlaufende wissenschaftliche Erfahrung wird nach und nach ein Theil der .Erlebnisse nach dem anderen aubjectivirt, Grundsatz aller Wissenschaft ist daher: \u201eJeder Inhalt der naiven Erfahrung ist so lange als gegeben anzuerkennen, aber","page":312},{"file":"p0313.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n313\nnicht durch nachweisbar\u00a9 Widerspr\u00fcche, zu denen dies fuhrt, als ein blofser Schein, nachgewieeem ist\u201c (I 327). Und: \u201eKein Datum der Erfahrung-darf grundlos negirt werden.11 (I 332). Das Object ging nicht im Subject auf,, sondern erwies sich als tote genere verschieden. Darum besteht nicht einfache Buplicit\u00e4t zwischen Gegenstand, und Vorstellung, sondern \u00a9reterer I\u00dft ein aus besonderer logischer Bearbeitung hervorgegangenes Product. Jene \u201eBearbeitung\u201c aber \u00a9xistirt f\u00fcr die immanente Philosophie nicht. \u2014 Die Consequent der immanenten Philosophie mois zum Solipsismus f\u00fchren ; doch will sie dim nicht wahr haben. So hat sie zwei Wege gefunden, um \u00fcber das individuelle Ich hinaus zu kommen. Entweder argument!rt man: Wir haben Bewusstseinsinhalt\u00a9 von fremden Leibern, die auf fremde Iche sehliefsen lassen. Dies, ist, wie W. darthut, \u00a9in arger logischer Sprung, da Anerkennung einer bestimmten objectiven Realit\u00e4t nur m\u00f6glich ist* wenn der Begriff der Re&Htftt zuvor schon gegeben ist. Oder man geht auf logischem Wege vor: Abstrahirt man am Ich von jedem concrete\u00bb Be wulstseinsinhalt, so bleibt etwas, das von jedem anderen individuellen Ich nicht mehr unterschieden werden kann: \u201eDas Gattungsm\u00e4fsige des Be-wufsteeins\u201c ist die Vorbedingung des Goncreten und Individuellen. Hier gemahnt di\u00a9 Immanenzphilosophie stark an die platonische Ideenlehre. \u2014 Wie unterscheidet di\u00a9 Bewufstseinsphilosophie schlieMich die Objecte der Psychologie und der Naturwissenschaft, da doch Sein und Bewufstsein identisch ist? Die bekannte Definition Wundt\u2019s : dafa Naturwissenschaft die Objecte der Erfahrung nach Abstraction von. dem Subject, Psychologie aber das Subject selbst ber\u00fccksichtigt, ist f\u00fcr die Immanenzlehre untauglich; denn nach Ihr kann man vom. Subject \u00fcberhaupt nicht abstrahiren. So definirt sie als Gegenstand der Naturwissenschaft das \u201egattungsm\u00e4fsige Bewufstsein\u201c, w\u00e4hrend Psychologie die Wissenschaft von demjenigen ist, \"was am Bewusstsein zur Individualit\u00e4t geh\u00f6rt und diese ausmacht. Oder aber: Di\u00a9 Empfindungen werden der Naturwissenschaft, die Vorstellungen der Psychologie zugetheilt, Beide Abgreniiingsverauche werden von Wundt als v\u00f6llig unzureichend dargethan. \u2014\nEine noch eingehendere Behandlung als die Immanenzphilosophie erf\u00e4hrt der Empi r i o k r iticismus, und er verdient sie wohl auch, haben wir es doch Mer mit einer philosophischen Richtung zu. thun, die bereits In bemerkenswerther Weise Schule gemacht hat. Nun fit aber f\u00fcr den Aufsenstehenden der Zugang zu der AvBNAHius\u2019schen Lehre recht unerquicklich, einerseits wegen der terminologischen Schwierigkeiten (da Avbnabius meinte, die Originalit\u00e4t seiner Anschauungen durch eine Unzahl neuer Wortbildungen zum Ausdruck bringen zu m\u00fcssen), andererseits wegen des anmaafslichen Gebahrens einiger Adepten, die da glauben, die Wissenschaftlichkeit allein in Pacht genommen zu haben. So ist es denn doppelt verdienstvoll, dafs W\u00fcnbt sich der Arbeit unterzieht, den Hauptgehalt der Lehr\u00a9 aus der esoterischen Kunstsprache in gutes Deutsch zu \u00fcbersetzen und In objectiver W\u00fcrdigung zu zergliedern.\nW\u00fcnbt f\u00fchrt den, unwiderleglichen Nachweis, dafs der \u201eEmpirio-kriticismus\u201c nicht rein empirisch, sondern stark metaphysisch, und nicht rein kritisch, sondern stark dogmatisch ist. Er beginnt mit einer kurzen Uebersicht \u00fcber da\u00ab System (II, S. 1); um dann die empiriokritischen Vor-","page":313},{"file":"p0314.txt","language":"de","ocr_de":"314\nl\u00c0teraturbericht\nausaetzungen (H, 41) und die Methode (II, 57) kritisch su beleuchten; der dritte Artikel legt die Bestehungen zu andern philosophischen Systemen (III, 323) und den naturwissenschaftlichen Standpunkt der .Lehre dar (III, 366). Aus der \u00fcberreichen F\u00fcll\u00a9 des Dargebotenen kann ich Mer nur eine ganz\nk\u00e4rgliche Bl\u00fcthenlese geben.\nDer Empiriokrltiker stellt sich die Aufgabe, alle denkbaren Aussagen eines Menschen (denn nur Aussagen sind direct und objectlv in der Erfahrung gegeben) als 'bedingt durch Aenderungen eines centralen. System* (System C) zu verstehen. Das System 0, womit der centralste Theil de* Centralnervensystems geimeint ist, ist Aenderungen unterworfen, die auf Uebungs- und Stoff Wechsel Vorg\u00e4nge zur\u00fcckzuf\u00fchren sind. Dl\u00a9 Aenderungen sind rein quantitativ und zwar wirken Uebung und Stoffwechsel entgegengesetzt Heben sie sich auf, so besteht das Erhaltungsmaximum de\u00ab Systems. Bilden sie eine von Null verschieden\u00a9 Differenz (\u201eVitaldifferenz\u201c) so entstehen Schwankungen des Systems C; der Verlauf dieser Schwankungen bildet die \u201eunabh\u00e4ngige Vitalreihe\u201c. Es giebt Systeme C h\u00f6herer Ordnung (die mehrere Individuen umfassen), sowie Schwankungen h\u00f6herer Ordnung. Die Aussagen der Mitmenschen bildete die \u201eabh\u00e4ngig\u00a9 Vital reihe\". Aus Or\u00f6fse und Richtung der Systemschwankungen, ans der Schwankungsge\u00fcbtheit, aus verschiedenen sich st\u00f6renden Schwankungen u. s. w. sucht nun der Empiriokriticismus s\u00e4mmtliche E.-Werth\u00a9 d. h. dM ganz\u00ae psychische Laben ohne L\u00fccke herzuleiten. Es folgt eine Erk\u00dcmf des \u201emenschlichen Weltbegriffs\" der sich auf die Allheit der Umgebung\u00bb bestandtheile bezieht, und der \u201eIntrojection\u201c, die Jeden Mitmensch\u00ab! f\u00e4lschlich zu einem Doppelindividuum macht, indem sie zu dem. Erfahrbaren noch etwas Unerfahrbares, eine Seele, Bewusstsein, Willen., etc- Mm-zudenkt; durch ihre Ausmerzung ist der nat\u00fcrliche und reine Weltbegriff wieder herzustellen. Aufgabe der Psychologie kann nach alledem nur sein: \u201eDie Betrachtung der Erfahrung unter dem besonderen Gesichtspunkt ihrer Abh\u00e4ngigkeit vom System. C.a\nMehrere stillschweigende Haupt-Annahmen liegen, wie W. dsrthtit, dieser Lehre zu Grunde : insbesondere die naturwissenschaftliche, daft \u00abich die F\u00fclle der Qualit\u00e4ten restlos auf Quantit\u00e4ten zur\u00fcckf\u00fchren lasse, und di\u00a9 materialistische, dafs alles Psychische restlos aus Schwankungen de\u00ab Centralsystems abzuleiten sei. Da diese Schwankungen nie in der EIr* fahrung gegeben sind, to wird das System C zu einem durchaus meto-physischen Factor, der mit seinen Selbsterhaltungen, Hemmungen u. s. w. stark an das HzBBAST\u2019sche Seelenreale gemahnt. Eigenthflmlich ist die Verquickung des teleologischen Begriffs der Selbsterhaltung und de\u00ab mechanischen der Naturnotwendigkeit. Formale Analogieen \u00abwische* Psychischem und Physischem beeinflussen stark die Methode, so der beides Gebieten an geh\u00f6rige Begriff der Uebung, der vielfach zur Herstellung der Abh\u00e4ngigkeitsbeziehungen benutzt wird. Oft wird, auch mit dialectischett Mitteln gearbeitet; so kehrt die alte speculative Trias von Thesis, Antithesis und Synthesis hier in den drei Abschnitten, der Vitalreihe : Selbsterhaltung, Vital differ\u00a9 nz, Aufhebung der Vitaldifferenz wieder. \u2014 Vorz\u00fcglich ist der Abschnitt bei Wuwdt, der auf die Gefahren aufmerksam macht, die sich aus der \u00fcbertriebenen Anwendung des \u201ePrincipe der \u00f6ekonomie de\u00ab","page":314},{"file":"p0315.txt","language":"de","ocr_de":"IA tcraturberich t\n315\nBenkems\u201c ergeben. Didaciisch. and methodologisch von Werth, kann ep metaphysisch h\u00f6chst sch\u00e4dlich wirken, indem \u00a9b das viel wichtigere Princip i#g \u201ewiderspruchslosen Zusammenhanges der Erkenntnisse\u201c zur\u00fcckdr\u00e4ngt. Per1 \u00e4sthetisch-teleologische Gesichtspunkt der gr\u00f6\u00dftm\u00f6glichem Einfachheit kann nur allsuleicht dazu f\u00fchren, da\u00df das, was sich nicht f\u00fcgt, als nicht existirend betrachtet wird. \u2014 Das Postulat der reinen Beschreibung, das der Empiriokriticismus mit Kibchhoff und Mach theilt, wird nicht inne-geh<en und ist auch garnicht innezuhaiten, da jede Constatirung einer Abh\u00e4ngigkeitsbeziehnng schon mehr als Beschreibung ist.\nPer dritte Artikel weist zun\u00e4chst die zahlreichen Verwandtschaften des Empiriokriticismus mit Spinoza, Hbgbl, H\u00e4bba\u00e4t und der Scholastik nach, um ihn. dann als eine Entwickelangaform des Materialismus zu kennzeichnen. Nicht des groben Materialism uh fr\u00fcherer Jahrhunderte, sondern des gel\u00e4uterten, der da meint, dafs in den physischen Processen des Nervensystems der alleinige und unsere Erkenn,teils v\u00f6llig befriedigende Er-kl\u00e4rangsgrund des Psychischen zu sehen .sei. \u201eAn, einer einigermaa\u00dfen conseqnenten Durchf\u00fchrung dieses vermittelnden, heut\u00a9 eigentlich allein noch wissenschaftlich discutirbaren Materialismus hat es bis jetzt gemangelt. Biese L\u00fccke aasgef\u00fcllt zu haben, ist .... ein Verdienst des Bmpirio-kriticismus. Pafa er dadurch einer besonders unter Physiologen und physiologischen Psychologen ziemlich verbreiteten Anschauung wissenschaftlich einen philosophischen Ausdruck gegeben hat, ist \u00fcberdies unzweifelhaft\u201c (III, SM). Zu loben ist, dafs sich der Avbnamto\u2019scIi\u00a9 Materialismus aller gehimmechanischen und chemischen Hypothesen enth\u00e4lt; di\u00a9 Folge ist freilich, dafs er \u00fcber \u00a9inen formalen Schematismus von leerster Allgemeinheit nicht hinauskommt.\nGemeinsam mit anderen Richtungen hat der Empiriokriticismus den Kampf gegen den, CauRalhegriff, der einen animistischen Beigeschmack haben soll; an seine Stelle hat der Begriff der Abh\u00e4ngigkeit oder Bedingtheit zu treten. Ob da\u00ab nicht nur ein Wortspiel ist? Pie Worte Ursache und Wirkung kann man vermeiden, das Causalprincip aber bleibt, und, darauf kommt es allein an.\nDer psychologische Standpunkt des Empiriokriticismus endlich macht \u00fce Psychologie als eigene Wissenschaft hinf\u00e4llig. Penn von einer solchen k\u00f6nnen wir nur dort sprechen, wo die psychischen Thatsachen in sich \u00abeitel Zusammenh\u00e4nge darbieten, di\u00a9 uns n\u00f6thigen, in irgend, einer Form pyehische Cansalii\u00e4t zu verlangen. Ist aller Inhalt der Psychologie nur Function des Systems C, so ist es das Beste, schnell ein Ende mit ihr zu machen (III, 410). \u2014 Avjknamus, der den metaphysischen Parallelismus bek\u00e4mpft, erkennt einen empirischen an. Sehr richtig weist Wundt zum Schluss\u00a9 nach, da\u00df dieser Parallelismus sich mit der sonst zwischen den beiden Vitalreihen angenommenen Abh\u00e4ngigkeitebeziehung nicht vertr\u00e4gt. Denn Parallelit\u00e4t hei\u00dft Entsprechung ohne M\u00f6glichkeit der Ableitung.\nDie Ausf\u00fchrungen Wundt\u2019s nehmen in der philosophischen Selbstbesinnung der Gegenwart einen hervorragenden Platz ein. Es w\u00e4re in, w\u00fcnschen, da\u00df die drei Aufs\u00e4tze, welche zusammen einen \u00fcber 300 Seiten \u25a0terken Band ausmachen, in einer Buchausgabe einem weiteren Publikum zug\u00e4nglich gemacht w\u00fcrden,\tW. Sim (Breslau).","page":315}],"identifier":"lit36234","issued":"1898","language":"de","pages":"311-315","startpages":"311","title":"W. Wundt: Ueber naiven und kritischen Realismus. Philosoph. Studien Bd. XII, S. 307-408; Bd. XIII, S. 1-105 u. 323-433","type":"Journal Article","volume":"18"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:43:19.343279+00:00"}