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{"created":"2022-01-31T16:43:54.085565+00:00","id":"lit36247","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Giessler, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 18: 466-468","fulltext":[{"file":"p0466.txt","language":"de","ocr_de":"466\nLi fera tu r brr ich t.\ngegen nach den Versuchen \u00e4ufserst gering, f\u00fcr die einzelnen Versuchspersonen und Reactionsarten hinreichend constant und kann unter den er\u00f6rterten Umst\u00e4nden als Bewegungsgr\u00f6fse, also proportional der Geschwindigkeit bezw. bei diesen kleinen Wegen der mittleren Geschwindigkeit gesetzt werden, falls wirklich keine erheblicheren Schwankungen der Gleichf\u00f6rmigkeit bezw. Beschleunigung der Bewegung, und keine Schienet\u00a9-jung des Quecksilbers eingetreten sind.\nNach der Constant jenes Quotienten f\u00fcr die einzelnen Reagenten und Reactionsarten zu urtheiien, scheint dies auf empirischem Weg\u00a9 auch erreicht worden zu sein\u00ab Bi\u00a9 Verl, nehmen \u00fcbrigens ohne Weiteres an, aafa dl\u00a9 Bewegung bei ihren Versuchen eine gleichf\u00f6rmige war. Dieses ist aber sicherlich von der Federspannung abh\u00e4ngig und mufs durch die bekannte elektrische Registrirung auch der Wegtheile erst noch festgestellt werden,, ehe man zu weiteren Schlissen fortschreiten darf.\nP. Mintz (Leipzig).\nA. Schinz. 'La moralit\u00e9 de l\u2019eiftnt. Rev. philos. Bd. 45, S. 259\u2014296. 1898.\nNr. 3.\nZwei Theorien stehen einander gegen\u00fcber. Nach der einen besitzt der Mensch ein ererbtes moralisches Bewufstsein, welches ihn niemals t\u00e4uscht, nach der anderen erwirbt der Mensch dieses moralische Bewufstsein erst mit der Zeit. Hierbei versteht Verb unter einer moralischen Handlung eine solche, welche das Interesse Aller, nicht das Interesse eines iiolirten Individuums in Betracht zieht. Ea fragt sich, welche von beiden Theorieen Recht hat.\nEin kleines Kind benimmt sich mehr wie ein kleines Thier. Wir bemerken an ihm lauter th\u00eeerische Instinct\u00a9, ln seinem Denken herrscht der vollkommenste Egoismus. Es l\u00fcgt und stiehlt und ist keineswegs moralisch. Auch die scheinbar reine Zuneigung zur Mutter ist im Grande Egoismus. Das Kind f\u00fcrchtet n\u00e4mlich, durch ein abstofsendes Benehmen sich der Gen\u00fcsse zu berauben, welche ihm di\u00a9 Mutter gew\u00e4hren kann. Weife das Kind, dafs es Uebles thut? W\u00e4re es auch im Stande, gut mm sein? Verf. h\u00e4lt Beides f\u00fcr unm\u00f6glich, Denn dazu mflfste es erstens ein angeborenes moralisches Bewufstsein geben. Dasselbe m\u00fcfste sich bei allen V\u00f6lkern finden. Nehmen wir jedoch die Geschichte der alten V\u00f6lker vor und vergleichen wir die Ansichten, welche dieselben \u00fcber Todtschlag* Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, Pl\u00fcnderung, Verwerthung von Menschen-fleisch u. s. w. hatten, so sehen wir, dafs die Unmoralit\u00e4t die Regel war. Bel den modernen V\u00f6lkern aber sind z. B. die Ligen der Convenienz, die Vivisection, Krieg, Duell, sexuelle Gepflogenheiten, Handelsspeculationen als erlaubte Unmoralit\u00e4ten im Schw\u00fcnge, Hieraus sieht man, dafs entweder der Begriff \u201egut\u201c nur relativ ist, oder dafs die innere Stimme des moralischen Bewusstseins falsch sein mufs. Es giebt eben kein angeborene\u00bb moralisches Bewufstsein. Selbst wenn die ersten Menschen ein solches gehabt h\u00e4tten, w\u00fcrde es doch im Lauf\u00a9 der Generationen in Folge der fortschreitenden Degenerirung verschwunden sein. Ja, ein solches Bewufstsein w\u00e4re sogar nutelos, denn es w\u00fcrde durch Krankheiten z. B. Geisteskrankheiten ver\u00e4ndert werden. Zweitens aber ist zu ber\u00fccksichtigen, dal\u00bb","page":466},{"file":"p0467.txt","language":"de","ocr_de":"Li term iurberick t.\n46?\nnor derjenige unmoralisch Ist, welcher wirklich weifs, dafs er die Allgemeinheit sch\u00e4digt. Dazu geh\u00f6rt eine Reihe von Kenntnissen, welche das Kind nicht besitzt. Das kleine Kind sieht ea mit Recht als selbstverst\u00e4ndlich an, dafs ihm von seiner Umgebung H\u00fclfe zu Theil wird. Es mtifs egoistisch sein, denn ein moralisches Kind, welches verzichtet, w\u00fcrde zu Grunde gehen.\nWohl aber kann ein Kind allm\u00e4hlich moralisch werden, indem es allm\u00e4hlich einsehen lernt, dafs es In den \u00dcbrigen Menschen gleichgeartete Wesen vor sich hat. Sein Gerechtigkeitsgef\u00fchl verhindert es alsdann, unmoralische Handlungen zu begehen. Dabei mufs man jedoch moralische Gew\u00f6hnung und moralische Einsicht unterscheiden. Nur eine analytische Kenntnifs des Guten und Sch\u00f6nen ist Moralit\u00e4t. H\u00e4tte es nur eine gef\u00fchls-m\u00e4fsige Moral gegeben, so w\u00e4re die Gesellschaft nie aus dem Zustande der primitiven Barbarei herausgekommen. Die instinctive Moral ist thierisch\u00a9 Moral, nur die reflektlrende Moral die wirklich menschliche. Der Keim der Moral ist daher die Intelligenz. Als die Menschen Gesellschaften gr\u00fcndeten, sahen sie ein, dafs sie mit L\u00fcge, Diebstahl. Mord unm\u00f6glich seien. Hierbei machte sich das Gef\u00fchl der Gleichheit geltend. Urspr\u00fcnglich sah man aber nur die Individuen desselben Stammes als gleich an. Erst durch das Christenthum kam. der Gedanke einer grofsen Gemeinschaft von Br\u00fcdern und Schwestern auf. Urspr\u00fcnglich galten daher bestimmte Handlungen, wenn sie innerhalb des Stammes ausgf\u00fchrt wurden, f\u00fcr unmoralisch, wenn aufserhalb, f\u00fcr moralisch. Also das moralische Bewu\u00dftsein ist zum grofsen Theile von den jeweiligen Existenzbedingungen des Individuums abh\u00e4ngig. Auch in unseren modernen Verh\u00e4ltnissen ist dies der Fall. Vererbung und Vorbild wirken in dieser Beziehung. Verl, f\u00fchrt eine Statistik von Comp\u00e0yr\u00e9 \u00fcber die Kinder unmoralischer Eltern, an, aus welcher dies ebenfalls erhellt. Auf Grund des Angef\u00fchrten glaubt Verf. sich gegen das Angeborensein des Moralischen zu Gunsten, einer progressiven Erwerbung mit H\u00fclfe der Intelligenz aussprechen zu m\u00fcssen*\nDie der Abhandlung zu Grunde liegende Gedankenkette ist also folgende: An der Basis der socialen Entwickelung steht die Moralit\u00e4t. Sie hat in dieser Beziehung gr\u00f6fsere Bedeutung als die physisch\u00a9 und intellektuelle Entwickelung. DI\u00a9 moralische Erziehung Ist nicht auf ein angeborenes Bewufstsein begr\u00fcndet. Das Kind lernt erst das Gute vom B\u00f6sen unterscheiden, zuerst bei. den Eltern, dann in der Schule. Man mufs dem Kinde nicht nur moralische Handlungen zeigen, sondern sie ihm auch erkl\u00e4ren. \u2014\nMeiner Ansicht nach ist das moralisch\u00a9 Bewufstsein ein Product theile der Vererbung, theils der Erziehung. Aus dem Umstande, dafs ein Meines Kind sich so unmoralisch wie ein kleines Thier betr\u00e4gt, kann man noch, nicht schllefsen, dafs keine Vererbung der moralischen Anlage statt-gefunden hat. Denn in diesem, zarten Alter sind auch die \u00fcbrigen Anlagen, noch nicht entwickelt. Das moralische Bewufstsein tritt erst zu einer bestimmten Zeit in Wirksamkeit, und es wird um so leichter durch die Erziehung ausgebildet, je mehr Anlage dazu durch Vererbung seitens der Eltern vorhanden ist. So war es auch bei den alten V\u00f6lkern, nur dafs hier die Moral auf einer\n30*","page":467},{"file":"p0468.txt","language":"de","ocr_de":"468\nLiteraturbericht\nniederem Stufe stand, und die moralischen Ideen sich mach dem jedesmaligen Eigenth\u00fcrolichkeiten des betreffenden Volkes richteten. F\u00fcr die Erziehung halte ich die moralische Gew\u00f6hnung, die Einwirkung auf das moralische Gef\u00fchl f\u00fcr wichtiger als di\u00a9 moralische Einsicht, weil entere den Menschen auch damn auf dem richtigen Wege zu halten vermag, wenn letztere durch Leidenschaften oder Krankheiten getr\u00fcbt ist,\tM. Gibsslie (Erfurt).\nA. Alzheimer. I\u00abIMg\u00ab ur piMtgiiclen Aftatomle der Hinrlade i\u00bbt nr anatomischen Grundlage eiliger Psychosen. Mit 3 Tafeln Abbildungen. Monatsschrift f. Psychiatric u. Neurol Bd. II, 8. 82\u2014120. 1897,\nVerf. bedauert, daft wir \u00fcber die anatomische Grundlage der Mehrzahl der Psychosen noch nahezu g\u00e4nzlich im Unklaren sind, w\u00e4hrend man in anderen Gebieten der Medizin im Allgemeinen, \u00fcber die anatomische Ursache der einzelnen Krankheiten recht gut Bescheid weife.\nDas liegt vor Allem daran, dafs uns zur Zeit bei dem aufserordeutlich complicirten Bau der Hirnrinde weder die normalen Structurverhftltnisse noch die feinere physiologische Bedeutung der einzelnen Elemente auch nur in ann\u00e4hernd ausreichender Weise bekannt sind.\nAuch waren bis vor Kurzem die zur histologischen Untersuchung angewendeten Methoden durchaus unzul\u00e4nglich.\nEnt die Nissi/sche Methode der Zellf\u00e4rbung, ein au\u00dferordentlich feines Reagenz f\u00fcr die normalen und pathologischen Structurverh\u00e4ltnisse der Nervenzellen, und die WEiGEBT*sche Neurogliamethode beginnen etwa\u00bb mehr Licht zu bringen.\nDarnach d\u00fcrfen wir hoffen, dafs gerade durch da\u00bb Studium der pathologischen Ver\u00e4nderungen unsere Kenntnifs sowohl der feineren Stnietur der Hirnrinde als auch der physiologischen Bedeutung ihrer einzelnen Elemente und Schichten einen gedeihlichen Zuwachs erhalte. Dazu ist zun\u00e4chst ein m\u00f6glichst umfangreiches Material von Beobachtungen an einwandfreien F\u00e4llen mit einwandfreien, m\u00f6glichst gleichartigen Methoden n\u00f6thig.\nEigene Untersuchungen des Verf. bei Psychosen ergaben pathologisch-anatomisch :\na)\tVer\u00e4nderungen in der Structur der Ganglienzellen,\nb)\tVer\u00e4nderungen der Rindengliazellen, welch letztere in viererlei verschiedenen Vorg\u00e4ngen zu Tage traten, n\u00e4mlich 1. Gr\u00f6fserwerden de\u00ab Zellleibes, 2. Proliferation der Gliazellen durch mitotische Kerntheilung, 3. Production von Gliafasern, 4. Anh\u00e4ufung von Pigment im Protoplasmaleib der Gliazellen mit Anzeichen degenerativer Ver\u00e4nderungen am. Kern, nachdem, aber auch ohne dafs eine Faserbildung vorausgegangen war.\nGerade auf die Betheiligung der Glia, dem St\u00fctzgewebe des Hirns, legt Verf. grofsen Werth,\nNach, seinen Untersuchungen ergab sich f\u00fcr ihn,\ndafs bei an sich, und ohne Defect heilbaren Psychosen (Ersch\u00f6pfungszust\u00e4nden, Fieberdelirien) die Glia sich im Wesentlichen passiv verhalte, w\u00e4hrend die Ganglienzellen mehr oder minder schwere Ver\u00e4nderungen (gelegentlich Mb zum Zerfall) zeigen;\nbei Intoxicationspsychosen, je nach dem Grade der Intoxication verschieden starke active Betheiligung der Glia;","page":468}],"identifier":"lit36247","issued":"1898","language":"de","pages":"466-468","startpages":"466","title":"A. Schinz: La moralit\u00e9 de l'enfant. Rev. philos. Bd. 45, S. 259-295. 1898. Nr. 3","type":"Journal Article","volume":"18"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:43:54.085570+00:00"}