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{"created":"2022-01-31T14:14:58.061154+00:00","id":"lit36421","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kiesow, Friedrich","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 12: 64-65","fulltext":[{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\nJ. Mark Baldwin. Psychology Past and Pr\u00e9sent. Princeton Contributions to Psychology. Vol. I No. 1. S. 1\u201429. 1895.\nIm 1. Teile der Abhandlung giebt der Verfasser einen historischen Abrifs \u00fcber die Entwickelung der Psychologie mit besonderer Ber\u00fccksichtigung dieser Verh\u00e4ltnisse in den Vereinigten Staaten. Waren hier die Lehrb\u00fccher \u00fcber Psychologie bis etwa 1880 vorzugsweise von Theologen verfafst, die ihre Gedanken besonders dem schottischen Realismus entlehnten, so ist unter dem Einfl\u00fcsse der englischen und besonders der deutschen Wissenschaft seitdem ein v\u00f6llig anderer Betrieb der Psychologie entstanden. An die Stelle der fr\u00fcheren Verm\u00f6genspsychologie ist eine Wissenschaft getreten, welche auf der Annahme geistiger Punktionen beruht, die unter dem Gesichtspunkte der Entwickelung untersucht werden. Die alten Begriffe Ged\u00e4chtnis, Phantasie, Verstand etc. werden zwar beibehalten, aber sie werden nicht als getrennte Seelenverm\u00f6gen, sondern als ein einheitlicher psychophysischer Prozefs aufgefafst. In der Interpretation der geistigen Punktion ist es zu einer Spaltung gekommen. Die Assoziationisten betrachten dieselbe nach Analogie der naturwissenschaftlichen Auffassung als eine Wechselwirkung der Kr\u00e4fte, nach den Apperzeptionisten dagegen verl\u00e4uft die geistige Th\u00e4tigkeit in einer von der physischen verschiedenen, in sich geschlossenen Kausalreihe. Die Einwirkung franz\u00f6sischer Denker auf die Entwickelung der amerikanischen Wissenschaft beschr\u00e4nkt sich im allgemeinen auf die pathologischen Erscheinungen des Bewufstseins. Dieser \u00c4nderung entspricht eine vollst\u00e4ndige Umwandlung der Methode. Hiermit besch\u00e4ftigt sich der 2. Teil der vorliegenden Schrift.\nDie Psychologie ist eine Einzelwissenschaft geworden, die nicht mehr die allgemeine Philosophie zu ihrer Grundlage hat, sondern umgekehrt die letztere zusammen mit den allgemeinen Resultaten aller \u00fcbrigen Wissenschaften begr\u00fcndet. Dabei geht sie von zwei Annahmen aus : Unser geistiges Leben ist immer und \u00fcberall von wechselnden Nervenprozessen begleitet, die Verbindung zwischen Geist und K\u00f6rper ist uniform. Dadurch ist eine experimentelle Behandlung m\u00f6glich geworden, die sowohl unter nat\u00fcrlichen, wie unter k\u00fcnstlichen Bedingungen stattfinden kann.","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\t65;\nDer 3. Teil der Abhandlung enth\u00e4lt eine Aufz\u00e4hlung der Aus-Stellungen, die im Interesse der experimentellen psychologischen Forschung; zu Chicago stattfanden.\nIm 4. Teile bespricht der Verfasser die Bedeutung und die ver\u00e4nderte Stellung, welche die psychologische Wissenschaft auf den ameri-; kanischen Universit\u00e4ten gewonnen hat. Sie hat hier unter deutscher-, Anregung festen Fufs gefafst. Fast alle gr\u00f6fseren Universit\u00e4ten haben ihr Lehrst\u00fchle und Laboratorien eingerichtet. Gleichzeitig aber beginnt hier auch die P\u00e4dagogik ihre Ergebnisse zu verwerten, und es liegt bereits eine Eeihe von Untersuchungen vor, die von amerikanischen Ge-, lehrten \u00fcber das Wachstum, wie \u00fcber Erm\u00fcdung, Ged\u00e4chtnis, Schreibund Lesemethoden an Schulkindern angestellt sind.\t;\nIm letzten Teile giebt der Verfasser einen kurzen \u00dcberblick \u00fcber die Stellung der Wissenschaft zur Philosophie wie zur Theologie, der Anthropologie, der Soziologie und der Kriminologie.\nFriedeich Kiesow.\nEud. Lehmann. Zur Psychologie der Metaphysik. Arch. f. system. Philos. II. S. 38\u201470. 1896.\n\u201eWelche psychischen Faktoren sind f\u00fcr das Wesen und die Entwickelung des metaphysischen Denkens \u00fcberhaupt die mafsgebenden?a fragt der Verfasser im allgemeinen nach seiner Einzeluntersuchung \u00fcber Schopenhauer (s. diese Zeitsehr. X. S. 246). -\nNachdem der Begriff der Metaphysik kurz bestimmt ist, bleibt der Ursprung des metaphysischen Bed\u00fcrfnisses und die Art, wie es be-friedigt wird, darzulegen. Es entspringt aus affektiven und intellektuellen Trieben; je st\u00e4rker die ersten sind, desto wirksamer f\u00fcr Metaphysik.' Da der Gegensatz des Selbstverst\u00e4ndlichen zur Betrachtung reizt, so sucht der metaphysische Trieb Aufhebung jener Gegens\u00e4tze und Einheit der Weltanschauung. Zu ihnen geh\u00f6rt der Tod mit dem Gedanken von Sein und Nichtsein, von pers\u00f6nlichem Willen und Naturgesetzen, von der altruistischen Willensbestimmung durch die Pflicht, w\u00e4hrend selbstverst\u00e4ndlich doch nur der egoistische Trieb ist. Mehr einer \u00e4sthetischen Anlage entspringt der intellektuelle Trieb, Unbekanntes auf Bekanntes\nzur\u00fcckzuf\u00fchren und nicht selten in systematischer Form eine Totalit\u00e4t\n* \u2022 _ der Erkenntnis \u00e4nzustreben.\nDie Befriedigung des metaphysischen Bed\u00fcrfnisses geschieht wesentlich durch hypothetischeAnalogien, deren Anwendung mit sonstiger Th\u00e4tigkeit der Phantasie verwandt ist. Die Metaphysik versucht das Un erfahrbare und Unerkl\u00e4rliche nach Analogie der Erfahrung zu begreifen. Ihre Analogiebildungen zerfallen in zwei Klassen: sie sind entweder dem Vorbild e verstandesm\u00e4fsig und besonders wissenschaftlich verkn\u00fcpfter Erfahrung entlehnt, oder sie folgen Vorg\u00e4ngen des Gef\u00fchlslebens, welche nur teilweise oder auch gar nicht zu klarer Bewufst-heit gelangt sind. Physikalische Anschauungen, wie von einem Urstoffe oder vom Magnetismus, biologische Prozesse, \u00dcbertragung materieller Vorg\u00e4nge auf das geistige Gebiet, mathematisches Denken (Pythaooras u. s. w.) auf die Welt \u00fcbertragen \u2014 geben einer Eeihe von Systemen ihren\nm*\n0\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie XII.","page":65}],"identifier":"lit36421","issued":"1896","language":"de","pages":"64-65","startpages":"64","title":"J. Mark Baldwin: Psychology Past and Present. Princeton Contributions to Psychology. Vol. I No. 1. S. 1-29. 1895","type":"Journal Article","volume":"12"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:14:58.061159+00:00"}