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{"created":"2022-01-31T16:40:15.939616+00:00","id":"lit36422","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Bruchmann, K.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 12: 65-66","fulltext":[{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\t65;\nDer 3. Teil der Abhandlung enth\u00e4lt eine Aufz\u00e4hlung der Aus-Stellungen, die im Interesse der experimentellen psychologischen Forschung; zu Chicago stattfanden.\nIm 4. Teile bespricht der Verfasser die Bedeutung und die ver\u00e4nderte Stellung, welche die psychologische Wissenschaft auf den ameri-; kanischen Universit\u00e4ten gewonnen hat. Sie hat hier unter deutscher-, Anregung festen Fufs gefafst. Fast alle gr\u00f6fseren Universit\u00e4ten haben ihr Lehrst\u00fchle und Laboratorien eingerichtet. Gleichzeitig aber beginnt hier auch die P\u00e4dagogik ihre Ergebnisse zu verwerten, und es liegt bereits eine Eeihe von Untersuchungen vor, die von amerikanischen Ge-, lehrten \u00fcber das Wachstum, wie \u00fcber Erm\u00fcdung, Ged\u00e4chtnis, Schreibund Lesemethoden an Schulkindern angestellt sind.\t;\nIm letzten Teile giebt der Verfasser einen kurzen \u00dcberblick \u00fcber die Stellung der Wissenschaft zur Philosophie wie zur Theologie, der Anthropologie, der Soziologie und der Kriminologie.\nFriedeich Kiesow.\nEud. Lehmann. Zur Psychologie der Metaphysik. Arch. f. system. Philos. II. S. 38\u201470. 1896.\n\u201eWelche psychischen Faktoren sind f\u00fcr das Wesen und die Entwickelung des metaphysischen Denkens \u00fcberhaupt die mafsgebenden?a fragt der Verfasser im allgemeinen nach seiner Einzeluntersuchung \u00fcber Schopenhauer (s. diese Zeitsehr. X. S. 246). -\nNachdem der Begriff der Metaphysik kurz bestimmt ist, bleibt der Ursprung des metaphysischen Bed\u00fcrfnisses und die Art, wie es be-friedigt wird, darzulegen. Es entspringt aus affektiven und intellektuellen Trieben; je st\u00e4rker die ersten sind, desto wirksamer f\u00fcr Metaphysik.' Da der Gegensatz des Selbstverst\u00e4ndlichen zur Betrachtung reizt, so sucht der metaphysische Trieb Aufhebung jener Gegens\u00e4tze und Einheit der Weltanschauung. Zu ihnen geh\u00f6rt der Tod mit dem Gedanken von Sein und Nichtsein, von pers\u00f6nlichem Willen und Naturgesetzen, von der altruistischen Willensbestimmung durch die Pflicht, w\u00e4hrend selbstverst\u00e4ndlich doch nur der egoistische Trieb ist. Mehr einer \u00e4sthetischen Anlage entspringt der intellektuelle Trieb, Unbekanntes auf Bekanntes\nzur\u00fcckzuf\u00fchren und nicht selten in systematischer Form eine Totalit\u00e4t\n* \u2022 _ der Erkenntnis \u00e4nzustreben.\nDie Befriedigung des metaphysischen Bed\u00fcrfnisses geschieht wesentlich durch hypothetischeAnalogien, deren Anwendung mit sonstiger Th\u00e4tigkeit der Phantasie verwandt ist. Die Metaphysik versucht das Un erfahrbare und Unerkl\u00e4rliche nach Analogie der Erfahrung zu begreifen. Ihre Analogiebildungen zerfallen in zwei Klassen: sie sind entweder dem Vorbild e verstandesm\u00e4fsig und besonders wissenschaftlich verkn\u00fcpfter Erfahrung entlehnt, oder sie folgen Vorg\u00e4ngen des Gef\u00fchlslebens, welche nur teilweise oder auch gar nicht zu klarer Bewufst-heit gelangt sind. Physikalische Anschauungen, wie von einem Urstoffe oder vom Magnetismus, biologische Prozesse, \u00dcbertragung materieller Vorg\u00e4nge auf das geistige Gebiet, mathematisches Denken (Pythaooras u. s. w.) auf die Welt \u00fcbertragen \u2014 geben einer Eeihe von Systemen ihren\nm*\n0\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie XII.","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"66\nLitteraturbericht.\nCharakter. Andere lassen sich durch Logik und Psychologie zur Welterkl\u00e4rung anregen. So schuf Plato die logische Form zur Idee um, Empedokles wollte die Erscheinungen aus Liebe und Hafs erkl\u00e4ren, Schopenhauer durch den Willen. Aufser den Erfahrungswissenschaften sind aber die religi\u00f6sen Vorstellungen von besonderer Kraft f\u00fcr die Methaphysik gewesen, besonders die Vorstellung eines pers\u00f6nlichen Cottes. Nur wird dabei der Inhalt der religi\u00f6sen Idee nicht selten zu einem unpers\u00f6nlichen Begriffe umgewendet. Mit dieser p an th eis tischen Bichtung ist aber die Mystik eng verwandt. Ihre Sehnsucht, sich aufzul\u00f6sen und in die allumfassende Einheit tiberzugehen, ist nicht ohne Zusammenhang mit dem von Plato (Symposion) geschilderten Eros, insofern als gesteigerte Vergeistigung sinnlicher Triebe stufenweise zur mystischen Versenkung in die Idee f\u00fchrt.\tK. Bruchmann.\nF. H. Bradley. On the supposed Uselessnes of the Soul. Mind. New Series No. 14. S. 176-179. April 1895.\nEs giebt eine Anschauung \u00fcber das Verh\u00e4ltnis von Seele und K\u00f6rper, welche die v\u00f6llige Unabh\u00e4ngigkeit des k\u00f6rperlichen Ablaufs vom seelischen Geschehen behauptet. Hiernach ist die Seele gleichsam ein Bad an einer Maschine, das keinen Einflufs auf die Bewegung der Maschine hat. Wie liefse sich diese Anschauung mit der darwinistischen Teleologie vereinbaren, laut welcher jedes Existierende f\u00fcr die Entwickelungsstufe, auf der es existiert, n\u00fctzlich sein mufs ? Man m\u00fcfste dann dem Bewufstsein eine \u00e4hnliche Funktion zuschreiben, wie dem Beibeger\u00e4usch einer Maschine; es ist zwar selbst Kraftvergeudung, zeigt aber doch an, wo etwas der Vervollkommnung bed\u00fcrftig ist, und bewirkt so einen Fortschritt, durch den es selbst \u00fcberfl\u00fcssig gemacht und aufgehoben wird. Indessen kann sich B. mit diesen Konsequenzen nicht einverstanden erkl\u00e4ren.\nW. Stern (Berlin).\nElmer Gates. The Science of Mentation and some New General Methods Of Psychologic Research. The Monish Vol. V. No. 4. S. 574\u2014597. 1895.\nUnter \u201ementation\u201c versteht G. \u201edie Gesammtheit der bewufsten und unterbeW\u00fclsten Anpassungsth\u00e4tigkeiten eines lebenden Organismus\u201c und steckt nun in etwas schematischer Art ein neues Wissenschaftsgebiet ab, das er in Bio-Psychologie und Psycho-Biologie einteilt. Erstere untersucht die Abh\u00e4ngigkeit geistiger Vorg\u00e4nge von organischen Strukturen und physischen Umgebungsbedingungen, letztere die Abh\u00e4ngigkeit organischer Strukturen von gewissen seelischen Bestimmtheiten. Beide Male besteht die Hauptmethode darin, dafs die eine Gruppe von Ph\u00e4nomenen k\u00fcnstlich variiert wird, wobei man dann nach gewisser Zeit im st\u00e4nde ist, zu erkennen, inwiefern die andere Ph\u00e4nomengruppe sich jener Ver\u00e4nderung angepafst hat.\nWenn es nun entschieden zu weit gegangen ist, hier eine g\u00e4nzlich neue Wissenschaft sehen zu wollen und vor allem von ihr jene fundamentale wissenschaftliche, p\u00e4dagogische, ethische Umw\u00e4lzung zu erwarten, wie es G. mit einem etwas phantastischen Optimismus thut, so ist doch nicht zu bestreiten, dafs manche der vorgeschlagenen Methoden brauch-","page":66}],"identifier":"lit36422","issued":"1896","language":"de","pages":"65-66","startpages":"65","title":"Rud. Lehmann: Zur Psychologie der Metaphysik. Arch. f. system. Philos. II. S. 38-70. 1896","type":"Journal Article","volume":"12"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:40:15.939622+00:00"}