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{"created":"2022-01-31T15:07:40.467716+00:00","id":"lit36425","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Pelman","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 12: 67-68","fulltext":[{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht\n67\nbare Erweiterungen der bisherigen psychophysiologischen Experimental* formen darstellen. Zur Erl\u00e4uterung sei hier folgendes Beispiel erw\u00e4hnt (das freilich im einzelnen noch zu manchen Bedenken Anlafs giebt): G. experimentierte mit drei Gruppen von Sch\u00e4ferhunden, in welchen er k\u00fcnstlich eine verschiedenartige Ausbildung der Gesichtseindr\u00fccke herbeif\u00fchrte. Die eine Gruppe wurde in einem v\u00f6llig dunklen Baume gehalten, die zweite unter nat\u00fcrlichen Verh\u00e4ltnissen belassen, die dritte abgerichtet im Unterscheiden von Farben. Nach Ablauf mehrerer Monate untersuchte er die Hirne der drei Gruppen und fand bedeutende Struktur- und Gewichtsverschiedenheiten.\tW. Stern (Berlin).\nF. Navratil. Die Elemente der psychischen Therapie. Wien, J. Safar, 1896. 38 S.\nNavratil stellt, wie er in dem Nachworte sagt, die Besultate seines Studiums der Elemente der psychischen Behandlung zusammen, in der Meinung, dafs die Ver\u00f6ffentlichung derselben den j\u00fcngeren Kollegen von einigem Nutzen sein d\u00fcrfte.\nOb er dieser guten Meinung gerecht geworden, dar\u00fcber liefse sich streiten, und es w\u00e4re wohl eine andere Behandlung des Gegenstandes denkbar, die dem Ziele n\u00e4her k\u00e4me. Andererseits erkl\u00e4rt sich der Verfasser f\u00fcr zufrieden, wenn es ihm gelungen sei, dem einen oder anderen der j\u00fcngeren Kollegen Anregung zum Studium der psychischen Heilmethode gegeben zu haben, oder wenn er Anlafs geworden sei, dafs Besseres auf diesem Gebiete zum Erscheinen komme. Angesichts dieses bescheiden gesteckten Zieles wird sich die Kritik ebenfalls zu bescheiden haben.\nNavratil hat viel gelesen, und, wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen.\nDafs unter der Last des rast- und ruhelosen Studiums, wie es der \u00fcbergrofse Beichtum an medizinischen Einzelf\u00e4chern nun einmal erfordert, die \u00e4rztliche Kunst Not leiden mufs, und der angehende Arzt oft in allem anderen Bescheid weifs, und nur in dem einen nicht, wie er sich einem Kranken gegen\u00fcber zu benehmen hat, dar\u00fcber besteht unter den \u00e4lteren \u00c4rzten kaum ein Zweifel. Mit der Ausbildung des Verstandes h\u00e4lt die des Herzens nicht immer gleichen Schritt, und neben den sich immer steigernden Anforderungen des \u201eFaches\u201c mufs die allgemeine Bildung notwendigerweise zu kurz kommen.\nOb nun hierin das Studium der Philosophie, der Psychologie und der Geschichte der Medizin, welches Navratil empfiehlt, einen wesentlichen Wandel bringen und das Fehlende ersetzen werde, das w\u00e4re erst zu beweisen.\nStudiert wird jetzt schon genug, nach der Meinung von vielen schon mehr als genug, und es d\u00fcrfte sich eher darum handeln, f\u00fcr das Neue Platz zu machen, als wie noch neues Studium auf das alte zu h\u00e4ufen.\nDer moderne Mediziner kann keine neuen F\u00e4cher mehr lernen, weil er schon zu den alten keine gen\u00fcgende Zeit mehr hat, die er kaum mehr in sich aufnehmen, geschweige denn zu einem organischen Ganzen\n5*","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68\nl\u00c0tteraturberichi.\nverbinden kann. Und weil er das nicht kann, darum bleibt sein ganzes Wissen St\u00fcckwerk, und es wird dies so lange bleiben, bis man, der Not gehorchend, einen anderen Studienplan nach ganz anderen Grunds\u00e4tzen aufstellen wird. Ob darin aber viel von Philosophie oder auch nur von Psychologie die Bede sein wird, das ist eine andere Frage. Zun\u00e4chst hat es den Anschein, als ob man dem armen Gehirne noch neue Aufgaben zumuten will, ohne es von den bisherigen zu entlasten, und solange diese Bichtung am Buder bleibt, wird es mit einer psychischen Therapie gute Wege haben.\tPelman.\nA. Goldscheider. \u00dcber den Schmerz in physiologischer und klinischer Hinsicht. Nach einem Yortrage in der Berliner milit\u00e4r\u00e4rztlichen Gesellschaft. Berlin, Hirschwald. 1894. 66 S.\nDer Verfasser giejbt in dieser Schrift eine Besprechung der wesentlichsten Punkte aus der Lehre vom Schmerz; von neuen Thatsachen wird dabei nicht viel mitgeteilt, dagegen die vorliegende Litteratur sorgf\u00e4ltig verwertet und kritisch besprochen. Mannigfache eigene, fr\u00fcher schon mitgeteilte Erfahrungen stehen dem Verfasser dabei zur Seite. Der im gr\u00f6fsten Teile der Schrift vorwiegende kompil\u00e4torisch-kritische Charakter macht eine kurze und dem Inhalte doch gen\u00fcgend gerecht werdende Berichterstattung unm\u00f6glich, weshalb ich mich auf einzelne herausgegriffene Punkte beschr\u00e4nken mufs.\nIm ersten Abschnitte wird das \u201eWesen des Schmerzes\u201c behandelt, im speziellen zun\u00e4chst die Frage nach der Art der Zustands Ver\u00e4nderung im schmerzhaft erregten N ervensystem. In dieser Hinsicht wird die Hypothese abgelehnt, dafs es sich dabei nur um einfache Steigerung der einer Sinnesempfindung zu gr\u00fcnde liegenden Erregung handle, ebenso die Hypothese, nach welcher bei der schmerzhaften Erregung eine St\u00f6rung oder Alteration der Nervensubstanz zu st\u00e4nde k\u00f6mmt, bezw. der Nervenprozefs im Falle schmerzhafter Erregung ein qualitativ anderer ist, als bei gew\u00f6hnlicher Sinnesempfindung.\nDie Frage, ob der Schmerz eine besondere Qualit\u00e4t der Empfindung oder eine allen verschiedenen Sinnesempfindungen gemeinschaftliche Modifikation der Empfindung sei, wird im ersteren Sinne entschieden, schmerzhafte Erregung der Seh- und H\u00f6rnerven u. s. w. dementsprechend geleugnet. Nur die Gef\u00fchlsnerven (Tastnerven) sind der schmerzhaften Erregung f\u00e4hig. Besondere Schmerznerven und ein Schmerzzentrum erkennt G. nicht an, wohl aber die Existenz von \u201eSchmerzpunkten\u201c und analgetischen Punkten in der Haut, bez\u00fcglich deren er Priorit\u00e4t gegen\u00fcber v. Frey reklamiert.\nEs folgt eine eingehende Er\u00f6rterung \u00fcber die Bedingungen f\u00fcr das Zustandekommen von Schmerz. Intensive Beizung der Gef\u00fchlsnerven von aufsen her und Entz\u00fcndung im K\u00f6rper selbst werden als Ursachen des Schmerzes namhaft gemacht, sodann besonders die Summation mehrerer unter schmerzlicher Erregungen, welche nach G. die wesentlichste Grundlage f\u00fcr den eigentlichen Vorgang der Schmerzempfindung","page":68}],"identifier":"lit36425","issued":"1896","language":"de","pages":"67-68","startpages":"67","title":"F. Navr\u00e1til: Die Elemente der psychischen Therapie. Wien, J. Saf\u00e1r. 1896. 38 S.","type":"Journal Article","volume":"12"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:07:40.467722+00:00"}