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{"created":"2022-01-31T16:40:02.917760+00:00","id":"lit36429","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Heller, Theodor","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 12: 71-73","fulltext":[{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturberi\u00e8kt\n71\nE. freilich keinen Anstofs zu nehmen scheint. Er ist der Ansicht, dafs eine zusammengesetzte Tonwelle beim \u00dcbergange aus der Luft bis zur Schnecke eine derartige Ver\u00e4nderung erleide, als wenn eine sehr genaue Kurve vermittelst eines in seinen Verbindungen gelockerten Storchschnabels f\u00fcnfmal abgezeichnet werde (!?). Der st\u00e4rkste resultierende Ton soll nach E. derjenige sein, dessen Schwingungszahl der gr\u00f6fste gemeinsame Teiler der Zahlen der Prim\u00e4rt\u00f6ne ist. Ebenso, wie nach E.\u2019s Theorie im Ohre, sollen nun auch in dem vibrierenden Holze der Violine resultierende T\u00f6ne objektiv entstehen. Hierf\u00fcr bringt E. zwei wahrhaft klassische Beweise bei: 1. Beim Intervall 8:9 kann man den Toni nicht nur mit dem Ohre h\u00f6ren, sondern auch mit der das Instrument haltenden Hand als ein Zittern f\u00fchlen. \u201eThis is clear evidence of its objective existence.\u201c 2. Bei der Quinte und grofsen Terz kann man eine Verst\u00e4rkung des Differenztones durch einen entsprechend abgestimmten Eesonator wahrnehmen. \u2014 Der erste Beweis bedarf keiner Kritik. In Bezug auf den zweiten Punkt h\u00e4tte E. sich leicht \u00fcberzeugen k\u00f6nnen, dafs man bei zwei Stimmgabelt\u00f6nen genau dasselbe Eesultat erzielt, aus dem sehr einfachen Grunde, weil durch den Eesonator 1 auch die T\u00f6ne 2, 3, 4 und 5 verst\u00e4rkt werden. Aufser den in den beiden \u201eBeweisen\u201c angef\u00fchrten enth\u00e4lt die Abhandlung keine neuen Thatsachen.\tMax Meyer (Berlin).\nFriedrich Bezold. Das H\u00f6rverm\u00f6gen der Taubstummen mit besonderer Ber\u00fccksichtigung der HELMHOLTZschen Theorie, des Sitzes der Erkrankung und des Taubstummenunterrichtes. Wiesbaden. J. F. Bergmann. 1896. 156 S.\nMygind hat durch Sammlung und Einteilung der bis heute vorgenommenen Taubstummensektionen den Weg gezeigt, auf welchem ein tieferes Verst\u00e4ndnis der Pathogenese der Taubstummheit zu erreichen ist. Damit aber ein sp\u00e4ter aufzunehmender Sektionsbefund richtig beurteilt werden k\u00f6nne, ist es unbedingt notwendig, schon zu Lebzeiten des Individuumseine v ollkommene \u00dcbersicht \u00fcberdie funktionellen Defekte des Taubstummenohres zu gewinnen. Eine solche Untersuchung ist \u00fcberdies von hohem praktischen Wert f\u00fcr die \u00e4rztliche und die p\u00e4dagogische Behandlung der Taubstummheit.\nDie bisherigen H\u00f6rpr\u00fcfungen geben zwar \u00fcber die Frage Aufschlufs, ob der Untersuchte \u00fcberhaupt unter die Taubstummen einzurechnen ist, sind aber f\u00fcr die theoretische Erkenntnis \u00fcber den Grad und die Ausdehnung des vorliegenden funktionellen Defektes ungen\u00fcgend. Mittelst einer schon durch acht Stimmgabeln hervorzubringenden Tonreihe, welche die s\u00e4mtlichen vom menschlichen Ohr perzipierbaren T\u00f6ne isoliert und in zureichender St\u00e4rke enth\u00e4lt, kann die Pr\u00fcfung der hochgradigsten Schwerh\u00f6rigkeit, auch einseitiger hochgradiger Schwerh\u00f6rigkeit oder Taubheit, vorgenommen werden. Da die Thatsache gen\u00fcgend gesichert ist, dafs eine totale Ausstofsung der Schnecke, zum mindesten beim Menschen, ausnahmslos totale Taubheit zur Folge hat, so ist der Schlufs gerechtfertigt, dafs, \u201ewo immer H\u00f6rreste durch die Tonreihe sich nach-weisen lassen, auch Teile der Schnecke sich so weit intakt erhalten haben","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\nLitteraturbericht\nm\u00fcssen, 'dafs sie noch teilweise funktionsf\u00e4hig sind\u201c. Aus F\u00e4llen von angeborenem kn\u00f6chernen Verschlufs des \u00e4ufseren Geh\u00f6rganges, ferner von Ankylose der Steigb\u00fcgelfufsplatte im ovalen Fenster geht hervor, -\u201edafs auch ein totaler Ausfall des Leitungsapparates ohne gleichzeitig vorhandene tiefere im nerv\u00f6sen Apparat lokalisierte St\u00f6rungen keine Taubstummheit zu erzeugen vermag\u201c. Bei Erkrankung des inneren Ohres -lassen sich hingegen durch die Untersuchung mit der konstanten Tonreihe in einem Bruchteil der F\u00e4lle gr\u00f6fsere oder kleinere Defekte nach-weisen, welche an den verschiedenen Stellen der Tonskala lokalisiert sein k\u00f6nnen. Durch den Nachweis solcher \u201eL\u00fccken\u201c und \u201eInseln\u201c findet die HELMHOLTz-HENSENSche Besonatorentheorie eine neue St\u00fctze.\nBei einer H\u00f6rpr\u00fcfung der 79 Z\u00f6glinge des M\u00fcnchener k\u00f6niglichen Taubstummeninstitutes auf die Perzeption von T\u00f6nen mufste Verfasser die Pr\u00fcfung der Knochenleitung als unzuverl\u00e4ssig beiseite lassen, da dieselbe nicht die obere H\u00f6rgrenze f\u00fcr die Knochenleitung, sondern nur die Empfindungsgrenze f\u00fcr die Vibration der Stimmgabeln ergab. Bei der somit allein m\u00f6glichen H\u00f6rpr\u00fcfung durch Luftleitung betont Verfasser als unbedingt notwendig, nicht einzelne wenige T\u00f6ne resp. Schallquellen zur Anwendung zu bringen, sondern die ganze Beihe von T\u00f6nen zu verwenden, welche das normale Ohr zu perzipieren im st\u00e4nde ist. Bei derart vorgenommenen H\u00f6rpr\u00fcfungen ergab sich nun, \u201edafs eine grofse Anzahl (der Taubstummen) ein mehr oder weniger umfangreiches St\u00fcck der Skala erstaunlich gut und lange h\u00f6rt, dafs ferner die Grenzen, wo die Perzeption in der Skala aufh\u00f6rt, h\u00e4ufig sehr scharfe sind, und dafs \u00fcberhaupt unsere verwendeten Tonquellen in ihrer St\u00e4rke meist weit \u00fcber der Empfindungsschwelle des Ohres standen in der Strecke, wo dasselbe \u00fcberhaupt noch h\u00f6rempfindlich war\u201c. Zur Erg\u00e4nzung der mit der kontinuierlichen Tonreihe gewonnenen Besultate wurde in jedem einzelnen Falle noch das H\u00f6rverm\u00f6gen f\u00fcr die Glocke und f\u00fcr die Sprache gepr\u00fcft. Die n\u00e4heren Ergebnisse der H\u00f6rpr\u00fcfungen sind aus den dem -Werke beigegebenen sehr \u00fcbersichtlichen Tafeln und dem Kapitel 7 zu ersehen.\nWenn nicht einmal ein totaler Ausfall des Leitungsapparates an *sich Taubstummheit zu erzeugen vermag, so kann naturgeM\u00e4fs einfachen katarrhalischen Prozessen der Tuba und des Mittelohres eine noch erheblich geringere Bedeutung f\u00fcr die Pathogenese der Taubstummheit zuerkannt werden. Wohl aber k\u00f6nnen Mittelohreiterungen eine delet\u00e4re Wirkung auf den Schallperzeptionsapparat aus\u00fcben, weil diesen durch die beiden Fenster der Weg ins innere Ohr vorgezeichnet erscheint. Hierdurch wird haupts\u00e4chlich die untere Schneckenwindung betroffen, in welcher nach der HELMHOLTzschen Theorie die Perzeption f\u00fcr das obere Ende der Tonskala zu suchen ist. Thats\u00e4chlich findet sich h\u00e4ufig bei den auf das Labyrinth ausgedehnten Mittelohreiterungen ein Ausfall der hohen T\u00f6ne. Das Ausbleiben des Drehschwindels und der begleitenden rhythmischen Augenbewegungen ist am h\u00e4ufigsten bei den Totaltauben, /demn\u00e4chst bei den L\u00fccken und Inseln aufweisenden Taubstummen zu konstatieren.\nAus der vergleichenden Untersuchung des H\u00f6rverm\u00f6gens f\u00fcr die","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\nn\nSprache und die kontinuierliche Tonreihe ergiebt sich, dafs f\u00fcr die erstere unbedingt notwendig nur die Perzeption der von den T\u00f6nen b'\u2014g,u inkl. umfafsten Strecke in der Tonskala ist, sofern die innerhalb dieses Intervalles gelegenen T\u00f6ne bereits bei einem mittleren Grade von Intensit\u00e4t zur Perzeption gelangen. In Bezug auf das H\u00f6rverm\u00f6gen f\u00fcr einzelne Vokale findet sich die Vermutung best\u00e4tigt, \u201edafs da, wo einzelne Vokale perzipiert werden, auch die ihnen entsprechende Stelle in dem mit Stimmgabeln und Pfeifen gepr\u00fcften Tonbereiche der Taubstummen erhalten geblieben sein wird\u201c. Im folgenden bespricht Verfasser die sog. Worttaubheit, welche als aphasische St\u00f6rung anzusehen ist.\nIn Hinblick auf die Verh\u00fctung der Taubstummheit stellt Verfasser folgenden Satz auf: \u201eHie grofse Mehrzahl der F\u00e4lle, in welchen Taubstummheit \u00fcberhaupt im Gefolge einer Mittelohreiterung eingetreten ist, w\u00e4re durch rechtzeitige fachgem\u00e4fse Behandlung zu verh\u00fcten gewesen.\u201c Hie p\u00e4dagogische Behandlung der Taubstummheit hat danach zu trachten, \u201eden Wortschatz, welcher durch reine Imitation der Lippenbewegungen gewonnen wird, mit dem durch das Ohr zur Perzeption gelangten organisch zu verbinden und zur Verschmelzung zu bringen, anstatt sie gesondert nebeneinander bestehen oder gar den letzteren von dem ersteren \u00fcberwuchern zu lassen\u201c.\tTheodor Heller (Wien).\nH. Zwaardemaker. Ein verbesserter Riechmesser. Arch. f. Laryngologie. III. (3.) S. 367\u2014372. 1895.\nHer um die Erforschung des Geruchssinnes und besonders um die Ausbildung olfaktometrischer Methoden verdiente Verfasser hebt in der vorliegenden Abhandlung hervor, dafs f\u00fcr klinische Zwecke allein diejenigen Methoden der Riechmessung verwertet werden k\u00f6nnen, welche .nach dem Prinzip der \u00fcbereinander verschiebbaren Riechzylinder angestellt werden. \u201eWas die ver\u00e4nderliche Spaltweite beim Lichtsinne, ist die schnell vorgeschobene und nach Bed\u00fcrfnis zur\u00fcckzuziehende Innenfl\u00e4che eines Zylinders, welche man der Luft aussetzt, bevor diese in den vorderen Teil des Nasenloches ein tritt. Henn nur nach dieser Methode sind wir im st\u00e4nde, einen Riecheindruck von der Reizschwelle bis zur Reizh\u00f6he in wenigen Sekunden ansteigen zu lassen.\u201c Ha aber aus festen Riechstoffen gefertigte olfaktometrische Zylinder keinen einfachen Geruch hervorbringen und aufserdem zu mannigfachen Kompensationen von Ger\u00fcchen Anlafs geben, so verwirft der Verfasser den Gebrauch derselben bei wissenschaftlichen Untersuchungen und will statt dessen por\u00f6se Porzellanzylinder verwandt wissen, die mit \u201eL\u00f6sungen wohl-bekannter, scharf definierter, chemischer Verbindungen\u201c getr\u00e4nkt sind. Obwohl sich die bisher auf diese Weise verfertigten Riechmesser, deren Zylinder mit L\u00f6sungen von Valerians\u00e4ure 1:1000, Aqua laurocerari 1: 50 und anderen Stoffen imbibiert wurden, trefflich bew\u00e4hrten (Goldscheider, Gossen, C. Reuter u. a.), so klebte dem Gebrauche derselben nach dem Verfasser dennoch haupts\u00e4chlich der Mangel von Zeitverlust an. Er suchte daher dieses Prinzip nochmals zu verbessern, indem er","page":73}],"identifier":"lit36429","issued":"1896","language":"de","pages":"71-73","startpages":"71","title":"Friedrich Bezold: Das H\u00f6rverm\u00f6gen der Taubstummen mit besonderer Ber\u00fccksichtigung der Helmholtzschen Theorie, des Sitzes der Erkrankung und des Taubstummenunterrichtes. Wiesbaden. J. F. Bergmann. 1896. 156 S.","type":"Journal Article","volume":"12"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:40:02.917766+00:00"}