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{"created":"2022-01-31T16:40:23.658169+00:00","id":"lit36432","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Heymans","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 12: 75-77","fulltext":[{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"Litter a turberich t.\n75\nr\u00f6che unumg\u00e4nglich war, so hielten es die Verfasser f\u00fcr am zweck-m\u00e4fsigsten, das von Zwaardemaker auf neun Klassen erweiterte Ltnn\u00e9-sche System zu verwenden. (Vergl. Zwaardemaker, Physiol, d. Geruches. S. 233ff, ebenso diese Zeitschr. Bd. X. S. 460.) F\u00fcr jede dieser neun Klassen konnte Zwaardemaker eine f\u00fcr dieselbe charakteristische Atomgruppe angeben, welche er analog den Chromophoren der Chemie der Farbstoffe als Odoriphor bezeichnet. Aus jeder der neun Klassen wurde sodann ein Riechstoff gew\u00e4hlt, bei dem taktile Nebenwirkungen ausgeschlossen waren. Es wurden aufserdem sowohl feste Riechzylinder wie L\u00f6sungen von Riechstoffen verwandt. F\u00fcr klinische Untersuchungen eigneten sich die festen Riechstoffe in diesem Falle besser als L\u00f6sungen, doch heben die Verfasser hervor, dafs es sich hier nur um orientierende Versuche handelte, und dafs ihnen f\u00fcr endg\u00fcltige Bestimmungen die vorstehend beschriebene Anordnung der mit einem Fl\u00fcssigkeitsmantel umgebenen Porzellanzylinder zur Verf\u00fcgung stand. An 33 F\u00e4llen hochgradiger Anosmie wurde die relative Riechkraft der verwendeten Stoffe sodann zu ermitteln gesucht und das jedesmalige Ergebnis in ein Ordinatensystem eingetragen. Die Verfasser fanden auf diese Weise folgende Verh\u00e4ltnisse.\nRiechkraft des Wachses zu der des Benzois . . = 1:4,\nWachs : Asa foetida............= 1:10,\nAsa foetida : Rad. Sumbul. . . . . = 1: 2,\nRad. Sumbul. : Talg........... = 5:16,\nTalg : Skatolholz .............= 1:2,\nSkat. : frisch geteertem Zylinder = 2:3, frisch geteerter Zylinder : Anis = 5:6.\nAuf Grund der Schwellenkenntnis f\u00fcr Wachs konnten die gefundenen Werte sodann f\u00fcr alle neun Geruchsklassen in Olfaktien umgerechnet werden, wobei jedoch die verwandten Riechzylinder ziemlich auseinander liegende Riechkraft zeigten. Die Verfasser sehen hierin f\u00fcr klinische Zwecke jedoch eher einen Vorteil als einen Nachteil. Die Verfasser besprechen sodann noch einige weitere Einzelheiten von Anosmien und f\u00fcgen nochmals hinzu, dafs die erhaltenen Werte bei streng wissenschaftlicher Ausnutzung der Methode immer noch eine Nachpr\u00fcfung mittelst chemisch genau definierbarer K\u00f6rper verlangen, was bei Verwendung von festen Riechzylindern, wie auch in der vorstehenden Besprechung hervorgehoben wurde, naturgem\u00e4fs nicht m\u00f6glich ist. Einige graphische Darstellungen sind dem Texte beispielsweise eingef\u00fcgt.\nObwohl die Arbeit, wie mehrfach erw\u00e4hnt, zun\u00e4chst nur klinische Zwecke verfolgt, so m\u00f6chte die angegebene Methode jedoch auch allgemeineren Zwecken dienstbar gemacht werden k\u00f6nnen.\nFriedrich Kiesow.\nA. Thi\u00e9ry. \u00dcber geometrisch-optische T\u00e4uschungen. (Schlufs.) Philos. Stud. XI. S. 603\u2014620. XII. S. 67\u2014126 1895.\nDieser zweite und dritte Artikel der Tm\u00c9RYSchen Arbeit besch\u00e4ftigen sich mit den Gr\u00f6fsent\u00e4uschungen. Interessant ist vor allem der","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76\nLitter aturbericht.\nVersuch des Verfassers, diese und die Richtungst\u00e4uschungen nach ihrer .inneren Verwandtschaft zu ordnen, bezw. Zwischenglieder aufzufinden, welche diese Verwandtschaft ans Licht treten lassen. So wird zwischen der Z\u00f6LLNEESchen und der M\u00fcLLER-LYERschen T\u00e4uschung die Erscheinung .interpoliert, dafs von zwei senkrecht \u00fcbereinander gezeichneten gleichen \u25a0 Trapezen dasjenige, nach welchem die nichtparallelen Seiten des anderen konvergieren, \u00fcbersch\u00e4tzt wird; sowie die andere, dafs in einem und demselben Trapez eine auf der k\u00fcrzeren Basis gemessene Strecke gr\u00f6fser erscheint, als die gleich grofse Strecke auf der l\u00e4ngeren Basis. Dementsprechend werden alle diese T\u00e4uschungen auch in der gleichen Weise wie die Z\u00f6LLNERSche, n\u00e4mlich aus der M\u00f6glichkeit perspektivischer Auffassung, erkl\u00e4rt; eine Erkl\u00e4rungsweise, welche nach der Ansicht des Referenten sich hier noch schwieriger als dort durchf\u00fchren l\u00e4fst. Der Verfasser giebt allerdings zu, dafs in der Mehrzahl der hierhergeh\u00f6rigen F\u00e4lle die perspektivische Auffassung nicht ins Bewufstsein -tritt ; indem aber die Erfahrung regelm\u00e4fsig mit bestimmten Linienverbindungen im Gesichtsfeld bestimmte Verschiebungen der wahrgenommenen Dimensionsverh\u00e4ltnisse verbindet, h\u00e4tten wir uns daran gew\u00f6hnt, so oft solche Linienverbindungen wieder auftreten, ohne weiteres die entsprechenden Korrekturen anzubringen. Prinzipiell l\u00e4fst sich nichts dagegen sagen; aber die Anwendung st\u00f6fst auf Schwierigkeiten. Die M\u00fcLLER-LYERsche T\u00e4uschung soll beispielsweise darauf beruhen, dafs jede der betreffenden Figuren \u201enach den Elementarregeln der Perspektive zwei Rechtecke darstellt, welche eine Seite gemeinschaftlich haben, wobei diese in der einen Form der Figur vom Beobachter entfernter, in der anderen ihm n\u00e4her ist als die anderen Seiten\u201c. Aber erstens ist damit noch nicht erkl\u00e4rt, dafs diese gemeinschaftliche Seite des einen Rechteckpaares vom Beobachter entfernter scheint als die gemeinschaftliche Seite des anderen Rechteckpaares; die entgegengesetzte Auffassung, nach welcher beide in der Zeichnungsebene liegen und die Rechtecke nach vorn und hinten von derselben abweichen, ist viel nat\u00fcrlicher, besonders bei derjenigen Anordnung der Figur, wo die beiden Vergleichsstrecken Teile Einer Linie bilden. Des weiteren ist kaum einzusehen, mit welchem Rechte der Verfasser seine Erkl\u00e4rung auf den Fall anwendet, dafs die Schenkelpaare durch gabelf\u00f6rmige Ans\u00e4tze ersetzt werden; w\u00e4hrend auch andere Variationen (beispielsweise meine Figur 23, diese Zeitschr. IX. S. 245) sich dieser Erkl\u00e4rung schwerlich f\u00fcgen. Das gr\u00f6fste Gewicht m\u00f6chte ich aber auch hier wieder der Thatsache beilegen, dafs andere Figuren, welche dem Beobachter eine perspektivische Auffassung nicht nur erm\u00f6glichen, sondern aufn\u00f6tigen, nicht die Spur einer analogen T\u00e4uschung hervorbringen. Man zeichne etwa nach allen Regeln der Perspektive einen Tisch, aus dessen Platte in verschiedener Entfernung vom Beobachter zwei St\u00e4be senkrecht aufsteigen, und fordere Andere auf, die Linien, welche diese St\u00e4be vorstellen, miteinander zu vergleichen; man wird finden, dafs von einer \u00dcbersch\u00e4tzung der entfernter scheinenden Linie keine Rede ist Wenn aber in diesem Falle, wo man sich mit bestem Willen von der perspektivischen Auffassung nicht zu befreien vermag, der Schein einer ungleichen Entfernung das Urteil \u00fcber die","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n77\nwirklichen Dimensionen nicht merklich beeintr\u00e4chtigt, so ist kaum zu glauben, dafs die starke T\u00e4uschung, welche zugestandenermafse\u00fc ohne bewufste perspektivische Auffassung bei der M\u00fcLLER-LYERSchen Figur auftritt, diesem Scheine zu verdanken sein sollte.\nHeymans (Groningen).\nW. H. R. Rivers. On the Apparent Size of Objects. Mind. N. S. V. S. 71 bis 80. 1896.\nDie oft beobachtete scheinbare Verkleinerung von Gegenst\u00e4nden, welche mit atropinisiertem Auge gesehen werden, beruht nach Verfasser auf ganz verschiedenen Ursachen, je nachdem man sich bem\u00fcht, die Gegenst\u00e4nde selbst oder einen n\u00e4herliegenden Punkt zu fixieren. Im ersteren Falle (micropsia at the fixation point) tritt die Erscheinung nur ein, wenn schwarz auf weifs, nicht wenn weifs auf schwarz wahrgenommen wird; sie verschwindet, wenn eine k\u00fcnstliche enge Pupille vor das Auge gehalten wird, und wird demnach als eine auf Pupillenerweiterung beruhende Irradiationserscheinung erkl\u00e4rt. Psychologisch interessanter ist der zweite Fall (micropsia beyond the fixation point). Stellt man einen Gegenstand in Sehweite vor das atropinisierte Auge und versucht (nat\u00fcrlich ohne Resultat), f\u00fcr einen n\u00e4herliegenden Punkt zu akkommo-dieren, so scheint sich der Gegenstand um so mehr zu verkleinern, je mehr der fixierte Punkt sich dem Auge n\u00e4hert. Auch das normale Auge sch\u00e4tzt bekanntlich Gegenst\u00e4nde hinter dem Blickpunkte kleiner und entfernter als Gegenst\u00e4nde im Blickpunkte ; die Erscheinung l\u00e4fst sich aber unter dem Einfl\u00fcsse des Atropins leichter beobachten, weil hier die Deutlichkeit des Bildes erhalten bleibt. Zur Erkl\u00e4rung der angef\u00fchrten Thatsachen nimmt der Verfasser an, dafs die Lage des Gegenstandes* nicht in Bezug auf das Auge, sondern in Bezug auf den Blickpunkt, die scheinbare Gr\u00f6fse und Entfernung desselben bestimmt; nicht nur, wenn der Gegenstand sich bei unver\u00e4ndertem Blickpunkte vorn Auge entfernt, sondern auch, wenn der Blickpunkt sich bei unver\u00e4nderter Lage des Gegenstandes dem Auge n\u00e4hert, erscheine letzterer kleiner und entferntem Die Lokalisation des Blickpunktes aber m\u00fcsse nach den Atropinversuchen auf zentralen Faktoren beruhen, da die blofse Anstrengung zum Akkommodieren ohne peripherischen Effekt (auch bei Atropinisierung beider Augen) zum Eintreten der scheinbaren Verkleinerung gen\u00fcgt.\nHeymans (Groningen).\nL. Duprat. Exp\u00e9riences sur une illusion visuelle normale, lier Philos. Bd. 41. S. 44\u201447. 1896.\nDie scheinbare Verschiebung der beiden Teile einer durch zwei Parallelen unterbrochenen geraden Linie beruht nach Verfasser darauf, dafs die beiden Augen, um die entsprechenden St\u00fccke der schief zur Medianebene verlaufenden Gerade genau beobachten zu k\u00f6nnen, Bewegungen ausf\u00fchren, welche f\u00fcr das eine eine gr\u00f6fsere Anstrengung fordern, als f\u00fcr das andere. Warum die T\u00e4uschung auch bei monokularer Betrachtung bestehen bleibt, wird nicht gemeldet.\nHeymans (Groningen).","page":77}],"identifier":"lit36432","issued":"1896","language":"de","pages":"75-77","startpages":"75","title":"A. Thi\u00e9ry: \u00dcber geometrisch-optische T\u00e4uschungen. (Schlu\u00df.) Philos. Stud. XI. S. 603-620. XII. S. 67-126. 1895","type":"Journal Article","volume":"12"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:40:23.658175+00:00"}