Open Access
{"created":"2022-01-31T16:39:58.881275+00:00","id":"lit36437","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Heller, Theodor","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 12: 79-80","fulltext":[{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n7R\nsowohl von der Aufmerksamkeit wie von der Dauer der Perzeptionszeit abh\u00e4ngig.\tFriedrich Kiesow.\nE. G. Husserl. Psychologische Studien zur elementaren Logik. Thilos.\nMonatsh. XXX. Bd. S. 159-191.\nDiese scharfsinnigen Studien sind den Unterschieden des Abstrakten und Konkreten sowie den Anschauungen und Repr\u00e4sentationen gewidmet. Versteht man unter unselbst\u00e4ndigen Inhalten des Bewufstseins-solche, die in notwendiger funktioneller Abh\u00e4ngigkeit von mindestens einem anderen stehen, wie z. B. die Vorstellung der Ausdehnung eines Objektes, so werden die unselbst\u00e4ndigen Teile eines Ganzen als abstrakte Teile bezeichnet. Dagegen wird ein komplexer Inhalt, dessen Teil ein Abstractum ist, das ihm zugeh\u00f6rige Concretum genannt. Das letztere kann selbst wieder abstrakt sein ; ist es dagegen selbst\u00e4ndig, so-heifst es absolutes Concretum. Diese und \u00e4hnliche Bestimmungen sollen der pr\u00e4ziseren Abgrenzung der Begriffe konkret und abstrakt dienen. Wichtiger erscheinen die Ausf\u00fchrungen \u00fcber Anschauungen und Repr\u00e4sentationen. Erstere werden als Vorstellungen definiert, die ihre Gegenst\u00e4nde als immanente Inhalte wirklich in sich fassen, letztere als Vorstellungen, die ihre Gegenst\u00e4nde blofs intendieren. Die Anschauung ist eine eigent\u00fcmliche Zuwendung zu einem f\u00fcr sich bemerkten Inhalt, also ein abgrenzender Akt; eine andere neue Art des Bewufstseins, die nicht n\u00e4her bestimmt wird, verr\u00e4t sich in der Repr\u00e4sentation. Zum Schl\u00fcsse wird die Wichtigkeit dieser Unterscheidung und namentlich einer genaueren Untersuchung \u00fcber das Wesen der Repr\u00e4sentation f\u00fcr die Psychologie, Logik und Erkenntnistheorie hervorgehoben. Unter anderem macht H. darauf aufmerksam, dafs in der Theorie der Raumvorstellung ohne Ber\u00fccksichtigung dieses Unterschiedes nicht weiter zu kommen sei. \u201eEs ist wirklich erstaunlich, was man hier \u201eTheorien\u201c-nennt. Sind irgendwie drei Reihen abstufbarer Gef\u00fchle oder Empfindungen (deren Beteiligung an der Raumwahrnehmung man wahrscheinlich gemacht) zusammengebracht und hat man sich mit ihrer Verschmelzung befreundet, dann ist das Problem gel\u00f6st. Aber was ist dann, erkl\u00e4rt? So gut wie nichts.\u201c Statt dessen m\u00fcsse man vor allem den Begriff des Raumes und den Ursprung dieses Begriffes aus gewissen n\u00e4her zu charakterisierenden psychologischen Thatsachen genau fixieren,, wobei man sofort auf die anschaulichen und repr\u00e4sentativen Funktionen stofse.\t0 K\u00fclpe.\nHermann Gutzmann. \u00dcber Hemmungen der Sprachentwickelung. Vortrag, gehalten in der Sektion f\u00fcr Kinderheilkunde der 67. Versammlung deutscher Naturforscher und \u00c4rzte in L\u00fcbeck 1895. Wiesbaden, J. F. Bergmann. 1896. 11 S.\nVerfasser sucht in diesem Vortrage jene Faktoren zusammenzustellen, welche die Sprachentwickelung der Kinder hemmend beeinflussen k\u00f6nnen.","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"80\nLitteraturbericht.\nZahlreiche Sprachst\u00f6rungen haben ihre Ursache in dem schlecht angeleiteten oder durch fehlerhafte Vorbilder beeinflufst\u00e9n Nachahmungs-' triebe der Kinder. Aus der Thatsache, dafs blinde Kinder in der Kegel sp\u00e4ter sprechen lernen als vollsinnige, folgert der Verfasser, dafs dem Auge eine nicht zu untersch\u00e4tzende Bedeutung f\u00fcr die Sprachentwicke-lung der Kinder zukommt. Im Anschlufs an die Erw\u00e4hnung der durch Taubheit oder starke Schwerh\u00f6rigkeit bedingten Stummheit h\u00e4tte Beferent eine kurze Anf\u00fchrung der URBANTSCHiTsc\u00fcschen H\u00f6r\u00fcbungen erwartet.\nVerfasser bespricht sodann die F\u00e4lle, in denen es sich um zentrale Sprachst\u00f6rungen handelt. Die von S. Heller genau beschriebene \u201epsychische Taubheit\u201c1 f\u00fchrt Verfasser nicht auf perzeptorischr St\u00f6rungen, sondern auf einen Mangel intellektueller F\u00e4higkeiten zur\u00fcck. Die Behauptung des Verfassers, dafs dies nichts mit der Behandlung zu thun habe, \u201eda diese stets darauf ausgehen mufs, die Aufmerksamkeit zu konzentrieren und das Ged\u00e4chtnis zu st\u00e4rken\u201c, erscheint dem Beferenten insoferne unrichtig, als die St\u00f6rungen der Aufmerksamkeit und des Ged\u00e4chtnisses, zumal im Kindesalter, nicht ohne gleichzeitige Entwickelung der allgemeinen Intelligenz zu beheben sind, wodurch die Behandlung der psychischen Taubheit zu einem Gegenstand des Idiotenunterrichtes wird. Die Bezeichnung \u201epsychische Taubheit\u201c, welche f\u00fcr die von S. Heller beschriebenen F\u00e4lle idiotischer Aphasie sehr charakteristisch ist, wird wegen der grofsen Verschiedenheit der hier in Betracht kommenden \u00e4tiologischen Momente dann hinf\u00e4llig, wenn dieselbe, wie dies Verfasser thut, auch auf die bei Kindern mit normaler oder \u201eann\u00e4hernd normaler Intelligenz\u201c vorkommende Sprachlosigkeit ausgedehnt wird. S. Heller charakterisiert die psychische Taubheit als einen idiotischen Zustand und best\u00e4tigte diese Auffassung durch Demonstration von sieben auf verschiedenen Stufen der Heilung befindlichen Patienten, was \u00fcbrigens Verfasser selbst \u00e4nf\u00fchrt. Hierdurch wird aber ein grofser Teil der gegen S. Heller gef\u00fchrten Polemik gegenstandslos.\nDie sog. H\u00f6rstummheit f\u00fchrt Verfasser auf Mangel an Willenskraft und fehlende Sprechlust zur\u00fcck. Adenoide Wucherungen sind eine h\u00e4ufige Ursache von schweren Sprachst\u00f6rungen oder vollkommener Sprachlosigkeit. Akute Sprachst\u00f6rungen treten bisweilen infolge von Darmparasiten oder Magen\u00fcberladungen ein. Die Hemmungen der Sprach* entwickelung in der Pubert\u00e4tsperiode, die hysterische Stummheit bei Kindern und die rein psychische Aphasia voluntaria werden kurz erw\u00e4hnt. Zum Schl\u00fcsse giebt der Verfasser eine \u00dcbersicht \u00fcber die verschiedenen Grade der H\u00f6rstummheit.\tTheodor Heller (Wien).\n1 \u00dcber psychische Taubheit im Kindesalter. Vergl. das Beferat von Fr. Kiesow, IX. Bd. dieser Zeitschr. S. 72 f.","page":80}],"identifier":"lit36437","issued":"1896","language":"de","pages":"79-80","startpages":"79","title":"Hermann Gutzmann: \u00dcber Hemmungen der Sprachentwickelung. Vortrag, gehalten in der Sektion f\u00fcr Kinderheilkunde der 67. Versammlung deutscher Naturforscher und \u00c4rzte in L\u00fcbeck 1895. Wiesbaden, J. F. Bergmann. 1896. 11 S.","type":"Journal Article","volume":"12"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:39:58.881284+00:00"}