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{"created":"2022-01-31T15:36:22.478301+00:00","id":"lit36456","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Cohn, J.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 12: 156-157","fulltext":[{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156\nLitteraturbericht.\nF. H. Bradley. In what sense are Psychical States extended? Mind. New Series No. 14. S. 225\u2014235. April 1895.\nDarf man den psychischen Zust\u00e4nden Ausdehnung \u00fcberhaupt absprechen? B. verneint diese Frage, denn in irgend einer Beziehung komme der Idee des Pferdes Ausdehnung zu, insofern ich die Ausdehnung vorstelle. Er kleidet die L\u00f6sung des Problems in den Satz : \u201eDie Seele enth\u00e4lt Ausdehnungen und sie enth\u00e4lt vielf\u00e4ltige Ausdehnungen, aber die Seele ist nicht ausgedehnt.\u201c Nur dann n\u00e4mlich, wenn wir die Ausdehnung zur Haupteigenschaft, zur wesentlichen Konstituenten eines Dinges machen, alle anderen Eigenschaften aber als sekund\u00e4re betrachten, d\u00fcrfen wir sagen: es ist ausgedehnt. Erscheint aber die Ausdehnung nur als eine Eigenschaft unter vielen, als eine Eigenschaft, die nicht notwendig zur Wesenheit des Dinges geh\u00f6rt, so sagen wir, es enth\u00e4lt Ausdehnungen, \u00e4hnlich etwa, wie es G-er\u00fcche, Farben cto. in sich schliefst. Ersteres gilt von der physischen Welt, letzteres von der psychischen.\nW. Stern (Berlin).\nJosiah Boyce. Preliminary Eeport on Imitation. Psychol. Rev. IL S. 218\u2014235. 1895.\nDie vorliegende Abhandlung wurde vom V\u00e8rfasser bei Gelegenheit der im Dezember 1894 zu Princeton stattgefundenen Versammlung der Amerikanischen Psychologischen Gesellschaft gelesen. Dieselbe enth\u00e4lt neben dem Versuche, zu einer Klassifikation und Definition der imitativen Prozesse zu gelangen, einige vorl\u00e4ufige Mitteilungen \u00fcber die Ergebnisse von Untersuchungen, welche der Verfasser unter der Mith\u00fclfe M\u00fcnsterbergs \u00fcber die Beschaffenheit imitativer Funktionen angestellt hat. F\u00fcr die letzteren wurde vorzugsweise ein Schallhammer verwandt, dessen rhythmische Schl\u00e4ge die Versuchspersonen mittelst eines elektrischen Schl\u00fcssels zu reproduzieren hatten.\tFriedrich Kiesow.\nDickinson S. Miller. The Confusion of Function and Content in Mental Analysis. Psych. Rev. II. S. 535\u2014550. 1895.\nVerfasser sucht nachzuweisen, dafs eine Beihe von Schwierigkeiten psychologischer Theorien verschwinden, wenn wir die Verwirrung zwischen dem Inhalt und der Funktion von Vorstellungen aufheben. So z. B. lassen sich die Streitigkeiten \u00fcber die Natur der \u201eallgemeinen Vorstellungen\u201c dann kl\u00e4ren, wenn man zwischen dem Inhalt der Vorstellung, der stets nur ein spezieller ist, und ihrer Funktion, durch assoziative Beziehungen eine ganze Klasse von Vorstellungen zu vertreten, unterscheidet. Es ist daran zu erinnern, dafs diese Analyse nicht ganz so neu ist, als der Verfasser glaubt, vielmehr sich wesentlich schon bei Berkeley mit etwas anderen Worten findet. Der \u201eGlaube\u201c ist eine (funktionelle) Verbindung zwischen zwei Vorstellungen, die zwar nicht unl\u00f6slich ist, aber, auch wenn sie willk\u00fcrlich gel\u00f6st wurde, nach Aufhebung dieses Aktes sich wieder einstellt, \u00e4hnlich wie ein gespannter elastischer Faden nach Aufhebung der Spannung in seinen alten Zustand zur\u00fcckkehrt. Die sog. Vorstellung des Nichts ist eine Bereitschaft des Geistes, jeden etwa aufsteigenden Inhalt als in einem bestimmten Baume oder einer be-","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht\n157\nstimmten Zeit seiend zu verneinen. Der Verfasser deutet seine Gedanken mehr an, als er sie ausf\u00fchrt, indessen sind diese Andeutungen interessant genug, um den Leser auf eine weitere Ausf\u00fchrung begierig zu machen.\nJ. Cohn (Berlin).\nH. Nichols. The \u201eFeelings\u201d. Philos. Rev. TV. 5. S. 506\u2014530. September 1895.\nN. sucht eine neue Definition und Erkl\u00e4rung der Gef\u00fchle zu geben, deren Hauptpunkte er in folgenden S\u00e4tzen zusammenfafst: \u201e(a) Die Gef\u00fchle sind die normalen psychischen Ausl\u00f6ser (motor-ideas) f\u00fcr unsere instinktiven Bewegungen.41 gewissermafsen das seelische Gegenst\u00fcck der Instinkte. N. bestreitet daher ausdr\u00fccklich die Unbewufstheit der Instinkthandlungen. \u2014 \u201e(b) Der Gehirnmechanismus der Instinkte ist nicht bildsam (nicht anpassungsf\u00e4hig, non-plastic); ihre erbliche Erhaltung erfordert dies.\u201c Dieses Fehlen der Entwickelungsf\u00e4higkeit unterscheidet Instinkt von Sinneswahrnehmung und h\u00f6heren geistigen Th\u00e4tig-keiten. \u2014 \u201e(c) Das unterscheidende Charakteristikum der Gef\u00fchle besteht, subjektiv betrachtet (presentatively), in ihrer Einfachheit.\u201c Gef\u00fchl ist ihm daher der primitivste seelische Zustand, die unorganisierte rohe Masse, und umgekehrt: jeder Zustand ohne psychische Mannigfaltigkeit ist Gef\u00fchl \u2014 eine Theorie, die grolse \u00c4hnlichkeit mit der Honwiczschen hat. \u2014 \u201e(d) Die Einfachheit entspringt dem nichtserienweisen Charakter der den Instinktmechanismus treffenden Beize und dem Mangel jenes Mechanismus an plastischer Empf\u00e4nglichkeit.\u201c Die Plastizit\u00e4t ist n\u00e4mlich Vorbedingung daf\u00fcr, dafs Beize in reihenweiser Anordnung auf den Organismus wirken k\u00f6nnen; letzteres wieder ist Vorbedingung, nicht nur der Sinneswahrnehmung, sondern jeder h\u00f6heren psychischen Organisation und Entwickelung. \u2014 \u201eUnter diesen Bedingungen sind die Gef\u00fchle in Einklang gebracht mit den gleichen Gesetzen, wie sie das gesamte Seelenleben beherrschen, und in passende Beziehung gesetzt zu der biologischen Entwickelungslehre im allgemeinen.\u201c\nW. Steen (Berlin).\nJonas Cohn. Die Gef\u00fchlswirkung der Begriffe. Ein Beitrag zur psychologischen Erfassung der Geschichte der Philosophie. Phil. Stud. XII. S. 297-306. 1896.\nDer Verfasser will von den bei der Abfolge der philosophischen Systeme mitwirkenden alogischen Elementen eines, das Gef\u00fchlselement, genauer verfolgen. Er f\u00fchrt mehrere Gr\u00fcnde an, aus denen sich an philosophische Begriffe ein Gef\u00fchlswert anheften kann, langt aber bald bei seinem Hauptthema an. Er hat n\u00e4mlich eine \u201eGeschichte des Unendlichkeitsproblems\u201c in Arbeit, und so w\u00e4hlt er diesen Begriff als Hauptbeispiel f\u00fcr seinen Nachweis. Schon bei den Pythagoreern hat der Unendlichkeitsbegriff als der eines Unerkennbaren einen negativen Gef\u00fchlswert. Deutlich ist dies auch bei Aeistoteles. In den letzten Phasen der antiken Philosophie schl\u00e4gt diese Wertung um; das Unend-","page":157}],"identifier":"lit36456","issued":"1896","language":"de","pages":"156-157","startpages":"156","title":"Dickinson S. Miller: The Confusion of Function and Content in Mental Analysis. Psych. Rev. II. S. 535-550. 1895","type":"Journal Article","volume":"12"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:36:22.478306+00:00"}