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{"created":"2022-01-31T16:38:28.710815+00:00","id":"lit36458","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"D\u00f6ring, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 12: 157-158","fulltext":[{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht\n157\nstimmten Zeit seiend zu verneinen. Der Verfasser deutet seine Gedanken mehr an, als er sie ausf\u00fchrt, indessen sind diese Andeutungen interessant genug, um den Leser auf eine weitere Ausf\u00fchrung begierig zu machen.\nJ. Cohn (Berlin).\nH. Nichols. The \u201eFeelings\u201d. Philos. Rev. TV. 5. S. 506\u2014530. September 1895.\nN. sucht eine neue Definition und Erkl\u00e4rung der Gef\u00fchle zu geben, deren Hauptpunkte er in folgenden S\u00e4tzen zusammenfafst: \u201e(a) Die Gef\u00fchle sind die normalen psychischen Ausl\u00f6ser (motor-ideas) f\u00fcr unsere instinktiven Bewegungen.41 gewissermafsen das seelische Gegenst\u00fcck der Instinkte. N. bestreitet daher ausdr\u00fccklich die Unbewufstheit der Instinkthandlungen. \u2014 \u201e(b) Der Gehirnmechanismus der Instinkte ist nicht bildsam (nicht anpassungsf\u00e4hig, non-plastic); ihre erbliche Erhaltung erfordert dies.\u201c Dieses Fehlen der Entwickelungsf\u00e4higkeit unterscheidet Instinkt von Sinneswahrnehmung und h\u00f6heren geistigen Th\u00e4tig-keiten. \u2014 \u201e(c) Das unterscheidende Charakteristikum der Gef\u00fchle besteht, subjektiv betrachtet (presentatively), in ihrer Einfachheit.\u201c Gef\u00fchl ist ihm daher der primitivste seelische Zustand, die unorganisierte rohe Masse, und umgekehrt: jeder Zustand ohne psychische Mannigfaltigkeit ist Gef\u00fchl \u2014 eine Theorie, die grolse \u00c4hnlichkeit mit der Honwiczschen hat. \u2014 \u201e(d) Die Einfachheit entspringt dem nichtserienweisen Charakter der den Instinktmechanismus treffenden Beize und dem Mangel jenes Mechanismus an plastischer Empf\u00e4nglichkeit.\u201c Die Plastizit\u00e4t ist n\u00e4mlich Vorbedingung daf\u00fcr, dafs Beize in reihenweiser Anordnung auf den Organismus wirken k\u00f6nnen; letzteres wieder ist Vorbedingung, nicht nur der Sinneswahrnehmung, sondern jeder h\u00f6heren psychischen Organisation und Entwickelung. \u2014 \u201eUnter diesen Bedingungen sind die Gef\u00fchle in Einklang gebracht mit den gleichen Gesetzen, wie sie das gesamte Seelenleben beherrschen, und in passende Beziehung gesetzt zu der biologischen Entwickelungslehre im allgemeinen.\u201c\nW. Steen (Berlin).\nJonas Cohn. Die Gef\u00fchlswirkung der Begriffe. Ein Beitrag zur psychologischen Erfassung der Geschichte der Philosophie. Phil. Stud. XII. S. 297-306. 1896.\nDer Verfasser will von den bei der Abfolge der philosophischen Systeme mitwirkenden alogischen Elementen eines, das Gef\u00fchlselement, genauer verfolgen. Er f\u00fchrt mehrere Gr\u00fcnde an, aus denen sich an philosophische Begriffe ein Gef\u00fchlswert anheften kann, langt aber bald bei seinem Hauptthema an. Er hat n\u00e4mlich eine \u201eGeschichte des Unendlichkeitsproblems\u201c in Arbeit, und so w\u00e4hlt er diesen Begriff als Hauptbeispiel f\u00fcr seinen Nachweis. Schon bei den Pythagoreern hat der Unendlichkeitsbegriff als der eines Unerkennbaren einen negativen Gef\u00fchlswert. Deutlich ist dies auch bei Aeistoteles. In den letzten Phasen der antiken Philosophie schl\u00e4gt diese Wertung um; das Unend-","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158\nLi tteraturberich t.\nliehe wird das G\u00f6ttliche. Er verfolgt diese Wandlung, freilich in schwerverst\u00e4ndlicher K\u00fcrze, durch das Mittelalter, hei Cusanus, Bruno und Spinoza. Gegen Ende lenkt er dann wieder in ein allgemeineres Fahrwasser und bringt einige andere Beispiele vom Gef\u00fchlsinteresse an Begriffen.\nDer Verfasser hat sein Feld nur k\u00e4rglich abgegrast; die Geschichte der Philosophie bot ihm hier reichliche Ernten, an denen er achtlos vorheigegangen ist. Zun\u00e4chst ist das Gef\u00fchlsinteresse in weitestem Umfange bestimmend f\u00fcr die Auswahl der Forschungsgebiete, in der antiken Philosophie in der Lehre vom summum bonum, in der christlichen bei den metaphysischen Vorbedingungen der ewigen Seligkeit, die geradezu das Thema der christlichen Metaphysik bilden. Aber auch f\u00fcr die Beeinflussung des Beweisverfahrens durch dies Gef\u00fchlsinteresse ist namentlich die christliche Philosopie voll von Beispielen. Es braucht nur an den sch\u00f6nen Ausspruch Kants erinnert zu werden: \u201eDie Verstandes wage ist nicht ganz unparteiisch, und ein Arm derselben,, der die Aufschrift f\u00fchrt, Hoffnung der Zukunft, hat einen mechanischen Vorteil\u201c und mehrere \u00e4hnliche sarkastische Dicta bei Kant.\nA. D\u00f6ring.\nD. E. Major. On the Affective Tone of Simple Sense - Impressions.\nAmeric. Journ. of Psychol. VII. S. 57\u201477. 1895.\nDie Hauptabsicht dieser aus Titcheners Laboratorium (Cornell-University) hervorgegangenen Arbeit ist die Pr\u00fcfung der sog. Bechenmethode. Diese Methode wurde in einer sehr eigent\u00fcmlichen Weise umgebildet. W\u00e4hrend es sich n\u00e4mlich sonst bei allen Versuchen \u00fcber den Gef\u00fchlston von Figuren (Fecbner, Witmer) oder Farben (Eeferent) um Vorzugsurteile gehandelt hatte, liefs Major absolute Urteile abgeben. Er stellte zu diesem Zwecke eine Urteilsskala auf: \u201e1. very pleasant;. 2. moderately pleasant; 3. just pleasant; 4. without affective tone; 5. just unpleasant; 6. moderately unpleasant; 7. very unpleasant.\u201c F\u00fcr jeden einzelnen dargebotenen Beiz mufs die Versuchsperson den Gef\u00fchlswert nach dieser Tabelle angeben. Bei Wiederholung derselben Versuchsreihe zeigen die Personen hinreichend konstante Besultate.\nEs werden nun nach dieser Methode zun\u00e4chst Farben von verschiedener S\u00e4ttigung untersucht. Dabei zeigte sich keine regelm\u00e4fsige Bevorzugung der ges\u00e4ttigteren Nuance, wie Beferent sie bei seinen Versuchen gefunden hatte. Woran diese Differenz liegt, l\u00e4fst sich zur Zeit nicht feststellen; Beferent hat Versuche nach Majors Methode begonnen und wird dem Unterschied auf den Grund zu kommen suchen. Insbesondere wird es dazu n\u00f6tig sein, die Methode der absoluten Gef\u00fchlsurteile nachzupr\u00fcfen und mit der der Vorzugsurteile zu vergleichen. F\u00fcr diese Diskussion bleibe auch die Kritik der von Major verwendeten Methode Vorbehalten, da diese doch nach eigener experimenteller Erfahrung gr\u00fcndlicher ausfallen wird, als vor derselben. Auch eine Benachteiligung des Gelb anderen Farben gegen\u00fcber liefs sich nicht feststellen. Zu diesem Punkte m\u00f6chte Beferent bemerken, dafs auch er diese Benachteiligung nicht f\u00fcr allgemein h\u00e4lt. Er hatte gerade dieses","page":158}],"identifier":"lit36458","issued":"1896","language":"de","pages":"157-158","startpages":"157","title":"Jonas Cohn: Die Gef\u00fchlswirkung der Begriffe. 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