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{"created":"2022-01-31T16:41:29.301952+00:00","id":"lit36466","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Neisser, Cl.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 12: 281-282","fulltext":[{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"Litter oturbericht.\n281\nh\u00e4ngig von ihm reden und handeln \u2014 er ist inspiriert. Stets glauben die Dramatiker, seihst vor der B\u00fchne zu sitzen, und kritisieren so ihre St\u00fccke. Einzelne Autoren sehen und h\u00f6ren ihre Personen, andere h\u00f6ren sie nur, wenige sehen sie.\nDie elegant geschriebene Arbeit hat eigentlich Neues nicht zu Tage gef\u00f6rdert, und die ganze Art der Sammlung von Thatsachen erinnert mehr an Eeuilletonarbeit als an wissenschaftliche. Jedenfalls macht es einen merkw\u00fcrdigen Eindruck, wenn eine solche Arbeit von 208 Seiten wissenschaftlicher Arbeiten der Ann\u00e9e psychol. (Bd. I.) 113 Seiten einnimmt. Es ist eine wirkliche Analyse eines so komplizierten psychischen Vorganges wohl bis jetzt f\u00fcr die Psychologie als Wissenschaft unzug\u00e4nglich, die Probleme der Individualpsychologie k\u00f6nnen bisher nur in ganz einfachen Formen psychischen Geschehens gesucht werden.\nMax Brahn (Leipzig).\nJ. Pohl. \u00dcber die Einwirkung seelischer Erregungen des Menschen auf sein Kopfhaar. Nova acta d. Kaiserl Leop. Carol. Dtsch. Akad. d. Naturf. Bd. XLIV. No. 2. S. 63-138. Halle 1894.\nVerfasser geht von dem Erfahrungssatze aus, dafs, wenn hei einem Menschen eine nennenswerte \u00c4nderung der Stimmung oder des Grades der Aufmerksamkeit sich vollzieht, in seiner K\u00f6rperhaltung und im Gesicht Ver\u00e4nderungen sich zeigen; mit anderen Worten, dafs ein Wechsel der Erregungsart oder des Erregungsgrades der Zentra des Empfindens und des Wollens sich, ohne bewufstes Zuthun des Individuums, mit einer Einlagerung gewisser Muskelgruppen verkn\u00fcpfe. Durch einen Fall von \u201eanscheinend\u201c pl\u00f6tzlichem Ergrauen nach tiefer Gem\u00fctserregung bei einem kraftvollen Manne wurde Verfasser \u2014 schon als Student \u2014 zu der Erw\u00e4gung gef\u00fchrt, ob die mimischen Bewegungen an der Haargrenze der Stirn Halt machen oder nicht, und wenn sie nicht Halt machen: \u201eob sie stark genug sind, um auf die Haarbildungsst\u00e4tten, welche in den Grund der Kopfhaut eingebettet sind, einen nachtr\u00e4glich erkennbaren Eindruck zu machen.\u201c Viele Jahre hindurch fortgesetzte zahlreiche und\nta\neingehende Haaruntersuchungen, deren Ergebnisse der Verfasser zum Teil schon in fr\u00fcheren in Virchows Arch, ver\u00f6ffentlichten Arbeiten niedergelegt hat, haben denselben zu der \u00dcberzeugung gebracht, dafs in der That sowohl k\u00f6rperliche als auch seelische Irritationen vielfach eine weit \u00fcber ihre eigene Dauer hinausreichende Nachwirkung in der Haarstruktur erkennen lassen und dafs es m\u00f6glich ist. durch blofse Haaruntersuchung .R\u00fcckschl\u00fcsse auf das fr\u00fchere Ergehen zu machen !\nDrei Verh\u00e4ltnisse sind es namentlich, welche Bedeutung haben: die Querschnittform des Kopfhaares, die Luftlosigkeit des Markstranges und die L\u00fccken in der \u00dfindensubstanz. Um die Querschnittform bestimmen zu k\u00f6nnen, mufs man vor allem Sicherheit dar\u00fcber haben, ob der Schnitt wirklich senkrecht zur L\u00e4ngsachse gef\u00fchrt ist. Hierbei bew\u00e4hrte sich dem Verfasser die Verwendung des polarisierten Lichtes. \u201eBei ann\u00e4hernd kreisrundem Querschnitt bleibt die Polarisationsfarbe unver\u00e4ndert, wenn man das Objekt um seine L\u00e4ngsachse dreht ; \u00e4ndert sich bei der Drehung die Farbe, so reicht schon eine","page":281},{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"282\nLitteraturberi eht.\nm\u00e4fsige Erfahrung hin, um aus den verschiedenen Stufen der Farbenskala das Verh\u00e4ltnis der Durchmesser zu erschliefsen.\u201c Wenn nun unter der Einwirkung einer pl\u00f6tzlich ein tretenden G-em\u00fctserregung die Druckverh\u00e4ltnisse an der haarbildenden St\u00e4tte eine \u00c4nderung erfahren (beispielsweise durch die Aktion der kutanen Muskelgebilde), so wird derjenige Haarabschnitt, welcher w\u00e4hrend der Erregung gerade in Bildung begriffen war, in irgend einer Weise sich unterscheiden m\u00fcssen von den fr\u00fcheren Haarabschnitten und auch von den sp\u00e4teren, falls das Individuum die G-em\u00fctserregung \u00fcberwindet. Nach den Untersuchungen des Verfassers sei dies in der That in deutlichster Weise zu konstatieren und es lasse sich sogar erkennen, dafs die reflektorischen Einwirkungen von Lust und Unlust auf die haarbildende St\u00e4tte nach entgegengesetzter Dichtung erfolgen! Man k\u00f6nne daher sagen, dafs das Konstantbleiben, Steigen, Fallen der Polarisationsfarben des Kopfhaares (besonders am Vorderkopfe und an den Schl\u00e4fen) einen K\u00fcckschlufs darauf gestatte, ob an der Zentralstelle des G-em\u00fctes Gleichmut, peinliche Empfindung, frohe Empfindung die Herrschaft behalten hat.\u201c\nSoweit die Bedeutung der verschiedenen Querschnittformen. Von den weiteren Ergebnissen sei angef\u00fchrt, dafs nach demVerfasser \u201eeine starke absichtliche oder unabsichtliche Anspannung des Willens, welche eine gewisse Zeit andauert und mehrfach von starker G-em\u00fctserregung begleitet ist, die Folge hat, dafs ein Teil der Kopfhaare mit luftlosem Markstrang gebildet wird,\u201c und dafs L\u00fccken in der Bindensubstanz des Haares namentlich bei denjenigen K\u00f6perzust\u00e4nden erscheinen, \u201ewelche man als schnelles \u201eHinschwinden der Kr\u00e4fte\u201c bezeichnet.\u201c Schliefslich sucht der Verfasser an Beispielen zu erweisen, dafs die mitgeteilten Ergebnisse sich diagnostisch, prognostisch und gutachtlich verwerten lassen.\nAngesichts des Fleifses und der Hingabe, mit welcher der Verfasser gearbeitet und Material gesammelt hat, ist es bedauerlich, sagen zu m\u00fcssen, dafs die von ihm gezogenen Schlufsfolgerungen die notwendige kritische Vorsicht und Exaktheit vermissen lassen, ja zum Teil geradezu abenteuerlich k\u00fchne sind.\tCl. Neisser (Leubus).\nA. D. Waeler. Points relating to the Weber-Fechner law. Retina muscle; nerve. Brain. Part LXX u. LXXL S. 200\u2014216. Summerand Autumn 1895.\nW. bezieht das \u201eWEBER-FECHNERsche G-esetz\u201c ganz allgemein auf das Verh\u00e4ltnis zwischen Ursache und Wirkung in der lebenden Substanz. Seine Untersuchungen betreffen zun\u00e4chst die Netzhaut. Er mafs die G-alvanometerausschl\u00e4ge, welche man in der bekannten Weise bei Lichtreizung des exstirpierten Froschauges beobachtet. Die Heizung dauerte stets Vs Minute. Zwischen je zwei Beizungen wurde eine Pause von 7/s Minuten gelassen. Die Eeizst\u00e4rke wurde durch Verringerung bezw. Vergr\u00f6fserung der Entfernung zwischen Licht und Auge variiert. Die G-alvanometerausschl\u00e4ge scheinen mit wachsender Beizst\u00e4rke ungef\u00e4hr so, wie es das FECHNERSche Gesetz verlangt, zuzunehmen. Bez\u00fcglich des Muskels verweist W. einfach auf das myopbysische G-esetz.","page":282}],"identifier":"lit36466","issued":"1896","language":"de","pages":"281-282","startpages":"281","title":"J. Pohl: \u00dcber die Einwirkung seelischer Erregungen des Menschen auf sein Kopfhaar. Nova acta d. Kaiserl. Leop. Carol. Dtsch. Akad. d. Naturf. Bd. XLIV. No. 2. S. 63-138. Halle 1894","type":"Journal Article","volume":"12"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:41:29.301957+00:00"}