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{"created":"2022-01-31T14:24:48.302779+00:00","id":"lit36468","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ziehen","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 12: 283-284","fulltext":[{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n283\nBez\u00fcglich des Nerven glaubt W. gefunden zu haben, dafs seine n\u00e9gative Schwankung bei faradischer Reizung dem Reiz proportional w\u00e4chst, also dem RECHNEEschen Gesetz nicht folgt. Besonderes Gewicht legt er darauf, dafs nahe der Reizschwelle f\u00fcr eine kleine Strecke die Kurve der Muskelkontraktion und der negativen Schwankung des Nerven eine S-f\u00f6rmige Biegung zeigt, dafs sie also zun\u00e4chst langsamer ansteigt, als die loga-rithmische Kurve. Bei dem absterbenden und bei dem erm\u00fcdenden Muskel soll die S-f\u00f6rmige Biegung im umgekehrten Sinne erfolgen. Aus der Beobachtung, dafs die negative Schwankung des Nerven dem Reiz proportional ist, glaubt W. schliefsen zu k\u00f6nnen, dafs die Nervenfasern wenigstens innerhalb der physiologisch in Betracht kommenden Reizst\u00e4rken nur die Rolle eines passiven physikalischen Leitungsdrahtes spielen. Die Netzhautversuche f\u00fchrt er zu Gunsten der physiologischen Deutung des FECHNEEschen Gesetzes ins Feld. Die nicht einwurfsfreie Versuchsanordnung, sowie namentlich die bemerkenswerte, zur Anwendung gelangte photogalvanographische Registriermethode sind im Original nachzulesen.\tZiehen (Jena).\nW. Beoadbent. Brain origin. Brain. Part LXX u. LXXI. S. 185\u2014199.\nSummer and Autumn 1895.\n\u00c4hnlich, wie vor kurzem Gowees, giebt jetzt Beoadbent in dieser \u201ePresidential address to the neurological society of London\u201c eine Theorie des in den Nervenfasern und Nervenzellen ablaufenden Erregungsprozesses, der Nerve force, wie die englischen Autoren jetzt meistens zu sagen pflegen. Als Hauptmerkmal der chemischen Verbindungen, in deren Zersetzung die Erregung der Nervenelemente besteht, betrachtet er nicht die vielberufene Instabilit\u00e4t, sondern die hohe chemische Spannung der in den Nervenelementen aufgespeicherten Substanzen. Unter letzterer versteht er die Tendenz der in einem Molek\u00fcl in einer ihren Affinit\u00e4ten nicht entsprechenden Weise angeordneten Atome, zu einer entsprechenden Anordnung sich umzugruppieren. So ist z. B. bei der Imidverbindung die chemische Spannung gr\u00f6fser als bei der Amidverbindung etc. Den Erwerb von Erinnerungsbildern stellt sich B. als eine Integration von Molek\u00fclen vor, w\u00e4hrend die meisten sonstigen Erregungen der Nervenelemente Disintegrationen sind. Wahrnehmung, Bewufstsein und die h\u00f6heren geistigen Operationen stehen nach B. aufserhalb und \u00fcber den materiellen Ver\u00e4nderungen, welche ihrer Kundgebung dienen, und gehen \u00fcber sie hinaus (\u201eare outside and above and in excess of the material changes which subserve their manifestation\u201c).\nB. wendet sich dann gegen die Annahme eines rein passiven Verhaltens der peripherischen und zentralen Elemente. Er nimmt vielmehr allenthalben potentielle Energien an, welche sich gegenseitig hemmend beeinflussen, und sucht durch Vergleiche diese Annahme plausibler zu machen. Er nennt dies \u201ebalanced tension\u201c.\nSchliefslich tritt B., von seinem Thema ganz abschweifend, entschieden f\u00fcr die Lehre ein, dafs die Bahnen der Ber\u00fchrungs-, Schmerz*","page":283},{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"284\nLitteraturberkht.\nund Temperaturempfindung identisch sind. Der Fall, welchen er zum Beweise mitteilt, scheint mir zwar nicht beweisend, ist aber jedenfalls sehr interessant. Bei einer Hemiplegie besteht normale Ber\u00fchrungsempfindlichkeit und gesteigerte Schmerzempfindlichkeit. Die Temperaturempfindlichkeit ist absolut erloschen; jede Abweichung von einer Mitteltemperatur nach oben oder unten wird als Schmerz gef\u00fchlt, ohne dafs der Kranke zu sagen vermag, ob ein K\u00e4lte- oder ein W\u00e4rmereiz eingewirkt hat.\tZiehen (Jena).\nB. Stern. \u00dcber periodische Schwankungen der Hirnrindenfunktionen.\nArch. f. Psychiatr. Bd. 27. (3.) S. 850\u2014917. 1895.\nIn drei F\u00e4llen, welche dem Verfasser in weniger als zwei Jahren zu Gesicht gekommen sind, trat intermittierend eine Herabsetzung der Sensibilit\u00e4t auf allen Sinnesgebieten, eine Parese mit gleichzeitiger Ataxie der willk\u00fcrlichen Muskulatur und eine Abnahme der intellektuellen Leistungsf\u00e4higkeit ein. In allen drei handelt es sich um die Folgezust\u00e4nde von Kopfverletzungen. Zwei F\u00e4lle werden ausf\u00fchrlich mitgeteilt.\nIm ersten Falle lag eine traumatische L\u00e4sion der linken vorderen Zentralwindung vor. Die dauernden Symptome waren folgende: Parese der rechtsseitigen K\u00f6rpermuskeln, sp\u00e4ter allgemeine Muskelschw\u00e4che, Hyper\u00e4sthesie der rechten K\u00f6rperh\u00e4lfte, sp\u00e4ter auch geringe Herabsetzung der Sensibilit\u00e4t links, hochgradige beiderseitige Herabsetzung des Geruches und Geschmackes, rn\u00e4fsig starke des Geh\u00f6rs (namentlich rechts), geringere der Sehsch\u00e4rfe, allm\u00e4hlich zunehmende, schliefslich sehr hochgradige konzentrische Einengung des Gesichtsfeldes, endlich Abnahme der geistigen Leistungsf\u00e4higkeit und psychische Depression. Dazu kommen anfallsweise klonische und tonische Kr\u00e4mpfe, anfangs nur in den rechtsseitigen Extremit\u00e4ten, zuletzt ganz allgemein und vom Charakter der Jacksonschen Epilepsie, ferner intermittierende Schmerzen im Kopfe, in den rechtsseitigen Extremit\u00e4ten, Blitzen vor den Augen und Ohrensausen. Wohl mit Hecht betrachtet Verfasser die sensorischen St\u00f6rungen zum Teil als funktionell, w\u00e4hrend die rechtsseitige Hemiparese auf eine organische L\u00e4sion zu beziehen ist. Das interessanteste Symptom waren die Schwankungen der Funktionen. Es wechselten n\u00e4mlich Zeitr\u00e4ume herabgesetzter und relativ normaler Funktion regelm\u00e4fsig ab. Die Dauer der ersteren betrug an einem Tage 3\u201412 Sekunden (einmal 28 Sekunden), diejenige der letzteren 21/*\u201410 Sekunden. Zur Pr\u00fcfung der Sensibilit\u00e4t wurden Beize gew\u00e4hlt, welche sich nur wenig \u00fcber die tiefste Beizschwelle erhoben. Der Kranke hatte nur anzugeben, ob er etwas empfinde oder nicht. Genauere Messungen der Dauer der Empfindungsschwankungen wurden durch Begistrierung an einem Kymographion vorgenommen. Der \u00dcbergang von der Schwankung zum Intervall fand allm\u00e4hlich statt (1\u20143\")- Die Schwankungen zeigten sich sowohl in der taktilen, wie in der akustischen und optischen Sensibilit\u00e4t, verliefen jedoch f\u00fcr die acht Sinnesgebiete nicht gleichm\u00e4fsig. Die Schwankungen der Schmerzempfindlichkeit waren erheblich gr\u00f6fser als diejenigen der \u00dfeizschwelle. Auch die Temperaturempfindlichkeit nahm an den Schwan-","page":284}],"identifier":"lit36468","issued":"1896","language":"de","pages":"283-284","startpages":"283","title":"W. Broadbent: Brain origin. Brain. Part LXX u. LXXI. S. 185-199. Summer and Autumn 1895","type":"Journal Article","volume":"12"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:24:48.302784+00:00"}