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{"created":"2022-01-31T16:41:00.642064+00:00","id":"lit36474","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Meyer, Max","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 12: 291-297","fulltext":[{"file":"p0291.txt","language":"de","ocr_de":"Liiteraturbericht.\n291\nT. K. Monro. A case of sympathetic pain: pain in front of the chest induced by friction of the forearm. Brain. Part LXXII. S. 566 bis 570. Winter, 1895.\nDer mitgeteilte Fall ist f\u00fcr die Lehre yon den Mitempfindungen interessant. Ein Heizer, welcher bereits jahrelang an eigent\u00fcmlichen, auf die rechte K\u00f6rperh\u00e4lfte beschr\u00e4nkten Schweifsausbr\u00fcchen litt, bekam \u2014 angeblich im Anschlufs an eine Erk\u00e4ltung, wahrscheinlich aber im Anschlufs an einen Sturz \u2014 Schmerzen auf der rechten R\u00fcckenh\u00e4lfte in der H\u00f6he des siebenten Brustwirbels. Eine weitere schmerzende Zone findet sich zwischen der rechten Axillarlinie und der rechten Mamillar-linie, von der Achsel bis zur sechsten Rippe. Eine dritte Schmerzzone nimmt einen grofsen Teil der Dorsalfl\u00e4che des rechten Vorderarmes (ausschliefslich der Finger) ein. Es wurde nun festgestellt, dafs bei Ber\u00fchrungen im Bereich der letztgenannten Zone eine Ber\u00fchrungsempfindung auch in der zweitgenannten Zone eintritt. Die umgekehrte Mitempfindung besteht nicht. Wird ein starker Druck auf die Armzone ausge\u00fcbt, so tritt im allgemeinen kein Schmerz am Orte des Druckes ein, sondern in der Brustzone. Kur die G-egend des Gelenkes von Radius und Humerus ist \u00f6rtlich sehr druckempfindlich. Die genaue Abgrenzung der Schmerzzonen ist der Beschreibung und Abbildung des Originals zu entnehmen, ebenso auch die Einzelheiten \u00fcber das Auftreten der spontanen Schmerzen. Verfasser nimmt eine sympathetic neuralgia an und weist darauf hin, dafs der hintere Hautast des N. musculocutaneus und der Ramus cutaneus posterior inferior des X. radialis den Rami perforantes laterales der Intereostalnerven nach Ross homolog sind.\tZiehen (Jena).\n1.\tR. K\u00f6nig. Die Wellensirene. Wie dem. Ann. Bd. 57. S. 339\u2014388. 1896.\n2.\t\u2014 Zur Frage \u00fcber den Einflufs der Phasendifferenz der harmonischen T\u00f6ne auf die Klangfarbe. Ebenda. S. 555\u2014566.\n3.\tL. Hermann. Zur Frage betreffend den Einflufs der Phasen auf die Klangfarbe. Ebenda. Bd. 58. S. 391\u2014401. 1896.\n\u201eDie Wellensirene ist ein Apparat, welcher den Zweck hat, in der Luft eine Schwingungsbewegung von beliebiger Form dadurch zu erzeugen, dafs eine diese Bewegung darstellende Kurve, welche am Rande eines Metallstreifens aufgeschnitten ist, vor einer anblasenden Windspalte vorbeigeht und diese somit ihren Ordinaten entsprechend periodisch verk\u00fcrzt und verl\u00e4ngert.^ So beschreibt K. selber die von ihm konstruierte Wellensirene. Nun w\u00e4re es allerdings mit grofser Freude zu begr\u00fcfsen, wenn uns ein Apparat zur Verf\u00fcgung st\u00e4nde, mit dem wir beliebige Luftwellen leicht zu erzeugen im st\u00e4nde w\u00e4ren. Es ist \u2014 namentlich seit Helmholtz \u2014 jedem bekannt, dafs die T\u00f6ne, die wir zu akustischen Versuchen benutzen, im allgemeinen keine einfachen T\u00f6ne sind, sondern aufser dem Grundtone noch eine kleinere oder gr\u00f6fsere Reihe von Obert\u00f6nen enthalten. Da nun die Obert\u00f6ne bei vielen Versuchen eine sehr st\u00f6rende Rolle spielen, so hat man sich schon lange bem\u00fcht, einfache, obertonfreie T\u00f6ne hervorzurufen. Eine Zeit hindurch herrschte die Meinung, dafs Stimmgabeln auf Resonanzk\u00e4sten solche T\u00f6ne hervorbr\u00e4chten. Allm\u00e4hlich machten sich Zweifel hieran geltend ;\n19*","page":291},{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"292\nLitter aturbericht.\nund einen experimentellen Beweis von der Falschheit dieser Annahme brachte vor kurzem Stumpf (Wiedem. Ann. Bd. 57. S. 660\u2014681). Wenn nun K.\u2019s Behauptung, dafs man mit der Wellensirene eine Luftwelle von beliebiger Form erzeugen k\u00f6nne, streng richtig w\u00e4re, so h\u00e4tte man hier ein Mittel, einfache T\u00f6ne zu erzeugen. Man brauchte nur eine Sinuskurve anzublasen. Wollte man den Zusammenklang zweier oder mehrerer T\u00f6ne untersuchen, so k\u00f6nnte man mehrere Sinuskurven anblasen oder auch, wie K. es in der That ausgef\u00fchrt hat, eine aus einfachen Sinusk\u00fcrven summierte Kurve. Nun hatte Hermann in einer fr\u00fcheren Abhandlung behauptet, die Wellensirene erzeuge nicht der Kurve entsprechende Luftbewegungen, sondern \u2014 infolge von Stauungen und Wirbelbewegungen \u2014 viel kompliziertere Luftwellen. Diese Behauptung sucht K. zu widerlegen.\n1.\tBeim Blasen durch eine d\u00fcnne, durch 3\u20144 mm breite parallele W\u00e4nde gebildete Spalte unter 12 cm Wasserdruck, w\u00e4hrend in den Luftstrom durch eine seitliche Bohre etwas Talkpulver gesch\u00fcttet wurde, fand K., dafs die ausstr\u00f6mende Luftlamelle etwa 1 cm nach dem Austritt aus der Spalte noch keine Erweiterung wahrnehmen l\u00e4fst und darauf bis zur Entfernung von etwa 2 cm von der Spalte ihre Dicke ungef\u00e4hr verdoppelt.\n2.\tUm den Druck im Zuleitungsrohre zu untersuchen, verband K. dieses mit einer manometrischen Flamme. Es zeigte sich, dafs die Flamme im Drehspiegel nur verschwommene Bilder von geringer H\u00f6he gab, wenn das Kurvenblech ganz dicht vor den Windspalten vorbeiging. Wurde das Kurvenblech 3 mm von den Spalten entfernt, so zeigte die Flamme fast gar keine B\u00fcckwirkung der periodischen Ausstr\u00f6mungen auf den Druck der zustr\u00f6menden Luft mehr an. Da nun nach dem Versuche 1 die Entfernung auf 10 mm gebracht werden kann, so glaubt K., dafs sich Stauungen im Zuleitungsrohre g\u00e4nzlich vermeiden lassen.\n3.\tEs fragt sich nun, ob vor den vollen Teilen der ausgeschnittenen Kurve Luftanstauungen stattfinden. Die M\u00f6glichkeit davon giebt K. zu. \u201eDiese Kompression d\u00fcrfte jedoch schwerlich jemals betr\u00e4chtlich werden k\u00f6nnen, da die Luft bei ihrem Anprallen durch nichts verhindert wird, sich sofort nach allen Seiten auszubreiten.\u201c Einen Beweis hierf\u00fcr findet K. in folgendem Versuch: Benutzt man statt der Kurve rechteckige Ausschnitte und stellt die Luftspalte in die Mitte dieser Ausschnitte, aber parallel zur Bewegungsrichtung des Bleches, so h\u00f6rt man wie gew\u00f6hnlich einen Ton. Verschiebt man die Spalte nun parallel zu sich selbst, so dafs sie zwar keinem der Ausschnitte bei der Drehung des Bleches gegen\u00fcber zu stehen kommt und stets das volle Blech vor sich hat, aber so, dafs sie ganz dicht an der G-renze der Ausschnitte vorbeigeht, so h\u00f6rt man keine Spur von einem Tone. Hieraus schliefst K., dafs sich neben der Luftlamelle keine Luft angestaut haben k\u00f6nne, weil diese sonst durch die Ausschnitte entweichen und einen Ton erzeugen m\u00fcfste.\n4.\tWenn vor den vollen Teilen der Kurve Luftanstauungen stattf\u00e4nden, so m\u00fcfste, meint K., der Klang um so sch\u00e4rfer sein, je l\u00e4nger die vollen Teile sind. In der That giebt nun seine Kurve mit der","page":292},{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n293\nPhasenkoinzidenz bei der die Teile l\u00e4nger sind, einen sch\u00e4rferen Klang, als die mit der Phasenkoinzidenz 3A, hei der die vollen Teile kurz sind. Da nun aber, wenn bei letzterer Kurve die vollen Teile durch Auseinanderr\u00fccken der Ausschnitte verl\u00e4ngert werden, so dafs sie denen der anderen Kurve gleichkommen, der Klang durchaus nicht an Sch\u00e4rfe dem Klange jener Kurve entspricht, so k\u00f6nnen \u00fcberhaupt keine irgendwie wirksamen Luftanstauungen vor den vollen Teilen stattfinden.\n5.\tDie Wirkungslosigkeit der entstehenden Wirbelbewegungen weist K. folgendermafsen nach : Befestigt man an einer Zinke einer Stimmgabel eine Metallplatte und l\u00e4fst diese die Windspalte der Sirene ver-schliefsen, so h\u00f6rt man eine Verst\u00e4rkung des Stimmgabeltons, wenn bei der Bewegung der Platte die Breite der Spalte periodisch ver\u00e4ndert wird. Man h\u00f6rt aber keine Verst\u00e4rkung, wenn auf beiden Seiten der Platte ein Teil der Spalte frei und daher bei den Bewegungen der Platte die Summe der Teil\u00f6ffnungen der Spalte dieselbe bleibt, obwohl doch in diesem Falle Wirbel ohne Zweifel entstehen. Ein entsprechendes Experiment mit einem ringf\u00f6rmigen, geschl\u00e4ngelten Ausschnitt auf der Wellensirene f\u00fchrte ebenfalls zu dem Ergebnisse, dafs Wirbelbewegungen mit oszillierendem Ausgangspunkte keinen Ton erzeugen k\u00f6nnen.\nStatt einer Luftspalte hat K\u00f6nig nun auch mehrere an der Wellensirene angebracht, durch die gleichzeitig dieselbe Kurve angeblasen werden kann. Ferner kann die Breite jeder einzelnen Spalte ver\u00e4ndert werden. Die T\u00f6ne werden am st\u00e4rksten, wenn die Breite der Spalte bis zu einer halben L\u00e4nge der Kurvenperiode vergr\u00f6fsert wird. Bei der Verbreiterung bis auf die ganze L\u00e4nge der Periode nehmen die T\u00f6ne bis zu Null ab, was physikalisch leicht verst\u00e4ndlich ist. Man kann durch Ver\u00e4nderung der Spaltenbreite bei einer zusammengesetzten Kurve einzelne T\u00f6ne derselben verst\u00e4rken, da vorstehendes Gesetz auch f\u00fcr die Komponenten einer zusammengesetzten Kurve gilt. Die Neigung der Luftspalte bedeutet dasselbe, als wenn mit unver\u00e4nderter Spaltenrichtung eine Kurve mit entsprechend ver\u00e4nderten Ordinaten angeblasen wird. Dies ist so selbstverst\u00e4ndlich, dafs es keiner weiteren Er\u00f6rterung bedarf.\n6.\tAls Beweis f\u00fcr die Leistungsf\u00e4higkeit der Wellensirene f\u00fchrt K. an, dafs man jetzt, nachdem statt der einen acht Anblase\u00f6ffnungen angebracht sind, die Stofst\u00f6ne st\u00e4rker h\u00f6ren k\u00f6nne als fr\u00fcher, was klar ist, da ja auch die Prim\u00e4rt\u00f6ne st\u00e4rker sind. Nun h\u00f6rt man bei Stimmgabeln beim Intervall 8:11 und 8 : 13 aufser diesen die T\u00f6ne 5, 3 und 2. K. versuchte dies auch bei der Wellensirene zu erzielen. \u201eEine Scheibe mit Kurven des Intervalls 8 : 11, oder 8 : 13, allein durch acht Spalten angeblasen, liefs jedoch trotz der sehr grofsen Intensit\u00e4t der prim\u00e4ren Stofst\u00f6ne 3 und 5, oder 5 und 3, den sekund\u00e4ren Stofston 2 nicht vernehmen, offenbar aber nur, weil die Intensit\u00e4t dieser beiden T\u00f6ne zu verschieden ist und im ersten Falle der Ton 3 viel st\u00e4rker als der Ton 5, im letzteren der Ton 5 viel st\u00e4rker als der Ton 3 geh\u00f6rt wird; denn setzt man diese beiden Scheiben zugleich auf die zwei Achsen des Apparats auf und bl\u00e4st sie gleichzeitig, jede durch vier Spalten an, so","page":293},{"file":"p0294.txt","language":"de","ocr_de":"294\nLitter a turherich t.\ntritt sofort der Ton 2 auf das deutlichste hervor, weil durch den Zusammenklang der beiden Paare prim\u00e4rer Stofst\u00f6ne die Intensit\u00e4ten der beiden sie bildenden T\u00f6ne 3 und 5 ausgeglichen werden.\u201c\n7.\tBei Stimmgabelt\u00f6nen des Intervalls 64:127 h\u00f6rt man in jeder Periode abwechselnd eine Verst\u00e4rkung des h\u00f6heren und eine des tieferen Tones. Es gelang, auf der Wellensirene mit einer Kurve dieses Zusammenklanges die besagte Erscheinung ziemlich gut nachzumachen.\n8.\tBl\u00e4st man eine Kurve so an, dafs die eine H\u00e4lfte der Wind-spalten gegen die andere eine Phasendifferenz von Va zeigt, so machen sich Interferenzerscheinungen bemerkbar. Bei Akkordkurven kann man so durch Einstellung der Spalten auf die entsprechende Phasendifferenz den einen oder den anderen Ton des Akkordes zur Interferenz bringen. Doch erzielt man, was ja auch zu erwarten ist, keine v\u00f6llige Ausl\u00f6schung des Tones, aber doch eine Abschw\u00e4chung.\n9.\tVon besonderer Wichtigkeit sind nun die Versuche \u00fcber die Frage, ob beim Anblasen von Sinuskurven harmonische T\u00f6ne entstehen. K. fand durch Benutzung von Resonatoren und Anwendung der vorher beschriebenen Interferenzmethode, dafs bei geringer Intensit\u00e4t und mittlerer Tonh\u00f6he nur eine leise Oktave festzustellen war, bei gr\u00f6fserer Tiefe auch noch eine schw\u00e4chere Duodezime. Sehr interessant ist, dafs, wenn die Amplitude verdoppelt wurde, f\u00fcnf Teilt\u00f6ne deutlich herauszuh\u00f6ren waren. K. bemerkt, dafs in diesem Falle die Doppeloktave besonders stark zu h\u00f6ren war. Er meint, dies sei vielleicht durch Resonanz in einem Teile des Apparats zu erkl\u00e4ren, vermochte aber eine solche nicht nachzuweisen.\nK. hat nun auch noch die von Hermann aufgezeichneten Vokalkurven auf der Wellensirene untersucht. Er fand, dafs sich A, 0 und E ganz gut darstellen lassen. TI erschien mehr wie A oder Ae. Dagegen liefs eine einfache Sinuskurve ein durchaus tadelloses, vorz\u00fcgliches U h\u00f6ren.\n10.\tL\u00e4fst man eine Stimmgabel mit ihrer um eine Schwingung verstimmten Oktave zusammen erklingen, so h\u00f6rt man in jeder Sekunde abwechselnd eine Verst\u00e4rkung des tieferen und des h\u00f6heren Tones. Nach K. entstehen diese Schwankungen ohne Mitwirkung eines Obertones. K. kn\u00fcpft hieran eine weniger interessante Polemik gegen H., von dem er f\u00e4lschlich annimmt, er habe das An- und Abschwellen der beiden T\u00f6ne nicht richtig beobachtet.\n11.\tHermann hatte es auffallend gefunden, dafs zwei Kl\u00e4nge, von denen der eine die ganze Reihe, der andere nur die ungeraden der harmonischen T\u00f6ne mit regelm\u00e4fsig abnehmender Amplitude enth\u00e4lt, keinen gr\u00f6fseren Unterschied zwischen sich h\u00f6ren lassen, als dieses beim Anblasen ihrer Wellenkurve der Fall ist. K. bestreitet ihm nun das Recht zu dieser Behauptung, dafs der Unterschied gr\u00f6fser sein m\u00fcsse, da H. sich auf kein direktes Experiment st\u00fctzen k\u00f6nne.\nGegen K.\u2019s Ausf\u00fchrungen verteidigt nun Hermann seinen Standpunkt. Ich gebe H.\u2019s Entgegnungen wieder und werde mir erlauben, daran mehrfach eigene Erw\u00e4gungen anzuschliefsen.\nZu 8. Auf diese Argumentation hat H. direkt nichts erwidert.","page":294},{"file":"p0295.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n295\nIch kann K.\u2019s Beweis nicht f\u00fcr zwingend halten. Sein Versuch beweist allerdings, dafs neben der Luftlamelle keine Luftanstauungen eintreten. Dafs aber vor dem Kurvenblech auf der von dem Luftstrome direkt getroffenen schmalen Fl\u00e4che eine Luftanstauung stattfinden mufs, scheint mir ganz selbstverst\u00e4ndlich. Sobald nun der Ausschnitt an die Stelle des Bleches tritt, wird die zusammengedr\u00fcckte Luft frei. Es wird also im ersten Augenblicke mehr Luft vorw\u00e4rts str\u00f6men, als in einem gleich grofsen sp\u00e4teren Zeitteile. Dies hat K. keineswegs durch sein Experiment widerlegt.\nZu 4. Ich m\u00f6chte dazu bemerken, dafs ich es h\u00f6chst sonderbar finde, dafs die Luftanstauungen um so gr\u00f6fser werden sollen, je l\u00e4nger die vollen Teile des Kurvenbleches sind. (H. hat dies nicht ausdr\u00fccklich ger\u00fcgt.) Danach m\u00fcfste man ja den Druck bei gen\u00fcgender Ausdauer bis ins Unendliche steigern k\u00f6nnen. Thats\u00e4chlich wird der Druck, sobald das Blech vor den Spalt tritt, in ganz kurzer Zeit an dem Bleche steigen und dann konstant bleiben, ohne R\u00fccksicht darauf, wie lange das Blech vor der \u00d6ffnung verweilt. Dafs jede pl\u00f6tzliche Unterbrechung und Wiederfreigabe des Luftstromes eine Sch\u00e4rfe des Klanges bewirkt, beweist Hermann dadurch, dafs ein Blech mit rechteckigen kurzen Ausschnitten und langen Z\u00e4hnen einen \u00e4ufserst scharfen, ein Blech mit langen Ausschnitten und kurzen Z\u00e4hnen einen \u00e4ufserst schwachen Klang erzeugt. Dies werde K. unm\u00f6glich auf Phasendifle-renzen, etwa von 3A und V4> zur\u00fcckzuf\u00fchren unternehmen. Ferner machte Hermann folgenden Versuch: Wenn man K.\u2019s Kurven II und IV gleichzeitig anbl\u00e4st, so m\u00fcfste nach K. gar nichts geh\u00f6rt werden oder doch eine Abschw\u00e4chung bemerkbar sein, da die Summe der freigegebenen Teile beider Spalten stets die gleiche bleibt. Statt dessen h\u00f6rt man den Klang ungeschw\u00e4cht.\nDaf\u00fcr, dafs das Ohr Richtungsumkehrung der Schallbewegung nicht erkennen kann, spricht nach H. der Umstand, dafs bei Schallreflexion keine Klangfarben\u00e4nderung bemerkt wird. Ferner f\u00fchrt H. an, dafs nach dem Klange von K\u00f6nigs Kurven dessen Voraussetzungen entsprechend der Einflufs der Amplituden der Teilt\u00f6ne ungleich geringer sein m\u00fcfste als derjenige ihrer Phasen, was unglaublich ist und den bei der Analyse scharfer und milder Kl\u00e4nge gemachten Erfahrungen nicht entspricht.\nZu 4 und 9. Schliefslich betont H., dafs der ganze schallerzeugende Vorgang an der Sirene viel zu unsymmetrisch nach beiden Hauptrichtungen sei, um genau den Kurven entsprechende T\u00f6ne entstehen zu lassen. Da H. auf diesen mir wichtig scheinenden Punkt nicht n\u00e4her eingeht, so m\u00f6chte ich noch einiges dar\u00fcber hinzuf\u00fcgen. Wenn wir eine sanft ansteigende und abfallende Kurve anblasen, so wird beim Vorbeigange eines jeden Ausschnittes auf der der Spalte entgegengesetzten Seite des Bleches ein langsames Anwachsen und Abnehmen des Druckes stattfinden, und zwar ist es wahrscheinlich, dafs sich in diesem Falle die Wiederausdehnung der zusammengeprefsten Luft \u00fcber einen nur wenig gr\u00f6fseren Zeitraum erstreckt als die Zusammendr\u00fcckung In solchem Falle wird die Kurve der Luftbewegung von einer","page":295},{"file":"p0296.txt","language":"de","ocr_de":"296\nLitteraturbericht.\nSinuskurve nur wenig ab weichen, und wir werden einen milden Klang erhalten. So bei K\u00f6nigs Kurve mit der Phasenkoinzidenz 8A. Ob die vollen Teile verl\u00e4ngert werden oder nicht, kann dabei nur eine geringe Rolle spielen. Merkw\u00fcrdig ist, dafs K., ohne auch nur den Versuch eines Beweises zu machen, einfach behauptet, die durch Einschaltung von vollen St\u00fccken entstandene neue Kurve m\u00fcsse die Kurve eines \u2014 infolge der Phasenkoinzidenzen \u2014 milderen Klanges sein. Das ist nichts anderes als: die Voraussetzungen herleiten aus dem zu Beweisenden. K. h\u00e4tte durch mathematische Analyse zeigen sollen, durch was f\u00fcr Phasenkoinzidenzen hier der milde Klang hervorgerufen wird. Denselben Vorgang haben wir bei K.\u2019s Sinuskurven von geringer Amplitude. Tritt jedoch die maximale \u00d6ffnung der Spalte sehr pl\u00f6tzlich ein, so entsteht eine sehr schnelle Drucksteigerung auf der entgegengesetzten Blechseite. Die Abnahme des Luftdruckes geht deshalb aber nicht schneller vor sich als bei langsamer Drucksteigerung, da die G-eschwin-digkeit der Ausbreitung zusammengeprefster Luft nur abh\u00e4ngig ist von den G-esetzen der Elastizit\u00e4t, keineswegs von der Schnelligkeit oder Langsamkeit, mit der der \u00dcberdruck erzeugt worden ist. Die Kurve der Luftbewegung wird also in solchen E\u00e4llen allemal steil ansteigen und langsamer abfallen, ohne R\u00fccksicht darauf, wie die Blechkurve gestaltet ist. Die Eolge davon ist die Bildung einer Reihe von Obert\u00f6nen. So bei K.\u2019s Kurve mit der Phasenkoinzidenz 7* und bei seinen Sinuskurven mit hoher Amplitude. Einen besseren Beweis von der Richtigkeit der Ansicht Hermanns konnte K\u00f6nig gar nicht liefern als seine Versuche mit Sinuskurven von geringerer und gr\u00f6fserer Amplitude, also sanfterer und steilerer Steigung der Blechkurven. \u00dcbrigens finde ich es wunderbar, dafs K, um die Erkl\u00e4rung des Hervortretens der Doppeloktave durch Resonanz auf ihre Richtigkeit zu pr\u00fcfen, nicht einfach \u00c4nderung der Rotationsgeschwindigkeit und damit der Tonh\u00f6he angewandt hat. Dann h\u00e4tte die Resonanz ja fortfallen m\u00fcssen.\nZu 5. Dafs durch die Wirbelbewegungen keine T\u00f6ne entstehen, d\u00fcrfte durch K.s Versuche allerdings bewiesen sein, und das scheint auch Hermann anzunehmen, da er nichts dagegen erwidert.\nZu 6. Der G-rund, den K. hier f\u00fcr das Zustandekommen des Tones 2 bei gleichzeitigem Anblasen der Kurven 8:11 und 8:13 angiebt, scheint mir etwas weit hergeholt zu sein. Dafs man bei gleichzeitigem Ert\u00f6nen der Prim\u00e4rt\u00f6ne 8, 11 und 13 den Differenzton 13 \u2014 11 \u2014 2 h\u00f6rt, ist doch ganz nat\u00fcrlich. Dafs der Ausgleich der Intensit\u00e4ten der T\u00f6ne 3 und 5 dazu erforderlich ist, vermag ich nicht einzusehen. Wenn die Wellensirene den Vergleich mit einem Stimmgabelklange aushalten soll, so mufs bei 8 und 11 allein und bei 8 und 13 allein der Ton 2 geh\u00f6rt werden, was eben nicht der Fall ist.\nHierzu m\u00f6chte ich noch bemerken, dafs bei der Intervallkurve 8 : 11 bei Versuchen im hiesigen Psychologischen Seminar der Summationston 19, von dem ich bei Stimmgabeln nichts habe h\u00f6ren k\u00f6nnen, nicht etwa mit M\u00fche herausgeh\u00f6rt werden konnte, sondern vielmehr der st\u00e4rkste aller \u00fcberhaupt h\u00f6rbaren T\u00f6ne war, was sicher nicht daf\u00fcr","page":296},{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n297\nspricht, dafs die Wellensirene genau der Blechkurve entsprechende Luftwellen erzeugt.\nZu 7 und 10. Dafs K. die hei Stimmgabeln leicht zu beobachtenden Tonschwankungen an der Wellensirene nur \u201eziemlich gut\u201c nachmachen konnte, ist nicht gerade eine Empfehlung dieses Apparates. Wenn das Ohr, wie K. es annimmt, Ordinatenumkehr erkennen k\u00f6nnte, so m\u00fcfste man nach Hermann vier Abwechselungen in der Periode h\u00f6ren; man h\u00f6rt aber thats\u00e4chlich nur zwei. Wenn Hermann meint, dafs die Schwebungen des hohen Tons bedingt sind durch den ersten Oberton des tieferen, so hat er damit (s. Stumpf, \u00dcber die Ermittelung von Obert\u00f6nen, Wie dem. Ann. Bd. 57. S. 670. 1896) sicher recht und K\u00f6nig unrecht, der die hohen Schwebungen auch ohne den Oberton annahm. Dagegen kann ich mich Hermann wieder nicht anschliefsen, wenn er die tiefen Schwebungen als eine Sinnest\u00e4uschung ansehen will, indem sich der \u2014 nach H. konstante \u2014 tiefe Ton w\u00e4hrend der Abschw\u00e4chungen des h\u00f6heren nur leichter bemerkbar mache. Wenn man die Aufmerksamkeit auf den tiefen Ton richtet, h\u00f6rt man ihn genau so schweben, wie den hohen, wenn man auf diesen merkt. Die M\u00f6glichkeit einer Erkl\u00e4rung dieser Erscheinung ohne Annahme objektiv entstehender Differenzt\u00f6ne habe ich an anderer Stelle (\u00dcber Kombinationst\u00f6ne, diese Zeitschr. Bd. XI. 1896) gezeigt. Dafs die Schwebungen des tiefen Tons nicht nur scheinbar sind, davon kann man sich leicht \u00fcberzeugen, wenn man den Oberton durch Interferenz ausl\u00f6scht und so die hohen Schwebungen vernichtet.\nZu 11. Dafs Hermann sehr mit Hecht betont hat, dafs K.\u2019s Kurven mit allen und mit nur ungradzahligen Teilt\u00f6nen einen viel geringeren Klangunterschied zeigen, als man erwarten darf, wird K\u00f6nig nun wohl zugeben, nachdem durch Stumpf festgestellt worden ist, dafs die nur ungradzahlige Teilt\u00f6ne enthaltenden Kurven auch gradzahlige T\u00f6ne er-erzeugen.\nSoll ich nach alledem ein Urteil \u00fcber die. Verwendbarkeit der Wellensirene abgeben, so mufs ich sagen: Sie ist insofern ein ganz interessanter Apparat, als man damit zeigen kann, dafs man auch auf diese Weise T\u00f6ne hervorzurufen vermag. Zu Versuchen aber \u00fcber die Wirkung von Kl\u00e4ngen auf unser Ohr m\u00f6chte ich sie niemandem empfehlen. Hierzu werden wir uns nach wie vor der Hesonanzgabeln oder, wenn es sich um l\u00e4nger dauernde T\u00f6ne handelt, angeblasener Flaschen oder kubischer Pfeifen bedienen m\u00fcssen, die bei schwachem Anblasen an Einfachheit hinter den Stimmgabeln nicht zur\u00fcckstehen.\nMax Meyer (Berlin).\nChas. A. Oliver. A critical study of a few of the changes found in the fields of vision, taken whilst the eyes are placed at right angles to their ordinary position. Brain. Part LXXII. S. 562\u2014565. Winter, 1895.\nVerfasser hat die Angabe der K\u00fcnstler, dafs sie bei seitlicher (Hef.) Senkung des Kopfes die Farben einer entfernten Landschaft lebhafter","page":297}],"identifier":"lit36474","issued":"1896","language":"de","pages":"291-297","startpages":"291","title":"1. R. K\u00f6nig: Die Wellensirene. Wiedem. Ann. Bd. 57. S. 339-388. 1896 / 2. - Zur Frage \u00fcber den Einflu\u00df der Phasendifferenz der harmonischen T\u00f6ne auf die Klangfarbe. Ebenda. S. 555-566 / 3. L. Hermann: Zur Frage betreffend den Einflu\u00df der Phasen auf die Klangfarbe. Ebenda. Bd. 58. S. 391-401. 1896","type":"Journal Article","volume":"12"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:41:00.642076+00:00"}