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{"created":"2022-01-31T14:29:48.076941+00:00","id":"lit36478","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Nagel, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 12: 300-301","fulltext":[{"file":"p0300.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n300\nDas Auftreten des Schmerzes ist bei der Zunahme der Beizdauer im allgemeinen ein sehr allm\u00e4hliches und schwer bestimmbar. Es giebt eine intensive Schwelle, unterhalb welcher Beize niemals Schmerz verursachen.\nF\u00fcr die behauptete Identit\u00e4t von Haut- und Temperaturempfindungen giebt es keine Basis.\nSchmerz-, Kitzel- und Druckempfindungen sind heterogener Natur. Ber\u00fchrungs- und Druckempfindungen sind qualitativ gleich etc.\nBemerkt sei noch, dafs der Verfasser von den erw\u00e4hnten Apparaten Zeichnungen beigef\u00fcgt hat. Ebenso sind graphische Darstellungen in den Text aufgenommen v^orden.\tFriede. Kiesow (Turin).\nFe. Kiesow. Beitr\u00e4ge zur physiologischen Psychologie des Geschmackssinnes. 3. u. 4. Mitteilung. Philos. Stud. XII. (2 u. 3.) S. 255\u2014278 u. 464\u2014473. 1896.\nHerr K. hat mit der dritten Fortsetzung seiner Untersuchungen \u00fcber den Geschmackssinn wiederum in dankenswerter Weise eine der L\u00fccken ausgef\u00fcllt, die sich in der Lehre von den chemischen Sinnen noch immer bemerklich machen. Konnte K. k\u00fcrzlich zeigen (Philos. Stud. X.), dafs es auf dem Gebiete des Geschmackssinnes Kontrasterscheinungen giebt, dafs also ein Geschmackseindruck einen anderen, gleichzeitig oder danach einwirkenden verst\u00e4rken, eventuell \u00fcber die Schwelle der Wahrnehmbarkeit heben kann, so ist es K. jetzt gelungen, nachzuweisen, dafs sich verschiedenartige Geschmacksreize bei gleichzeitiger Einwirkung auch fast v\u00f6llig aufheben k\u00f6nnen. Am vollst\u00e4ndigsten gelang die Ausl\u00f6schung zweier Geschm\u00e4cke bei Kombination von s\u00fcfs und salzig, weniger gut bei gleichzeitiger Applikation von s\u00fcfs und sauer, s\u00fcfs und bitter.\nZuweilen entsteht bei Mischung von zwei Geschmacksreizen Wettstreit der Qualit\u00e4ten, h\u00e4ufiger aber resultiert eine Mischempfindung, eine neue Qualit\u00e4t, welche jedoch, was besonders bemerkenswert ist, ihrer Intensit\u00e4t nach nicht gleich der Summe der St\u00e4rkegrade der in sie eingehenden Empfindungselemente ist, sondern im allgemeinen schw\u00e4cher als die einzelnen Komponenten. Bei schwachen L\u00f6sungen der betreffenden Schmeckstoffe (Zucker und Salz) kann jene Schw\u00e4chung des Gesamteindruckes bis nahe zum v\u00f6lligen Ausl\u00f6schen der Empfindung gehen; bei st\u00e4rkeren Konzentrationen (etwa von 4\u00b0/oigen L\u00f6sungen an) erkennt man immer die einzelnen Komponenten, doch in eigenartiger F\u00e4rbung, verm\u00f6ge des stets dabei wahrnehmbaren Mischgeschmackes. Die Qualit\u00e4t des letzteren bezeichnet K. als laugig, bei geringerer Intensit\u00e4t als fade (bei Mischung von s\u00fcfs und salzig).\nAuch bitter und sauer, sowie \u00fcberhaupt alle Zusammenstellungen von je zwei der bekannten Geschmacksqualit\u00e4ten geben eigenartige Mischgeschm\u00e4cke.\n\u00dcber die interessanten Vergleichungen zwischen den vom Verfasser f\u00fcr die Mischung von Geschmackseindr\u00fccken gefundenen Gesetzen mit den Mischungsgesetzen auf dem Gebiete anderer Sinne kann in K\u00fcrze nicht wohl berichtet werden, sie sind im Original nachzusehen. Er-","page":300},{"file":"p0301.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n301\nw\u00e4hnt sei nur, dafs K. zwischen G-eruch und Geschmack insofern einen Unterschied findet, als bei ersterem Sinne (nach Zwaardemakers Angaben) zwar Kompensationen, aber keine eigentlichen Mischger\u00fcche mit neuer Qualit\u00e4t Vorkommen. (Ref. kann dieser Angabe Z.\u2019s nicht zustimmen, erh\u00e4lt vielmehr ausgepr\u00e4gte Mischger\u00fcche, wor\u00fcber an anderer Stelle Mitteilung gemacht werden wird.)\nEin zweiter Abschnitt (\u00a7 5) handelt von Nachgeschm\u00e4cken, welche K. als gleichartige und qualitativ von der applizierten Substanz abweichende unterscheidet. Bez\u00fcglich der ersteren wird wesentlich Neues nicht mitgeteilt (bitter wirkt am l\u00e4ngsten fort, sauer am k\u00fcrzesten, sauer l\u00f6scht bitteren Nachgeschmack am schnellsten aus).\nKochsalz und Salzs\u00e4ure hinterlassen vorzugsweise auf der Zungenspitze und bei wenig \u00fcber der Schwelle liegenden, Intensit\u00e4ten einen s\u00fcfsen Nachgeschmack. Bei h\u00f6heren Konzentrationen wirkt der saure und salzige Geschmack fort und \u00fcbert\u00f6nt den Nachgeschmack. Die Wahrnehmung dieser Nachgeschm\u00e4cke wird durch Schwankungen der Aufmerksamkeit deutlich beeinflufst. Nach dem Erl\u00f6schen eines Nachgeschmackes bleibt h\u00e4ufig noch ein unbestimmter Eindruck zur\u00fcck, besonders lange bei st\u00e4rkeren Reizen.\nEine eigenartige Gattung von Nachgeschmack entsteht zuweilen dadurch, dafs nach dem Auf h\u00f6ren einer Geschmackssensation der im Munde bei manchen Personen stets vorhandene, f\u00fcr gew\u00f6hnlich aber unmerkliche bittere \u201eGrundgeschmack\u201c \u00fcber die Schwelle tritt [analog dem Eigenlichte der Retina w\u00fcrde man vielleicht besser von einem Eigengeschmack des Geschmacksorganes reden. Ref.]\nIn der vierten Mitteilung wird die Wirkung von Temperaturen auf Geschmacksempfindungen behandelt. Eine erste Reihe von Versuchen ist bestimmt, die Frage zu beantworten, ob der Schwellenwert eines bestimmten Geschmacksreizes verschoben wird, je nachdem die den Schmeckstoff enthaltende Fl\u00fcssigkeit verschiedene Temperaturen hat. Das Ergebnis war, dafs eine solche Verschiebung bei Temperaturen zwischen 0\u00b0 und 51\u00b0 C. nicht eintrat. Erst bei diesen Grenzen, welche den Schwellenwert des Temperaturschmerzes darstellen, verschieben sich die Schwellenwerte f\u00fcr alle vier Geschmacksqualit\u00e4ten etwas nach aufw\u00e4rts, indem offenbar die schwachen Geschmackseindr\u00fccke von den st\u00e4rkeren, vom Temperaturreize herr\u00fchrenden, \u00fcbert\u00f6nt werden (also eine psychische Beeinflussung).\nIn zweiter Linie untersuchte K., inwieweit Temperaturen in physiologischem Sinne an\u00e4sthesierend auf das Geschmacksorgan wirken k\u00f6nnen, und zwar nach der Methode E. H. Webers, indem die Zungenspitze auf 1\u20142 Minuten in Wasser von 50\u00b0 C. getaucht oder mit Eis abgek\u00fchlt wurde. Danach wurde der Geschmackssinn gepr\u00fcft. Die Wahrnehmung von s\u00fcfs, salzig und bitter war in beiden F\u00e4llen erheblich gest\u00f6rt, bezw. aufgehoben. Die Wirkung von sauer (Salzs\u00e4ure 0, 2%) indessen blieb g\u00e4nzlich unbeeinflufst. Bemerkenswert ist, dafs die abgek\u00fchlte Zunge Kochsalz anfangs alkalisch oder sauer empfand, erst viel sp\u00e4ter salzig. Bei zwei Versuchspersonen ergaben sich ziemlich \u00fcbereinstimmende Resultate.\tW. Nagel (Freiburg).","page":301}],"identifier":"lit36478","issued":"1896","language":"de","pages":"300-301","startpages":"300","title":"Fr. Kiesow: Beitr\u00e4ge zur physiologischen Psychologie des Geschmackssinnes. 3. u. 4. Mitteilung. Philos. Stud. XII. (2. u. 3.) S. 255-278 u. 464-473. 1896","type":"Journal Article","volume":"12"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:29:48.076947+00:00"}