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{"created":"2022-01-31T16:38:58.641302+00:00","id":"lit36479","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Wallaschek","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 12: 302","fulltext":[{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"302\nLitteraturbericht.\nE. P. Dixon. On the difference of Time and Rhythm in Music. Mind. No. 14. S. 236\u2014239. 1895.\nDer Artikel w\u00e4re wohl nicht entstanden, wenn der Verfasser den Aufsatz gleichen Titels, gegen den er gerichtet ist (Mind. No. 13), nicht mifsverstanden h\u00e4tte. Ganz unn\u00f6tigerweise bem\u00fcht sich Dixon, zu zeigen, dafs es nicht gleichg\u00fcltig sei, wo man in einer gegebenen Melodie die Taktabschnitte mache, und dafs durch eine \u00c4nderung der geraden in ungerade Taktteile der Charakter des Tonst\u00fcckes verloren gehe. Eine derartige musikalische Ungeheuerlichkeit hat niemand behauptet und wird auch nie jemand behaupten. Ich habe damals lediglich gezeigt, dafs die Regelm\u00e4fsigkeit des musikalischen Periodenbaues eine Erweiterung oder Verkleinerung der geschriebenen Takte in der Weise zulasse, dafs schliefslich immer eine geradteilige Taktart zum Vorschein komme. Die Takte w\u00fcrden dabei nicht aufs Geratewohl durchschnitten (indifferently cut up, wie der Verf. meint), sondern w\u00fcrden unbeschadet der geraden und ungeraden Taktteile, mit vollst\u00e4ndiger Belassung ihres diesbez\u00fcglichen Charakters, in gr\u00f6fsere oder kleinere Perioden vereinigt; oder mit anderen Worten: aus mehreren eine Periode bildenden Takten wird ein Takt. Das ist aber etwas ganz Anderes, als die in den kindischen Beispielen des Verfassers bek\u00e4mpfte Taktdurchschneidung. Zeigen wollte ich damit, dafs der Takt ebenso, wie etwa unsere Kalendereinteilung des Jahres, nicht eine direkte, in den kleinsten Teilen gegebene Empfindung, sondern Sache unserer Auffassung ist. Wie sie auch immer ausfallen m\u00f6ge, Tag und Nacht bleiben dabei unber\u00fchrt. Sie ist das musikalische Beispiel f\u00fcr die psychologische Ansicht: \u201etime has no objective reality\u201c. Diese psychologische Spitze scheint dem Verfasser vollst\u00e4ndig entgangen zu sein, und doch w\u00e4re sie wichtiger gewesen, als seine \u00fcberfl\u00fcssigen Zitate aus dem Konzertleben, die mit der Frage auch nicht das Entfernteste zu thun haben.\nIm weiteren Verlaufe bezeichnet der Verfasser meine Ansicht als unzul\u00e4nglich, dafs der Grundzug des musikalischen Geistes darin bestehe, ein Ensemble zu bilden und sich darin einzuf\u00fcgen (facult\u00e9 d\u2019ensemble). Als Beispiel f\u00fchrt er den milit\u00e4rischen Signaltrompeter an, dessen Leistung den Anschlufs an eine Gesamtheit nicht kenne und doch Musik sei. Ich h\u00e4tte nie gedacht, dafs diese Leistung einmal als Repr\u00e4sentation der Tonkunst erw\u00e4hnt werden wird. Jedes k\u00fcnstlerische Instrumentalsolo w\u00e4re ein besseres Beispiel gewesen. Indessen glaube ich nicht, dafs die Thatsache, dafs man allein auch Musik machen kann, gen\u00fcgt, um die Ansicht zu widerlegen, dafs der Geist der Tonkunst das Ensemble verlange. Wem diese Charakterisierung ungen\u00fcgend erscheint, der ist freilich zur Umkehr nicht zu zwingen, aber ich m\u00f6chte ihm doch zu \u00fcberlegen geben, dafs ein Grundzug der Musik, die Harmonie, die Stimmf\u00fchrung, zum Ensemble hinf\u00fchre, von dem jene Instrumente, die eine Polyphonie erm\u00f6glichen, doch nur eine erst sp\u00e4ter entstandene Nachahmung sind, und ich m\u00f6chte darauf hinweisen, was aus der Musik geworden w\u00e4re, wenn man sich den Geist des Ensembles wegdenkt.\nWallaschek (Wien).","page":302}],"identifier":"lit36479","issued":"1896","language":"de","pages":"302","startpages":"302","title":"E. P. Dixon: On the difference of Time and Rhythm in Music. Mind. No. 14. S. 236-239. 1895","type":"Journal Article","volume":"12"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:38:58.641308+00:00"}