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{"created":"2022-01-31T16:41:42.463476+00:00","id":"lit36480","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kiesow, Friedr.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 12: 303-304","fulltext":[{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"Li it\u00e9ra turberieht.\n303\nC. A. Strong. Consciousness and Time. Psychol. Rev. Vol. III. No. 2. S. 149-157. 1896.\nDie vorliegende Abhandlung wurde im Dezember 1895 vor der amerikanischen psychologischen Gesellschaft zu Philadelphia gelesen. Dieselbe sucht die Fragen zu beantworten: Was ist unter gegenw\u00e4rtiger Zeit zu verstehen, und welches ist das Verh\u00e4ltnis des Bewufstseins zur gegenw\u00e4rtigen Zeit? Indem der Verfasser sich in seinen Ausf\u00fchrungen in einen Gegensatz zu Prof. James stellt {Psychol. Rev. March 1895), sucht er zun\u00e4chst dessen Anschauungen \u00fcber die in Bede stehenden Fragen zu skizzieren. Nach Prof. James ist die Gegenwart eine Grenzlinie zwischen Vergangenheit und Zukunft ohne wirklichen Inhalt, von sehr kurzer Dauer (\u201ea short bit of duration\u201c), ein Zeitintervall, das vom gegenw\u00e4rtigen Augenblicke eine kurze Strecke vorw\u00e4rts wie r\u00fcckw\u00e4rts reiche ; besser, ein Gef\u00fchl, das dieses Intervall und seine Dauer ausf\u00fcllt, das, obwohl von sehr kurzer Dauer, wiederum aus zwei ihm untergeordneten Gef\u00fchlen \u2014 einem fr\u00fcheren und einem sp\u00e4teren \u2014, sowie aus dem Gef\u00fchle dieser Aufeinanderfolge besteht. Schliefst so nach Prof. James das einfachste Gef\u00fchl zugleich schon ein Bewufstsein des Wechsels der verstreichenden Zeit in sich, so ist die Grenzlinie, welche die beiden erw\u00e4hnten Untergef\u00fchle voneinander trennt, der gegenw\u00e4rtige Augenblick, und mit Bezug auf diesen erscheinen die ersteren als Vergangenheit und Zukunft. Ist somit der gegenw\u00e4rtige Augenblick als blofse Grenzlinie zwischen Vergangenheit und Zukunft f\u00fcr den Eintritt ins Bewufstsein von zu kurzer Dauer, so folgt, da der Begriff des Bewufstwerdens doch immer eine gewisse Dauer voraussetze, dafs das Bewufstsein, \u201eherausgetrieben aus der Gegenwart, f\u00fcr sich selbst nur Baum finden kann in einem geringen Teile der Vergangenheit plus einem geringen Teile der Zukunft.\u201c\nDieser Schlufsfolgerung stimmt der Verfasser nicht zu. Er h\u00e4lt dieser Ausf\u00fchrung entgegen, dafs, wie die Vergangenheit einmal Gegenwart war, so die Zukunft einmal Gegenwart werden m\u00fcsse, dafs also die Wirklichkeit von Vergangenheit und Zukunft von der Wirklichkeit der Gegenwart abgeleitet werde, und dafs man somit die Basis f\u00fcr die Wirklichkeit \u00fcberhaupt verliere, wenn man die der Gegenwart leugne. Sodann glaubt der Verfasser die Unrichtigkeit jener Folgerung zeigen zu k\u00f6nnen, indem er darzulegen versucht, dafs der Begriff einer ausgedehnten Gegenwart eine falsche Abstraktion involviere. Betrachte man die genannten Untergef\u00fchle vom Gesichtspunkte des Augenblicks, so erfasse man die Zeitflucht als aufgehalten und diese Gef\u00fchle als abstrahiert von der wirklichen Zeit. Jene Untergef\u00fchle seien vielmehr als Teile eines Bewufstseinsstromes zu betrachten, von denen jeder Augenblick successiv gegenw\u00e4rtig wird. F\u00fcr den Augenblick substituiert der Verfasser einen Zwischenraum, den er als eine Beihe successiver Gegenwarten angesehen wissen will, nur so k\u00f6nne man jene Gef\u00fchle konkret und in ihrem wirklichen Ablauf erfassen. Den eventuellen Einwurf, dafs diese Beihenfolge sich auf diese Weise wiederum bis auf einen Punkt zuspitze, f\u00fcr den das Bewufstsein keinen Baum mehr habe, sucht er zu entkr\u00e4ften, indem er darlegt, dafs der erw\u00e4hnte Punkt ein","page":303},{"file":"p0304.txt","language":"de","ocr_de":"304\ni\u00c4tteraturbericht.\nvon einem Augenblicke zum anderen sieb bewegender sei und somit nur eine andere Bezeichnung f\u00fcr wirkliche Dauer gefunden sei, w\u00e4hrend ein bleibender Punkt im Sinne von James eine Abstraktion sei und die Flucht der Zeit vernachl\u00e4ssige, ohne welche Zeit nicht Zeit sei. Kurz zusammengefafst, kommt der Verfasser somit zu dem Ergebnis, dafs \u201edie Wirklichkeit nichts sei, als eine immer wechselnde Gegenwart\u201c.\nSodann spricht der Verfasser \u00fcber das Verh\u00e4ltnis des Bewufstseins zur bewufsten Zeit. Obwohl ersteres nur in der Gegenwart vorhanden und diese eine sich bewegende Grenzlinie ist, so ist doch die Zeit, die uns bewufst zu sein scheint, ein wirklicher Zwischenraum, dessen Teile uns nicht successiv, sondern zu gleicher Zeit gegeben sind. Ein zeitloses Zeitbewufstsein anzunehmen, ist ein Widerspruch. \u201eDie wirkliche Aufeinanderfolge mufs der Erkennung derselben vorangehen.\u201c Die letztere ist somit stets eine retrospektive, denn die Succession wird nicht in der zwischen den beiden Untergef\u00fchlen liegenden Zeit erkannt, sondern aus den Erinnerungsbildern, welche diese hinterlassen.\nMit diesen Ausf\u00fchrungen glaubt der Verfasser sich mit Dr. Ward im Einverst\u00e4ndnisse zu befinden, der sich in seinem \u201eBritannica article\u201c (jEncycl. Brit., 9th ed. art., Psychology, S. 64\u201465) in \u00e4hnlichem Sinne ausgesprochen.\tFriede. Kiesow (Turin).\nJ. Mourly Vold. Exp\u00e9rience sur les r\u00eaves et en particulier sur ceux d\u2019origine musculaire et optique. K\u00e9impr. de la Rev. de \u00cfHypnot. Janv. 1896. Christiania, 1896. 16 S.\nDie vorliegende Abhandlung bezeichnet einen bemerkenswerten Fortschritt der experimentellen Traumpsychologie. Es kam dem Verfasser darauf an, die Beziehungen zwischen bestimmten Sinnesempfindungen und den sich daran anschliefsenden Traumvorstellungen systematisch festzustellen. An Stelle vor\u00fcbergehender Stimuli verwendete er solche, welche die ganze Nacht hindurch wirkten. Seine Versuchspersonen banden sich Schnuren und B\u00e4nder um bestimmte Teile der H\u00e4nde und F\u00fcfse, um dadurch bestimmte Beize auszu\u00fcben, bestimmte Kr\u00fcmmungen hervorzurufen, sie zogen Handschuhe bald \u00fcber die rechte, bald \u00fcber die linke Hand. Verfasser selbst \u00fcbte dadurch Druckempfindungen auf seinen B\u00fccken aus, dafs er nachts einen G\u00fcrtel trug, an dessen B\u00fcck-seite Korke eingen\u00e4ht waren. Er schlief, durch die Umst\u00e4nde gezwungen, 6 Monate lang im Auslande auf einem Sofa, das so kurz war, dafs seine Beine auf die Lehne zu liegen kamen. Um \u00e4hnliche Wirkungen zu erzielen, liefs er seine Versuchspersonen w\u00e4hrend des Schlafes ein Brett unter die F\u00fcfse legen. \u00dcberhaupt hat sich Verfasser mit anerkennenswerter Ausdauer und feinem Geschick seinem Problem gewidmet.\nDurch solche Experimente erhellte zun\u00e4chst, dafs der Tastsinn weniger Einflufs auf die Traumbilder aus\u00fcbt als der Muskelsinn. Als Hauptresultat fand Verfasser, dafs die Tr\u00e4umenden die mehr oder weniger bemerkliche Tendenz besitzen, die Kr\u00fcmmungen der Glieder wahrzunehmen, in der Weise, dafs die hervorgerufene Stellung einen integrierenden Bestandteil des Traumbildes bildet. Die Einzelergebnisse waren folgende: 1. Die Stellungen der Glieder finden sich im Traume","page":304}],"identifier":"lit36480","issued":"1896","language":"de","pages":"303-304","startpages":"303","title":"C. A. Strong: Consciousness and Time. Psychol. Rev. Vol. III. No. 2. 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