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{"created":"2022-01-31T14:34:31.517838+00:00","id":"lit36492","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Wreschner, Arthur","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 12: 400-402","fulltext":[{"file":"p0400.txt","language":"de","ocr_de":"400\nLitteraturbericht.\nDichtigkeit bei den Schriftsetzern zwischen 1,0 und 1,4 mm, indem 75% derselben in diese Empfindlichkeitsstufe rangierten. Auch die Blinden wiesen eine erhebliche Verfeinerung des Tastsinnes auf, indem auch hier die gr\u00f6fste Dichtigkeit zwischen 1,0 und 1,4 mm liegt. Doch unterscheiden sich die hier gefundenen Resultate dadurch von dem an den Setzern konstatierten Befunde, dafs bei den Blinden ein sehr hoher Prozentsatz, n\u00e4mlich 48%, die h\u00f6chste Stufe der gepr\u00fcften Empfindlichkeit von 0,5\u20140,9 mm erreichen. Die weiblichen Blinden \u00fcbertrafen wieder noch ihrerseits ihre m\u00e4nnnlichen Schicksalsgenossen an Feinheit der Empfindung. Den Einflufs des Alters ergab ein Vergleich der an je 100 normalen Knaben und M\u00e4dchen gewonnenen Werte mit solchen der Erwachsenen. Die jungen Leute zeigten eine feinere Empfindlichkeit als die Erwachsenen gemischter Berufsarten und rangieren etwa mit den Setzern auf gleicher Stufe. Verfasser kommt zu dem Schl\u00fcsse, dafs die bei den Kindern vorhandene feinere Empfindlichkeit sich mit zunehmendem Alter abstumpft, falls sie nicht, wie bei den Setzern, durch t\u00e4gliche \u00dcbung erhalten wird. Die Blinden bilden den den Kindern eigenen hohen Empfindlichkeitsgrad noch ganz besonders aus verm\u00f6ge der gesteigerten Aufmerksamkeit f\u00fcr Tasteindr\u00fccke.\nIm zweiten Teile seiner Arbeit hat nun Verfasser versucht, die Abh\u00e4ngigkeit der Ber\u00fchrungsempfindlichkeit von Form resp. Zahl der Papillenreihen an den Fingerbeeren festzustellen. W\u00e4hrend sich nun f\u00fcr die Form in dieser Hinsicht ein allgemeines Gesetz nicht aufstellen liefs, ergab sich f\u00fcr die Individuen feinerer Tastempfindung im ganzen eine vermehrte Zahl der Papillenreihen. Die interessanten Einzelheiten dieser Untersuchung m\u00fcssen an der Hand der beigef\u00fcgten Abbildungen im Original nachgelesen werden.\nZum Schlufs sei noch erw\u00e4hnt, dafs Verfasser auch einige Individuen fremder Rassen, Malayen und Neger, zu seinen Experimenten herangezogen hat. Die allerdings noch wenig zahlreichen Untersuchungen schienen darauf hinzuweisen, dafs die verschiedenen Menschenrassen als solche keine Differenz im Tastapparat der Hand und der Finger aufweisen.\tForell (Jena).\nM. Fack. Z\u00e4hlen und Rechnen. Zeitschr. f. Philos. u. P\u00e4dag. II. Jahrg. 3. Hft. S. 196-213. 4. Hft. S. 262-275. 5. Hft. S. 346\u2014351. 1895.\nIn dem ersten Teile besch\u00e4ftigt sich Verfasser zun\u00e4chst mit dem Prozesse des Z\u00e4hlens und definiert ihn als das Vergleichen zweier Reihen. Die eine derselben ist der Mafsstab oder die Z\u00e4hlreihe, der die andere eindeutig zugeordnet wird. Jede feste Reihe ist als Z\u00e4hlreihe zu benutzen, wie eine Betrachtung namentlich der niedrigen Kulturv\u00f6lker zeigt. So z\u00e4hlt man bereits, wenn man eine Anzahl von verschiedenfarbigen Punkten, die in bestimmter Reihenfolge angeordnet sind, mit Gegenst\u00e4nden belegt. Auch l\u00e4fst sich dann das Zahlergebnis sogar mitteilen, indem man sagt oder zeigt, bis zu welchem Punkte das Bedecken vorgenommen werden konnte. Indes sind simultan angeordnete","page":400},{"file":"p0401.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n401\nBeihen (Baumreihen) namentlich hei grofsen Anzahlen sehr unbequeme Z\u00e4hlreihen. Man greift daher zu successiven Beihen (Zeitreihen) und entgeht so auch der Schwierigkeit, mehrere Z\u00e4hlreihen in Anwendung bringen zu m\u00fcssen, wie dies bei manchen V\u00f6lkern noch heute der Fall ist. Wesentlich ist f\u00fcr die Z\u00e4hlreihe, dafs sie 1) leicht unterscheidbare G-lieder besitzt, 2) allgemein bekannt, 3) leicht zu handhaben ist Daher benutzt man auch die Laute oder Lautkomplexe, welche urspr\u00fcnglich nur Glieder des Mafsstabes und selbst\u00e4ndige Objekte vorstellten, zugleich auch zur Bezeichnung des Zahlergebnisses, so dafs sie eine doppelte Bedeutung erlangten. Die erste Bedeutung \u00fcbersieht man gew\u00f6hnlich. Mit Unrecht. Dies erkennt man am besten daran, dafs man mit dem Vergessen des Zahlwortes auch den ganzen Inhalt vergessen hat, w\u00e4hrend dies beim Entfallen eines Wortes f\u00fcr einen Gegenstand nicht der Fall ist. Auch verl\u00f6re eine Person, die alle Bechenoperationen innerhalb des Zahlraumes von 1 bis 10 gel\u00e4ufig ausf\u00fchren kann, die F\u00e4higkeit hierzu, sobald die Bezeichnungsweise ge\u00e4ndert w\u00fcrde. \u2014 Um schliefslich jede unn\u00f6tige Belastung des Ged\u00e4chtnisses zu vermeiden, hat man das dekadische Zahlensystem eingef\u00fchrt \u2014 eine ebenso grofsartige und folgenreiche wie einfache Entdeckung.\nWas nun das Wesen und die Bedeutung der Zahlen anlangt, so sind sie keine sinnlich wahrnehmbaren Eigenschaften der Dinge, sondern Beziehungsvorstellungen. Daher sind sie auch sowohl auf innere als \u00e4ufsere Gegenst\u00e4nde anwendbar. Trotzdem giebt es aber neben den Zahlvorstellungen auch Zahlbegriffe, sobald man von den individuellen Eigent\u00fcmlichkeiten der einzelnen ZahlvorStellungen abstrahiert. Andererseits setzt jedoch jedes Z\u00e4hlen Objekte voraus, so dafs jede Zahl benannt ist und es reine Zahlen nicht giebt.\nDa die Beihenfolge der gez\u00e4hlten Objekte f\u00fcr das Zahlergebnis gleichg\u00fcltig ist, so kann jeder beliebige unter den zu z\u00e4hlenden Gegenst\u00e4nden einen repr\u00e4sentativen Wert f\u00fcr alle \u00fcbrigen annehmen, und die Zahl wird zum Multiplikator. Es sind daher in der Entwickelung des Zahlbegriffs zwei Stufen zu unterscheiden: 1) die Zahl als Summe, 2) als Multiplikator.\nDer Zweck des Z\u00e4hlens ist allerdings Zur\u00fcckf\u00fchrung eines Unverst\u00e4ndlichen auf ein anderes, aber auf ein Gel\u00e4ufigeres und Gew\u00f6hnlicheres, worin ja das Wesen alles Erkennens besteht.\nIn dem zweiten Teil untersucht Verfasser das Bechnen im Zahlraume von 1 bis 10. Diese Ausf\u00fchrungen betreffen vor allem die Kunst, das Z\u00e4hlen zu lehren, und haben vornehmlich praktisch-p\u00e4dagogischen Wert. Es wird in Konsequenz obiger S\u00e4tze vor allem die Notwendigkeit betont und die Methode angegeben, den Kindern durch eine Baumreihe in zweckm\u00e4fsiger Weise das Bewufstsein beizubringen, dafs die Zahlen Beziehungsvorstellungen sind. Sonst lernen die Kinder nicht das Z\u00e4hlen \u00fcberhaupt, sondern nur das bestimmter Objekte. Auch mufs man die doppelte Bedeutung der Ziffern ber\u00fccksichtigen und zur Anzahlbezeichnung die Cardinalia, zur Anzahlermittelung die Ordinalia verwenden. Nach diesen Gesichtspunkten wird die Methode angegeben, das Addieren und Subtrahieren, das Multiplizieren und Dividieren zu lehren.","page":401},{"file":"p0402.txt","language":"de","ocr_de":"402\nLitter aturbericht.\nDen Schlufs bildet eine genaue Zusammenstellung der einschl\u00e4gigen Litteratur, aus der man ersieht, dafs Verfasser neben seiner vielj\u00e4hrigen praktischen Erfahrung auch umfangreiche theoretische Studien seiner Abhandlung zu G-runde gelegt hat.\nGr\u00fcndlichkeit und konsequentes Nachdenken kennzeichnen in der That die vorliegenden Ausf\u00fchrungen. Trotzdem kann ich ihnen nach langer und eingehender Besch\u00e4ftigung mit diesem Thema vom psychologisch-erkenntnistheoretischen Standpunkte aus nicht zustimmen. Den G-rundirrtum erblicke ich in der Definition des Z\u00e4hlens durch ein Vergleichen zweier Reihen. Zu diesem Satze gelangte Verfasser offenbar durch seine p\u00e4dagogische Th\u00e4tigkeit und durch die Art, wie wir kunst-gem\u00e4fs das Z\u00e4hlen lernen. Will man jedoch die letzten psychologischen Grundlagen des Z\u00e4hlaktes auf decken, so wird man sich fragen m\u00fcssen, wie gelangen wir zu dem Mafsstabe, zu der Z\u00e4hlreihe selbst. Man wird dann erkennen, dafs diese bereits ein Z\u00e4hlen voraussetzt. Nicht von der Z\u00e4hlreihe, sondern von der \u201eVielheit\u201c, von dem Wahrnehmen des Diskreten, mufs die Untersuchung anheben und \u2014 darin pflichte ich Verfasser bei \u2014 die beziehende Th\u00e4tigkeit der Seele vor allem ber\u00fccksichtigen. In gewissem Sinne ergiebt sich dann auch die Zahl als eine Eigenschaft der Dinge, nur nicht der einzelnen, sondern eines Ding-Komplexes. Die Thatsache, dafs man \u00e4ufsere wie innere Objekte z\u00e4hlen kann, ist durchaus kein haltbarer Einwurf. Dagegen ergiebt sich dann von selbst, dafs es keine reinen, sondern nur benannte Zahlen giebt \u2014 eine durchaus richtige Bemerkung des Verfassers. Auch der Zweck des Z\u00e4hlens wird dann ersichtlicher. Es wird nicht blofs ein Unverst\u00e4ndliches auf ein anderes, gel\u00e4ufigeres zur\u00fcckgef\u00fchrt, sondern ein Kompliziertes auf ein Einfaches, die Vielheit auf eine Einheit. Endlich sei noch bemerkt, dafs eine grofse Zahl wichtiger Fragen Verfasser \u00fcbergangen hat. Zun\u00e4chst die Entwickelungsstufen des Z\u00e4hlens; denn die Unterscheidung zwischen Zahl als Summe und als Multiplikator ist eine \u00e4ufserliche und keine psychogenetisch verwertbare. Sodann, warum ist die Reihenfolge der gez\u00e4hlten Objekte gleichg\u00fcltig? Warum und inwiefern ist die Zahleinheit willk\u00fcrlich ? Indes, noch mehr auf Einzelheiten einzugehen, f\u00fchrte zu weit, und es sei daher nur noch darauf hingewiesen, dafs die Schriften von Paul du Bois-Reymond, Dedekind, Stolz, Husserl (Philosophie der Arithmethik), Grassmann dem Verfasser dankenswerte Anregungen gegeben h\u00e4tten.\nArthur Wreschner (Berlin).\nWilliam W. Carlile. The Conscience, its Nature and Origin. Intern.\nJourn. of Ethics. VI. No. 1. S. 63\u201476. 1895.\nIn der Chemie ist die Wirkung der Ursache nicht gleich; wir schliefsen aber auf den Kausalzusammenhang, weil die Erscheinungen an denselben Stoffen in demselben Gef\u00e4fs vor sich gehen. Im Seelenleben giebt es kein solches Gef\u00e4fs ; wo wir zwischen zwei Erscheinungen auf Kausalzusammenhang schliefsen, mufs es sich so verhalten, wie in der","page":402}],"identifier":"lit36492","issued":"1896","language":"de","pages":"400-402","startpages":"400","title":"M. Fack: Z\u00e4hlen und Rechnen. Zeitschr. f. Philos. u. P\u00e4dag. II. Jahrg. 3 Hft. S. 196-213. 4. Hft. S. 262-275. 5. Hft. S. 346-351. 1895","type":"Journal Article","volume":"12"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:34:31.517843+00:00"}