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{"created":"2022-01-31T16:52:16.678460+00:00","id":"lit37359","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"},{"name":"Andor Fodor","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 87: 220-224","fulltext":[{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"Studien Ober die Spezifizit\u00e4t der Zellfermente mittele der optiechen Methode.\nI. Mitteilung.\nVon\nEmil Abderhalden und Andor Fodor.\n(Aus dem physiologischen Institut der Universit\u00e4t Halle a. S.) (Der Redaktion zugegangen am 3. August 1913.)\nUnsere Fragestellung war kurz folgende: Enthalten die verschiedenartigen Zellen des tierischen Organismus proteo- und peptolytische Fermente, die auf Zellbestandteile der Gewebsart, der sie entstammen, eingestellt sind oder verf\u00fcgen alle Zellarten \u00fcber einheitliche Fermente? Man k\u00f6nnte sich wohl vorstellen, da\u00df alle Zellen \u00fcber gemeinsame Fermente verf\u00fcgen, die auf die ihnen zugef\u00fchrten Nahrungsstoffe eingestellt sind. Es w\u00e4re jedoch auch denkbar, da\u00df au\u00dferdem noch jede Zellart \u00fcber ganz spezifisch wirkende Fermente verf\u00fcgt. Jacoby1) hat das letztere Problem bereits mit anderer Methodik in Angriff genommen und wenigstens f\u00fcr die Leber eine spezifische Einstellung der proteolytischen Fermente beobachtet.\nDie angewandte Methodik war kurz die folgende.2) Zuerst wurde aus v\u00f6llig entbluteten Organen mittels desBuchner-schen Verfahrens Pre\u00dfsaft dargestellt. Die erhaltenen Resultate waren nicht ganz einheitlich. Wir f\u00fchren das darauf zur\u00fcck, da\u00df in der Kieselguhr stets eine mehr oder weniger gro\u00dfb Anzahl von Fermenten zur\u00fcckgehalten werden. Bessere Resultate erhielten wir, als wir Macerationss\u00e4fte zu den einzelnen\n') M. Jacoby, Hofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. 8, S. 446 (1903). \u2014 Vgl. auch Ch. Richet, C. r. de la Soc. de biol., Bd. 55, S. 656 (1903).\n*) Vgl. hierzu: Emil Abderhalden, Abwehrfermente. 2. Auflage, J. Springer. Berlin 1913.","page":220},{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"Ober Spezifizit\u00e4t der Zellfermente. I. ,\t221\nUntersuchungen verwendeten. Von diesen gaben wir 1 ccm zu 1 ccm einer Peptonl\u00f6sung, die aus bestimmten Organen bereitet worden war. Es wurde dann bei 37\u00b0 das Drehungsverm\u00f6gen des Gemisches verfolgt.\nUntersucht wurde die Wirkung von Leber-, Nieren- und Schilddr\u00fcsenmacerationssaft auf Pepton aus Leber, Niere und Schilddr\u00fcse. Die Organe und der Macerationssaft stammten von Pferden.\nDas Ergebnis war das folgende: Macerationssaft aus Leber baute Leberpepton ab, nicht aber Pepton aus Niere oder Schilddr\u00fcse.\nSchilddr\u00fcsensaft spaltete Pepton aus Schilddr\u00fcse sehr energisch. Er griff jedoch Leber- und Nierenpepton nicht an.\nNierenmacerationssaft spaltete Pepton aus Niere und Leber, ferner wurde unter drei Versuchen einmal auch Pepton aus Schilddr\u00fcse zerlegt.\nAus diesen Beobachtungen, die zum Teil auch durch Versuche best\u00e4tigt sind, bei denen das Dialysierverfahren in Anwendung kam, geht hervor, da\u00df die Leber- und Schilddr\u00fcsenzellen \u00fcber Fermente verf\u00fcgen, die spezifisch auf Bestandteile dieser Zellen eingestellt sind. Nur die Nierenzellen scheinen keine so spezifisch eingestellten Fermente zu besitzen, resp. es wird ihre Anwesenheit durch Fermente verdeckt, die recht mannigfaltige Substrate abzubauen verm\u00f6gen. Vielleicht kommt in dieser Tatsache die Funktion der Niere zum Ausdruck, alles abzufangen und vor der Ausscheidung zu zerlegen, falls das Blut Produkte mit sich f\u00fchrt, die noch zusammengesetzter Natur sind und zugleich plasmafremden Charakter haben. Sollte vielleicht die Niere die Abwehrfermente abgebenV Wir werden diesen Fragen weiter nachgehen.\nMit der angegebenen Methodik lassen sich noch zahlreiche Fragen studieren. Wir haben damit begonnen, den Einflu\u00df von Phosphaten auf die Fermentwirkung festzustellen, und ferner zu pr\u00fcfen, ob bestimmte Gase einen Einflu\u00df aus\u00fcben. Bis jetzt erwies sich Kohlens\u00e4ure als ganz indifferent. Allerdings mu\u00df man in jedem Falle ber\u00fccksichtigen, da\u00df der","page":221},{"file":"p0222.txt","language":"de","ocr_de":"222\tEmil Abderhalden und Andor Fodor,\nGrad der Drehung nicht ohne weiteres ein Ma\u00dfstab f\u00fcr den Umfang des Abbaus ist. Die Drehung der Abbauprodukte kann sich addieren oder auch subtrahieren! Man mu\u00df in jedem Falle durch Kontrollversuche mit verschiedenen Verd\u00fcnnungen das Resultat sichern.\nVor allem wird das Verhalten gegen\u00fcber Serumeiwei\u00df zu pr\u00fcfen sein. Die bisherigen Erfahrungen reichen zu einer Schlu\u00dffolgerung noch nicht aus.\nExperimenteller Teil.\nBereitung der Organs\u00e4fte.\nLeber und Niere von Pferden wurden fein zerhackt, in flie\u00dfendem Wasser entblutet und das vom Blute beinahe v\u00f6llig befreite Organ mit der 3 fachen Menge physiologischer Kochsalzl\u00f6sung im Brutschrank bei 37\u00b0 zun\u00e4chst 3\u20144 Stunden unter Toluolzusatz maceriert. Der so gewonnene Macerations-saft war in der Regel noch schwach rosarot gef\u00e4rbt und wurde stets verworfen. Nun wurde das Organ mit einer, gleich gro\u00dfen neuen Menge physiologischer Kochsalzl\u00f6sung 12\u201414 Stunden unter Toluolzusatz maceriert (37\u00b0) und nach Ablauf dieser Zeit durch ein Faltenfilter filtriert. Das Filtrat war stets fast farblos und v\u00f6llig klar. So wurden erhalten:\nLebermacerationssaft I, Schilddr\u00fcsen- und Nierenmace-rationssaft I.\nLebermacerationssaft II wurde durch Verd\u00fcnnen des Saftes I mit dem gleichen Volumen physiologischer Kochsalzl\u00f6sung gewonnen.\nBereitung des Peptons.\nDas Organ (Leber, Nieren und Schilddr\u00fcse vom Pferd) wurde, wie oben geschildert, zerhackt und entblutet. Der blutfreie Brei wurde in die 3 fache Menge eiskalter 70\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure eingetragen und das Gemisch 3 mal 24 Stunden hindurch bei Zimmertemperatur aufbewahrt. Jetzt wurde das Hydrolysat in die 10fache Menge Eiswasser gegossen und die Schwefels\u00e4ure mit Barythydrat genau gef\u00e4llt. Das klare, gelbliche Filtrat","page":222},{"file":"p0223.txt","language":"de","ocr_de":"Lebermacerationssaft (Pferd)\tNierenmacerationssaft (Pferd)\n\u00dcber Spezifizit\u00e4t der Zellfermente. I.\t223\n\t\t\t1 ccm Nieren- macerationssaft (I) mit CO, ges\u00e4ttigt .-f- 1 ccm Leberpeptonl\u00f6sung 10\u00b0/\u00ae\t\toe e ss , n \u00a9 \u00a9 1 \u00a9 1 1 1\n1 ccm Nierenmacerationssaft (I)\t4~ 1 ccm Nierenpeptonl\u00f6sung 10\u00b0/o\t0-3000 l>\tH\tft\tiS\tl\u00f6 ^\tf\t\u00ab\t\u00ab\tW \t\u2022'\tr O\tO\tO\to\to Mill\t1 ccm Nierenmacerationssaft (I)\t4~ 1 ccm Nieren- pepton- l\u00f6sung 10\u00b0/\u00ab\t\"\u00a3$, l \u00a9 o' 1 \u00a9 1 1 1\n\t+ 1 ccm Leberpeptonl\u00f6sung 10#/o\t0\t0\t0\t9\t0 x\tx\t\u00bbn\t\u00bbcs\tic ^\t^\tk \u00a9\to*\tc\td\tc MIM\t\t\u00caic\u00ff\u00bb IO o o \u00c7 o' 4\"\u00fc a.71\u00a9 a\u2014\tkh .1? \u00a9 \u00a9\u25a0 1 o (1 1\n\t4\" 1 ccm physiologische Kochsalzl\u00f6sung\t0\t0\t0\t9\t0 S\t\u00a7\t8\t8\tg o\tcf\tc\tC\t\u00a9\u25a0 4-\t4-\t4-\t4-\t+\t\t4* 1 ccm physiol. Koch- salz- l\u00f6sung\t-0,01\u00b0\nBe- obach- tungs- zeit Std.\t\t2 4 6 10 12\tBe- obach- tungs- zeit Std.\t\tQ* *+ *0 *1 TH\n1 ccm Lebermacerationssaft (I)\t4* 1 ccm Lebern pepton-l\u00f6sung 10\u00b0/o\to\t\u00a9\to\to\to $\t\u00c7.\tSS\t3\t$ o'\t\u00a9~\to\td\t\u00a9 ]\t1\t\\\t1\t1\tLebermacerationsaft (I) 1 ccm\t4- 1 ccm Leberpeptonl\u00f6sung 10\u00b0/\u00ab\t9\t0\t0\t0 $ \u00cf2 2 2 \u00a9 o' \u00a9\" \u00a9 l.l 1 ,\n\t+ 1 ccm Nierenpeptonl\u00f6sung 10#/o\t0\t0\t9\t0 X\t\u00a9\tO\t\u00ab , io\t5 d d 1 cf d ii\ti\ti\t\tc A A se b S 5 c 5. 4-S 22 \u00a7\u00a3* j- cj \u00a9 *1 '\u201c\u2018\u00c4-o.*-\to o o o cp X 1\u00bb X -F *\u25a0+ <4\u00bb -*\u2022 d \u00a9 \u00a9\u25a0 \u00a9 MM\n\t4\u201c 1 ccm physiologische Kochsalzl\u00f6sung\to\to\to\to\to 5J\t\u00ab\tIM\tN\t(M o\to\to\to\tc cf\td\tcf\to'\td 4-\t4-\t4-\t4-\t4-\t\t4\" 1 ccm physiol. Kochsalzl\u00f6sung\to s \u00a9\" +\nBe- obach- tungs- zeit Std.\t\t2 4 6 10 12\tBe- obach- tungs- zeit Std.\t\t<M\tCO ?1\n1 ccm Leber-mace rationssaft (II) 4* 1 ccm Leberpeptonl\u00f6sung 10\u00b0/o\t\tCO \u00bbC5 \u00bbO (M ^\t\u00a9 \u00ab4* \u2022* *4* \u00c4 d d d d d cf \u00a9 ii ii ii i\t\t\t\n1 ccm Leber-macera-tions-saft (II) + 1 ccm Nieren-pepton-l\u00f6sung 10\u00b0/\u00ab\t\tO\tO\tO\t\u00a9\tO\t9\tO $\tS\t2g\t55\t$\t^\t3 \u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\td\td\tc mi\ti\ti\ti\t\t: , f\t\n1 ccm Leber-macera-tions-saft (II) 4* 1 ccm physiol. Kochsalzl\u00f6sung\t\t0\t0\t0\t0\t0\t0\t9 01\t(M\tOl\tOl\t<N\tOl\t\u00c7 \u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\tC \u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\"\u00a9oc 4\u2014K 4\u20141\u20141\u20141\u2014;\t\t> f\t\u2022\t\nBe- obach- tungs- zeit Std.\t\tO) 60 60 C\u00ab \u00a9 O *4* \u2014' Ol\t\t\t\nHoppe-Seyler\u2019* Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXXYII.\tI\u00df","page":223},{"file":"p0224.txt","language":"de","ocr_de":"221 Abderhalden und Fodor, \u00dcber Spezifizit\u00e4t der Zellfermente. I.\nhinterlie\u00df nach dem Verdampfen im Vakuum bei 40\u00b0 einen gelben R\u00fcckstand, der mit siedendem Methylalkohol ausgezogen wurde. Durch F\u00e4llen des Auszuges mit dem doppelten Volumen absoluten Methylalkohol -f* dem gleichen Volumen \u00c4ther wurde eine schneewei\u00dfe volumin\u00f6se F\u00e4llung erzielt, die abgenutscht und sodann \u00fcber Schwefels\u00e4ure im Exsikkator getrocknet wurde. Aus dem schneewei\u00dfen Peptonpulver wurde jeweilen eine 10\u00b0/oige L\u00f6sung in 9%oiger Kochsalzl\u00f6sung dargestellt und diese unter Toluol aufbewahrt.\n\t\tI.\t\t\tII.\t\t\tIII.\t\nBe-\t\tLeber-\t\tSchilddr\u00fcsen-\t\t\tNieren-\t\t\nobach-\tmac\terat ionssaft\t\tmacerationssaft\t\t\tmacerations\t\t\u00bbsaft\n\tl crin Saft .\t1 ccm Saft\t1 ccm Saft\tI ccm Saft\tt ccm Saft\t1 ccm Saft\tt ccm Saft\tt ccm Saft\t1 ccm Saft\n\t+\t+\t+\t+\t+\t+\t+\t+\t+\nzeit\t1 ccm\t1 ccm\t1 ccm\t1 ccm\t1 ccm\t1 ccm\t1 ccm\t1 ccm\t1 ccm\nin Std.\tLeber- pepton-\tNieren- popton-\tSchild- dr\u00fcsen- popton-\tLeber- pepton-\tNieren- pepton-\tSchild- dr\u00fcsen- pepton-\tLeber- pepton-\tNicren- pepton-\tSchild- dr\u00fcsen- pepton-\n\tl\u00f6sung\t1 \u00f6 s u n g\tI\u00f68ung\tl\u00f6sung\tl\u00f6sung\tl\u00f6sung\tl\u00f6sung\tl\u00f6sung\tl\u00f6sung\no\t\u2014 0,52\u00b0\t\u2014 0,5\u00df\u00b0\t-0,12\u00b0\t\u2014 0,58\u00b0\t-0,52\u00ab\t\u2014 0,11\u00b0\t\u2014 0,51\u00b0\t-0,59\u00b0\t\u2014 0,61\u00b0\n1\t\u2014 0,50\u00b0\t-0,57\u00b0\t-0,13\u00b0\t\u2014 0,57\u00b0\t\u2014 0,51\u00b0\t-0,dO\u00b0\t-0,52\u00b0\t-0,57\u00b0\t-0,61\u00b0\n6\t\u2014 0,16\u00b0\t\u2014 0,56\u00b0\t\u2014 0,13\u00b0\t\u2014 0,50\u00b0\t\u2014 0,54\u00b0\t-0,32\u00b0\t-0,51\u00b0\t\u2014 0,52\u00b0\t-0,61\u00b0\n8\t-0,18\u00b0\t\u2014 0,05\u00b0\t-0,13\u00b0\t\u2014 0,58\u00b0\t-0,51\u00b0\t\u2014 0,36\u00b0\t\u2014 0,19\u00b0\t\u2014 0,50\u00b0\t\u2014 0,60\u00b0\nl\u00df\t-0,1-1\u00b0\t\u2014 0,5(5\u00b0\t- 0,11\u00b0\t\u2014 0,58\u00b0\t-0,56\u00b0\t-0,31\u00b0\t-0,16\u00b0\t\u2014 0,12\u00b0\t\u2014 0,59\u00b0\n21\t\u2014 0,12\u00b0\t\u2014 0,57\u00b0\t_0,11\u00b0\t-0,57\u00b0\t\u2014 0,55 \u00b0\t\u2014 0,30\u00b0\t\u2014 0,17\u00b0\t-0,38\u00b0\t\u2014 0,58\u201c\n30\t-0.3(5\u00b0\t-0,56\u00b0\t-0,12\u00b0\t\u2014 0.50\u00b0\t\u2014 0,54\u00ab\t\u2014 0,22\u00b0\t-0,15\u00b0\t\u2014 0,31\u00b0\t\u2014 0,58\u00b0\n3\u00df\t\u2014 0,38\u00b0\t\u2014 0,56\u00b0\t\u2014 0,11\u00b0\t-0.60\u00b0\t\u2014 0,55\u00b0\t-0,16\u00b0\t-0,12\u00b0\t\u2014 0,32\u00b0\t\u2014 0,59\u00b0\nZu diesen Versuchen ist noch zu bemerken, da\u00df Serie I und II sechsmal mit gleichem Erfolge wiederholt worden sind. Serie III ist dreimal durchgef\u00fchrt worden. Einmal wurde Schilddr\u00fcsenpepton abgebaut. Bei jedem einzelnen Versuche wurde der Macerationssaft mit physiologischer Kochsalzl\u00f6sung ohne Pepton angesetzt. Er \u00e4nderte in keinem Falle sein Drehungsverm\u00f6gen.","page":224}],"identifier":"lit37359","issued":"1913","language":"de","pages":"220-224","startpages":"220","title":"Studien \u00fcber die Spezifizit\u00e4t der Zellfermente mittels der optischen Methode. I. Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"87"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:52:16.678465+00:00"}