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{"created":"2022-01-31T16:01:37.585374+00:00","id":"lit37362","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Embden, G. ","role":"author"},{"name":"S. Isaac","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 99: 297-321","fulltext":[{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Bildung von Milchs\u00e4ure und Acetessigs\u00e4ure in der\ndiabetischen Leber.1)\n^\tVon\n6. Embden und S. Isaac.\n(Aus dem Institut f\u00fcr vegetative Physiologie der Universit\u00e4t Frankfurt.) (Der Redaktion zugegangen am 16. M\u00e4rz 1917.)\nSo zahlreich die experimentellen und klinischen Untersuchungen \u00fcber das Wesen der diabetischen Stoffwechselst\u00f6rung sind, und so viele Einzelheiten durch \u00e4ltere und namentlich neuere Forschungen \u00fcber die Herkunft der Kohlenhydrate sowie der Acetonk\u00f6rper bei der Zuckerkrankheit gewonnen wurden, so wenig sind einige Grundprobleme gekl\u00e4rt, welche die Frage nach dem Wesen des Diabetes mellitus beherrschen.\t-\nSo kann die Frage, ob beim Diabetes es deswegen zur Zuckerausscheidung kommt, weil die F\u00e4higkeit des Organismus, Zucker zu verbrennen, gest\u00f6rt ist, oder deshalb, weil bei der Zuckerkrankheit abnorm gro\u00dfe Zuckermengen gebildet werden, immer noch nicht endg\u00fcltig beantwortet werden.\nFast ebenso ungekl\u00e4rt ist in seinen Einzelheiten der Zusammenhang, der zwischen der mangelhaften Kohlenhydratverwertung und der Acidosis beim Diabetes besteht.\nZum Teil ist die Unsicherheit, die auf diesem Gebiete herrscht, sicher durch die Unzul\u00e4nglichkeit der angewendeten Methoden \u00bbbedingt. Man mu\u00dfte sich z. B., wenn man Aufkl\u00e4rung \u00fcber das Schicksal eines in den diabetischen Organismus eingef\u00fchrten Kohlenhydrates gewinnen wollte, mit der Feststellung begn\u00fcgen, in welchem Ma\u00dfe es in den Stoffwechsel einbezogen wurde. Am eindeutigsten sind derartig\n\u2019) Die dieser Ver\u00f6ffentlichung zugrunde liegenden Untersuchungen wurden im Sommersemester 1914 abgeschlossen.","page":297},{"file":"p0298.txt","language":"de","ocr_de":"298\nG. Embden und S. Isaac,\nvorgenommene Versuche noch, wenn das eingef\u00fchrte Kohlenhydrat quantitativ wieder ausgeschieden wird.\nViel schwieriger zu deuten sind Versuche, in denen ein von au\u00dfen zugef\u00fchrter Zucker ganz oder teilweise im diabetischen Organismus verschwindet. In manchen F\u00e4llen kann man wohl durch Beobachtung des respiratorischen Stoffwechsels gewichtige Anhaltspunkte f\u00fcr seine Verbrennung gewinnen; in anderen versagt aber auch dieses Mittel und es bleibt unklar, ob z. B. ein zugef\u00fchrtes Kohlenhydrat in Glykogen umgewandelt oder ob es in Form irgendwelcher unbekannter intermedi\u00e4rer Auf- oder Abbauprodukte vom Organismus retiniert wurde.\nWenn die Beobachtung der respiratorischen Verh\u00e4ltnisse nicht zu eindeutigen Ergebnissen f\u00fchrt, so liegt das daran, da\u00df die im Ge samt stoffwechselversuch untersuchten Endprodukte der Verbrennung nicht mehr als Abbauprodukte speziell der Kohlenhydrate erkennbar sind.\nVon vornherein erscheint es daher .aussichtsreicher, f\u00fcr die Frage des Schicksals der Kohlenhydrate beim Diabetes charakteristische intermedi\u00e4re Abbauprodukte der Zucker heranzuziehen. Untersuchungen aus den letzten Jahren haben gezeigt, da\u00df der Hauptweg des Kohlenhydratabbaues \u00fcber Milchs\u00e4ure verl\u00e4uft; und wenn Milchs\u00e4ure im Tierk\u00f6rper auch aus einigen anderen Substanzen als Kohlenhydraten entstehen kann, wie z. B. aus Glycerin und Alanin, die \u00fcbrigens ihrerseits wieder in engem genetischem Zusammenhang mit den Kohlenhydraten stehen, so ist doch offenbar die Hauptmenge der im Organismus gebildeten Milchs\u00e4ure als ein Kohlenhydratderivat anzusehen.\nEine Beobachtung der Milchs\u00e4urebildung aus Kohlenhydrat ist am Gesamtorganismus nicht oder nur im beschr\u00e4nkten Umfange m\u00f6glich.\nMan mu\u00df vielmehr, um eindeutige Ergebnisse zu gewinnen, am isolierten Organ oder mit verschiedenartigen Zellsuspensionen arbeiten. Bei der Aufkl\u00e4rung des Schicksals der Kohlenhydrate im normalen Organismus hat namentlich die Leberdurchblutung bisher gute Dienste geleistet, und es lag daher nahe, gerade mittels dieser Methode auch \u00fcber das","page":298},{"file":"p0299.txt","language":"de","ocr_de":"Bildung von Milchs\u00e4ure und Acetessigs\u00e4ure in der diabet. Leber. 299\n\\ erhalten der Kohlenhydrate bei den verschiedenartigen Formen des experimentellen Diabetes Aufschlu\u00df zu suchen.\nDiese Aufgabe erschien um so verlockender, als auch \u00fcber die neben der Zuckerausscheidung auff\u00e4lligste und praktisch wichtigste Stoffwechselst\u00f6rung im Diabetes, n\u00e4mlich die Acidosis, gerade au der isolierten Leber in fr\u00fcheren Versuchen einige Aufkl\u00e4rungen gewonnen werden konnten. In diesen fr\u00fcheren Experimenten konnte n\u00e4mlich gezeigt werden, da\u00df die schon bei der Durchstr\u00f6mung der normalen Leber ohne irgendwelche Zus\u00e4tze vorhandene Acetessigs\u00e4urebildung bei der Verwendung von diabetischen Tieren entstammenden Organen eine ganz gewaltige Steigerung erf\u00e4hrt. Es erschien von vornherein nicht ausgeschlossen, da\u00df gerade die gegenseitigen Beziehungen von Zuckerverbrennung und Acidosis bei der ebenerw\u00e4hnten Versuchsanordnung in klarerer Weise hervortreten w\u00fcrden, als es naturgem\u00e4\u00df bei Versuchen am Gesamtorganismus der Fall ist.\nMethodisches.\nWir nahmen unsere Versuche ganz in der im hiesigen Institut \u00fcblichen Weise vor. Wir verwendeten zum Teil Lebern von pankreaslosen Hunden drei Tage nach der totalen Pankreasexstirpation, zum Teil solche phloridzinvergifteter Tiere am vierten Tage nach Einleitung einer maximalen Phloridzinvergiftung, wobei wir uns des von Coolen1) angegebenen Verfahrens (einmal t\u00e4glich Injektion von 1 g Phloridzin in 7 ccm Ol) bedienten. Die Tiere erhielten w\u00e4hrend der Vergiftungsperiode nur Wasser. Als Durchstr\u00f6mungsfl\u00fcssig, keit verwendeten wir frisches defibriniertes Rinderblut. Bis zum Versuch wurde das Blut, das stets am Versuchstag gewonnen war, im Eisschrank aufbewahrt; die Versuchsdauer betrug h\u00f6chstens zwei Stunden. Vor jedem Versuch wurde der Durchblutungsapparat sorgf\u00e4ltig mit Formalin sterilisiert. Dem Durchstr\u00f6mungsblut wurden wechselnde Mengen von Dextrose oder L\u00e4vulose kurz vor Beginn der Durchblutung\n\u2018) Vgl. Lusk in Asher-Spiros Ergebnissen, Bd. 13, 1912.","page":299},{"file":"p0300.txt","language":"de","ocr_de":"300\nG. Embden und S. Isaac,\nzugef\u00fcgt. In dem Blute vor der Durchstr\u00f6mung wurden Milchs\u00e4ure und Aceton bestimmt. Kurze Zeit nach Versuchsbeginn, in den meisten F\u00e4llen nach zwei bis f\u00fcnf Minuten, wurde eine Blutprobe von 80 ccm entnommen, nach Schenck unter sechsfacher Verd\u00fcnnung gef\u00e4llt, entquecksilbert und bis zur schwachsauren Reaktion mit Natronlauge versetzt, dann im Vakuum bei 45\u201450\u00b0 eingedampft und in dem auf 50 ccm aufgef\u00fcllten, neutralisierten Filtrate der Zucker nach Lehmann-Maquenne bestimmt. Eine zweite Zuckerbestimmung im Durchblutungsblut erfolgte nach Ablauf einer Stunde eine dritte am Schl\u00fcsse des Versuches. Eine Stunde nach Versuchsbeginn sowie am Ende des Versuches wurden noch Milchs\u00e4urebestimmungen nach v. F\u00fcrth und Charna\u00df in der im hiesigen Institut \u00fcblichen Weise ') ausgef\u00fchrt. Gesamtacetonbestimmungen8) nahmen wir au\u00dfer zu Beginn nur am Schl\u00fcsse des Versuches vor.\nVersuche.\nWir besprechen zun\u00e4chst eine Reihe von 4 Versuchen, die wir unter Zusatz von 10 bis 10,8 g Dextrose an den Lebern von vier pankreaslosen Hunden ausf\u00fchrten. Die Hunde hatten nach der Pankreasexstirpation keine Nahrung erhalten und hatten alle sehr starke Glykosurie und wenigstens am dritten Tage nach der Exstirpation, an dem, wie bereits erw\u00e4hnt, die Durchstr\u00f6mungsversuche vorgenommen wurden, eine deutliche Acet-essigs\u00e4ureausscheidung gezeigt. Die Leber bot in allen F\u00e4llen das charakteristische Aussehen des schwerverfetteten Organs.\nEhe wir zur Besprechung der bei dieser Versuchsanordnung gewonnenen Ergebnisse \u00fcbergehen, wollen wir daran erinnern, da\u00df bei der Durchstr\u00f6mung der Leber normaler Tiere nach 3\u20144t\u00e4gigem Hunger ohne Zusatz zum Durchblutungsblut die von vornherein vorhandene Milchs\u00e4ure nicht\n*) Embden in Abderhaldens Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden, Bd. 5, S. 1256.\n*) Wir sprechen von Gesamtacetonbestimmung deshalb, weil mittels der \u00fcblichen Bestimmung nach Messinger-Huppert das pr\u00e4-formierte Aceton und das aus Acetessigs\u00e4ure stammende nebeneinander bestimmt werden.","page":300},{"file":"p0301.txt","language":"de","ocr_de":"Bildung von Milchs\u00e4ure und Acetessigs\u00e4ure in der diabet. Leber. 301\nzunimmt, im Gegenteil fast regelm\u00e4\u00dfig eine starke Abnahme zeigt. (Embden und Kraus, S.-Oppenheimer.)1) Ganz anders ist das Verhalten, wenn man dem Durchstr\u00f6mungsblut Traubenzucker in den auch von uns verwendeten Mengen hinzuf\u00fcgt. Hier kommt es nach zwei Stunden regelm\u00e4\u00dfig zu einer betr\u00e4chtlichen Steigerung der Blutmilchs\u00e4ure, die in 5 Versuchen von Embden und Kraus zwischen 51 und 150\u00b0/o des Ausgangswertes schwankte.\nIn der umstehenden Tabelle 1 sind die Ergebnisse der 4 Versuche, die wir unter Zusatz von Traubenzucker an den Lebern pankreasloser Hunde Vornahmen, zus\u00e4mmengestellt. Die Kolonnen 1\u20143 geben Auskunft \u00fcber das Gewicht der Versuchshunde unmittelbar vor dem Versuch, \u00fcber das Lebergewicht, \u00fcber die Menge des verwendeten Rinderblutes und die Dauer der Durchstr\u00f6mungsversuche. Kolonne 4 gibt die Menge der hinzugef\u00fcgten Substanz an. In Kolonne 5 ist der Zuckergehalt des Blutes wenige Minuten nach Versuchsbeginn (B), eine Stunde nach Versuchsbeginn (C), sowie am Ende des Versuches (D), d. h. bei den vier Versuchen der Tabelle I, \u00fcberall nach zwei Stunden angegeben.\nIn Versuch 3 ist in dieser Reihe unter A auch der urspr\u00fcngliche Zuckergehalt des angewandten Rinderbluts verzeichnet.\nKolonne 6 enth\u00e4lt Angaben \u00fcber den Milchs\u00e4uregehalt des Blutes vor Versuchsbeginn (A), eine Stunde nach Versuchsbeginn (C) und am. Ende des Versuchs (D). Kolonne 9 gibt \u00fcber die Acetonbildung pro Liter Durchstr\u00f6mungsblut am Ende des Versuches Aufschlu\u00df. Diese letzteren Werte wurden in der im hiesigen Institut \u00fcblichen Weise ermittelt, d. h. es wurde von der am Ende des Versuches gefundenen Acetonmenge der jedesmal ermittelte Acetongehalt des verwendeten Rinderblutes abgezogen.\nWir besprechen zun\u00e4chst die in Kolonne 6 verzeichneten Milchs\u00e4urewerte. Die Ergebnisse der 4 Versuche stimmen\nx) G. Embden und F. Kraus, \u00dcber Milchs\u00e4urebildung in der k\u00fcnstlich durchstr\u00f6mten Leber. I. Biochem. Zeitschr., Bd. 45, S. 1, 1912. \u2014 S. Oppenheimer, Dasselbe, II. Mitteilung. Ebenda, S. 34.","page":301},{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"302\nG. Embden\nund S. Isaac,\nco er\n\u00bb i-O\np 3 (t ft\n3\t2.\n3 2\u00ae\n53 *i fa\n99 *1 (13\n3 w O: J?\nC C o\n3 \u00c4\nS. o\ns o\nX \u25ba\u2014\nN N\nO X\np <r\n3 \u00ae<k tf\n5T O:\nO O\n3 n S3 >\n\u00d6 O 03\no n os >\nop p\nX X\n<1 X O'\nM 05 X\ntC X\ntOX \u25ba-\n\no O'\na Off\n\u00e75\"2\u00e7\u00ab\nTabelle 1.","page":302},{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"Bildung von Milchs\u00e4ure und Acetessigs\u00e4ure in der diab\u00e9t. Leber. 303\ndarin \u00fcberein, da\u00df w\u00e4hrend der Durchs4r\u00f6mung ganz im Gegensatz zum Verhalten der normalen Hungerleber die dem Durchstr\u00f6mungsblut zugesetzte Dextrose nicht zu einer Vermehrung des Milchs\u00e4uregehaltes f\u00fchrte, im Gegenteil, ganz wie Embden und Kraus f\u00fcr die Durchblutung der normalen Hungerleber ohne Zusatz feststellten, fand in allen F\u00e4llen eine betr\u00e4chtliche Abnahme des Milchs\u00e4uregehaltes statt. Der Milchs\u00e4uregehalt am Ende des Versuches ist, auf 1 Liter Durchstr\u00f6mungsfl\u00fcssigkeit berechnet, um die in der oberen Reihe von Kolonne 7 verzeichneten Betr\u00e4ge vermindert. In der unteren Reihe dieser Kolonne ist angegeben, wie gro\u00df die Milchs\u00e4ureabnahme in Prozent des auf zwei Dezimalstellen abgerundeten Ausgangs wertes war.\nW\u00e4hrend der Milchs\u00e4uregehalt des Blutes also im Verlaufe des Durchstr\u00f6mungsversuches eine starke Verminderung erfuhr, zeigt der Zuckergehalt in allen F\u00e4llen eine merkliche Steigerung, die im Verh\u00e4ltnis zu dem durch den Dextrosezusatz bedingten hohen Blutzuckergehalt zu Beginn des Versuches nicht sehr erheblich ist, aber durchaus au\u00dferhalb der Fehlergrenzen der Bestimmung liegt. Bereits Lattes1) hat in einer fr\u00fcher aus dem hiesigen Institut ver\u00f6ffentlichten Arbeit gezeigt, da\u00df auch bei der Durchstr\u00f6mung der glykogenfreien Leber pankreasloser Hunde mit Rinderblut es zu einer Zuckerbildung von \u00e4hnlicher Gr\u00f6\u00dfenordnung kommt, wie sie Embden2) in der Leber von Hungerhunden, die durch Strychni-nisierung glykogenfrei gemacht waren, beobachtet, hatte.\nVergleicht man die in Kolonne 7 und 8 verzeichneten V\\ erte f\u00fcr die Milchs\u00e4ureabnahme und Zuckerzunahme pro Liter Durchstr\u00f6mungsblut, so sieht man, da\u00df in Versuch 1, wo etwa 0,40 g Milchs\u00e4ure aus dem Durchstr\u00f6mungsblut verschwanden, 0,37 g Zucker gebildet wurden. In Versuch 2 verschwanden 0,25 g Milchs\u00e4ure, w\u00e4hrend 0,26 g Zucker gebildet wurden. Auch in Versuch 4 ist die Menge der ver-\n*) L. Lattes, \u00dcber die Zuckerbildung in der k\u00fcnstlich durchbluteten Leber diabetischer Tiere. Bioch. Zeitschr., Bd. 20,,S. 215, 1909.\n*) G. Embden, \u00dcber Zuckerbildung bei Durchblutung der glykogenfreien Leber. Hofmeisters Beitr., Bd. (\u00bb, S. 44, 1905.","page":303},{"file":"p0304.txt","language":"de","ocr_de":"304\nG. Embden und S. Isaac,\nschwundenen Milchs\u00e4ure von 0,19 g von \u00e4hnlicher Gr\u00f6\u00dfenordnung wie die des gebildeten Traubenzuckers (0,15 g), w\u00e4hrend in Versuch 3 erheblich mehr Traubenzucker gebildet wurde (0,53 g), als Milchs\u00e4ure verschwand (0,20 g). Wir halten es auf Grund der voranstehenden Arbeit von Baldes und Silberstein f\u00fcr sicher, da\u00df die ziemlich nahe \u00dcbereineinstimmung der Milchs\u00e4ureabnahme und Zuckerbildung in den drei Versuchen bei von Versuch zu Versuch verschiedener absoluter Gr\u00f6\u00dfe kein Zufall ist, sondern da\u00df die verschwundene Milchs\u00e4ure entsprechend den Versuchsergebnissen der eben genannten Autoren zu Zucker aufgebaut wurde, und wir erblicken in den eben besprochenen Versuchen einen weiteren Beleg f\u00fcr die Zuckerregeneration aus Milchs\u00e4ure in der Leber.\nAuch in den eben erw\u00e4hnten fr\u00fcheren Versuchen Emb-dens, in denen eine recht betr\u00e4chtliche Zuckerbildung bei der Durchstr\u00f6mung der glykogenfreien Leber mit normalem Blut erfolgte, d\u00fcrfte die wesentlichste Quelle des neugebildeten Zuckers nichts anderes als Milchs\u00e4ure gewesen sein.\nDie Tatsache, da\u00df in Versuch 3 weit mehr Dextrose gebildet wurde, als Milchs\u00e4ure verschwand, beweist jedenfalls, da\u00df hier au\u00dfer der Milchs\u00e4ure noch andere Quellen f\u00fcr die Zuckerbildung vorhanden waren.\nGanz kurz k\u00f6nnen wir das Verhalten der Acetonbildung (richtiger Acetessigs\u00e4urebildung) in dieser Versuchsreihe besprechen. Aus Kolonne 9 geht hervor, da\u00df \u00fcberall eine \u00e4u\u00dferst betr\u00e4chtliche Vermehrung der Acetessigs\u00e4urebildung gegen\u00fcber der Norm vorhanden war. W\u00e4hrend in der normalen Leber unter den Versuchsbedingungen dieser Arbeit etwa h\u00f6chstens 27 bis 30 mg Aceton pro Liter gebildet werden, schwankt in den 4 Versuchen der Tabelle I die Acetonbildung zwischen 138 mg (Versuch 3) und 325 mg (Versuch 2).\nDas Ergebnis der 4 Dextroseversuche an der Leber pankreasdiabetischer Hunde l\u00e4\u00dft sich also dahin zusammenfassen, da\u00df im Gegensatz zum Verhalten der normalen Hungerleber die zugesetzte Dextrose den Milchs\u00e4uregehait des Blutes nicht zu steigern vermochte, sondern da\u00df gerade wie im Leerversuch eine starke Verminderung der Milchs\u00e4ure w\u00e4hrend der Durch-","page":304},{"file":"p0305.txt","language":"de","ocr_de":"Bildung von Milchs\u00e4ure und Acetessigs\u00e4ure in der diabet. Leber. 305\nblutung eintrat. Allem Anschein nach wurde die verschwundene Milchs\u00e4ure im wesentlichen zu Zucker umgewandelt. Die Werte f\u00fcr die Acetonbildung sind von abnormer H\u00f6he, d. h. ebenso wie in den fr\u00fcheren Versuchen von Embden und Lattes1) lie\u00df sich die acidotische St\u00f6rung des diabetischen Organismus auch noch an der isolierten Leber nachweisen.\nEhe wir an den Versuch, diese Ergebnisse zu deuten, herantreten, wollen wir die unter Zusatz von L\u00e4vulose vorgenommenen Durchstr\u00f6mungsversuche besprechen.\nIn Tabelle 2 sind drei derartige Versuche zusammengestellt. Im Versuche 5 erfolgte, allerdings erst nach zweist\u00fcndiger Durchblutung, eine ganz geringe Zunahme der Milchs\u00e4ure; der Gesamtzuckergehalt (L\u00e4vulose -f Dextrose) hielt sich nach vor\u00fcbergehender Zunahme auf dem gleichen Niveau.2) Offenbar hatte, wie aus den in der letzten Reihe der Kolonne 5 aufgef\u00fchrten Zahlen hervorgeht, in der ersten Stunde eine sehr merkliche Zuckerbildung (von 0,24 g pro Liter i stattgefunden; in der zweiten Stunde erfolgt ein Wiederzur\u00fcck-gehen des Zuckergehalts bis zum Ausgangswert.\nEs zeigte also in diesem Versuche die L\u00e4vulose ein fast gleiches Verhalten wie in den vorher erw\u00e4hnten 4 Versuchen die Dextrose, d. h. es fand kein oder doch ein nur sehr geringgradiger Abbau derselben zu Milchs\u00e4ure statt.\nEntsprechend den Ergebnissen der in Tabelle 1 aufgef\u00fchrten Versuche ist auch in diesem Versuche die Acetessig-s\u00e4urebildung sehr hoch (149 mg pro Liter). Im folgenden Versuche 6, in dem nur eine Stunde durchblutet wurde, fand schon innerhalb dieser eine betr\u00e4chtliche Zunahme der Milchs\u00e4ure statt. Der Zucker hatte trotzdem zugenommen, soda\u00df auch in diesem Falle eine Zuckerbildung aus anderen Quellen als Milchs\u00e4ure anzunehmen ist. In diesem Ver\u00e9uche, in wel-\n*) G. Embden und L. Lattes. \u00dcber die Acetessigs\u00e4ureb\u00fcdung in der Leber des diabetischen Hundes. Hofmeisters Beitr\u00e4ge Bd II S. 827, 1908.\t\u2022\n*) Die getrennte Bestimmung von Dextrose und L\u00e4vulose erfolgte in der fr\u00fcher von Isaac geschilderten Weise. Diese Zeitschrift. Bd 89 1914. S. 78.","page":305},{"file":"p0306.txt","language":"de","ocr_de":"306\nG. Embden und S. Isaac,\nco er\nNftlsg-\n*5* S\nTrZ P ** P era \u00ab\"\u00ef\u00ef\no'r c S; s e-s p\nfC '\n-\nto\nO\n\u201c te c/> te\nI 8\n&\nr\ntr.\n<\ti\u2014\u00bb.\nC P\nO O\n(A\nc\nA \u2014 B 0,53 C 1,96 D 2,03\tA \u2014 B 0,73 C 2,98\n3,35 1,58 0.81 \u2022 I\t3,42 1,34\n3,88 3,54 2,84\t4,15 4,32\ng n ce > CO O\to O'O' \u00a3\u25a0 | co ^0 *k| O 1 to O M 0\u00ab\tt-k p *c \u2022kj\tn\ta\t> op\tp I\tlo 05 05\t1\t05 M t-k\ttfk. o \u00c8 Kk\n+ +\t+ +\n\u25a0^1\t\n00 p\t<1 o\n_C to\tc \"t*\nc~ O'\t\u00a9~ o\n1\t+\nN\u00e0\to\nc\t\n\t<1\nC\u00ab LC-\t\u00a3\nI\tP3\tw cr\nI\tx\th2.\t^\ni\tJS.\tp - \u2022\tP\n^ Jr us a\n\u25a0-\u00bb \u00ae5 o pr\n*o v,*# y m p\t3 a\tre\tC5\n\u2014\tp n\tp\t\u2022\nxl\u00ef\u00ef\nbfcS;\nZ. \u00c7- 3 P\nJ\u00cfT re o- \u2022\nJQ T \u00bb\nte\n\u0153 to c P\n3 O CL\na\nr\np:\n< l-k C O\nc o\nCA\n<T>\nce cr\nMlj?\n- S'. \u00bb 2. sv to 5\u2018\t3* 2\nJS P P\nC\u2019\nw Sg-Sg.\nP\n?*>\u2022\u00bb 3 g* g.? \u00bb1 -\nto\noc\nr\t<\t\nMB\t<\u00ae\tcl 5.\tO\n\tre re\tre\nre\t3-\t1\n*1\t\t\nto\n!S to\nc\n3\nCL\nP\n3\nto\nr\np:\n<\tI-*\nC O\n5* o\nCA\nP\no\tn\tm\t>\nes\tto\to\nO\t\u00a9\t05\tI\nM\tC\u00a3\tCC\t'\nP\tJ-\u00bb\tto\nO\u2019\t\"es\t00\nM\t05\ttO\nCO\tCO\tCO\n~Cn\t<i\to\u00bb\nto\tO'\tt-*\no n a \u25ba op p\n1 8\nto to\n05 O'\nco to\no\n~to\nO'\n\u2022Vj\n+ + 5 \u00a9\n\u00a9 G\n+\no\n\u00a9\nto\n3S\nc\n3\nCL\nre\nCA\nQ\nre\nS\nMi\nre\n3*\nCL\nre\nCA\n>1 CA\ns re 3*\nCA\nC\n3\n3\nre\nS-k. \u2014\nP W g 6 re re ^ 3* CA \u2022\n_ CA ^\n5?^ \u00a3\n' O: \u00d6 \u00bb \u201c C \u00bb 3 era re re\n>1\n3 \u00ab \u2014 w a\ns\u00a7l\n3 re era\nM- \u2022\nera\nc/3 Sa Cues 3* P ^ 3\n\u201c\tN*\tN\t3\t-\nP\t\u00a3*\te\tera\t*\t3\n3\t\u00ae<W\t?\t^\t3\nN\tre\tC:\nG\ns\no O\n3* re\nsr a\nO re\nCA X\nre \u2022\n\u2014 r\nO p:\nX <\nre e \u2022\n\u00ebw\nre P O x*3 re re \u00a3. \u2022\ni \u2022\n\u201c CA\nalSSf\nC3: Cfl 2 ^\n\u00bb \u00ab w* ss.*g sf 2 ^3 g;\u00abs\ng g SS\n2 5 \u2019\u25a0* 9Q CA\nCA\nc*\nO:\no: *3\t=\n5' I c \u00ae g. 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Leber. 307\nchem im Gegensatz zu allen bisher besprochenen eine sehr deutliche Milchs\u00e4urebildung stattgefunden hatte, war die Acetonbildung sehr niedrig (64 mg pro Liter) im Verh\u00e4ltnis zu den sonst bei der Durchblutung pankreasdiabetischer Lebern erhaltenen Werten.\nEin \u00e4hnliches Ergebnis lieferte Versuch 7, nur da\u00df hier die Zuckerabnahme ganz wesentlich st\u00e4rker war, als es der Milchs\u00e4urebildung entsprach. Auch in diesem Versuche betrug bei einer Milchs\u00e4urebildung von 0,25 g die gebildete Acetonmenge nur 53 mg.1)\nAus den bisher mitgeteilten Versuchen geht also hervor, da\u00df in den Lebern pankreasdiabetischer Tiere dem Durchblutungsblute zugesetzte Dextrose in vier F\u00e4llen nicht zu Milchs\u00e4ure abgebaut wurde; unter dem Einfl\u00fcsse zugef\u00fcgter L\u00e4vulose fand einmal in einem Versuche von zweist\u00fcndiger Dauer eine ganz geringe, in zwei anderen Versuchen von 1-bis Inst\u00e4ndiger Dauer eine sehr deutliche Milchs\u00e4urebildung statt, die allerdings wesentlich geringer war als die fr\u00fcher unter L\u00e4vulosezusatz bei der Durchblutung der normalen Hungerleber beobachtete Vermehrung der Milchs\u00e4ure im Durchstr\u00f6mungsblute.2)\nIn den Versuchen, in denen keine Milchs\u00e4ure aus Zucker gebildet wurde, war die Acetessigs\u00e4urebildung von der sonst bei diabetischen Lebern beobachteten St\u00e4rke; in den beiden Versuchen aber, in denen das zugef\u00fcgte Kohlenhydrat unter Milchs\u00e4urebildung abgebaut wurde, war sie weitaus geringer.\nBei der Durchblutung der Leber pankreasdiabetischer Hunde unter Zusatz von Kohlenhydraten stehen Milchs\u00e4ure-und Acetessigs\u00e4urebildung und damit Zuckerabbau und Acet-\n\u2018) Ob die starke Abnahme der L\u00e4vulose ohne entsprechende Milchs\u00e4urezunahme in diesem Versuche etwa auf Glykogenbildung aus L\u00e4vu-lose beruhte, verm\u00f6gen wir nicht zu entscheiden. F\u00fcr gew\u00f6hnlich bleibt bei unserer Art der Versuchsanordnung Glykogenbildung in der Leber jedenfalls v\u00f6llig aus.\n*) Die entsprechenden, von S. Oppenheimer (Bioch. Zeitschr., Bd. 45, 1912, S. 37, Tabelle III) bei Durchstr\u00f6mung mit d-L\u00e4vulose ermittelten Milchs\u00e4urebildungswerte pro Liter Durchblutungsblut schwankten zwischen 0,55 und 1,25 g gegen 0,06 g bis 0,25 g in unseren Versuchen.","page":307},{"file":"p0308.txt","language":"de","ocr_de":"308\nG. Embden und S. Isaac,\nessigs\u00e4urebildung demnach in einem Abh\u00e4ngigkeitsverh\u00e4ltnisse, insofern bei fehlender Milchs\u00e4urebildung die Acetessigs\u00e4ure-bildung hoch ist, bei vorhandenem Abbau der Kohlenhydrate zu Milchs\u00e4ure aber so niedrige Werte aufweist, wie sie sonst bei der Durchstr\u00f6mung pankreasdiabetischer Lebern nicht beobachtet werden.\nDie Tatsache, da\u00df zugesetzte L\u00e4vulose in der isolierten Leber pankreasloser Hunde, im Gegensatz zu Dextrose, angegriffen werden kann, steht in bestem Einklang mit der fr\u00fcher von Minkowski1) gemachten Feststellung, da\u00df L\u00e4vulose leichter als Dextrose vom Gesamtorganismus pankreas-loser Hunde assimiliert wird.\nAuch in der normalen Hungerleber wird \u00fcbrigens L\u00e4vulose2) weit leichter zu Milchs\u00e4ure abgebaut, als Dextrose.\nWir gehen nunmehr zur Besprechung der an den Lebern phloridzindiabetischer Hunde gewonnenen Ergebnisse \u00fcber.\nIn Tabelle 3 sind 6 unter Zusatz von Dextrose vorgenommene Versuche zusammengestellt. In vier von diesen Versuchen (8, 9, 12, 13) erfolgte ebensowenig wie bei der Durchstr\u00f6mung der Lebern pankreasloser Hunde eine Bildung von Milchs\u00e4ure; im Gegenteil, in diesen Versuchen trat eine Abnahme der Milchs\u00e4ure auf, die in Versuch 8, 9 und 12 sehr betr\u00e4chtlich ist, aber auch in Versuch 13 au\u00dferhalb der Fehlergrenze der Bestimmung liegt. In Versuch 10 ist dagegen wie in Normal versuchen eine merkliche, in Versuch 11 eine sehr starke Zunahme der Milchs\u00e4ure eingetreten. Vergleicht man die Kolonnen 7 und 8, so sieht , man, da\u00df auch hier ein deutliches Alternieren der Milchs\u00e4ure- und Zuckerbildung zu beobachten ist. In den Versuchen 8, 9, 12 und 13, in denen w\u00e4hrend des Versuches Milchs\u00e4ure verschwunden ist, wurde Zucker1 gebildet; in dem Versuch 11, in dem eine au\u00dferordentlich gro\u00dfe Milchs\u00e4urebildung auftrat (0,64 g pro Liter), ver-\n\u2018) 0. Minkowski, Untersuchungen \u00fcber den Diabetes mellitus nach Exstirpation des Pankreas. Archiv f\u00fcr exp. Path. u. Pharm., Bd. 31, S. 85, 1893.\n\u2022) S. Oppenheimer, \u00dcber Milchs\u00e4urebildung in der k\u00fcnstlich durchstr\u00f6mten Leber. II. Mitteilung. Bioch. Zeitschr., Bd. 45, 1912, S. 38.","page":308},{"file":"p0309.txt","language":"de","ocr_de":"Bildung von Milchs\u00e4ure und Acetessigs\u00e4ure in der diabet. Leber. 309\nschwand eine noch gr\u00f6\u00dfere Menge Zuckers1) (1,28 g pro Liter). In Versuch 10, wo 0,11 g Milchs\u00e4ure gebildet wurden, war' allerdings der Zuckergehalt am Schl\u00fcsse des Versuches ebenso gro\u00df, wie zu Beginn. Eine Stunde nach Versuchsbeginn aber war eine deutliche Steigerung des Zuckergehalts (0,26 g pro Liter Durchstr\u00f6mungsfl\u00fcssigkeit) vorhanden. Es liegt nahe, die am Schl\u00fcsse des Versuches vorhandene Milchs\u00e4urebildung von 0,11 g pro Liter Durchstr\u00f6mungsblut auf diese vor\u00fcbergehend auftretende Vermehrung des Zuckergehalts zur\u00fcckzuf\u00fchren, umsomehr, als in der Tat die Milchs\u00e4urebildung erst in der zweiten Stunde einsetzte, in welcher der Zuckergehalt wieder auf seinen Ausgangswert zur\u00fcckging.\nIn den Versuchen, in denen Milchs\u00e4ure verschwand, \u00fcberwog mit Ausnahme von Versuch 12 die gebildete Zuckermenge die verschwundene Milchs\u00e4uremenge sehr erheblich. Es scheint danach, als ob die Leber der phloridzinvergifteten Tiere mehr als die der pankreaslosen Hunde au\u00dfer aus Milchs\u00e4ure noch aus anderen Substanzen Zucker bildet, vielleicht einfach deswegen, weil ihr solche Substanzen in gr\u00f6\u00dferer Menge als der Leber pankreasloser Hunde zur Verf\u00fcgung stehen.2)\nAuch in diesen Versuchen an der Phloridzinleber besteht entschieden ein Zusammenhang zwischen der Milchs\u00e4urebildung und der Acetonbildung, in dem oben bei den Versuchen an den Lebern pankreasloser Hunde besprochenen Sinne. In Versuch 8 und 9 wurde keine Milchs\u00e4ure aus Dextrose gebildet, und dementsprechend finden sich hier hohe Werte f\u00fcr die Acetonbildung (224 und 134 mg). In den Versuchen 10 und 11 ist Milchs\u00e4urebildung vorhanden, und die Acetonbildung h\u00e4lt sich innerhalb relativ niedriger Werte (59 und 67 mg). In den beiden letzten Versuchen (12 und 13) sind allerdings die Acetonwerte trotz Ausbleibens der Milchs\u00e4urebildung niedrig (72 und 53 mg). Freilich geht schon aus den Versuchen von Embden und Lattes (a. a. O. S. 328, Tabelle 1)\n\u2018) Siehe Seite 307, Fu\u00dfnote 1.\n*) Auch die eben besprochene vor\u00fcbergehende Zuckerbildung in Versuch 10 erfolgte ja nicht auf Kosten von Milchs\u00e4ure (s. Kolonne 5 u. 6).\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. ph ysiol. Chemie. IC.\t22","page":309},{"file":"p0310.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle\n310\nCO\nG. Embden und S. Isaac,\na\tAceton-bildung pro Liter Durchstr\u00f6mungsblut in mg\t\u00a3 N\t3\t59\nX\tAbnahme des Zuoksra nach der Durchblutung pro Liter Durchstr\u00f6-mungsfltlssig-keit g\tCM CM cT +\tg o +\t\u00b1 o\nr\u00bb\tZu- oder der Hllehslura nach der Durchblutung pro Liter Durcnstr\u00f6-mungsfl\u00fcssigkeit u. in Prozent des Ausgangswertes g\t\u2014\t0,13 \u2014\t50\u00b0/o\tCQ \u00a9 e \u00b0's 1 1\ty* \u00a9 yi o' O *o ++\nX\tMilchs\u00e4uregehalt pro Liter Durchstr\u00f6mungsblut g\tA 0*272 {o\u00bb264 B \u2014 C 0,125 d S0-130\ty*\tU5 CO\ty-i CM\tyi o\to' eo os\t\u00ab (N CM 1\t\u00a9 TH y-t cTcT\tcT cTcT < CP\u00dc\tQ\ty\\ O\ty* CM\tCO o'\to' X **\tX\tX CM y* CO I o\ty* (M y* 1 CM CO CO o' o' o O O < DQ U a\n\u00bb0\tZuckergehalt pro Liter Durchstr\u00f6mungsblut g\tA \u2014 B 3,56 C 3,87 D 3,78\tA \u2014 B 3,96 C 4,21 D 4,26\t1\t\u00ab ^\tCM^ < 05 u\ta\n\tDer Durchstr\u00f6- mungs- fl\u00fcssigkeit zugesetzte Substanz g\t11,0 Dextrose\t10 Dextrose\t11,0 Dextrose\nCO\tMenge der Durchstr\u00f6mungsfl\u00fcssigkeit in ccm Versuchsdauer\t2400 2 Stunden\t2400 2 Stunden\t2300 2 Stunden\n(N\tGewicht der Leber g\t320\t*\t315\ny*\tVersuchs- nummer Gewicht des Hundes\t8. Phloridzin- hund 10 kg\t9. Phloridzin- hund 8,5 kg\t10. Phloridzin- hund 8,5 kg","page":310},{"file":"p0311.txt","language":"de","ocr_de":"Fortsetzung.\nBildung von Milchs\u00e4ure und Acetessigs\u00e4ure in der diabet. Leber. 311\nX\nX\n\nlO\nec\n03\nbfi\nbe\n. \u00a9 , & |2\u201cg e\nS 2q|\u2019\u00b0-s \u00fc, zs\nw\n\u00c4 \u25a0\u25a0\u00a3 ,\n2\ne\n43\n\u25a0\u00f6\u00f6 5 gs'.i s\u2019SfQ *\u00bb\u2022\u201c\n\u25a0s 3 I. 5\n\u2022C\u2014. 5 3\nbfi\nS\u00c4.-5fi\n\u00df kJ\n\u00ab\u2022IS g\nL U \u00fb ^ S *0 m P O.S.SP - \u00ab\no.jg.s-5 \u00ae Q ^ o \" \u00ab\n* M\n3 .2\u00ab S \u00f62o Mbfi\nNB:l\u00eea\u00a3|\n*1S.S l-s \u00a7\nB \u00bb3 6 3^\na\njQ\nin\n05\th\n*-\t05\t,\n:cti '73\t*\u00a33 td\u00f6\n\u201d 2 J 2 g -c \u2022\u00a7 s 3 \u00fc wgQ\t6\na\tS,\t:P\nS\t\u00c4\ti\nUl\nfac\nSS \u00a9\n\u00c6i i M\n43 C 4-> t\u00df\n|AS62\u00df\n1S2o:8 \"\"\n3 CU \u25a0*-\nN \u201c\n:g , *\u00fc n\n^ \u00dc \u00e0 2 N s\n\u00eb \u201c \u00ff\u2019wia\u00eej\n\u00f4fI\u00ab s|\n5 e\u00bb \u201cI\nQ \u00ab NW\n9* I ^ \u00ae *\u2022-TJ I y\u00ab\n43 flj\u00ab\nJSn\nm \u00fc 3 M\u00ab \u00ab \u00a9\n\u00a3.2 2.SPo s s \u00cf3 S \u201c w os \u00a9 Q :0 .2 C J *0 -\t*3- >\n-S\n43 .2\nh\n\u201e \u00a9 >\t\u00a9 >Q\n& T3 9 \u00a9\tJ\nO\nt\u00a9\n\u25a0\nm\nJS\n\u00a9\n3\nS\n\u00a9\n>\nVi\n\u00a9\n6\nM\n\u00ab\nT3 M \u00a9\nS 'S \u2022g \u00a7\nI *\no\nr>>\nx\nX\nN\nX\n(M\nX\n05 XQ\nI 28 S8S\nI XXX o\u201c cfo nu Q\n.\tX\t\u25a0*\t\u00bbO\nec\tX\to.\noa~\t*-T\t\u00ab-T\n<\tB3\tU\tO\n\u00ab\nu\no 2\nX- X\n\u00a9\nQ\no\nI>\n(N\nul\ns * \u201c\nS at\nO JE3 O\n43\t*\"\neu\nOJ\nr*\nx\n(M\ncf\n+\nCI\nX\n\u00bbo\n03\nEr** 00\n%* I S\no\u00a9 o 00 < nu q\nI O M\t^\n***~ \u2022*\n< CQ U\to\noi\nr>\u00bb\nx\n(M\n\u00a9\u201c\n+\n3>\nO X\n\u2022c\nr\u00bb\n<M\nI 5 \u00a78x\nI (M (N (M\no' o a nu q\n-4 05 X X\t\u00abH\nX\n< en u\n\u2022*\nc\n\u00a9\nn\n% 2\nS'\u2019S \u00ab Q\nS\n(M\n\u2022 3\nIN -r\nx be\nS C g ** ^ o % x\nS \u2022\nCU\n\u00a9\n_ ui\n\u00a7-S\nM\n\u00a9\nQ\nfi\n\u00a9\ni\n\u2014>\nen\n03\ng\nbe\n.2\n. 43 T3 _ x !2 fi\nH C 3 i\u00df\n5 * \u00bb\nJQ\nCU\n22*","page":311},{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"312\nG. Emhden und S. Isaac,\nund ebenso aus der voranstehenden Arbeit von Baldes und Silberstein (Tabelle 6, Vers. 1 u. 3) hervor, da\u00df auch in Leerversuchen an der Leber von Phloridzintieren die Steigerung der Acetessigs\u00e4urebildung manchmal nicht sehr ausgesprochen ist.\nAuch an den Lebern phloridzindiabetischer Tiere wurde eine Reihe von Versuchen unter L\u00e4vulosezusatz ausgef\u00fchrt. Sechs derartiger Versuche sind in Tabelle IV (Nr. 14\u201419) zusammengestellt. In Versuch 14 ist trotz anderthalbst\u00fcndiger Durchblutung eine betr\u00e4chtliche Abnahme der Milchs\u00e4ure eingetreten (\u20140,19 g) und daneben eine sehr viel erheblichere Zuckerbildung (-{- 0,97 g). Die L\u00e4vulose ist am Schl\u00fcsse des Versuches zum gr\u00f6\u00dferen Teile in Dextrose umgewandelt, wie aus Kolonne 5 hervorgeht. In diesem Versuch wurde leider eine Acetonbestimmung nicht ausgef\u00fchrt. Im folgenden Versuche 15 wurde bei einst\u00fcndiger Durchblutung keine merkliche \u00c4nderung des Milchs\u00e4urebestandes beobachtet, es hat eine geringe Zuckerbildung stattgefunden, und entsprechend dem Ausbleiben eines merklichen Abbaues von L\u00e4vulose zu Milchs\u00e4ure findet sich ein hoher Acetonwert (163 mg). In den s\u00e4mtlichen folgenden \u2014 ebenfalls einst\u00fcndigen \u2014 Versuchen (16\u201419) findet sich eine starke Milchs\u00e4urebildung aus L\u00e4vulose; \u00fcberall ist dementsprechend der Zuckergehalt am Ende des Versuches vermindert, wobei in den Versuchen 16, 17 und 18 ein gewisser Parallelismus zwischen Milcbs\u00e4urebildung und Verschwinden des Zuckers unverkennbar ist. In Versuch 19 dagegen ist bei einer Milchs\u00e4urebildung von 0,39 g pro Liter nur eine ganz geringe Zuckermenge verschwunden. Hier waren also offenbar noch erhebliche Mengen zuckerbildender Substanz \u2014und damit milchs\u00e4urebildender Substanz \u2014 disponibel. Ganz entsprechend dem starken Kohlenhydratabbau h\u00e4lt sich in den eben besprochenen Versuchen die Acetonbildung innerhalb relativ niedriger Werte, in Versuch 16 immerhin 70 mg, in den folgenden 3 Versuchen ist sie nur wenig h\u00f6her als in Leerversuchen an der normalen Leber (38\u201445 mg). Ein Versuch an der normalen Leber nach viert\u00e4gigem Hunger (Versuch 20) zeigte bei einer Milch-\ntf","page":312},{"file":"p0313.txt","language":"de","ocr_de":"Bildung von Milchs\u00e4ure und Acetessigs\u00e4ure in der diabet. Leber. 313\ns\u00e4urebildung von 0,49 g pro Liter, die der h\u00f6chsten bei Phloridzinlebern aufgetretenen Milchs\u00e4urebildung entspricht, ein Verschwinden von 0,53 g Zucker. Der Umfang der Acetonbildung h\u00e4lt sich innerhalb der f\u00fcr den Leerversuch an der normalen Leber bekannten Werte.\nAus den im Vorstehenden mitgeteilten Versuchen geht mit aller Deutlichkeit hervor, da\u00df der Abbau zugesetzter L\u00e4-vulose und mehr noch jener der Dextrose in der k\u00fcnstlich durchstr\u00f6mten diabetischen Leber im Gegensatz zur Leber normaler Tiere mehr oder weniger vollst\u00e4ndig ausbleiben kann.\nGanz einheitlich ist das Ergebnis der Dextroseversuche an Lebern pankreasloser Hunde, wo es in keinem Falle unter den Versuchsbedingungen, die in der normalen Leber zu starker Milchs\u00e4urebildung f\u00fchren, zu einer Milchs\u00e4urebildung kam. Dementsprechend trat hier auch nirgends eine Abnahme, \u00fcberall vielmehr eine deutliche Zunahme des Blutzuckergehaltes ein, die in den meisten Versuchen der verschwundenen Milchs\u00e4uremenge ann\u00e4hernd entsprach. Hiermit ist es wohl zum ersten Male in einwandfreier-Weise gelungen, neben der acidotischen Stoffwechselst\u00f6rung auch eine St\u00f6rung des Kohlenhydratabbaus in der isolierten Leber diabetischer Tiere nachzuweisen. Die mangelnde F\u00e4higkeit der diabetischen Leber, aus Hexosen Glykogen zu bilden, konnte bereits vor kurzem in Versuchen\nvon Barrenscheen1) auch am isolierten Organ festgestellt werden.\nEs w\u00e4re gewi\u00df verlockend, aus diesen Befunden den Schlu\u00df zu ziehen, da\u00df die Leberzelle pankreasloser Hunde drei Tage nach der Operation vollkommen die F\u00e4higkeit zur Traubenzuckerspaltung verloren hat.\nAber so einfach liegen die Dinge doch wohl nicht. Ganz abgesehen davon, da\u00df in einem Teil der L\u00e4vuloseversuche zugesetzte L\u00e4vulose in Milchs\u00e4ure umgewandelt wurde, weist eine vergleichende Betrachtung der in den verschiedenen Ver-suchen dieser Arbeit beobachteten Acetessigs\u00e4urebildung darauf\n) H. K. Barrenscheen, \u00dcber Glykogen- und Zuckerbildung in der isolierten Warmbl\u00fcterleber. Bioch. Zeitschr., Bd. 58, 1914, S. 303 ff.","page":313},{"file":"p0314.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle\n314\nG. Embden und S. Isaac,\nM 5 Ol\n+* I\n<; oo\n\u2022\n3 \u00ab\n> \u00ab\n\u00a3 5 o.\u2019S\nxd o\nw m zr\n3 3 \u00fc\ni. O\nX OT\n4> O\n< CO j \u00fc\n< QQ\n< aa\nW 3\nO\u00c4t'\nV U","page":314},{"file":"p0315.txt","language":"de","ocr_de":"Fortsetzung.\nBildung von Milchs\u00e4ure und Acetessigs\u00e4ure in der diabet. Leber. 315\nAcetonbildung pro Liter Durchstr\u00f6mungsfl\u00fcssigkeit in mg\t$\t38\t45\t23 (\n\u25a0 Abnahme des Zuokers , pro Liter Durch-str\u00f6mungs-fl\u00fcssigkeit g\t\u2014 0,30\tjo \u00a9 \u00a9~ 1\t\u2014 0,08\t\u00a9 \u00a9 cT 1\nZu- oder der \u25a0llohslure pro Liter Durch-\u25a0 str\u00f6mungs-(lUssigkeit und in Prozent des Ausgangswertes A g\t\u00a9 CO ** \u00a9~3 TH + +\to \u00ael \u00a9 \u00a9 \u00a9 + +\t\u00a9 % \u00a9 \u00a9 *\u00bb\u00ab Ol ++\t9 \u00a9 o \u00a9 + -f\nJS \u2022\t\u00ab ' \u00abP\tfc. cn 3 -M = S\u00bb \u00ab\t!{ 0,298 { 0,610\t\u00a9\toi \u00ab5\t\u00a9 ^\tco \u00a9\t\u00a9*\u25a0\t5\tR **\t\u00a9 \u00a9\t\u00a9\tr\u00bb \u00a9\t\u00a9 m\tr\u00bb \u00a9\"\t\u00f6\n\u25a0g \u2019S 5 6 g .S ~ \u00bb3 2 3 S\t= a\twr\u00bb\toi\t\u00a9 \u00a9 \u00a9 I\to NN\t1\tCO\tCO cTd*\t\u00a9\t\u00a9 < \u00c7Q\tU\tt> eo\t\u00a9 oo >o , \u00a9 x o \u00a9\t\u00a9\u201d \u00a9~ < 0\u00db o\tt>\u00a9 \u00bboi r* QO I t> co \u00bb1*1 \u00abO \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9~ < OQ U\t95\t\u00ab | SR \u00a9 \u00f6 \u00a9\u201co' < S3 U\nhalt imungs- Liter eit Ge- samt- zucker\t4,38 4,08\t2,83 2,57\t2,91 2,83\t3,62 3,09\nrckerge irchstrt tes pro 'l\u00fcssigk L\u00e4vu- lose\t\u00bb 3,33 1,35\t1\ts s 1\tCO o~\t\u00a9 Ol \u00a9\t*-4 1 N rt\t\u00a9 Ol I\t\u2022*\t\u00ab 1\tOl\t\u00a9\nZi des Dt blul f Dex- trose\t. S * co \u00b0.iS ^ n < ca 2* u\tA \u2014 B 0,29 C 2,01\tA \u2014 B 0,36 C 1,71\tA \u2014 B 1,13 C 2,77\nDem Durchstr\u00f6mungsblut zugesetzte Substanz g\t10,0 L\u00e4vulose\t7,0 L\u00e4vulose\t7,0 L\u00e4vulose-\t7,0 L\u00e4vulose t\nMenge der Durchstr\u00f6mungsfl\u00fcssigkeit in ccm Versuchsdauer\t1900 1 Stunde\t2000 1 Stunde\t2000 1 Stunde\t2000 1 Stunde\nGe- wicht der Leber g\t242\t240\t375\t\u00a9 ^4\nVersuchs- nummer Gewicht des Hundes\t17. Phloridzin- hund 5,6 kg\t18. . Phloridzinhund 10 kg\t19. Phloridzin- hund 12 kg\t20. 4 t\u00e4giger Hungerhund","page":315},{"file":"p0316.txt","language":"de","ocr_de":"316\nG. Embden und S. Isaac,\nhin, da\u00df zwischen dem Umfange dieser Acetessigs\u00e4urebildung und dem des Kohlenhydratabbaues zu Milchs\u00e4ure enge Beziehungen bestehen.\nIn einer fr\u00fcheren Untersuchung haben Embden und Wirth1) gezeigt, da\u00df die Acetessigs\u00e4urebildung aus verschiedenartigen Substanzen in der isolierten Leber ausbleiben kann, wenn au\u00dfer dem Acetessigs\u00e4urebildner eine Substanz dem Durchstr\u00f6mungsblute zugef\u00fcgt wird, die ohne intermedi\u00e4re Acetessigs\u00e4urebildung in der Leber oxydierbar ist. So bleibt z. B. die Acetessigs\u00e4urebildung aus zugesetzter Isovalerian-s\u00e4ure aus, wenn neben der Isovalerians\u00e4ure Normalvalerian-s\u00e4ure zugef\u00fcgt wird. Auch in den abnorm glykogenhaltigen Lebern war die Acetonbildung aus Isovalerians\u00e4ure in mehrfachen Versuchen der genannten Autoren herabgemindert. Diese und \u00e4hnliche Versuche deuteten Embden und Wirth derart, da\u00df zwei verschiedene dem Durchstr\u00f6mungsblut zugef\u00fcgte verbrennliche Substanzen, von denen die eine bei ihrem Abbau Acetessigs\u00e4ure bildet, die andere aber nicht, gleichsam miteinander in Konkurrenz treten. Je nachdem die acetessigs\u00e4urebildende oder die nichtacetessigs\u00e4urebildende Substanz sich st\u00e4rker an den Oxydationsprozessen beteiligt, wird die Hemmung der Acetessigs\u00e4urebildung ausbleiben oder eintreten.* *) Die genannten Autoren \u00fcbertrugen die an der isolierten Leber gewonnenen Versuchsergebnisse auch auf den Gesamtorganismus. Nach der von ihnen entwickelten Vorstellung beruht die antiketogene Wirkung einer Substanz auf ihrer leichten Verbrennlichkeit im Organismus ohne intermedi\u00e4re Acetessigs\u00e4urebildung, und die Acidosis, die bei kohlenhydratfreier Ern\u00e4hrung normaler Menschen sowie bei Zuckerkranken,\n*) Embden und Wirth, \u00dcber Hemmung der Acetessigs\u00e4urebildung in der Leber. Bioch. Zeitschr., Bd. 27, S. 1, 1910.\n*) Nach neueren von Embden und Baldes (Bioch. Zeitschr., Bd. 55, S. 301) sowie von Embden und Loeb (Diese Zeitschrift, Bd.88, S. 251) angestellten Versuchen scheint es so, als ob neben der Verbrennlichkeit der dem Durchstr\u00f6mungsblut zugesetzten Substanzen und zum Teil mehr noch als diese Verbrennlichkeit die Bindung dieser Substanzen an bestimmte Molekularkomplexe der Zelle in Betracht kommt, was hier zun\u00e4chst au\u00dfer acht bleiben soll.","page":316},{"file":"p0317.txt","language":"de","ocr_de":"Bildung von Milchs\u00e4ure und Acetessigs\u00e4ure in der diabet. Leber. 317\nwelche Kohlenhydrate nur ungen\u00fcgend verwerten k\u00f6nnen, eintritt, mu\u00df danach als die Folge eines Fehlens einer konkurrierenden Verbrennung von Kohlenhydrat angesehen werden. Diese Anschauungen erfahren durch die Untersuchungen der vorliegenden Arbeit, wie wir glauben, eine Best\u00e4tigung, und in gewisser Weise eine Erweiterung.\nBei den bisherigen Betrachtungen \u00fcber das Wesen der Acidosis und ihrer Beziehungen zur Kohlenhydratverbrennung hat man im wesentlichen nur die antiketogene Wirkung der Kohlenhydrate, d. h. ihre F\u00e4higkeit, vermindernd auf die Acidosis einzuwirken, ins Auge gefa\u00dft.\nAus den oben mitgeteillen Versuchen scheint hervorzugehen, da\u00df umgekehrt auch eine die Spaltung der Kohlenhydrate herabsetzende Wirkung der Acetessigs\u00e4urebildung anzunehmen ist. Wenigstens glauben wir, da\u00df m\u00f6glicherweise in unseren Dextroseversuchen an den Lebern pankreasloser Hunde deswegen die Milchs\u00e4urebildung aus Dextrose ausblieb, weil die dem Durchblutungsblute zugesetzte Dextrose nicht imstande war, die reichlich in der diabetischen Leber vorhandenen acetessigs\u00e4urebildenden Substanzen aus dem Stoffwechsel zu verdr\u00e4ngen. Wo zugesetztes Kohlenhydrat in der diabetischen Leber zu Milchs\u00e4ure abgebaut wurde, wie in Versuch 6 und 7, in denen in der Leber eines pankreaslosen Hundes eine deutliche Milchs\u00e4urebildung aus L\u00e4vulose eintrat, da war die Acetessigs\u00e4urebildung deutlich gehemmt. Das gleiche Verhalten findet sich auch im gr\u00f6\u00dften Teile der an der Leber phloridzindiabetischer Hunde vorgenommenen Versuche. In Versuch 8 und 9 ist bei hoher Acetessigs\u00e4urebildung keine Milchs\u00e4urebildung aus Dextrose, im Gegenteil, eine Abnahme der Milchs\u00e4ure w\u00e4hrend des Versuches eingetreten, und umgekehrt findet sich in Versuch 10 und 11 bei erheblicher Milchs\u00e4urebildung aus Traubenzucker eine deutliche Hemmung der Acetonbildung.\nAuch die s\u00e4mtlichen an phloridzindiabetischen Lebern vorgenommenen L\u00e4vuloseversuche zeigen das gleiche Verhalten. In dem einen Versuch 15, wo bei ausbleibender Milchs\u00e4urebildung eine Acetonbestimmung vorgenommen wurde,","page":317},{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"318\nG. Embden und S. Isaac,\nist die Acetessigs\u00e4urebildung eine sehr hohe, in den \u00fcbrigen Versuchen, in denen Milchs\u00e4urebildung auftrat, finden- sich niedrige Acetessigs\u00e4urewerte. Nur zwei der unter Zusatz von Dextrose an den Lebern phloridzindiabetischer Hunde vorgenommenen Versuche (Versuch 12 und 13 der Tabelle 3) fallen aus der Reihe. In beiden F\u00e4llen finden sich trotz ausbleibenden Kohlenhydratabbaues zu Milchs\u00e4ure relativ niedrige Acetonwerte, ln Versuch 13 fand allerdings bei der Durchstr\u00f6mung unter Zuckerzusatz nur eine sehr geringf\u00fcgige Abnahme des Milchs\u00e4uregehaltes statt, w\u00e4hrend in unseren neueren Leerversuchen diese Abnahme stets deutlich war. Wir m\u00f6chten \u00fcberdies an die oben erw\u00e4hnten Untersuchungen von Embden und Baldes und Embden und Loeb erinnern, wonach allem Anscheine nach f\u00fcr die Verdr\u00e4ngung einer Substanz durch eine zweite in erster Linie nicht deren konkurrierende Beteiligung an den oxydativen Vorg\u00e4ngen, sondern nur die Bindung an bestimmte Molekularkomplexe der Zelle notwendig ist, wobei diese Komplexe f\u00fcr die aus dem Stoffwechsel verdr\u00e4ngte Substanz gleichsam verstopft werden.\nWie dem auch sein mag, jedenfalls geht aus unseren Versuchen hervor, da\u00df in der diabetischen Leber der Abbau von Dextrose und L\u00e4vulose und der Umfang der Acetessigs\u00e4urebildung in einem alternierenden Verh\u00e4ltnisse stehen, derart, da\u00df reichliches Auftreten von Acetessigs\u00e4ure den Abbau der Kohlenhydrate zu Milchs\u00e4ure zur\u00fcckdr\u00e4ngt, reichliche Milchs\u00e4urebildung das Auftreten von Acetessigs\u00e4ure vermindert.\nF\u00fcr das Verst\u00e4ndnis der St\u00f6rungen im Kohlenhydratstoffwechsel beim Diabetes mellitus sind m\u00f6glicherweise auch die Wechselbeziehungen, die zwischen Milchs\u00e4urebildung und Zuckerbildung in der Leber bestehen, von erheblicher Bedeutung.\nWie es scheint, erfolgt wenigstens unter den von uns gew\u00e4hlten Versuchsbedingungen in der Leber die synthetische Zuckerbildung in der Hauptsache auf dem Wege \u00fcber Milchs\u00e4ure und umgekehrt f\u00fchrt unter den gleichen Bedingungen die die Verbrennung einleitende Zuckerspaltung zu Milchs\u00e4urebildung.\nEs handelt sich hier allem Anscheine nach \u2014 wenigstens im biologischen Sinne \u2014 um eine umkehrbare Reaktion:","page":318},{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"Bildung von Milchs\u00e4ure und Acetessigs\u00e4ure in der diabet. Leber. 319\nDurchZuckerzusatz kann man Milchs\u00e4urebildung, durch Milchs\u00e4urezusatz kann man Zuckerbildung in der .Leber erzwingen.\nHiernach sind die Zuckerbildung in der Leber und der Zuckerabbau in der Leber nicht zwei verschiedene, voneinander unabh\u00e4ngige Vorg\u00e4nge, sondern Ausdruck ein und derselben reversiblen Reaktion,1) die je nach den besonderen Umst\u00e4nden vorwiegend in der einen oder in der anderen Richtung verl\u00e4uft.\nEs w\u00fcrde sich also, die Richtigkeit der eben entwickelten Anschauungen vorausgesetzt, bei der diabetischen St\u00f6rung des Kohlenhydratstoffwechsels um Verschiebung der den Zuckeraufbau und den Zuckerabbau beherrschenden Gleichgewichtsreaktion in der Richtung der Synthese handeln.\nKohlenhydratabbau und Acidosis alternieren allem Anscheine nach deswegen miteinander, weil die Umsetzungsvorg\u00e4nge in der Leber bald auf Kosten von Kohlenhydraten, deren Abbau nicht zu Acetessigs\u00e4urebildung, sondern zu intermedi\u00e4rem Auftreten von Milchs\u00e4ure f\u00fchrt, bald auf Kosten von Fettsubstanzen erfolgt, die bei ihrem Abbau Acetessigs\u00e4ure bilden, ohne da\u00df dabei Milchs\u00e4ure auftritt.\nDiese Vorstellung ist vielleicht auch f\u00fcr die Klinik des Diabetes mellitus nicht ohne Bedeutung. Denn hiernach w\u00fcrde der Zuckerkranke Acetessigs\u00e4ure au3scheiden, weil er infolge schlechter Verwertung der Kohlenhydrate Fette in gr\u00f6\u00dferem Umfange als der normale Mensch verbrennen mu\u00df; und weiterhin wird es durch sie verst\u00e4ndlich gemacht, da\u00df durch eine infolge mangelhafter Kohlenhydratverwertung einmal zustande gekommene Acidosis eine weitere Verschlechterung der Kohlenhydratausnutzung bewirkt wird. Wenn Naunyn im Anschlu\u00df an Vorstellungen von Nasse zur Erkl\u00e4rung des Auftretens der Acetonk\u00f6rper die Auffassung vertreten hat, da\u00df die Oxydation des leicht verbrennlichen Zuckers die Energie der Verbrennungsvorg\u00e4nge im Organismus steigere, \u00e4hnlich wie ein bereits brennendes Feuer brennbare Stoffe in seiner Umgebung ent-\n*) Oder einer geordneten Reihenfolge solcher Reaktionen.","page":319},{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"320\nG. Embden und S. Isaac,\nz\u00fcndet, eine Vorstellung, die von Rosenfeld die bekannte Fassung erhielt: Die Fette verbrennen im Feuer der Kohlenhydrate, so gibt diese Erkl\u00e4rung, wie Magnus Levy in seiner zusammenfassenden Darstellung \u00fcber die Acetonk\u00f6rper her-vorhebt,1) keinen befriedigenden Einblick in die in Frage kommenden Vorg\u00e4nge. Ein solcher wird unseres Erachtens angebahnt durch unsere eben er\u00f6rterten experimentell erwiesenen Anschauungen \u00fcber das Alternieren von Kohlenhydrat- und Fettabbau in der diabetischen Leber. Man braucht daher auch nicht zur Erkl\u00e4rung der Acidosis auf k\u00fcrzlich ge\u00e4u\u00dferte Anschauungen von Ringer zur\u00fcckzugreifen, der das Ausbleiben intermedi\u00e4rer Synthesen zwischen Acetonk\u00f6rpern und Kohlenhydraten f\u00fcr das Auftreten der ersteren verantwortlich macht.2) Offenbar stellen die Acetonk\u00f6rper, wenigstens Oxvbutters\u00e4ure und Acetessigs\u00e4ure, keine an sich abnormen, sondern normale intermedi\u00e4re Produkte dar.\nFerner machen es die von uns gegebenen Er\u00f6rterungen verst\u00e4ndlich, da\u00df beim Diabetes nicht Verlust oder Sch\u00e4digung von Fermenten die Ursache des mangelhaften Kohlenhydratabbaues ist: damit stimmen auch noch nicht ver\u00f6ffentlichte Versuche von Hagemann sehr gut \u00fcberein, der zeigen konnte, da\u00df die Blutk\u00f6rperchen derselben p\u00e4nkreasdiabetischen Tiere, deren Leber Dextrose nicht abbaute, diesen Zucker in normalem Umfange in Milchs\u00e4ure verwandelten.\nZusammenfassung.\nDie tats\u00e4chlichen Ergebnisse dieser Arbeit sind, kurzgefa\u00dft, folgende:\n1. Die Leber pankreasdiabetischer Hunde baut im Gegens\u00e4tze zur Hungerleber normaler Tiere Dextrose nicht zu Milchs\u00e4ure ab, dagegen unter Umst\u00e4nden L\u00e4vulose, wenn auch in geringerem Umfange als die Leber normaler Hungerhunde.\nA. Magnus-Levy, Die Acetonk\u00f6rper. Ergebnisse der inneren Medizin, Bd. 1, 1908.\n*) Da\u00df z. B. das Ausbleiben der Acetessigs\u00e4urebildung unter dem Einflu\u00df von Propions\u00e4ure nicht auf einer Zuckerbildung aus Propions\u00e4ure beruht, geht aus noch unver\u00f6ffentlichten Versuchen von A. Loeb hervor.","page":320},{"file":"p0321.txt","language":"de","ocr_de":"Bildung von Milchs\u00e4ure und Acetessigs\u00e4ure in der diabet. Leber. 321\n2.\tDie Lebern phloridzindiabetischer Tiere zeigen ein \u00e4hnliches Verhalten, nur da\u00df bei ihnen auch Dextrose h\u00e4ufig zu Milchs\u00e4ure urngewandelt wird.\n3.\tKohlenhydratabbau zu Milchs\u00e4ure und Acetessigs\u00e4ure-bildung w\u00e4hrend der Durchstr\u00f6mung der Leber diabetischer Tiere stehen in einem alternierenden Verh\u00e4ltnis, insofern bei ausbleibendem Kohlenhydratabbau sehr viel Acetessigs\u00e4ure auftritt, und umgekehrt, bei vorhandenem Abbau der Kohlenhydrate die Acetessigs\u00e4urebildung sehr gering ist.","page":321}],"identifier":"lit37362","issued":"1917","language":"de","pages":"297-321","startpages":"297","title":"\u00dcber die Bildung von Milchs\u00e4ure und Acetessigs\u00e4ure in der diabetischen Leber","type":"Journal Article","volume":"99"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:01:37.585379+00:00"}