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{"created":"2022-01-31T16:51:40.549061+00:00","id":"lit37363","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Schumm, O.","role":"author"},{"name":"A. Kimmerle","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 92: 1-12","fulltext":[{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Vorkommen eines krystallislerbaren nicht koaguiierbaren Eiwei\u00dfstofes im Harn bei einem Falle von Magencarcinom.\nVon\n0. Sch\u00fcmm und A. Kimmerle.\nMit einer Tafel in Lichtdruck.\t>\n(Aua der Direktorialabteilung [Prof. Dr. L. Brauer] und dem Chemischen Laboratorium [Vorsteher: 0. Sch\u00fcmm] des Allgemeinen KrankenhauseaHamburg-Eppendorf.) (Der Redaktion zugegangen am 13. Mai 1914.)\nDie spontane Krvstallisierung eines im Harn enthaltenen Eiwei\u00dfstoffes ist unseres Wissens bislang nur einmal beobachtet worden und zwar von Byron Bramwell und No\u00ebl Paton.1) Der Harn enthielt 1,5\u20145,16\u00b0/o Eiwei\u00df. Nach den von No\u00ebl Paton ausgef\u00fchrten Analysen bestand das Harneiwei\u00df zu rund 93\u201496\u00b0/o aus Globulin, zu 4\u20147\u00b0/o aus Albumin. Beim Erhitzen zum Sieden gerann der sauer reagierende Harn fast vollst\u00e4ndig unter Bildung einer fibrinartigen Masse, die einen betr\u00e4chtlichen Grad von Dehnbarkeit und Elastizit\u00e4t besa\u00df. Beim Aufbewahren des Harns in einer verschlossenen Flasche entstand im Laufe von Tagen oder Wochen ein Niederschlag von Eiwei\u00dfkrystallen. Sie entstanden auch, wenn der aus dem Harn durch Halbs\u00e4ttigung mit Ammoniumsulfat ausgef\u00e4llte Eiwei\u00dfniederschlag 4\u20145 Tage gegen flie\u00dfendes Wasser und 2 Tage gegen destilliertes Wasser dialysiert wurde. Beim Ans\u00e4uern einer schwach ammoniumsulfathaltigen L\u00f6sung des Eiwei\u00dfstoffes mit Essigs\u00e4ure wurden keine Krystalle gewonnen. N o \u00eb 1P a t o n hielt den krystallisierten Eiwei\u00dfstoff f\u00fcr ein Globulin.\nDie Krystalle waren aschefrei, wenigstens hinterlie\u00dfen 0,\u00ee)65 g keine w\u00e4gbare Menge Asche. Sie waren unl\u00f6slich in kaltem und hei\u00dfem Wasser und in Alkohol, l\u00f6sten sich aber in schwachen L\u00f6sungen von Kochsalz und Ammoniumsulfat, ferner in Salzs\u00e4ure, Schwefels\u00e4ure, Essigs\u00e4ure, Kalilauge und Ammoniak. Beim Verdunsten der ammoqi\u00e4kalischen * L\u00f6sung schied sich die Substanz zuweilen wieder in Krystallen a\u00fcs. Sie gab die Xanthoproteinreaktion, die Reaktion von Liebermann und\n*) Reports from the laboratory of the Royal College of Physicians, Edinburgh, Bd. 4, S. 47, 1892.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XCH.\t1\nr","page":1},{"file":"p0002.txt","language":"de","ocr_de":"2\nU. Sch\u00fcmm und A. Kimmerle,\nentwickelte heim Verbrennen den Geruch nach verbrannten Federn. Die Gerinnungstemperatur des Harns lag bei 59\u201400\u00b0. L\u00f6sungen der Eiwei\u00df-krystalle in schwachen Neutralsalzl\u00f6sungen gerannen bei 56\u201459\u00ae. Die Krystalle waren phosphorfrei und enthielten nach der von Murray ausgef\u00fchrten Analyse 51,89\u00b0/o C, 6,88\u00b0/\u00ab H, 16,06\\o N, 23,93\u00b0/o 0, l,24\u00b0/o S. ln einer eingehenden Besprechung dieses Falles hat Huppert1) darauf aufmerksam gemacht, da\u00df der Gerinnungspunkt dieses Eiwei\u00dfstoffes mit dem der Heteroalbumosc \u00fcbereinstimme. Als Huppert sp\u00e4ter Gelegenheit erhielt, eine ihm von No\u00ebl Pat on \u00fcberlassene Probe des Eiwei\u00dfstoffes selbst zu untersuchen, kam er zu dem Schlu\u00df, da\u00df sie von der Heteroalbumose verschieden sei, und Eigenschaften aufweise, wie sie ein echtes Globulin, z. B. Serumglobulin, besitze. Die Vermutung, da\u00df es sich um ein dem Globulin nahestehendes Histon handeln k\u00f6nne, wurde durch ihr Verhalten gegen Ammoniak widerlegt.\nK\u00fcrzlich haben wir im frischen Harn einer Car-cinom-Kranken einen Eiwei\u00dfk\u00f6rper gefunden, der die Eigenschaft hatte, sich in hei\u00dfem, fast salzfreiem Wasser zu l\u00f6sen und beim Erkalten in mikroskopischen K\u00f6rnchen oder gut ausgebildeten Krystallen abzuscheiden. Das bei unserem Eiwei\u00dfstoff beobachtete Ausbleiben der sog. Hitzekoagulation ist ein bekanntes Merkmal des \u2666 Hence-Jonesschen Eiwei\u00dfk\u00f6rpers\u00bb. Von diesem wissen wir durch Magnus-Levv,2) da\u00df er aus einer ann\u00e4hernd 40 Volumprozent ges\u00e4ttigte Ammoniumsulfatl\u00f6sung enthaltenden L\u00f6sung bei langem Aufbewahren auskrystallisieren kann. Der Harn, aus dem Magnus-Levy die Eiwei\u00dfkrystalle gewann, stammte von einem Menschen, der nach den klinischen Erscheinungen h\u00f6chstwahrscheinlich an multiplen Myelomen litt; die Sektion ist nicht ausgef\u00fchrt worden. Magnus-Levy hat die (millimeterlangen)Krystalle entdeckt, nachdem die L\u00f6sung 4 Monate lang in einer verschlossenen Flasche gestanden hatte. Die Krystalle wurden in Wasser gel\u00f6st, die L\u00f6sung mit Ammoniumsulfatl\u00f6sung bis zur eben beginnenden Tr\u00fcbung versetzt. Nach 24 Stunden hatte sich ein gro\u00dfer Teil des Eiwei\u00dfk\u00f6rpers krystallinisch ausgeschieden. Magnus-Levy konnte den Eiwei\u00df-\nl) Huppert, I. \u00dcber einen Fall von Albumosurie, Diese Zeitschrift, Bd. 22, S. 500, 1896. \u2014 II. \u00dcber den No\u00ebl-Patonschen Eiwei\u00dfk\u00f6rper, Zentralblatt f\u00fcr die medizinischen Wissenschaften, Bd. 36, 1898, S. 481.\n*) A. Magnus-Levy, \u00dcber den Bence-Jonesschen Eiwei\u00dfk\u00f6rper, Diese Zeitschrift, Bd. 30, 1900.","page":2},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"3\n\u00dcber Eiwei\u00dfstolT im Harn bei Magencarcinom.\nk\u00f6rper so noch mehrfach umkrystallisieren; freilich erhielt er nie wieder makroskopische Krystalle. Die Ausbeute betrug ca. 1 g. Alle Versuche zur Gewinnung weiterer Mengen der Substanz in Krystallen, die sowohl unter den gleichen als auch unter ge\u00e4nderten \u00e4u\u00dferen Bedingungen ein ganzes Jahr hindurch fortgef\u00fchrt wurden, verliefen erfolglos.\nMehrere Jahre danach haben Grutterink und- de Graaf1) aus dem Harn eines Kranken einen Eiwei\u00dfk\u00f6rper krystallinisch abscheiden k\u00f6nnen, der in seinem Verhalten im allgemeinen mit dem Bence-Jonesschen Eiwei\u00dfk\u00f6rper, \u00fcbereinstimmte und auch wohl allgemein damit identifiziert wird. Grutterink und de Graaf bezeichneten die Substanz im Titel ihrer Abhandlung als eine krystallinische Harnalbumose, fanden aber, da\u00df sie bei der Verdauung mit Pepsinsalzs\u00e4ure in ein Gemisch von prim\u00e4ren und sekund\u00e4ren Albumoseri zerfiel. In der von Magnus-Levy beschriebenen Weise, d. h. durch Stehenlassen einer ann\u00e4hernd 40\u00b0/o ges\u00e4ttigter Ammoniumsulfatl\u00f6sung enthaltenden L\u00f6sung haben Grutterink und de Graaf die Substanz nicht krystallisieren k\u00f6nnen. Die Krystallisierung trat nur ein, wenn ammoniumsulfatreiche L\u00f6sungen mit einer bestimmten Menge Schwefels\u00e4ure versetzt wurden. Auch aus L\u00f6sungen, die an Stelle von Ammoniumsulfat Zinks\u00fclfat oder Magnesiumsulfat enthielten, konnte die Substanz in Krystallen erhalten werden, ebenfalls aus L\u00f6sungen, die an Stelle der genannten Salze Chlorammonium und Salzs\u00e4ure oder Chlornatrium und Salzs\u00e4ure enthielten. Angaben \u00fcber die Mengen, in denen die erw\u00e4hnten Zus\u00e4tze gemacht werden mu\u00dften, liegen indessen nicht vor. Im Verlaufe weiterer Untersuchungen ergab sich, da\u00df die Substanz innerhalb 24 Stunden zum Krystallisieren gebracht werden konnte, wenn man 90 ccm der w\u00e4sserigen L\u00f6sung der Substanz mit 10 ccm ges\u00e4ttigter neutralisierter Ammoniumsulfatl\u00f6sung und \u00absteigenden Mengen\u00bb S\u00e4ure versetzte. Der Kranke ist von Prof. Dr. Hijmans van den Bergh klinisch beobachtet worden, der \u00fcber den Fall\n*) A. Grutterink und J. de Graaf, \u00dcber die Darstellung einer kristallinischen Harnalbumose, Diese Zeitschrift, Bd. 34, S. 3J93,1901 und Bd. 46, S. 472, 1905.","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"4\n0. Sch\u00fcmm und A. Kimmerle,\n\u00ab\nausf\u00fchrlich berichtet hat.1) Bei einer k\u00fcrzlich gepflogenen m\u00fcndlichen Unterhaltung hatte Herr Prof. Dr. Hijmans van den Bergh die Freundlichkeit, sein Urteil \u00fcber den Fall dahin zusammenzufassen, da\u00df nach dem Ergebnis der histologischen Untersuchung eine myeloma tose Erkrankung des Knochenmarkes bestanden habe.\nln unserem Falle handelt es sich um eine 50 Jahre alte Frau, welche fr\u00fcher Masern, Scharlach, Diphtherie, Lungenentz\u00fcndung und im Jahr\u00e7 1896 Blinddarmentz\u00fcndung gehabt haben will. Wegen eingeklemmten Bruches wurde sie fr\u00fcher operiert. Die Patientin hat kein Kind ausgetragen; au\u00dferdem hatte sie noch 3 Umschl\u00e4ge gehabt; nach 6\u20148w\u00f6chiger Schwangerschaft erfolgte ohne ersichtliche Ursache die Fr\u00fchgeburt. Der letzte Abort fand im Jahre 1906 statt. Seit Oktober 1913 f\u00fchlte sich die Patientin nicht mehr so recht wohl, der Appetit lie\u00df nach ; in der Lebergegend traten heftige Schmerzen auf; auch stellte sich eine leichte Gelbf\u00e4rbung der Haut ein. Angeblich sollen leichte ziehende Schmerzen in der rechten Schulter vorhanden gewesen sein. Seit 3 Jahren Menopause.\nStatus praesens : gro\u00dfe, m\u00e4\u00dfig kr\u00e4ftig gebaute Frau, in verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig gutem Ern\u00e4hrungszustand. Hautdecken schmutzig hellgelblich verf\u00e4rbt, Fettpolster schlaff. Am Kopfe ergibt sich \u00e4u\u00dferlich kein besonderer Befund. Die Zunge ist belegt. Am Halse keine Dr\u00fcsensclnvellungen.\nThorax : o. B. Lungen : o. B. Herz : F\u00fcllung des Pulses nicht immer gleichm\u00e4\u00dfig, sonst o. B.\nAbdomen: Bauchdecken nicht gespannt, Fettpolster wenig vermehrt. In der Mittellinie eine Narbe, welche vom Nabel nach abw\u00e4rts bis zur Symphyse reicht. Unterhalb des rechten Rippenbogens f\u00fchlt man eine harte, schmerzempfindliche Resistenz, deren Oberfl\u00e4che grobh\u00f6ckerig erscheint. Die Resistenz erstreckt sich nach links und oben, reicht in der Mittellinie gut 3 Querfinger breit nach abw\u00e4rts vom Processus xiphoideus und verliert sich unter dem linken Rippenbogen. Bei der Inspiration verschiebt sich die Resistenz nach unten (die vergr\u00f6\u00dferte Leber). Die Milz ist nicht zu f\u00fchlen. Am ganzen K\u00f6rper sind nirgends vergr\u00f6\u00dferte Dr\u00fcsen zu f\u00fchlen. Das Skelettsystem bietet zun\u00e4chst keine auffallenden Ver\u00e4nderungen; der rechte Humerus, beide Tibiae und das Sternum sind auf Druck etwas empfindlich. An beiden Tibiae kann\n') Hijmans van den Bergh, Albumosurie (Bence-Jones), Se-paraat-Afdruk Herinnerings-Bundel Prof. Rosenstein, 1902 bei Eduard Jjdo, Leiden.","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Eiwei\u00dfstofT im Harn bei M&gencarcinom,\t5\nman auch leichte Verdickungen f\u00fchlen. Der' Urin ist tr\u00fcb, gelb, die Menge in 24 Stunden gelassen = 800 ccm, spez. Gewicht 1016, Reaktion sauer, dieZuckerproben sind negativ, Eiwei\u00df vorhanden, .Urobilinogen o, Urobilin o. Im Urinsediment (Zentrifugat) fanden sich Leukocyten, granulierte Zylinder, hyaline Zylinder, Epithelien. Beim Stehenlassen des Urins setzte sich in 24 Stunden kein deutliches Sediment ab. Blutdruck 100-105 mm Hg (Riva Rocci-Denecke). Die Untersuchung des Blutes ergab folgendes: 4800000 E, 8900 L, 70\u00b0/o Hb. Die Zusammensetzung der Leukocyten ergab nichts Besonderes; das Blutbild wurde \u00f6fters untersucht. Wassermann o, Tumorreaktion nach'v. D\u00fcngern negativ. Im ausgeheberten Mageninhalt war keine *016 HCl, aber auch keine Milchs\u00e4ure vorhanden. Die R\u00f6ntgenuntersuchung des Abdomens ergibt, da\u00df der f\u00fchlbare gro\u00dfe Tumor mit dem Magen nicht zusammenh\u00e4ngt.\nEs wurde zun\u00e4chst angenommen, da\u00df es sich um einen Lebertumor handelt, vermutlich um eine von Metastasen durchsetzte Leber neben einem irgendwo im Abdomen, am wahrscheinlichsten iin Magen, sitzenden prim\u00e4ren malignen Tumor.\nW\u00e4hrend der Beobachtung schwankte der Eiwei\u00dfgehalt betr\u00e4chtlich. ebenso die Urinmengen (von 600-200 ccm). Es- fick nun auf, da\u00df bei einem Eiwei\u00dfgehalt von 2%o und 3\u00b0/oo die mikroskopischen Befunde im Urin sich im Vergleich zu denen der fr\u00fcheren Tage wesentlich anders verhielten. W\u00e4hrend man bis zum 26. XI. 13 in dem \u00f6fters untersuchten I rin stets reichlich Zylinder finden konnte, nahmen von diesem Tage an die Zylinder im Urin betr\u00e4chtlich ab und verschwanden bald dauernd. Die Leukocyten, Epithelien, Harns\u00e4urekrystalle blieben. Der Urin wurde vom 25. XL 13 ab t\u00e4glich mikroskopisch untersucht, jedesmal wurden H\u20144 Pr\u00e4parate durchsucht. Am 1. XII. 13 klagte die Frau \u00fcber etwas Schmerzen in der rechten Schulter und in den Knochen der Extremit\u00e4ten. Auf Druck waren rechts die III.\u2014VI. Rippen, das Sternum, der rechte Humerus und beide Tibiae empfindlich. Au\u00dfer den schon eingangs erw\u00e4hnten Auftreibungen an beiden Tibiae waren sonst am Skelettsystem nirgends Auftreibungen oder Verdickungen zu f\u00fchlen. In Erinnerung an unseren fr\u00fcheren Fall1) dachten wir, es m\u00f6chte sich auch hier um einen malignen Tumor handeln, wobei gleichzeitig multiple Myelome vorhanden seien. Der Urin wurde auf den Bence-Jonesschen Eiwei\u00dfk\u00f6rper untersucht und er war auch wirklich vorhanden. Der klar filtrierte., stark sauer reagierende Urin wurde vorsichtig erw\u00e4rmt; es zeigte sich bei 48\u00b0 C. eine schwache, aber deutliche Op\u00e4lescenz, welche schon bei 53\u00b0 C. in eine deutliche Tr\u00fcbung \u00fcberging. Bei weiterem Erhitzen bis zum Kochen verschwand die Tr\u00fcbung nicht. Wurde aber der zum Kochen gebrachte Urin m\u00f6glichst hei\u00df filtriert, so war das Filtrat zun\u00e4chst ganz klar, tr\u00fcbte sich nach einiger Zeit und gab allm\u00e4hlich einen feinflockigen Niederschlag. Wurde das Filtrat wieder zum Kochen erhitzt, dann ver-\n\u2018) A. Kimmerle und 0. Sch\u00fcmm, Sitzungsbericht der biolog. Abteilung des \u00e4rztl. Vereins Hamburg v. 29. IV. 1913, M\u00fcnch, med. Wochenschrift 1913, Nr. 26.","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"\u2019\to. Sch\u00fcmm und A. Kimmerle,\nschwand die Tr\u00fcbung wieder ganz, um beim Abk\u00fchlen von neuem aufzutreten.\nDiese Reaktionen waren an den folgenden Tagen mehr oder minder deutlich ausgepr\u00e4gt vorhanden. Erst in den Urinmengen der dem Tode vorhergehenden letzten 2 Tage war das beschriebene Verhalten weniger ausgepr\u00e4gt. Der K\u00f6rper scheint also an Menge abgenommen zu haben, eine Beobachtung, welche auch schon von anderer Seite gemacht ist. Am 13. XII. 1913 erfolgte der Tod; die Sektion wurde 18 Stunden sp\u00e4ter vorgenommen.\nAu\u00dfer Infarkten in beiden Unterlappen der Lunge, einer myodege-neratio adiposa cordis und Nierenkonkrementen wurde ein Magencarcinom gefunden, welches Lebermetaslasen verursacht hatte. Aus dem Sektionsprotokoll entnehmen wir folgende Daten:\nBei der Er\u00f6ffnung des Magens findet sich in der Gegend der gro\u00dfen Kurvatur, 8 cm vom Pylorus entfernt in der Schleimhaut eine 2 Markst\u00fcckgro\u00dfe, flache, scharf umschriebene, rein wei\u00dfe, etwas \u00fcber das Niveau der umgebenden Schleimhaut prominierende Stelle, welche an einer Stelle in die darunter gelegene Submucosa zu dringen scheint, sonst jedoch gut verschieblich ist. Die \u00fcbrige Schleimhaut des Magens ist dunkelschieferfarben und mit z\u00e4hem Schleim bedeckt. Der \u00fcbrige Intestinal-traktus zeigt nichts Besonderes.\nDie Leber mi\u00dft 36 : 20 : 11 cm. Der untere Leberrand \u00fcberragt den rechten Rippenbogen um 2 Querfinger Breite. Die ganze Leber, welche mit ihrem linken Lappen bis in die Gegend der Milz reicht, ist diffus durchsetzt von zahlreichen, feinen, wei\u00dflichen Geschwulstknoten, welche nur in sehr geringem Grade oder gar nicht \u00fcber das Niveau der Oberfl\u00e4che prominieren und nirgends nabelartige Einziehungen an der Oberfl\u00e4che verursachen. Auf der gek\u00f6rnten Schnittfl\u00e4che ist das ganze Parenchym von feinsten bis kleinhaselnu\u00dfgro\u00dfen, grauwei\u00dfen, h\u00e4ufig kon-fluierenden, nur wenig \u00fcber die Schnittfl\u00e4che prominierenden, derben Geschwulstherden durchsetzt ; dazwischen sind nur sp\u00e4rliche, zum gro\u00dfen Teile verfettete Lebergewebsinseln \u00fcbrig geblieben. Auch narbige, glasige, fibr\u00f6se Gewebsz\u00fcge durchziehen das Gewebe auf der Schnittfl\u00e4che. Auf den S\u00e4gedurchschnitten verschiedener Knochen (Sch\u00e4deldach, beide Femur, Sternum, verschiedene Rippen und Wirbel, die Tilia und Fibula des linken Beines) wurden nirgends Ilerderkrankungen festgestellt. Die intakte Corti-cahs setzt sich \u00fcberall scharf gegen das Mark hin ab; im Oberschenkel findet sich au\u00dfer gelbem Mark (Fettmark) auch bla\u00dfgraurotes Mark; in den Wirbelk\u00f6rpern findet sich zum Teil Fettmark. Die linke Tibia und Fibula f\u00fchren reines Fettmark. An einer umschriebenen Stelle der rechten Fibula l\u00e4\u00dft sich eine etwa 1 mm dicke, subperiostale, gegen die Rinde zu gut abgegrenzte, kompakte Knochenauflagerung erkennen.\nNach dem Urteile von Herrn Prof. Dr. Eugen Fraenkel (Vorstehers des hiesigen Phathologisch-anatomischen","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Eiwei\u00dfstoff im Harn bei Magencarcinom.\t7\nInstituts) waren im Knochenmark makroskopisch und mikroskopisch durchaus keine Ver\u00e4nderungen nachweisbar, welche auf eine Erkrankung des Knochenmarkes h\u00e4tten schlie\u00dfen lassen, weder solche myelo-mat\u00f6ser Art noch andere.\nWir beschreiben nun das allgemeine Verhalten des Harns, die Gewinnung der Krystalle und ihre Eigenschaften. -\nDer Harn reagiert gegen Lackmus sauer; die gew\u00f6hnlichen Eiwei\u00dfproben (Hellersehe Probe, Essigs\u00e4ure-Ferrocyankalium-probe, Kochprobe, Esbachs Probe) fielen positiv aus. Die Gerinnungstemperatur des Harns (ohne oder mit Zusatz von 1\u20142 Tropfen 30\u00b0/oiger Essigs\u00e4ure auf 50 ccm Harn unter den \u00fcblichen Vorsichtsma\u00dfregeln bestimmt) schwankte an den einzelnen Tagen zwischen 50 und 60\u00b0. Wurde der Harn zum Sieden erhitzt, mit 1 Tropfen 30\u2018Voiger Essigs\u00e4ure oder mehreren Tropfen Salpeters\u00e4ure versetzt, filtriert und abgek\u00fchlt, so gab das in der Hitze klare Filtrat beim Erkalten eine schwach milchige oder feinflockige Tr\u00fcbung, die beim Erhitzen verschwand. Auch wenn man den mit l'!i6 Raumteile ges\u00e4ttigter Kochsalzl\u00f6sung und ca. 1 100 Raumteil 30\u00b0/oiger Essigs\u00e4ure versetzten Harn aufkochte, lie\u00df sich im Filtrat die nicht koagulable Substanz nachweisen. Salpeters\u00e4ure, in.gen\u00fcgender Menge dem Harn zugesetzt, bewirkte eine Ausflockung ; beim Erhitzen trat Aufhellung ein; doch blieb ein Teil der Flocken ungel\u00f6st. Beim Verd\u00fcnnen mit Wasser blieb der Harn klar, ebenso bei Zusatz von Essigs\u00e4ure. Durch Zusatz von Essigs\u00e4ure und viel Kochsalz lie\u00df sich alles Eiwei\u00df ausf\u00e4llen. Durch Zusatz von 2 Raumteilern 90\u00b0/oigen Alkohols wurde das Eiwei\u00df gr\u00f6\u00dftenteils, aber nicht vollst\u00e4ndig ausgef\u00e4llt. Der Gesamteiwei\u00dfgehalt betrug durchweg 3\u00b0 00, in den letzten Lebenslagen erheblich weniger. Im schwach ammoniakalisierten Harn begann die Ausf\u00fcllung von Eiwei\u00df, wenn in 100 Raumteilen des Gemisches 42 Raumteile ges\u00e4ttigter Ammoniumsulfatl\u00f6sung enthalten waren, also etwa bei ^-S\u00e4ttigung.\nZur Gewinnung der nicht koagulablen Eiwei\u00dfsubstanz wurde der Harn durch Autkochen bei schwach essigsaurer Reaktion (mit oder ohne Zusatz von Kochsalzl\u00f6sung) und Filtrieren ent-","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"8\n0. Sch\u00fcmm und A. Kimmerle,\neiwei\u00dft, das Filtrat mit dem mehrfachen Volumen Alkohol gef\u00e4llt, der Niederschlag abfiltriert und mit kaltem oder hei\u00dfem Wasser, teils ohne teils mit Zusatz von sehr wenig Essigs\u00e4ure extrahiert. In hei\u00dfem Wasser war der durch Alkohol ausgef\u00e4llte Niederschlag gr\u00f6\u00dftenteils l\u00f6slich, in kaltem Wasser bedeutend weniger. In der kaltges\u00e4ttigten schwach ammoniaka-lischen L\u00f6sung entstand bei Zusatz von ges\u00e4ttigter Ammoniumsulfatl\u00f6sung die erste Tr\u00fcbung, wenn in 100 Raumteilen des Gemisches 38 Raumteile ges\u00e4ttigter Ammoniumsulfatl\u00f6sung enthalten waren. Durch 3/5-S\u00e4ttigung lie\u00df sich zwar die Hauptmenge, aber nicht alles Eiwei\u00df ausf\u00e4llen, die Ausf\u00e4llung war erst beendet, wenn in 100 Raumteilen des Gemisches 68 bis 70 Raumteile ges\u00e4ttigter Ammoniumsulfatl\u00f6sung enthalten waren. Die kaltges\u00e4ttigte w\u00e4sserige L\u00f6sung der Alkoholf\u00e4llung gab bei Zusatz von ziemlich viel Salpeters\u00e4ure einen starken Niederschlag, der sich bei gelindem Erw\u00e4rmen l\u00f6ste und beim Erkalten wieder erschien. Die L\u00f6sung gab ferner positive Mil Ion-Reaktion, positive Xanthoproteinreaktion und rotviolette Riuretreaktion, bei der Rehandlung mit Kalilauge Albuminat-bildung und beim Kochen mit Kalilauge und Bleiacetat Schwarzf\u00e4rbung. Nach mehrst\u00fcndiger Verdauung der Substanz mit Fepsinsalzs\u00e4ure lie\u00dfen sich in dem Verdauungsgemisch prim\u00e4re und sekund\u00e4re Albumosen nachweisen. Die aus einer gr\u00f6\u00dferen Portion Harn in der angegebenen Weise gewonnene Alkoholf\u00e4llung wurde mit Alkohol gewaschen, scharf abgesogen, mit 20 ccm Wasser verrieben und unter h\u00e4ufigem Umr\u00fchren einige Stunden stehen gelassen, wobei der gr\u00f6\u00dfere Teil in L\u00f6sung ging. Das Filtrat wurde mit 2 Tropfen Ammoniakfl\u00fcssigkeit versetzt und wieder filtriert. 7 ccm dieses klaren, gelblichen Filtrats lieferten 0,1598 g Trockensubstanz, deren Gehalt an Asche 0,0215 g betrug; davon waren 0,0017 g in Wasser unl\u00f6slich (Kalkphosphat). Die bei gew\u00f6hnlicher Temperatur hergestellte L\u00f6sung enthielt demnach 0,1383 g oder l,98\u00b0/o organische Substanz, die ganz \u00fcberwiegend aus nicht koagulablem Eiwei\u00df bestand.\nEinmal wurde dieser Eiwei\u00dfstoff auf folgende \\\\ eise in Krystallen erhalten: 200 ccm Harn, 10 ccm ges\u00e4ttigte Kochsalzl\u00f6sung und lit ccm 30\u00b0/oige Essigs\u00e4ure wurden","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"9\n\u00dcber Eiwei\u00dfstofT im Harn bei Magencarcinom.\naufgekocht, hei\u00df filtriert, das Filtrat mit Alkohol gef\u00e4llt, der Niederschlag mit Alkohol gewaschen, alkoholfeucht mit ca. 15 ccm Wasser und 1 Tropfen 30\u00b0/oiger Essigs\u00e4ure verrieben, erhitzt (jedoch nicht bis zum Kochen) und filtriert. Das in einem Glaszylinder aufgefangene Filtrat, das sich sehr bald tr\u00fcbte, wurde in den Eisschrank gestellt. Als wir am \u00fcbern\u00e4chsten Morgen den Inhalt des Zylinders verarbeiten wollten, fiel es dem einen von uns (Sch.) auf. da\u00df der entstandene Niederschlag teilweise fest an den Wandungen des Zylinders haftete, hr pr\u00fcfte daraufhin sogleich mikroskopisch und fand, da\u00df der ganze Niederschlag in der Hauptsache aus sch\u00f6n ausgebildeten Krystal len bestand. Daneben waren kleinste, teilweise zu mehreren verklebte Kugeln vorhanden. Die Massenhaftigkeit des krystalli-nischen Niederschlags sprach von vornherein dagegen, da\u00df es sich um Krystalle einer anorganischen Substanz handelte, und die chemische Untersuchung bewies, da\u00df in der Tat ein krystal-lisierter nicht koagulabler Eiwei\u00dfstofT vorlag. Wir bemerken schon hier, da\u00df es uns, trotz Innehaltens der gleichen \u00e4u\u00dferen Versuchsbedingungen, nicht gelungen ist, weitere Mengen der Substanz zu krystallisieren. Allerdings konnten wir nur noch einige Portionen Harn verarbeiten, da die Kranke bald starb. Um festzustellen, ob der krystallinische Niederschlag gr\u00f6\u00dfere Mengen anorganischer Substanz enthielt, haben wir die Masse umger\u00fchrt, nach kurzem Stehenlassen die \u00fcberstehende Fl\u00fcssigkeit mit den schwebenden feinen Teilchen m\u00f6glichst vollst\u00e4ndig abgegossen, den \u00fcberwiegend, \u00e4uis gut ausgebildeten Krystallen bestehenden Bodensatz abfiltriert, ihn ohne vorheriges Auswaschen, also verunreinigt durch etwas Mutterlauge, vom Filter genommen, im Platintiegel bei 110\u00b0 bis zur Gewichtskonstanz getrocknet, gewogen und verascht. 0,1013 g bei 110\u00b0 getrockneter Substanz gab 0,0031 g Asche; davon waren 0,0012 g in Wasser unl\u00f6slich und bestand im wesentlichen aus Kalkphosphat. Der wasserl\u00f6sliche Teil der Asche enthielt Alkalichlorid, das offenbar * aus der Mutterlauge stammte. In einer zweiten Probe des Krystallniederschlags, der auf der Zentrifuge sorgf\u00e4ltig mit Wasser gewaschen war, konnten wir nach dem Veraschen Alkalichloride nicht nach-","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"10\n0. Sch\u00fcmm und A. Kimmeric,\nweisen. Aus obigen Zahlen berechnet sich der Gehalt des durch anhaftende Mutterlauge verunreinigten Krystallnieder-schlags an wasserunl\u00f6slicher Asche zu 1,18 \u00b0/o. H\u00f6her d\u00fcrfte der Gehalt der reinen Krystalle an Gesamtasche nicht gewesen sein, vielleicht noch niedriger.\nNach Ausf\u00fchrung einiger Vorproben haben wir den Rest der Krystalle durch Aufschwemmen in Wasser und Dekantieren von den beigemengten kleineren Teilchen befreit und ihn durch Auswaschen auf der Zentrifuge vollst\u00e4ndig gereinigt. Die Krystalle blieben dabei gr\u00f6\u00dftenteils gut erhalten und zeigten bei der (teilweise mikrochemischen) Pr\u00fcfung folgende Eigenschaften:\n1.\tSie sind in Alkohol unl\u00f6slich, in kaltem Wasser schwer, in hei\u00dfem \\\\ asser leicht l\u00f6slich ; bei gen\u00fcgender Konzentration tr\u00fcbte sich die hei\u00dfe, w\u00e4sserige L\u00f6sung beim Erkalten; die Tr\u00fcbung ist bedingt durch mikroskopische K\u00fcgelchen, die allm\u00e4hlich die Gestalt von Scheibchen mit unregelm\u00e4\u00dfig gezacktem Rand annehmen und sich mit Kaliumpermanganat braun f\u00e4rben. Eine d\u00fcnnere L\u00f6sung bleibt beim Erkalten klar, tr\u00fcbt sich bei Zusatz von Salpeters\u00e4ure und wird beim Erw\u00e4rmen wieder klar.\n2.\tSie enthalten Stickstoff (Probe von Lassaigne stark positiv) und leicht abspaltbaren Schwefel (Rraunschwarz-f\u00e4rbung beim Kochen mit Kalilauge und Bleiacetat).\n8. Sie l\u00f6sen sich in Kalilauge leicht auf, beim Neutralisieren der L\u00f6sung f\u00e4llt die Substanz aus (Bildung von Albuminat).\n4.\tSie geben die Reaktionen von Millon, Moli sch (intensiv rot), von Ehrlich (rotvioletter Ring beim Unterschichten der L\u00f6sung mit einer L\u00f6sung von p-Dimethylamido-benzaldehyd in Schwefels\u00e4ure), rotviolette Biuretreaktion und die Xanthoproteinreaktion.\n5.\tSie l\u00f6sen sich in verd\u00fcnnter und konzentrierter Schwefels\u00e4ure, in Salpeters\u00e4ure, in Salzs\u00e4ure. Setzt man zu einer Probe des Krvstallbreis auf dem Objekttr\u00e4ger wenig Salpeters\u00e4ure oder verd\u00fcnnte Schwefels\u00e4ure, so werden die Krystalle tr\u00fcb und l\u00f6sen sich auf; es verbleibt jedoch eine kaum wahrnehmbare \u00abstaubf\u00f6rmige* Tr\u00fcbung.\n6.\tSie f\u00e4rben sich mit Milions Reagens rosa und nehmen","page":10},{"file":"p0011.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022\u2022\tI\n\u00dcber Ei wei\u00dfst off im Harn bei Magencarcinom.\t11\ndabei allm\u00e4hlich Bogenform an, mit Kaliumpermanganat braun, mit Jodjodkalium braun, mit Goldchlorid gelb, mit Pikrins\u00e4ure gelb, mit Safranin rot, mit S\u00e4urefuchsin rot.\nIn Hg. 1 und 2 sind Mikrophotogramme des urspr\u00fcnglichen Krystallniederschlags wiedergegeben, in Fig. 8 das Mikrophotogramm der mit Kaliumpermanganat gef\u00e4rbten Krystalle1) (Vergr\u00f6\u00dferung 50 mal). Durch das beschriebene Verhalten sind die Krystalle als echte Eiwei\u00dfkrystalle gekennzeichnet.2)\t.\nUnsere Krystalle zeigen in allen.wesentlichen Punkten v\u00f6llige \u00dcbereinstimmung mit denen von Grutterink und de Graaf. Diese geben an, da\u00df ihre Eiwei\u00dfkrystalle sieh in kochendem Wasser v\u00f6llig l\u00f6sen und beim Abk\u00fchlen gel\u00f6st bleiben.3 4) Eine einigerma\u00dfen konzentrierte, in der Hitze hergestellte vollkommen klare w\u00e4sserige L\u00f6sung unserer Krystalle gab beim Erkalten eine starke Tr\u00fcbung, w\u00e4hrend eine sehr verd\u00fcnnte L\u00f6sung auch beim Erkalten klar blieb. Ein sicherer Unterschied im chemischen Verhalten unserer Krystalle und derer von Grutterink und de Graaf hat somit nicht nachgewiesen werden k\u00f6nnen; unsere Beobachtungen sprechen vielmehr daf\u00fcr, da\u00df beide Stoffe identisch sind. Der vollg\u00fcltige Beweis ihrer Identit\u00e4t konnte freilich nicht erbracht werden, da die kleine Menge unserer Krystalle nicht \u00e4usreichte, um die Bausteine der Substanz n\u00e4her zu bestimmen.\nMagnus-Levy beschreibt die Eigenschaften seiner Krystalle folgenderma\u00dfen:1) \u00bbDie unter einer ammoniumsulfathaltigen L\u00f6sung aufbewahrten Krystalle l\u00f6sten sich nach dem Filtrieren und Abpressen etwas langsamer in Wasser als der unkrystallisierte K\u00f6rper, immerhin gen\u00fcgend leicht. Die w\u00e4sserige L\u00f6sung wurde beim Erw\u00e4rmen stark getr\u00fcbt, bei ICK)0 wurde sie bei noch vorhandenem geringen Salzgehalt\n*) Die mikrophotographischen Aufnahmen unserer Krystalle verdanken wir Herrn W. Gurrhnelt.\n*) Vgl. A. Wich mann, \u00dcber die Krystallformen der Albumine. Diese Zeitschrift, Bd. 27, S. 575, 189t).\t* i\n3)\t1. c., S. 401.\n4)\t1. c., S. 217,218.","page":11},{"file":"p0011s0002.txt","language":"de","ocr_de":"Fi\u00ab. 2.\nFi\u00ab. 3.\nFi\u00ab. 1.","page":0},{"file":"p0012.txt","language":"de","ocr_de":"12\t0. Sch\u00fcmm und A. Kim merle, \u00dcber Eiwei\u00dfstoff im Harn.\nklar, w\u00e4hrend nach starker Dialyse, wenn das Ammoniumsulfat bis auf Spuren entfernt war, in der Siedehitze Kl\u00e4rung nicht eintrat. Die F\u00e4llungsgrenzen durch Ammoniumsulfat lagen f\u00fcr die salzfreie sehr stark verd\u00fcnnte L\u00f6sung des Bence-.lonesschen K\u00f6rpers bei 4,8, resp. 6,6 ccm Ammoniumsulfat-l\u00f6sung, also etwras h\u00f6her als im Urin. Gegen Salpeters\u00e4ure, Kochsalz, Kochsalzessigs\u00e4ure, Ferrocyankaliumessigs\u00e4ure reagierte die L\u00f6sung des krystallisierten K\u00f6rpers genau wie die des nicht krystallisierten. Die Krystalle waren noch nicht aschefrei : Bei der Salpeterschmelze ergaben sie (durch Molybd\u00e4ns\u00e4ure und Tripelphosphatniederschlag nachgewiesen) einen geringen Phosphorgehalt. Da die direkte Veraschung im Platintiegel aber eine nicht saure, sondern eine in Wasser . unl\u00f6sliche, in Salzs\u00e4ure l\u00f6sliche Asche lieferte, so darf auch hier der Phosphorgehalt wohl auf eine Beimengung von Kalk und Magnesiaphosphat bezogen werden.\u00bb\nDanach darf angenommen werden, da\u00df Magnus-Levys Krystalle in Wasser von gew\u00f6hnlicher Temperatur ziemlich leicht l\u00f6slich waren. Im Gegensatz dazu waren Grutterink und de Graafs und ebenso unsere Krystalle in Wasser von gew\u00f6hnlicher Temperatur sehr schwer l\u00f6slich. Es erscheint jedoch nicht m\u00f6glich, aus dieser Abweichung auf eine Verschiedenheit der vorliegenden Eiwei\u00dfstoire zu schlie\u00dfen, zumal die H\u00f6he des Aschegehalts von Magnus-Levys Krvstallen nicht angegeben ist.\nIm Blut, der Leber und dem Knochenmark haben wir keinen Eiwei\u00dfstoff nachweisen k\u00f6nnen, welcher die dem \u00abBence-Jonesschen Eiwei\u00dfk\u00f6rper\u00bb eigent\u00fcmliche Reaktion zeigte.\nUnsere Beobachtung beweist, da\u00df das klinische Symptom einer Bence-Jonesschen Albuminurie bestehen kann, ohne da\u00df eine Knochenmarkserkrankung nachweisbar ist. Ob etwa verschiedene einander sehr nahestehende pathologische Eiwei\u00dfstoffe Vorkommen, deren jeder dem Harn die f\u00fcr die Bence-Jonessche Albuminurie charakteristischen Eigent\u00fcmlichkeiten verleihen kann, ist noch unentschieden.","page":12}],"identifier":"lit37363","issued":"1914","language":"de","pages":"1-12","startpages":"1","title":"\u00dcber das Vorkommen eines krystallisierbaren nicht koagulierbaren Eiwei\u00dfstoffes im Harn bei einem Falle von Magencarcinom","type":"Journal Article","volume":"92"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:51:40.549067+00:00"}