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Über die Kohlenhydratgruppe in der echten Nucleinsäure. Vorläufige Mitteilung

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{"created":"2022-01-31T16:08:12.132306+00:00","id":"lit37376","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Feulgen, R.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 92: 154-158","fulltext":[{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die \u00abKohlenhydratgruppe\u00bb in der echten Nucleine\u00e4ure.\nVorl\u00e4ufige Mitteilung.\nVon\nR. Feulgen.\n(Aus dem physiologischen Institut der Universit\u00e4t Berlin.) (Der Redaktion zugegangen am 30. Juni 1914.)\nW\u00e4hrend die stickstoffhaltigen Komponenten der echten Nucleins\u00e4ure gut definiert sind, und Meinungsverschiedenheiten in dieser Hinsicht nicht mehr bestehen, wissen wir \u00fcber die Kohlenhydratgruppen der Nucleins\u00e4ure nur sehr wenig. Unsere Kenntnisse dar\u00fcber bestehen im wesentlichen in folgendem:\n1.\tNach eingreifender Spaltung mit Minerals\u00e4uren werden erhebliche Mengen L\u00e4vulins\u00e4ure1) sowie Ameisens\u00e4ure erhalten.\n2.\tDie Probe nach Moli sch f\u00e4llt positiv aus.\n3.\tNach Zersetzung der Nucleins\u00e4ure mit Alkali und Ans\u00e4uern der tiefrotbraunen Zersetzungsfl\u00fcssigkeit tritt charakteristischer Karamelgeruch auf.2)\n4.\tDie Phloroglucin-Probe ist zwar positiv, aber etwas anders als sonst bei den Zuckern.3)\n5.\tNach Abl\u00f6sung der Purinbasen vermag die Nucleins\u00e4ure Fehlingsche L\u00f6sung zu reduzieren.4)\n6.\tAuf Grund der elementaren Analyse sind 43 Atome Kohlenstoff vorhanden, von denen 19 auf die stickstoffhaltigen Bestandteile fallen, so da\u00df f\u00fcr die Kohlenhydratgruppe noch 24 = 4 X 6 Atome \u00fcbrig bleiben.R)\n*) Kossel u. Neumann, B., Bd. 27, S. 2221.\n*) R. Feulgen, Diese Zeitschrift, Bd. 91, S. 165.\n8) H. Steudel, Diese Zeitschrift, Bd. 56, S. 215.\n4) H. St eu del, Diese Zeitschrift, Bd. 55, S. 410.\n6) H. Steudel, Diese Zeitschrift, Bd. 53, S. 14 (Bd. 77, S. 497).","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die \u00abKohlenhydratgruppe* in der echten .Nucleins\u00e4ure. 155\nAuf Grund dieser Kenntnisse ist man zu dem Schlu\u00df gekommen, da\u00df in der Nucleins\u00e4ure 4 Hexosegruppen vorhanden sind, die einerseits mit der Phosphors\u00e4ure esterartig, anderseits mit den stickstoffhaltigen Komponenten glukosidartig verbunden sind. Versuche, diese Hexose durch S\u00e4urehydrolyse zu erhalten, sind stets ohne Erfolg gewesen ; immer war, wenn Phosphors\u00e4ure abgespalten war, an Stelle der erwarteten Hexose L\u00e4vulins\u00e4ure gefunden worden unter gleichzeitiger Bildung gro\u00dfer Mengen Huminsubstanzen. Auch ich konnte mich von der Unm\u00f6glichkeit und Fruchtlosigkeit dieser Versuche \u00fcberzeugen.\nAus diesem Grunde interessierte ganz besonders ein Derivat der Nucleins\u00e4ure, das schon von Kossei und Neumann1) vor vielen Jahren dargestellt worden ist, n\u00e4mlich die Thymins\u00e4ure. Diese unterscheidet sich von der Nucleins\u00e4ure lediglich durch das Fehlen der Purinbasen,2) mu\u00df also noch s\u00e4mtliche Phosphors\u00e4ure, sowie alle 4 Hexosegruppen gebunden \u00e8nthalten. Die Darstellung der Thymins\u00e4ure machte Schwierigkeiten, indem die unbedingt erforderliche und f\u00fcr den K\u00f6rper charakteristische Reduktionsf\u00e4higkeit gegen Fehling sehe L\u00f6sung leicht verloren ging.2) Ich werde nun demn\u00e4chst eine Methode beschreiben, durch die es in der Tat gelingt, einen analytisch durchaus befriedigenden K\u00f6rper mit den verlangten Eigenschaften zu erhalten. Mit Benutzung des Steudelsehen Schemas seien hier die Beziehungen zwischen der Thymins\u00e4ure und Nucleins\u00e4ure angedeutet, unter ausdr\u00fccklicher Betonung, da\u00df auch ich mich \u00fcber die Art der Phosphors\u00e4urebindung jeglichen Urteils enthalte.\nNucleinsaures Natrium\tThyminsaures Baryum\nNa-Phosphors\u00e4ure-Hexose-Guanin\tyPhosphors\u00e4ure-Hexose\nI\tBa( \u00ce\nNa-Phosphors\u00e4ure-Hexose-Adenin\txPhosphors\u00e4ure-Hexose\nNa-Phosphors\u00e4ure-Hexose-Cytosin .Phosphors\u00e4ure-Hexose-Cytosin I\tBa<^ I\nNa-Phosphors\u00e4ure-Hexose-Thymin\txPhosphors\u00e4ure-HexoserThymin\nMan erkennt in diesem Schema, da\u00df die beiden Hexosegruppen nach Aufspaltung der Glukosidbindung zahlreichen Eingriffen und Reaktionen zug\u00e4nglich geworden sind.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 22, S. 74.\n*) Steudel und Brigl, Diese Zeitschrift, Bd. 70, S. 399.","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156\nR. Feulgen,\nDie Thymins\u00e4ure liefert nun eine ganze Reihe von Reaktionen, die sich von dem entsprechenden Verhalten eigentlicher Zucker so prinzipiell unterscheiden, da\u00df ich die Anwesenheit einer \u00abHexose\u00bb, wenigstens in den Furinnucleotiden, f\u00fcr sehr unwahrscheinlich halte, da\u00df vielmehr mit Wahrscheinlichkeit ein Vertreter einer eigenartigen Klasse von K\u00f6rpern in Frage kommt, die erst vor kurzem von E. Fischer entdeckt und der Synthese zug\u00e4nglich gemacht worden ist, n\u00e4mlich die Gruppe des Glueals. *)\nF\u00fcr das Vorhandensein des Glueals oder eines dem Glucal \u00e4hnlichen K\u00f6rper sprechen folgende ganz charakteristische Reaktionen:\n1.\tDie unbekannte Kohlenhydratgruppe mu\u00df gegen Minerals\u00e4uren ganz au\u00dferordentlich empfindlich sein. Bei den Versuchen, sie aus der Thymins\u00e4ure durch S\u00e4urespaltung zu isolieren, zeigte. sich, da\u00df in dem Moment, wo eine Phosphors\u00e4ureabspaltung eintrat (in dem Augenblicke also, wo die freie \u00abHexose* \u00fcberhaupt erwartet werden konnte), auch sofort intensive Huminbildung unter vollst\u00e4ndiger Zerst\u00f6rung des hexose\u00e4hnlichen K\u00f6rpers eingesetzt hatte. Man k\u00f6nnte nun meinen, da\u00df die esterartige Bindung mit der Phosphors\u00e4ure eine sehr feste sei, und da\u00df wegen des notwendigen starken Eingriffs der Zucker zerst\u00f6rt w\u00fcrde. Dies ist aber keineswegs der Fall; vielmehr ist eine Phosphors\u00e4ureabspaltung schon durch kurzes Sieden mit ganz verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure, ja sogar durch Sieden der freien Nucleins\u00e4ure allein leicht zu erzielen; und wenn trotzdem der Zucker zerst\u00f6rt wird, so liegt dies eben an einer ganz ungew\u00f6hnlichen Empfindlichkeit des \u00abZuckers* gegen Minerals\u00e4uren. Allgemein sind nun Zucker durchaus nicht so empfindlich gegen Minerals\u00e4ure, wohl aber das Glucal,1) welches mit starker Salzs\u00e4ure schon in der K\u00e4lte in wenigen Augenblicken verharzt, desgleichen in der Hitze schon mit sehr verd\u00fcnnter S\u00e4ure.\n2.\tDie Thymins\u00e4ure ist sehr empfindlich auch gegen Alkalien, schon in Gegenwart von etwa 2\u00b0/o NaOH f\u00e4rbt sich\n\u00ab) B., Bd. 47, S. 196 (1914) u. f.","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die \u00abKohlenhydratgruppe\u00bb in der echten Nucleins\u00e4ure. 157\neine 5\u00b0/oige L\u00f6sung des Baryumsalzes gelb, beim leichten Erw\u00e4rmen, schon bei K\u00f6rpertemperatur gehl die Farbe in ein dunkles Braun \u00fcber. \u00c4hnlich verh\u00e4lt sich das Glucal.1)\n3.\tDie Thymins\u00e4ure gibt die so seltene gr\u00fcne Fichtenspanreaktion mit pr\u00e4chtiger Farbe, das Glucal als Derivat des Hydrofurans ebenfalls.1)\n4.\tDie Thymins\u00e4ure f\u00e4rbt (und das ist das Wichtigste) fuchsinschweflige S\u00e4ure und zwar tritt die F\u00e4rbung schon in Gegenwart sehr geringer Mengen von Thymins\u00e4ure in wenigen Sekunden ein und wird nach wenigen Minuten intensiv rotviolett, w\u00e4hrend in einem Parallelversuche Traubenzucker die entf\u00e4rbte Fuchsinl\u00f6sung auch nach 12 Stunden nicht ver\u00e4ndert hatte. Diese Aldehydreaktion geben aber nicht die eigentlichen Zucker, wohl aber das Glucal.1)\n5.\tDer Befund, da\u00df es sich bei der Kohlenhydratgruppe um einen dem Glucal nahestehenden K\u00f6rper handelt, mu\u00df nun sofort die Frage nach dem Molekulargewichte der Nuclein-s\u00e4ure akut werden lassen. Bekanntlich gibt absolut vakuum-trocknes nucleinsaures Natrium Stickstoff-und Phosphorwerte, die unerkl\u00e4rlich hoch (mehrere Prozente) \u00fcber den Zahlen liegen, wie sie auf Grund der zurzeit bestehenden Anschauungen erwartet werden. Dies ist auch der Grund, weshalb H. Steudel stets den Quotienten N : P als ma\u00dfgebend bei der Beurteilung der Nucleins\u00e4ure angesehen hat. Auch ich habe von dieser Methode den ausgiebigsten Gebrauch gemacht, nachdem ich mich davon \u00fcberzeugt hatte, da\u00df mit den absoluten Prozentzahlen wenig anzufangen ist. Nun sind die Molekulargewichte der zurzeit bestehenden Formeln s\u00e4mtlich auf das Vorhandensein einer \u00abHexose\u00bb C6Hlg06 hin berechnet. Ganz anders wird die Sache, wenn man mit dem Vorhandensein eines dem Glucal \u00e4hnlichen K\u00f6rpers rechnet, der die Formel CfiH10O4 hat und sich mithin um ein Minus von 2 Sauerstoffund 2 Wasserstoffatomen von einer eigentlichen \u00abHexose\u00bb unterscheidet. Nimmt man in der Nucleins\u00e4ure 4 gew\u00f6hnliche\n!) B., Bd. 47, S. 196 (1914), u. f.","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"loH R. Feulgen, \u00abKohlenhydratgruppe\u00bb in der echten Nucleins\u00e4ure.\nPhosphors\u00e4uremolek\u00fcle und 4 Molek\u00fcle eines glucal\u00e4hnlichen K\u00f6rpers von der Formel C8H10O4 an, so betr\u00e4gt das Molekulargewicht des nucleinsauren Natriums nur 1390; daraus berechnet sich der Stickstoffgehalt auf 15,12 \u00b0/o und der Phosphorgehalt auf 8,94 \u00b0/o. Gefunden wurde in einem beliebigen Pr\u00e4parate: lufttrocken: N = 12,5\u00b0/o, P = 7,3\u00b0/o; Gewichtsabnahme \u00fcber Phosphorpentoxyd im Hochvakuum bei 60\u00b0 18\u00b0/o, mithin liefert das Pr\u00e4parat vakuumtrocken die Zahlen N = 15,2 berechnet f\u00fcr C43H47025N15Na4 15,1 P= 8,9\t8,9\nAlso auch hier eine \u00fcberraschende \u00dcbereinstimmung mit den obigen Ausf\u00fchrungen.\nZurzeit bin ich mit Versuchen zwecks Isolierung dieses merkw\u00fcrdigen K\u00f6rpers besch\u00e4ftigt, welche Arbeiten ich mir Vorbehalte.\nDie Untersuchungen werden zum Teil mit Mitteln aus der \u00abGr\u00e4fin Bose-Stiftung ausgef\u00fchrt.","page":158}],"identifier":"lit37376","issued":"1914","language":"de","pages":"154-158","startpages":"154","title":"\u00dcber die Kohlenhydratgruppe in der echten Nucleins\u00e4ure. Vorl\u00e4ufige Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"92"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:08:12.132311+00:00"}

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