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{"created":"2022-01-31T15:23:44.373517+00:00","id":"lit37463","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"K\u00f6r\u00f6sy, Korn\u00e9l v.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 62: 68-79","fulltext":[{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"Ober parenterale Eiwei\u00dfzufuhr.\nVon\nKorn\u00e9l v. K\u00f6r\u00fcsy, Assistent des Institutes.\n(Aus dem physiologischen Institut der Budapester Universit\u00e4t. Direktor t Professor Dr. Ferdinand v. Klug.)\n(Der Redaktion zugegangen am 11. August 1909 )\nVerabreichen wir irgend einen Stoff parenteral, so tun wir dies in der Absicht das Schicksal desselben im Organismus bei Ausschlu\u00df der Wirkungen des Darmkanales zu verfolgen. Ob wir aber hiermit diesen Zweck erreichen, bleibt fraglich^ da doch der Blutstrom den injizierten K\u00f6rper auch in die Darmgef\u00e4\u00dfe bringt, wo er eventuell aus denselben austreten und den Wirkungen des Darmkanales unterliegen kann, wie dies Weinland1) f\u00fcr den Stoffwechsel des Embryo in einer Anmerkung kurz andeutet. Um die Wirkungen des Darmkanales sicher auszuschlie\u00dfen, m\u00fcssen wir also den Darm aus der Zirkulation aussehalten. Dies versuchte ich in meinen hier zu beschreiben-den Versuchen zu tun.\nFreund2) stellte bekanntlich die Theorie auf, da\u00df das Eiwei\u00df durch die Organe nur dann abgebaut werden kann, wenn es vorher als Darmsaft in das Darmlumen sezerniert und von dort aus in gewisser Beziehung ver\u00e4ndert wieder resorbiert wurde. Er folgert dies daraus, da\u00df er bei intravitaler Leberdurchblutung den Gehalt des Blutes an Rest-N nur dann erh\u00f6ht fand, wenn auch der Darm in den Blutkreis aufgenommen wurde. Die Deutung dieser Blutanalysen ist aber sehr schwierig und Freunds Theorie widerspricht anderseits so sehr unserer bisherigen Auffassung, da\u00df wir, um \u00fcber ihre Richtigkeit urteilen zu k\u00f6nnen, unbedingt weiterer Versuche bed\u00fcrfen. Im Verlaufe meiner Versuche \u00fcber Eiwei\u00dfresorption3) fand ich nun das merkw\u00fcrdige Verhalten, da\u00df bei hungernden Hunden, deren Blutkreislauf nahezu vollst\u00e4ndig auf den Darm beschr\u00e4nkt war, der Eiwei\u00dfgehalt des Blutes, auf gleichen H\u00e4moglobingehalt redu-","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber parenterale Eiwei\u00dfzufuhr.\t69\nziert, unter vier F\u00e4llen dreimal kleiner wurde, einmal unver\u00e4ndert blieb. Die Deutung lag nahe, da\u00df das Eiwei\u00df in das Darmlumen sezerniert wurde. Die hier mitgeteilten Versuche, die n\u00e4here Aufkl\u00e4rung bringen sollten, begann ich gleich damals, konnte sie aber erst jetzt beendigen.\nUnterdessen erschien die Arbeit von Freund und P o p p e r,4) in welcher dieselben Peptonl\u00f6sungen bei Hunden, deren Nierengef\u00e4\u00dfe unterbunden waren, intraven\u00f6s injizierten, und die N-Verteilung des Blutes und der Organe danach untersuchten. Sie fanden den Rest-N-Gehalt des Blutes 20 Minuten nach der Injektion bei Hunden, deren Magen und Darm unterbunden wurde, gr\u00f6\u00dfer, als in den Versuchen mit passierbarem Darme ; in ersterem Falle zeigte sich auch die n\u00e4here Zusammensetzung des Rest-N, die durch Gerbs\u00e4ure und Phosphorwolframs\u00e4ure f\u00e4llbaren Fraktionen desselben, von der Zusammensetzung der injizierten Fl\u00fcssigkeit weniger verschieden, als in den Versuchen ohne Unterbindung des Darmes. Ferner fanden sie den N-Gehalt der Darmwand nach intraven\u00f6ser Injektion verdauten Fleisches auffallend erh\u00f6ht (S. 311). Diese Resultate sprechen also f\u00fcr die Richtigkeit der erw\u00e4hnten Auffassung von Freund.\nZugunsten dieser Auffassung kann ich ferner folgende Beobachtungen anf\u00fchren. Nach Neumeisters Angabe5) tritt hei Hunden Pepton nach intraven\u00f6ser Injektion im Darmlumen auf, was aber von Freund und Popper (S. 279) nicht best\u00e4tigt wird. L\u00f6tsch6) fand bei N-freier Nahrung einen auffallend hohen N-Gehalt des Darminhaltes. London und Polo wzowa7) beobachteten an Fistelhunden dasselbe, sowie eine R\u00fcckresorption in tieferen Darmteilen des in die oberen Teile ergossenen N-es. Borchardt8) erhielt nach intraven\u00f6ser Injektion von Hemielastin die st\u00e4rkste Hemielastinreaktion in der Darmwand. Desgleichen l\u00e4\u00dft sich als analoger Befund aus dem Gebiete des Kohlenhydratstoffwechsels die Beobachtung Croftans9) anf\u00fchren, da\u00df, nach Injektion einer Dextrosel\u00f6sung in einen Ast der Pfortader, der Darminhalt reich an Dextrose ist.\nWas nun meine Versuche anbelangt, so war mein Versuchsplan der folgende. Ich wollte bei Hunden die Darmzir-","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\nKorn\u00e9l v. K\u00f6r\u00f6sy,\nkulation ausschlie\u00dfen, ohne aber die Zirkulationsverh\u00e4ltnisse der \u00fcbrigen Bauchorgane \u2014 haupts\u00e4chlich die der Leber \u2014 zu st\u00f6ren. Darum unterband ich die Art. mesent. infer, und leitete das Blut der Art. mesent. super, in den Hauptast der Pfortader. Hierbei war allerdings der Magen und der oberste Teil des D\u00fcnndarmes, sowie auch das kleine Gebiet der Artt. haemorrh. aus der Zirkulation nicht ausgeschlossen. Wird nun dem Hunde eine Eiwei\u00dfl\u00f6sung intraven\u00f6s injiziert, und kann der Organismus Eiwei\u00df \u00fcberhaupt nur dann verarbeiten, wenn es vorher den Darm passierte, so war zu erwarten, da\u00df das Eiwei\u00df in gro\u00dfer Quantit\u00e4t in den Harn \u00fcbertreten wird. Die Untersuchung des Harnes auf Eiwei\u00df mu\u00dfte sich aber quantitativ gestalten, da es sich herausstellte, da\u00df bei einfacher Ausschaltung der Darmzirkulation im Harne Eiwei\u00df auftritt, wie dies ja nach Slosses Versuchen10) zu erwarten war, der nach Unterbindung der Darmarterien dasselbe fand. Es entstand also die Notwendigkeit, verschiedene Kontrollversuche auszuf\u00fchren.\nDie Ausf\u00fchrung der Operation geschah auf folgende Weise. Die Bauchh\u00f6hle wurde in Morphin-Chloroform-\u00c4thernarkose in der Mittellinie ge\u00f6ffnet, die Art. mesent. super, auf einer l\u00e4ngeren Strecke freipr\u00e4pariert, die 3 ersten Seiten\u00e4ste unterbunden, dann auch ihr Stamm m\u00f6glichst peripher. Hiernach wurde die Art. mesent. infer, an ihrer Ursprungsstelle unterbunden. Von der Seite der Pfortader brauchte ich ein m\u00f6glichst langes St\u00fcck. Die drei obersten Seiten\u00e4ste lie\u00df ich frei, damit Milz und m\u00f6glichst auch Pankreas (in Versuch Nr. XI war vielleicht eine gr\u00f6\u00dfere Pankreasvene auch unterbunden) aus dem Blutkreise nicht ausgeschlossen seien; die folgenden 4\u20145 Seiten\u00e4ste der V. mesent. super, wurden unterbunden, darin diese selbst m\u00f6glichst tief unterbunden und abgeschnitten. Die Venenwand wurde um einen kleinen Metallring gest\u00fclpt, die Gekr\u00f6sewurzel durchstochen und der Metallring in das (manchesmal unter der erw\u00e4hnten Unterbindungsstelle der drei Seiten\u00e4ste) abgeschnittene Ende der Art. mesent. super, geschoben, auf die Art, wie Biedln) die Eck sehe Fistel anlegte.*) Nachdem ich mich \u00fcberzeugt hatte\n*) meiner obenerw\u00e4hnten Arbeits) wurde diese Methode irrt\u00fcmlicherweise v. Bielka zugeschrieben.","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber parenterale Eiwei\u00dfzufuhr.\t71\nda\u00df der Kreislauf richtig hergestellt war, vern\u00e4hte ich den Bauchschnitt. Bei Versuch Nr. XII wurden die beiden Darm-arterien einfach unterbunden, die Anastomose mit der Pfortader unterlassen, ohne da\u00df sich das Versuchsergebnis anders gestaltet h\u00e4tte. Zu bemerken ist noch, da\u00df die Art. mesent. infer, nur von Versuch Nr. IX ab unterbunden wurde.\nDie Injektion geschah in der V. jugul. in einer dem K\u00f6rpergewichte ungef\u00e4hr \u00e4quivalenten Menge; sie dauerte ungef\u00e4hr eine halbe Stunde. Bei den Injektionsversucheh ohne Ausschaltung der Darmzirkulation wurde der Hund vor Beginn der Injektion ungef\u00e4hr 1V* Stunden lang in Morphin-Chloro-form-Athernarkose gehalten, um die Versuchsbedingungen m\u00f6glichst gleichf\u00f6rmig zu gestalten. Das injizierte fremdartige, Schweine- oder Pferdeserum wurde vorher zur Vorsicht eine Stunde lang nach dem Vorgehen von Friedenthal und Le-wandowski1*) bis zur beginnenden Opalescenz erw\u00e4rmt, dann filtriert. Das ben\u00fctzte Vitellin (Gr\u00fcbler) war in einer 0,9\u00b0/oigen Kochsalzl\u00f6sung gel\u00f6st, der etwas konzentrierte Sod\u00e4l\u00f6sung zugef\u00fcgt war. Die Hunde wurden dann in den K\u00e4fig gelegt. Sie waren zwar matt, doch zeigten sie in der Mehrz\u00e4hl der F\u00e4lle ein normales Verhalten; einigemal jedoch waren sie \u00e4u\u00dferst matt, atmeten auch manchmal schwer, und zwar kam dies auch bei einigen Kontrollversuchen ohne Injektion vor, und eine auffallende Mattigkeit auch bei einem Injektionsversuch ohne Ausschlie\u00dfung der Darmzirkulation. Ebenso war bei allen Arten von Versuchen eine Temperaturerniedrigung zu beobachten. In der Mehrzahl der F\u00e4lle hatten die Hunde eine st\u00e4rkere oder schw\u00e4chere blutige Diarrh\u00f6e; sie war wohl die Folge der Unterbindung der Darmgef\u00e4\u00dfe, da ich bei der Unterbindung der Art. mesent. inf. beobachten konnte, wie die Serosa hyper\u00e4misch wurde und wie momentan Blutungen auftraten. Doch trat in Versuch Nr. VIII, wo eine Vitellinl\u00f6sung ohne Unterbindung der Darmgefa\u00dfe einfach injiziert wurde, dieselbe blutige Diarrh\u00f6e auf, was auch der Grund daf\u00fcr war, da\u00df ich zu den sp\u00e4teren Versuchen wieder zu den Seruminjektionen zur\u00fcckkehrte. Am n\u00e4chsten Morgen (24 Stunden nach Beginn der Operation) fand ich bei den ersten Versuchen den Hund","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\nKorn\u00e9l v. K\u00f6r\u00f6sy,\ntot vor, darum t\u00fctete ich bei den sp\u00e4teren Versuchen die Hunde nach der zweiten Blutentnahme; nur der eine Hund Nr. XUI starb vorzeitig.\nDie Blase wurde vor Beginn der Operation mit dem Katheter entleert, ebenso 4\u201410 Stunden nach Beginn der Injektion. Beide Harne wurden qualitativ mittels der Koch-, Sulfo-salicyls\u00e4ure-, Ferrocyankalium- und Hell ersehen Proben, der zweite und in den sp\u00e4teren Versuchen auch der erste Harn, auch quantitativ auf Eiwei\u00df untersucht. Die quantitative Bestimmung geschah in den ersten Versuchen durch einfache Koagulierung nach Kochsalzzusatz bis zu ca. 2\u00b0/o (nach Oppenheimer,1*) in den sp\u00e4teren nach Devoto, in Versuch Nr. XIV ebenso, aber mit MgS04 an Stelle von (NH4)2S04. Die mitgeteilten Werte sind meistens Mittelwerte aus Doppelanalysen und sind in Milligrammen koagulierbarem N angegeben. Um eine eventuelle Ver\u00e4nderung des N-Gehaltes des Blutes zu konstatieren, wurde vor Beginn der Injektion bezw. bei Versuch Nr. IX (Ausschaltung) vor Beginn der Operation, und nach der zweiten Harnentnahme aus der Jugularis je eine Blutprobe entnommen, in einigen Kubikzentimetern einer L\u00f6sung von Natriumcitrat aufgefangen und darin der N in je zweimal 2 ccm sowie auch, zur ungef\u00e4hren Reduktion auf gleichen Wassergehalt, das H\u00e4moglobin nach Fleischl-Miescher bestimmt. In diesen Versuchen, wo die die Blutk\u00f6rperchen bildenden und zerst\u00f6renden Organe im Blutkreisl\u00e4ufe belassen sind, besitzt diese Korrektur nur einen \u00e4u\u00dferst geringen Wert, so da\u00df die Genauigkeit der Fleischl-Miescherschen Methode gen\u00fcgend ist. Der Verd\u00fcnnungsgrad des Blutes wurde darum auch nur ann\u00e4hernd durch Volumenmessung bestimmt und die gefundenen Werte dementsprechend auf reines Blut reduziert. Ich will ausdr\u00fccklich betonen, da\u00df den Ergebnissen der Blutuntersuchung bei dieser Versuchsweise \u00fcberhaupt keine allzugro\u00dfe Bedeutung zuzumessen ist.\nIn beigegebener Haupttabelle stelle ich s\u00e4mtliche gewonnenen Werte \u00fcbersichtlich zusammen. Die weiteren Tabellen sind aus diesen Werten berechnet. Die qualitative Untersuchung auf Eiwei\u00df ergab in nahezu allen F\u00e4llen bei dem vorher ge-","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"Haupt libelle.\nCher parenterale Eiwei\u00dfzufuhr.\t73\nX \u00a9 X \u00a9 ->1\n\u00a9 \u00a9. \u00ab*\u2022 W X \u00ab*\nt* SV\n\u00ab 55\t\u00ab\t\u00ab tM~ *4>~ c\u00bb~\n\n<M X\nK j>i x *m\nX '\nI bJS\n2 S 2 \u00e4\nT1 ^1.\t00 ' CM (Tl\n\u2019M* ?! \u00e7vf y; aa\"\nSP s \u00e7\nX \u00a9 x \u00bb*\nfri >:\n\u00a9 *\u25a0\u00ab x \u00a9\u201c\n\u00a9 \u00a9 OJ X >:\nx \u00bb \u00bb** oj \u00e7e\n*\u00e2X\u00a9\u2018*-\u00ab4<\u00e70XI>XXI>\u00bbO\u00a9\nCS\ni> w \u00a9_ >n\n*4^ >q q X\n\u00a9 \u00a9 x \u00a9 x \u00a9 \u00a9 e\u00bb es'\u00a9'\u00a9 x\nC\u2019S\u00ef'B .\u00c7\nc \u25a0\n> \u00a3\n*) fiei Jen Inje^tionsyersuchen von'Beginn, der Injektion,.bei denen mit blo\u00dfer Ausschaltung von der Abklemmung der Art. mesent. super., bei Versuch Nr. IV von Beginn der Narkose an berechnet.\n*) Ca. 10 Minuten nach Abklemmung der Art. mesent. super, entnommen.\n3)\tBlase vorher unvollst\u00e4ndig entleert?\n4)\tDer Grad der Verd\u00fcnnung durch die Natriumcitratl\u00f6suug unsicher.","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74\nKorn\u00e9l v. K\u00f6r\u00f6sy,\nwonnenen Harne einen negativen oder so schwach positiven Befund, da\u00df die Harne als eiwei\u00dffrei gelten konnten ; trotzdem ergab die quantitative Bestimmung nach Devoto einen kleinen Gehalt an koagulierbarem N, ungef\u00e4hr 5 mg in 100 ccm Harn. Deutlich positiv waren die Harne in den Versuchen Nr. IX und XII. Nicht untersucht wurden vor Beginn des Versuches die Harne der Versuche Nr. II, IV (Narkose) und X. Die zu Ende des Versuches entnommenen Harne zeigten alle positive Eiwei\u00dfreaktionen, mit Ausnahme von Versuch Nr. IV (Narkose).\nEin Blick auf die quantitativen Verh\u00e4ltnisse zeigt schon, da\u00df in den Versuchen mit Ausschaltung der Darmzirkulation und Eiwei\u00dfinjektion nur minimale Eiwei\u00dfmengen im Harne auf-treten. Dies Resultat ist so augenscheinlich, da\u00df die Abweichungen der Ergebnisse der Parallelversuche sowie die einzelnen, in der Tabelle besonders bezeichneten Werten, anhaftenden Ungenauigkeiten gar nicht in Betracht kommen; es handelt sich eben nur um die Bestimmung der Gr\u00f6\u00dfenordnung. Bevor ich aber zu den Hauptversuchen \u00fcbergehe, will ich erst \u00fcber die Ergebnisse der Kontrollversuche berichten. In Versuch Nr. IV erhielt der Hund eine Morphininjektion und wurde w\u00e4hrend zweier Stunden in Chloroform-\u00c4thernarkose gehalten, ebenso wie in den \u00fcbrigen Versuchen. Der 7 Stunden danach entnommene Harn war, wie erw\u00e4hnt, qualitativ eiwei\u00dffrei.\nNach Injektion von vorerhitztem Schweineserum (Nr. VI und VII) trat im Harne positive Eiwei\u00dfreaktion auf, ohne da\u00df jedoch der quantitative Gehalt an koagulierbarem N den Durchschnittswert der vorher gewonnenen Harne \u00fcbertroffen h\u00e4tte. Nach Vitellininjektion (Nr. VIII) war die ausgeschiedene Menge etwas gr\u00f6\u00dfer; auch enthielt der 24 Stunden nach Beginn der Injektion entnommene Harn noch Eiwei\u00df und zwar 7 mg koagulierbaren N in 100 ccm, w\u00e4hrend der weitere 24 Stunden sp\u00e4ter erhaltene Harn qualitativ eiwei\u00dffrei war. Durchschnittlich enthielten die Harne bei den Injektionsversuchen 4 mg koagulierbaren N, also so viel, wie der normale Hundeharn.\nBei Ausschaltung der Darmzirkulation ohne Injektion (Nr. II, III, IX) trat hingegen eine Eiwei\u00dfmenge im Harne auf, die diesen Wert um das vierfache \u00fcbertraf: durchschnittlich 18 mg koagulier-","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber parenterale Eiwei\u00dfzufuhr.\t75\nbarer N in 100 ccm Harn. Um nun bei den Hauptversuchen mit Ausschlie\u00dfung der Darmzirkulation und Injektion von Eiwei\u00df zu sehen, wie viel von dem im Harne erscheinenden Eiwei\u00dfe dem \u00dcbertritte von injiziertem Eiwei\u00df entspricht, oder jedenfalls durch diese Injektion bedingt ist, m\u00fcssen wir die durch einfache Ausschlie\u00dfung der Darmzirkulation verursachte Eiwei\u00dfausscheidung in Abzug bringen. Hierzu rechne ich s\u00e4mtliche Versuche auf 8 Stunden \u2014 die ungef\u00e4hre mittlere Versuchsdauer \u2014 um. Gleichzeitig reduziere ich auf 1 kg K\u00f6rpersubstanz; die injizierte Menge war n\u00e4mlich auch, wie erw\u00e4hnt, dem K\u00f6rpergewichte ungef\u00e4hr proportional gew\u00e4hlt. Folgende Tabelle I enth\u00e4lt diese Umrechnungen der bei Ausschlie\u00dfung der Darmzirkulation ohne Eiwei\u00dfinjektion erhaltenen Werte.\nTabelle I.\nNr. des Versuches\tIn 8 Stunden ausgeschieden mg koagulabler N\tDasselbe pro 1 kg K\u00f6rpergewicht\n11\t1,5\t0,15\nIII\t10,0\t1,0/\nIX\t5,4\t0,6 .\nMittel\t\t5,8\t0,6\nTabelle 11.\nNr. des Versuches\tInjiziert g N pro kg K\u00f6rpergewicht\tIn 8 Stunden ausgeschieden mg koagulabler N\t* Dasselbe pro 1 kg K\u00f6rpergewicht\nV\t0,13\t15,5\tu\nX (Vit.)\t0,06\t13,2\t1,9\nXI (Vit.)\t0,06\t7.6\t0,8\nXII\t0,14\t12,0\t1,3\nXIII\t0,12\t3,2\t0,4\nXIV\t0,11\t5,1\t0,6\nMittel. .\t0,10\t9,4\t1,0","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"Korn\u00e9l v. K\u00fcr\u00f6sy,\nIn Tabelle II stelle ich die Ergebnisse der Versuche mit Ausschlie\u00dfung der Darmzirkulation und parenteraler Eiwei\u00dfinjektion zusammen. Die Werte sind ebenso, wie in Tabelle I, auf 8 Stunden und 1 kg K\u00f6rpergewicht reduziert.\nVon dem durchschnittlich ausgeschiedenen 1,0 mg koagulierbarem N sind 0,6 mg, als durch die Ausschlie\u00dfung der Darmzirkulation bedingt, abzuziehen. Da durchschnittlich pro Kilogramm K\u00f6rpergewicht 100 mg N injiziert wurden, so ergibt sich, da\u00df bei Ausschlie\u00dfung der Darmzirkulation durchschnittlich ll2\u00b0/o der injizierten N-Menge in den ersten 8 Stunden im Harne ausgeschieden wird. Nach Vitellininjektion wurde mehr ausgeschieden als nach Seruminjektion, was dem Verhalten der Injektionsversuche ohne Ausschlie\u00dfung der Darmzirkulation (Versuch VI, VII, VIII) entspricht. Von 60 mg pro Kilogramm K\u00f6rpergewicht injiziertem Vitellin-N erscheinen bei Ausschlie\u00dfung der Darmzirkulation im Harne durchschnittlich (nach Abzug von 0,6 mg) 0,75 mg, also l,3\u00b0/o, w\u00e4hrend von den durchschnittlich injizierten 125 mg Serum-N nur 0,25 mg erschienen, also 0,2 \u00b0/o.\nEs erscheinen also trotz Ausschaltung der Darmzirkulation nur verschwindend kleine Bruchteile des injizierten Eiwei\u00dfes als solches im Harne. Das Eiwei\u00df wurde also irgendwie im K\u00f6rper retiniert ; ob es auch abgebaut wurde, dar\u00fcber sagen meine Versuche nichts aus. Jedenfalls sprechen aber diese Versuchsergebnisse eher gegen als f\u00fcr die Richtigkeit der Annahme, da\u00df jedes Eiwei\u00df, um im Organismus abgebaut werden zu k\u00f6nnen, fr\u00fcher den Darm passieren mu\u00df.\nF r e u n d und P o p p e r s4) oben erw\u00e4hnte Resultate sprachen f\u00fcr die Richtigkeit dieser Annahme. Der Grund dieses Widerspruches mag vielleicht darin begr\u00fcndet sein, da\u00df sie zu ihren Versuchen Pepton w\u00e4hlten; Hofmeister14) bestimmte n\u00e4mlich auf polarimetrischem Wege, da\u00df langsam in die Blutbahn injiziertes Pepton zu ca. 80\u00b0/o in den Harn \u00dcbertritt, w\u00e4hrend bekanntlich Eiwei\u00dfk\u00f6rper, vom Ovalbumin abgesehen, h\u00f6chstens in Spuren im Harne erscheinen. Dann wurde in Freund und Poppers Versuchen mit vollst\u00e4ndiger Abbindung des Darmes auch die Art. coel. und somit die Leber aus der Zirkulation","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber parenterale Eiwei\u00dfzufuhr.\t77\nausgeschlossen, der bei der Verarbeitung parenteral gegebenen Eiwei\u00dfes vielleicht eine wichtige Rolle zukommt ;\u00ab) w\u00e4hrend in meinen Versuchen die Leber einerseits das Blut der Art. mesent. super, zugeleitet bekam, anderseits durch die Artt. hepp.\u2019 und Art. -V. lienal. mit Blut versorgt wurde. Aber abgesehen hiervon ist der Versuchsplan in beiden Versuchsreihen ein so verschiedener, da\u00df erst weitere Versuche es erm\u00f6glichen werden, beiderlei Versuchsergebnisse einheitlich darzustellen.\nDer Eiwei\u00df- und H\u00e4moglobingehalt des Blutes zeigte folgendes Verhalten (s. Haupttabelle). In den Versuchen mit Injektion von Schweineserum (Nr. VI, VII) sowie bei einfacher Ausschaltung der Darmzirkulation (Nr. IX) waren die Werte zu Ende des Versuches von denen zu Anfang nicht verschieden; bei Injektion der Vitellinl\u00f6sung (Nr. VIII) stiegen beide Werte ungef\u00e4hr im gleichen Verh\u00e4ltnisse an, das Blut erlitt also eine ungef\u00e4hr gleichm\u00e4\u00dfige Eindickung. Bei den Versuchen mit Ausschaltung der Darmzirkulation und Seruminjektion (Nr. XII, XIV) stiegen Eiwei\u00df- und H\u00e4moglobingehalt im Verlaufe des Versuches noch st\u00e4rker an, die erlittene Eindickung war also hochgradig. Dieses merkw\u00fcrdige Verhalten kann daraus nicht erkl\u00e4rt werden, da\u00df die Wasserzufuhr durch den Darm ausblieb, weil, bei einfacher Ausschaltung der Darmzirkulation, wie erw\u00e4hnt, dies nicht der Fall ist. In dem Versuche mit Vitellininjektion und Ausschaltung der Darmzirkulation (Nr. XI) nahmen beide Werte sehr stark zu, die Zunahme des H\u00e4moglobins war aber viel gr\u00f6\u00dfer, als die des Eiwei\u00dfgehaltes. Das H\u00e4moglobin nahm \u00fcbrigens in allen Versuchen etwas st\u00e4rker zu als der N, so da\u00df der auf den anf\u00e4nglichen H\u00e4moglobingehalt berechnete N-Gehalt im Verlaufe der Versuche immer etwas abnahm. Dies ist aus folgender Tabelle III ersichtlich, in welcher das eigenartige Verhalten des Versuches mit Ausschaltung der Darmzirkulation und Vitellininjektion klar zum Ausdruck kommt. (Vers. VII und XII ausgelassen ; s. Haupttab. Anmerkung.)\nDieses Verhalten der Blutzusammensetzung will ich nur einfach registrieren, ohne daraus weitergehende Schl\u00fcsse zu ziehen.","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"78\nKorn\u00e9l v. K\u00f6r\u00f6sy,\nTabelle III.\nNr. des Ver- suches\tArt des Versuches\t100 ccm Blut enthalten g koagulablen N\t\tReduzierter Endwert in \u00b0/o des Anfangswertes\n\t\tanfangs\tzu Ende, auf den anf\u00e4ngl. Hb-Wert reduziert\t\nVI.\tSchweineserum . . .\t3,10\t2,88\t92,9\nVIII.\tVitellin\t\t2,93\t2,86\t97,6\nIX.\tAusschaltung ....\t2,94\t2,80\t95,2\nXI.\tVitellin ; Ausschaltung\t3,28\t2,66\t81,1\nXIV.\tPferdeserum; Ausschalt.\t3,23 \u25a0\t3,17 r\t98,1\nIm Verlaufe meiner Versuche machte ich noch folgende Beobachtung, die ich nicht unerw\u00e4hnt lassen will. Bei meinen Hauptversuchen mit Injektion bei Ausschlie\u00dfung der Darmzirkulation fand ich den n\u00f6tigenfalls anges\u00e4uerten Harn zu Ende des Versuches oft auffallend tr\u00fcbe. Das zentrifugierte Sediment zeigte sich als haupts\u00e4chlich aus Lymphocyten bestehend. Hie und da fanden sich auch Zylinder, niemals aber rote Blutk\u00f6rperchen. Die Vermehrung der Lymphocyten war besonders auffallend bei den Versuchen mit Vitellin; in den Serumversuchen war dies Verhalten nicht konstant. Um ein ann\u00e4herndes Urteil \u00fcber die Menge der ausgeschiedenen Lymphocyten zu bekommen, bestimmte ich in Versuch Nr. V. den N-Gehalt des filtrierten und mit hei\u00dfem Wasser gewaschenen Sedimentes, welches, wie gesagt, nahezu nur aus Lymphocyten bestand; ich fand 16,6 mg N in den 25,5 ccm Harn. In Versuch Nr. XI, wo im Harne die Menge der Lymphocyten stark erh\u00f6ht schien, zeigte das im Eiskasten gehaltene Blut, allerdings 1 bezw. VI2 Tage sp\u00e4ter untersucht, in \u00dcbereinstimmung mit Freund und Poppers Befunde zu Ende des Versuches etwas weniger Lymphocyten, als zu Anfang: Zu Anfang 17000, zu Ende 12000, bezw. auf den H\u00e4moglobingehalt des ersten Blutes reduziert: 8500.\nDas wesentliche Ergebnis dieser Versuche ist also, da\u00df bei Hunden, deren Darmzirkulation nahezu ausgeschlossen wurde,","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber parenterale Eiwei\u00dfzufuhr.\t79\nvon intraven\u00f6s injiziertem Eiwei\u00df, fremdartigem Serum oder Vitellin, nur \u00e4u\u00dferst geringe Mengen in den Harn \u00fcbertreten.\nLiteratur.\n1.\tWeinland, Zeitschrift f. Biol., Bd. XLVII, S. 282 (1906).\n2.\tFreund, Zeitschrift f. exp. Path. u. Ther., Bd. Ill, S. 1 (1907).\n3.\tKor\u00f6sy, Diese Zeitschrift, Bd. LVII, S. 267 (1908)\n4.\tFreund und Popper. Biochem. Zeitschrift, Bd. XV, S. 272 (1909).\n5.\tNeumeister, Zeitschrift f. Biol., Bd. XXVII, S. 309 (1890).\n6.\tL\u00f6tsch, Arch. f. wiss. und prakt. Tierheilk., Bd. XXXIV, S. 78\n(1907).\n7.\tLondon u. Polowzowa, Diese Zeitschrift, Bd. LVI, S. 512 (1908).\n8.\tBorchardt, ebenda, Bd. LI, S. 506 (1907).\n9.\tCroftan, Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. CXXVI, S. 407 (1909).\n10.\tSlosse, Zeitschrift f. (Anat. u.) Physiol.,. 1890, S. 482.\n11.\tBiedl und Winterberg, Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. LXXXVIII, S. 182 (1902).\n12.\tFriedenthal und Lewandowsky, Arch. f. (Anat.u.) Physiol., 1899, S. 531.\n13.\tOppenheimer, Hofmeisters Beitr., Bd. IV, S. 263 (1904).\n14.\tHofmeister, Diese Zeitschrift, Bd. V, S. 125 (1881).\n15.\tK5r\u00f6sy, Ber. d. XVIII. internat, mediz. Kongr. zu Budapest, 1909, Bd. II, S. 133.","page":79}],"identifier":"lit37463","issued":"1909","language":"de","pages":"68-79","startpages":"68","title":"\u00dcber parentale Eiwei\u00dfzufuhr","type":"Journal Article","volume":"62"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:23:44.373523+00:00"}