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{"created":"2022-01-31T16:43:08.500273+00:00","id":"lit37470","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"},{"name":"Wolfgang Weichardt","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 62: 120-128","fulltext":[{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Gehalt des Kaninchenserums an peptolytischen Fermenten unter verschiedenen Bedingungen.\nII. Mitteilung.\nVon\nEmil Abderhalden und Wolfgang Weichardt.\nMit neun Kurvenzeichnungen.\n(Aus dem physiologischen Institut der tier\u00e4rztlichen Hochschule. Berlin,) il>er Redaktion zugegangen am 27. Juli 1909.)\nEs ist k\u00fcrzlich darauf hingewiesen worden,1) da\u00df das Plasma von Hunden und auch von Kaninchen nach der parenteralen Zufuhr von Eiwei\u00dfk\u00f6rpern \u2014 Pferdeserum und Eiereiwei\u00df \u2014 das Dipeptid Glycyl-l-tyrosin rascher und vollst\u00e4ndiger spaltet als das Plasma normaler Tiere. Besonders eindeutig waren die Versuche mit Hunden. Es schien uns nun von der gr\u00f6\u00dften Wichtigkeit, festzustellen, ob es auch gelingt, nach Zufuhr von Eiwei\u00dfabbauprodukten \u00e4hnliche Erscheinungen hervorzurufen. Wir w\u00e4hlten zu den Versuchen durch partielle Hydrolyse mit 70 \u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure in der K\u00e4lte erhaltenes Pepton aus Seide. Es wurden 500 g Seide mit 2500 ccm 70\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure \u00fcbergossen und das Gemisch bei Zimmertemperatur aufbewahrt. Die Seide war nach kurzer Zeit vollst\u00e4ndig in L\u00f6sung gegangen. Nach dreit\u00e4gigem Stehen wurde die Schwefels\u00e4ure quantitativ mit Baryt entfernt und das abfiltrierte Baryum-sulfat wiederholt mit Wasser ausgelaugt. Die vereinigten Filtrate wurden nunmehr unter vermindertem Druck eingeengt und die auf etwa 51 konzentrierte L\u00f6sung mit Phosphorwolframs\u00e4ure\n\u2018) Emil Abderhalden und Ludwig Pincussohn, \u00dcber den Gehalt des Hundeplasmas an peptolytischen Fermenten unter verschiedenen Bedingungen. Diese Zeitschrift, Bd. LXI, S. 199, 1909.","page":120},{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"Peptoly tische Fermente des Kaninchenserums. II. 121\ngef\u00e4llt. Der Niederschlag wurde abgesaugt, scharf abgepre\u00dft und in der \u00fcblichen Weise mit Baryt zerlegt. Schlie\u00dflich wurde der \u00dcberschu\u00df an Baryt quantitativ mit Schwefels\u00e4ure entfernt und das Filtrat vom Baryumsulfat unter vermindertem Druck auf ungef\u00e4hr 50 ccm eingedampft. Die dickfl\u00fcssige Masse wurde nun unter fortw\u00e4hrendem Umr\u00fchren langsam in absoluten Alkohol eingetropft. Die zun\u00e4chst flockige, fast farblose F\u00e4llung wurde abgesaugt und mit w\u00e4sserigem Methylalkohol ausgekocht. Ein gro\u00dfer Teil ging in L\u00f6sung und lie\u00df sich mit \u00c4ther in Form eines farblosen Pulvers f\u00e4llen. Die Ausbeute an diesem Pr\u00e4-parat betrug 100 g.\nDas so gewonnene Pepton gab starke Biuretreaktion und Mil Ions Reaktion. Nach Zusatz einer ges\u00e4ttigten Ammonsulfatl\u00f6sung trat flockige F\u00e4llung auf. Ges\u00e4ttigte Kochsalzl\u00f6sung bewirkte an und f\u00fcr sich keine F\u00e4llung, wohl aber trat ein Niederschlag auf, sobald verd\u00fcnnte Salpeters\u00e4ure zugegeben wurde. Es waren somit in ziemlich reichlicher Menge aussalzbare Peptone vorhanden. Freie Aminos\u00e4uren waren keine nachweisbar.\nMit diesem Seidenpepton wurden nun zwei Kaninchen intraven\u00f6s mit steigenden Dosen (0,1\u20141 g) in Zeitr\u00e4umen von 5-8 Tagen im ganzen 12 mal injiziert. Die Blutentnahme -erfolgte aus der Carotis und zwar nach Einbindung einer Kan\u00fcle. Das Blut wurde in einem entfetteten, sterilen Zylinder aufgefangen. Der nach einigen Minuten gebildete Blutkuchen wurde mit einer Platinnadel vorsichtig gel\u00f6st. Nach! M\u00fcndigem Stehen im Eisschrank wurde jetzt das klare Serum entnommen und abzentrifugiert und das v\u00f6llig blutk\u00f6rperchen- und hamoglobinfreie Serum zu den unten mitgeteilten Versuchen benutzt. In genau der gleichen Weise wurde auch Serum von nicht vorbehandelten Tieren entnommen. War aus irgend einem Grunde eine Spur Blutfarbstoff in L\u00f6sung gegangen, dann wurde die Probe jedesmal verworfen. Wir verwendeten absichtlich nur ganz hamoglobinfreie Sera.\nHervorgehoben sei, da\u00df w\u00e4hrend des intraven\u00f6sen Immunisierungsprozesses keinerlei anaphylaktische Symptome zu beobachten waren. Nur schrieen die Tiere jedesmal bei der","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122 Emil Abderhalden und Wolfgang Weichardt,\nInjektion in auff\u00e4lliger Weise. Sie beruhigten sich jedoch bald wieder. Das nach den ersten Injektionen den Tieren entnommene Immunserum rief in der 10\u00b0/oigen in 0,9\u00b0/oiger Kochsalzl\u00f6sung gel\u00f6sten, klar filtrierten Peptonl\u00f6sung Tr\u00fcbungen hervor. Diese Eigenschaft erwies sich jedoch nicht als konstant. Nach weiteren Injektionen verschwand sie wieder aus dem Serum des injizierten Tieres. St\u00e4rker ausgesprochen war die Eigenschaft, Tr\u00fcbungen in der dazu geh\u00f6rigen Peptonl\u00f6sung hervorzurufen bei dem Serum eines mit einem Pepton aus Seide einer anderen Darstellung injizierten Kaninchens. Hier wurden die Ablesungen bei den unten mitgeteilten Versuchen durch diese Tr\u00fcbungen in bestimmten Stadien ganz unm\u00f6glich gemacht. Dieses Pepton gab gleichfalls Biuretprobe und Milions Reaktion. Es enthielt an Aminos\u00e4uren nur Glykokoll, d-Alanin und 1-Tyrosin. Die Molekulargewichtsbestimmung ergab die Werte 520, 525, 550, 510. Sowohl mit ges\u00e4ttigter Ammonsulfatl\u00f6sung, als auch mit ges\u00e4ttigter Kochsalzl\u00f6sung -f- Salpeters\u00e4ure trat eine sehr betr\u00e4chtliche Ausflockung auf. Das Filtrat der F\u00e4llung gab nur noch ganz schwache Biuretreaktion und enthielt verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig sehr geringe Substanzmengen. Das Pr\u00e4parat bestand somit fast ausschlie\u00dflich aus aussalzbaren Peptonen, w\u00e4hrend das oben erw\u00e4hnte Pepton zum gr\u00f6\u00dferen Teil nicht aussalzbare Peptone aufwies^\nWas nun die Ausf\u00fchrung der Versuche anbetrifft, so wurde folgenderma\u00dfen vorgegangen : Zu einer L\u00f6sung von 1:10 des Peptons wurden jeweilen 0,5 ccm Serum gegeben und dann im Polarisationsrohr, dessen Mantel mit auf 37\u00b0 erw\u00e4rmtem Wasser gef\u00fcllt worden war, das Drehungsverm\u00f6gen abgelesen. Das, Hohr wurde nun in ein Wasserbad von 37\u00b0 gesenkt und von Zeit zu Zeit wieder abgelesen. Wir haben folgende Versuche durchgef\u00fchrt :\n1.\tVerhalten von Serum vorbehandelter Kaninchen gegen\u00fcber dem gleichen Seidenpepton.\n2.\tVerhalten von Serum normaler Tiere gegen\u00fcber dem Seidenpepton.\nDie folgenden Kurven ergeben ohne weiteres das erhaltene Resultat (vgl. Kurve a):","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"Peptolytische Fermente des Kaninchenserums. II, 123\n\u00c4pton- i toiteeUUcc Jtuun m. St^ontanuufun/L\n/ V.\u00efiefysU.lia\u00f9i\nFig. 1.\n\u00c6tpton/ M> (6* M.J\u00ab aim von ^i\u00e7tcn\u00c2aninJun <\n-T-- f----------\nOp\u00d4UtU Jlajittm J4t %unutU\u00bbmiu^)\nl hunle\t. O\u0153pfysuLtt \u00fb\u00fbuvy\nDie Peptonl\u00f6sung an und f\u00fcr sich ver\u00e4nderte ihre Drehung nicht, ebensowenig das Serum allein. Das Serum normaler Tiere griff das Pepton nicht an, dagegen wurde es vom Serum vorbehandelter Tiere abgebaut. Zun\u00e4chst entstanden Spalt-\nst\u00fccke, welche st\u00e4rker nach links drehten als das Ausgangs-Produkt, dann stieg die Drehung wieder nach rechts, an um sp\u00e4ter wieder zu fallen.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LX1I.","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124 Emil Abderhalden und Wolfgang Weichardt,\nEs war nun von gro\u00dfem Interesse, festzustellen, wie sich das Pepton gegen\u00fcber bekannten peptolytischen Fermenten verhielt. He-fepre\u00dfsaft baute das Pepton in offenbar ganz analoger Weise ab. Zeitweise war die Ablesung infolge eintretender Tr\u00fcbungen erschwert. Der f\u00fcr den Versuch vom 11. V. benutzte Hefepre\u00dfsaft (Fig. 6) war ganz frisch, w\u00e4hrend f\u00fcr den Versuch 7 ein l\u00e4ngere Zeit im Eisschrank aufbewahrter Pre\u00dfsaft zur Anwendung kam.\n\t\tto-\ttk\t3K\tuk\tn\t\t\t\t\t\u00c0,\n9 0S 9 10 0\u00ab tu #151 9 J91\t\t\t\t\u25a0 i\t\u25a0 . 1\t\t\n\tT 1\t\t/I f\tb\t\t\t\n\t* ' 1 u\t' v'.. i\t\t\\ I\t) \t\\\tJU <J \u00f9mut\u00e7i X*UnUri/tn.\t\n'* i.\u00e9\u00ea\t\tr- ;\u2022 .\u201c1 Lii-i,\t.\t,|\tl_. . \u00dc\t\t\\ .\nOM 0 SO\t\t\t\t\tj.\t\ti v: i |-\nta ta ta on tv\t\t\t\ta\t. .\t- ; . ii . . i\t\n\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\tr\t\ti i\nFig. 4.\n\nZZ.609\tSC**wu\u00c4\u00abu*tu\u00ab\u00ab/2.\n\u2022\" * -------------*-\noa-\n'\u2022*1-o\u00abf\nt.u't\nots i\nt '\nt*i\n\u2022mI\n*44--\n\no.m-tu\u2666 *\u201c on, .\n<\n\n-----\u00c40malser\u00abia\u00bbfltjju>i\n-----\u00bbi O-\u00fcs jCnmllnUr\u00bb\nFig. 5.\n\u00bb509\n\u00c4ptonftf\ti. lOiow 0.5\n\t\t\t. .. i\ti\t\ti\nj |\t1 i ]\t, ! ;\tFT\t!\t\t! \u2022\n:\t\t\u2022\t\trn i. ;\t\n\t\ti\t\t/\t\nf ,\t1\t\t;\ti\ti\t\n\u2666\t\tL\tt .4\t!\ti\t\n\t\t^\u2014\t:\ti\t\t\nFig. 6.\n\u00c4pton 4:/tO (6xt) C\u00a3t$tpi)-./0 \u00c4onen/0,Su. vv-trots-u,\tMMMm ................\nOviunhSUbrntmMdt S\u00e4netu\u00abtkA\nOS M\u00ab*t\u00dfOtf>r*a \u00f9iknm\n\u2022Vot rtotx .O.Spt\u00fftuUUC\u00f9\u00bb\nFig. 7.","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"Peptolytische Fermente des Kaninchenserums. II.\n125\nWir haben ferner Serum vorbehandelter Tiere */* Stunde auf 60\u00b0 erw\u00e4rmt und dann beobachtet, da\u00df es inaktiv geworden war. Das Pepton wurde nicht mehr gespalten. (Vgl. Fig. 8.) Alle diese Beobachtungen sprechen daf\u00fcr, da\u00df die Einf\u00fchrung des Peptons die Bildung von Fermenten zur Folge hatte oder, vorsichtiger ausgedr\u00fcckt, diese Fermente Wurden an die Blutbahn und speziell an das Plasma abgegeben.\neines Peptons bestimmter Darstellung im Plas-\nPepton eingestellt sind, haben wir das oben erw\u00e4hnte zweite Pepton ebenfalls injiziert und festgestellt, da\u00df das Plasma der behandelten Tiere dieses Pepton abbaut. Vgl. Fig. 8.\nDas Plasma der mit Pepton 2 vorbehandelten Tiere griff auch das Pepton 1 an und umgekehrt. Eine Spezifizi-t\u00e4t in dieser Richtung scheint nicht vorhanden\n\t\ty jo M' t\t\t\tV :\t\u00ab\tSX\ti\t>4-\tti\n,\u00abr 0 fO \u2022 i\t\tTT\t\t\t\t\u25a0 1 [\t\no.u 1\t\t\t.\t\u25a0\t\tr\t. r- i \u2022 ! '\t\n0,25 o M\t\t\t\t\t\tL J ; '\t'\t\n\t\t\t:\t\t\t\u00cf '\t1\t\n055 050\t|\tJ\ti; i\t\u25a0\u25a0\u25a0\t\tr\t\t \u25a0 \u25a0\t\nOM 050\t\t\u2014,\ti ; \u2022 ui\t\t\t\t\ti UJ\t\n0.55 0 so\t\t\tS&ui\t\tin\tr- --f\u2014-r \u2014 nkUBwrt , \t \" t_\t\n\u00ee\u00eflJj\t\t\t\t\t\t\t\u2022 , '\n\t\tx::\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\ti\t\nXmtnUt Mr': o.s \u2022 in\nMt\u00dc JSuutff (giv/\nFig. 8.\nifeffon a.W 6u \u2666 45tc\n------Jt--------\u00abA--------4\nT- XotUrvUt StrM*i \u2018rM\u00dfgyuciJkOJM0af\nFig. 9.\nzu sein. Es geht dies auch aus der Beobachtung hervor, dal das Plasma von Kaninchen, denen wiederholt Eiereiwei\u00df zugef\u00fchrt worden war, das Pepton 1 spaltete. Vgl. Fig. 9.\nFassen wir alle Beobachtungen zusammen, dann kommer wir zum Schl\u00fcsse, da\u00df es gelingt, durch wiederholte Zufuhi von Eiwei\u00df und von Eiwei\u00dfabbauprodukten \u2014 Peptonen \u2014 das Serum der Versuchstiere \u2014 Kaninchen \u2014 mit Eigenschafter auszustatten, die ihm vorher nicht zukamen. Normales Serun\n9*","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"12b Emil Abderhalden und Wolfgang Weichardt,\ngriff das verwendete Seidenpepton nicht an, wohl aber das Serum vorbehandelter Tiere. Alle Beobachtungen deuten darauf hin, da\u00df der Abbau des Peptons auf das Vorhandensein pepto-lytischer Fermente zur\u00fcckzuf\u00fchren ist.\nDie gemachten Beobachtungen zeigen den hohen Wert der optischen Methode zur Verfolgung aller derartiger Probleme, und wir zweifeln nicht daran, da\u00df es gelingen wird, durch Wahl anderer Versuchsbedingungen und durch Anwendung einheitlicherer Peptone und speziell von komplizierter gebauten Polypeptiden all diese Vorg\u00e4nge noch viel feiner zu analysieren. Wir enthalten uns absichtlich jeder weiteren Deutung unserer Beobachtungen, um nicht durch voreilige Theorien der weiteren Forschung eine Barriere zu errichten. Hervorgehoben sei nur noch, da\u00df die Beobachtung des Verhaltens der optischen Aktivit\u00e4t bestimmter L\u00f6sungen unzweifelhaft auch noch f\u00fcr andere Probleme mit Erfolg verwertbar ist. Wir denken z. B. an die Pr\u00e4cipitinbildung. Es lie\u00df sich in vorl\u00e4ufigen Versuchen zeigen, da\u00df in manchen F\u00e4llen mit dem Eintritt der Pr\u00e4cipitinbildung eine starke Drehungs\u00e4nderung eintritt, die nach erfolgtem Absitzen des Pr\u00e4cipitats ganz deutlich wird. *) Diese Erscheinung ist nicht auffallend, denn es fallen unzweifelhaft K\u00f6rper aus, die vorher einen Einflu\u00df auf das Drehungsverm\u00f6gen der L\u00f6sung hatten. Es ist denkbar, da\u00df diese Methode sich zu einer Messung des Pr\u00e4cipitierungsverm\u00f6gens ausarbeiten l\u00e4\u00dft. Endlich ist es auch denkbar, da\u00df beim Zusatz zweier L\u00f6sungen, z. B. zweier Sera, zwar kein Pr\u00e4cipitat sichtbar wird und doch eine Ver\u00e4nderung \u2014 eine Bindung oder Spaltung usw. \u2014 eintritt. Auch derartige Prozesse wird man in vielen F\u00e4llen mit Hilfe des Polarisationsapparates genauer verfolgen k\u00f6nnen. Sehr feine Tr\u00fcbungen wird man im Polarisationsapparat sehr gut beobachten k\u00f6nnen. Die optische Methode hat nat\u00fcrlich ihre Grenzen. Tr\u00fcbungen, sowie stark gef\u00e4rbte L\u00f6sungen k\u00f6nnen manchen Versuch vereiteln.\nWie sch\u00f6n die Spaltung von optisch-aktiven Polypeptiden durch Serum von normalen und vorbehandelten Tieren zu ver-\n*) Typhusdiagnostikum (Ficker) 0,5 ccm in 6 ccm physiolog. Kochsalzl\u00f6sung -f- 0,5 Kaninchenagglutininserum, Titre 1:1200.","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"Peptolytische Fermente des Kaninchenserums. II. 127\nfolgen ist, m\u00f6ge ein Beispiel zeigen. Glycyl-l-tyrosin wird vom Serum von Kaninchen abgebaut. L\u00f6st man in Kaninchenserum Glycyl-l-tyrosin auf, so beobachtet man nach kurzer Zeit Abspaltung von Tyrosin. Den Gang der Hydrolyse verfolgt man am besten mit Hilfe der optischen Methode.\nSerum von normalen Kaninchen.\nDas Serum wurde unter ganz den gleichen Kautelen gewonnen, wie das Serum der mit Peptoneinspritzungen behandelten Tiere.\n6 ccm Glycyl-l-tyrosinl\u00f6sung (Vsooo-Mol.)\n0,5 \u00bb Normalserum.\nZeit\tAbgelesener Winkel\n0 Minuten\t0,57\u00ae\n20\tdesgl.\n60\t\n2 Stunden\t\u00bb\n3\t\u00bb\t> \u2022'*\n15\t0,45\u00b0\n39\t\u00bb\t0,39\u00b0\n50\t0,38\u00b0 (tr\u00fcb).\nDas Normalserum verliert durch ^st\u00e4ndiges Erhitzten auf 60\u00b0 die F\u00e4higkeit, Glycyl-l-tyrosin zu spalten.\nAnhangsweise sei noch der folgende Versuch mit dem .Seidenpepton erw\u00e4hnt.\n0,15 g Pepton t\u00f6ten eine 15 g schwere Maus in ca. 3 Stunden: Atemverlangsamung, Temperaturerniedrigung, Sopor, keine Kr\u00e4mpfe. Serum der Peptonkaninchen (0,01 g am Tage* vorher einverleibt) sch\u00fctzt gegen die einfach t\u00f6dliche Dosis.\nInwieweit eine Gew\u00f6hnung an die weniger hochmolekularen Komponenten des Peptons m\u00f6glich ist, konnte vor der Hand noch nicht untersucht werden.\nEndlich sei noch erw\u00e4hnt, da\u00df wir, angeregt durch die Versuche von Arthus,2) gepr\u00fcft haben, ob es gelingt, durch Zufuhr von Glykokoll, d-Alanin, 1-Alanin und Seidenpepton Anaphylaxie zu erzeugen. Das Resultat war negativ. Jedenfalls bed\u00fcrfen die Versuche von Arthus einer Nachpr\u00fcfung.\n\u2018) Compt. rend, de l\u2019Acad. des sciences, Nr. 15, 1909.","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128 Abderhalden und Weichardt, \u00dcber Kaninchenserum. II.\nAnaphylaxie versuch.\nAm 25. VI. je 1 Kaninchen und je 1 Meerschweinchen mit d-Alanin (0,1 g)\n> 1-Alanin (0,1 g)\n\u00bb Pepton aus Seide (0,1 g)\nGlykokoll (0,1 g). Die Glykokolltiere erhielten nochmals 0,1 g Glykokoll am 2. VII.\nSensibilisierung\nsubcutan\ninjiziert\nToxinversuch.\nAm 20. VII. erhielten alle Tiere intraven\u00f6s 2 ccm Pferdeserum. Sie zeigten keine Symptome von Anaphylaxie und waren am n\u00e4chsten Tage alle munter.\nEin mit Eiereiwei\u00df \u00f6fter immunisiertes Kaninchen (vgl. oben) erhielt 15 Tage nach der letzten Injektion 2 ccm Eiereiwei\u00df intraven\u00f6s. Es zeigt nach der Injektion heftige Anaphylaxiesymptome. Am n\u00e4chsten Tage wird es tot aufgefunden.\nEin mit Eiereiwei\u00df in gleicher Weise vorbehandeltes zweites Kaninchen erhielt im Toxinversuch 2 ccm Pferdeserum intraven\u00f6s. Es bleibt munter und zeigt keinerlei Anaphylaxiesymptome.","page":128}],"identifier":"lit37470","issued":"1909","language":"de","pages":"120-128","startpages":"120","title":"\u00dcber den Gehalt des Kaninchenserums an peptolytischen Fermenten unter verschiedenen Bedingungen. II. Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"62"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:43:08.500279+00:00"}