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{"created":"2022-01-31T15:39:53.013436+00:00","id":"lit37478","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Baskoff, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 62: 162-172","fulltext":[{"file":"p0162.txt","language":"de","ocr_de":"Ober Lecithin und Jecorin der Leber normaler und mit Alkohol vergifteter Hunde.\nVon\nA. Baskoff.\n(Aus dem chemischen Laboratorium des Instituts f\u00fcr Experimentalmedizin zu St. Petersburg.)\n(Der Redaktion zugegangen am 4. August 1909.)\nDas Ziel dieser Arbeit war, das Lecithin und Jecorin der Hundeleber zu untersuchen und festzustellen, ob die Vergiftung der Hunde mit Alkohol eine Ver\u00e4nderung im Lecithin- und Jecoringehalt der Leber hervorruft. * *)\nDie Darstellung des Lecithins und Jecorins aus Hundelebern wurde nach der Methode ausgef\u00fchrt, die in meiner Arbeit \u00abOber Jecorin usw. der Pferdeleber\u00bb2) angegeben ist. Die Hundeleber wurde fein zerkleinert, zuerst mittels Ventilatormotors, nachher in vacuo \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrocknet. Die v\u00f6llig trockene Leber wurde auf dem Wasserbade unter R\u00fcckflu\u00df mit 85\u00b0/oigem Alkohol extrahiert. Der Alkohol wurde so lange gewechselt, bis derselbe beim Extrahieren sich nicht mehr f\u00e4rbte. Die vereinigten Extrakte wurden in vacuo bis zur Sirupkonsistenz eingedampft und darauf mit \u00c4ther behandelt. Nachdem Stehen bildeten sich auch hier zwei Schichten. Die untere w\u00e4sserige enthielt die sirupartige glykosereiche Substanz, die obere, \u00e4therische, die Phosphatide. An der Grenze der beiden Schichten sammelte sich auch hier ein gelblicher flockiger Niederschlag, der vollst\u00e4ndig aus Purinverbindungen bestand. Die\n*) Die zur Analyse verwendeten Lebern wurden mir g\u00fctigst von Frau Dr. N. Sieber \u00fcberlassen und stammen alle von Tieren, welche ihr zur L\u00f6sung der Frage \u00fcber den Gehalt der Phosphatide in verschiedenen Organen im normalen Zustand und bei Vergiftungen das Material boten. Hund Nr. III wurde in der gleichen Richtung von Dr. Semeka zum Experiment verwendet.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. LVII, Heft 5 und 6.","page":162},{"file":"p0163.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Lecithin und Jecorin der Leber.\t163\n\u00e4therische Schicht wurde abgehebert und mit Aceton gef\u00e4llt. Der gebildete Niederschlag, der aus einem Gemenge von Lecithin und Jecorin bestand, wurde abfiltriert, mit Aceton gewaschen, in vacuo getrocknet und gewogen. Somit wurde die Summe der Phosphatide \u2014 Lecithin -f Jecorin \u2014 in der Hundeleber bestimmt. Darauf wurde der Niederschlag in \u00c4ther gel\u00f6st und durch Alkohol gef\u00e4llt. Der Niederschlag, das Jecorin, wurde noch zweimal in \u00c4ther gel\u00f6st und durch Alkohol gef\u00e4llt, darauf abfiltriert, getrocknet und gewogen. Da die Ausbeute nur gering war und jedes Umf\u00e4llen mit Substanzverlust verbunden ist, so begn\u00fcgte ich mich mit diesen 3 F\u00e4llungen. Die gesamten \u00e4theralkoholischen Filtrate wurden vereinigt, bis zur Trockene abgedampft, der R\u00fcckstand getrocknet und gewogen, und damit wurde die Lecithinmenge der Leber bestimmt.\nDarauf wurde der N- und P-Gehalt sowohl im Lecithin als auch im Jecorin bestimmt. Die Resultate der Untersuchungen sind in den folgenden Tabellen angef\u00fchrt (s. folgende Seite).\nAnalytische Beilage.\nHund I. Lecithin. N-Bestimmung nach Kjeldahl: 0,4106 g Substanz verbrauchen 5,68 ccm n/to-H2S04 zu 0'0014028 g N \u2014 1,91 \u00b0/0 N. Phosphorbestimmung nach Neumann: 0,2250 g Substanz verbrauchen 15,6 ccm n/*-Na(HO) \u2014 3,83 \u00b0/o P.\nJecorin. Kjeldahl-Bestimmung: 0,3834g Substanz verbrauchen 4,3 ccm n/,0-H\u201eS04 \u2014 1,45 */\u00bb N.\nPhosphorbestimmung nach N e u m a n n : 0,20 g Substanz verbrauchen 14,15 ccm n/i-NaHO \u2014 3,91 \u00b0/o P.\nHund II. Lecithin. Kjeldahl-Bestimmung: 0,397 g Substanz verbrauchen 5,6 ccm n/lo-H#S04 \u2014 1,97 \u00b0/o N.\nPhosphorbestimmung nach Neumann: 0,2174 g Substanz verbrauchen 16 ccm n/t-Na(HO) \u2014 4,08 P.\nJecorin. Kjeldahl-Bestimmung: 0,267 g Substanz verbrauchen\n3.08\tccm u/io-H2S04 \u2014 l,59\u00b0/o N.\nPhosphorbestimmung nach Neumann: 0,3735 g Substanz verbrauchen 25,7 ccm n/t-Na(HO) \u2014 3,81 \u00b0/o P,\nHund 111. Lecithin. Kjeldahl-Bestimmung: 0,495 g Substanz verbrauchen 7,28 ccm n/io-H,S04 \u2014 2,03\u00b0/o N. Phosphorbestimmung nach Neumann: 0,2086 g Substanz verbrauchen 15,25 ccm n/\u00ab-Na(HO) \u2014 4,04\u00b0/o P.\nJecorin. Kjeldahl - Bestimmung : 0,2772 g Substanz verbrauchen\n3.9\tccm n/10-HjSO4 \u2014 1,95 \u00b0/o N.\t.","page":163},{"file":"p0164.txt","language":"de","ocr_de":"164\nA. Baskoff,\nTabelle Nr. I.\n\tHund Nr. I (normal) mit Alko\tHund Nr. II (9 Monate lang mit Alkohol vergiftet) siedend hol extra\tHund Nr. III (S lODlf\u00ae lu| vergiftet. aaekkar i Itaal* aamalfa-f\u00fcttert) lern hiert\tHund Nr. IV (normal) mit kaltem Alkohol extrahiert\tHund (non mit kaltem Alkohol extrahiert\tNr. V mal) mit siedendem Alkohol extrahiert\nGewicht des Hundes in kg\t14,950\t15 kg vor dem Vergiften 10,05 kg* nach dem 1 Vergiften\t'22 \u25a0 ' i\t12,8\t18,2\t\u2014\nGewicht der getrock-\t105\tqo ft\t116,1\t133,2\t116\t\nneten Leber in g\t\t\t\t\t58\t58\nJecorin- -f- Lecithinmenge in g\t8,81\t3,6\t7,8\t7,77\t2,91\t4.23\nLecithinmenge in g\t\u25a06,82\t| i,75 ;\t5,61\t4,99\t1,95\t3,33\nJecorinmenge in g\t1,51\t1,41\t1,08\t1,48\t0,48\t0,6\nJecorin- -f- Lecithinmenge in \u00b0/o auf das Gewicht der trockenen Leber bezogen\t8,4 Phos- phatid\t3,9\t6,7\t5,8\t5,1\t7,3\nJecorinmenge in \u00b0/o auf die gesamte Phosphatid-menge (Lecithin -f- Jecorin) bezogen\t14,4 Jecorin\t39 Jecorin\t13,7\t19,05\t16,2\t14,1 '\nTabelle Nr. II.\n\t\tHund I\tHund II\tHund III\tHund IV\tHund V a | b\t\n\t\u00b0/o N\t1,92\t1,97\t2,03\t1,89\t2,02\t2,07\nLecithin\t\u00b0/o P\t3,83\t4,08\t4,04\t3,55\t3,51\t3,93\n\tP : N\t1:1,10\t1:1,06\t1:1,11\t1:1,18\t1:1,3\t1:1,12\n\t\u00b0, 0 N\t1,45\t1,59\t1,95\t2.37\t2,1\t1,5\nJecorin\t\u2022/\u2022 P\t3,91\t3,81\t3,62\t3,12\t3,05\t3,98\n\tP : N\t\u2014\t\u2014\t1:1,19\t1:1,62\t1:1,52\t\u2014\n\tN : P\t1: 1,21\t1:1,07\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t1:1,19","page":164},{"file":"p0165.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Lecithin und Jecorin der Leber.\t165\nPhosphorbestimmung nach Neumann: 0,1778 g Substanz verbrauchen 11,65 ccm n/i-Na(H0) \u2014 3,62% P.\nHund IV. Lecithin. Kjeldahl-Bestimmung: 0,4045 g Substanz ver-v brauchen 5,5 ccm n/to-H,S04 \u2014 1,89\u00b0V N.\nPhosphorbestimmung nach Neumann: 0,273 g Substanz verbrauchen 17,5 ccm n/*-Na(HO) \u2014 3,55\u2019/\u00ab P.\nJecorin. Kjeldahl-Bestimmung: 0,073 g Substanz verbrauchen 1,75 ccm n/i0-H,SO4 \u2014 2,37 \u00b0/o N.\nPhosphorbestimmung nach Neu mann: 0.2121 g Substanz verbrauchen 11,9 ccm n's-Na(HO) \u2014 3,11 \u00b0/o P.\nHund Va. Lecithin. Kjeldahl-Bestimmung: 0,318 g Substanz verbrauchen 4,7 ccm n/i\u00fc-HiS04 \u2014 2,02 \u00b0/o N.\nPhosphorbestimmung nach Neumann: 0,180 g Substanz verbrauchen 11,8 ccm n/\u00ab-Na(HO) \u2014 3,51 \u00b0/o P. -\nJecorin. Kjeldahl -Bestimmung : 0,1262 g Substanz verbrauchen 1,95 ccm n/io-H,S04 \u2014 2,1 \u00b0/o N.\nPhosphorbestimmung nach Neumann: 0,0565 g Substanz verbrauchen 3,3 ccm n/\u00ab-Na(HO) \u2014 3,05 \u00b0/o P.\nHund Vb. Lecithin. Kjeldahl-Bestimmung: 0,2676 g Substanz verbrauchen 4 ccm n/io-H,S04 \u2014 2,07 \u00b0/o N.\nPhosphorbestimmung nach Neumann: 0,1973 g Substanz verbrauchen 14 ccm n/j-Na(H0) \u2014 3,93\u00b0/\u00ab P.\nJecorin. Kjeldahl-Bestimmung: 0,1382g Substanz verbrauchen 1,5 ccm n/io-HjS04 \u2014 1,50\u00b0/\u00ab N.\nPhosphorbestimmung nach Neumann: 0,1118 g Substanz verbrauchen 8 ccm n/t-Na(H0) \u2014 3,98 \u00b0/o P.\nDie unter der Kolonne I der Tabellen angef\u00fchrten Z\u00e4hlen betreffen die Leber eines normalen Hundes (Hund Nr. I). Hund Nr. II (Gewicht 15 kg vor dem Versuche) wurde 9 Monate lang, wie mir von Frau Dr. N. Sieber mitgeteilt wurde, mit Alkohol vergiftet. Der Hund bekam jeden Monat j\u00eb 1196\u00b0/oigen = 960 ccm absoluten Alkohol, im ganzen also = 8640 ccm absoluten Alkohol. Es wurden jedesmal 40 ccm von 96\u00b0/oigem Alkohol bis zu iOO ccm mit Wasser verd\u00fcnnt und dem Hunde durch einen Trichter und Kautschukschlauch in den Magen gegossen. Nach 9 Monaten wurde der Hund durch Verblutung get\u00f6tet; er wog vor dem Tode nur 10,05 kg. Hund Nr. III bekam im ganzen 1330 ccm 40\u00b0/oigen Alkohol = 532 ccm absoluten Alkohol \u00b0 Monate lang, nachher lebte er 4 Monate in normalen Verh\u00e4ltnissen, ohne Vergiftung. Hund IV und V waren normale Hunde.\nAus der Tabelle I sehen wir, da\u00df die Leber eines nor-","page":165},{"file":"p0166.txt","language":"de","ocr_de":"166\nA. Baskoff,\nmalen Hundes (Kol. I) ca. 8,4 \u00b0/o (auf getrocknete Leber berechnet) Phosphatide, d. h. Lecithin + Jecorin, enth\u00e4lt, dabei liefert das Jecorin 14,4 \u00b0/o der ganzen Phosphatidenmenge. Ganz andere Zahlen erhalten wir bei dem Hund Nr. II, der 9 Monate lang mit Alkohol vergiftet wurde. Die getrocknete Leber dieses Hundes wog 92,8 g (die kleinste aller 5 untersuchten Lebern). In dieser Leber finden wir nur 3,9\u00b0/o Phosphatide, d. h. weniger als die H\u00e4lfte der Phosphatidmenge der Leber beim normalen Hunde. In der gesamten Phosphatidmenge kommen ca. 39 \u00bb/0 dem Jecorin zu.\nAus diesen Zahlen kann man den Schlu\u00df ziehen, da\u00df bei Alkoholvergiftungen der Gehalt an Phosphatiden kleiner wird; dabei bleibt der Jecoringehalt fast derselbe, wie bei der Leber des normalen Hundes, der Lecithingehalt jedoch wird bedeutend kleiner ; wahrscheinlich wird das Lecithin bei Alkoholvergiftungen in betr\u00e4chtlichem Grade zerst\u00f6rt. Beim Extrahieren der Leber des vergifteten Hundes durch Alkohol auf dem Wasserbade f\u00e4rbt sich der Alkohol nur unbedeutend gelblich, beim Extrahieren in der K\u00e4lte gar nicht. Die \u00e4therische L\u00f6sung des alkoholischen Abdampfungsr\u00fcckstandes gibt schon bei der ersten F\u00e4llung durch Alkohol einen d\u00fcnnflockigen, nur wenig gelb gef\u00e4rbten, gut gebildeten Niederschlag des Jecorins.\nBeim Hunde Nr. III, der nach 5 monatlicher Alkoholvergiftung 4 Monate unter normalen Bedingungen lebte, finden wir in der Leber schon 6,7 \u00b0/o Phosphatide, d. h. nur etwas weniger als beim normalen Hunde, darunter 13,7 \u00b0/o Jecorin. Daraus kann man schlie\u00dfen, da\u00df entweder die dem Hunde zugef\u00fchrte geringe Spiritusmenge den Lecithingehalt der Leber nur wenig beeinflu\u00dft hat oder, da\u00df der Hund w\u00e4hrend der vier Monate nach dem Auf h\u00f6ren der Vergiftungsperiode die verloren gegangene Lecithinmenge ersetzt hat.\nWas den N- und P-Gehalt des Jecorins der beschriebenen 3 Lebern betrifft, so sehen wrir hier einen bedeutenden Unterschied von den N- und P-Zahlen des Drechselschen Jecorins der Pferdeleber, wie sie in meiner Arbeit \u00ab\u00dcber Jecorin usw. der Pferdeleber* angegeben sind. W\u00e4hrend das Jecorin1) der\n\u2018) Diese Zeitschrift, Bd. LVII, Heft 5, 6, S. 457.","page":166},{"file":"p0167.txt","language":"de","ocr_de":"167\n\u00dcber Lecithin und Jecorin der Leber.\nPferdeleber im Mittel 2,5 \u00b0/o N und 2,9 o/0 P aufweist, das Verh\u00e4ltnis P : N nahezu 1 : 2 ist, schwankt bei diesen 3 Jecorinen der Hundeleber das Verh\u00e4ltnis des P und N in ziemlich bedeutenden Grenzen, wobei bei. Leber I und III sogar das P \u00fcberwiegt. Bemerkenswert ist der verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig hohe Gehalt im P bei den beschriebenen Jecorinen der Hundelebern. Das aus Hundelebern dargestellte Jecorin reduzierte die Fehlingsche L\u00f6sung nicht; erst nachdem die Jecorinl\u00f6sung 2\u20143 Stunden am R\u00fcckflu\u00df mit 5\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure gekocht wurde, konnte durch Allihns Methode 8,2 \u00b0/o Glykose darin bestimmt werden.\nWas das Lecithin der Hundeleber betrifft, so wurden bei Lebern I und III alle bei der Ausf\u00fcllung des Jecorins erhaltenen \u00e4theralkoholischen Mutterl\u00f6sungen vereinigt und in vacuo verdunstet, nachher getrocknet und analysiert.\nEs enthielt :\n\tLeber I \u00b0/0\tLeber 111 : V '\nN\t\t1,85\t2,04\nP . . .\t.\t3,24\t;\t2,97\nLeber I. Kjeldahlbestimmung: 0,358 g Substanz verbrauchen 4,8 ccm n/to-H,S\u00d64 \u2014 1,85\"N.\t\t\nPhosphorbestimmung nach Neumann: 0,1606 g Substanz verbrauchen 9,4 ccm n/*-Na(HO) \u2014 3,24\u00b0/# P.\nLeber III. Kjeldahlbestimmung: 0,3096g Substanz verbrauchen 4,6 ccm n/io-H2S04 - 2,04 > N.\nPhosphorbestimmung nach Neumann: 0,2084g Substanz verbrauchen 11,2 ccm n/8-Na(H0) \u2014 2,97 \u00b0/o P.\nAus diesen Zahlen sehen wir, da\u00df die so erhaltenen rohen Lecithine durch andere Verbindungen verunreinigt sind. Da die P- und N-Werte des Lecithins unbefriedigend waren, so wurden diese Abdampfungsr\u00fcckst\u00e4nde wieder in \u00c4ther gel\u00f6st, durch Aceton gef\u00e4llt und der Niederschlag getrocknet und analysiert.\nDie N- und P-Zahlen der so erhaltenen Lecithine sind. m der Tabelle II angef\u00fchrt. Aus diesen Zahlen sehen wir, da\u00df das Lecithin der Hundeleber, abgesehen davon, da\u00df es aus","page":167},{"file":"p0168.txt","language":"de","ocr_de":"168\nA. Baskoff,\nprim\u00e4rem Alkoholextrakt dargestellt ist, dem N- und P-Gehalt und dem Verh\u00e4ltnis P : N nach dem reinen Monoamido-Lecithin, das aus dem \u00c4therextrakt nach den Erlandsenschen1) Angaben gewonnen wird, sehr nahe kommt.\nDie sirupartige Substanz der Hundeleber enthielt, ebenso wie bei der. Pferdeleber, N, P, S und Glykose. Zur weiteren Untersuchung wurde sie bei den Lebern I, II und III mit Wasser verd\u00fcnnt und in schwefelsaurer L\u00f6sung mit Phosphorwolframs\u00e4ure gef\u00e4llt. Der gebildete Niederschlag wurde abfiltriert, im Wasser suspendiert, auf dem Wasserbade erw\u00e4rmt und mit Barytl\u00f6sung zerlegt, der \u00fcbersch\u00fcssige Baryt durch Kohlens\u00e4ure gef\u00e4llt, die filtrierte L\u00f6sung auf dem Wasserbade verdunstet. Es hinterblieb ein rotbrauner Sirup, der wohl N, aber kein P enthielt. Dieser Sirup wurde in Wasser gel\u00f6st, zur L\u00f6sung etwas HCl hinzugef\u00fcgt, und die L\u00f6sung aut dem Wasserbade bis zur Trockene verdunstet. Beim Aufl\u00f6sen des R\u00fcckstandes in Wasser blieb ein schwarzbrauner R\u00fcckstand ungel\u00f6st. Die filtrierte L\u00f6sung hinterlie\u00df nach zweimaligem Verdampfen auf dem Wasserbade einen rotbraunen dicken N-haltigen Sirup. Dieser Sirup enthielt CI. Es wurde beim normalen Hund I 0,51 g dieser Substanz erhalten, bei der Leber III etwas mehr, 0,85 g. Die L\u00f6sungen dieser Verbindungen gaben bei Zusatz von basisch essigsaurem Blei einen krystallinischen hellrotbraunen Niederschlag. Bei Leber I wurde 0,31 g dieses Niederschlages erhalten, bei Leber III \u2014 0,45 g. Dieser Niederschlag enthielt:\nLeber 1 \u00b0/o\nLeber II \u00b0/o\nPb\nN\n69,52\n1,52\n69,38\n1,64\nLeber I. 0,1496 g Substanz gaben 0,1528 g PbS04 \u2014 69,52\u00b0/o Pb verbrauchen 1,75 ccm n/io-H2S04 \u2014 1,52 \u00b0/o N. Leber III. 0,1620 g Substanz gaben 0,1640 g PbS04 \u2014 69,38 > Pb verbrauchen 1,95 ccm n/to-H2S04 \u2014 1,64 \u00b0/o N. DiePb-Verbindungen werden jetzt von mir weiter untersucht. Bei dem durch Alkohol vergifteten Hund II wurde be-\n'*) Erlandsen, Diese Zeitschrift, Bd. LI, S. 104.","page":168},{"file":"p0169.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Lecithin und Jecorin der Leber.\t169\ndeutend mehr dieser sirupartigen Substanz erhalten, als beim Hund I und III. Nach F\u00e4llung mit Phosphorwolframs\u00e4ure und dem Zerlegen des Niederschlages mit Baryt wurde ca. 2,8 g der N-haltigen sirupartigen Substanz erhalten, die mit basischem Pb-Acetat einen reichlichen Niederschlag gab!\nVielleicht k\u00f6nnte man das beim Hund II im Vergleich zu den Hunden I und III viel gr\u00f6\u00dfere Auftreten dieser N-haltigen Substanz dadurch erkl\u00e4ren, da\u00df die Substanz auf Kosten des durch Vergiftung mit Alkohol zerst\u00f6rten Lecithins als Spaltungsprodukt entstanden sei.\nDer Purinniederschlag der Hundeleber wurde auch nicht untersucht.\nBemerkenswert ist die Tatsache, da\u00df bei den von den Hunden I. II und III erhaltenen Jecorinen der P-Gehalt sehr hoch ist. Diesen Umstand glaubte ich dadurch erkl\u00e4ren zu k\u00f6nnen, da\u00df die Extraktion der Lebern I, II und III mit siedendem Alkohol vorgenommen wurde. Auf diese Idee bin ich . dadurch gekommen, 1. weil beim Jecorin der Pferdeleber, das aus kaltem Alkoholextrakt der Leber erhalten wurde, der P-Gehalt viel niedriger war; 2. weil ich bei Untersuchungen \u00fcber Lecithin-glykose bemerkt habe, da\u00df, wenn die Aufl\u00f6sung des Abdampfungsr\u00fcckstandes der vereinigten alkoholischen L\u00f6sungen von Lecithin und Glykose mit siedendem Alkohol vorgenommen wurde, alle aus \u00c4therl\u00f6sung durch Alkohol herv\u00f6rgerufenen Niederschl\u00e4ge (Lecithinglvkosen) einen gr\u00f6\u00dferen P-Gehalt aufwiesen, als die Lecithinglykosen, die aus kalter \u00e4therischer L\u00f6sung des Abdampfungsr\u00fcckstandes erhalten wurden.\nUm diese Annahme zu beweisen, wurde Leber IV vom normalen Hunde bei Zimmertemperatur mit 85 \u00b0/oigem Alkohol extrahiert, bis derselbe nichts mehr aufnahm. Die dabei erhaltene Phosphatidmenge war geringer, als bei den Lebern, die mit hei\u00dfem Alkohol extrahiert wurden, n\u00e4mlich 5,8 \u00b0/o, darunter 19,05 \u00b0/o Jecorin auf die Phosph\u00e4tidenmenge bezogen. Es scheint, da\u00df durch kalten Alkohol das Jecorin leichter als das Lecithin extrahiert wird ; das Lecithin ist ja bekanntlich teilweise an andere Verbindungen gebunden, und daher ist das Kochen mit Alkohol notwendig, um eine Abspaltung hervorzurufen.","page":169},{"file":"p0170.txt","language":"de","ocr_de":"170\nA. Baskoff,\nVergleichen wir nun die P- und N-Zahlen des Jecorins der Leber IV mit den Jecorinen I, II, III, so sehen wir, da\u00df der P-Gehalt in Jecorin IV bedeutend kleiner ist, der N-Gehalt jedoch etwas gr\u00f6\u00dfer. Die N- und P-Zahlen des Jecorins IV sind schon ziemlich nahe den N- und P-Zahlen des Drechsel-schen Jecorins der Pferdeleber. Auch das Verh\u00e4ltnis P:N hat sich demjenigen des Drechselschen Jecorins der Pferdeleber, das nahezu 1: 2 ist, gen\u00e4hert. Das Lecithin der Leber IV weist auch einen etwas kleineren P-Gehalt als Lecithin I, II, III au(. Daraus sehen wir, da\u00df aus kaltem Extrakt der Hundeleber Jecorine sich darstellen lassen, die einen kleineren P-Gehalt aufweisen als Jecorine des hei\u00dfen Extraktes.\nUm sich davon noch besser zu \u00fcberzeugen und dabei sicher zu sein, da\u00df hierbei die Individualit\u00e4t des Organismus keine Rolle mitspielt, wurde beim Hunde V (normaler Hund) die getrocknete Leber in 2 gleiche Teile geteilt, von denen der eine der kalten, der andere der hei\u00dfen Extraktion unterworfen wurde. Hierbei ist man, wie aus den Tabellen I und II ersichtlich ist, zu denselben Resultaten wie im vorhergehenden Versuch gekommen. Die gesamte Phosphatidmenge ist beim kalt bereiteten Extrakt kleiner als beim hei\u00dfen; umgekehrt verh\u00e4lt sich die Prozentzahl des Jecorins (auf die Phosphatidmenge bezogen). Das Jecorin des kalten Extraktes zeigt kleinere P- und gr\u00f6\u00dfere N-Zahl, als das Jecorin des hei\u00dfen Extraktes.\nDas Lecithin des kalt bereiteten Extrakts zeigt auch eine kleinere P-Zahl auf, als das Lecithin des hei\u00df bereiteten. Jedoch wurden die Lecithine IV und V a und b durch einfaches Verdunsten der \u00e4theralkoholischen Mutterl\u00f6sungen erhalten, ohne nachfolgende Reinigung durch Aufl\u00f6sen in \u00c4ther und Wiederf\u00e4llen durch Aceton, so da\u00df die erhaltenen N- und P-Zahlen nicht vollkommen mit denen der Lecithine I, II, III vergleichbar sind, da es m\u00f6glich ist, da\u00df der Wert an P durch Aufl\u00f6sung der Lecithine in \u00c4ther und Ausf\u00e4llung durch Aceton sich vergr\u00f6\u00dfern w\u00fcrde.\nAu\u00dfer Jecorin und Lecithin wurde bei Leber V auch die sirupartige Substanz untersucht, sowohl des kalten, wie auch des hei\u00dfen Extraktes.","page":170},{"file":"p0171.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Lecithin und Jecorin der Leber.\t171\n\t, Leber Va kalt bereitetes Extrakt \u00b0/o\tLeber Vb hei\u00df bereitetes Extrakt >/>\t'\nGlykosc\t\t\t64,13\t48,7\t'\nGesamter P\t\t0,42\t1,08 ;\nN\t\t .\t2.36\t3,47\nUnorganischer P . . .\t0,41\t0,42\nGlykosebcstimmung nach Bang: a) 0,191 g Substanz verbrauchen 98 ccm Kupferl\u00f6sung \u00e0 0,00125 g Glykosc \u2014 G4,13\u00b0/u.\t'\nb) 0,1814 g Substanz verbrauchen 51,2 ccm Kupfcrl\u00f6sung \u2014 48,7 \u00b0/o. Neumanns Phospliorbestimmung : a) 0,3142 g Substanz verbrauchen 2,4 ccm n/\u00ab-Na(H0) \u2014 0,42 \u00b0/o P. b) 0.234 g Substanz verbrauchen 4,6 n/*-Na(H0) \u2014 1,08\u00b0/* P. Kjeldahl-Bestimmung: a) 0,3262 g Substanz verbrauchen 5,6 ccm n/10. H,S04 \u00e0 0,0014028 g N \u2014 2,36\u00b0/\u00ab N.\" b) 0,356 g Substanz verbrauchen 8,9 ccm \u00ab/io-HaS04 \u2014 3,47 \u00b0/o N. Bestimmung des unorganischen Phosphors nach Stutzer:\nat 0,3456 g Substanz verbrauchen 2,8 ccm n/*-Na(H0) \u2014 0,44\u00b0/o P. bj 0,3402 \u00bb\t\u00bb\t*\t2,6 *\t\u00bb\t\u2014 0,42 ^ *\nAus diesen Analysenzahlen sehen wir, da\u00df beim Extra^ liieren der Leber mit siedendem Alkohol sowohl die sirupartige Substanz als das Jecorin mehr P-haltige Stoffe enth\u00e4lt als beim Extrahieren mit kaltem Alkohol. Zwar ist der N-Gehalt der sirupartigen Substanz des hei\u00dfen Extraktes ebenfalls gr\u00f6\u00dfer, als der des kalten Extraktes, jedoch nicht in dem Grade, wie der Phosphor. Interessant ist der Umstand, da\u00df beim Extrahieren der Leber mit kaltem Alkohol die sirupartige Substanz mehr glvkosehaltig ist, als beim Extrahieren mit siedendem Alkohol. Was die Natur des P betrifft, so sehen wir, da\u00df in der Substanz des kalten Extraktes der gesamte P (0,44\u00b0/o) unorganisch ist. In der sirupartigen Substanz des hei\u00dfen Extraktes finden wir eben dieselbe Zahl (0,42 \u00b0/o) des unorganischen P, der \u00fcbrige P (0,66 \u00b0/o) geh\u00f6rt einer organischen Substanz. Daraus sehen wir, da\u00df der Zuwachs an P dadurch bedingt wird, da\u00df beim Erw\u00e4rmen eine P-haltige Substanz, wahrscheinlich in Form der Glycerinphosphors\u00e4ure, in die sirupartige Substanz \u00fcbergeht.\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXII. .\t12","page":171},{"file":"p0172.txt","language":"de","ocr_de":"172 A. Baskoff, \u00dcber Lecithin und Jecorin der Leber.\nDer Umstand, da\u00df aus hei\u00dfem Extrakte der Leber Jeco-rine erhalten werden, die einen gr\u00f6\u00dferen P-Gehalt und kleineren N-Gehalt aufweisen als Jecorine aus kaltem Alkoholextrakt, k\u00f6nnte darauf hinweisen, da\u00df Jecorine (ebenso wie vielleicht auch die sirupartige Substanz) ihren Ursprung den Zersetzungsprodukten des Lecithins verdanken ; unter diesen Zersetzungsprodukten weisen die N- und P-Verbindungen verschiedene L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltnisse auf, so da\u00df es von der Art der Extraktion und von der Natur der angewandten L\u00f6sungsmittel (Anwesenheit von Wasser, Temperatur usw.) abh\u00e4ngig ist, ob man Jecorine von der einen oder andern Zusammensetzung erh\u00e4lt.\nWas die Alkoholvergiftung der Hunde betrifft, so sehen wir auf Grund der angef\u00fchrten Versuche, da\u00df die Alkoholvergiftung einen das Lecithin der Leber zerst\u00f6renden Einflu\u00df aus\u00fcbt, die Jecorinmenge dagegen bleibt dieselbe, und auch die Zusammensetzung des Jecorins ist durch die Alkoholvergiftung uuver\u00e4ndert geblieben.","page":172}],"identifier":"lit37478","issued":"1909","language":"de","pages":"162-172","startpages":"162","title":"\u00dcber Lecithin und Jecorin der Leber normaler und mit Alkohol vergifteter Hunde","type":"Journal Article","volume":"62"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:39:53.013441+00:00"}