Open Access
{"created":"2022-01-31T16:51:41.553112+00:00","id":"lit37489","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Ellinger, Alexander","role":"author"},{"name":"Claude Flamand","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 62: 276-286","fulltext":[{"file":"p0276.txt","language":"de","ocr_de":"Eine neue Farbstoffklasse von biochemischer Bedeutung:\nT riindy Imethanfarbstoffe.\nVon\nAlexander Ellinger und Claude Flamand.\n(Aus dem Universit\u00e4tslaboratorium f\u00fcr medizinische Chemie und experimentelle Pharmakologie zu K\u00f6nigsberg i. Pr.)\n(Der Redaktion zugegangen am 16. August 1909.)\nErhitzt man den \u00df-Indolaldehyd in Substanz oder in w\u00e4sseriger L\u00f6sung mit m\u00e4\u00dfig konzentrierten S\u00e4uren, so f\u00e4rbt sich, wie Ellinger1) vor 3 Jahren mitteilte, die L\u00f6sung bald intensiv rot, und nach mehrere Minuten langem Kochen scheidet sich beim Erkalten der L\u00f6sung ein in prachtvollen gewundenen Nadeln krystallisierender roter Farbstoff aus. Wir haben gemeinsam die Untersuchung dieses Farbstoffes unternommen und in ihm den ersten Repr\u00e4sentanten einer bisher nicht beschriebenen Klasse von Farbstoffen kennen gelernt, welche das Interesse des Biochemikers beanspruchen d\u00fcrfen; denn wie weiter unten ausgef\u00fchrt wird, stehen einige Farbstoffe des Harns und vielleicht auch andere im Tierk\u00f6rper gebildete Farbstoffe zu dem neuen K\u00f6rper in naher Beziehung.\nDarstellung und Eigenschaften des Farbstoffs aus Indolaldehyd.\n1 g Indolaldehyd wird mit 50 ccm Wasser gekocht, worin es sich nicht vollst\u00e4ndig l\u00f6st; die hei\u00dfe Fl\u00fcssigkeit wird mit 50 ccm 50\u00b0/o iger Schwefels\u00e4ure versetzt und 10\u201415 Min. im Sieden gehalten. Mit Beginn des Siedens tritt die Rotf\u00e4rbung und zun\u00e4chst vollst\u00e4ndige L\u00f6sung ein, bald scheiden sich Krystalle ab, die sich beim Abk\u00fchlen betr\u00e4chtlich vermehren. Der nach 21 st\u00e4ndigem Stehen abfiltrierte Farbstoff wird in viel siedendem Eisessig gel\u00f6st, durch einen Hei\u00dfwassertrichter fil-\n') A. Ellinger, \u00dcber die Konstitution der Indolgruppe im Eiwei\u00df. III. Mitt.: Oxydation des Tryptophans zu \u00df-Indolaldehyd. Ber. d. deutsch, chem. Ges. Bd. XXXIX, S. 2519, 1906.","page":276},{"file":"p0277.txt","language":"de","ocr_de":"Eine neue FarbstolTklasse von biochemischer Bedeutung. 277\ntriert und scheidet sich daraus beim Stehen in mehr als Zentimeter langen Nadeln ab, welche abgesaugt und zur Entfernung anhaftender Essigs\u00e4ure mehrmals mit \u00c4ther gewaschen werden. Die so gewonnenen Krystalle erinnern in ihrer Farbe, dem metallischen Glanze und dem dunkelgr\u00fcnen Reflexe im auffallenden Lichte an das Aussehen des Fuchsins. Die Ausbeute an Farbstoff vor dem Umkrystallisieren betr\u00e4gt etwa 90\u2014100'Vo des Aldehyds. Der Farbstoff f\u00e4rbt in essigsauer-alkoholischer L\u00f6sung Wolle und Seide rotbraun mit einem Stich ins Violette.\nDie Analyse machte anfangs erhebliche Schwierigkeiten, weil die Substanz \u00e4u\u00dferst hartn\u00e4ckig Essigs\u00e4ure festh\u00e4lt, welche beim Stehen im Vakuum-Exsikkator \u00fcber \u00c4tzkali nicht weggeht und erst durch Trocknen bei 130\u2014140\u00b0 vollst\u00e4ndig entfernt werden kann. Die so getrocknete Substanz ist sehr hygroskopisch ; so sind wohl die etwas zu hoch gefundenen Wasserwerte bei der Verbrennung zu erkl\u00e4ren. Die folgenden Analysen sind s\u00e4mtlich mit Material, welches viermal aus Eisessig umkrystalli-siert und bei 130\u2014140\u00b0 bis zur Gewichtskonstanz getrocknet war, angestellt.\n1.\t0,1762 g\tgaben 0,0735 g H#0\tund 0,3837 g CO,\n2.\t0,142Q g\t\u201e\t0,0577 g H,Q\t\u201e 0,3087 g CO,\n3.\t0,1657 g\t\u201e\t0,0677 g H,O\t\u201e 0,3635 g CO,\n4.\t0,198 g gaben\t14,7 ccm N bei\t100 und 746 mm Hg\n5.\t0,221 g gaben in alkoholisch-w\u00e4sseriger L\u00f6sung mit BaCl, gef\u00e4llt 0.1545 g BaSO*.\nGefunden 1.\t2.\t3.\nC = 59,4 59,29 59,82 H =\t4,63\t4,51\t4,54\nN \u00ab=\n\u00bb.so, =\ni t Berechnet f\u00fcr (C,5Hl7N8)\u201e 3 H,S04 59,39 3,95\n8,72\t8,3\n29,46\t29,05\nDie Substanz schmilzt nicht scharf; bei 2120 beginnt sie zu sintern und zersetzt sich allm\u00e4hlich unter teilweiser Sublimation, sie ist in Wasser fast unl\u00f6slich, beim Erw\u00e4rmen mit\nA\\ asser nimmt sie eine br\u00e4unliche F\u00e4rbung an; in Alkohol, Amylalkohol und Aceton l\u00f6st sie sich auch in der K\u00e4lte reichlich, in Essig\u00e4ther weniger, in Benzol ist sie fast unl\u00f6slich, in hei\u00dfem Eisessig l\u00f6st sie sich reichlich, in kaltem sehr wenig. Die L\u00f6sungen in saurem Alkohol zeigen ein charakteristisches Ab-","page":277},{"file":"p0278.txt","language":"de","ocr_de":"278\tAlexander Ellinger und Claude Flamand,\nsorptionsspektrum: bestehend aus zwei ziemlich breiten Streifen im Gr\u00fcn bis Blau ; der schm\u00e4lere, etwa von der Mitte zwischen den Linien D und E bis F sich erstreckend, tritt bei gr\u00f6\u00dferer Schichtdicke allein deutlich hervor, in d\u00fcnner Schicht ist der breitere, etwa von der Linie Eb bis F ausgedehnt, deutlicher, w\u00e4hrend der erstbeschriebene unscharf wird.\nVerreibt man die Krystalle in der K\u00e4lte mit Ammoniak, so schl\u00e4gt die F\u00e4rbung sofort je nach der Konzentration in gelb bis braun um, und es entsteht eine krvstallisierte Base, welche sich mit \u00c4ther aussch\u00fctteln l\u00e4\u00dft. Beim Verdunsten der \u00c4therl\u00f6sung oder beim gelinden Erw\u00e4rmen derselben geht aber die Base in eine unl\u00f6sliche Modifikation \u00fcber. Setzt man unter dem Mikroskop Ammoniak zu den Krvstallen, so kann man das Eindringen des Alkalis verfolgen, Man erh\u00e4lt dann das merkw\u00fcrdige Bild eines teils rot, teils gelb*gef\u00e4rbten Krystalls.\nSowohl die Farbsalze wie die Farbbase lassen sich mit Zinkstaub zur Leukoverbindung reduzieren, welche mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt werden kann und welche an der Luft langsam, bei Zusatz von Oxydationsmitteln schnell den Farbstoff regeneriert.\nF\u00fcr das Verst\u00e4ndnis der Farbstoffbildung gab folgende Beobachtung den Schl\u00fcssel : Als das Kochen des Indolaldehyds mit S\u00e4uren am absteigenden K\u00fchler vorgenommen wurde, wurden in der Vorlage neben geringen Mengen Indol schweflige S\u00e4ure und reichlich Ameisens\u00e4ure gefunden. Das Destillat gab nicht nur die qualitativen Reaktionen: Rotf\u00e4rbung mit Eisenchlorid in neutraler L\u00f6sung, Reduktion von ammoniaka-lischer Silberl\u00f6sung und von Sublimat, sondern es konnte durch Kochen mit BaC03 auch das Baryumformiat rein dargestellt werden.\nDas mehrmals aus Wasser umkrystallisierte Baryumformiat gab folgenden Analysenwert :\n0,1725 g exsikkatortrockene Substanz lieferten 0,1768 g BaS04 Ber.\tGef.\nBa = 60,42\t60,26.\nKonstitution des Farbstoffs.\nDa die Bildung des Farbstoffs unter Abspaltung von Ameisens\u00e4ure und partieller Reduktion der Schwefels\u00e4ure er-","page":278},{"file":"p0279.txt","language":"de","ocr_de":"Eine neue Farbstof\u00efklasse von biochemischer Bedeutung 279\nfolgt war, so lag es nahe, anzunehmen, da\u00df sich der Indolaldehyd mit Indol kondensiert und unter Oxydation und Salzbildung zu dem Farbstoff vereinigt habe. In der Literatur sind bisher \u00e4hnliche Kondensationsprodukte der Indole mit Farbstoffcharakter von E. Fischer und Wagner1) unter dem Namen der Rosindole und von M. Freund und Lebach*) beschrieben.\nNach Fischer3) vereinigt sicli z. B. der Benzaldehyd mit 2 Molek\u00fclen a-Methylindol (Methylketol) zu dem Benzylidendi-ketol\nwelchem\nzukommt.\nNeben dieser Art von Kondensation kommt, wie Freund und Lebach zeigten, auch eine solche zwischen einem Molek\u00fcl Aldehyd und einem Molek\u00fcl eines Indols, welches dann nach der Indoleninform reagiert, vor:\nH\nC\nz. B. NO, . C*H4 . OHO + H,C\u2014c/^CH -\nN C H H G\nNO, . C6H4. CH=C,-r/^CH\nCH3C%/CX/CH\nN C\t\u2022 ' \u2022\n_________ H\n) E. Fischer und P. Wagner, \u00dcber R\u00f6sindole. Ber. d. deutsch, chem. Ges. Bd. XX, S. 815, 188d und Ann. d. Ch. Bd. CCXLU, S. 372, 18S7 2) M. Fre\u00fcnd und G. Lebach, \u00dcber IndolfarbstolTe. Ber. d ehern Ges. Bd. XXXVIII, & 2640, 1905.\nGes. \u00dfd.xix! Sh2988\u00dcl\u00ab85einige R**kli#n\u00e9n der '\u00bbdole. Bet. d. 'ehern.\nCA . c:h/C*h\"N \u2022\n\\C,HSN . CH,\nwahrscheinlich die Konstilutionsformel\nH\tII\nC\tc\nne N:\u2014-c----------ch-------c' c/s\nC NH H\nC . CH,\nCA\nGH3C\\/C\\/\nCH\nCH\nNH","page":279},{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"280\nAlexander Ellinger und Claude Flamand,\nBeide Verbindungstypen sind als Leukobasen von Farbstoffen zu betrachten; unter Einwirkung von Oxydationsmitteln gaben die Verbindungen des ersten Typus mit S\u00e4uren meist rote, die des zweiten Typus blaue Farbstoffe, f\u00fcr deren einfachsten Repr\u00e4sentanten Freund und Lebach unter der Annahme chinoider Bindungen, welche durch \u00dcbergang der Indol- in die Indoleninform zustande kommen k\u00f6nnen, die folgenden Formeln wahrscheinlich gemacht haben.\nH\tH\nC\tC\nHcf \u2014-jC =C---------C-----C /N\u00efCH\nHC%/\\//'CH C N\nC6H6 HC\n\\/G\\/\nNH C\nIch\nh\nh /\\\nH CI\nsalzsaures Phenyl-indyl-indoliden-methan\nH\nC\nHCj^NC---rC = C.C6H5\nHC'%/C\\/CH C N\u2014\nH |\nCI\nAnhydrid des Chlorhydrats des Phenyl-indoliden-earbinols.\nZu der Nomenklatur sei bemerkt, da\u00df unter \u201eIndyi\u201c der einwertige Rest\nH\nC\nHc/^c\u2014nC-\nHC^/C\\/CH C NH\n,\t1 -\tH\nunter \u201eIndoliden\u201c der zweiwertige Rest\nH\nC\nHC/XC\u2014-C=\nHC%/C\\/CH C N H\nverstanden wird.","page":280},{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"Eine neue Farbstoffklasse von biochemischer Bedeutung. 281\nDie Einzelheiten in der Konstitution der genannten Farbstoffe sind noch nicht mit Sicherheit .festgestellt, denn die \u201eblauen Farbstoffe\u201c konnten bisher nicht krystallisiert gewonnen und analysiert werden, und auch f\u00fcr die Konstitution der Rosindole, auf deren nahe Verwandtschaft mit den Tri-phenylmethanfarbstoffen Fischer bereits hingewiesen hat, ist die Vereinigung des Methan-C-Atoms mit den in \u00df-Stellung befindlichen G-Atomen des Pyrrolrings nur wahrscheinlich gemacht.\nNach den geschilderten, bereits studierten Farbstoffbildungen aus aromatischen Aldehyden und Indolen liegt es am n\u00e4chsten, anzunehmen, da\u00df der Farbstoff aus dem Indolaldehyd sich von einer Leukoverbindung ableitet, welche aus Indolaldehyd mit 2 Molek\u00fclen Indol zusammengetreten ist, also einem Triindylmethan.\nW-CH\u00bb + W-W-C<W\nEs liegt somit eine vollkommene Analogie mit dem Leu-kaurin und dem p-Leukanilin vor:\nyC6H4.OH HC^-C8H4. OH XC6H4.OH Leukaurin\n/.Cefl.. MH, H . C- CeH4. NH, XC,H,. NH, p-Leukanilin\n/C8h.,n\nHC-C8H8N\nXC,H,N\nTriindylmethan\nDer Farbbase w\u00fcrde somit die Formel\nHO \u2014C = (CeH,N),\nzukommen und dem salzsauren Farbstoff unter Annahme einer chinoiden Bindung die Formel:\nyC8HflN g^C8H6N c\nH\nXC\u2014C/XCH\n1 II ! HC%/\\//CH\nN C /\\ H H CI\nDer beim Erhitzen von Indolaldehyd mit Salzs\u00e4ure entstehende Farbstoff, f\u00fcr den ein geeignetes Umkrystallisations-mittel bisher nicht gefunden wurde, beginnt bei 172 0 zu sintern, zersetzt sich allm\u00e4hlich und erscheint bei etwa 220\u00b0 im","page":281},{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"282\nAlexander Ellinger und Claude Flamand,\nSchmelzr\u00f6hrchen als homogene Fl\u00fcssigkeit. Im Gegensatz zum schwefelsauren Salz tritt nur 1 Mol. HG1 in das Molek\u00fcl ein.\n0,2388 g nicht umkrystallisierte, \u00fcber KOH im Exsikkator getrocknete Substanz gab 0,0928 g AgCl\nC*Hi:N3, HCl: Ber: HCl 9,23\u00ae/., Gef. 9,90 */o.\nWie bei den Rosanilinen kommen also auch bei unserer Farbbase Salze mit 1 und mit 3 \u00c4quivalenten S\u00e4ure vor. Die Tatsache, da\u00df auch das zweite und dritte Indolmolek\u00fcl S\u00e4ure zu binden verm\u00f6gen, spricht daf\u00fcr, da\u00df auch diese in der st\u00e4rker basischen Indoleninform auftreten.\nDer Base selbst, welche auf Zusatz von Ammoniak aus den Salzen entsteht, scheint die Anhydridformel zuzukommen. Trotz vielfacher Bem\u00fchungen haben wir bei der Elementaranalyse der aus der \u00c4therl\u00f6sung durch spontanes Verdunsten erhaltenen Base keine scharf stimmenden Zahlen erhalten k\u00f6nnen. Die Werte lagen vielmehr zwischen den f\u00fcr die Anhydridformel C*r,H17Ns und die Carbinolformel p25H19N30 verlangten. Die gleichen Erfahrungen haben v. Baeyer und Villiger1) mit der sogen. Homolkaschen aus Parafuchsin gemacht.\nSynthese des Farbstoffs aus Indol und Methanderivaten.\nWar unsere Annahme von der Konstitution des Farbstoffs richtig, so mu\u00dfte man erwarten, da\u00df er \u00e4hnlich wie die Farbstoffe der Triphenylmethanreihe auch durch Zusammentritt eines Methankohlenstoffs mit 3 Molek\u00fclen Indol unter dem Einflu\u00df von Oxydationsmitteln entstehen mu\u00dfte.\nIn der Tat l\u00e4\u00dft sich der Farbstoff durch Erhitzen von Ameisens\u00e4ure oder Oxals\u00e4ure und Schwefels\u00e4nre mit Indol bei Gegenwart von Eisenchlorid darstellen. Auch andere Tr\u00e4ger des Methankohlenstoffs wie Formaldehyd u. a. lassen sich zur Darstellung des Farbstoffs verwenden. Er ist indessen so gewannen schwer zur Krystallisation zu bringen; wir be-\n*) A. v. Baeyer und V. Villiger, Dibenzalaceton und Triphenyl-methan. Ber. d. chem. Ges. Bd. XXXVII. S. 2848 (1904).","page":282},{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"Eine neue Farbstoffklasse von biochemischer Bedeutung. 283\nschr\u00e4nkten uns deshalb darauf, das entstandene Produkt spektroskopisch zu identifizieren.\nDagegen gelang die Reindarstellung des Farbstoffs aus dem Produkt der Einwirkung von Chloroform und alkoholischer Kalilauge auf Indol. Wie Ellin ger in der Beschreibung der Synthese des Indolaldehyds (1. c.) angef\u00fchrt hat, bilden sich neben diesem Produkte und dem \u00df-Chlorchinolin bei der Reaktion betr\u00e4chtliche Mengen eines Harzes, welches seinerzeit nicht n\u00e4her untersucht wurde. Als wir von diesem Harze, das noch in ansehnlicher Quantit\u00e4t von fr\u00fcheren Darstellungen her aufgehoben war, ein wenig in Alkohol l\u00f6sten und in Schwefels\u00e4ure gossen, fiel sofort ein sch\u00f6n roter Farbstoff amorph aus, der das charakteristische Spektrum zeigte. Die Reindarstellung gelang auf folgende Weise:\nDas Harz wurde unter Erw\u00e4rmen in viel Alkohol gel\u00f6st, filtriert und die erkaltete alkoholische L\u00f6sung in feinem Strahle unter best\u00e4ndigem Umr\u00fchren in die vier- bis f\u00fcnffache Menge 20 \u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure gegossen. Der Niederschlag wurde abfiltriert und, etwa 24 Stunden auf Tontellern ausgestrichen, getrocknet. Der so von einem Teil der anhaftenden w\u00e4sserigen Schwefels\u00e4ure befreite Farbstoff wurde mit etwa der lOfachen Menge Essig\u00e4ther, dem 5\u00b0/o Eisessig zugesetzt waren, gelinde erw\u00e4rmt, wobei er nicht vollst\u00e4ndig in L\u00f6sung ging. Schon nach einigen Minuten schieden sich an der Grenze der Essig\u00e4ther- und der w\u00e4sserigen Schicht Krystalle aus, deren Menge beim Stehen erheblich zunahm. Die Krystalle wurden 'abfiltriert und mehrmals aus hei\u00dfem Eisessig umkrvstallisiert. Sie erwiesen sich in allen Eigenschaften mit dem Farbstoff aus Indolaldehyd identisch.\n1.\t0,194 g Substanz, bei 1300 getrocknet, gaben 0,0715 g ILO und 0,4200 g CO,.\n2.\t0,1755 g Substanz verbrauchten bei der N-Bestimmung nach K j e 1 d a h 1 10,25 ccm n/i o-KaS04.\n3.\t0,2025 g Substanz gaben 0,138 g BaS04.\nGefunden:\tC = 59,05 Ber. 59,39\nH= 4,09\t3^95\nN = 8,18\t8,3\nH,S04 = 28,63\t.\t29,05","page":283},{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"285- Alexander Ellinger und Claude Flamand,\nSpaltung der Farbbase.\nWie Caro und Graebe1) gezeigt haben, l\u00e4\u00dft sich Aurin durch Erhitzen mit Wasser in p-Dioxvbenzophenon und Phenol spalten :\n/Cd H4 OH\nC/ C6H40H + H,0 = OH . C,H4 - CO - C6 H4. OH + C\u00d6H5. OH >CftH40\t(l)\t(4'\nWir hofften durch einen \u00e4hnlichen Spaltungsversuch vielleicht Aufschl\u00fcsse \u00fcber die Bindungsverh\u00e4ltnisse im Triindyl-methanfarbstoff zu gewinnen. Das Resultat war nicht das erwartete : Statt eines Diindylketons entstand der \u00df-Indolaldehvd neben Indol. Es mu\u00df also mit der hydrolytischen Spaltung gleichzeitig eine Reduktion eingetreten sein, zu welcher die beobachtete Entstehung kohliger Substanz Veranlassung gegeben haben kann.\nUngef\u00e4hr 2,5 g Farbbase, welche durch Verreiben des Farbstoffs mit Ammoniak gewonnen waren, wurden im Autoklaven mit 100 ccm Wasser 2 Stunden auf 220\u00b0 im \u00d6lbad erhitzt. Die w\u00e4sserige L\u00f6sung wurde hei\u00df vom Ungel\u00f6sten abgegossen, und der R\u00fcckstand noch zweimal je 4 Stunden mit 100 ccm Wasser in der gleichen Weise behandelt. Die vereinigten w\u00e4sserigen L\u00f6sungen, welche stark nach Indol rochen und beim Erkalten einen krystallinischen Niederschlag fallen lie\u00dfen, wurden im Dampfstrom destilliert, bis das Destillat keine Nitrosoindolreaktion mehr gab. Das Destillat wurde mit \u00c4ther ersch\u00f6pfend ausgesch\u00fcttelt. Der krystallinische \u00c4therr\u00fcckstand wog etwa 0,35 g. Er wurde aus Wasser umkrystal-lisiert und durch Krystallform, Schmelzpunkt und die zahlreichen bekannten Farbreaktionen als reines Indol erkannt. Die im Kolben zur\u00fcckgebliebene w\u00e4sserige L\u00f6sung schied w\u00e4hrend der Destillation ein wenig Harz ab, von welchem abfiltriert wurde. Beim Erkalten krystallisierten lange, gelb gef\u00e4rbte Nadeln aus, welche nach einmaligem Umkrystallisieren bei 190\u00b0 schmolzen. Die Ausbeute betrug 0,25\u20140,3 g \u2014 Von einer Entf\u00e4rbung wurde wegen der dabei unvermeidlichen Verluste abgesehen.\n\u2018) H. Caro u. C. Graebe. Zur Kenntnis der Rosols\u00e4uren Ber. d. ehern. Ges. Bd. XI. S. 1348 (1878).","page":284},{"file":"p0285.txt","language":"de","ocr_de":"Eine neue Farbstoftklasse von biochemischer Bedeutung. 285\n0,1813 g Subst. (bei 105\u00b0 getrocknet) geben 0,0832 g ILO und 0.4959 g CO,.\nCjHjNO:\tBer. C 74,48\tGef. 74,60\nH 4.88\t5,09\nDie Substanz, welche mit S\u00e4ure erhitzt denkrystallisierten Farbstoff bildete und ein krystallinisches Phenylhydrazon gab, erwies sich also als reiner Indolaldehyd.\n\u00dcber Abk\u00f6mmlinge des Triindylmethanfarbstoffs.\nWir haben bisher nur die Stammsubstanz der Triindyl-methanfarbstoffe einer eingehenden Untersuchung unterzogen, hoffen aber bald weitere Repr\u00e4sentanten der neuen Farbstoffklasse beschreiben zu k\u00f6nnen. Plancher und Ponti,* *) welche, genau nach dem Verfahren von Ellinger arbeitend, aus a-Methyl-indol den Methylindolaldehyd dargestellt haben, gaben bereits an, da\u00df auch dieser, mit S\u00e4uren erhitzt, einen sch\u00f6n krystal-lisierenden Farbstoff gibt. Wir k\u00f6nnen die Angabe best\u00e4tigen und hinzuf\u00fcgen, da\u00df auch dieser Farbstoff unter Abspaltung von Ameisens\u00e4ure sich bildet.\nWeiterhin gelingt es leicht, durch Kondensation von Indolaldehyd mit verschiedenen Indolderivaten in Eisessigl\u00f6sung unter Zusatz von H2S04 Farbstoffe zu erhalten. Die Reaktion beschr\u00e4nkt sich nicht auf die Homologen des Indols, wie das Skatol, sondern ist auch auf Indolcarbons\u00e4ure und Indolessigs\u00e4ure anwendbar. Auch aus Oxals\u00e4ure, Schwefels\u00e4ure und Skatol ist ein blauvioletter Farbstoff zu gewinnen, und man kann die Verschiedenheit der Farbt\u00f6ne bei dieser Reaktion ebenso gut zur Differenzierung von Indol und Skatol benutzen wie die Ehrlichsche Dimethylaminobenzaldehyd-Reaktion.\nIn die Klasse der Triindylmethanfarbstoffe geh\u00f6rt zweifellos auch das Urorosein, welches nach den sch\u00f6nen Untersuchungen von Herter*) das Produkt der Einwirkung von S\u00e4ure\nG. Plancher e U. Ponti, Azione del cloroformio sulF a-metil-indolo e su alcuni pirroli. Rendiconti della R. Accad. dei \u00fcn\u2019cei Bd XVI ser. 5a, S. 130 (1907).\n\u2022) C.A. Herter. On indoiacetic acid as the chromogen of the ..urorosein\u201c of the urine. Journ. of biol. ehern. Bd IV, S. 253 (1908).","page":285},{"file":"p0286.txt","language":"de","ocr_de":"286 Al. F.llinger und Ci. Flamand, \u00dcber Triindylmethanfarbstoffe.\nund Nitriten auf Indolessigs\u00e4ure ist. Der Eine von uns (E.) hat in Gemeinschaft mit 0. Riesser Untersuchungen dieses Ham-farbstoffs im Gange.\nMit Wahrscheinlichkeit darf auch der rote Farbstoff, der beim Ans\u00e4uren des Urins nach Skatoldarreichung auftritt, das sogen. \u201eSkatolrot\u201c, in die neue Farbstoffgruppe gerechnet werden, ein Farbstoff, der in der medizinisch-chemischen Literatur bereits die mannigfachsten Interpretationen erlebt hat. Herr Professor Jaff\u00e9 hat bereits vor Beginn unserer Arbeit das Studium des Skatolfarbstoffs begonnen und ist zurzeit damit noch besch\u00e4ftigt.\nVielleicht wird die Auffindung der Triindylmethanfarbstoffe auch in weitere Gebiete der tierischen und eventuell auch pflanzlichen Farbstoffe mit neuer Fragestellung vorzudringen gestatten. Wir denken hier namentlich an das Studium der Melanine. Bei der Leichtigkeit, mit welcher das Tryptophan zu Indolaldehyd oxydiert wird und der Aldehyd sich mit andern Substanzen zu Farbstoffen kondensiert, ist jedenfalls die Bildung solcher Farbstoffe im tierischen und pflanzlichen Leben h\u00f6chst diskutabel. Mit diesen hypothetischen Andeutungen soll nur die Richtung bezeichnet sein, in welcher wir die Arbeit \u00fcber die Triindylmethanfarbstoffe nach der biochemischen Seite hin fortzusetzen beabsichtigen.","page":286}],"identifier":"lit37489","issued":"1909","language":"de","pages":"276-286","startpages":"276","title":"Eine neue Farbstoffklasse von biochemischer Bedeutung: Triindylmethanfarbstoffe","type":"Journal Article","volume":"62"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:51:41.553118+00:00"}