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{"created":"2022-01-31T12:57:47.342470+00:00","id":"lit37497","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Dombrowski, St.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 62: 358-366","fulltext":[{"file":"p0358.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Uromelanin, das Abbauprodukt des Harnfarbstoffs.\nVon\nSt. Dombrowski.\n(Aus dem medizinisch-chemischen Institut der Universit\u00e4t in Lemberg [Lwow].)\n(Der Redaktion zugegangen am 30. August 1909.)\nIn fr\u00fcheren Untersuchungen \u00fcber die chemische Natur des Harnfarbstoffs wurde festgestellt, da\u00df der spezifische gelbe Farbstoff des Harns, das sogenannte Urochrom, zu den Oxy-proteins\u00e4uren, der eigent\u00fcmlichen Gruppe von Verbindungen geh\u00f6rt,1) welche als Produkte des normalen Stoffwechsels wohl im Harne aller S\u00e4ugetiere erscheinen.\nAlle Oxyproteins\u00e4uren enthalten bekanntlich au\u00dfer Stickstoff Schwefel. Dieser Umstand ist von nicht geringer Wichtigkeit. Haupts\u00e4chlich eben auf Grund des Schwefelgehaltes wurde die eigent\u00fcmliche Stellung dieser Verbindungen unter den Produkten des tierischen Stoffwechsels, ihre nahen Beziehungen zu den Eiwei\u00dfstoffen und die Bedeutung ihrer Ausscheidung f\u00fcr die Erforschung des tierischen Stoffwechsels erkannt. In der Tat wurde von Gawiftski*) in quantitativen Untersuchungen erwiesen, da\u00df die ganze oder beinahe ganze Menge (88\u201490\u00b0/o) des sogenannten neutralen Schwefels des Harns eben der Schwefel der Oxyproteins\u00e4uren bildet.\nDer Gehalt an Schwefel ist ebenfalls die am meisten auffallende Eigenschaft des Harnfarbstoffs. Das Urochrom, welches unter normalen Verh\u00e4ltnissen in einer Quantit\u00e4t von nur 0,5 g pro die, also in einer im Verh\u00e4ltnis zu der Gesamt-\n') Bulletin intern, de l\u2019Acad\u00e9mie des Sciences de Cracovie, Juillet 11105 und Octobre 1907, sowie diese Zeitschrift, Bd. XLV1, S. 83 (1905), und Bd. L1V, S. 118 (1907).\n*) Bulletin intern, de l\u2019Acad\u00e9mie des Sciences de Cracovie, Novembre 1908, und diese Zeitschrift, Bd. LVIII, S. 454 (1909).","page":358},{"file":"p0359.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Uromelanin des Harnfarbstoffes.\t359\nmenge der Oxyproteins\u00e4uren geringer Menge ausgeschieden wird, hatte sich als die schwefelreichste Verbindung unter den Oxyproteins\u00e4uren erwiesen; denn, w\u00e4hrend in der Autoxy-proteins\u00e4ure der Schwefelgehalt zu 0,61%, in der Oxyprotein-s\u00fcure zu l,12\u00b0/o und in der Alloxyproteins\u00e4ure zu 2,19\u00b0/o\ngefunden wurde, betrug der Schwefelgehalt des Urochroms bis 5\u00b0/o.\nBereits fr\u00fcher habe ich au\u00dfer \u00fcber den Prozentgehalt an Schwefel auch \u00fcber die Art und Weise seiner Bindung im Harnfarbstoffe berichtet. Es wurde damals schon mitgeteilt, da\u00df der gr\u00f6\u00dfere Teil (\u00fcber 60\u00b0/o) des Schwefels des Urochroms in demselben in lockerer Bindung erscheint und beim Kochen des den Harnfarbstoff enthaltenden rohen Kupferniederschlags mit Kalilauge abgespaltet wird. Durch diesen Umstand erkl\u00e4ren sich nicht nur die Schwankungen des Prozentgehaltes von Schwefel im Urochrom, sondern es ergab sich daraus auch die Notwendigkeit, bei der Gewinnung des Urochroms sich m\u00f6glichst milder Reagenzien zu bedienen. Es resultierte n\u00e4mlich aus diesen Untersuchungen, da\u00df bei der Darstellung des Urochroms nicht nur verd\u00fcnnte Alkalilaugen und verd\u00fcnnte Minerals\u00e4uren, sondern auch konzentrierte organische S\u00e4uren (Essigs\u00e4ure) vom Gebrauch von vornherein ausgeschlossen werden mu\u00dften; ferner, da\u00df die L\u00f6sungen des Farbstoffs in offenen Gef\u00e4\u00dfen auf dem Wasserbade, zumal bei Gegenwart von sogar geringer Menge einer S\u00e4ure nicht eingedampft werden durften, weil das Urochrom dabei einer Zersetzung unterlag.\nEs ist klar, da\u00df in sp\u00e4ter erschienenen Untersuchungen anderer Forscher, in welchen diese Vorsichtsma\u00dfregeln au\u00dfer acht gelassen wurden, es zur Abspaltung von Schwefel kam. So hatte H. Hohlweg1) das Urochrom aus dem Harn mit Tierkohle adsorbiert und es daraus mit Eisessig ausgezogen, K. L. Salomonsen und St. Mancini1) den nach der gleichen Methode gewonnenen Farbstoff noch einer Wirkung von Brom unterworfen und als sie den Farbstoff resp. das erhaltene bromhaltige Derivat desselben schwefelfrei fanden, setzten sie\n\u2018) Biochem. Zeitschrift, Bd. XIII, S. 199 und folgende.","page":359},{"file":"p0360.txt","language":"de","ocr_de":"360\nSt. Dombrowski,\nsich \u00fcber das Resultat einer ernsten Forschung hinweg und beeilten sich, zu schlie\u00dfen, da\u00df das Urochrom schwefelfrei\nw\u00e4re und da\u00df der gefundene Schwefelgehalt von Verunreinigungen\nherr\u00fcliren k\u00f6nne, statt die eigenen Methoden der Behandlung des Urochroms, welche den Eigenschaften dieser Verbindung so wenig Rechnung trugen, einer kritischen Pr\u00fcfung zu unterziehen.\nAu\u00dfer dem leicht abspaltbaren Schwefel enth\u00e4lt das Urochrom noch Schwefel in festerer Bindung. Mehr als IO\u00ab/\u00ab des im Urochrom enthaltenen Schwefels fiel n\u00e4mlich1) auf den amorphen schwarzen K\u00f6rper, welchen ich beim Kochen des Harnl\u00e4rbsto\u00dfs mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure erhielt.\nIn einer fr\u00fcheren Abhandlung habe ich die Resultate allerdings nur einer einzigen Elementaranalyse dieses K\u00f6rpers mitgeteilt. Auf Grund ihres Schwefelgehaltes, welcher 3,5\u00b0 o betrug, sowie ihres Verhaltens gegen\u00fcber Alkalien und S\u00e4uren habe ich diese Verbindung zu den Melaninen zugerechnet und dieselbe unter dem alten, obwohl wenig pr\u00e4zisen Namen von Uromelanin beschrieben. Es galt jetzt, die Zusammensetzung dieser Verbindung endg\u00fcltig festzustellen und die Eigenschaften derselben n\u00e4her kennen zu lernen.\nEin Pr\u00e4parat des Uromelanins wurde zun\u00e4chst aus der rohen Kupferverbindung des Urochroms bereitet. Die letztere wurde n\u00e4mlich zu dem Zweck wegen besserer Ausbeute aus dem Harn eines Typhuskranken2) dargestellt und zwar nach der Methode, welche von mir fr\u00fcher beschrieben wurde (F\u00e4llen des Harns mit einer ammoniakalischen L\u00f6sung von Baryum-und Calciumacetat und des Filtrates von dieser F\u00e4llung mit Kupferacetat). Der ausgewaschene Kupferniederschlag wurde in Wasser aufgeschwemmt, mit Schwefelwasserstoff zerlegt und das Filtrat vom Schw^efelkupfer bei gelinder W\u00e4rme in vacuo auf etwa 100 ccm eingeengt. Diese L\u00f6sung von Urochrom wurde nun mit dem gleichen Volumen von konzentrierter Salzs\u00e4ure (spez. Gew. 1,18) versetzt und darauf in einem Kolben\n\u2019) Diese Zeitschrift, Bd. LIV, S. 225.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. LIV, S. 390, und Journal de physiol, et de pathol. g\u00e9n\u00e9rale, A. 5 septembre 190H.","page":360},{"file":"p0361.txt","language":"de","ocr_de":"Uber das Uromelanin des HarnfarbstofTes.\t361\nmit R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler 8 Stunden lang gekocht. Nach dem Erkalten wurde der abgeschiedene schwarze, flockige Niederschlag auf ein Filter gebracht, sorgf\u00e4ltig mit Wasser ausgewaschen und getrocknet. Da bei der Zersetzung von Urochrom mit Salzs\u00e4ure regelm\u00e4\u00dfig und zwar \u00e4hnlich, wie dies, bei der Hydrolyse von Eiwei\u00df zur Untersuchung auf Cystin beobachtet wurde (K. A. H. M\u00f6rner), auch Schwefel in Krystallen sich auszuscheiden pflegte, wurde das Pulver von Uromelanin behufs Entfernung der letzten Spuren von Schwefel in einem Tread-wellschen Apparat noch mit Alkohol und darnach mit Schwefelkohlenstoff und \u00c4ther ausgezogen. Das Uromelanin (freies Uromelanin, Pr\u00e4parat A) stellte dann schwarze, glitzernde K\u00f6rner dar, welche wde Asphalt aussahen und sich zu einem schwarzen Pulver zerreiben lie\u00dfen. Ein Teil won diesem Pr\u00e4parat diente zur Elementaranalyse, der Rest wurde auf Silbersalz verarbeitet.\nZur Darstellung des Silbersalzes wurde das Uromelanin in sehr verd\u00fcnntem Ammoniak gel\u00f6st und nachdem der \u00dcberschu\u00df vom Ammoniak teils durch Erw\u00e4rmen der L\u00f6sung in vacuo auf dem \\\\ asserbade, teils durch Stehenlassen unter einer Glocke \u00fcber Schwefels\u00e4ure entfernt worden war, die L\u00f6sung des Ammoniumsalzes mit Silbernitrat gef\u00e4llt.\nAls statt mit Silbernitrat diese L\u00f6sung mit Baryumchlorid versetzt wurde, fiel aus demselben das Baryurasalz des Uro-melanins, welches ebenso wie das Silbersalz in Wasser sehr schwer l\u00f6slich ist.\nIch begn\u00fcgte mich jedoch, und zwar weil zur Bereitung von anderen Salzen das Material nicht reichte, mit der Darstellung zur Elementaranalyse des Silbersalzes. (Uromelanin-Ag. Pr\u00e4parat A.) Der schwarze flockige Silberniederschlag wurde zu dem Zweck durch Auswaschen mit Wasser vom Silbernitrat befreit. Nach dem Trocknen stellte das Uromelaninsilber ein schwarzes Pulver dar.\nAu\u00dfer durch Zersetzung des direkt aus dem roten Kupfersalze erhaltenen Urochroms wurde Uromelanin zur Elementaranalyse in der Form seines Silbersalzes aus einem reinen Pr\u00e4parat des Calciumsalzes von Urochrom bereitet. 6 g des","page":361},{"file":"p0362.txt","language":"de","ocr_de":"St. Dombrowski,\nUrochromcalciums wurden behufs Darstellung des Ur\u00f6melanins in 250 ccm einer 5\u00b0/oigen Salzs\u00e4ure gel\u00f6st und damit 12 Stunden lang in einem Kolben mit R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler gekocht. Das ausgeschiedene Melanin wurde dann in der oben beschriebenen Weise durch Auswaschen mit Wasser und mit den genannten organischen L\u00f6sungsmitteln, sowie durch 2maliges Umf\u00e4llen mit Salzs\u00e4ure aus einer ammoniakalischen L\u00f6sung gereinigt, bevor es in der bekannten Weise in das Silbersalz umgewandelt wurde. (Uromelanin-Ag. Pr\u00e4parat B.) Es mu\u00df jedoch bemerkt werden, da\u00df bei der Zersetzung des Urochroms mit Salzs\u00e4ure nicht alles Melanin als flockiger Niederschlag abgeschieden wird: ein Teil des Melanins bleibt n\u00e4mlich in der L\u00f6sung, welche auch mehr oder weniger braun gef\u00e4rbt ist. Diesen Rest von Uromelanin habe ich aus der L\u00f6sung durch Aussalzen mit Ammoniumsulfat gef\u00e4llt und kam auf diese Weise noch zu einem Pr\u00e4parat des Ur\u00f6melanins (freies Uromelanin, Pr\u00e4parat C), dessen Menge jedoch blo\u00df zu einer Schwefelbestimmung reichte.\nDie Elementaranalysen dieser Pr\u00e4parate des freien Uro-melanins, sowie seines Silbersalzes ergaben die folgende Zusammensetzung derselben :\nTabelle 1.\n\tFreies Uromelanin\t\tUromelanin-Ag\t\tUromelanin berechnet aus dem Ag-Salz \u00b00\tFreies Uro-melanin Pr\u00e4parat D1) :\t\u00b0/o\n\tPr\u00e4parat A %\tPr\u00e4parat C \u00b0\\>\tPr\u00e4parat A\tPr\u00e4parat B\t\t\nc\t59.22\t\u2014\t\u2014\t\u25a0 \u2014\t_\t59, l\u00df\nH\t4,39\t\u2014\t\u2014\t\u2014 ;\t\u2014\t4,91\nN\t11.29\t\u2014\t8,28\t\u2014\t10,9\t9,69\ns\t\t3.89 -\u2022 \u25a0\t\u2014\t2.53\t3.33\t3,55\nAg\t\u25a0 - ! \u25a0\t\t24.32\t\u2014\t\u2014\t\nAus diesen Prozentzahlen wurde die mittlere Zusammensetzung des Ur\u00f6melanins und daraus die empirische Formel C47H44N,S013 berechnet.\nl) Diese Elementaranalyse wurde in einer fr\u00fcheren bereits zitierten Abhandlung ver\u00f6ffentlicht.","page":362},{"file":"p0363.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Uromelanin des HarnfarbstofTes.\t363\nTabelle 2.\n\tMittelzahlen aus den Elementaranalysen des Uromelanins !\tBerechne! f\u00fcr die Formel C4;H14N;S0,s\t\u2018\nc\t59,19\t59,59\nH\t4,65\t4.08\nN\t10,63\t10.30\nS\t3,44\t3,39 \u2019\t,\n0\t22,09 1\t21.96\nBereits fr\u00fcherl) habe ich darauf hingewiesen, da\u00df das Lromelanin eine auffallende \u00c4hnlichkeit in der Zusammensetzung mit dem Proteinochromogen aufweist, in welchem Nencki die Muttersubstanz der schwarzen tierischen Pigmente sah.\nTabelle 3.\ni '\tProteinchrbmogen von N\u00e8ncki\tUromelanin\n\t\u00b0/\u00fc\t\u00b0/o\n. C \u2022\t59,8\t59,59\nH\t\t4.68\nN\t10,0\t.\t10,36\ns\tao \u00bb>f\t3,39\nWeitere Untersuchungen \u00fcber die chromogene Gruppe der Proteinstoffe und das Uromelanin, sowie \u00fcber die Melanine anderer Herkunft, welche eben im Gange sind, werden wohl noch mehr verwandtschaftliche Beziehungen dieser Verbindungen zu einander aufdecken.\nUnter dem Namen Uromelanin haben \u00e4ltere Forscher einen K\u00f6rper von schwarzer Farbe beschrieben, welchen sie aus dem Harn erhielten. Vor allem hatte Ttiudichum*) einen\n1) Diese Zeitschrift, Bd. L1V, S. 234.\n*) Journ. f. prakt. Chemie, Bd. CXCIV, S. 257(1868). und Compt. rend, de l\u2019Acad. d. Sciences, Vol. CVI, S. 1803.","page":363},{"file":"p0364.txt","language":"de","ocr_de":"36*\nSt. Dombrowski,\nsolchen K\u00f6rper in gr\u00f6\u00dferer Menge erhalten und seine Zusammensetzung mittels Elementaranalysen erforscht. Zur Gewinnung seines Uromelanins verwendete Thudichum teils gefaulten, teils frischen Harn; er f\u00e4llte denselben, nach dem Ans\u00e4uern mit Schwefels\u00e4ure, mit Phosphormolybd\u00e4ns\u00e4ure, das Filtrat von der Phosphormolybd\u00e4ns\u00e4uref\u00e4llung mit Eisenchlorid und behandelte den letzteren Niederschlag mit Schwefels\u00e4ure. In einer Ir\u00fcheren Abhandlung wurden die Methoden, mittels welcher Thudichum sein Urochrom und sein \u00f6romelanin erhielt, von mir kritisch besprochen ; es wurde dort dargelegt, da\u00df dieser Forscher in seinem Urochrom nicht eine einheitliche Verbindung, sondern ein Gemenge von Proteins\u00e4uren und ihren Zersetzungsprodukten in den H\u00e4nden hatte. Da\u00df das Uromelanin, welches Thudichum aus einem Gemenge von verschiedenen K\u00f6rpern erhielt, kein chemisches Individuum war, ist um so sicherer, als, wie aus einer in unserem Laboratorium ausgef\u00fchrten Untersuchung hervorgeht, nicht allein das Urochrom, sondern auch die Alloxyproteins\u00e4ure bei der Hydrolyse einen melaninartigen schwarzen Farbstoff liefert.\nMit besonderem Nachdruck mu\u00df aber bemerkt werden, da\u00df Thudichum in dem Gemenge von Verbindungen, welches sein Urochrom darstellte, den Schwefel nicht gefunden hatte. Auf diesen wichtigen Umstand habe ich schon einmal hinge-gewiesen, als ich vorschlug, f\u00fcr den spezifischen gelben Farh-stoff des Harns den alten von Thudichum und Garrod eingef\u00fchrten Namen \u00abUrochrom\u00bb zu behalten, ungeachtet dessen, da\u00df durch unsere Untersuchungen die durch unsere Vorg\u00e4nger begr\u00fcndeten Ansichten sowohl \u00fcber die Zusammensetzung des Harnfarbstoffs wie auch \u00fcber seine chemische Natur, sowie seine Herkunft und Entstehung im Organismus von Grund an eine \u00c4nderung erfuhren.\nDa\u00df in dem Gemenge von schwarzen Farbstoffen, welches Thudichum erhielt, Schwefel enthalten war und da\u00df er ihn nur \u00fcbersehen hatte, lie\u00df sich \u00fcbrigens direkt erweisen.\n20 1 Harn wurden n\u00e4mlich zu dieser Untersuchung in vacuo bis zum Sirup eingeengt, derselbe mit Salzs\u00e4ure anges\u00e4uert, von dem entstandenen Niederschlag nach dem Absetzen","page":364},{"file":"p0365.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Uromelanin des Harnfarbstoffes.\t365\nfiltriert, auf 600 ccm verd\u00fcnnt, mit Ua seines Volumens von 10 \u00b0/oiger Salzs\u00e4ure versetzt und darauf in einem Kolben mit R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler 24 Stunden lang gekocht; der ausgeschiedene, dunkel gef\u00e4rbte Niederschlag wurde auf ein geh\u00e4rtetes Filter gebracht und dann mit Wasser, Alkohol, Schwefelkohlenstoff und \u00c4ther ausgewaschen. Auf diese Weise wurde ein dunkelgraues, glitzerndes Pulver erhalten, welches in der Menge von 0,8954 g zur Schwefelbestimmung verwandt, 0,0351 g BaS04 und somit einen Schwefelgehalt von 0,54 % ergab. Das Pulver war in fixen Alkalien leicht, in Ammoniak dagegen schwieriger und nur unvollst\u00e4ndig l\u00f6slich.\nDurch Aufl\u00f6sung in Ammoniak und F\u00e4llen mit Salzs\u00e4ure wurde aus der dunkelgrauen Substanz ein K\u00f6rper von schwarzer Farbe erhalten, welcher aus 0,0961 g Substanz 0,014 g BaS04 lieferte und somit einen Schwefelgehalt von 1,63 \u00b0/o aufwies.\nWenn ich wiederholt auf das Fehlen von Schwefel in dem Uromelanin von Thudichum und die Unrichtigkeit der von diesem Autor f\u00fcr das Uromelanin aufgestellten empirischen Formel hinweise, so geschieht dies deshalb, weil Nichtbeachtung dieser wichtigen Tatsache in Untersuchungen, welche der meinen nachfolgten, zu falschen Schlu\u00dffolgerungen gef\u00fchrt hatte. St. Mancini1) hatte n\u00e4mlich behufs Erforschung der Abbauprodukte des Urochroms, welche von dem von mir im Urochrom gefundenen Pyrrolring sich ableiten, ebenso wie sein Vorg\u00e4nger Salomonsen, wohl im Anschlu\u00df an die von mir hingevvdesene Verwandtschaft des Uromelanins mit der Muttersubstanz des Proteinchroms, den Harnfarbstoff der Behandlung mit Brom unterworfen und erhielten ein Bromderivat desselben, welches als Substitutionsprodukt eines hypothetischen, von ihm \u00abUro-Pyrryl* genannten Atomkomplexes: C36H47N7013 aufzufassen war. Nun wurde er darauf aufmerksam, da\u00df. die empirische Formel des Uropyrryls blo\u00df um ein Molek\u00fcl Wasser von der von Thudichum f\u00fcr das Uromelanin aufgestellten Formel differierte; er schlo\u00df deshalb, da\u00df das Uromelanin ein Anhydrid des Uropyrryls w\u00e4re und ihm gegen\u00fcber in einem \u00e4hnlichen Verh\u00e4ltnis st\u00fcnde, wie etwa die Chols\u00e4ure zu Dyslysin.\n*) Biochem. Zeitschrift, Bd. XIII, S. 211.","page":365},{"file":"p0366.txt","language":"de","ocr_de":"366 St. Dombrowski, \u00dcber das Uromelanin des Harnfarbstoflfes.\nNun entspricht diese so einfach gedachte Beziehung zwischen zwei Abbauprodukten des \u00dcrochroms der Wahrheit sicher nicht.\nDas Uromelanin, welches aus dem Harnfarbstoff, welcher eine chemisch wohl definierte Verbindung ist, durch S\u00e4urehydrolyse erhalten wird, hat eine konstante Zusammensetzung und weist unter seinen Bestandteilen, ebenso wie seine Mutter Substanz, das Urochrom, Schwefel auf, dessen Gehalt f\u00fcr beide K\u00f6rper besonders bezeichnend ist. W\u00e4hrend das Bromderivat, welches Mancini aus dem Urochrom durch wiederholte Behandlung mit Brom gewonnen hatte, das bromsubstituierte Uropyrryl, Schwefel nicht enthielt, weil, beil\u00e4ufig bemerkt, bei seiner Darstellung der Schwefel g\u00e4nzlich vom Urochrom\u2019 abgespaltet wurde. Da\u00df dies tats\u00e4chlich geschah, l\u00e4\u00dft sich daraus schlie\u00dfen, da\u00df in der Mutterlauge vom Autor selbst reichlich Schwefels\u00e4ure gefunden wurde.\nIn Anbetracht der Gegenwart des Schwefels im Molek\u00fcl des \u00dcrochroms und des Fehlens desselben im Uropyrryl kann das Uromelanin nicht ein Anhydrid des Uropyrryls sein, und\neine solche Auffassung mu\u00df zu den in der biologischen Chemie so h\u00e4ufigen Spekulationen gez\u00e4hlt werden, welche einer Begr\u00fcndung mit gepr\u00fcften Beobachtungen entbehren.\nAnalytische Belege zu Tabelle 1. Bestimmung von C und II :\nPr\u00e4parat Substanz- Asche Substanzmenge CO* H*0 C\nmenge\tdarin\tn. Abzug d. Asche\tg\tg\to/()\n0,1392 g\t0,0022 g\t0,1370 g 0,2975 0,0542 59,22 4,39\nN-Bestimmung, gasometrisch :\nUromelanin A\ttl) 0,1132 g = ll.Occm N bei 734mm Hg, 12\u00b0 C., ll,24\u00b0/b N\n(Nach Abzugd.Asche)l2) 0.1009 *\t=\t9,9 > > ,\t734\t> \u00bb 12\u00b0\t*\t1134%\u00bb\nUromelanin-Ag 1\t' '\nPr\u00e4parat A /\t0.1o46 \u00bb =\t11 \u00bb \u00bb ,\t736\t\u00bb\t11\u00ab\t\u00bb\t8,28 \u00b0,o \u00bb\nS-Bestimmung :\nUromelanin-Ag. Pr\u00e4parat B. 0,2663 g = 0,0491 g BaS04 = 2,53 >0 S.\nAg-Bestimmung :\nPr\u00e4parat A, 0,2612 g = 0,08\u00ab g AgCl = 21,32 V Ag.","page":366}],"identifier":"lit37497","issued":"1909","language":"de","pages":"358-366","startpages":"358","title":"\u00dcber das Uromelanin, das Abbauprodukt des Harnfarbstoffs","type":"Journal Article","volume":"62"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:57:47.342476+00:00"}