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{"created":"2022-01-31T16:50:26.280670+00:00","id":"lit37509","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"London, E. S.","role":"author"},{"name":"F. Rivosch-Sandberg","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 62: 455-461","fulltext":[{"file":"p0455.txt","language":"de","ocr_de":"Zum Chemismus der Verdauung im tierischen K\u00f6rper.\nXXXVII. Mitteilung.\nZur Kenntnis der Darmverdauung der Eiwei\u00dfstoffe\nVon\nE. S. London und F. Rivosch-Sandberg.\n(Der Redaktion zugegantre\nam 30. August 1901*.!\nI.\nUnter den neueren Methoden der Enzymforschungen (E m il Abderhalden, Euler usvv.) nimmt auch die* Methode von S\u00f6rensen1) eine bemerkenswerte Stellung ein. Die Formolti-trierungsmethode von S\u00f6rensen ist eigentlich eine Differentialmethode. Die absoluten Zahlen, die sie angibt, haben keine scharf definierte Bedeutung, indes d\u00fcrfen die relativen Zahlen ; offenbar die Bedeutung klarer Hinweise beanspruchen.\nZur Orientierung dar\u00fcber, wie weit diese Methode bei denjenigen Untersuchungen Anwendung linden kann, welche wir mit Hilfe der Polyfistelmethode ausf\u00fchren, hielten wir es f\u00fcr zweckm\u00e4\u00dfig, sie vor allem bei solchen Arbeiten anzuwenden. \\yo genaue chemische Methoden sichere Resultate schon geliefert haben. Aus einer Untersuchungsreihe, die Emil Abderhalden und einer von uns im Verein mit mehreren Mitarbeitern ausgef\u00fchrt haben, ist bereits bekannt, da\u00df vom Magen bis zum Ileum, der L\u00e4nge des Verdauungstraktus entsprechend, der Abbau der Eiwei\u00dfmolek\u00fcle zunimmt. Um die Ergebnisse der Formoltitrier-methode in dieser Hinsicht zu pr\u00fcfen, haben wir felgenden Versuch angestellt: Wir verf\u00fctterten Casein an 3 Hunde mit 5 Fisteln, deren Lage in der beifolgenden Tabelle I angegeben ist, und,, indem wir von Zeit zu Zeit die eine oder die \u00e4ndere\n\u2018) Die Methode ist ausf\u00fchrlich in der \u00abBiochemischen Zeitschrift* 1908. Bd. VII. angegeben.\t. .","page":455},{"file":"p0456.txt","language":"de","ocr_de":"E. S. London und F. Rivosch-Sandberg. Tabelle I.\nCaseinverdauung.\nName des Hundes\tLage der Fistel\tVerh\u00e4ltnis zwischen dem formoltitrierten N und dem Gesamt-N\n\t\tin 0 o\nWoltschok\tMagen\t0\nTschernoglazaja\tUnteres Duodenum\t13\n\u00bb\tJejunum\t25\nKurguzy\tOberes Ileum\t27\n! ' \"\t. i ; 1\t5\u2014f>cm vordem Coecum\t30\nFistel \u00f6ffneten, erhielten wir den Brei aus dem entsprechenden Teile des Verdauungstraktus. Nach dem Abfiltrieren bestimmten wir in einem aliquoten Teile einerseits den Gesamtstickstoff, anderseits den formoltitrierbaren Stickstoff, indem wir seine Berechnung genau nach S\u00f6rensen machten, d. h. die Menge der n/5-Ba(OH)2 mit 2,8 mg multiplizierten.\nWie aus der letzten Kolumne zu ersehen ist, erhielten wir im Verdauungstraktus von oben nach unten gehend, eine Reihe zunehmender Zahlen (9\u201413\u201425\u201427\u2014 80). Somit f\u00fchrt die Formoltitriermethode im Vergleichsversuch zu demselben Resultat, wie die direkte Bestimmung freier Aminos\u00e4uren. Dieser Umstand gestattet uns, die relativen Angaben dieser Methode als zuverl\u00e4ssig anzunehmen und gibt die M\u00f6glicheit, sie in denjenigen F\u00e4llen anzuwenden, wo keine sicheren direkten chemischen Methoden vorhanden sind.\nII.\nWie bekannt, bestehen die Mageneiwei\u00dfverdauungspro-dukte in ihrem gr\u00f6\u00dften Teile aus Albumosen und nur in unbedeutendem Ma\u00dfe aus Peptonen. Es dr\u00e4ngt sich also die Frage auf, was f\u00fcr ein weiteres Schicksal diese Produkte nach dem Eintreten in den Darmtraktus haben, wo sie der Einwirkung des Pankreas- und des Darmsaftes unterworfen werden. Zur Aufkl\u00e4rung \u00fcber diese Frage stellten wir einige Versuche am","page":456},{"file":"p0457.txt","language":"de","ocr_de":"Zum Chemismus der Verdauung im tierischen K\u00f6rper.. XXXVII. \u00b157\nRe^orptionshund \u00abTschernoglazaja\u00bb an, bei dem sich die proximale Fistel im Duodenum jenseits der zweiten Pankreaspapille befindet und die distale 75\u201480 cm tiefer im Jejunum. Wir leiteten in 3 Versuchen durch den betreffenden Darmabschnitt 5\u00b0 nige L\u00f6sungen von Albumosen resp. Peptonen samt Restk\u00f6rpern, die aus dem Magenbrei eines Magenfistelhundes (Wol-tschok) bei Eiereiwei\u00dff\u00fctterung gewonnen waren, im vierten Versuch wurden Darmverdauungsprodukte eingeleitet.. Eine H\u00e4lfte der Versuchsfl\u00fcssigkeit wurde in der \u00fcblichen Weise so eingeleitet, da\u00df die Versuchssubstanz nur der Wirkung des Darmsaftes ausgesetzt war; zur anderen H\u00e4lfte jedoch wurde vor der Einspritzung zymogener Pankreassaft hinzugef\u00fcgt. Sowohl in der eingef\u00fchrten Fl\u00fcssigkeit, wie in der aus der distalen Fistel zur\u00fcckgewonnenen, wurde der Gesamt-N und der formol-titrierbare N bestimmt.\nTabelle II.\nVersuche am Resorptionshund.\nVerdauungsprodukt\tVerh\u00e4ltnis zwischen dem formoltitrierten N und dem Gesamt-N (in\tin der Fl\u00fcssigkeit j\tzur\u00fcckgewonnenen eingespritzten ; ohne Pankreas-1 mit Pankreas-' |\tsaft\t!\tsaft\t\t\nMagenalbumose\t9\t18\t18\n5>\t7\t16\t17\nMagenpepton\t20\t17\t21\nDarmprodukte\t25\t25\t29\nDie Tabelle II zeigt, da\u00df die Eierei wei\u00dfmagenalbumose, beim Durchgang durch den pankreassaftlosen Darmabschnitt, an formoltitrierbarem N reicher wird (16\u201418\u00b0/0 anstatt 7\u20149\u00b0/o), und der Zusatz von Pankreassaft keine merkbare Wirkung in dieser Hinsicht aus\u00fcbt. Was die Peptone betrifft, so ergab die aus der Jejunumfistel erhaltene Fl\u00fcssigkeit denselben Prozentgehalt an formoltitrierbarem N, wie die in das Duodenum eingeleitete. Das Hinzuf\u00fcgen von Pankreassaft \u00e4u\u00dferte auch hier","page":457},{"file":"p0458.txt","language":"de","ocr_de":"K)'\tE- $\u2022 London und F. Rivosch-Sandbere\n' !\nkeine V irkung. Auch beim Durchleiten von Darmverdauungs-Produkten war kein bedeutender Zuwachs von formoltitrier-barem N zu merken.\nSoweit man also aus der Formoltitrierungsme thode schlie\u00dfen kann, wird die weitere Hydrolyse der sog. Albumosen, welche aus dem Magen in den Darm eintreten, durch den Darmsaft bewirkt, der Pankreassaft nimmt nach Mu\u00dfgabe der erw\u00e4hnten l'ntersuchungsmethode an diesem Prozesse keinen merklichen Anteil. Die sog. Peptone samt Restk\u00f6rpern, die aus dem Magen austreten, scheinen weder der Wirkung des einen, noch der des anderen Saftes zu unterliegen.\nSollten die weiteren umfangreicheren Untersuchungen, die wir in K\u00fcrze vorzunehmen gedenken, dies Ergebnis best\u00e4tigen, so wird man annehmen m\u00fcssen, da\u00df die Hauptrolle des Pankreassaftes im Darm darin besteht, da\u00df er die aus dem Magen kommenden intakt gebliebenen Eiwei\u00dfreste zerlegt.\nIII.\nEs schien uns fernerhin interessant zu verfolgen, wie die weitere Spaltung verschiedener Eiwei\u00dfk\u00f6rper verl\u00e4uft, wenn der an verschiedenen Stellen des Verdauungstraktus gewonnene Drei im Brutschrank bei K\u00f6rpertemperatur der Wirkung der sich darin befindlichen Fermente \u00fcberlassen wird. Eine derartige Untersuchung k\u00f6nnte uns vor allem eine Vorstellung von der Ver\u00e4nderung in den Leistungen der Fermente geben, welche eintreten, sobald sie sich im Darm von ihrer Ursprungsstelle zugleich mit dem Chymus fortbewegen. Weiter wollten v\\ir vermittelst dieser Methode dar\u00fcber Kenntnis gewinnen, wie weit der unter diesen Verh\u00e4ltnissen erfolgende Abbau des Eiwei\u00dfes an irgend einer gegebenen Stelle des Darms von dem maximalen unter den vorhandenen Bedingungen \u00fcberhaupt erreichbaren Abbaugrad entfernt ist.\nDer Versuch bestand darin, da\u00df von verschiedenen Verdauungshunden, die mit verschiedenen Eiwei\u00dfarten gef\u00fcttert waren, aus den Fisteln der Chymus gesammelt wurde. Der-","page":458},{"file":"p0459.txt","language":"de","ocr_de":"Zum Chemismus der Verdauung im tierischen K\u00f6rper. XXXVII\n*elbe wurde dann mit Toluol beschickt und im Brutschrank bei 37\u00b0 C. digeriert. Von Zeit zur Zeit bestimmten wir den t'ormoltitrierbaren N.\nTabelle III.\n; ] Name des Hundes\tj Lage der Fistel\t' 1. Zeit der Verdauung im Brutschrank (in Tagen)\tVerh\u00e4ltnis zwischen dem formoltitrierten N und dem Ge-samt-N\n\t\u00ce. Leim.\t\t\nKuzaja\tMitte des D\u00fcnndarmes\t0.\ti i\t. 23\n\t' -\t;\t*/3\t*33\n*?\t\t2\t41\n\t\u2022*\t11\t51\n\tM\t17\t\n. \u00bb?\t,, 1\t53\t<52\nRjahtschik\t100 cm vomCoecum\t18 \u2022\t53\n?\u00bb\t? ?\t23\t<53\n??\t>?; II. Cas\t\u202217 \u00bbein.\t63\nTschernogla-\tIm unteren Duo-\t0 \u2022\t13\nzaja\tdenum\t\t\n\t\u2022V\t0\t40\n\tM\t20\t69\n-\t??\t47\t70.\n\u25a0 r\tIII. Gliadin.\t\t\nDrusehuk\tZwischen der 1. und 2. Duodenal-papille\t109\t49\nMatuschka\t1 m von Pylorus\t103\t52\nKuzaja\tMitte des D\u00fcnndarmes\t78\t43 .\ti\nRjabtschik\t100 cm von Coecum\t92 .\t59","page":459},{"file":"p0460.txt","language":"de","ocr_de":"* \"\tE* s- London und F. Rivosch-Sandberg.\nAus der vorliegenden Tabelle HI, die zwar auf Vollst\u00e4ndigkeit durchaus keinen Anspruch machen kann, ist ohne weiteres folgendes zu entnehmen:\n1.\tVon den gepr\u00fcften Eiwei\u00dfarten zeigte bei Kutzaja das Casein den h\u00f6chsten Koeffizienten an formoltitrierbarem N - d. h 70\u00ab/\u00ab nach Verlauf von 47 Tagen, w\u00e4hrend die Gelatine blo\u00df 62\u00bb/\u00ab (nach 53 Tagen) und das Gliadin 43% (nach 75 Tagen) gaben.\n2.\tDas Casein gab, wie gesagt, 70\u00bb/\u00ab formoltitrierbaren \u2022Stickstoff, nachdem der Brei 47 Tage im Brutschrank verweilt hatte. Beim obenerw\u00e4hnten Versuch an 3 Stunden mit 5 Fisteln erwies der Chymus sogar aus den tiefsten Darmabteilungen blo\u00df 30\u00bb/\u00ab. Folglich waren \u2014 insofern \u00fcberhaupt nach der hormoltitrierung ein Urteil gestattet ist - die urspr\u00fcnglichen Breie ziemlich weit entfernt von der h\u00f6chsten Ent-\nWicklung der fermentativen Leistung, welche darin verborgen war.\nW erfen wir nun einen Blick auf den Gelatineabschnitt m der Tabelle III. Der Chymus, der unmittelbar aus der Fistel entnommen war, gibt einen Koeffizienten des formoltitrierbaren N von 23\u00bb/\u00ab an: es waren weitere 16 Stunden n\u00f6tig, um ihn bis zu 33% steigen zu lassen, und 53 Tage - um das Maximum von 62\u00bb/\u00ab zu erreichen, obwohl noch m\u00f6glich ist dal! beim l\u00e4ngeren Stehen auch dieser Koeffizient steigen w\u00fcrde Dar\u00fcber werden wir mit dem Laufe der Zeit Aufschlu\u00df bekommen\n3.\tUm \u00fcber die mittlere Verdauungskraft der Fermente in verschiedenen Darmabschnitten ein Urteil zu gewinnen, wenden wir uns am besten wiederum zu der Gelatine. Nach li-t\u00e4gigem Aufenthalt im Brutschrank erwies der aus der Darmmitte entnommene Brei den Koeffizienten des formoltitrierbaren N gleich 51\u00ab/\u00ab, nach 53 Tagen: 62\u00ab;\u00bb. Ber Chymus, welcher aus der 100cm tieferliegenden h istel (Rjabtschuk) entnommen war, gab fast dieselben\nZahlen und zwar nach 18 Tagen 53\u00bb/\u00ab und nach 47 Tagen 63\u00b0/o.\nDurch weitere systematischere Untersuchungen werden vUr suchen die \u00abSache eingehender zu erforschen.","page":460},{"file":"p0461.txt","language":"de","ocr_de":"Zum Chemismus der Verdauung im tierischen K\u00f6rper. XXXVII. 461\nIV.\nWir haben endlich eine Versuchsreihe mit dem nach dem oben beschriebenen Verfahren im Brutschrank v\u00f6llig abgebauten Casein an dem vorhin erw\u00e4hnten Resorptionsh\u00fcnd Tschernoglazaja ausgef\u00fchrt. Wir wollten wissen, ob der formoltitrierbare N dem Gesamt-N parallel resorbiert wird,, oder ob der Darmkanal ein elektives Verhalten zu den betreffenden Substanzen zeigt. Es erwies sich, da\u00df der formoltitrierbare N dem Gesamt-N parallel aus dem Darm bei der Resorption verschwindet.","page":461}],"identifier":"lit37509","issued":"1909","language":"de","pages":"455-461","startpages":"455","title":"Zum Chemismus der Verdauung und Resorption im tierischen K\u00f6rper. XXXVII. Mitteilung. Zur Kenntnis der Darmverdauung der Eiwei\u00dfstoffe","type":"Journal Article","volume":"62"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:50:26.280676+00:00"}