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{"created":"2022-01-31T16:52:19.097783+00:00","id":"lit37513","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Oswald, Adolf","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 62: 492-495","fulltext":[{"file":"p0492.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Kenntnis der Spaltung des EiweiBes mittels verd\u00fcnnter Minerals\u00e4uren.\nV on\nAdolf Oswald.\n(Der Redaktion zugegangen am 2\u00bb. September ltlOtt.)\nEs ist eine alte Erfahrung, da\u00df man durch Kochen mit verd\u00fcnnten Minerals\u00e4uren die Eiwei\u00dfk\u00f6rper zerlegen kann. Es gelingt auf diese Weise, das Eiwei\u00dfmolek\u00fcl in noch relativ hochmolekulare Verbindungen zu zerlegen. \u00dcber die Natur solcher Verbindungen ist noch nicht viel ermittelt. Vielfach haben sie noch Albumosencharakter. Auch \u00fcber die Gr\u00f6\u00dfe des Molek\u00fcls im Vergleich zum Ausgangsmaterial sind wir nur auf ungef\u00e4hre Vorstellungen angewiesen. Wir haben auch bisher kein sicheres Kriterium, welches uns gestattet, nachzuweisen, ob dabei, unter Einhaltung gleicher Versuchsbedingungen, der Abbau stets in gleicher Weise vor sich geht, oder ob nicht ungleichm\u00e4\u00dfig zusammengesetzte Komplexe entstehen.\nNach dieser Richtung lassen sich Versuche verwerten, die ich vor Jahren angestellt, bisher aber nicht publiziert habe. Unterwirft man jodiertes Eiwei\u00df der S\u00e4urespaltung durch mehrst\u00fcndiges Sieden in 10\u00b0/o iger Schwefels\u00e4ure, so geht der gr\u00f6\u00dfte Teil des Eiwei\u00dfes in L\u00f6sung, w\u00e4hrend ein geringer ungel\u00f6st \u00fcbrig bleibt. Geht man nun von einem einheitlichen Versuchsmaterial aus, z. B. einem solchen mit 11,4 \u00b0/o Jod und verarbeitet es in mehreren Portionen, wobei gleiche Siedezeit und gleiche Konzentration eingehalten werden, so erh\u00e4lt man R\u00fcckst\u00e4nde mit sehr verschiedenem Jodgehalt bei ann\u00e4hernd gleichem Stickstoffgehalt. Da das Jodbindungsverm\u00f6gen bestimmten Grupp\u00e9n (unter ihnen Tyrosin, vielleicht Histidin) eigen ist, so ergibt sich hieraus, da\u00df die gewonnenen Produkte verschieden reich an diesen Komponenten sind, d. h. eine verschiedenartige Zusammensetzung haben.\nBeim 6st\u00e4ndigen Sieden von Jodalbumin (aus H\u00fchnereiwei\u00df dargestellt) erhielt ich R\u00fcckst\u00e4nde, deren Jodgehalt von 3,0 bis M,4\u00b0/o schwankte, w\u00e4hrend der Stickstoffgehalt sich in weit geringeren Grenzen bewegte. Er schwankte zwischen 10,58 und 12.03\u00b0/o.","page":492},{"file":"p0493.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Eiwei\u00dfspaltung mittels verd\u00fcnnter Minerals\u00e4uren. 493\nDie Versuchsanordnung war folgende.\nZur Verwendung kam Jodalbumin, das durch Jodierung von k\u00e4uflichem H\u00fchnereiwei\u00df nach dem fr\u00fcher von Hofmeister1) beschriebenen, sp\u00e4ter von Kurajeff2) mehrfach angewandten Verfahren hergestellt worden war. 200 g lufttrockenes Eiwei\u00df wurden in 2 Liter Wasser gel\u00f6st und die L\u00f6sung mit 10 ccm konzentrierter Schwefels\u00e4ure versetzt. Nachdem L\u00f6sung eingetreten war, wurde von einem unl\u00f6slichen R\u00fcckst\u00e4nde abfiltriert und weitere 30 ccm Schwefels\u00e4ure sowie 100 g Jodkalium und 50 g Jods\u00e4ure zugesetzt. Das Ganze wurde vier Stunden auf dem Wasserbad erw\u00e4rmt. Das resultierende unl\u00f6sliche ockerfarbene Produkt wurde abfiltriert, mehrmals in verd\u00fcnntem Alkali gel\u00f6st und mit verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure gef\u00e4llt und so lange mit Wasser und Thiosulfatl\u00f6sung gewaschen, bis das Waschwasser frei von Jod bezw. Jodwasserstoff war. Das so erhaltene Produkt enthielt 11,38 \u00b0/o Jod, als Mittel aus drei Bestimmungen, welche 11,19, 11,53, 11,43.\u00ae/.\u00ae ergeben hatten.\nDas Jodierungsprodukt wurde in mehreren Portionen der S\u00e4urespaltung mittels 10\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure unterworfen\na)\t50 g feuchter Substanz wurden in 200 ccm 100/o iger Schwefels\u00e4ure aufgeschwemmt und 6 Stunden auf dein Sandbad in leichtem Sieden erhalten. Hierauf wurde abfiltriert, der braungelbe R\u00fcckstand mit Wasser gewaschen, alsdann in verd\u00fcnnter Natronlauge gel\u00f6st und mit verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure gef\u00e4llt. Die Prozedur wurde mehrmals wiederholt und mit Wasser so lange gewaschen, bis das Waschwasser jod- bezw, jodwasser-stofTfrei ablief. Die getrocknete Substanz enthielt\n3,00\u00b0/o J und ll,44\u00b0/o N.\nDie Jodbestimmung war in der von mir schon vielfach angewendeten und schon mehrmals beschriebenen Weise erfolgt,3) die Stickstolfbestimmung nach Kjeldahl.\nb)\tEin anderer Teil, ca. 40 g, wurde 11 Stunden in glei-\n\u2018) Fr. Hofmeister, Untersuchungen \u00fcber die ProteinstoflV. I \u00dcber jodiertes Eieralbumin. Diese Zeitschrift, Bd. XXIV, S, 15K ilKtbo.\n*1 D. Kurajeff, \u00dcber Einf\u00fchrung von Jod in das krystallisierte Serum- und Eieralbumin. Diese Zeitschrift, Bd: XXVl, S. 4H2 (lK!Ht)\n3) Siehe Diese Zeitschrift, Bd. LXIII.","page":493},{"file":"p0494.txt","language":"de","ocr_de":"494\nAdolf Oswald,\ncher Weise behandelt wie a. Der abfiltrierte, mit Wasser gewaschene R\u00fcckstand enthielt\n3,84 \u00b0/o J und 10,91 \u00b0/o N.\nEine zweite Bestimmung ergab\n4,03 o/o J und 10,58 \u00b0/o N.\nc)\tEine weitere Portion von Jodeiwei\u00df wurde in gleicher W ei.<e 6 Stunden behandelt. Das gewonnene Produkt enthielt\nll,46\u00b0/o J und 12,93 \u00b0/o N.\nd)\tEine letzte Portion ergab bei gleich langem Sieden\n9,83 \u00b0/o J und 11,86 \u00b0/o N.\n9,73 \u00b0/o \u00bb\t\u00bb\t12,08 \u00b0/o V\nln einer zweiten Versuchsreihe, bei welcher ich von einem andern, in gleicher Weise dargestellten Jodeiwei\u00dfpr\u00e4parat ausging, mit 11,83 \u00b0/o Jod, erhielt ich bei durchweg 6 st\u00e4ndiger Siedezeit f\u00fcr\nPr\u00e4parat a) 8,73\u00b0/o J und 10,94 \u00b0/o N. b) 6,31 o/o \u00bb\t\u00bb 11,20\u00b0'o\n\u201e c) 9,83 \u00b0/o \u00bb\t\u00bb 12,33 \u00b0/o \u00bb\nWir ersehen hieraus, da\u00df der Jodgehalt au\u00dferordentlich stark schwankt, d. h. da\u00df der Gehalt an jodbindenden Komplexen ein sehr wechselnder ist. Da\u00df der Jodgehalt des Ausgangsmaterials einen erheblichen Einflu\u00df auf die entstehenden Produkte hat, in dem Sinne, da\u00df der unl\u00f6sliche K\u00f6rper gerade dem Jodgehalt seine Entstehung verdankt, glauben wir nicht, denn bei der gleichen Behandlung nicht jodierten Eiwei\u00dfes erh\u00e4lt man analoge Produkte.\nIch f\u00fcge noch an, da\u00df auch das in gleicherweise (aus Jodthyreoglobulin) dargestellte Jodothyrin eine \u00e4hnliche schwankende Zusammensetzung hat und schon aus diesem Grunde nicht beanspruchen kann, ein chemisches Individuum zu sein. Die \u00c4hnlichkeit mit dem k\u00fcnstlich jodierten Eiwei\u00df darf jedoch, wie ich ausdr\u00fccklich, um Mi\u00dfverst\u00e4ndnissen vorzubeugen, hervorheben will, nicht als \u00c4hnlichkeit in der \u00fcbrigen Zusammensetzung, sowie in der physiologischen Wirksamkeit ausgelegt werden. Wir wissen ja, da\u00df letztere grundverschieden ist.","page":494},{"file":"p0495.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Eiwei\u00dfspaltung mittels verd\u00fcnnter Minerals\u00e4uren. *95\nAnalytische Belege.\nJodei wei\u00df,\n0.1533 g Substanz verbrauchen 4,9 ccm Thiosulfatl\u00fcsung *) = 0,017522 g J\n= 11,43 \u00b0/o J.\n0,2013 g Substanz verbrauchen (5,3 ccm Thiosulfatl\u00fcsung = 0,022528 g J\n= 11,19\u00b0 o J.\n0,1317 g Substanz verbrauchen 4.25 ccm Thiosulfatl\u00fcsung =;\u2022 0,015198 g J\n= 11,53\u00b0/\u00ab J.\nIm Mittel: 11.38\u00b0,\u00ab J.\nSpaltprodukt.\n0.0632 g Substanz verbrauchen 1,5 ccm Thiosulfatl\u00fcsung*) = 0,001897 g J\n= 3,00\u00b0/o J.\n0.0856 g Substanz verbrauchen 2,6 ccm Thiosulfatl\u00fcsung 0;003289 g J\n= 3,84 \u00b0/o J.\n0,0973 g Substanz verbrauchen 3,1 ccm Thiosulfatl\u00fcsung \u25a0== 0,003922 g .1\n= 4,03 \u00b0/o J.\n0,1302 g Substanz verbrauchen 11,8 ccm Thiosulfatl\u00fcsung '\u2022\u2022== 0,01493 g .1\n= 11,46 \u00b0/o J.\n0.0553 g Substanz verbrauchen 4,3 ccm Thiosulfatl\u00fcsung = 0,00544 g J\n=* 9,83 \u00b0/o J.\n0.0832 g Substanz verbrauchen 6,4 ccm Thiosulfatl\u00fcsung = 0,00809 g .1\n= 9,73\u00b0/\u00ab J.\t1\n0,0634 g Substanz verbrauchen 2,85 ccm Thiosulfatl\u00fcsung3) =\u00b1= 0,005538 g J\n- 8,73\u00b0/\u00ab J.\n0,0723 g Substanz verbrauchen 2,35 ccm Thiosulfatl\u00fcsung\u2014 0,004566 g J\n= 6,31% J. .\n0,0573 g Substanz verbrauchen 2,9 ccm Thiosultatl\u00fcsung \u2014 0,005634 g J\n= 9,83 \u00b0/o J.\n0,2013 g Substanz enthalten 0,02303 g N = 11,44 \u00b0/o N.\n0,0994 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,01085 \u00bb \u00bb\t= 10,91\u00b0/\u00ab\n0,1253 \u00bb .\t, \u00bb\t\u00bb\t0,01325 \u00bb \u00bb\t= 10,58 V\"\n0,1172 \u00bb\t\u00bb\t. \u00bb\t0,01515 \u00bb \u00bb\t12,93%\n0,1020 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,01211 \u00bb \u00bb\t= 11,86\u00b0/\u00ab\n0,1066 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,01288 \u00bb \u00bb\t= 12,08\u00b0\u00ab\n0,1527 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,01670 \u00bb \u00bb\t~ 10.94\u00b0\u00ab\n0.1437 \u00bb\t\u2022 \u00bb\t\u00bb\t0,01609 \u00bb \u00bb\t= 11.20 \u00b0u\n0,0938 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,01156 > \u00bb\t= 12,33\u00b0\u00ab\n22. September 1909.\nV) 1 ccm der L\u00fcsung entspricht 0,003576 g Jod. *) 1 ccm der L\u00fcsung entspricht 0,0012653 g Jod. 3) 1 ccm entspricht 0,001943 g Jod.\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXII.\t33","page":495}],"identifier":"lit37513","issued":"1909","language":"de","pages":"492-495","startpages":"492","title":"Beitrag zur Kenntnis der Spaltung des Eiwei\u00dfes mittels verd\u00fcnnter Minerals\u00e4uren","type":"Journal Article","volume":"62"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:52:19.097789+00:00"}