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{"created":"2022-01-31T15:17:59.885845+00:00","id":"lit37515","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Deetjen, H.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 63: 1-26","fulltext":[{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"Zerfall und Leben der Blutpl\u00e4ttchen.\nVon\nDr. H. Deetjen.\n(Aus dem Institut f\u00fcr Krebsforschung, Heidelberg.)\n(Der Redaktion zugegangen am 25. September 1909.)\nWirkung von Alkali und S\u00e4ure auf die isolierten Blutpl\u00e4ttchen.\nVon allen Formbestandteilen des Blutes zeichnen sich die Blutpl\u00e4ttchen durch ihren raschen Zerfall nach Verlassen des Blutes aus den Gef\u00e4\u00dfen aus. Weder die roten noch die wei\u00dfen Blutk\u00f6rperchen zeigen diese Erscheinung; die Angabe von A.\nSchmidt, da\u00df auch die wei\u00dfen Blutk\u00f6rperchen au\u00dferhalb der Gef\u00e4\u00dfe rapide zugrunde gingen, haben die neueren Untersuchungen nicht best\u00e4tigen k\u00f6nnen. \u00dcber die Ursache des Zerfalls der Blutpl\u00e4ttchen wu\u00dften wir bisher eigentlich nur, da\u00df sie in einem Zusammenhang mit der Blutgerinnung stehen m\u00fcsse, da alle. Mittel, welche diese verhinderten, auch die Blutpl\u00e4ttchen vor dem Untergange sch\u00fctzten. *) Bei der von mir fr\u00fcher aufgestellten Annahme, da\u00df die Blutpl\u00e4ttchen nicht einfach Degenerationsprodukte, sondern kernhaltige, bewegungsf\u00e4hige Elemente seien, mu\u00dfte es von besonderem Interesse sein, \u00fcber die Ursache des Zerfalls und deren Zusammenhang mit der Gerinnung gr\u00f6\u00dfere Klarheit zu bekommen. Die Untersuchungen hier\u00fcber sind ausschlie\u00dflich an Menschenblut vorgenommen und haben nur f\u00fcr menschliche Blutpl\u00e4ttchen G\u00fcltigkeit, da die Blutpl\u00e4ttchen der Tiere zum Teil sich ganz anders verhalten.\nEs war zun\u00e4chst notwendig, die Blutpl\u00e4ttchen zu isolieren. Dies gelingt am einfachsten in der Weise, da\u00df man ein Tr\u00f6pfchen\n*) Ch B\u00fcrker. Blutpl\u00e4ttchen und Blutgerinnung. Arch. f. d. ges. Physiol., Bd. CII, S. 36.\nHoppe Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXIII.\t1","page":1},{"file":"p0002.txt","language":"de","ocr_de":"2\nH. Deetjen,\nBlut aus der Fingerbeere entnimmt, auf einem Deckgl\u00e4schen auflangt und dieses auf einen Objekttr\u00e4ger bringt, auf den man vorher zweckm\u00e4\u00dfig zwei d\u00fcnne Glasf\u00e4den parallel nebeneinander aufgelegt hat. Nun schwemmt man sofort das Blut fort, indem man von der einen Seite mit einer Pipette physiologische Kochsalzl\u00f6sung zuflie\u00dfen l\u00e4\u00dft und von der entgegengesetzten Seite mit Filtrierpapier absaugt. Sowohl die roten wie die wei\u00dfen Blutk\u00f6rperchen werden hierdurch fortgesp\u00fclt, nur die Blutpl\u00e4ttchen bleiben verm\u00f6ge ihrer Klebrigkeit wenigstens zum gr\u00f6\u00dften Teil am Glase haften. Die Methode hat den gro\u00dfen Vorteil, da\u00df man nacheinander nun die verschiedensten L\u00f6sungen auf die Blutpl\u00e4ttchen einwirken lassen und das Verhalten der Pl\u00e4ttchen in ihnen beobachten kann.\n\u00dcber die Art der Reinigung der benutzten Gl\u00e4ser werde ich am Schl\u00fcsse der Arbeit noch einiges sagen. Es ist notwendig, besondere Aufmerksamkeit darauf zu verwenden, wenn man gleichm\u00e4\u00dfige Resultate erzielen will.\nWenn man die Blutpl\u00e4ttchen in der angegebenen Weise auf Objekttr\u00e4ger und Deckglas aus gew\u00f6hnlichem Glas mit einer ohne besondere Vorsichtsma\u00dfregeln hergestellten 0,9\u00b0/oigen Kochsalzl\u00f6sung isoliert, so sieht man sie nach wenigen Minuten zerfallen. Die Art des Zerfalls kann als \u00abtypisch\u00bb bezeichnet werden, d. h. es ist diejenige, die man auch b\u00e8i der Gerinnung beobachtet, nur mit dem Unterschied, da\u00df in der Salzl\u00f6sung der Zerfall rascher vor sich geht und auch wohl zu einer vollst\u00e4ndigeren Aufl\u00f6sung f\u00fchrt, als im Blute selbst. Die Pl\u00e4ttchen werden dabei rasch unregelm\u00e4\u00dfig in der Form, eine zarte, hyaline Substanz tritt heraus, die zentrale Kernsubstanz wird k\u00f6rnig und verteilt sich zum Teil im Protoplasma. Der Zerfall schreitet rasch vorw\u00e4rts, wobei die Blutpl\u00e4ttchen sich immer mehr am Glase ausbreiten und schlie\u00dflich zu kaum sichtbaren, blassen Gebilden werden. Wo Blutpl\u00e4ttchen in Haufen zusammenliegen, verkleben sie dicht miteinander. Man kann diese Art des Zerfalls auch als Agglutination bezeichnen.\nVerschieden von dieser typischen Form des Zerfalls ist die Ver\u00e4nderung, welche unter dem Einflu\u00df hypotonischer L\u00f6sungen oder st\u00e4rkerer Alkalien stattfindet. Hierbei quellen die","page":2},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"Zerfall und Leben der Blutpl\u00e4ttchen.\t3\nPl\u00e4ttchen zu kugeligen Blasen mit Randstellung der Kernsubstanz auf.\nGanz anders verhalten sich die Blutpl\u00e4ttchen, wenn man sie nicht zwischen Glas, sondern zwischen Deckglas und Objekttr\u00e4ger aus Quarz untersucht und vollkommen alkalifreies Wasser zur Herstellung der physiologischen Kochsalzl\u00f6sung benutzt. Die Quarzgl\u00e4ser waren von der Firma C. Zei\u00df-Jena bezogen. Es gen\u00fcgt, als Objekttr\u00e4ger krystallinischen Quarz (Bergkrystall) zu nehmen, das Deckglas mu\u00df aus geschmolzenem Quarz hergestellt sein, weil sonst die optischen Bedingungen zur Beobachtung zu ung\u00fcnstig sind, auch darf das Deckglas nicht rund sein, weil die Sp\u00fclung dann nicht gelingt. Ich benutze ein Deckglas von 18 qmm und etwa 0,2 mm Dicke.\nVollkommen alkalifreies Wasser gewann ich durch Destillation von schon einmal destilliertem Wasser nach Zusatz von einigen Tropfen verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure durch ein Quarzrohr1) unter Vermeidung jeder Kork- oder Kautschukverbindung. Als Destillationskolben wurde eiue gew\u00f6hnliche, gro\u00dfe, bimf\u00f6rmige Retorte aus Jenaer Glas benutzt, deren Hals etwa zur H\u00e4lfte abgesprengt war. In den Hals ragte das Ende des Quarzrohrs, die M\u00fcndung der Retorte wurde durch Watte verschlossen. Auf diese Weise kommt der Wasserdampf bei der K\u00fchlung nirgends mit Glas oder fremden Substanzen in Ber\u00fchrung. Das Destillat wurde in sehr gut ausged\u00e4mpften Kolben aus Glas oder paraffinierten Gef\u00e4\u00dfen aufgefangen und nur die mittlere Fraktion zur Herstellung der L\u00f6sung benutzt. Au\u00dfer diesem Wasser habe ich auch das von der Firma Kahlbaum in den Handel kommende Leitf\u00e4higkeitswasser verwandt. Das Kochsalz stammte ebenfalls von Kahlbaum. Es war nicht notwendig, dasselbe umzukrystallisieren. Wenn man mit so hergestellter 0,9\u00b0/oiger Kochsalzl\u00f6sung die Blutpl\u00e4ttchen auf Quarz isoliert, so zerfallen sie nicht, sie verlieren zum Teil ihre Klebrigkeit und schwimmen frei in der Fl\u00fcssigkeit als ovale oder runde Gebilde, von derselben Form, wie wir sie an d\u00e9n frisch fixierten Pr\u00e4paraten kennen. So bleiben sie stundenlang fast unver\u00e4ndert\n.________ .\ti\n*) Quarzrohre aus undurchsichtigem (sogenanntem englischen) Quarz sind zurzeit verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig billig zu bekommen.\n1","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"4\nH. Deetjen\nund gehen dann allm\u00e4hlich durch Quellung mit Randstellung des Kerns zugrunde.\nEs war nach dieser Beobachtung von vornherein wahrscheinlich, da\u00df Alkali eine Rolle beim Zerfall spielen m\u00fcsse. Das zeigte sich auch sofort, wenn die neutrale Kochsalzl\u00f6sung eine Spur alkalisch gemacht wurde. Dann zerfallen die Pl\u00e4ttchen auf Quarz ebenso rasch wie auf Glas.\nUm die Mengen von Alkali oder, besser gesagt, der OH-lonen, welche zum Zerfall notwendig sind, zu bestimmen, habe ich die von Friedenthal1) eingef\u00fchrte Indikatorenmethode benutzt. Diese gibt vollkommen ausreichend genaue Resultate auch bei der Bestimmung der sehr geringen Abweichungen vom Neutralpunkt, welche hier in Betracht kommen, vor allem da es bei unserer Methode sich um L\u00f6sungen handelt, die keine starken und schwachen Elektrolyte gemischt enthalten. Man darf sich bei der Bestimmung der OH- resp. H-Ionen-konzentration aber nicht an die Tabellen halten, welche in den neueren Lehrb\u00fcchern angegeben sind. Diese halten sich meist an die von Salm aufgestellte Skala, bei welcher durch wechselnde Mengen von Mono- und Dinatriumphosphat die verschiedenen H-Ionenkonzentrationen erzielt sind. Bei der Bestimmung der Reaktion von reinem Wasser wird aber durch den Zusatz der Indikators\u00e4ure die der Dissoziation derselben entsprechende Farbennuance auftreten, worauf schon Friedenthal aufmerksam macht. Man kommt bei den Konzf ntrations-bestimmungen, die f\u00fcr unsern Fall in Frage kommen, in der Regel mit 2 Indikatoren aus \u2014 alizarinsulfosaurem Natrium und Rosols\u00e4ure. Der erste Farbstoff gibt mit neutralem Wasser (GH = 1 \u2022 10-7) Gelbf\u00e4rbung, die bei Zusatz von S\u00e4ure noch etwas heller wird; schon bei Anwesenheit minimaler Mengen von Alkali (Ch = 1 \u2022 10~8) geht die Farbe in rosa \u00fcber. Rosols\u00e4ure zeigt bei CH = 1 \u2022 10~8 orange, bei CH = 1 \u2022 IO-9 rosa F\u00e4rbung der L\u00f6sung. Diese Stufen vom Neutralpunkt bis zur Konzentration der OH-Ionen, entsprechend einer Liooooo-n-NaQH, kommen allein bei der Frage bez\u00fcglich der Wirkung der OH-\n') H. Friedenthal, Zeitschrift f. Elektrochemie, 1904, Nr. 8, S. 113.","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"Zerfall und Leben der Blutpl\u00e4ttchen.\t5\nIonen auf die Blutpl\u00e4ttchen in Betracht. Zu erw\u00e4hnen ist noch, da\u00df bei Zusatz von reinem Kochsalz zu neutralem Wasser der Farbenton des alizarinsulfosauren Natriums ein wenig dunkler wird, was aber wohl kaum auf eine \u00c4nderung der H-Ionen-konzentration zur\u00fcckzuf\u00fchren ist, sondern auf eine Beeinflussung der Farbe durch die Gegenwart des Salzes in dem Sinne, wie es von Michaelis und Rona1) angegeben wurde. Wenn man bei der Untersuchung auf Quarz die Kochsalzl\u00f6sung durch Zusatz von verd\u00fcnnter Natriumbicarbonatl\u00f6sung so weit alkalisch macht, da\u00df sie, mit Rosols\u00e4ure versetzt, gerade eben rosa sich f\u00e4rbt, so zerfallen die Blutpl\u00e4ttchen in wenigen Minuten in typischer Weise, nicht dagegen, wenn die L\u00f6sung mit Rosols\u00e4ure orange, mit alizarinsulfosaurem Natrium aber rot gef\u00e4rbt wird. Man kann deshalb sagen, da\u00df die Gegenwart von OH-Ionen in einer Konzentration, entsprechend etwa einer Uiooooo-n-NaOH, die Bluttpl\u00e4ttchen mit Sicherheit zum Zerfall bringt.\nEbenso wie OH-Ionen wirken auch H-Ionen, nur mit dem Unterschied, da\u00df eine wesentlich h\u00f6here Konzentration notwendig ist, um den Zerfall einzuleiten, n\u00e4mlich eine solche entsprechend einer 1,20000-n-HCl. Geringere Konzentrationen, z. B. 1 iooooo-n-HCl, erm\u00f6glichen dagegen besonders leicht und gut die Darstellung der intakten Blutpl\u00e4ttchen.\nEs wrar weiterhin von Wichtigkeit, festzustellen, wie die Anwesenheit von Kalk, bei der bekannten Beeinflussung der Gerinnung durch Kalksalze, wirken w\u00fcrde. Es zeigte sich, da\u00df Zusatz von CaCl2 (0,02 \u00b0/o) zu vollkommen neutralen L\u00f6sungen nichts an dem Verhalten \u00e4ndert. Die Blutpl\u00e4ttchen bleiben intakt. In alkalischen L\u00f6sungen geht einmal der Zerfall rascher vor sich, und dann wird der Gehalt an OH-Ion\u00e9n, welcher notwendig ist, um die Aufl\u00f6sung zu bewirken, herabgesetzt, es gen\u00fcgt dann die Konzentration von 1 \u2022 10~8 H-Ionen, die durch die beginnende Rotf\u00e4rbung des alizarinsulfosauren Natriums angezeigt wird, um die Blutpl\u00e4ttchen in typischer Weise zum Zerfall zu bringen.\n*) L- Michaelis und P. Rona. Zeitschrift f. Elektrochemie, 190H Nr. 18, S. 251.","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"6\nII. Deetjen,\nEs wird nach dem Gesagten einleuchten, warum man bei der Herstellung des destillierten Wassers bei diesen Versuchen besondere Vorsichtsma\u00dfregeln treffen mu\u00df, da das k\u00e4ufliche destillierte Wasser in der Regel alkalisch reagiert, besonders dann, wenn durch Glasrohre destilliert wird oder wenn es l\u00e4ngere Zeit in Glasflaschen aufbewahrt wird. Statt der Objekttr\u00e4ger und Deckgl\u00e4ser aus Quarz kann man auch gew\u00f6hnliche gebrauchen, wenn sie gut gereinigt sind, vor allem durch l\u00e4ngeres Aufbewahren in Wasser gr\u00f6\u00dftenteils ihres oberfl\u00e4chlichen Alkaligehaltes beraubt sind.\nMethoden, welche gestatten, die Blutpl\u00e4ttchen auch bei Gegenwart von Alkali intakt zu halten.\nDie Konzentration der OH-Ionen, welche den Zerfall der Blutpl\u00e4ttchen bewirken, ist so gering, da\u00df es von vornherein unwahrscheinlich war, da\u00df sie direkt zerst\u00f6rend auf die Pl\u00e4ttchen wirken sollten, es war eher anzunehmen, da\u00df ihnen nur eine indirekte Bedeutung zukommen m\u00fcsse. Das geht auch daraus hervor, da\u00df es eine ganze Anzahl von Methoden gibt, mit Hilfe deren es m\u00f6glich ist, auch bei Gegenwart von Alkali die Blutpl\u00e4ttchen am Leben zu erhalten. Ich werde diese Methoden und ihre Anwendung zun\u00e4chst besprechen, auf die Erkl\u00e4rung ihrer Wirkungsweise aber erst im n\u00e4chsten Abschnitt zu sprechen kommen.\nDie erste Methode besteht darin, da\u00df man das Blut mit Blutegelextrakt resp. dem wirksamen Prinzip desselben, dem Hirudin (C. Sachsee & Go., Leipzig), behandelt. Es ist bekannt, da\u00df das mit Hirudin versetzte Blut nicht gerinnt und die Blutpl\u00e4ttchen nicht zerfallen. Wenn man nun aber mit einer L\u00f6sung von Hirudin in alkalischer Kochsalzl\u00f6sung (0,01:10,0) in der gegebenen Weise die Blutpl\u00e4ttchen isoliert, dann zerfallen die Blutpl\u00e4ttchen ebenso rasch, wie in alkalischer Salzl\u00f6sung allein. Die Alkalescenz der physiologischen L\u00f6sung wurde in diesem, wie bei allen folgenden Versuchen, durch Zusatz von 0,01 \u00b0/o Natriumbiearbonat zur L\u00f6sung bewirkt. Trotzdem die Konzentration des Hirudins in der L\u00f6sung verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig stark, ist es also unter diesen Bedingungen ganz","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"Zerfall und Leben der Blutpl\u00e4ttchen.\t7\nunwirksam. L\u00f6st man dagegen das Hirudin in verd\u00fcnntem Serum vom Menschen (1 Teil frisches Serum zu 20 Teilen physiologischer Kochsalzl\u00f6sung), dann ist das Hirudin stark wirksam. Es scheint demnach, als ob das Hirudin erst durch eine im Serum befindliche Substanz aktiviert wird. Durch Erhitzen verliert das Serum diese Eigenschaft.\nSp\u00fclt man mit so hergestellten L\u00f6sungen das Blut, so bleiben die Pl\u00e4ttchen volkommen intakt und unbeweglich. L\u00e4\u00dft man die Hirudinl\u00f6sung noch kurze Zeit (etwa 2 Minuten) auf die Pl\u00e4ttchen einwirken, und ersetzt sie dann durch alkalische Kochsalzl\u00f6sung, so tritt etwas verz\u00f6gert zwar, aber doch deutlich typischer Zerfall ein.\nL\u00e4\u00dft man dagegen die Hirudinl\u00f6sung 10\u201415 Minuten einwirken, dann ist nachfolgende Sp\u00fclung mit der alkalischen Salzl\u00f6sung ohne Einflu\u00df. Auch durch Serum zerfallen die Pl\u00e4ttchen dann nicht, wohl aber durch Plasma.\nEine andere Methode, den raschen Zerfall der Blutpl\u00e4ttchen zu verhindern, besteht darin, da\u00df man der Kochsalzl\u00f6sung Salze der Manganreihe, n\u00e4mlich Mangan, Cobalt oder Nickel zusetzt. Es ist dabei gleichg\u00fcltig, welche Anionen genommen werden, Sulfate, Nitrate und Chloride der Metalle sind in gleicher Weise wirksam. Ich benutzte meist das Mangansulfat, das sich leicht in Wasser \u20195 it. Es scheint fast vollkommen ' ungiftig f\u00fcr die Zellen des Blutes zu sein, da auch in st\u00e4rkeren Konzentrationen die Bewegungen der Leukocyten sehr lange andauern.\nDer Zerfall der Blutpl\u00e4ttchen wird bei Gegenwart dieser Salze in der Sp\u00fclfl\u00fcssigkeit zwar nicht vollkommen aufgehalten, aber doch sehr verz\u00f6gert. Sp\u00fclt man mit einer L\u00f6sung, die 0,5 g Mangansulfat und 0,7 g Kochsalz enth\u00e4lt, so zeigen die Blutpl\u00e4ttchen eine Zeitlang deutlich am\u00f6boide Bewegungen, auch der Kern ist anfangs gut erkennbar und scharf abgegrenzt. Ganz langsam und allm\u00e4hlich treten dann die weiteren Ver\u00e4nderungen ein, die zur Aufl\u00f6sung f\u00fchren, wie weiter unten genauer beschrieben werden soll. Die Methode eignet sich deshalb besonders gut, um die einzelnen Phasen des sonst sehr rasch verlaufenden \u00abtypischen\u00bb Zerfalls zu verfolgen.","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"8\nH. Deetjen,\nBesonders interessant ist die Beeinflussung der Blutgerinnung durch die Salze der Manganreihe. Durch Zusatz von 0,5 g Mangansulfat zu 100 ccm Blut wird die Gerinnung vollkommen verhindert. Die Gerinnung tritt aber wieder ein, wenn zum Blut oder Plasma Substanzen zugesetzt werden, die das Mangan ausf\u00e4llen, z. B. Dinatriumphosphat. Zu 10 ccm Rinderblut, das durch Zusatz von 0,5 \u00b0/o MnS04 ungerinnbar gemacht war, wurde 1 ccm normale Na2HP04-L\u00f6sung gesetzt. Nach 3/4 Stunden war das Blut vollkommen fest geronnen. Das Plasma war etwas sp\u00e4ter, nach 2 Stunden, fest erstarrt.\nWenn auch die Art der Einwirkung der Mangansalze auf die Gerinnung noch genauerer Pr\u00fcfung bedarf, so kann man doch vermuten, da\u00df sie auf einer Ver\u00e4nderung des Profermentes beruht, so da\u00df es bei Gegenwart des Mangans trotz Anwesenheit von Kalk und Alkali niclit zur Bildung wirksamen Gerinnungsfermentes kommt. Da die Blutpl\u00e4ttchen, wenn auch langsam, in diesem Blut zugrunde gehen, so haben wir die einzige bisher bekannte Ausnahme von der Regel, da\u00df alle Mittel, welche die Blutgerinnung verhindern, auch die Blutpl\u00e4ttchen vor dem Zerfall sch\u00fctzen.\nEs ist bemerkenswert, da\u00df durch Zusatz von Mangan-salzen fl\u00fcssig gehaltenes Blut sehr lange frei von F\u00e4ulniserscheinungen bleibt, wenn es bei Zimmertemperatur aufbewahrt wird. Das beruht nicht auf der Gegenwart des Mangans. Denn defibriniertes Blut, dem nachtr\u00e4glich Mangansalz zugesetzt wird, fault rasch.\nDie dritte Methode der Konservierung der Blutpl\u00e4ttchen besteht in der Sp\u00fclung mit Peptonl\u00f6s\u00fcngen, und zwar mit Pepton Witte, mit Pepton sicc. ex albumine Merck gelingt es nicht. In 2 \u00b0/o iger Wittepepton-Kochsalzl\u00f6sung bleiben die Pl\u00e4ttchen 24 Stunden und l\u00e4nger unver\u00e4ndert und unbeweglich. Auch wenn man nach kurzer Einwirkung der neutralen Peptonl\u00f6sung mit alkalischer Peptonl\u00f6sung sp\u00fclt, bleiben sie intakt. Es wurde in diesem Fall mit Sodal\u00f6sung alkalisch gemacht, bis bei Zusatz von Phenolphthalein gerade beginnende Rotf\u00e4rbung eintrat. Es ist also nicht die Neutralit\u00e4t der L\u00f6sung, wie man denken k\u00f6nnte, die den Zerfall aufh\u00e4lt. Sp\u00fclt man aber auch nach","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"Zerfall und Leben der Blutpl\u00e4ttchen.\n9\nstundenlangem Stehenlassen in der Peptonl\u00f6sung mit alkalischer Salzl\u00f6sung, so tritt Zerfall ein.\nAm besten eignet sich f\u00fcr die Untersuchung der Lebensvorg\u00e4nge der Blutpl\u00e4ttchen die vierte Methode. Ich fand zun\u00e4chst, da\u00df bei Zusatz geringer Mengen von unges\u00e4ttigten Kohlenwasserstoffen zur Kochsalzl\u00f6sung die Blutpl\u00e4ttchen in ausgezeichneter Weise am Leben erhalten blieben. Nicht nur waren die am\u00f6boiden Bewegungen leicht zu erkennen, sondern es konnte auch nach kurzer Behandlung mit den L\u00f6sungen weder durch Alkali und Kalk, noch durch Serum das Ph\u00e4nomen des Zerfalls und der Agglutination ausgel\u00f6st werden. Da eine gro\u00dfe Reihe von unges\u00e4ttigten Verbindungen, wie Amylen, Hexylen, Allylchlorid, Allylsenf\u00f6l, Krotonaldehyd u. a. in gleicher Weise wirksam waren, glaubte ich anfangs, da\u00df die Wirkung in dem Vorhandensein einer doppelten Bindung im Molek\u00fcl, die allen diesen K\u00f6rpern zukommt, beruhen m\u00fcsse. Diese Annahme erwies sich aber als unrichtig, denn es zeigte sich, da\u00df ganz frisch hergestellte L\u00f6sungen v\u00f6llig unwirksam waren. Am besten eignet sich f\u00fcr diese Untersuchungen das Amylen (CH3)2 \u2022 G \u2022= GH . CH3), das leicht dargestellt werden kann. Erst nach l\u00e4ngerem Auf be wahren an der Luft und am Licht wurde es aktiv. Man konnte daran denken, da\u00df es Polymerisationsprodukte w\u00e4ren, welche sich bei l\u00e4ngerem Aufbewahren bilden, die den wirksamen K\u00f6rper bildeten. Die durch Behandlung mit Schwefels\u00e4ure erh\u00e4ltlichen Di- und Triamylene waren aber ebenfalls ohne Einflu\u00df. Eine andere Umwandlung, die die unges\u00e4ttigten Verbindungen erleiden, besteht in der Addition von Sauerstoff unter Bildung von Peroxyden. Die Peroxyde der Olefine sind besonders vonEngler und Wei\u00dfberg1) in letzter Zeit eingehender untersucht. Er nimmt an, da\u00df sich dabei der Sauerstoff in molekularer Form an den doppelt gebundenen Kohlenstoff anlagert, also beim Triamylen in der Weise:\n(CH,),. C. CH-CH,.\n. 1 I\n0-0\n\u2018) 0. Engter und J. Wei\u00dfberg, Kritische Studien \u00fcber die Vorg\u00e4nge der Autoxydation. Braunschweig 1904.","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"10\nH. Deetjen\nDer so gebundene 0 wird leicht an autooxydable K\u00f6rper abgegeben. Da\u00df nur diese Peroxyde den aktiven K\u00f6rper bei unsern Versuchen bilden, geht einmal schon daraus hervor, da\u00df z. B. das Amvlen :erst beim Aufbewahren an der Luft wirksam wird, und zwar dann, wenn man durch Reagenzien den Nachweis von dem Vorhandensein des Peroxyds liefern kann. Ein sehr empfindliches Reagens ist das Tetramethyl-diamidodiphenolmethan (Tetrapapier Merck), das sich bei Gegenwart von Peroxyden blau f\u00e4rbt. Engl er zeigte ferner, da\u00df nach dem Abdestillieren des Amylens das Peroxyd zur\u00fcckbleibt. Man kann nun auch so verfahren, da\u00df man, anstatt das Amylen zur Kochsalzl\u00f6sung zuzusetzen, einige Tropfen in ein Glas bringt, verdunsten l\u00e4\u00dft und dann erst die Kochsalzl\u00f6sung einf\u00fcllt. So gen\u00fcgte es, von einem von der Firma Merck gelieferten, etwa ein Jahr alten Amylen 10 Tropfen verdunsten zu lassen und den minimalen R\u00fcckstand mit 100 ccm Salzl\u00f6sung zu \u00fcbergie\u00dfen, um eine L\u00f6sung zu bekommen, in welcher die Blutpl\u00e4ttchen vollkommen am Leben blieben. Endlich kann man auch mit sehr vielen anderen Substanzen, die Peroxyde zu bilden imstande sind, den Zerfall der Pl\u00e4ttchen verhindern, so mit Terpentin\u00f6l, Lein\u00f6l und vor allem mit Wasserstoffsuperoxyd. Eine 0,005\u00b0/oige L\u00f6sung von Perhydrol (in Kochsalzl\u00f6sung) gibt \u00e4hnliche gute Resultate wie Amvlenl\u00f6sungen. Es ist erstaunlich, wie gut nicht nur Blutpl\u00e4ttchen, sondern auch Leukocyten von solchen L\u00f6sungen, die doch verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig gro\u00dfe Mengen von HJOjj enthalten, am Leben bleiben.\nVon den vielen Substanzen, die an dieser Stelle genannt werden k\u00f6nnen, m\u00f6chte ich noch eine erw\u00e4hnen, weil sie sehr leicht zu Irrt\u00fcmer'n f\u00fchren kann, n\u00e4mlich Kautschuk. Wenn man in das zu destillierende Wasser ein St\u00fcckchen Kautschukschlauch wirft, geht ein Destillat \u00fcber, das noch in starker Verd\u00fcnnung dieselben Eigenschaften hat wie Peroxydl\u00f6sungen. Da Kautschuk leicht Sauerstoff addiert, ist anzunehmen, da\u00df die Wirksamkeit auch hier auf der Gegenwart von Peroxyden beruht.\nEs gelingt aber nicht, mit Hilfe von Peroxyden die Blutgerinnung zu verhindern, weder diejenige von frischem Blut, noch d e Gerinnung von Oxalatplasma bei nachfolgendem Zusatz","page":10},{"file":"p0011.txt","language":"de","ocr_de":"Zerfall und Leben der Blutpl\u00e4ttchen.\t11\nvon Serum. Es wird im Gegenteil die Gerinnung eher beschleunigt nach Zusatz von Amylenperoxyd zum Plasma.\nUrsachen des Zerfalls und der Lebenserhaltung der isolierten Blutpl\u00e4ttchen.\nW\u00e4hrend im ersten Teil der Untersuchungen festgestellt werden konnte, da\u00df die isolierten Blutpl\u00e4ttchen bei Gegenwart von OH- (und eventuell H-) Ionen zugrunde gingen, wurde im vorigen Abschnitt gezeigt, da\u00df unter besonderen Bedingungen der Zerfall auch bei Anwesenheit von Alkali verhindert werden kann. Es scheint dies darauf hinzudeuten, da\u00df noch ein zweiter Faktor f\u00fcr den Zerfall in Betracht kommt. Wird dieser ausgeschaltet, so sind die Hydroxylionen unwirksam. \u00dcber die Natur dieser anderen Substanz geben die Hirudinversuche am besten Aufschlu\u00df. Es war gesagt worden, da\u00df mit Hirudinl\u00f6sungen 10-15 Minuten behandelte Blutpl\u00e4ttchen weder durch Alkali und Kalk, noch durch Serum zugrunde gingen, wohl aber durch Plasma. Die Gewinnung des Plasmas geschah in folgender Weise. Es wurde in ein paraffiniertes Gl\u00e4schen 1 ccm neutraler Kochsalzl\u00f6sung gebracht und nach K\u00fchlung auf 0\u00b0 10\u201420 Tropfen Blut aus der Fingerbeere einflie\u00dfen gelassen. Die Mischung wurde dann 10 Minuten unter m\u00f6glichster K\u00fchlung bei 3000 Umdrehungen zentrifugiert. Man erh\u00e4lt so ein verd\u00fcnntes Plasma, dessen obere blutpl\u00e4ttchenfreie Schicht, wenn sorgf\u00e4ltig gek\u00fchlt ist, nach dem Abheben spontan nicht gerinnt. Sp\u00fclt man nun mit diesem Plasma die mit Hirudin behandelten Pl\u00e4ttchen, so bleiben sie unver\u00e4ndert. L\u00e4\u00dft man nun den Rest des nicht abgehobenen Plasmas mit dem Sediment bei Zimmertemperatur etwa 15 Minuten stehen, und sp\u00fclt dann mit diesem Plasma, kurz ehe die Gerinnung beginnt, so tritt fast momentan gleichzeitig mit dem Auftreten der Fibrinf\u00e4den das typische Bild der Agglutination der Pl\u00e4ttchen ein.\nDa bei dem Erw\u00e4rmen der gek\u00fchlten Blutfl\u00fcssigkeit die bis dahin unversehrten Blutpl\u00e4ttchen in derselben zerfallen, so kann man annehmen, da\u00df durch den Zerfall eine Substanz in das Plasma kommt, welche nun auch die isolierten Pl\u00e4ttchen","page":11},{"file":"p0012.txt","language":"de","ocr_de":"V\u00a3t\tH. Deetjen,\nagglutiniert. Es ist nach allem, was wir bisher \u00fcber die Beteiligung der Blutpl\u00e4ttchen bei der Gerinnung hach den Untersuchungen vonMorawitz,\u00bb)Schittenhelm und Bodong*) u.a. wissen, wahrscheinlich, da\u00df diese Substanz ein Ferment ist! Es ist aber nicht identisch mit dem fertigen Gerinnungsferment selbst, sondern mit einer Vorstufe (Thrombogen), denn durch Serum, welches Gerinnungsferment enth\u00e4lt, zerfallen die isolierten Pl\u00e4ttchen nicht. Es wird somit wahrscheinlich, da\u00df die Blutpl\u00e4ttchen durch ein Ferment, das von ihnen selbst abgegeben wird, zugrunde gehen und da\u00df den OH-Ionen nur eine indirekte Wirkung zukommt, indem sie entweder das Fermen^ aktivieren oder den Eintritt oder die Abgabe des Fermentes erm\u00f6glichen.\nDie Beobachtung, da\u00df die Blutpl\u00e4ttchen nach kurzer Behandlung mit Hirudinl\u00f6sung durch Alkali zerfallen, bei l\u00e4ngerer nicht, w\u00fcrde bei dieser Annahme wohl am einfachsten so gedeutet werden m\u00fcssen, da\u00df die Blutpl\u00e4ttchen eine Zeitlang Ferment sezernieren, das bei Gegenwart von Hirudin von diesem gebunden wird. Wird das Hirudin durch Sp\u00fclung entfernt, ehe die Fermentproduktion ersch\u00f6pft ist, so tritt Zerfall ein.\nAuch die Manganmethode spricht f\u00fcr die Annahme, da\u00df das Proferment den Zerfall einleitet. Denn es ist wahrscheinlich, da\u00df durch das Mangansalz das Proferment ver\u00e4ndert oder beeinflu\u00dft wird. In diesem Zustande ist es weniger wirksam und kann dann die Blutpl\u00e4ttchen nur langsam angreifen.\nAls dritte Methode war die Sp\u00fclung mit Wittepeptonl\u00f6sung genannt. Sie unterscheidet sich dadurch wesentlich von der Hirudinmethode, da\u00df auch nach sehr langer Behandlung mit der Peptonl\u00f6sung bei nachfolgender Sp\u00fclung mit alkalischer Salzl\u00f6sung noch Zerfall eintritt. Das w\u00fcrde vielleicht durch die Annahme erkl\u00e4rt werden k\u00f6nnen, da\u00df das Pepton die Blutpl\u00e4ttchen l\u00e4hmt, wodurch sie verhindert werden, Ferment zu sezernieren. Die l\u00e4hmende Wirkung des Peptons zeigt sich deutlich bei der Beobachtung der am\u00f6boiden Bewegungen\n\u2018) Morawitz, Arch. f. klin. Med., Bd. LXXIX, S. 215.\n*) S chit ten heim Und Bodong, Arch. f. exper. Pathol, u. Phar-makol., Bd. L1V, S. 217.","page":12},{"file":"p0013.txt","language":"de","ocr_de":"Zerfall und Leben der Blutpl\u00e4ttchen.\t13\nder Pl\u00e4ttchen, wie weiter noch ausgef\u00fchrt werden soll. Die beweglichen Blutpl\u00e4ttchen kontrahieren sich n\u00e4mlich rasch bei Behandlung mit Peptonl\u00f6sungen.\nPeroxyde wirken \u00e4hnlich wie Hirudin. Durch Plasma gehen die Pl\u00e4ttchen zugrunde, aber nicht so rasch, wie bei der Hirudinmethode. Die Art der Schutzwirkung mu\u00df aber eine andere sein, wie beim Hirudin, da Peroxyde die Gerinnung nicht verhindern. Es ist vorl\u00e4ufig nicht m\u00f6glich, etwas Sicheres \u00fcber ihre Wirkungsweise auszusagen. Es w\u00e4re denkbar, da\u00df sie den Herantritt des Fermentes an die Zelle oder eine Substanz in der Zelle verhindern.\nAm\u00f6boide Bewegungen und Kern der Blutpl\u00e4ttchen.\nDer Nachweis, da\u00df die Blutpl\u00e4ttchen aus Kern und Protoplasma bestehen, und am\u00f6boider Bewegung f\u00e4hig sind, ist schon fr\u00fcher von mir auf andere Weise gef\u00fchrt worden. \u00bb) Doch ist die Methode nicht so leicht und zuverl\u00e4ssig wie. die, welche ich jetzt anwende. Sie besteht in der Isolierung der Blutpl\u00e4ttchen mit Hilfe von peroxydhaltigen L\u00f6sungen. Wenn es auch gelingt, durch Behandlung mit reinen Kochsalzl\u00f6sungen, denen etwas Peroxyd zugesetzt wird, die Pl\u00e4ttchen am Leben zu erhalten, so ist es doch besser, noch Mangansalz zuzuf\u00fcgen, da das Peroxyd eine gewisse Zeit braucht, ehe es die Blutpl\u00e4ttchen so weit ver\u00e4ndert hat, da\u00df das Ferment nicht mehr angreifen kann. Mangansalze besitzen aber, wie wir sahen, die Eigenschaft, die Fermentwirkung zu verlangsamen, ' ohne dabei l\u00e4hmend auf die Blutpl\u00e4ttchen zu wirken. Als einfachste und beste Untersuchungsfl\u00fcssigkeit benutzte ich jetzt folgende L\u00f6sung. Kochsalz 0,75 g, Mangansulfat 0,5 g, Natriumcarbonat 0,01 g, aq. dest. 100 ccm. Auf diese L\u00f6sung bringt man etwa 10 Tropfen Amylen2) und l\u00e4\u00dft abdunsten. Das Peroxyd bleibt dann in L\u00f6sung. Man kann auch umsch\u00fctteln und das Amylen durch Kochen verjagen. Statt des Amylens kann man auch andere peroxydhaltige Substanzen zusetzen, z. B. Allylchlorid.\n*) H. De et j en, Virchows Arch., Bd. CLXIV,\n*) In den Versuchen benutzte ich meist ein von der Firma Merck in Darmstadt bezogenes etwa 1 Jahr altes Amylen.","page":13},{"file":"p0014.txt","language":"de","ocr_de":"H. Deetjen\n11\nRecht gute Resultate bekommt man auch mit Wasserstoffsuperoxyd. Man setzt zu obiger L\u00f6sung 0,5 ccm einer l\u00b0/oigen Perhydroll\u00f6sung. Doch zersetzen sich diese L\u00f6sungen ziemlich rasch, w\u00e4hrend Amylenl\u00fcsungen einige Tage haltbar sind und auch wohl etwas besser die Blutpl\u00e4ttchen am Leben halten.\nSp\u00fclt man mit dieser L\u00f6sung in der angegebenen Weise das aus der Fingerbeere entnommene Blut zwischen Deckglas und Objekttr\u00e4ger aus gew\u00f6hnlichem Glas, so sieht man nach wenigen Minuten den Beginn der am\u00f6boiden Bewegungen. Die Blutpl\u00e4ttchen breiten sich dabei am Glase aus und lassen deutlich zwei Substanzen unterscheiden, einen zentralen stark lichtbrechenden, runden Kern und ein hyalines Protoplasma. Dieses treibt zarte pseudopodienartige Forts\u00e4tze aus, deren Gestalt fortw\u00e4hrend wechselt. Die Ver\u00e4nderungen sind in der Regel langsam und tr\u00e4ge, aber kontinuierlich.\nDie Pl\u00e4ttchen k\u00f6nnen sich bisweilen ganz au\u00dferordentlich stark am Glase ausbreiten, so da\u00df derjenige, welcher die Blutpl\u00e4ttchen nur in ihrem Ruhezustand gesehen hat, sie nicht wiedererkennt und sie f\u00fcr Lymphocyten oder dergleichen halten m\u00f6chte. Es kann dann schwer werden, die Gestaltsver\u00e4nderungen der zarten Gebilde zu verfolgen. Man kann sich aber dann leicht von der Lebensf\u00e4higkeit der Pl\u00e4ttchen \u00fcberzeugen, wenn man mit einer 2ft/oigen Witte pepton-Kochsalz-I\u00f6sung nachsp\u00fclt. Dann kontrahieren sich die Pl\u00e4ttchen allm\u00e4hlich wieder und werden wieder zu rundlichen oder elliptischen Gebilden, wie wir sie im Ruhestadium zu sehen gewohnt sind. Ersetzt man die Peptonl\u00f6sung wieder durch die Anfangsl\u00f6sung, so fangen sie von neuem an sich zu bewegen. Die Blutpl\u00e4ttchen behalten ihre Lebensf\u00e4higkeit stundenlang in der angegebenen L\u00f6sung und gehen nur allm\u00e4hlich unter dem Bilde der Quellung mit Randstellung des Kerns zugrunde.\nWichtig ist das Aussehen des Kerns. Er ist, wenn die Pl\u00e4ttchen gut erhalten sind, stets rund und scharf vom Protoplasma abgegrenzt, von welchem er anscheinend durch einen schmalen hellen Hof geschieden ist. Sehr sch\u00f6n sind die 1 Bilder, die man im fixierten und gef\u00e4rbten Pr\u00e4parat bekommt.l)\n*) Ich werde die betr. Abbildungen an anderer Stelle ver\u00f6ffentlichen.","page":14},{"file":"p0015.txt","language":"de","ocr_de":"Zerfall und Leben der Blutpl\u00e4ttchen.\t15\nDie Fixierung gelingt sehr leicht dadurch, da\u00df man die Fixierungsfl\u00fcssigkeit z. \u00df. Osmiums\u00e4ure von der Kante zuflie\u00dfen l\u00e4\u00dft und dann weiter behandelt wie Trockenpr\u00e4parate. Der Kern f\u00e4rbt sich sehr leicht mit allen sonst \u00fcblichen Kernf\u00e4rbungsmitteln. Besonders sch\u00f6ne Bilder bekommt man bei F\u00e4rbung nach Heidenhain und Giemsa. Es zeigt sich hierbei, da\u00df wir es nicht nur mit einer Anh\u00e4ufung von Kernsubstanz zu tun haben, sondern mit einem wirklichen morphologisch differenzierten Kern mit Kernmembran und Kernger\u00fcst. Das Vorhandensein einer Kernmembran konnte auch von mir fr\u00fcher nicht nachgewiesen werden. Sie ist aber sehr deutlich an den nach Giemsa gef\u00e4rbten Pr\u00e4paraten kenntlich, weniger gut hebt sie sich bei der F\u00e4rbung nach Heidenhain ab. Man sieht sie als eine dunklere, verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig breite Zone, welche die eigentliche Kernsubstanz vom Protoplasma scheidet. Wenn diese H\u00fcllschicht auch wohl chemisch und morphologisch verschieden ist von der Kernmembran, wie wir sie sonst an Zellen kennen, so macht sie doch den Eindruck einer wirklich differenzierten Umh\u00fcllung der Kernsubstanz. Sie ist aber nur dann nachweisbar, wenn die Blutpl\u00e4ttchen vollkommen intakt sind. Man kann sich davon am besten \u00fcberzeugen, wenn man die Blutpl\u00e4ttchen mit Manganl\u00f6sungen ohne Zusatz von Peroxyd isoliert. Hier sieht man n\u00e4mlich, wenn man etwa 10 Minuten nach Entnahme des Blutes fixiert, die Membran \u00aban den meisten Pl\u00e4ttchen ebenso gut wie bei der Peroxydmethode; wenn man l\u00e4ngere Zeit wartet, dann ist sie nicht mehr nachweisbar. Einzelne Exemplare behalten sie auch wohl\u2019l\u00e4ngere Zeit. Gleichzeitig mit dem Verschwinden der Membran treten wesentliche \u00c4nderungen am Kern selbst ein. Er verliert sein starkes Lichtbrechungsverm\u00f6gen, breitet sich immer mehr aus, die Konturen werden unregelm\u00e4\u00dfig, schlie\u00dflich kann er fast vollkommen im Protoplasma sich aufl\u00f6sen, so da\u00df man den Eindruck hat, als ob man kernlose Individuen vor sich h\u00e4tte, denn das Protoplasma kann w\u00e4hrend dieses Aufl\u00f6sungsprozesses noch eine Zeitlang unver\u00e4ndert und sogar noch bewegungsf\u00e4hig bleiben.\nDer ganze Vorgang veranschaulicht sehr sch\u00f6n die Art des Angriffs des Fermentes auf die Zellen. Es scheint, als","page":15},{"file":"p0016.txt","language":"de","ocr_de":"16\nH. Deetjen,\nwenn das erste die Verfl\u00fcssigung der Kernmembran ist. Alle jene Bilder, welche den Kern nicht rund und scharf abgegrenzt gegen das Protoplasma zeigen, sind als degenerative Ver\u00e4nderungen zu deuten. In guten Pr\u00e4paraten, wie ich sie jetzt fast regelm\u00e4\u00dfig bekomme, sieht man immer unter den vielen Tausenden von Pl\u00e4ttchenindividuen, die sich im Pr\u00e4parate befinden, nur vereinzelte Exemplare, deren Kern nicht mehr scharf abgegrenzt ist.\nEin weiterer Beweis f\u00fcr die Kernnatur des Innenk\u00f6rpers besteht darin, da\u00df man ohne Schwierigkeit an mit Sublimat fixierten und nach Heidenhain gef\u00e4rbten, und dann differenzierten Pr\u00e4paraten das Vorhandensein eines netzf\u00f6rmigen Kernger\u00fcstes feststellen kann, das in seinem Aussehen sich nicht von den Bildern unterscheidet, die wir bei anderen Zellen kennen.\nIch mu\u00df auf Grund dieser Befunde noch sch\u00e4rfer als fr\u00fcher den von mir aufgestellten Satz, da\u00df die Blutpl\u00e4ttchen kernhaltige Zellen mit am\u00f6boider Bewegungsf\u00e4higkeit sind, aufrecht halten.\nWenn Autoren wie Weidenreich1) aus dem Grunde den Blutpl\u00e4ttchen den Charakter von Zellindividuen mit Kern und Protoplasma absprechen, weil die beiden Substanzen nicht morphologisch getrennt w\u00e4ren, so liegt das nur daran, da\u00df sie, wie auch die Abbildungen von Weidenreich zeigen, nicht vollkommen intakte, sondern schon zum Teil degenerierte Zellen vor sich hatten. Das ist sehr leicht m\u00f6glich bei meiner fr\u00fcheren Methode. Das Gelingen der Pr\u00e4parate bei der Agarmethode scheint au\u00dfer vpn der Beschaffenheit des benutzten Agar-Agar auch vom Einhalten einer ganz bestimmten Reaktion des Gemisches abh\u00e4ngig zu sein. Meine jetzige Methode ist in der Beziehung sehr viel weniger empfindlich.\nBlutpl\u00e4ttchenzerfall und Blutgerinnung.\nNachdem wir im vorhergehenden die Bedingungen des Zerfalls der isolierten Blutpl\u00e4ttchen kennen gelernt haben, k\u00f6nnen wir jetzt versuchen, die Frage zu beantworten, warum\n\u2018) Weidenreich, Verhandl. d. anat. Ges. in Rostock, 1906.","page":16},{"file":"p0017.txt","language":"de","ocr_de":"Zerfall und Leben der Blutpl\u00e4ttchen.\t17\ndie Blutpl\u00e4ttchen so rasch nach Verlassen des Blutes aus den Gef\u00e4\u00dfen zugrunde gehen, und die Blutgerinnung eintritt. Auf die nahen Beziehungen der Blutpl\u00e4ttchen zur Gerinnung, die durch die Untersuchungen von Morawitz,1) Sehittenhelm und Bodong2) u. a. einigerma\u00dfen klar gestellt sind, will ich hier nicht eingehen. Wir k\u00f6nnen als feststehend annehmen, da\u00df das Gerinnungsferment im wesentlichen, wenn auch vielleicht nicht ausschlie\u00dflich, den Blutpl\u00e4ttchen seinen Ursprung verdankt, und da\u00df heim Zerlall der Bl\u00e4ttchen besonders reichliche Mengen des Fermentes resp. des Zymogens in das Blut \u00fcbertreten. Worauf es uns ankommt, ist allein die Frage nach der Ursache dieses Zerfalls. Wir sahen, da\u00df bei den isolierten Pl\u00e4ttchen hierbei 2 Faktoren in Betracht kommen, eine fermentartige Substanz, die von den Pl\u00e4ttchen selbst abgegeben wird, und Hydroxylionen: wobei es ungewi\u00df bleiben mu\u00df, in welcher Weise die OH-Ionen wirken, ob sie das Ferment aktivieren oder die Abgabe des Fermentes erm\u00f6glichen. .Jedenfalls enthalten die Blutpl\u00e4ttchen selbst den einen. Faktor, das Ferment, und es ist deshalb nur notwendig, zu untersuchen, ob auch die Anwesenheit von OH-Ionen in gen\u00fcgender Konzentration in dem aus der Ader gelassenen Blute sich nach-weisen l\u00e4\u00dft. Wir wissen nun durch die eingehenden Untersuchungen von Friedenthal,3 4) H\u00f6her,1) Frankel5) u. a., da\u00df das Blut eine fast vollkommen neutrale Fl\u00fcssigkeit ist. Das gilt aber streng genommen nur f\u00fcr Blut, ehe es mit Luftin Ber\u00fchrung gekommen ist. An der Luft entweicht Kohlens\u00e4ure, und die Folge ist ein wenn auch geringer \u00dcberschu\u00df von Hydroxylionen. Die Abh\u00e4ngigkeit der Reaktion des Blutes von dem Kohlens\u00e4uregehalt ergibt sicli aus den Untersuchungen von H\u00f6her, er fand zuerst eine OH-Ionenkonzentration ent-\n\u2018) a. a. 0.\n*) a. a. 0.\n:j) H. Friedenthal. Zeitschr. f. allgem. Physiol., Bd. I. S. 56. 11)01 Bd. IV. 'S. 41, 1904.\n4) R. H\u00f6her, Pfl\u00fcgers Arch., Bd. LXXXI, S. 522. 1900; Bd. XCIX S. 572, 1909.\n*) p- Frankel, Pfl\u00fcgers Arch., Bd. XCVI, S. 001, 1903.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXIII.\t2","page":17},{"file":"p0018.txt","language":"de","ocr_de":"18\nH. Deetjen\nsprechend etwa einer1 100000-n-NaOH. Erst sp\u00e4ter, als er bei gleichzeitiger Durchleitung von C02- und H-Mischungen die Pr\u00fcfung wiederholte, bekam er die richtigen Werte bei Gasgemischen, die der C02-Spannung des zirkulierenden Blutes entsprachen.\nAuch die neueren Untersuchungen von Michaelis und Bona1) ergeben die Empfindlichkeit der Reaktion des Blutes gegen Ver\u00e4nderungen der C02-Spannung. Auch durch die einfache Indikatorenmethode von Friedenthal kann man sich leicht davon \u00fcberzeugen. Versetzt man frisches Serum mit Neutralrot so ist die Farbe orange. Leitet man nun \u00fcber das Serum einen Strom von Luft, dem etwa 6 Volumprozent C02 beigemengt sind, so geht die Farbe in die neutrale Rotf\u00e4rbung \u00fcber, um beim Stehenlassen an der Luft sich wieder in orange zu verwandeln. Es sind nur sehr geringe Abweichungen vom Neutralpunkt, um die es sich hier handelt, aber es scheint, da\u00df in solchen F\u00e4llen, wo die Innehaltung des Neutralpunktes \u00fcberhaupt von Bedeutung ist, es nicht auf die Gr\u00f6\u00dfe der Abweichung, sondern \u00fcberhaupt nur auf jede \u00c4nderung ankommt. Diese wird im zirkulierenden Blut in sehr vollkommener Weise f\u00fcr gew\u00f6hnlich verhindert. Sowie aber das Blut mit Luft in Ber\u00fchrung kommt, wird das Gleichgewicht durch Abgabe der Kohlens\u00e4ure gest\u00f6rt. Daneben k\u00f6nnen noch andere Momente f\u00fcr das Anwachsen der Konzentration der OH-Ionen in Betracht kommen, wie der von Hamburger2) nachgewiesene Austausch von Cl-Ionen des Plasmas gegen CO\u201c3-lonen der roten Blutk\u00f6rperchen. Jedenfalls w\u00fcrde eine Konzentration der OH-Ionen, wie sie nach den Angaben von Hob er und nach der Indikatorenmethode nachweisbar ist bei Gegenwart von Ga-Ionen, wie die zu Anfang mitgeteilten Versuche ergeben, durchaus gen\u00fcgen, um den Zerfall der Blutpl\u00e4ttchen im Blute nach Entnahme des Blutes aus den Gef\u00e4\u00dfen zu erkl\u00e4ren. Es w\u00fcrde demnach der Kohlens\u00e4ureverlust, den das Blut an der Luft erleidet, ausreichend sein, um den Zerfall der Blutpl\u00e4ttchen und damit auch das rasche Eintreten der Gerinnung zu bewirken.\n\u2018) L. Michaelis und P. Rona, Biochem. Zeitschrift, Bd. XVIII. S. 316, 1909.\n*) Hamburger, Osmotischer Druck und Ionenlehre, S. 303.","page":18},{"file":"p0019.txt","language":"de","ocr_de":"Zerfall und Leben der Blutpl\u00e4ttchen.\t19\nDa\u00df die Blutgerinnung vom Kohlens\u00e4uregehalt des Blutes beeinflu\u00dft wird, ist bekannt. Wir wissen, da\u00df Erstickungsblut nicht gerinnt. Auch bei Bluterg\u00fcssen in geschlossene H\u00f6hlen, wie Gelenke, Uterus usw., findet man das Blut h\u00e4ufig fl\u00fcssig. Bekannt ist auch, da\u00df beim AufTangen des Blutes unter \u00d6l die Gerinnung ausbleibt. Man hat geglaubt, da\u00df die Ber\u00fchrung mit fremdartigen Substanzen die Gerinnung beschleunige, und da\u00df deshalb in vielen dieser F\u00e4lle, wenn diese Ber\u00fchrung fortf\u00e4llt, das Blut fl\u00fcssig bleibe. Das erkl\u00e4rt aber nur zum feil den Befund. So gibt Hamburger1) an, da\u00df es auch ohne \u00d6l gelingt, Blut fl\u00fcssig zu halten, wenn man es direkt aus dem Gef\u00e4\u00dfe in Flaschen unter Vermeidung der Schaumbildung auff\u00e4ngt. Es liegt sehr viel n\u00e4her, den Umstand, da\u00df in dem genannten Falle die Kohlens\u00e4ure nicht entweicht, f\u00fcr das Ausbleiben der Gerinnung haupts\u00e4chlich verantwortlich zu machen. Wie die Blutpl\u00e4ttchen sich dabei verhalten, ist bisher nicht untersucht.\nBei doppelt unterbundenen Venen (vom Hund), in denen das Blut bekanntlich auch nicht gerinnt, wo aber die Gerinnung nach Er\u00f6ffnung des Gef\u00e4\u00dfes rasch eintritt, konnte ich konstatieren, da\u00df noch 2 Stunden nach der Operation die Blutpl\u00e4ttchen vollkommen intakt waren.\nIch habe dann weiterhin Versuche angestellt, wie sich die Blutpl\u00e4ttchen und die Gerinnungsf\u00e4higkeit verhalten, wenn man entweder das Blut unter Gemischen von C02 und Luft oder bei Abschlu\u00df der Ber\u00fchrung mit Luft auff\u00e4ngt.\nBez\u00fcglich der Versuche, Blut unter Gemischen von Luft und Kohlens\u00e4ure aufzufangen, m\u00f6chte ich noch kein definitives Urteil abgeben. Es ist n\u00e4mlich einigerma\u00dfen schwer, hier Fehlerquellen zu vermeiden. Die Versuche wurden so gemacht, da\u00df beim Kaninchen das Blut aus der Carotis in ein Reagenzglas aus Quarz oder Jenaer Glas, das mit den Mischungen gef\u00fcllt war, aufgefangen wurde. Es ist aber schwer, beim Einbinden der Kan\u00fcle einmal Verluste an Gasgemisch zu /v ermeiden, und anderseits die Beimischung von Gewebe-\n\u2018) Hamburger, Osmotischer Druck und Ionehlehre, 1902, S. 267.\n2*","page":19},{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"20\nH. Deetjen,\nsaft aus der Arterie zu verhindern. Bei F\u00fcllung des Aufnahmegef\u00e4\u00dfes mit reiner Kohlens\u00e4ure war das Blut ebenso rasch wie an der Luft geronnen, n\u00e4mlich nach 15 Minuten.\nBeim Auffangen, unter einem Gemisch, das 15 Volumprozent C02 enthielt, war das Blut nach 3U Stunden noch vollkommen fl\u00fcssig, nach 1 Stunde am Rande flockig, im Innern fl\u00fcssig, nach 1\u00bbY* Stunden zum gr\u00f6\u00dften Teil geronnen, aber nicht fest erstarrt. Der Kohlens\u00e4uregehalt wurde in der im Gasometer befindlichen Mischung bestimmt, er ist im Auf-fangegef\u00e4\u00df voraussichtlich geringer. Andere Versuche gaben \u00e4hnliche Resultate, d. h. es wurde bei Gemischen, die 12 bis 15 Volumprozent CO, enthielten, die Blutgerinnung verz\u00f6gert, aber nicht vollkommen verhindert.\nLeichter gelingt es, das Blut bei Vermeidung der Ber\u00fchrung mit Luft l\u00e4ngere Zeit ungerinnbar zu halten. Es wurde zu diesem Zweck das Blut aus leicht gestauter Armvene in eine gutschlie\u00dfende Glasspritze aufgesogen. Das Blut bleibt dann etwa eine Stunde fl\u00fcssig. Von Klinikern und Chirurgen, welche diese Art der Blutentnahme h\u00e4ufig machen, wurde mir gesagt, da\u00df das Blut meist sehr rasch gerinne. Der Unterschied ist wohl darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren, da\u00df ich aus begreiflichen Gr\u00fcnden es vermied, die Spritze mit Soda auszukochen.\nWenn derselbe Versuch mit einer Spritze angestellt wird, deren W\u00e4nde mit fl\u00fcssigem Vaselin benetzt waren, so bleibt das Blut 2-3 Stunden fl\u00fcssig; wurde ein Teil des Blutes nach 15 Minuten in ein paraffiniertes Reagenzglas gebracht, so gerann es nach 15 Minuten.\nL\u00e4\u00dft man nach der Blutentnahme noch die gleiche Menge Luft in die Spritze eintreten, so gerinnt das Blut nach 20 Minuten.\nDie Blutpl\u00e4ttchen waren immer intakt, solange das Blut fl\u00fcssig war.\nWir sehen also, da\u00df, wenn die Ber\u00fchrung des Blutes mit Luft vermieden wird, die Blutpl\u00e4ttchen sehr lange vor dem Zerfall bewahrt bleiben. Es kann dabei kaum ein anderes Moment als die Verhinderung der Kohlens\u00e4ureabgabe in Betracht kommen. Da\u00df die Pl\u00e4ttchen nicht dauernd sich intakt halten, kann einmal in Versuchsfehlern liegen. Es kann sein, da\u00df die","page":20},{"file":"p0021.txt","language":"de","ocr_de":"Zerfall und Leben der Blutpl\u00e4ttchen..\t21\nBenetzung der Glaswand mit Vaselin nicht vollkommen ist. Es brauchen ja nur an einer kleinen Stelle Blutpl\u00e4ttchen mit dem Alkali des Glases in Ber\u00fchrung zu kommen, dann werden sie zerfallen und hierbei aktives Ferment abgeben, das nun weitere Blutpl\u00e4ttchen zerst\u00f6rt. Es kann aber auch sein, da\u00df nicht nur OH-Ionen, sondern auch andere Substanzen, allgemein gesagt, als Reiz wirken, durch welche der Austritt oder die Abgabe von Ferment m\u00f6glich wird. Daf\u00fcr w\u00fcrden ja manche Erfahrungen sprechen.\nJedenfalls spricht das Resultat dieser Versuche f\u00fcr die Richtigkeit des aufgestellten Satzes, da\u00df der Kohlens\u00e4ureverlust allein gen\u00fcgt, um den raschen Zerfall der Blutpl\u00e4ttchen und damit das Eintreten der Gerinnung zu erkl\u00e4ren. Es soll nicht gesagt werden, da\u00df dieser Verlust immer die einzige Ursache der Blutgerinnung sei. Es ist ja sehr wohl m\u00f6glich oder sogar wahrscheinlich, da\u00df Gerinnungsferment auch noch von andern Zellen abgegeben werden kann; ebenso vielleicht auch ein Ferment, das die Blutpl\u00e4ttchen angreift. In der Regel kommen aber diese Faktoren nicht in Betracht. Die Natur mu\u00dfte es so einrichten, da\u00df, um Verblutung zu vermeiden, m\u00f6glichst rasch bei Verletzungen der Gef\u00e4\u00dfe das Blut zur Gerinnung kommt. Zu diesem Zwecke sind offenbar die Blutpl\u00e4ttchen adaptiert, indem bei ihrem Zerfall pl\u00f6tzlich gro\u00dfe Mengen Ferment abgegeben werden. Man k\u00f6nnte deshalb wegen ihrer leichten Zerst\u00f6rbarkeit die Blutpl\u00e4ttchen auch als \u00abTryptocyten\u00bb bezeichnen, wodurch sie vielleicht etwas allgemeiner als durch den von Dekhuyzen eingef\u00fchrten Ausdruck \u00abThrombocy ten \u00bb charakterisiert werden.1)\t.\nEs ist dies wohl nicht die einzige Funktion der Blutpl\u00e4ttchen, aber doch eine sehr wesentliche.\nDie Untersuchungen \u00fcber die Ursachen des Zerfalls und der Lebenserhaltung der Blutpl\u00e4ttchen beziehen sich nur auf die des menschlichen Blutes. Die Blutpl\u00e4ttchen von M\u00e4usen, Kaninchen, Hund verhielten sich zum Teil anders. Sie zer-\n') WiI1 man die Blutpl\u00e4ttchen in analoger Weise wie die \u00fcbrigen Zellen des Blutes nach der Farbe benennen, m\u00fc\u00dfte\u2019 man sie schon als Lhl\u00f6rocyten wegen ihres gr\u00fcnlichen Glanzes im Ruhezustand bezeichnen.","page":21},{"file":"p0022.txt","language":"de","ocr_de":"22\nH. Deetjen,\nfallen nicht bei der Isolierung und Sp\u00fclung mit alkalischen Salzl\u00f6sungen. Vielleicht enthalten sie nur wenig oder leicht durch Behandlung mit Salzl\u00f6sung zerst\u00f6rbares Ferment. Da\u00df das Gerinnungsferment, welches von den Blutpl\u00e4ttchen der S\u00e4ugetiere abgegeben wird, sehr rasch beim Waschen der Blutpl\u00e4ttchen mit Kochsalzl\u00f6sung unwirksam wird, wei\u00df man schon aus den Untersuchungen von Morawitz,1) ebenso verh\u00e4lt sich das in ihnen vorhandene peptolytische Ferment.2) Dagegen konnte ich feststellen, da\u00df die Blutpl\u00e4ttchen vom Affen sich ebenso verhielten wie die des Menschen. Es ist von Wichtigkeit, diesen Unterschied zu kennen und genauer zu untersuchen. Eine Reihe von widersprechenden Angaben \u00fcber das Verhalten, Aussehen und Natur der Blutpl\u00e4ttchen wird m\u00f6glicherweise durch diese Differenz erkl\u00e4rt.\nMethode der Untersuchung.\nObwohl die Methode der Untersuchung im allgemeinen sehr einfach und leicht ausf\u00fchrbar ist, m\u00f6chte ich noch auf einige Punkte aufmerksam machen, deren Nichtbeachten leicht zu Irrt\u00fcmern und Mi\u00dflingen f\u00fchren kann. Die Blutpl\u00e4ttchen sind n\u00e4mlich, das gilt besonders, wenn man die Bewegungen beobachten will, gegen manche Verunreinigungen der Gl\u00e4ser und Beimengungen der L\u00f6sung au\u00dferordentlich emplindlich. Wichtig ist zun\u00e4chst die Art des destillierten Wassers. Wie dies beschaffen sein mu\u00df, wenn man die Wirkung des Alkalis untersuchen will, habe ich schon genauer auseinandergesetzt. F\u00fcr die Beobachtung der am\u00f6boiden Bewegungen mit Mangan oder Peroxydzusatz wird man meist wohl mit dem in den Apotheken k\u00e4uflichen oder in den Instituten hergestellten Wasser auskommen, und mu\u00df strengstens darauf geachtet werden, da\u00df keine metallischen Beimengungen wie Kupfer im Wasser sind, und da\u00df das Wasser nicht in Ber\u00fchrung mit Kautschuk kommt. Man bewahrt es also in Flaschen mit Glasst\u00f6psel oder \u00fcbergest\u00fclpter Glasschale auf. Vor allem darf bei der Destillation\nl) a. a. O.\naj E. Abderhalden und il. Deetjen, Diese Zeitschrift. Bd. LUI, S. 280, 11)07.","page":22},{"file":"p0023.txt","language":"de","ocr_de":"23\nZerfall und Leben der Blutpl\u00e4ttchen.\nnat\u00fcrlich keine Kautschukverbindung eingeschaltet sein nach dem, was \u00fcber die Kautschukwirkung oben gesagt ist. Bei geringem Gehalt der im Kautschuk vorhandenen wirksamen Substanz in der L\u00f6sung bekommt man eventuell die Bewegungen ohne weiteres gut zu sehen, bei st\u00e4rkerem tritt Quellung ein. Es scheint, als ob ganz minimale Spuren schon auf die Blutpl\u00e4ttchen einwirken. Die zur Aufnahme der L\u00f6sungen benutzten Gl\u00e4ser m\u00fcssen nat\u00fcrlich gut gereinigt sein. Ich habe eine Zeitlang Fehler dadurch gehabt, da\u00df die Gl\u00e4ser zum Trocknen in der \u00fcblichen Weise auf ein Holzgestell gebracht waren. Es zeigte sich, da\u00df dabei sch\u00e4digende Stoffe vom Holz an das Glas abgegeben werden k\u00f6nnen. Man soll sie also, wenn man sie nicht selbst gereinigt hat, immer vor dem Gebrauch mit reinem Wasser aussp\u00fclen oder besser ausd\u00e4mpfen. Beim Ausd\u00e4mpfen hat man aber zu beachten, da\u00df die Koch flasche nicht mit Gummipfropfen verschlossen werden darf. Mit Watte verschlossene und durch trockene Hitze sterilisierte Gl\u00e2s\u00e8r enthalten meist Produkte der trockenen Destillation, gereinigte Watte reagiert gew\u00f6hnlich sauer durch den beim Entfetten benutzten \u00c4ther. \u00c4ther selbst enth\u00e4lt, wenn er am Licht gestanden hat, au\u00dfer anderen Verunreinigungen, reichlich Peroxyd, ist also dashalb zum Reinigen nicht zu verwenden. Vs sind in jedem Laboratorium meist eine F\u00fclle von M\u00f6glichkeiten der Verunreinigung einer L\u00f6sung, die, obwohl sie f\u00fcr gew\u00f6hnlich nicht in Betracht kommen, die Untersuchung der so \u00e4u\u00dferst empfindlichen Blutpl\u00e4ttchen erschweren k\u00f6nnen.\nBesonders machen Verunreinigungen sich geltend bei den zur Untersuchung benutzten Objekttr\u00e4gern und Deckgl\u00e4sern. Da die Blutpl\u00e4ttchen sich an diesen dicht anlegen, k\u00f6nnen auch Spuren fremdartiger Substanzen wirksam sein. Ich reinige die Gl\u00e4ser jetzt folgenderma\u00dfen. Einbringen der ungebrauchten Gl\u00e4ser in reine Salzs\u00e4ure f\u00fcr einige Stunden, Abwaschen jeden Glases einzeln unter der Wasserleitung, dann noch Aufbewahren in destilliertem Wasser mehrere Stunden oder Tage, und Abtrocknen mit reinem Filtrierpapier. Vor dem Gebrauch werden die Gl\u00e4ser dann noch erhitzt, Objekttr\u00e4ger direkt \u00fcber der Flamme, Deckgl\u00e4schen auf Asbest oder Glimmerscheibe. Gebrauchte Gl\u00e4ser","page":23},{"file":"p0024.txt","language":"de","ocr_de":"24\nH. Deetjen\nm\u00fcssen mit konzentrierter Schwefels\u00e4ure 24 Stunden oder l\u00e4nger gereinigt werden. Es ist besonders darauf zu achten, da\u00df keine S\u00e4urereste am Glase Zur\u00fcckbleiben, was leicht Vorkommen kann, wenn man die Gl\u00e4ser en masse reinigt.\nDie Zusammensetzung der L\u00f6sung zur Untersuchung der am\u00f6boiden Bewegungen ist folgende\nMangansulfat\t0,5\nChlornatrium\t0,75\nNatriumbicarbonat 0,01\nAuf diese L\u00f6sung bringt man etwa 10 Tropfen Amylen ( Trimethyl\u00e4thylen),1) l\u00e4\u00dft dieses abdunsten und sch\u00fcttelt dann um.\nDer Zusatz von Natriumbicarbonat erfolgt, weil altes Amylen sauer reagiert, das Peroxyd aber in saurer L\u00f6sung unwirksam ist. Die L\u00f6sung h\u00e4lt sich mehrere Tage wirksam, ein allm\u00e4hlich eintretender Niederschlag von Mn(0H)2 schadet nicht. Die Menge des Amvlens richtet sich nach dem Peroxydgehalt, es ist deshalb schwer m\u00f6glich, bestimmte Angaben dar\u00fcber zu machen, doch schadet ein geringer \u00dcberschu\u00df nicht. Ganz frisch hergestelltes Amylen (betr.d. Darstellungen Schmidt, Lehrbuch d. pharmaz. Chemie) wird rasch aktiv, wenn eine kleine Menge in einer gr\u00f6\u00dferen mit Luft oder Sauerstoir gef\u00fcllten Flasche dem Licht ausgesetzt wird. Man isoliert die Blutpl\u00e4ttchen durch Sp\u00fclung mit dieser L\u00f6sung, wie auf Seite 2 angegeben. Es gen\u00fcgt die Beobachtung bei Zimmertemperatur.\nStattdes Amylens kann man auch andere Peroxyde nehmen. Sehr bequem, weil leicht erh\u00e4ltlich, ist Wasserstoffsuperoxyd (Perdvdrol). Von einer l\u00b0/oigen H202-L\u00f6sung setzt man 0,5 ccm zu obiger Salzl\u00f6sung. Diese L\u00f6sung ist nicht so haltbar wie die Amylenl\u00f6sung, kommt aber sonst dieser in der Brauchbarkeit ziemlich nahe. Zur Fixierung empfehle ich lo/oige Osmiums\u00e4ure, man kann dann alle F\u00e4rbemethoden gleich gut anwenden, z. B. nach Heidenhain mit Eisenh\u00e4matoxylin oder nach Giern sa mit der f\u00fcr Spiroch\u00e4tenf\u00e4rbung gebr\u00e4uchlichen Losung. F\u00fcr die Darstellung der Kernstrukturen ist die Fixiernng mit konzentrierter w\u00e4ssriger Sublimatl\u00f6sung vorzuziehen.\n) Von E. M erck (Darmstadt) bezogen.","page":24},{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"25\nZerfall und Leben der Blutpl\u00e4ttchen.\nZusammenfassung.\nDie Blutpl\u00e4ttchen des menschlichen Blutes lassen sich \u2666 leicht zwischen Deckglas und Objekttr\u00e4ger durch Sp\u00fclung mit Kochsalzl\u00f6sung isolieren. Sie zerfallen dabei rasch in \u00abtypischer\u00bb Weise. Bei Benutzung von Deckgl\u00e4sern und Objekttr\u00e4gern aus Quarz und vollkommen neutralen Salzl\u00f6sungen bleiben si.e intakt. Bei Gegenwart geringster Mengen von Alkali in der Sp\u00fclfl\u00fcssigkeit gehen sie auch auf Quarzgl\u00e4sern zugrunde, und zwar ist die Konzentration der Hydroxylionen, welche ausreicht, um den Zerfall einzuleiten: Gqh = 1 \u2022 IO-5. Bei gleichzeitiger Gegenwart von Ca : Coh = 1 \u2022 IO-6. Ebenso bewirken H-Ionen den Zerfall in einer Konzentration von Cu = 2 \u2022 IO-*.\nDie Wirkung der Hydroxylionen ist eine indirekte, sie beeinflussen ein Ferment oder erm\u00f6glichen die Abgabe eines Fermentes, welches die Blutpl\u00e4ttchen zum Zerfall bringt. Es ergibt sich dies daraus, da\u00df man unter geeigneten Bedingungen auch bei Gegenwart von Alkali den Zerfall verhindern kann. Als solche Mittel werden angef\u00fchrt Hirudin, Salze der Mangan-reihe, Wittepepton und Peroxyde.\nDie Hirudinversuche f\u00fchren zu der Annahme, da\u00df die Blutpl\u00e4ttchen selbst das Ferment sezernieren, weiches sie zerst\u00f6rt. Mit Hirudinl\u00f6sungen behandelte Blutpl\u00e4ttchen gehen nicht durch Alkali, wohl aber durch Plasma zugrunde. Das zerst\u00f6rende Ferment ist nicht identisch mit dem Gerinnungsferment, vielleicht aber mit dem Proferment.\nBei Anwesenheit von Salzen der Manganreihe in der Sp\u00fclfl\u00fcssigkeit wird der Zerfall der Pl\u00e4ttchen nicht vollkommen verhindert, aber sehr verz\u00f6gert. Mangansalze verhindern die Blutgerinnung und zwar wahrscheinlich durch Ver\u00e4nderung des Profermentes.\nWittepepton l\u00e4hmt die Blutpl\u00e4ttchen,,es kommt dann nicht zur Abgabe des Fermentes.\nPeroxyde verhindern den Zerfall der isolierten Blutpl\u00e4ttchen vollkommen. \u00dcber die Art der Wirkung l\u00e4\u00dft sich Bestimmtes nicht aussagen. Es ist m\u00f6glich, da\u00df nicht das Ferment, sondern die Substanz in den Blutpl\u00e4ttchen, an welche das Ferment angreift, durch Peroxyde ver\u00e4ndert wird.","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"26\nII. Deetjen. Zerfall und Lehen der Blutpl\u00e4ttchen.\nDie Peroxydmethode gestattet, die Lebenseigenschaften der Blutpl\u00e4ttchen bequem zu untersuchen. Es ergibt sich, da\u00df die Blutpl\u00e4ttchen einen Kern mit Kernmembran und Kernger\u00fcst und die F\u00e4higkeit zu am\u00f6boiden Bewegungen besitzen.\nDer Zerfall der Blutpl\u00e4ttchen nach Entnahme des Blutes aus den Gef\u00e4\u00dfen ist in der Hauptsache auf den Verlust der Kohlens\u00e4ure und die dadurch bedingte \u00c4nderung der Reaktion des Blutes zur\u00fcckzuf\u00fchren. Jedenfalls gen\u00fcgt diese \u00c4nderung der Reaktion, um allein schon den Zerfall zu erkl\u00e4ren. Die Blutpl\u00e4ttchen der S\u00e4ugetiere verhalten sich anders bei Isolierung gegen Alkali als die vom Menschen, dagegen zeigen Afienblut-pl\u00e4ttchen das gleiche Verhalten.","page":26}],"identifier":"lit37515","issued":"1909","language":"de","pages":"1-26","startpages":"1","title":"Zerfall und Leben der Blutpl\u00e4ttchen","type":"Journal Article","volume":"63"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:17:59.885850+00:00"}