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{"created":"2022-01-31T16:15:40.749582+00:00","id":"lit37525","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Hedin, S. G.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 63: 143-154","fulltext":[{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Hemmung der Labwirkung.\nIII. Mitteilung.\nVon\nS. G. Hedin.\n(Der Redaktion zugegangen am 4. Oktober 1909.)\n:\nIn meiner zweiten Mitteilung1) habe ich unter anderem auch \u00fcber die Hemmung der Labwirkung durch Kohle berichtet. Da\u00df diese Hemmung auf einer Aufnahme von Lab seitens der Kohle beruht, geht daraus hervor, da\u00df das Lab mit der Kohle aus der Fl\u00fcssigkeit entfernt werden kann. Zur-,selben Zeit stellte sich heraus, da\u00df beim Zugeben von Milch zu der mit Lab beladenen Kohle ein Teil des Labs die Kohle verla\u00dft und dadurch wieder in wirksame Form \u00fcbergef\u00fchrt wird. Anderseits habe ich in derselben Mitteilung erw\u00e4hnt, wie die Labwirkung auch durch neutralisiertes Eierklar gehemmt wird ; das Verm\u00f6gen, die Lab wirkung zu hemmen, verliert das Eierklar durch Behandlung w\u00e4hrend einer Stunde bei 370 mit 0,l\u00b0/oiger HCl.\nDas mit S\u00e4ure behandelte und wieder neutralisierte Eierklar hat, wie ich nachtr\u00e4glich gefunden habe, die F\u00e4higkeit, die Aufnahme von Lab seitens Kohle zum Teil zu verhindern, sowie auch das einmal durch Kohle aufgenommene Lab von der Kohle zum Teil abzul\u00f6sen. Das Eierklar besitzt also in diesen Beziehungen dieselben Eigenschaften wie die'Milch. Das Studium des Einflusses von mit S\u00e4ure behandeltem Eier-Jdar auf die Aufnahme von Lab durch Kohle erlaubt die Verteilung des Labs unabh\u00e4ngig vom Labungsproze\u00df zu studieren und erbietet deshalb einen gewissen Vorteil vor-der Anwendung von Milch zu dem gleichen Zwecke. Im folgenden sollen einige Versuche \u00fcber die ber\u00fchrten Verh\u00e4ltnisse angef\u00fchrt werden.\nZun\u00e4chst mag daran erinnert werden, da\u00df mit HCl behandeltes Eierklar (im folgenden kurz Eierklar) nach meiner\n\u2019) Diese Zeitschrift. Bd. LX, S. 3<!i. 100'.).\nln* \u25a0","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"S. G. Iledin,\n144\nletzten Mitteilung auf die Gerinnungszeit der Milch entweder keinen Einflu\u00df aus\u00fcbt oder die Zeit ein wenig herabsetzt. Bei wiederholten Versuchen habe ich diese Ergebnisse best\u00e4tigen k\u00f6nnen: meistens habe ich eine sehr schwache Beg\u00fcnstigung des Labungsprozesses durch das Eierklar beobachtet. Der Einflu\u00df des Eierklars ist also von geringer Bedeutung; w\u00fcnscht man denselben zu eliminieren, hat man nur daf\u00fcr Sorge zu tragen, da\u00df alle zu vergleichenden Proben w\u00e4hrend der Labung die gleiche Menge Eierklar enthalten.\nMit R\u00fccksicht auf den Einflu\u00df von Milch auf die Aufnahme von Lab durch Kohle habe ich vorher nachgewiesen, da\u00df die Reihenfolge, in welcher die drei Agenzien vermischt werden, f\u00fcr die Verteilung des Enzyms von gro\u00dfer Bedeutung ist. Dasselbe gilt in bezug auf die Einwirkung des Eierklars auf die Aufnahme von Lab durch Kohle. Der Einflu\u00df der Reihenfolge ist in beiden F\u00e4llen der gleiche, nur spielt im letzteren Falle das Eierklar dieselbe Rolle wie im ersteren die Milch. Folglich wird durch die Kohle die gr\u00f6\u00dfte Labmenge aufgenommen, wenn die Kohle zun\u00e4chst auf das .Lab einwirkt und das Eierklar nachtr\u00e4glich zugegeben wird; die geringste Aufnahme geschieht, wenn das Eierklar und die Kohle zun\u00e4chst vermischt werden und das Lab dann zugesetzt wird, ln dem Falle von Kohle, Lab und Eierklar l\u00e4\u00dft sich au\u00dferdem nachw eisen, da\u00df die durch die Kohle aufgenommene Labmenge zwischen den oben genannten Mengen liegt f\u00fcr den Fall, da\u00df das Lab zun\u00e4chst mit dem Eierklar vermischt wird und die Kohle nachtr\u00e4glich zugef\u00fcgt wird. Die folgenden zwei Versuche beleuchten die erw\u00e4hnten Verh\u00e4ltnisse.\nVersuch 1.\nDit* angewandten Mengen waren:\n1 ccm 1 >ige Kohlesuspension (Knochenkohle),\n1\t\u00bb Labl\u00f6sung.\n10\t\u00bb Eierklarl\u00f6sung. \u2018)\n') m L\u00f6sung wurde folgenderma\u00dfen bereitet : Das Eierklar von .einem H\u00fchnerei wurde mit etwa 100 ccm Wasser anger\u00fchrt, neutralisiert. mit O.lSigerHCl 1 Stunde bei 37\u00b0 behandelt, wieder neutralisiert und filtriert.","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"145\nCher Hemmung der Labwirkung. III.\nA.\tKohle und Lab wurden zun\u00e4chst vermischt und I Stunde bei 87 \u201c aufbe''alirl- D\u2018,nn *w*> das Eierklar zugesetzf, di,- Miscimng nach in d,T Tabelle angegebenen Zeiten zentrifugiert, und von der klaren Fl\u00fcssigkeit 2 ccm f\u00fcr die Bestimmung der Gerinnungszeit von 10 ccm Milch genommen.\nB.\tBab und Eierklar wurden zuerst -Vermischt-und dann die kohle zugesetz!. Nach angegebenen Zeiten bei 87\u00bb wurde die Kohle abzentrifugiert und die L\u00f6sung wie oben gepr\u00fcft.\nG. Kohle und Eierklar wurden vermischt und dann das Lab zugegeben. Nach unten angegebenen Zeiten bei 37\u00f6 wurde zentrifugiert und gepr\u00fcft.\nDie Zeiten, w\u00e4hrend welcher die fertigen L\u00f6sungen vor dem Ab-zentnfugiercn der Kohle auf bewahrt wurden, sowie die \u00e9nfsprechenden Labungszeiten, sind in folgender Tabelle eingetragen:\nA.\tnach\t1 Stunde\tbei\t37\u00b0\t15 V*\tMinuten\n\t\u00bb\t2 Stunden\t\u00bb\t37u\tf5\u2018/*\tV\nB.\t\u00bb\t2\t\u00bb\t37\u00b0\tio 7*\t\u00bb\n\t\u00bb\t3\t\u00bb\t37\u00b0\t10 y*\t\nC.\t*\t25 Minuten\t\u00bb\t37\u00b0\t8 V*\t\u2022 \u00bb\n\tx>\t45\t\u00bb\t\u00bb\t37\u00b0\t;8\u2018,*\t\u00bb\nDurch besondere Proben wurde festgestellt, da\u00df es in den Proben B gleichg\u00fcltig war, wie lange die Mischung von Lab und Eierklar vor dem Zugeben der Kohle aufbewahrt wurde ; sowie da\u00df in den Proben C die Zeit des Auf bewahrens von Kohle und Eierklar belanglos war. Wie ersichtlich, waren f\u00fcr jeden der drei F\u00e4lle A, B und C die Gerinnungszeiten nach \\erschiedenen Zeiten die gleichen; folglich war der Endzustand der Verteilung des Labs oder das Gleichgewicht erreicht. Dieses Gleichgewicht war also in den drei F\u00e4llen verschieden. Folglich sind die gebildeten Verbindungen nicht v\u00f6llig reversibel.\nVersuch 2.\nDie angewandte Enzymmenge war geringer als in Versuch 1 und da die Mengen von Kohle und Eierkhtr dieselben blieben wie in Versuch 1, fiel die Hemmung prozentisch gr\u00f6\u00dfer aus als in Versuch 1 (siehe Mitteilung IIj.\nDie Mischungen A. B und C wurden wie in Versuch 1 horgestellt nach einer Stunde bei 37\u00bb wurde die Kohle abzentrifugiert und die Gerinnungszeiten mit gleichen Mengen der klaren L\u00f6sungen ermittelt.\nZu einer Kontr\u00f6llprobe wurde anstatt Kohlensuspension das gleiche \\olumen Wasser zugesetzt.","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"146\nS. G. Hedin\nKontrollprobe ohne Kohle 28\tMinuten\nA (Kohle-Lab-Eierklar)\t57 */*\t\u00bb\nB (Lab-Eierklar-Kohle)\t38\t\u00bb\nG (Kohle-Eierklar-Lab)\t35\t\u00bb\nWie ersichtlich, sind die Resultate in guter \u00dcbereinstimmung mit dem oben Gesagten.\nDie Gegenwart von Eierklar hindert also bis zu einem gewissen Grade die Aufnahme von Lab durch Kohle. In guter \u00dcbereinstimmung mit dieser Beobachtung steht das Ergebnis folgender Versuche, nach welchen Eierklar das Verm\u00f6gen besitzt, Lab, das schon durch Kohle aufgenommen ist, von der Kohle zum Teil abzul\u00f6sen. Dies l\u00e4\u00dft sich in der Weise nach-weisen, da\u00df mit Lab beladenene Kohle einerseits mit Wasser und anderseits mit dem gleichen Volumen Eierklar in Ber\u00fchrung gelassen wird, worauf die Kohle entfernt und mit der klaren Fl\u00fcssigkeit die Gerinnungszeit bestimmt wird. Die Probe mit Eierklar zeigt dabei eine gr\u00f6\u00dfere Menge freien Labs an als die andere. Eine Kontrollprobe mit Wasser anstatt Kohlensuspension gibt eine Gerinnungszeit, welche der ganzen Labmenge entspricht. In der Weise wurde folgender Versuch ausgef\u00fchrt :\nVersuch 3.\nA.\t1 ccm P' o ige Kohlesuspension -j- 1 ccm Lab wurden vermischt 1 Stunde bei 37\u00b0 gehalten, worauf 10 ccm Wasser zugegeben wurden. Dann wurde zentrifugiert und mit 2 ccm der klaren Fl\u00fcssigkeit die Gerinnungszeit bestimmt.\nB.\tAnstatt Wassers wurden 10 ccm Eierklar der Kohle-Labmischung zugesetzt. Nach in der Tabelle angegebenen Zeiten wurde zentrifugiert und die Gerinnungszeit wie in A bestimmt.\nG. Kontrollprobe mit Wasser anstatt der Kohlesuspension.\nFolgende Gerinnungszeiten winden gefunden:\nMit A Mit B nach\t15 Minuten bei 37\u00b0\tKeine Gerinnung in 6 Stunden. 23 Minuten\n\u00bb .\t\u2022>.:\tx> \u2022'\t30\t\u00bb\t\u00bb. 37\u00b0\t20\n\u00bb :> \u00bb\t1 Stunde \u00bb 370\t17\n\u00bb >\t2 Stunden \u00bb 37\u00b0\t13\u00ab/* \u00bb\n> $ \u00bb\t3\t:>\t\u00bb 37\u00ae\t12\u2018/* \u00bb\n> r>\t4\t\u00bb\t\u00bb 37\u00b0\t12 \u00ab/* \u00bb .\nMit G\t4\t\u00bb","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Hemmung der Labwirkung. III.\t147\nVersuch 4.\nIn einem anderen Versuch \u00fcber dieselbe Frage wurden mit der Probe B folgende Gerinnungszeiten gefunden:\nNach 5\tMinuten bei 37\u00b0\t\t30 Minuten\n\u00bb 10\t\u00bb\tv 37\u00b0\t24 . >\n\u00bb 20\t\u00bb\t\u00bb 370\tIG1/* \u00bb\n\u00bb 40\t>\t\u00bb 37 o\t167* \u00bb\nDie Mischungen A und wurden in diesem Versuch nicht hergestellt.\nWie aus den Versuchen 3 und 4 ersichtlich, beansprucht das Abl\u00f6sen des Labs von der Kohle durch Eierklar eine gewisse Zeit, welche in verschiedenen Versuchen verschieden aus-fallen kann.\nNoch andere Versuche wurden mit dem gleichen Resultate wie die oben genannten ausgef\u00fchrt.\nAus den Versuchen 1\u20144 geht also hervor, da\u00df das Eierklar einerseits die Aufnahme von Lab durch Kohle beeintr\u00e4chtigt, anderseits bereits durch Kohle aufgenommenes Lab zum Teil wieder frei und wirksam machen kann, was durch Wasser sich nicht bewerkstelligen l\u00e4\u00dft. Die n\u00e4chste Erkl\u00e4rungsweise dieses Verhaltens w\u00e4re wohl die, da\u00df das mit HCl behandelte Eierklar sich selbst mit dem Lab verbinde. Wenn dies der Fall w\u00e4re, w\u00fcrde aber das Eierklar auf die Gerinnung von Milch hemmend einw\u2019irken, was nach dem oben Gesagten nicht zutrilft. Die Erkl\u00e4rung mu\u00df also irgend anderswo zu suchen sein. F\u00fcr dieselbe scheint das Ergebnis des folgenden Versuches von ausschlaggebender Bedeutung zu sein. Aus demselben geht n\u00e4mlich hervor, da\u00df im Eierklar eine Substanz vorhanden ist, die durch die Kohle aufgenommen wird, und nachher die Aufnahme von Lab zum Teil verhindert. Wird n\u00e4mlich Kohle zun\u00e4chst mit Eierklar behandelt und dann wiederholt mit Wasser gewaschen, so nimmt dieselbe nachher nur sq viel Lab auf, wie eine gleiche Menge Kohle, die in der Gegenwart der ganzen f\u00fcr die Behandlung der Kohle angewandten Eierklarmenge mit Lab behandelt wird. Die Gegenwart des in der L\u00f6sung zur\u00fcckgebliebenen Eierklars ist also f\u00fcr die Behinderung der Aufnahme des Labs ohne Belang: nur die an der Kohle verfestigte Menge spielt dabei eine Rolle.","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"Versuch 5.\nA. 1 ccm 0,25\u00b0,uige Kohlesuspension wurde zentrifugiert und das Wasser abgegossen, was sich leicht ohne Verlust an Kohle bewerkstelligen l\u00e4\u00dft. Dann wurde die Kohle in der beim Zentrifugieren angewandten H\u00f6l re mit 9 ccm Eierklarl\u00f6sung eine Stunde bei 37\u00b0 behandelt. Darauf wurde zentrifugiert und die klare Fl\u00fcssigkeit abgegossen. Nachdem die Kohle viermal mit 10 ccm Wasser gewaschen und das Wasser jedesmal durch Zentrifugieren und Abgie\u00dfen entfernt worden war, wuiide die Kohle mit 0 ccm Labl\u00f6sung 1 Stunde bei 37 \u00ae behandelt, die Kohle abzentrifugiert, die klare L\u00f6sung mit 1 Volumen Eierklarl\u00f6sung versetzt und mit 2 ccm der Mischung die Gerinnungszeit ermittelt.\nB wurde wie A bereitet. Nur wurde die Mischung von Kohle und Eierklar sofort nach der Herstellung zentrifugiert, ohne vorher 1 Stunde bei 37\u00ae gehalten zu werden.\nG wurde wie A hergestellt mit folgenden \u00c4nderungen. Das Eierklar wurde nicht entfernt, sondern blieb auch w\u00e4hrend der Behandlung mit Lab zugegen. Nach 1 st\u00e4ndiger Einwirkung des Labs wurde zentrifugiert und von der Fl\u00fcssigkeit 2 ccm f\u00fcr die Ermittlung der Gerinnungszeit genommen. Wie ersichtlich, entspricht diese Fl\u00fcssigkeitsmenge vollkommen 2 ccm von der schlie\u00dfliehen L\u00f6sung A \u00f6der B.\nD. Anstatt Eierklar wurde der Kohle Wasser zugesetzt ; sonst war die Herstellung dieselbe wie in A.\nWie ersichtlich wurde in A und B die Kohle mit Eierklar behandelt, worauf das in der L\u00f6sung zur\u00fcckgebliebene Eierklar entfernt, die Kohle mit Lab behandelt und die durch die Kohle nicht aufgenommene Labmenge ermittelt wurde. In \u00c7 war die ganze Eierklarmenge w\u00e4hrend der Aufnahme des Labs durch die Kohle zugegen. In 1) wurde das Lab ohne jeden Zusatz von Eierklar durch die Kohle aufgenommen.\nZwei Serien von Bestimmungen mit verschiedenen Enzymmengen wurden ausgef\u00fchrt. In jeder wurde eine Probe ohne Kohle, aber mit Eierklar f\u00fcr die Bestimmung der ganzen Enzymmenge hergestellt. Die Gerinnungszeiten waren :\nMit der ganzen Labmenge Mit\tA\twurde erhalten\n\u00bb\tB\t\u00bb\t\u00bb\n\u00bb\tG\t>\u2022\t>\u2022\n\u00bb\tD\t\u00bb\t\u00bb\nSerie I. Serie II. 18 Minuten 22 Minuten 22'/* \u2022 \u00bb\t28\n23'/*\t1\t30 V*\t\u00bb\n21\t*\t20\n3012\t\u00bb\t7)7\t\u00bb\nDen gr\u00f6\u00dferen Einflu\u00df der Kohle sowie des Eierklars finden wir beim Gebrauch der geringeren Enzymmenge (Serie II). Aus D verglichen mit den mit Hilfe der ganzen Labmenge erhaltenen Zahlen ergibt sich die durch die Kohle erzeugte Hemmung. Aus 1) und G ist der Einflu\u00df der ganzen Eierklarmenge zu ersehen. Da C und A nahezu die gleichen","page":148},{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Jlemmung der Labwirkung. III.\t149\nGerinnungszciten ergaben, \u00fcbt die durch die Kuhle nicht aufgenoinnienc Eierklarmenge entweder keinen oder nur einen sehr geringen Einflu\u00df auf die Aufnahme des Enzyms aus. Da ferner die Gerinnungszeiten in B nur um ein weniges l\u00e4nger ausgefallen sind als die in A. so beweist dies, da\u00df die Substanz im Eierklar, welche die Aufnahme von Lab durch die Kohle verhindert, fast momentan an der Kohle verfestigt wird.\nBisher habe ich \u00fcber Versuche berichtet, welche die hemmende Einwirkung von mit HCl behandeltem Eierklar auf die Aufnahme von Lab durch Kohle beweisen. Einen ebensolchen Einflu\u00df l\u00e4\u00dft sich auch beim Eierkjar nach weisen das nicht mit HCl behandelt worden ist und das folglich nach meiner zweiten Mitteilung selbst das Verm\u00f6gen besitzt, die Labwirkung zu hemmen, und sich also wahrscheinlich mit dem Lab verbindet. Ob das mit solchem Eierklar der Einwirkung der Kohle entzogene Lab einfach durch das Eierklar von der Kohle verdr\u00e4ngt wird oder ob die Bildung einer Verbindung zwischen dem Eierklar und dem Lab das Prim\u00e4re des Prozesses ist, l\u00e4\u00dft sich auf Grund vorliegender Versuche nicht entscheiden. Jedenfalls ist die bei der. Behandlung von mit Lab beladener Kohle angewandte Eierklarl\u00f6sung au\u00dferstande, die Gerinnung von Milch herbeizuf\u00fchren, bekommt aber diese F\u00e4higkeit beim Behandeln mit S\u00e4ure. Aus folgendem Versuch ist zu ersehen, da\u00df bereits durch Kohle aufgenommenes Lab von der Kohle losgemacht werden kann durch Behandlung der Kohle mit dem nativen, neutralisierten Eierklar. \u2022\nVersuch 6.\nDie angewandten Mengen waren:\n1\tccm 1 \u00b0/j ige Kohlensuspension.\n2\t\u00bb Labl\u00f6sung,\n20\t\u00bb Eierklarl\u00f6sung.*) .\nA. Kohle und Lab wurden */* Stunde bei 37\u00b0 gehalten, worauf die Mischung V* Stunde bei 37\u00b0 mit dem Eierkl\u00e4r behandelt wurde.\nDann wurde zentrifugiert und 5 ccm von der klaren Fl\u00fcssigkeit mil 0,55 ccm l\u00b0/oiger HCl 1Stunde bei 37'* erhitzt, mit 0,1 normaler XaOH neutralisiert und mit 2 ccm der L\u00f6sung die Gerinnungszeit bestimmt.\n\u00df wurde wie A bereitet. Nur wurde anstatt Eierkl\u00e4r das gleiche\n') Das Eierklar von einem H\u00fchnerei wurde mit etwa 100 ccm Wasser anger\u00fchrt, neutralisiert und filtriert:","page":149},{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"150\nS. G. Hcdin,\nVolumen Wasser genommen, und der zentrifugiertem klaren L\u00f6sung wurde die S\u00e4ure und das Alkali vermischt zugesetzt.\nDie ganze Labmenge wurde mit Wasser anstatt Eierklar und Kohlesuspension bestimmt.\nDie Gerinnungszeiten waren:\nMit der ganzen Labmenge 13 Minuten \u00bb A\t24\t*\n\u00bb B\t62\nIn meiner letzten Mitteilung habe ich erw\u00e4hnt, da\u00df nach der Aufnahme von Lab durch Kohle eine k\u00fcrzere Gerinnungszeit erhalten wird, wenn die Kohle bei der Labung zugegen ist, als wenn dieselbe zuerst entfernt wird. Diese Tatsache habe ich damals auf die Bildung einer Verbindung von Lab mit dem Casein zur\u00fcckgef\u00fchrt. Wie ich nunmehr zu beweisen imstande gewesen bin, ist es viel wahrscheinlicher, da\u00df die Milch eine Substanz enth\u00e4lt, welche durch die Kohle aufgenommen wird und dadurch der Aufnahme von Lab eine Grenze setzt. Die Bildung einer Casein-Labverbindung ist also nicht die prim\u00e4re Ursache der Scheidung des Labs von der Kohle, kann aber wohl nach dieser Scheidung stattfinden.\nVersuch 7.\nDieser Versuch wurde mit Kohle, Milch und Lab ausgef\u00fchrt, in der gleichen Weise wie Versuch 5 mit Kohle, Eierklar und Lab.\nDie Mengen und Volumina waren die gleichen wie in Versuch 5. Nur die L\u00f6sungen A lind D wurden hergestellt. Die beim Zentrifugieren erhaltenen L\u00f6sungen wurden in gleichen Volumina (1 ccm) f\u00fcr die Bestimmung der Gerinnungszeiten angewandt.\nDie ganze Labmenge entsprach\t22 Minuten\nA (mit Milch behandelte, gewaschene Kohle) 23\t>\nD (Kohle, nicht behandelt mit Milch)\t42\t\u00bb\nDie mit Milch behandelte und darauf gewaschene Kohle hat somit praktisch kein Lab aufnehmen k\u00f6nnen.\nIn der gleichen Weise wie das Eierklar und die Milch verh\u00e4lt sich mit HCl behandeltes und nachher neutralisiertes Blutserum vom Pferd. Mit der S\u00e4urebehandlung wurde eine Zerst\u00f6rung der hemmenden Eigenschaften des Serums der Labwirkung gegen\u00fcber beabsichtigt.1)\n') Diese Zeitschrift, Bd. LX, S. 85. 1009.","page":150},{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Hemmung der Labwirkung. III.\t151\nVersuch 8.\nWie im voirgen Versuch wurden nur die L\u00f6sungen A und D hergestellt.\nDie ganze Labmenge entsprach\t22 Minuten\nA (mit Serum behandelte, gewaschene Kohle) 28 */*\t\u00bb\nD (Kohle, nicht behandelt mit Serum) 1()(>\t\u00bb\nDie mit Serum behandelte und danach gewaschene Kohle hat also das Verm\u00f6gen, Lab aufzunehmen, fast vollst\u00e4ndig eingeb\u00fc\u00dft.\nEs d\u00fcrfte wohl keinem Zweifel unterliegen, da\u00df es sich in den erw\u00e4hnten F\u00e4llen um die Adsorption durch Kohle von gewissen Substanzen aus dem Eierklar, der Milch und dem Serum handelt, wodurch eine nachtr\u00e4gliche Aufnahme von Lab beeintr\u00e4chtigt resp. verhindert wird, und da\u00df auch bereits auf-genommenes Lab durch eine solche Adsorption aus der Verbindung mit der Kohle zum Teil verdr\u00e4ngt werden kann. Wie aus dem Versuch 1 ersichtlich, wird der Endzustand der Verteilung des Enzyms ein verschiedener, je nach der Reihenfolge, in welcher die drei reagierenden Substanzen miteinander vermischt werden. Wenn die adsorbierten Substanzen reversibel aufgenommen werden, mu\u00df offenbar der Endzustand, unabh\u00e4ngig von der Reihenfolge, derselbe bleiben.. Da\u00df dies nicht der fall ist, bedeutet, da\u00df die Adsorption nicht v\u00f6llig reversibel verl\u00e4uft, ln diesem Falle hat die Kohle das Verm\u00f6gen, das Eierklar sowie das Lab an sich z\u00fcrn Teil zu verfestigen.\nWenn also wie in Versuch 1 A Kohle und Lab zun\u00e4chst vermischt werden, wird die Hemmung der Labwirkung durch die Kohle kr\u00e4ftiger als wenn wie in 1 C Kohle und Eierklar zun\u00e4chst vermischt werden. Mit der Annahme einer zum Teil irreversiblen Adsorption stimmt auch die Tatsache \u00fcberein, da\u00df die mit den adsorbierbaren Stoffen aus Eierklar, Milch und Serum beladene Kohle mit Wasser gewaschen werden kann, ohne das Verm\u00f6gen, Lab aufzunehmen, wiederzugewinnen. Auch das Lab w*ird der Kohle durch Wasser nicht entzogen.!)\nMit R\u00fccksicht auf das Gesagte war es von erheblichem\n\u2019) Diese Zeitschrift, Bd. LX, S. 370. 1000.","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"152\nS. G. Hedin\nInteresse, zu pr\u00fcfen, ob auch irgend welche, durch Kohle adsorbierbare krystalloide Substanz die Aufnahme von Lab seitens der Kohle zu beeintr\u00e4chtigen vermag. Deshalb habe ich in dieser Beziehung den Traubenzucker untersucht.\nVersuch 9.\nAngewandte Mengen:\n,1 ccm 0.25 \u00b0/oige Kohlesuspension.\n1 \u00bb Labl\u00f6s\u00fcng,\n5 \u00bb 20 \u00b0/o ige Traubenzuckerl\u00f6sung.\nFolgende Mischungen wurden hergestellt:\nA. Kohle und Lab wurden vermischt und \u2019/* Stunde bei 37\u00b0 gehalten. Dann wurde der Zucker zugesetzt und das Ganze 1 Stunde bei \u25a0 37\u00b0 aufbewahrt. Nach Zentrifugieren wurde die klare L\u00f6sung mit 1 Volumen Wasser versetzt und von der Mischung 2 ccm f\u00fcr die Bes\u2019immung der Gerinnungszeit genommen.\nH. Kohle und Zucker wurden zun\u00e4chst vermischt und */a Stunde bei 37\u00b0 gehalten, worauf das Lab zugesetzt wurde. Nach 1 Stunde bei 37\u00b0 wurde zentrifugiert und wie oben verfahren.\nG. Lab und Zucker wurden vermischt. V* Stunde bei 37\u00b0 gehalten. Dann wurde die Kohle zugegeben und 1 Stunde bei 37\u00b0 aufbewahrt, worauf wie oben zentrifugiert und gepr\u00fcft wurde.\nI). Kohle und Lab wurden zusammen '/* Stunde bei 37\u00b0 erw\u00e4rmt, wie in A. Dann wurde anstatt Zucker 20 ccm Wasser zugegossen und nach 1 Stunde bei 37\u00b0 zentrifugiert. Zu der klaren Fl\u00fcssigkeit wurde 1 Volumen Zuckerl\u00f6sung zugegeben und mit 2 ccm von der Mischung die Gerinnungszeit ermittelt.\nDie ganze Labmenge entsprach\t11 Minuten.\nMit A (Kohle\u2014Lab\u2014Zucker) wurde erhalten 101\t\u00bb\n\u00bb\tB (Kohle\u2014Zucker\u2014Lab)\t\u00bb\t\u00bb\t53\t\u00bb\n\u00bb\tC (Lab\u2014Zucker\u2014Kohle)\t\u00bb\t\u00bb\t521\ta \u00bb\n\u00bb D (Kohle\u2014Lab\u2014Wasser)\t\u00bb\t\u00bb\t130\t\u00bb\nAus D und A ist zu ersehen, da\u00df der Zucker, auch wenn er nach der Bindung des Labs zugesetzt wird, etwas Enzym von der Kohle losmacht. Noch mehr Enzym bleibt aber frei, wenn der Zucker von Anfang an zugegen ist (B und C). Aus dem Versuch gebt zugleich hervor, da\u00df der Zucker durch die Kohle nicht fest gebunden wird. W\u00e4re das der Fall, m\u00fc\u00dfte n\u00e4mlich mehr Lab frei bleiben in B als in C, w\u00e4hrend der Versuch die gleiche Menge freien Labs in beiden Proben anzeigt. Da\u00df der Zucker sowie andere Krystalloide durch Kohle","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"153\n\u00dcber Hemmung der Labwirkung. 111\nreversibel adsorbiert wird, ist \u00fcbrigens schon vorher bekannt (Freundlich,1) Ron a und Michaelis2))/\nDie Adsorption durch Kohle von Kryst\u00e4lloiden ist besonders durch die Untersuchungen von Freundlich bekannt. Wie oben erw\u00e4hnt, ist dieselbe reversibel, indem die adsorbierten Substanzen wieder durch Wasser ausgel\u00f6st werden k\u00f6nnen. Ferner ist die Konzentration der zu adsorbierenden Substanz von Bedeutung, indem die Kohle aus einer verd\u00fcnnten L\u00f6sung verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig mehr Substanz aufnimmt, als aus einer kon-\nc n\nzentrierten, was durch die Formel 1\t=== k zum Ausdruck\nc2\nkommt, wo Cj die Konzentration der adsorbierten Substanz auf der Kohle und c2 die in der L\u00f6sung nach erfolgter Adsorption bedeutet; n und k sind konstante Zahlen. In bezug auf gleichzeitige Adsorption durch Kohle von verschiedenen Kryst\u00e4lloiden haben Michaelis und Ron a Versuche ausgef\u00fchrt, welche zeigen, da\u00df Essigs\u00e4ure und Aceton, welche beide durch Kohle adsorbiert werden, sich auf der Kohle gegenseitig verdr\u00e4ngen k\u00f6nnen.3 4) Auch dieser Proze\u00df verl\u00e4uft reversibel.\nDa\u00df Enzyme in zum Teil anderer Weise als die Kry-stalloide durch Kohle aufgenommen werden, habe ich schon vorher hervorgehoben, indem bei der Aufnahme von Trypsin nur die absolute Menge von Trypsin von Bedeutung ist, nicht aber die Menge des Wassers oder die Konzentration, und folglich, da\u00df das einmal aufgenommene Enzym nicht durch Wasser von der Kohle geschieden werden kann.1) In der gleichen Weise verh\u00e4lt sich das durch Kohle aufgenommene Lab.5 6) Wie ich nunmehr habe zeigen k\u00f6nnen, ist es aber m\u00f6glich, beide Enzyme durch Zugabe von anderen, wahrscheinlich kolloiden Stoffen aus der Verbindung mit Kohle loszumachen. Dies kommt dadurch zustande, da\u00df das Enzym durch den zugesetzten Stoff von der Verbindung mit der Kohle ver-\n\u00dcber Adsorption in L\u00f6sungen, Leipzig 1900.\n*) Biochem. Zeitschrift. Bd. XVI, S. 489, 1909.\n3)\tBiochem. Zeitschrift, Bd. XV. S. 190, 1008.\n4)\tBiochem. Journal, Bd. I, S. 474, 1900, sowie Diese Zeitschrift;\nBd. LII, S. 412, 1907.\n6) Diese Zeitschrift, Bd. LX, S. 370, 1909.","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154\nS. G. Hedin, \u00dcber Hemmung der Labwirkung. III.\ndr\u00e4ngt wird. Zugleich deutet dies darauf hin, da\u00df auch Kolloide bei der Aufnahme durch Kohle sich gegenseitig beeinflussen k\u00f6nnen. Sogar Krystalloide (Traubenzucker) k\u00f6nnen in konzentrierten L\u00f6sungen die Aufnahme von Enzym durch Kohle beeintr\u00e4chtigen, was besonders hervorzuheben ist, da Michaelis und Ron a keinen solchen Einflu\u00df in dem Falle von Pepton und Aceton beobachten konnten. Da\u00df bei der Adsorption von Kolloiden die adsorbierte Menge von der Menge des anwesenden Wassers unabh\u00e4ngig ist, wurde auch von anderen Forschern gefunden (Freundlich und Losev f\u00fcr basische Farbstoffe,1) Michaelis und Ron a f\u00fcr Albumosen2)). Obwohl wichtige Unterschiede existieren zwischen der Art und Weise, in welcher Kolloide und Krystalloide durch Kohle und andere feste Stoffe aufgenommen werden, bezeichnet man den Proze\u00df allgemein in beiden F\u00e4llen als Adsorption.\nZusammenfassung.\nDie Hemmung der Labwirkung durch Kohle, welche durch die Bindung des Labs an der Kohle bedingt ist, kann durch verschiedene Stoffe verhindert werden und zwar aus dem Grunde, da\u00df die fraglichen Substanzen Stoffe enthalten, welche selbst durch die Kohle aufgenommen werden. Aus dem gleichen Grunde k\u00f6nnen diese Stolle auch das bereits an der Kohle verfestigte Enzym zum Teil von der Verbindung mit der Kohle verdr\u00e4ngen und in aktive Form \u00fcberf\u00fchren. Diejenigen Substanzen, welche nach meinen Versuchen in angegebener Weise der Hemmung der Labwirkung durch Kohle entgegenwirken, sind mit HCl behandeltes und neutralisiertes Eierklar, Serum, in der gleichen Weise behandelt, sowie Milch. Wahrscheinlich wird sich heraussteilen, da\u00df die meisten durch Kohle adsorbierbaren Substanzen dieses Verm\u00f6gen besitzen. So habe ich diese F\u00e4higkeit beim Traubenzucker nachweisen k\u00f6nnen. Da aber Traubenzucker durch Kohle in reversibler Weise adsorbiert wird, ist die Behinderung der Aufnahme von Lab durch Kohle weniger ausgesprochen beim Traubenzucker als bei den oben genannten Stoffen.\n\u2018) Zeitschrift f. physik. Chemie, Bd. LIX, S. 284, 1907.\na) Biochem. Zeitschrift. Bd. XV, S. 213, 1909.","page":154}],"identifier":"lit37525","issued":"1909","language":"de","pages":"143-154","startpages":"143","title":"\u00dcber die Hemmung der Labwirkung. III. Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"63"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:15:40.749587+00:00"}